Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. LXVIII., S. 242 |
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LXVIII.
Miszellen.
Miszellen.
Bericht uͤber ein außerordentliches Ankleben der
Sicherheitsklappe am Kessel auf dem Dampfbothe des Legislator der am Hudson faͤhrt. Von dem Mechaniker auf
demselben.
Hr. J. B. Calhoun, Mechaniker,
theilt im Journal of the Franklin-Institute
folgenden Bericht mit, welcher sich auch im Mechan. Magaz.
N. 368, 28. August. S. 443, befindet:
„Die lezte schrekliche Explosion auf dem Dampfbothe Helen M'Gregor erinnert mich an einen Zufall, welcher sich im vorigen
Sommer unter meinen Augen zutrug. In der Erwartung, daß er der Menschheit nuzen
kann, halte ich es fuͤr meine Pflicht, denselben bekannt zu
machen.“
„Ich war im vorigen Sommer Mechaniker am Borde des Dampfbothes Legislator am Hudson. waͤhrend ich auf dem
Vorderverdeke stand, bemerkte ich, daß die Maschine schneller ging als
gewoͤhnlich. Da ich nicht, wie gewoͤhnlich, Dampf aus der
Sicherheitsklappe ausstroͤmen sah, eilte ich in die Heizstube, wo der
Heizer auf seinem Posten war. Er sagte mir, daß er 21 Zoll Dampf habe, und daß
der Stab im Eichmaße oben gegen den Dekel des Kessels stoͤßt. Da die
Sicherheitsklappe nur fuͤr 16 Zoll beladen war, erschrak ich, eilte
zuruͤk in die Heizstube, und zog dort die Schnur, die uͤber eine
Rolle laͤuft und an dem Hebel der Sicherheitsklappe befestigt ist. Ich
wollte die Sicherheitsklappe heben, und vermochte es nicht. Meine Angst nahm zu,
und ich stieg oben auf den Kessel, wo die Sicherheitsklappe war. Hier war alles
in Ordnung, d.h., es lag kein anderes Gewicht, als das bestimmte, auf der
Klappe. Ich schob dasselbe laͤngs dem Hebel bis auf den Stuͤzpunkt
zuruͤk, wo dasselbe so zu sagen nur nominal auflag; und doch stieg die
Klappe nicht. Ich gerieth nun in Verlegenheit, ergriff den Hebel, und zog ihn
mit Gewalt in die Hoͤhe; ich zog einige Secunden lang, so gut ich konnte,
als ploͤzlich, mit einem Knalle, wie an einem kleinen Feldstuͤke,
die Klappe sich oͤffnete und der Dampf mit aller Heftigkeit herausfuhr.
Dieß waͤhrte so fort, bis der Dampf endlich sich aus den
gewoͤhnlichen Druk gesezt hatte: die Maschine arbeitete indessen immer
fort. Es war kein Wasser auf der Klappe, noch irgend etwas sichtbar, was
dieselbe hatte hindern koͤnnen auszusteigen, nachdem der Druk im Kessel
staͤrker als 16 Zoll wurde, unter welchem Druke sie sonst immer von
selbst aufsprang. Ich frage nun, ob dieses Ankleben der Klappe nicht dadurch
entstand, daß Klappe und Lager derselben aus einem und demselben Metalle waren?
Mir scheint es gewiß, daß dieses Ankleben einzig und allein durch Anhangen des
Metalles an Metall entstand. Ich arbeite zwoͤlf Jahre als Mechaniker bei
Dampfmaschinen, und hatte nie Gelegenheit eine solche Erfahrung zu machen. Ich
hatte wohl gute Gruͤnde, dem Queksilber-Eichmaße nie ganz zu
trauen, hatte aber bisher immer volles Vertrauen auf die Sicherheitsklappe
gesezt. Dieß Mal aber hat sie mich getaͤuscht, und vielleicht hatte es
nur noch einiger Augenblike bedurft, um eine Explosion mehr zu bekommen; denn
ich zweifle nicht, daß, haͤtte der kleine Stab am Eichmaße durch die Deke
des Kessels frei durchziehen koͤnnen, man 30 Zoll statt 16 an dem
Eichmaße gesehen haben wuͤrde.“
„Gewoͤhnlich ist das Eichmaß auf Dampfbothen so in Grade getheilt,
daß es so viele Dampfzoll zeigt, als die Maschine aufnimmt, und die
Sicherheitsklappe so beladen, daß sie mit dem Eichmaße correspondirt, indem man
naͤmlich glaubt, daß, wenn das Eichmaß 46 Dampfzoll zeigt, aller
uͤbrige Dampf durch die Sicherheitsklappe entweicht. Die Mechaniker, oder
wenigstens viele derselben, lassen gewoͤhnlich den Dampf nicht abblasen,
wenn das Both bei einer Landung haͤlt, sondern verlassen sich darauf, daß
die Sicherheitsklappe sich von selbst heben wird, wenn der Dampf uͤber
die erforderliche Hoͤhe gestiegen ist. Man hielt bisher dieses Verfahren
fuͤr vollkommen sicher; der obige Fall zeigt aber auf die bestimmteste
Weise, daß man sehr Unrecht thut, wenn man sich zu sehr auf die
Sicherheitsklappe verlaͤßt. Ich wuͤrde auf das Dringendste
empfehlen, so oft ein Both zur Landung haͤlt, die Sicherheitsklappe zu
heben, das Eichmaß mag was immer fuͤr einen Druk anzeigen. Dieß ist die
einzige sichere Verfahrungsweise. Hat nicht vielleicht der Mechaniker am
Dampfbothe Helen M'Gregor sich zu sehr auf das
Steigen seiner Sicherheitsklappe verlassen, wenn der Dampf zu sehr stiege, und
ist nicht vielleicht die Klappe in ihrem Lager kleben geblieben? Vielleicht
hatte er zwei Mal so viel Dampf, als er brauchte, als er noch auf das Steigen
der Klappe wartete, in dem Augenblike, als die schrekliche Explosion Statt
hatte. Dieß mag vielleicht der Fall gewesen seyn. Ehe ich sah, daß meine
Sicherheitsklappe nicht stieg, wo sie haͤtte steigen sollen, glaubte ich,
die Ursache des Springens der Kessel muͤßte beinahe immer der Mangel
einer hinlaͤnglichen Wassermenge gewesen seyn; nun scheint es mir aber,
daß manche Explosion dem Umstande zugeschrieben werden kann, daß der Mechaniker
sich durch die Sicherheitsklappe taͤuschen ließ, die nicht stieg, wo er
es erwartet hatte.“
„Wenn Sie,“ schreibt Hr. Calhoun an Dr. Jones, „obige Thatsachen der Bekanntmachung
werth finden, so moͤgen sie es thun, und nach Belieben die Sache
einkleiden. Ich verstehe mich nicht auf die Kunst, einen Aufsaz fuͤr das
Publicum zu schreiben: fuͤr die Richtigkeit der erzaͤhlten
Thatsache kann ich aber buͤrgen; der Pilot, der Schiffsschreiber und der
Heizer werden sie bezeugen.“
Hr. Jones bemerkt:
„Wir theilen nicht die Ansicht des Hrn. Calhoun uͤber den Werth des
Eichmaßes, und glauben, daß der angefuͤhrte Fall denselben von dem Nuzen
dieser Vorrichtung uͤberzeugen sollte. Um uͤber die Ursache des
Anklebens der Sicherheitsklappe urtheilen zu koͤnnen, haͤtte man
die Form derselben, und andere Umstaͤnde, welche hierauf Bezug haben
koͤnnen, genau wissen sollen. Nach dem Berichte scheint es, daß in dem
vorliegenden Falle ein wirkliches Ankleben der Klappe in ihrem Lager Statt
hatte, und daß dieses, obschon es in einem gewissen Grade nicht gar selten ist,
hier auf eine ganz außerordentliche Weise Statt hatte. Unsere Leser sind mit
jener Adhaͤsion bekannt, welche Hr. Clément zu Paris uns zuerst kennen
lehrte,Eine Menge Aufsaͤze hieruͤber findet man im Polyt. Journ.A. d. Ue. und welche so viele Eroͤrterungen veranlaßte. Indessen findet
sich hier nichts, was uns zu dem Schlusse berechtigte, daß der
gegenwaͤrtige Fall in einiger Beziehung damit stehen koͤnnte,
indem Ausstroͤmen des Dampfes dieses Ankleben dann hatte begleiten
muͤssen.“
Dem Uebersezer scheint indessen allerdings hier eine Analogie Statt zu haben,
und mehrere franzoͤsische Physiker, auf die von Hrn. Calhoun richtig bemerkte
Unsicherheit der Sicherheitsklappe hindeutend, haben bereits auf die
Aehnlichkeit zwischen der Erscheinung des von Hrn. Clément zuerst
umstaͤndlicher entwikelten Phaͤnomenes, und zwischen dem
Sizenbleiben der Sicherheitsklappe aufmerksam gemacht.A. d. Ue.
Hrn. White's Maschine zum Letterngusse
wird in der New-York
Evening Post und in Nile's
Register 21. Maͤrz 1829 als eine der wichtigsten
Erfindungen gepriesen, welche in N. America gemacht wurde. Der Guß geschieht nicht,
wie bisher, aus der Hand, sondern mittelst einer Maschine, die ein Knabe in Gang
sezt, indem er bloß eine Kurbel treibt. Herrn White's Lettern gelten fuͤr die
elegantesten in den Vereinigten Staaten, und kommen um 10 bis 12 p. C. wohlfeiler.
900 Pfund Lettern von White geben eben so viele Seiten,
alt 1000 Pfund der gewoͤhnlichen mit der Hand gegossenen. (Bullet. d. Scienc. techn. Juin 1830. S. 178.)
Ueber Hrn. Wilh. Grisenthwaite's Dampfmaschine,
worauf derselbe am 12. Hornung l. J. sich ein Patent ertheilen
ließ, aͤußert das Repertory of
Patent-Inventions
Octob. 1830. S. 219. sich dahin, daß die Patenterklaͤrung
aͤußerst dunkel und ohne alle Zeichnung abgefaßt ist, und daß an diesen
Verbesserungen nicht viel Besonderes zu seyn scheint.
Ruderraͤder an Kriegsschiffen von Soldaten
getrieben.
Capitaͤn Charles Napier, C. B., ruͤstete das
Schiff Galathea mit Ruderraͤdern aus, die von der
Haͤlfte der Schiffsmannschaft getrieben werden. Hr. Croker untersuchte die Vorrichtung, und war bei
den Versuchen gegenwaͤrtig, die ganz zu seiner Zufriedenheit ausfielen. (Portsmouth Herald. Galignani. N. 4844.)
Verbesserung an Bojen.
Capit. Lillicrap hat eine sehr einfache Methode
vorgeschlagen, Bojen in Hafen, auf Rheden und an gefahrvollen Stellen als
Rettungsmittel fuͤr verungluͤkte Schiffende gebrauchen zu
koͤnnen, waͤhrend sie so, wie sie jezt sind, da sie leicht und hoch
auf dem Wasser schwimmen, und ihr Kupfer sehr glatt ist, selbst fuͤr Bothe,
die sich ihnen nahen, gefaͤhrlich sind. Er empfiehlt jede Boje der
Laͤnge nach mit Hangmatten-Brettchen (hammock
buttens) zu versehen, so daß jeder Ungluͤkliche, und auch Bothe,
ohne Gefahr sich denselben naͤhern koͤnnen. (Portsmouth Herald. Galignani. 4851.)
Schiffspumpe.
Im Atlas (Galignani. N. 4850.) wird einer neu erfundenen
Schiffspumpe erwaͤhnt, die, mit sehr geringem Kraftaufwands, bei jedem Zuge 5
Gallons (50 Pfund) Wasser auswirft, also in Einer Stunde an 9000 Gallons (oder
90,000 Pfund.)
Ueber die Liverpool- und
Manchester-Eisenbahn
theilt das London Journal of Arts.
October 1830. S. 27. eine kurze Notiz mit, in welcher
es heißt, daß, so hoͤchst wichtig auch diese Bahn in artistischer Hinsicht
ist, sie doch durchaus nichts Neues im Baue der Eisenbahnen darbietet, und daß man
uͤber die Naͤhrvaͤter derselben den wahren Vater vergessen hat.
Dieser war Hr. Wilh. James,
Landmesser zu London, der zu Newcastle-upon-Tyne die Dampfwagen auf
Eisenbahnen kennen lernte, und schon im J. 1822 meinte, es koͤnne zwischen
Liverpool und Manchester eine aͤhnliche Fahrt hergestellt werden. Er
nivellirte auf seine Kosten; die von ihm gefundene Linie fand keinen Beifall, und
Hr. Stephenson nivellirte,
noͤrdlich von der James'schen Linie, im J. 1824 eine neue Linie. Der
Ueberschlag war 400,000 Pfund Sterling (4,800,000 fl.) Die Weisheit des jezigen
Parliamentes, von welchem Erlaubniß erholt werden mußte, war dagegen: man disputirte
37 Stunden lang, schwaͤzte, parliamentsmaͤßig, das albernste Zeug, und
verwarf den Antrag. Die guten Buͤrger von Manchester und Liverpool ließen
sich durch die Eseleien ihrer Vertreter oder Zertreter nicht irre fuͤhren,
und ließen, suͤdlich von der vorigen Linie, im J. 1825 eine neue Linie
nivelliren, unter Aufsicht der HH. Georg und Johann Rennie: Hr. Karl
Vignoles hatte die Ausfuͤhrung, und vollendete Niveau und
Durchschnitte seiner Linie und Revision der vorigen in 3 Monaten. Als im J. 1826
daruͤber neuerdings im Parliamente gekraͤht, gehustet und gescharrt
werden mußte, ging im Unterhause die Erlaubniß, daß gescheidte
und fleißige Buͤrger ihr Geld zu der schoͤnsten und
nuͤzlichsten Unternehmung verwenden duͤrfen, die England
aufzuweisen hat, mit der geringen Mehrheit von 47 Stimmen, im Oberhause mit 28,
zur ewigen Schande fuͤr das heutige England durch. Waͤhrend
dieser Hahnengefechte zogen sich mehrere Directoren zuruͤk, Actionaͤre
verkauften ihre Actien, und die uͤbrig gebliebenen Directoren
uͤbertrugen den Bau nach der Linie der HH. Rennie und Vignoles weder diesen, noch Hrn. James, sondern Hrn. Stephenson.
Diese beruͤhmte Eisenbahn ist nun fuͤr das Publicum fuͤr immer
eroͤffnet. 130 Passagiers (groͤßten Theils Quaͤker [Society of Friends]) waren die Ersten, die sie
fuͤr die bestimmte Miethe, (7 Shillings, 4 fl. 12 kr. fuͤr die Person)
befuhren. Die Fahrt von ungefaͤhr 30 (engl., 7 1/2 deutschen) Meilen ward in
Einer
Stunde und zwei und dreißig Minuten, mit Einschluß zweimaligen
Aufenthaltes zum Einnehmen von frischem Wasser zuruͤkgelegt. 120 Passagiers
kehrten am Abende mit 3 Tonnen (60 Zentner) Bagage in Einer Stunde 48 Minuten
zuruͤk. Fortan faͤhrt taͤglich an jedem Ende der Bahn (zu
Liverpool und Manchester) um 7 Uhr Morgens, um 12 Uhr Mittags und um 4 Uhr Abends
ein Dampfwagen ab, der fuͤr 110 Passagiers Wagen nachzieht. Man wird diese 30
Meilen immer in zwei Stunden sicher zuruͤklegen.
Unfaͤlle auf Eisenbahnen.
Im Leeds Intelligencer (Galignani. N 4841) wird versichert, daß
waͤhrend der sieben Jahre, als die Darlington und
Stockton Eisenbahn befahren wird, nicht weniger als
50 Menschen-Leben auf dieser kurzen Streke zu Grunde gingen.
Wie das Landvolk in England uͤber Eisenbahnen
denkt.
Bei Eroͤffnung der Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester zeigte sich
solcher boͤser Willen unter den Tausenden und Tausenden der aus der
Nachbarschaft herbeistroͤmenden Menge, daß, wenn nicht Militaͤr bei
der Hand gewesen waͤre, wahrscheinlich die ganze Bahn zerstoͤrt worden
seyn wuͤrde. Es flogen Steine in Menge nach den Kutschen, in welchen
Wellington, Peel etc. fuhren. (Courier. Galignani.
4841.)
Neue Art, Holz zu eingelegter Arbeit in Blaͤtter von
unbestimmter Laͤnge zu schneiden.
Oberst Lancry, durch mehrere sinnreiche Erfindungen an
Flinten bereits ruͤhmlich bekannt, brachte aus Rußland eine Maschine nach
Frankreich, deren ein Claviermacher zu Petersburg, Hr. Faveryer, sich bedient, um das Holz nicht nach
oder durch die Mitte, sondern nach dem Umfange hin zu schneiden, wodurch er
Spaͤnerollen von unbestimmter Laͤnge erhaͤlt, die sehr
schoͤn geadert sind. Diese Schneidemaschine ist sehr einfach, arbeitet sehr
schnell und ohne Verlust an dem kostbaren Holze. Die Spaͤne, von unbestimmter
Laͤnge, fallen so fein aus, daß man Kupferstiche und lithographische
Zeichnungen auf dieselben abdruken, und sie auch als Dekel an Buͤchern
verwenden konnte. In drei Minuten ist ein hundert Fuß langer Span geschnitten.
Das Stuͤk Holz, aus welchem man diese feinen Spaͤne von dem Umfange
desselben abschneidet, wird zuvoͤrderst auf einer vierekigen Achse
aufgezogen, und mit dem Dreheisen der Drechsler abgedreht. Ein Messer oder ein
scharfes Hobeleisen aus Gußstahl, das gut gehaͤrtet und etwas laͤnger
als der Cylinder ist, ist an dem Ende eines 6 bis 7 Schuh langen Rahmens befestigt,
so daß es immer einen gleichfoͤrmigen Druk auf den Cylinder aͤußert,
und uͤberall von dem Umfange desselben ein Blatt von gleicher Dike abnimmt.
Der Rahmen, an welchem das Messer angebracht ist, ist an seinem hinteren Ende
beweglich und mit einem Gewichte versehen, damit er sich immer in dem Maße senkt,
als das Stuͤk duͤnner wird. Damit diese Senkung regelmaͤßig
fortschreitet, ist ein Regulator an der Maschine angebracht, der aus einer platten
kupfernen Stange besteht, die in einer schiefen Lage erhalten wird, und
laͤngs welcher der Rahmen niedersteigt, so wie der Regulator vorwaͤrts
zieht. (Bullet d. l. Soc. d'Enc. Mars. 1830. S. 93. Bullet. d. Sc. technol. Juin. 1830. S. 177.) [Auf eine
aͤhnliche Weise schneiden die Chinesen das sogenannte Reißpapier (Siehe polyt. Journ. B.
XXXIII. S. 331. XXXIV. S. 311.)
Wahrscheinlich lernten die Russen von den Orientalen diese Art Holz zu
spaͤneln. Unsere Drechsler werden es wohl auch kennen.] A. d. Ue.
Ueber die Form des festen Koͤrpers, welcher die
hoͤchste Attraction aͤußert,
findet sich ein hoͤchst interessanter, jedoch nur
fuͤr Leser, welchen die hoͤhere Mathematik gelaͤufig ist,
genießbarer Aufsaz im Philos. Mag.
Oct. 1830. S. 256. Er ist fuͤr Nautiker und
Chemiker wichtig.
Ueber Krystallographie in der Mineralogie
finden wir nach einem Auszuge in der Bibl. italian. Sett. p. 192. aus Hrn. Stef. Andr. Renier, Profs. der Mineralogie zu
Padova interessanten Elementi di Mineralogia
bemerkenswerth fuͤr unsere deutschen Krystallographen, und auch fuͤr
die franzoͤsischen, daß der Bologneser Guglielmini
schon am Ende des Jahres 1688, und noch ausfuͤhrlicher im J. 1705 in einer
Dissertation „de salibus“ einen
großen Theil von Delisle's und
Hauy's Theorie
ausfuͤhrte. Diese beiden Ehrenmaͤnner wuͤrden Guglielmini gewiß angefuͤhrt haben, wenn sie ihn
gekannt haͤtten. So bleiben Wahrheiten und die fruchtbarsten Ansichten
fuͤr Wissenschaften und Kuͤnste oft Jahrhunderte im Staube liegen,
waͤhrend gelehrte Phantasterei unter dieser Zeit ihren Weg in die Sterne
findet, aus welchen sie jedoch von Zeit zu Zeit wieder als Sternschnuppen,
gewoͤhnlich in dem Hofraume der Akademien und Universitaͤten,
niederfaͤllt.
Ueber die Geseze der theilweisen Polarisation das Lichtes
durch Reflexion
findet sich in den Phil. Trans.
1830. S. 69–84, und im Edinburgh Journal of
Science, Julius S. 160, eine sehr lehrreiche
Abhandlung des Herrn Dr. Brewster, worauf wir Optiker aufmerksam machen zu muͤssen glauben,
welche dieselbe wohl bald in irgend einem deutschen der Physik geweihten Journale
uͤbersezt finden werden.
Ueber Staͤrkmehl aus Erdaͤpfeln.
Man hat in Frankreich mit gutem Erfolge aus gefaulten
Erdaͤpfeln Staͤrkmehl bereitet. (Vergl. Mémorial de l'Yonne, Mars. 1830.) Herr Verollot
fils bemerkt dagegen, daß die 38 p. C.
Erdaͤpfel-Staͤrkmehl, die man aus den gefaulten
Erdaͤpfeln erhielt, viel zu viel waͤren, indem man aus gesunden
Erdaͤpfeln nur 12 bis 18 p. C. erhaͤlt; daß hier wenigstens die
Haͤlfte Brei oder Parenchym beigemengt gewesen seyn muͤßte. Man
bemerkt nun am ang. Orte gegen Hrn. Verollot, daß schon Vauquelin, auf dessen
Genauigkeit man sich verlassen konnte, darauf aufmerksam machte, daß verschiedene
Erdaͤpfelsorten verschiedene Mengen von Staͤrkmehl enthalten; daß die
sogenannte Orpheline z.B. 28 p. C. Staͤrkmehl
gibt; daß, nach Payen, man immer 20 p. C.
Staͤrkmehl auf frische Erdaͤpfel rechnen kann, folglich auf faule, die
schon einen Theil ihres Vegetationswassers verloren haben, noch mehr gerechnet
werden muß; daß, selbst wenn man auch die dachziegelfoͤrmige
Erdaͤpfelsorte genommen haͤtte (l'imbriquée), welche 18,5 p. C. Parenchym und nur 5,2
Staͤrkmehl gibt, oder die Parmentière, die
18,9 p. C. Parenchym liefert, man doch nie so viel Parenchym erhalten haben
wuͤrde, als Hr. Verollot angibt. Vauquelin fand nur 1
1/2, zuweilen nur 1 p. C. echtes Parenchym in Erdaͤpfeln. Das aus den
gefaulten Erdaͤpfeln erhaltene Staͤrkmehl war uͤbrigens
vollkommen rein, und loͤste sich in kochendem Wasser ohne allen
Ruͤkstand auf, gab auch mit Schwefelsaͤure die gehoͤrige Menge
Syrup. (Bulletin d. Scienc. techn. 1830. Juin. S. 141.)
Selbstentzuͤndung durch Hobelspaͤne, die mit
Leinoͤhl benezt wurden.
Ein Fabrikant, der Spinnmaschinen verfertigt, gab einem seiner Arbeiter den Auftrag,
dieselbe mit Leinoͤhl und spanischer Kreide, und dann mit Hobelspaͤnen
zu poliren. Der Arbeiter warf nach der Arbeit die Spaͤne auf den Boden.
Wenige Stunden darauf sah man des Nachts Licht in der Werkstaͤtte, und fand,
daß diese Spane brannten. Wenn man nicht zufaͤllig Licht in der
Werkstaͤtte bemerkt haͤtte, wuͤrde diese vielleicht mit den
Spaͤnen verbrannt seyn. Da in mancher Werkstaͤtte auf diese Weise
gearbeitet wird, will ich auf diese Thatsache aufmerksam machen. (Nile's
Register 10. Oct. 1829 im Bulletin technol.
Juin. S. 130.)
Selbstentzuͤndung durch Wachsleinwand.
Man weiß aus den Zeitungen, daß ein Transportschiff der lezten Expedition nach Algier
auf den hierischen Inseln in Brand gerieth. Man konnte es nur dadurch retten, daß man es ganz unter
Wasser tauchte. Als es spaͤter gelichtet, und auf die Rhede von Toulon
gebracht wurde, sing es neuerdings an zu brennen. Bei der Untersuchung fand es sich,
daß neue Wachsleinwand, die mit gelbem Ocher uͤberstrichen und in Stroh
gepakt war, die Ursache des Brandes gewesen ist. Diese Wachsleinwand lag an einem
warmen feuchten Orte aufgeschichtet, und hatte sich daselbst von selbst
entzuͤndet. Eine aͤhnliche Selbstentzuͤndung von Wachsleinwand
mit gelbem Ocher hatte waͤhrend des Transportes derselben von Paris nach
Marseille Statt. (Moniteur 26 Juin. 1830. Bulletin d. Scienc. technol. Juin.
S. 137.)
Bereitung eines schwarzen Harz-Firnisses.
Dieser herrliche Firniß, der durch seinen Glanz und durch seine Dauerhaftigkeit sich
so sehr auszeichnet, wird auf folgende Weise bereitet. Die Nuͤsse von Semecarpus
Anacardium, und die Beeren von Holigarma
longifolia werden einen Monat lang in klarem Wasser
geweicht, dann quer geschnitten und in einer Muͤhle gepreßt. Der
ausgedruͤkte Saft wird einige Zeit uͤber aufbewahrt, und man nimmt von
Zeit zu Zeit den Schaum ab, der an der Oberflaͤche aufsteigt. Die
Fluͤssigkeit wird sodann abgegossen, und derselben werden noch zwei Theile
Semecarpus und Ein Theil Holigarma zugesezt. Dieser Firniß wird wie Farbe aufgetragen, und, nachdem
er troken geworden ist, mit einem glatten Kiesel polirt. (London et Paris observer, 31. Jaͤner 1830. S. 80. Bulletin d. Scienc. technol. Juin. 1830. S. 142.)
Einige Notizen uͤber Maulbeerbaum- und
Seidenraupenzucht.
Wir haben unsere Leser bereits auf Vincenzo Ferrario's Werk, la vera
Agricoltura, aufmerksam gemacht. In einem Auszuge aus demselben liefert die
Biblioteca italiana Luglio (ausgegeben am 9. Sept.)
uͤber einige darin abgehandelte Gegenstaͤnde einige Notizen, aus
welchen wir nur folgende ausheben wollen.
Hr. Ferrario berechnet den
Ertrag einer mit Maulbeerbaͤumen bepflanzten Ruthe Landes (Pertica) nach sieben Jahren und nach Abzug aller
fruͤheren, nicht sehr bedeutenden Kosten, auf 123 Lire, 11 Soldi (milanese). Er findet ferner Lomeni's Rechnung richtig, nach welcher 2 Loth
Seidenraupen, d.h., so viel Seidenraupen, als aus einer Unze Eier ausfallen, 10
Zentner 73 Pfund Futter (Reiser und Laub mit einander gerechnet) beduͤrfen;
wornach also auf das Pfund Cocons ungefaͤhr 12 1/2 Pfund Futter kaͤme.
Er rechnet ferner auf 12 Pfund Cocons 1 Pfund Seide. (Eben so viel, und zwar genau
eben so viel, haben wir selbst in diesem schlechten Sommer an der Isar in Bayern
erhalten.)
Ueber die Florentiner Strohhuͤte
findet sich im Mech. Mag. N. 365,
7. Aug. S. 398. folgende kurze Notiz, wie es heißt, „aus dem Franzoͤsischen“ ohne weitere Angabe der
Quelle:
„Die besten Geflechte zu Strohhuͤten werden in der Nachbarschaft
von Florenz, Pisa, Siena und in dem oberen Arno-Thale verfertigt. Ganze
Familien, alt und jung, beschaͤftigen sich mit dieser Arbeit, die dem
Lande jaͤhrlich bedeutende Summen traͤgt. Das rohe Material hat
wenig Werth, die Verarbeitung desselben wird aber so eintraͤglich, daß
die Hausmuͤtter im oberen Arno-Thale ihre Feldarbeiten von den
Gebirgsbewohnern besorgen lassen, und sich dafuͤr im Strohflechten
beschaͤftigen. Das Stroh, welches zu Huͤten verflochten wird, wird
auf bergigen und unfruchtbaren Gruͤnden aus einer kleinkoͤrnigen
Weizensorte gewonnen: es ist, obschon es duͤnn ist, sehr zaͤhe und
fest, und troknet leicht, da der oberste Theil des Halmes hohl ist. Nachdem die
Wurzeln von der Erde gereinigt wurden, bildet man es in kleine Buͤndel
und schwingt es, und pfluͤkt das obere Glied, vom lezten Gelenke bis zur
Aehre ab, so daß es dann zwischen 4 und 6 Zoll lang ist. Die Aehre bleibt daran.
Nun wird dieses Stroh in Thau und Sonnenschein gebleicht: Regen ist dem Strohe
hoͤchst nachtheilig und verdirbt die Weiße. Wenn ploͤzlich ein
Regen einfaͤllt, sieht man alles beschaͤftigt, das Stroh unter
Dach zu bringen. Der untere Theil des Halmes wird auf dieselbe Weise behandelt,
und gibt dann Geflechte von geringer Qualitaͤt. Die obersten Glieder, welche gerade
uͤber dem obersten Knoten abgebrochen wurden, werden nach dem Grade ihrer
Feinheit sortirt. Durch dieses Sortiren, welches mit aller Sorgfalt geschieht,
erhält man drei verschiedene Sorten von Stroh. Stroh, das man um 3/4 Paoli
kaufte (4 1/2 Pence, 13 1/2 kr.), wird, nach dem Sortiren, fuͤr 10 Paoli
(4 Shill. 7 P., 2 fl. 45 kr.) verkauft. Jeder einzelne Streif Geflechtes oder
jedes Band besteht aus 7 bis 9 Halmen. Man beginnt das Flechten mit dem unteren
Ende des Halmes, und flicht denselben bis auf anderthalb Zoll von dem oberen
Ende, die Aehre mit eingerechnet, ein. Alle Enden der verbrauchten Halme werden
ausgelassen, so daß die Aehren auf die untere Seite des Bandes fallen. Das
Geflecht wird, so wie es fertig wird, auf einem hoͤlzernen Cylinder
aufgerollt. Nachdem es vollendet ist, werden die hervorstehenden Enden und
Aehren abgeschnitten, und zwischen der Hand und einem Stuͤke Holz, das
eine scharfe Kante fuͤhrt, unter starkem Druke durchgelassen, wodurch es
gepreßt und polirt wird. Die auf diese Weise zubereiteten Baͤnder werden
nun mit roher Seide so zusammengenaͤhet, daß ein ganzer Hut aus Einem
Stuͤke derselben hervorgeht. Der Durchmesser des Hutes ist im Allgemeinen
immer derselbe, und der Unterschied zwischen Hut und Hut besteht in der
verschiedenen Feinheit, d.h., in der Anzahl der Windungen, die ein solches Band
in einem Hute bildet. Die Huͤte haben naͤmlich zwischen 20 und 80
solcher Wendungen, wornach sich der Preis von 20 Paoli (9 Shill. 2 Pence, 7 fl.
10 kr.) bis auf 100 Piaster (etwas mehr als 20 Pfund Sterling, 240 fl.)
regulirt. Huͤte der hoͤchsten Feinheit haben keinen bestimmten
Preis. Ein Hut von 100 Piastern traͤgt dem Kaufmann 40 p. C.; Stroh und
Seide kostet naͤmlich 20 Piaster, und fuͤr die Arbeit zahlt er 40
Piaster.Der Kaufmann gewinnt also fuͤr sein Nichtsthun gerade so viel, als
der Arbeiter fuͤr die Arbeit.A. d. Ue. Eine Arbeiterin gewinnt des Tages zwischen 3–5 Paoli 48 kr. bis 1
fl. 30 kr., 1 Shill. 4 Pence bis 2 Shill. 3 Pence. Mehrere
Handlungshaͤuser zu Livorno und Florenz kaufen diese Huͤte im
Lande bei den Baͤuerinnen auf. Eines dieser Haͤuser fuͤhrt
jaͤhrlich fuͤr 400,000 fl. solcher Huͤte aus.Diese 400,000 fl. werden im Originale durch 3,500 Pfund Sterling
uͤbersezt; es ist also bei den fl. eine Null zu viel, oder bei
den Pfund Sterl. zu wenig.A. d. Ue. Man hat in Frankreich versucht solches Stroh zu ziehen, es gelang aber
nicht; ehe die Huͤte verkauft werden, werden sie noch mit Schwefel
gebleicht.
Eisenhuͤttenmaͤnner und Baumwollenspinner: zwei
neue Dynastien in Frankreich.
In den erbaͤrmlichen Times (24. Sept.) heißt es
unter anderen:
„Die Dynastie der franzoͤsischen
Eisenhuͤttenmaͤnner und Baumwollenspinner war es, nicht die
Dynastie der Bourbons, die neulich der betriebenen Herabsezung der
franzoͤsischen Einfuhrzoͤlle die groͤßten Hindernisse in
den Weg legte. Bis diese Dynastien nicht auch
gestuͤrzt sind, ist kein Heil fuͤr England: die neue
Charte gibt wohl den Franzosen, nicht aber dem englischen Handel
Freiheit.“ Welche Unverschaͤmtheit! Soll der Franzose sich von
den englischen Eisenhuͤttenmaͤnnern und Baumwollenspinnern auffressen
lassen, wie der Deutsche? Es wuͤrde uns nicht befremden, jede Dynastie den
Franzosen von den Englaͤndern unter der Bedingung freier Einfuhr englischer
Fabrikate aufgedrungen zu sehen. (Vergl. Galignani. N.
4847.)
Eisenvitriol-Fabrik zu Vermont in den Vereinigten
Staaten.
Am Ufer des Flusses Mill im Shrewsbury-Districte ist eine reiche Grube von
Schwefelkies, aus welchem man Eisenvitriol von der besten Qualitaͤt bereitet.
Hr. Robinson entdekte
dieselbe, und verkaufte sie an die mineralogische Gesellschaft in Vermont
fuͤr die Summe von 5000 Dollars. Die Gesellschaft, die sich groͤßten
Theils zu Boston befindet, hat den Bau derselben auf 25 Jahre uͤbernommen.
Sie siedet zu Strafford. Im J. 1828 fing sie mit geringen Quantitaͤten an,
erzeugt nun taͤglich anderthalb Tonnen, und richtet sich gegenwaͤrtig
auf ein taͤgliches Erzeugniß von 3 Tonnen (60 Zentner) ein. Die Fabrik ist
140 Fuß lang, und 72 Fuß
breit. Der Schwefelkies bricht hier unter einer rothen mit Steinen gemengten Erde
von 1 bis 3 Fuß Tiefe; er ist sehr dicht, von den verschiedensten Farben, und bricht
in großen Massen, die man mit dem Hammer zerschlaͤgt, und in Haufen von
mehreren Fuß Hoͤhe aufschichtet. Indem der Schwefelkies so der Luft ausgesezt
wird, erhizt er sich, und der ganze Haufe geht aus dem Zustande des Schwefelkieses
in den des schwefelsauren Eisens binnen wenigen Wochen uͤber. Nachdem dieß
geschehen ist, legt man ihn in Rinnsaale aus Thon, leitet Wasser auf denselben, und
fuͤhrt die Aufloͤsung in große bleierne Kessel, die 150 barils wiegen. Man kocht und verdampft in denselben die
Aufloͤsung bis zur gehoͤrigen Saͤttigung, und bringt sie dann
in Krystallisirgefaͤße, wo der Eisenvitriol sich an den Waͤnden der
Kufen und der Staͤbe krystallisirt. Wahrscheinlich wird diese Fabrik bald den
gesammten Bedarf der Vereinigten Staaten an Eisenvitriol deken, den man auf
ungefaͤhr 120 Tonnen schaͤzt. (Vermont
Aurora. Nile's
Register 22. Aug. 1829. Bulletin
d. Scienc. techn. S. 131.)
Colonie am Swan River.
Diese neueste Colonie der Englaͤnder besteht gegenwaͤrtig aus
ungefaͤhr 2000 Koͤpfen. Sie hat bereits eine Zeitung und ein
litterarisches Institut. Es ist aber noch etwas theuer daselbst. Ein Pfund
Rind- oder Schaffleisch kostet 1 Shill. (36 kr.); ein Pfund Brot 8 Pence (24
kr.), Butter (das Pfund) 1 1/2 Shilling; Poͤkelfleisch 10 Pence (30 kr.);
Kaͤse 1 Shill. 2 Pence (42 kr.); Kerzen 2 Shill.; Oehl 9 Shilling das Gallon
(10 Pfund); Rum 7 Shill., Brantwein 8 Shilling, Wachholder-Brantwein 7
Shill.; Wein die Flasche 4 Shill. (2 fl. 24 kr.) Taglohn fuͤr einen Arbeiter
ist 6 bis 9 Shill. (3 fl. 36 kr. bis 5 fl. 24 kr.) fuͤr den Tag. Schaft, die
von England aus hingebracht wurden, gelten 50 Shilling bis 3 Pfund (36 fl.) das
Stuͤk. Mehl kostet der Zentner 48 Shilling. (Galignani. N. 4841.)
Ueber Friauler Weine, uͤber Moden, uͤber
Kuͤnste und Handel
findet sich eine Reihe koͤstlicher Briefe im III. bis
VII. Bande der Edizione completa degli scritti di
Agricoltura, Arti e Commercio di Ant.
Zanon
, 16° Udine. 1830.
p. Mattiuzzi, welche, obschon sie vor mehr dann
einem halben Jahrhunderte geschrieben wurden, gar sehr eine deutsche Uebersezung
verdienten, wenigstens im Auszuge in Volksblattern, Modejournalen, Gewerbsblattern,
Handlungszeitungen etc. Sie enthalten einen Schaz von lehrreichen Bertragen zur
Geschichte der Erfindungen in allen Zweigen der Technik, von welchem nicht bloß die
deutschen, sondern selbst die franzoͤsischen und englischen Technologen
bisher kaum etwas zu ahnden schienen. Die Wenigsten unter denselben scheinen zu
wissen, daß Venedig durch mehr dann vier Jahrhunderte lang, ehe Flandern, Frankreich
und England eine Spur von Industrie besaß, Europa eben so am Narrenseile der Mode
fuͤhrte, wie, so viele Jahrhunderte später, Frankreich und England jezt
Deutschland und Italien und den Norden an demselben Seile gaͤngelt. Alles,
was wir jezt an Handarbeit, nicht Maschinenarbeit, an Saͤchsischen und
Brabanter Spizen, Tuͤchern, Seidenzeugen etc. bewundern, hatte Venedig vor
400 Jahren schon, und in einem hoͤheren Grade von Vollkommenheit, als wir es
gegenwaͤrtig nicht besizen. Venedig verfertigte noch zur Kroͤnung
Ludwig XIV. ein Spizen-Halsband aus weißen Menschenhaaren, an welchem 2 Jahre
lang gearbeitet wurde, und das 250 Ducaten kostete. Die Spizen, die unter dem Namen
punto in aria so beruͤhmt geworden sind, sind
eine uralte venezianische Erfindung.
Die Winke, welche der ehrwuͤrdige alte Zanon
uͤber die Mittel ertheilt, Kuͤnste und Gewerbe in einem Lande zu
foͤrdern, sind reine Ausspruͤche der hoͤchsten Weisheit in der
Kunst der Haushaltung des Staates. Er zeigt aus der Geschichte Spaniens, wie ein
Land, mitten im Besize eines Reichthumes von Millionen in Gold- und
Silberbarren, cm den Bettelstab herabsinkt, sobald es fremde Manufacturen frei einfuͤhren laͤßt, und nicht selbst
seinen Bedarf an denselben innerhalb seiner Graͤnzen erzeugt. Spanien war,
vor der Entdekung America's, bei seiner Wollen-Erzeugung, seinen herrlichen
Tuch- und Seidenzeug-, seinen Eisen- und
Stahl-Manufacturen einer der reichsten und maͤchtigsten Staaten
Europa's, so lang es naͤmlich dem Beispiele der Saracenen folgte, und
arbeitete. Als jaͤhrlich Millionen an Gold- und Silberstangen aus
America nach Spanien eingefuͤhrt wurden, und mit dem Reichthume Luxus und Faulheit sich
uͤber das Land verbreitete, als England und Frankreich Spanien mit ihren
Manufacturen uͤberschwemmte, verarmte Spanien von Jahr zu Jahr immer mehr und
mehr. Die Summe, welche Spanien vom J. 1492 bis 1764 dem Auslands fuͤr seine
Fabricate bezahlte, welche also außer Land ging, betraͤgt nach officiellen
Urkunden bei dem gruͤndlich unterrichteten Spanier Ustariz, nicht weniger als 4080 Millionen Piaster; so daß von allem aus
America eingefuͤhrten Golde und Silber kaum 200 Millionen Piaster, und diese
groͤßten Theiles in den Haͤnden des Clerus, blieben.
Sehr interessant ist die Lobrede, die der gute alte Italiaͤner auf unsere gute
alte Stadt Nuͤrnberg haͤlt, deren Kunstfleiß und durch alte Geseze zur
Foͤrderung desselben er seinen Zeitgenossen als
Muster aufstellt. Es scheint, daß die Italiaͤner die schoͤne
Seite der Deutschen besser zu wuͤrdigen verstanden, als wir die Verdienste
der Italiaͤner, und daß man vor 50 und 60 Jahren weit richtigere Ideen
uͤber die Mittel zur Foͤrderung der Industrie hatte, als heute zu
Tage.
Zanon troͤstet die Schwaͤzer, die
uͤber die Wandelbarkeit der Industrie klagen, und daher gegen
Beguͤnstigung derselben schreien, mit dem Beispiele Flanderns und Englands.
England bezog bekanntlich all sein Tuch aus Flandern, ehe das Weib auf dem Throne
(Elisabeth) kluͤger war, als alle Minister, die England vor ihr regierten,
und die Einfuhr fremder Tuͤcher nach England auf das Strengste verbot. Vom
Tage dieses Einfuhrverbotes fremder Tuͤcher nach England an hob sich die
Tuchmanufactur in England nach und nach bis zu jener Hoͤhe, in welcher sie
jezt uͤber die ganze Welt gebietet. Flandern verlor den Gewinn seiner
Tuchmanufacturen gaͤnzlich. Ging es daruͤber zu Grunde, wie die
Anti-Industriellen uns glauben machen wollen, daß es bei jedem industriellen
Volke der Fall seyn muͤsse, wenn der Zweig von Industrie abgehauen wird, der
es bisher naͤhrte? Durchaus nicht! Die ehemaligen Tuchmacher wurden
Leinenweber, und die niederlaͤndische Leinwand ward in wenigen Jahren eben so
beruͤhmt, wie ehemals das niederlaͤndische Tuch, und Flandern ward
durch Leinwand- und Spizen-Manufactur noch reicher, als es ehevor
durch seine Tuchmanufacturen geworden ist.
Die Apologie, die der gute Zanon den Kaufleuten und dem Handel (nicht den Kraͤmern)
haͤlt, verdient gelesen zu werden auch noch in unseren Tagen.
Wie vor vierhundert Jahren rechtliche und hochsinnige
Buͤrger Steuern und Abgaben vermindern halfen.
Man fand vor Kurzem in der alten Bank zu Genua (antica banca
di S. Giorgio di Genova) einen Brief von Christoph
Colombo (dem Entdeker America's) an den damaligen Inspector dieser Bank, in
welchem er denselben benachrichtigt, daß er, „in der
Eigenschaft eines genuesischen Buͤrgers“ (nella qualita sua di cittadino Genovese)
„seinem Sohne Diego den Auftrag ertheilte,
jaͤhrlich den zehnten Theil seiner Einnahme
zur Verminderung der Abgaben auf Getreide, Wein und Nahrungsmittel
uͤberhaupt, die in Genua erhoben werden, an die Bank zu
bezahlen.“ Man koͤnnte glauben Colombo waͤre, so wie der Entdeker des neuen Welttheiles, so auch
der Erfinder eines neuen Systemes zur Tilgung der Auflagen geworden, wenn dieser
große Mann nicht dem ehrenvollen Auftrage an seinen Sohn noch die Worte
beigefuͤgt haͤtte, „nach der Weise
vieler anderer genuesischer Buͤrger“ (secondo la pratica di piu altri testatori genovesi). Wir
sehen also, daß es vor 400 Jahren Sitte war, daß Buͤrger zu Genua, wenn sie
ihre Rechnung mit der Welt abschloͤssen, ihres lieben Mitbuͤrgers auch
am Grabe noch auf eine so hochsinnige Weise gedachten, daß sie den zehnten Theil
ihres Vermoͤgens ihren eigenen Kindern entzogen, um die Last der Abgaben, die
auf ihre Mitbuͤrger druͤkt und in jedem Staate mehr oder minder
druͤken muß, nach und nach von den Schultern
derselben abzuheben. Kann man sich einen edleren, schoͤneren, reineren
Buͤrgersinn denken, als diesen? Wie war es moͤglich, daß dieses
Beispiel hoher Buͤrgertugend nicht bloß ohne Nachahmung außer den Mauern von
Genua geblieben ist, sondern selbst dort in Vergessenheit gerieth? Wie viele Staaten
koͤnnten jezt frei seyn von mancher Abgabe, wenn ihre Buͤrger ihrem
Vaterlande aͤhnlichen Zehend gegeben haͤtten? Ein Umstand, der uns den
alten Colombo um so mehr als edlen Buͤrger zeigt, ist der, daß er
von seinem Vaterlande nicht bloß verkannt, sondern verachtet und verfolgt war. Colombo war uͤbrigens nicht bloß aͤußerst
religioͤs, sondern in hoͤchstem Grade bigott. Er gab der Kirche mehr, als seinem Vaterlande; er vergaß aber
nicht, wie so viele unserer heutigen Bigotten, das
Vaterland uͤber den Seelenmessen der Kirche. (Vergl. Biblioteca italiana. N. 175. S. 102).
Ueber Venedig's fruͤhere Industrie.
Zanon zaͤhlt in seinem lehrreichen Aufsaze
uͤber den Handel das alten Aquileja und Venedig nicht weniger als 255
Kuͤnste und Gewerbe, die im 14ten und 16ten Jahrhunderte zu Venedig und im
Venezianischen betrieben wurden. Die Venezianer versahen damals Lyon mit Seidenzeugen und sogenannten reichen Zeugen und
allem dem, was man jezt Lyoner-Waare nennt, und,
nebst Florenz und Mailand, das uͤbrige Europa mit feinen Tuͤchern.
Ersaz fuͤr den Verlust, den Italien dadurch erlitt, daß seine Industrie sich
nach Norden und Westen zog, erhielt es durch die zeither ungemein vermehrte
Seidenzucht, und dadurch, daß es, sonderbare Erscheinung, aus einem industriellen
Staate ein landwirtschaftlicher, akerbauender geworden ist. (Vergl. Bibliot. ital. Sett. 1830. S. 210.)
Suͤd-africanisches Institut.
So eben ersehen wir aus dem Philosophical-Magazine and
Annals of Philosophy. September 1830, S. 222,
daß sich am Vorgebirge der guten Hoffnung ein South-African Institution gebildet hat, deren Zwek
Foͤrderung der Naturgeschichte und Landwirthschaft in allen ihren Zweigen,
der Geographie und Physik ist. Diese Anstalt steht unter dem Schuze des Gouverneurs,
Sir G. L. Cole, und ihr
Praͤsident ist Oberstlieutenant Behl.
Vicepraͤsidenten sind: die hochw. F. Fallows, J.
A. Joubert, A. Olyphant, J. W.
Stoll. Secretaͤr ist Andr. Smith u. J. Adamson. In dieser
Anstalt erscheint vierteljaͤhrig das South African
Quarterly Journal, welches zu London bei Nichardson, Cornhill, zu haben
ist. Hr. Bowre lieferte in
demselben eine herrliche Abhandlung uͤber die Nothwendigkeit botanischer
Garten (man sieht hieraus, daß die Hottentotten mehr Verstand haben, als die HHrn.
Senatoren mancher Universitaͤt und Akademie in Europa, an welcher botanische
Gaͤrten unterdruͤkt werden) und beweiset,
daß die einzige Cap-Colonie fuͤr sich allein eine groͤßere
Anzahl phanerogamischer Pflanzenarten besizt, als unsere gelehrten Botaniker (Humboldt und Decandolle) auf
ganz Africa rechnen. In diesem South African Quart.
Journ. befindet sich auch ein interessanter Aufsaz „uͤber Kerzendochte und den Einfluß des Chlor es auf
die Brennbarkeit des Wachsbeerenstrauches,“ von Dr. Reed.
Errichtung einer Central-Realschule zu
Darmstadt.
Auch in Darmstadt eroͤffnet sich nun die Aussicht zur Errichtung einer
polytechnischen Schule, wie die Leser aus nachstehender Rede ersehen, welche der
Abgeordnete von Daͤrnberg mit allgemeinem Beifall
im Sept. 1830 in der zweiten Kammer der Landstande des Großherzogthums Hessen
gehalten hat. Wir theilen diese Rede unsern Lesern mit, weil sie auf eine klare und
buͤndige Weise die Unzulaͤnglichkeit einer rein classischen (oder
vielmehr philologischen) Bildung fuͤr den groͤßeren Theil der
Unterthanen jeden Staates auseinandersezt. Moͤchten die Antraͤge des
Hrn. Abgeordneten nur bald in Erfuͤllung gehen und man sich durch
Diskussionen uͤber das Bessere nicht abhalten lassen, den Anfang zu machen,
da zwekmaͤßige Abaͤnderungen wo sie noͤthig sind,
spaͤter sich von selbst an die Hand geben muͤssen:
Meine Herren! Die Civilisation und die allgemeine
Verbreitung der Ausklaͤrung haben die Schranken der Scholastik
gluͤklich durchbrochen. Die Weisheit, die Kenntniß dessen, was uns Roth thut,
und der Mittel des Besserwerdens sind nicht mehr an den Nachlaß der Griechen und
Roͤmer gebannt. Verehren wir auch noch so dankbar die Surrogate von Bildung,
welche die alten Classiker unsern Altvordern im Mittelalter gewaͤhrten,
stellen wir selbst ihren bleibenden Werth fuͤr strenge Gelehrtenbildung nicht in Abrede; so
bietet uns doch die neuere Zeit ein Reich des Willens dar, das den
beschraͤnkten Kreis der Alten weit uͤberschritten hat. Beinahe alle
und gerade diejenigen Wissenschaften, die uns am meisten frommen, erhielten eine von
den Griechen und Roͤmern unabhaͤngige Begruͤndung, eine
selbststaͤndige Litteratur. Fuͤr die beiden Hauptwissenschaften, auf
welchen die neuere Bildung, der ungeheure Fortschritt der Aufklaͤrung und
Industrie vorzuͤglich beruht, Mathematik und Naturkunde, sind die Alten keine Fundgruben mehr) eben so
koͤnnen in den uͤbrigen Faͤchern nicht nur der Berufs-,
sondern auch der allgemeinen Menschen- und Buͤrgerbildung die Beduͤrfnisse des Unterrichts nur noch zum
kleinsten Theile aus den alten Classikern befriedigt werden.
Man hat daher zwar angefangen, auf den Gymnasien diesen Maͤngeln abzuhelfen;
immerhin bleiben diese Anstalten in ihrer ganzen Richtung vorzugsweise dem Studium
der alten Sprachen gewidmet oder bedienen sich vielmehr derselben als vorzugsweises
Vehikel ihres Unterrichts, lassen aber die Anspruͤche derjenigen, die zwar
eine wissenschaftliche, aber keine gelehrte Fachbildung beabsichtigen,
unbefriedigt.
Die Anzahl dieser Art von Schuͤlern vermehre sich
immer mehr, je ausgebreiteter die Civilisation wird, und diese macht desto
schnellere Fortschritte, je mehr nicht bloß fuͤr den Gelehrten vom Fach und
fuͤr den kuͤnftigen Staatsdiener, sondern auch fuͤr Andere,
Gelegenheiten zu wissenschaftlicher Ausbildung vorhanden sind. Diese Wechselwirkung
liegt in der Natur der Sache. Fuͤr den Menschenfreund, fuͤr den Freund
des Vaterlandes, kann es nur eine sehr erfreuliche Erscheinung seyn, wenn die Zahl
derjenigen zunimmt, die sich eine wissenschaftliche Bildung aneignen, ohne darum
Staatsdiener werden zu wollen, und insbesondere nach einem solchen Realunterricht
streben, weil dieser Weg der Aufklaͤrung in den nuͤtzlichen
Wissenschaften der sicherste ist zur Auffindung, richtigen Erkenntniß und
Wuͤrdigung, wie zum zwekmaͤßigen Gebrauche aller der
Huͤlfsquellen, welche Land und Volk durch Vervollkommnung und Bereicherung
der Gewerbe, der Landwirthschaft und Verbesserung der buͤrgerlichen
Einrichtungen in ihrem Schooße noch bergen.
Sie haben, meine Herren, durch Ihre Abstimmungen zu Gunsten der Real: schulen diesen
Ansichten Ihren Beifall geschenkt; ich hoffe auf einen gleichen Beifall fuͤr
die Folgerungen, die sich daraus noch weiter ergeben.
Der Theil unserer Jugend, dem es um eine wissenschaftliche Realbildung oder in
Vergleich zu den gewoͤhnlichen Buͤrgerschulen hoͤhere und
allgemeinere Bildung zu thun ist, ohne darum sich dem Gelehrten- oder
Beamtenstande widmen zu wollen, hat nun demjenigen zu Gefallen, was die Gymnasien
fuͤr diesen Zwek leisten, nicht mehr noͤthig, von der so kostbaren
Zeit dieses kurzen Lebens einen so bedeutenden Theil dem Studium der alten Sprachen
zum Opfer zu bringen, sondern kann das schoͤne Jugendalter fruchtbringender
zur gruͤndlicheren und ausgebreiteteren Erwerbung der Vorkenntnisse fuͤr seinen kuͤnftigen Beruf verwenden. Aber
dennoch koͤnnen in diesen Realschulen die Realwissenschaften nicht mit der
Gruͤndlichkeit und in dem Umfange gelehrt werden, welche den Erfordernissen
einer hoͤhern selbststaͤndigern Ausbildung in denselben
genuͤgten und der Wichtigkeit dieser Faͤcher wie ihrem tief
eingreifenden Einflusse auf Verbesserung der Gewerbe, der Landwirthschaft und der
technischen Betriebszweige entsprachen. Die Realschulen bilden in dieser Hinsicht
nur eine Uebergangsstufe zum gruͤndlicheren umfassenderen Studium;
fuͤr das reifere aber vorbereitete Alter ist eine hoͤhere
Unterrichtsanstalt noͤthig.
Hiermit, meine Herren, glaube ich den ersteren allgemeineren Zwek der Centralschule
der technischen Wissenschaften zureichend bezeichnet zu haben. Sie ist, wie gesagt,
fuͤr das reifere Jugendalter bestimmt. An ihr sollen Juͤnglinge, junge
Maͤnner Gelegenheit haben, in den Realwissenschaften eine hoͤhere
Ausbildung sich anzueignen, und darin nach Maßgabe ihrer Berufszweke den Grad von
Vollkommenheit zu erreichen, der sie in den Stand sezt, den reichhaltigen Stoff,
welchen das praktische Leben zur Anwendung dieser Wissenschaften darbietet,
fruchtbringend zu bearbeiten und zu benuzen. Zum Beweise dessen wird es hinreichen,
die in der Centralschule zu lehrenden Faͤcher zu nennen, naͤmlich die
verschiedenen Faͤcher der theoretischen Mathematik, Naturkunde und der Lehre
ihrer allgemeinen Anwendung, insbesondere also auch Statik der festen und
fluͤssigen Koͤrper, Mechanik, Hydraulik, praktische Geometrie,
politische Arithmetik, angewandte Physik und Chemie, Technologie, Modellirkunst, Statistik u.s.w. Alle
diese wissenschaftlichen Faͤcher stehen in inniger Wechselwirkung zur
Vervollkommnung saͤmmtlicher productiver Betriebszweige; ihnen verdankt man
vorzuͤglich die Fortschritte der neueren Zeit. Eine hoͤhere
Lehranstalt, worin die lehrbegierigen jungen Leute, welche sich technischen
Berufszweigen widmen, oder sonst Lust zu diesen Faͤchern und ihrer
demnaͤchstigen Anwendung haben, sie alle zusammen finden, wird die Strahlen
einer segensreichen Aufklaͤrung durch das Land verbreiten, und vielfache
Kraͤfte zur Bereicherung unserer Cultur und Industrie aus ihrem Schlummer
weken.
Die Centralschule wuͤrde auch dann, wenn der dortige Unterricht nicht noch
besonders in die Anwendung auf verschiedene Berufsfaͤcher, die in unserm Land
von vorzuͤglicher Wichtigkeit sind, einginge, einem wesentlichen
Beduͤrfnisse abhelfen, und die Luͤke ausfuͤllen, welche das
Universitaͤtsstudium in dieser Beziehung ebenso darbietet, wie die gelehrten
Gymnasien gegenuͤber den Realschulen. Diese werden zu unserer Centralschule
in einem aͤhnlichen Verhaͤltnisse stehen, wie die Gymnasien zur
Universitaͤt.
Fragen wir aber, fuͤr welche junge Leute sich besonders das Studium an der
Centralschule eignen wird, und welche dorr vorzuͤglich zusammentreffen, so
finden wir, daß es vornehmlich kuͤnftige Bautechniker jeder Art, Landwirthe,
Forstmaͤnner, Unternehmer von Fabrikanlagen und Kaufleute seyn werden. Mit
ihnen muͤssen wir also wuͤnschen, daß an der Centralschule zugleich
Gelegenheit vorhanden seyn moͤge, fuͤr die erwaͤhnten
besonderen Berufsfaͤcher ebenfalls sich bilden zu koͤnnen.
Dieß ist der zweite, bei Errichtung der Centralschule den
gegenwaͤrtigen Beduͤrfnissen noch naͤher liegende Zwek.
Die erwaͤhnten Berufsfaͤcher haben mehr und minder gemeinschaftliche
Huͤlfswissenschaften. Man kann daher an den fuͤr sie getrennt
errichteten Lehranstalten nicht umhin, auch meistens die naͤmlichen
Huͤlfswissenschaften zu lehren. Soll dieß gut und gruͤndlich
geschehen, so wird ein groͤßerer Kostenaufwand erfordert, als der auf die
einzelne Anstalt verwendbare Fond zulaͤßt. Die Folge davon ist eine
Aermlichkeit und Unvollstaͤndigkeit, welche den Unterricht hemmt und in dem
Wissen Luͤken zuruͤk laͤßt, die sich spaͤterhin nicht
mehr ergaͤnzen lassen; ein anderer Nachtheil besteht in der Einseitigkeit der
Bildung, waͤhrend doch im praktischen Leben gerade die erwaͤhnten
Faͤcher am meisten mit einander in Beruͤhrung kommen, sich gegenseitig
helfen, begreifen und unterstuͤzen, fuͤr gemeinschaftliche
hoͤhere Zweke zusammen wirken sollen.
Allen diesen Maͤngeln und Nachtheilen wird durch Verbindung der Bau-,
Landwirthschaftlichen und Forstschulen in Eine Anstalt
begegnet. Die Schuͤler koͤnnen gemeinschaftlichen Unterricht in den
Huͤlfswissenschaften genießen. Wenn der Lehrer schon bei dem Vortrag Winke
uͤber die Nuzanwendung auf die einzelnen Berufsfaͤcher ertheilt, so
ist dieß fuͤr jeden der Schuͤler, auch wenn es sein kuͤnftiges
Berufsfach nicht besonders beruͤhrt, doch von großem Nuzen. Als Lehrer der
einzelnen Huͤlfswissenschaften koͤnnen Meister, die ihre Forschung und ihr ganzes Leben ihnen vorzuͤglich
widmen und Ausgezeichnetes leisten, angestellt, und die erforderlichen Sammlungen,
Apparate wie auch sonstige Huͤlfsmittel des Unterrichts den
Beduͤrfnissen und dem Stande der Wissenschaft gemaͤß ausgestattet
werden.
Auf solche Weise, meine Herren, geht die Erreichung des ersten Zweks schon aus dem
zweiten hervor, indem die Huͤlfswissenschaften saͤmmtlicher
technischer Berufszweige an der Bau-, Landwirthschafts- und
Forstschule in dem Umfang und der Vollkommenheit gelehrt werden, daß auch viele
junge Maͤnner aus andern technischen Faͤchern, kuͤnftige
Kaufleute, Fabricanten etc., selbst junge Militaͤrs, sich fuͤr ihren
demnaͤchstigen Beruf an der Centralschule gruͤndlich vorbereiten
koͤnnen, und diese eine Facultaͤt der Realwissenschaften bildet.
Die Wichtigkeit des Zwekes, der wohlthaͤtige Einfluß auf Vermehrung und
zwekmaͤßigen Gebrauch der Huͤlfsquellen des Landes wuͤrde es
selbst reichlich lohnen, wenn es noͤthig waͤre, darauf große Summen zu
verwenden. Bliken wir auf die Reihe der Anstalten, die eine Stelle in unserm Budget
einnehmen, ja sehr große Ausgaben erfordern, so werden wir wenige finden, die in
Bezug auf wahrhaften Nuzen der zu errichtenden Centralschule der technischen
Wissenschaften an die Seite gestellt werden koͤnnen. Je dringender uns die
Noth des Landes mahnt, Ersparnisse zu bewirken, desto mehr muß es ein Anliegen seyn,
Anstalten und Unternehmungen in's Leben zu rufen, welche die Ertragskraͤfte
des Landes vermehren und
die Intelligenz in ihrem Gebrauche verbreiten; ihnen
muͤssen wir also die erforderlichen Fonds vorzugsweise zuwenden. Indessen
kann hier mit Wenigem sehr Vieles ausgerichtet werden. Wir haben bereits fuͤr
die Bauschule, fuͤr die Catasterschule, fuͤr die Zeichenschule,
fuͤr landwirthschaftlichen Unterricht, fuͤr die Forstlehranstalt wenn
auch verhaͤltnißmaͤßige geringe, aber doch so viele Fonds bewilligt,
daß es bei Vereinigung derselben, so wie der bei diesen Anstalten vereinzelten
Sammlungen, Apparate und sonstigen Huͤlfsmittel, zu einem Ganzen, keines
großen Zuschusses beduͤrfen wird, um die Staatsregierung in den Stand zu
sezen, dem Lande die erwaͤhnten Vortheile einer solchen Centralschule
zuzuwenden und Ausgezeichnetes leisten zu lassen.
Jeder Verzug in der Ausfuͤhrung eines so wohlthaͤtigen Unternehmens ist ein Verlust fuͤr das Land. Ich trage daher
darauf an:
1) Die Staatsregierung zu ersuchen, alle Anstalten fuͤr
den Unterricht in den Bauwissenschaften, in der Landwirthschaft, in der
Forstwissenschaft, wie auch die Catasterschule, uͤberhaupt alle Anstalten und
Fonds fuͤr die erwaͤhnten Zweke in ein Ganzes zu vereinigen, hierdurch
zugleich die Errichtung einer hoͤhern Centralschule in's Werk zu sezen, und
die Vorbereitung hierfuͤr so zu beschleunigen, daß der erste Cursus schon im
naͤchsten Fruͤhjahr eroͤffnet werden kann;
2) der Staatsregierung fuͤr jedes der beiden Jahre 1831
und 1832 einbegriffen die Kosten der ersten Einrichtung zur Centralschule, einen
Credit von 2000 fl. zu eroͤffnen, ohne jedoch daraus staͤndige
Besoldungen, die fuͤr eine folgende Finanzperiode im Voraus eine
Verbindlichkeit begruͤndeten, bewilligen zu duͤrfen, vielmehr
3) uͤber die Verwendung sowohl der vereinigten Fonds als
des Zuschusses bei dem naͤchsten Landtag eine specielle Rechenschaft
abzulegen und damit einen nach den bis dahin gemachten Erfahrungen
zuverlaͤssiger zu entwerfenden Plan der Einrichtung der fraglichen
Centralschule den Staͤnden vorzulegen.
––––––––––
Diesem Antrage fuͤgen wir die Beurtheilung folgender interessanten Schrift
uͤber denselben Gegenstand bei:
Ueber die zwekmaͤßigste Einrichtung der Gewerbsschulen
und der polytechnischen Institute. Eine von der Koͤnigl. Societaͤt der
Wissenschaften zu Goͤttingen gekroͤnte Preisschrift, von Heinrich
Gottlieb Koͤhler, Doktor der Philosophie und
Privatdocent in Goͤttingen. Goͤttingen, in Commission der
Dietrichschen Buchhandlung. 1830. (62 Seiten.)
Da bei den unaufhaltsamen Fortschritten aller Industriezweige und der immer
zunehmenden Concurrenz zwekmaͤßig eingerichtete Gewerbsschulen ein so
dringendes Beduͤrfniß werden, daß in allen jenen deutschen Staaten, wo die
Regierungen nicht selbst die Herstellung derselben uͤbernehmen wollen oder
koͤnnen, die Landstaͤnde genoͤthigt seyn werden sich in das
Mittel zu legen (wovon vorstehende Rede ein Beispiel liefert), so wird eine Schrift
uͤber diesen Gegenstand, welche die Approbation der Koͤnigl.
Societaͤt der Wissenschaften zu Goͤttingen erhielt, schon deßwegen
Aufmerksamkeit erregen, weil diese Societaͤt uͤberall in einem eben so
großen als verdienten Ansehen steht, da sie stets in allen Faͤchern des
menschlichen Wissens die gruͤndlichsten Gelehrten besaß Und bildete und
bekanntlich auch mehr als jede andere in Deutschland sich von Verirrungen (besonders
im Gebiete der philosophischen und Naturwissenschaften) frei zu halten mußte.
Der Verfasser versteht unter technischer Lehranstalt,
polytechnischem Institut, Gewerbsschule, eine Bildungsanstalt wo der
Handwerker und Kuͤnstler, und der aus der Bereinigung beider hervorgehende
Fabrikant bloß solche rationelle Kenntnisse erhalten soll, daß er in Stand gesezt
wird, die Handgriffe und Verfahrungsweisen seines Gewerbes zu beurtheilen, zu
pruͤfen und zu seinem Zweke zu verbessern. Der Verfasser bemerkt, daß es
unmoͤglich, nicht noͤthig und selbst nicht rathsam ist, alle
Gewerbtreibende eines Landes auf den Grad der Cultur zu heben, welche der jezige
Zustand der Wissenschaften zu bewerkstelligen im Stande waͤre, indem eine
große Anzahl derselben durch physische und moralische Verhaͤltnisse bestimmt ist, Maschine
zu seyn und zu bleiben, und sie durch ihre Kenntnisse mehr Schaden als Nuzen bringen
wuͤrden; der Herausgeber des Polyt. Journ. ist ebenfalls weit entfernt
fuͤr diejenige Classe, welche der Verfasser hier vor Augen hatte,
Gewerbsschulen in Vorschlag bringen zu wollen, glaubt aber, daß bei weitem der
groͤßte Theil derselben durch zwekmaͤßiger
eingerichtete Volksschulen zu brauchbarerem und nuͤzlicheren
Individuen herangebildet werden koͤnnte, ohne daß man sie dadurch
uͤber ihren Stand erheben wuͤrde.
Um nun der kleineren Anzahl der Gewerbtreibenden eine nicht zu weit getriebene
theoretische Bildung zu ertheilen, die ihren Faͤhigkeiten angemessen ist und
einen vortheilhaften Einfluß auf das Emporkommen der Gewerbe haben muß, soll man
nach dem Verfasser
1) Gewerbsschulen (Secundaͤrschulen) in den vorzuͤglichsten Staͤdten des
Landes fuͤr diejenige Zahl errichten, deren Sphaͤre des Wissens nur
eine maͤßige seyn kann und zu seyn braucht und
2) eine Hauptschule (Centralschule) in der Hauptstadt des Landes fuͤr diejenige Anzahl,
wo die Sphaͤre des zwekdienlichen Wissens weiter ausgedehnt werden soll und
wo einzelne die hoͤchste Stufe erreichen koͤnnen. Diese koͤnnte
zugleich nach dem Vorbilde derjenigen zu Wien und zu Stockholm eine Anstalt seyn, wo
den Gewerbtreibenden Rath und Aufklaͤrung ertheilt, der Landesregierung
jaͤhrlich Bericht uͤber den Zustand und die Fortschritte der Gewerbe
ertheilt, durch Ausstellung der einheimischen Gewerbserzeugnisse Aemulation erregt
wuͤrde u.s.w.
Ganz mit dem Verfasser uͤbereinstimmend hat der Herausgeber schon vor mehreren
Jahren auf die Errichtung von Secundaͤrschulen in allen groͤßeren und
außerdem von Centralschulen in einigen der groͤßten und industriereichsten
Staͤdte des Koͤnigreichs Bayern zur Ausbildung von Fabrikanten,
Direktoren der Fabriken, technischen Beamten u.s.w. gedrungen.
Hinsichtlich der Secundaͤrschulen entsteht sogleich
die Frage, zu welcher Zeit der Unterricht ertheilt werden soll und wie wenigstens
auf die Lehrlinge der Handwerker (und Kaufleute) mit einigem Nachdruk gewirkt werden
kann. Der Verfasser schlägt zu diesem Ende vor, daß sich die Scholaren inscribiren
und foͤrmlich aufnehmen lassen und sich dadurch verpflichten sollen, Einen
Tag woͤchentlich (aber nicht des Sonntags, am besten des Montags) dem
Unterrichte puͤnktlich beizuwohnen und einen drei- oder
vierjaͤhrigen Cursus mitzumachen, widrigenfalls sich einer durch
Umstaͤnde zu bestimmenden Geldstrafe zu unterwerfen. Die Lehrherren
wuͤrden durch die Gildemeister oder sonstigen Behoͤrden aufgefordert
werden bei der Einschreibung eines Lehrlings schriftlich zu erklaͤren, ob sie
die Bildung desselben in der Secundaͤrschule zugeben und ihm
woͤchentlich den dazu bestimmten Tag frei geben wollten oder nicht. Im ersten
Falle koͤnnte dann der Meister gesezlich und von Rechtswegen dazu angehalten
werden, den Lehrling an dem dazu bestimmten Tage in die Schule zu schiken und ihm
kein Hinderniß in den Weg zu legen.
Dieß scheint dem Herausgeber nicht zu viel verlangt, und er erlaubt sich zu bemerken,
daß ein paar Stunden des Sonntags besonders fuͤr die Gesellen der Handwerker
Vortraͤge gehalten werden koͤnnten, was um so weniger Hindernisse
finden duͤrfte, da bekanntlich in mehreren Staͤdten Deutschlands die
Kunstschulen am Sonntage eroͤffnet sind, wenn man nun noch an einigen Abenden
in der Woche fuͤr die Gesellen Vortrage hielte (wie es in einigen der
industriereichsten Staͤdte Frankreichs geschieht), zu deren Besuch sie
natuͤrlich nicht gezwungen werden duͤrften, so moͤchte dieß
fuͤr sie vollkommen ausreichend seyn, besonders wenn sie als Lehrlinge die
Secundaͤrschule besucht haben.
Die Gegenstaͤnde des Unterrichts fuͤr die Secundaͤrschulen
wuͤrden nach dem Verfasser seyn:
1) das Zwekdienlichste aus der deutschen Sprache –
Grammatik, Orthographie, Styl –
2) Naturbeschreibung,
3) Arithmetik,
4) das einfache Buchhalten,Die einfache Buchhaltung, auf deren Nuzen
fuͤr die Handwerksleute der Verfasser aufmerksam macht, findet man in
England unter ihnen allgemein; dort sie aber schon deßwegen dazu
genoͤthigt, weil sie in Wechseln bezahlt werden und auch auf ihre
Schuldner trassiren.
5) Geometrie,
6) Naturlehre, verbunden mit dem Zwekdienlichsten aus der
Chemie, Statik, Mechanik, Hydrostatik, Hydraulik und Maschinenlehre.
7) Das Zeichnen, sowohl die freie Handzeichnung, als die
mathematisch-orthographischen Projektionen.
In der Centralschule, wo das Wissenschaftliche in einigen
Faͤchern, besonders den mathematischen, strenger beobachtet werden kann, da
sich die Schuͤler waͤhrend eines drei- bis vierjaͤhrigen
Cursus ganz der Bildung durch die Centralschule uͤberlassen sollen,
wuͤrden die Lehrgegenstaͤnde nach dem Verfasser seyn:
1) Naturbeschreibung – Zoologie, Botanik, Mineralogie
nebst Geognosie. –
2) Reine Mathematik – Arithmetik in Verbindung mit
Buchstabenrechnung, Algebra, die Elementargeometrie nebst der von Monge sogenannten Géométrie descriptive, ebene und sphaͤrische
Trigonometrie, und aus der hoͤheren Geometrie die Linien der zweiten
Ordnung.
3) Naturlehre.
4) Angewandte – Statik, Mechanik, Hydrostatik,
Hydraulik, Aërometrie, Maschinenlehre.
5) Chemie – Theoretische und
praktisch-analytische.
6) Technologie, verbunden mit Waarenkunde.
7) Zeichnen, sowohl das freie Handzeichnen als die
mathematischen Projectionen.
8) Das Italiaͤnische oder doppelte Buchhalten.
Ueber den Umfang und die Methode des Unterrichts in allen diesen Gegenstaͤnden sowohl in der
Secundaͤr- als Centralschule verbreitet sich der Verfasser
ausfuͤhrlich in der angezeigten Schrift, welche Niemand ungelesen lassen
darf, der bei Gewerbsschulen mehr oder weniger betheiligt ist; er hat das
„richtige Mittel zwischen dem zu Vielen und zu Wenigen in der
theoretischen Ausbildung,“ welches den eigentlichen Gegenstand der
Preisfrage ausmachte, auf eine Weise bestimmt, welche gewiß das ehrenvollste Zeugniß
fuͤr seine wissenschaftlichen und technischen Kenntnisse abgibt.
Bei dem Apparat der Schule vermissen wir eine Sammlung von Modellen wichtiger
Maschinen und Vorrichtungen, deren Einrichtung jungen Leuten durch eine bloße
Zeichnung nicht leicht vollkommen deutlich gemacht werden kann.Zum Unterrichte in der Mechanik hat man in der neuen Universitaͤt von
London die wichtigsten Dampfmaschinen, Pumpwerke u.s.w. im Durchschnitte auf
großen hoͤlzernen Tafeln aufgezeichnet, und die beweglichen Theile,
zwar ebenfalls im Durchschnitte aber in natura,
so angebracht, daß man bloß die Triebkraft durch die Hand zu ersezen
braucht, um die vollstaͤndige innere und aͤußere Einrichtung
und das ganze Spiel der Maschine mit einem Blike zu uͤbersehen: diese
Tafeln sind nicht kostspielig und geben dem Anfaͤnger eine so
deutliche Vorstellung von der Maschine, wie er sie sonst nur durch Modell
und Zeichnung zugleich erhalten kann.
Sehr richtig bemerkt der Verfasser, daß jeder Regierung technische Beamte,
Gymnasiallehrer u.s.w. zu Gebote stehen, welche bei einer maͤßigen
Gehaltszulage besonders an der Centralschule einige Vortraͤge
uͤbernehmen koͤnnten, und daß nur der Director und einige der
Secundaͤrschule eigene Lehrer nothwendig werden.