Titel: | Ueber die Gegenwirkung der Drehung (Réaction de torsion) steifer Platten und Stangen. Von Hrn. Felix Savart. Vorgelesen an der Pariser Académie des Sciences, den 3. August 1829. |
Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. LXXI., S. 262 |
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LXXI.
Ueber die Gegenwirkung der Drehung (Réaction de torsion) steifer Platten und Stangen. Von
Hrn. Felix Savart.
Vorgelesen an der Pariser Académie des Sciences, den 3. August
1829.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. 41. Bd. S.
373.Wir haben von dieser Abhandlung seiner Zeit Nachricht gegeben. Wir hielten sie
etwas zu hoch fuͤr die meisten Techniker. Da wir aber jezt sehen, daß das
Repertory of
Patent-Inventions
vier seiner Hefte damit fuͤllte, so wollen wir
dieselbe auch unseren lieben Landsleuten nicht vorenthalten, indem wir nicht des
Glaubens gewisser vornehmer Herren sind, die, nachdem sie ihrer Seits alles
Moͤgliche thaten, um Unwissenheit zu verbreiten und zu erhalten, jezt in
die Welt hineinschreiben: „Es mangelt den
bayrischen Producenten an Intelligenz“ und es uns
scheint, daß dasjenige, was der englische Techniker brauchen kann, auch dem
bayrischen nicht uͤberfluͤssig ist.A. d. Ue.
Savart, uͤber die Gegenwirkung der Drehung steifer Platten
und Stangen.
Die Geseze der Staͤrke der Drehung (torsion)Es ist sonderbar, daß Torsion kein
franzoͤsisches Wort ist und kein lateinisches. Es kommt nur ein
einziges Mal bei Plinius vor, wo es Magenkrampf heißt. In unserem verdrehten
Zeitalter hoͤrt, und sieht man bissen Bastard der neuesten
Sprachverdrehung haͤufig angewendet, und er gibt, wie alles
Verdrehte, keinen klaren Begriff.A. d. Ue. der Faden, die von Gewichten gespannt werden, wurden von Coulomb mit großer Genauigkeit bestimmt, und die
Drehungswage (balance de torsion), die dieser geschikte
Beobachter erfand, ist eines derjenigen Instrumente geworden, deren sich die
Physiker heute zu Tage am haͤufigsten bei ihren genaueren Untersuchungen
bedienen. Es war sehr natuͤrlich zu vermuthen, daß diese Geseze sich auch auf
steife cylindrische Stangen erstreken koͤnnten, wenn man annimmt, daß
Steifheit in den Stangen dieselbe Wirkung hervorbringt, welche ein spannendes
Gewicht an biegsamen Faden erzeugt. Wirklich hat Hr. Poisson in seiner Abhandlung uͤber das
Gleichgewicht und die Bewegung elastischer Koͤrper (Mémoire sur l'équilibre et le mouvement des corps
élastiques) gefunden, daß die Geseze der Drehung cylindrischer
Stangen dieselben sind, die Coulomb fuͤr gedrehte
Faden angegeben hat, und Hr. Cauchy kam gleichfalls auf dasselbe Resultat der Analyse
zuruͤk, als er den allgemeinsten Fall der Drehung der Stangen mit
rechtwinkeligen Durchschnitten in Rechnung zog, an welchen die Seiten in beliebigem
Verhaͤltnisse gegen einander stehen. Es war also unumgaͤnglich
nothwendig, die Versuchsuntersuchungen Coulomb's neuerdings vorzunehmen, und dieselben auf cylindrische Stangen oder
auf prismatische Stangen mit rechtwinkeligen oder selbst dreiekigen Durchschnitten
auszudehnen, um zu sehen, bis auf welchen Punkt Analyse und Beobachtung mit einander
uͤbereinstimmen. Dieß ist der Zwek, den ich mir bei dieser Arbeit vorgenommen
habe.Schon Hr. Duleau,
Ingenieur beim Bruͤken- und Straßenbaue, hat in einer
Abhandlung uͤber den Widerstand des geschlagenen Eisens (sur la résistance du fer forgé),
welche der (Pariser) Académie des
Sciences im Jahre 1819 vorgelegt wurde, durch Analyse und durch
Erfahrung die Geseze der Drehung cylindrischer Stangen bestimmt; er hat
selbst die Geseze der Drehung der vierekigen Stangen geahndet; allein diese
Versuche wurden nur an einem einzigen Koͤrper (Eisen) und bloß in der
Absicht angestellt, um den Ingenieuren eine genaue Weisung uͤber den
Widerstand des geschlagenen Eisens zu geben. Hrn. Duleau war es nicht daran gelegen seinem
Apparate den hoͤchsten Grad von Vollkommenheit zu geben, die er
demselben ohne Zweifel ertheilt haben wuͤrde, wenn es sich um
Praͤcision gehandelt haͤtte. Diese Abhandlung des Hrn.
Duleau, so
schaͤzbar sie uͤbrigens durch die große Menge von Thatsachen
ist, welche sie uͤber den Widerstand des Eisens bei dem Biegen,
Druͤken etc. enthält, konnte uns nicht von der Nothwendigkeit
lossagen, die Frage uͤber die Drehung der Stangen uͤberhaupt,
von was immer fuͤr einer Form oder Masse, genau an demselben Punkte
wieder aufzunehmen, auf welchem Coulomb sie
gelassen hat.A. d. O.
§. 1. Darstellung der bei diesen
Untersuchungen angewendeten Mittel zur Anstellung der Versuche.
Es bieten sich zwei sehr verschiedene Weisen dar, um eine cylindrische oder
prismatische Stange um einen bestimmten Bogen zu drehen. Die eine besteht darin, daß
man sie senkrecht stellt, das obere Ende derselben in einem Schraubstoke befestigt,
und auf das untere Ende mittelst eines zweiarmigen Hebels wirkt, dessen beide Arme
horizontal und gleich sind, und von Leinen, die uͤber Rollen laufen und an
welchen Gewichte angebracht sind, in entgegengesezter Richtung gezogen werden. Die
andere waͤre folgende. Man legt die Stange horizontal, befestigt das eine
Ende derselben in einem Schraubstoke, und stuͤzt das andere gegen eine
kegelfoͤrmige Spize, deren Scheitel mit dem Mittelpunkte der Figur, welche
die kleine Flaͤche darstellt, die das Ende der Stange bildet, correspondirt,
oder, man bringt zu diesem Ende eine kleine Hoͤhlung zur Aufnahme des
Scheitels des Kessels an: in dieser Lage koͤnnte die Stange mittelst eines
einfachen Hebelarmes, der auf der Laͤnge der Stange senkrecht steht, und ganz
nahe an dem beweglichen Ende derselben befestigt ist, gedreht werden. Es ist
begreiflich, daß die erstere dieser Verfahrungsweisen mehr Fehlern ausgesezt ist,
als die zweite, wegen der, bedeutenden Reibung, die auf den Achsen der Rollen,
selbst bei aller erdenklichen Vorsicht, sie so leicht beweglich zu machen als
moͤglich. Statt haben wuͤrde; uͤberdieß wuͤrde die
Nothwendigkeit, in welcher man sich befaͤnde, gleiche Gewichte am Ende eines
jeden Hebelarmes aufzuhaͤngen, dieses Verfahren bei den Beobachtungen sehr
unbequem machen. Die Reibung an der Spize ist, bei der zweiten Vorrichtung, allerdings
auch eine Quelle des Irrthums; indessen nimmt man sie bei der Beobachtung nur wenig
wahr, weil, wenn sie in Gewichttheilen ausgedruͤkt wuͤrde, sie niemals
mehr als einen aͤußerst kleinen Bruch des Gewichtes betragen wuͤrde,
dessen man zur Drehung der Stangen bedarf. Diese Betrachtungen bestimmten mich, mich
vielmehr der zweiten Verfahrungsweise, als der ersteren zu bedienen.
Um nicht einen ganz eigenen Apparat fuͤr diese Versuche zu bauen, bediente ich
mich eines gewoͤhnlichen Schraubstokes von ungefaͤhr 25 Kilogramm, der
auf einer gewoͤhnlichen Hobelbank befestigt war, und ein Ende der Stange
fassen sollte, waͤhrend das andere Ende gegen den Scheitel eines kleinen
Kegels gestuͤzt war, den man an dem Ende eines staͤhlernen Cylinders
angebracht hatte, welcher mittelst Zaͤumen und Schrauben an einem
unbeweglichen Koͤrper befestigt war. Eine starke eiserne oder kupferne
Stange, die in der Mitte ihrer Laͤnge ein rechtwinkeliges oder vierekiges
Loch fuͤhrt, nach dem verschiedenen Umfange des Durchschnittes der zu
drehenden Stange, umfaßte das Ende dieser lezteren auf eine
unerschuͤtterliche Weise, und diente zur Drehung derselben mittelst eines
Gewichtes, das an einem sehr feinen Stahldrathe hing, dessen oberes Ende, in einen
Ring geschlungen, auf einem sehr kleinen Messer ruhte, welches in die Stange
eingelassen war. Bei dieser Vorrichtung war die Laͤnge des Hebelarmes immer
dieselbe (0,111 Meter), und das eigene Gewicht desselben wirkte nicht bei der
Drehung der Stange mit, so daß man nur auf die Gewichte Ruͤksicht nehmen
durfte, die an dem Stahldrathe aufgehaͤngt waren. Was die Messungsmittel
betraf, so bestanden sie aus einem Kreisbogen, der in Decimaleintheilung graduirt
war, und dessen Halbmesser ungefaͤhr 25 Centimeter betrug. Er war in seinem
Mittelpunkte mit einem Loche versehen, durch welches der cylindrische Theil der
Spize lief, um welche er sich in harter Reibung drehte, so daß man ihn mittelst
einer Zange in jeder beliebigen Hoͤhe befestigen konnte, was durchaus
nothwendig war, um jede Linie der Eintheilung mit einer aͤhnlichen Linie am
Ende einer langen Nadel zusammentreffen zu lassen, die am Hebelarme angebracht ist.
Dieses Zusammentreffen der beiden Striche wurde mit einem starken
Vergroͤßerungsglase am Ende einer ungefaͤhr 2 Decimeter langen
Roͤhre von kleinem Durchmesser beobachtet, damit das Auge bald hoͤher,
bald niedriger gestellt werden konnte. Dieses Vergroͤßerungsglas war
uͤberdieß auf einem beweglichen Fußgestelle aufgezogen, so daß man es nach
Belieben hoͤher oder tiefer stellen konnte.
Man wird einsehen, daß es bei dieser Vorrichtung sich ereignen koͤnnte, daß
wenn man die Stange um einen gewissen Bogen gedreht hat, die Kraft aufhoͤrt
senkrecht auf das Ende des Hebels zu wirken. Um diesem Nachtheile abzuhelfen, hat
man an dem freien Ende des Hebels ein gehoͤriges Gegengewicht angebracht, und dieses
immer auf den Horizont gestellt, wenn die beiden Gewichte am Drache
aufgehaͤngt waren. Wenn endlich bedeutend schwere Gewichte gebraucht wurden,
so hatte man noch die Vorsicht eine Wasserwage auf den unteren Baken des
Schraubstokes zu stellen, um sich zu uͤberzeugen, daß an diesem Theile nichts
in Unordnung gerathen ist, und um dem Uebel abzuhelfen, wenn es eingetreten
waͤre.
§. 2. Verhaͤltniß der
Drehungsbogen zu den Kraͤften, welche sie erzeugen, wenn die
Laͤnge bestaͤndig ist.
Da bei biegsamen und durch Gewichte gespannten Faden, wenn die Laͤnge dieselbe
bleibt, die Drehungsbogen (Arcs de torsion)
bestaͤndig im Verhaͤltnisse zum Momente der Kraft stehen; so war es
wohl hoͤchst wahrscheinlich, daß bei cylindrischen Stangen derselbe Fall
Statt hat; es war aber nicht so leicht vorauszusehen, was geschehen wuͤrde,
wenn die Stangen Parallelopipede sind, oder wenn sie gar in mehr oder minder breite
und duͤnne Platten oder Blätter uͤbergehen. Indessen zeigt die
Erfahrung, daß das Gesez, welches auf Faden paßt, die durch Gewichte gespannt sind,
auch noch auf Stangen und Blaͤtter anwendbar ist, deren Querdurchschnitt was
immer fuͤr einen Umriß bilden mag.
Messingcylinder auf dem Drathzuge gezogen:
Durchmesser
0,00672 Meter;
Laͤnge
0,649
–
Drehungsbogen.
Beobachtetes Gewicht.
Berechnetes Gewicht.
1°.
160
Gramm.
160
Gramm.
2
320
–
320
–
3
480
–
480
–
4
640
–
640
–
5
798
–
800
–
6
957
–
960
–
7
1115
–
1120
–
8
1275
–
1280
–
9
1434
–
1440
–
10
1590
–
1600
–
Wenn man das Gewicht von 160 Gramm, welches in diesem Versuche mit einem Bogen von
1° correspondirt, als genau betrachtet wird, so werden die nach dem Geseze
der Proportionalitaͤt der Kraft zum Drehungsbogen berechneten Gewichte sich,
bis auf einen Bogen von 10°, so verhalten, wie die dritte Columne in obiger
Tabelle sie zeigt. Erst wenn der Bogen groͤßer, als 4° wird,
faͤngt ein Unterschied zwischen dem Versuche und der Rechnung an. Dieser
Unterschied beträgt 10 Gramm fuͤr einen Bogen von 10°, uͤber
welchen hinaus der Versuch nicht fortgesezt werden konnte, indem das Metall sich dann
auf eine bleibende Weise anfing zu verziehen. Die folgenden Versuche werden zeigen,
daß dieser Unterschied, obschon er uͤbrigens gering ist, dem Umstande
zugeschrieben werden muß, daß es beinahe unmoͤglich ist einen Cylinder
zwischen den Baken eines Schraubstokes festzuhalten, ohne daß er sich darin um
irgend eine Kleinigkeit bewegen kann, sobald eine etwas bedeutende aͤußere
Kraft anfaͤngt denselben zu drehen. Man koͤnnte einwenden, daß, wenn
man ihn sehr stark im Schraubstoke preßt, man das Drehen desselben verhindern
koͤnnte; allein dann wuͤrde man ihn bedeutend platter machen, und er
befaͤnde sich nicht mehr unter jenen Umständen, unter welchen er der Annahme
zu Folge seyn muß.
Prismatisch vierekige kupferne Stange aus dem
Drathzuge.
Laͤnge
0,6567 Meter.
Seite des Vierekes
0,00566 –
Drehungsbogen.
Beobachtetes Gewicht.
Berechnetes Gewicht.
1°.
126
Gramm.
126
Gramm.
2
252
–
252
–
3
378
–
378
–
4
505
–
504
–
5
630
–
630
–
6
757
–
756
–
7
880
–
882
–
8
1008
–
1008
–
9
1135
–
1134
–
10
1258
–
1260
–
11
1388
–
1386
–
12
1515
–
1512
–
Bei diesem Versuche stehen die Gewichte genau mit den Bogen in Verhaͤltniß,
bis auf den Bogen von 5 Graden. Wenn man die uͤbrigen nach diesen berechnet,
so sieht man, daß die zweite und dritte Columne beinahe vollkommen mit einander
stimmen; denn ein Unterschied von einigen Grammen kann = 0 gesezt werden, wo es sich
immer um etwas bedeutende Gewichte handelt.
Stange mit rechtwinkeligem Durchschnitte.
Dieselbe Praͤcision, die wir an den prismatisch vierekigen Stangen so eben
wahrgenommen haben, findet sich auch an denjenigen Stangen, deren Durchschnitt ein
Rechtet ist, dessen Seiten wenig von einander verschieden sind, wie man aus
folgender Tabelle sieht.
Stange aus Messing auf dem Drathzuge gezogen.
Laͤnge
0,997 Meter.
Dike
0,00356 –
Breite
0,0092 –
Drehungsbogen.
Beobachtetes Gewicht.
Berechnetes Gewicht.
1°.
55
Gr., 5
55
Gr., 739
2
111
–
111
–, 478
3
167
–
167
–, 217
4
223
–, 5
222
–, 956
5
279
–
278
–, 695
6
334
–
334
–, 434
7
390
–
390
–, 173
8
447
–
445
–, 912
9
501
–
501
–, 651
10
557
–
557
–, 390
11
612
–, 7
613
–, 129
12
670
–
668
–, 868
Da in diesem Beispiele die Gewichte, welche mit den Bogen von 1, 2, 3, 4 Graden
correspondiren, nicht vollkommen genau correspondirten, so addirte ich alle aus den
Versuchen erhaltenen Zahlen, und theilte sie durch die Summe aller Bogen, um einen
mittleren Grad zu erlangen: mit Beihuͤlfe des auf diese Weise erhaltenen
Grades ist die dritte Columne berechnet.
In dem Maße, als die Platten breiter werden und duͤnner, d.h., in dem Maße,
als man sie besser zwischen den Baken des Schraubstokes und am Hebelarme befestigen
kann, wird das Gesez des Verhaͤltnisses der Kraft zum Drehungsbogen immer
mehr und mehr genau bestaͤtigt.
Glastafel aus einem Fenster.
Laͤnge
0,63
Meter.
Breite
0,0544 –
Mittlere Dike
0,001516 –
Drehungsbogen
Beobachtetes Gewicht.
1°
70
Gramm.
2
140
–
3
210
–
4
281
–
5
350
–
6
420
–
Man muß bemerken daß, da Glas weit mehr gleichartig ist, als Metall, es ohne Zweifel
diesem Umstande zuzuschreiben ist, daß das Gesez sich bis auf einen Bogen von 6
Graden in obigem Beispiele bestaͤtigte: eine Graͤnze, uͤber
welche man nicht hinaus durfte, aus Furcht daß die Tafel nicht bricht.
Platte aus gewalztem Gußstahle.
Laͤnge
0,2194 Meter.
Breite
0,05187 –
Dike
0,00117 –
Drehungsbogen.
Beobachtetes Gewicht
Berechnetes Gewicht.
1°.
98
Gramm.
98
Gramm
2
196
–
196 –
3
294
–
294 –
4
392
–
392 –
5
491
–
490 –
6
589
–
588 –
7
685
–
686 –
8
784
–
784 –
9
882
–
882 –
10
979
–
980 –
Das Gesez, um welches es sich hier handelt, erstrekt sich nicht bloß auf Platten mit
rechtwinkeligem Querdurchschnitte, an welchem die Seiten in irgend einem beliebigen
Verhaͤltnisse stehen, sondern auch auf Stangen, deren Durchschnitt ein
gleichseitiges Dreiek ist, so daß, nach diesen Versuchen, der Schluß ganz
natuͤrlich ist, es werde dasselbe sich auf alle Durchschnitte von Stangen
ausdehnen.
Kupferne prismatisch dreiekige Stange aus dem
Drathzuge.
Laͤnge
0,6385 Meter.
Seite eines Dreiekes
0,0088 –
Drehungsbogen.
Beobachtetes Gewicht.
Berechnetes Gewicht.
1°.
141 Gr.,
5
141 Gr.,
5
2
283
–
283
–
3
426
–
424
–, 5
4
566
–
566
–
5
708
–
707
–, 5
6
850
–
849
–
7
990
–
990
–, 5
8
1130
–
1132
–
§. 3. Gesez der
Laͤngen.
Vierekige Stange aus Gußstahl.
Drehung von
1°.
Seite des Vierekes
0,00572 Meter.
Laͤnge in Decimetern.
Beobachtetes Gewicht.
Berechnetes Gewicht.
12
132
Gr.
132
Gr.,
11
145
–
144
–
10
159
–
158
–, 4
9
175
–
176
–
8
198
–
198
–
Laͤnge in Decimetern.
Beobachtetes Gewicht.
Berechnetes Gewicht.
7
226
Gr.
226 Gr.,
3
6
263
–
264
–
5
317
–
316
–, 8
4
395
–
396
–
3
525
–
528
–
2
787
–
792
–
1
1575
–
1584
–
Aus Vergleichung der in der zweiten Columne enthaltenen Zahlen mit den in der ersten
Columne in Decimetern ausgedruͤkten Laͤngen erhellt, daß, wenn der
Querdurchschnitt immer derselbe bleibt, der Drehungsbogen ferner gleichfalls immer
derselbe bleibt, die Gewichte sich umgekehrt wie die Laͤngen verhalten, und
daß folglich, wenn die beiden Querdurchschnitte und die Gewichte dieselben bleiben,
die Drehungsbogen sich gerade wie die Laͤngen verhalten. Denn, wenn man
dieses Gesez als genau gelten laͤßt, und darnach rechnet, und von dem
Gewichte ausgeht, welches mit der groͤßten Laͤnge correspondirt, so
bekommt man die in der dritten Columne erhaltenen Zahlen: Zahlen, die von den mit
denselben correspondirenden Zahlen in der zweiten Columne wenig abweichen. Man
bemerkt nur, daß, fuͤr Laͤngen von 4, 3, 2, 1 Decimeter, die durch die
Versuche gegebenen Gewichte etwas zu schwach werden, und zwar desto mehr, je weniger
groß die Laͤnge ist; was offenbar davon herkommt, daß die Stange dann eine in
Verhaͤltniß zu ihrer Laͤnge bedeutende Dike erhaͤlt, und sich
dann wirklich auf eine bleibende Weise in einem kleinen Bogen dreht. Dessen
ungeachtet reicht dieß aber hin, um die Beobachtung unzuverlaͤssig zu machen,
und zwar in einem solchen Grade, daß es beinahe unmoͤglich ward das Gewicht
mit Genauigkeit, selbst auf 10 bis 20 Gramm; zu bestimmen.
Dieses Gesez beschraͤnkt sich nicht bloß auf die vierekige Stange; es paßt
auch auf die cylindrischen und auf diejenigen, deren Durchschnitt ein gleichseitiges
Dreiek ist, und erstrekt sich selbst auf duͤnne und breite Platten.
Glastafel.
Breite
0,0544 Meter.
Dike
0,001516 –
Drehung
1°
Laͤngen.
Gewichte.
0,63 Meter
70 Gramm.
0,315 –
140 –
Brett aus Eichenholz.
Breite
0,096 Meter.
Dike
0,0017 –
Drehung
1°
Laͤngen.
Gewichte.
0,5764 Meter.
3,93 Gramm.
0,2882 –
7,87 –
Dreiekig prismatische kupferne Stange.
Seite des Dreiekes
0,0088 Meter.
Drehung
1°.
Laͤngen.
Beobachtetes Gewicht
Berechnetes Gewicht.
0,637 Meter.
141 Gr.,
5
141
Gr., 5
0,492 –
183
–, 5
183
–, 2
0,360 –
249
–, 5
250
–, 37
0,2415 –
372
–, 5
373
–, 23
0,154 –
580
–
585
–, 29
§. 4. Gesez bei aͤhnlichen
Querdurchschnitten.
1°. Cylindrische Stangen.
Kupferne cylindrische Stangen aus dem Drathzuge.
Gemeinschaftliche
Laͤnge 0,649 Meter.
Textabbildung Bd. 38, S. 270
Drehungsbog; Durchmesser;
Meter; Gewicht; beobachtetes
Wenn man die Durchmesser dieser vier Cylinder auf die vierte Potenz erhebt, so
hat man folgende Zahlen: 33,1776; 440,00935696; 2279,88105361; 6678,41990656;
die sich unter einander verhalten, wie die Zahlen 1; 13,262; 68,717; 201,293. Da
nun auf der anderen Seite die Gewichte sich unter einander verhalten wie die Zahlen 1; 13,862;
69,697; 195,286; so kann man aus diesem Versuche schließen, daß, wenn
Laͤnge und Drehungsbogen dieselben bleiben, die Gewichte sich gerade wie
die vierten Potenzen der Durchmesser verhalten; folglich, daß, wenn
Laͤngen und Gewichte dieselben bleiben, die Bogen sich umgekehrt wie die
vierten Potenzen der Durchmesser oder der Quadrate der Flaͤcheninhalte
der Querdurchschnitte verhalten. Man koͤnnte indessen einwenden, daß die
Zahlen, 201,293 und 195,286 um eine ziemlich merkliche Groͤße von
einander abweichen; man muß aber bemerken, daß, da der Cylinder N. 4. einen Durchmesser von beinahe 1 Centimeter
hat, dieser nur von bedeutenden Gewichten gedreht werden konnte, und daß, wenn
er sich selbst uͤberlassen blieb, er nicht mehr von sich selbst in seine
vorige Lage vollkommen zuruͤkkehrte. Dadurch wurde die Beobachtung der
Bogen sehr lang und sehr schwierig. Da ferner die angewendeten kupfernen Stangen
im Drathzuge gezogen waren, so waren sie nicht genau cylindrisch, so daß die in
der Tabelle angegebenen Durchmesser eigentlich nur das Mittel einer großen Zahl
von Messungen an verschiedenen Stellen der Stange waren. Es wuͤrde auch
noch, wenn der Durchmesser von N. 4.
ungefaͤhr um 7/100 eines Millimeters vermindert wuͤrde, der
Unterschied beinahe O werden. Man kann sich also
wundern, daß, unter diesen Verhaͤltnissen, Versuch und Rechnung so gut
mit einander stimmen.
2. Vierekige Stangen.
Prismatisch vierekige kupferne Stangen aus dem
Drathzuge.
Gemeinschaftliche Laͤnge: 0,649 Meter.
Drehungsbogen.
N.
1. Seite
des Vierekes:0,00468
Meter.
N.
2. Seite
des Vierekes:0,00566
Meter.
N.
3. Seite
des Vierekes:0,00918
Meter.
Gewicht.
Gewicht.
Gewicht.
1°
59 Gr., 5
127 Gr., 5
880 Gr.,
2
119 –
255 –
1760 –
3
178
– 5
382
– 5
2640 –
4
238 –
509 –
3520 –
5
297
– 5
6
357 –
Wenn man die Seiten der Querdurchschnitte einer jeden dieser Stangen zur vierten
Potenz erhebt, so erhaͤlt man folgende Zahlen: 479,71512576;
1026,27966736; 7101,83740176; und diese verhalten sich unter einander wie die
Zahlen 1; 2,1393; 14,8043: waͤhrend die corrspondirenden Gewichte sich
verhalten, wie die Zahlen 1; 2,1429; 14,7899; woraus man folgern muß, daß, wenn die
Laͤnge der Stange und der Drehungsbogen bestaͤndig dieselben
bleiben, die Gewichte sich gerade wie die vierten Potenzen der Seiten des
Vierekes verhalten; folglich werden, wenn die Laͤngen und die Gewichte
dieselben bleiben, die Bogen sich umgekehrt wie die vierten Potenzen der Seiten
des Vierekes oder des Quadrates der Grundflaͤche des Querdurchschnittes
verhalten.
An den drei Stangen dieses Versuches waren die Gewichte so ziemlich in
Verhaͤltnis mit den Bogen, was man dem Umstande zuzuschreiben hat, daß
sie, ihrer Form wegen, leichter im Schraubenstoke zu befestigen waren. Das Gesez
des Verhaͤltnisses der Gewichte wie die vierten Potenzen der Seiten der
Viereke, bestaͤtigt sich hier gleichfalls auf eine Weise, die man in
aller Strenge kann gelten lassen.
3. Stangen mit aͤhnlichen
rechtwinkeligen Durchschnitten.
Da es aͤußerst schwer ist auf dem Drathzuge Metallstangen zu erhalten,
deren rechtwinkelige Durchschnitte einander vollkommen aͤhnlich sind, so
entschloß ich mich diesen Versuch an Holz anzustellen. Hier hatte man aber mit
einer anderen Schwierigkeit zu kaͤmpfen. Die Elasticitaͤt des
Holzes war naͤmlich nicht nach allen Richtungen dieselbe, und es war
daher nothwendig, daß die Flaͤchen der Stangen genau dieselben
Lagenverhaͤltnisse gegen die Achsen der Elasticitaͤt behielten,
denn sonst wuͤrden die Resultate sich nicht haben vergleichen lassen. So
wird z.B., wenn man aus demselben Stuͤke Buchenholz zwei kleine Stangen
schneidet, deren Durchschnitte etwas laͤngliche Viereke sind, und deren
Kanten parallel mit der Richtung der Fasern des Holzes laufen, die Gegenwirkung
der Drehung in beiden sehr verschieden seyn, wenn an einer derselben die beiden
groͤßeren Flaͤchen parallel mit der Achse der dazwischen liegenden
Elasticitaͤt laufen, d.h., parallel mit dem Halbmesser des Baumes, und
wenn sie an der anderen parallel mit der Richtung der geringeren
Elasticitaͤt sind, d.h., mit den Holzlagen. Dieß beweiset folgender
Versuch, der an zwei Stangen aus Buchenholz angestellt wurde, welche aus
demselben Stuͤke neben einander herausgeschnitten worden waren. Sie
hielten in der
Laͤnge 0,198 Meter;
Breite 0,015333;
Dike 0,00404.
Ein Gewicht von 19 Gr., 25 reichte hin, um diejenige dieser beiden Stangen um
Einen ganzen Grad zu drehen, deren groͤßere Flaͤchen parallel mit
der Richtung der geringeren Elasticitaͤt liefen; waͤhrend man 24
Gr., 8 brauchte, um die andere Stange um Einen Grad zu drehen, deren große
Flaͤchen parallel mit der Achse der mittleren Elasticitaͤt waren.
Dieses Resultat zeigt also, daß, wenn man das Gesez fuͤr hoͤlzerne Stangen von aͤhnlichen
Durchschnitten aufsucht, man immer dieselbe Stange anwenden, und sie dann auf
ihren Flaͤchen nach und nach parallel verduͤnnen lassen muß, damit
die Richtungen der Elasticitaͤten in Hinsicht auf die Flaͤchen
nicht veraͤndert werden.
Stangen von Eichenholz.
Bestaͤndige Laͤnge. 0,5235 Meter.
Drehungsbogen.
N. 1.Breite: 0,046634
Meter. Dike:
0,01059
N. 2.Breite: 0,023317
Meter. Dike:
0,005295.
Gewicht.
Gewicht.
1°
355
22
2
710
44
3
1066
66
4
1422
89
An diesen beiden Stangen verhalten sich die Quadrate der Flaͤchen der
Querdurchschnitte gegen einander wie 1 : 16, indem die Dimensionen der
groͤßeren doppelt so groß sind, als die der kleineren. Die Gewichte
verhalten sich wie 1 : 16,1364. Es sind also auch bei Stangen mit
aͤhnlichen rechtwinkeligen Durchschnitten die Gewichte noch immer in
geradem Verhaͤltnisse wie die Quadrate der Grundflaͤche der
Querdurchschnitte, wie wir dieß gleichfalls bei cylindrischen und prismatisch
vierekigen Stangen gefunden haben, und wie wir sogleich sehen werden, daß es
auch bei prismatisch dreiekigen Stangen Statt hat.
4. Dreiekige Stangen.
Prismatisch dreiekige gleichseitige kupferne Stangen aus
dem Drathzuge.
Gemeinschaftliche Laͤnge 0,6383 Meter.
Textabbildung Bd. 38, S. 273
Drehungsbogen; Seite des
Dreiekes; Millimeter; Gewicht; beobacht; berechnet
Wenn man die Seiten der Dreieke, welche die Querdurchschnitte dieser drei Stangen
bilden, zur vierten Potenz erhebt, so erhält man die Zahlen 358,061000625;
3701,5056; 5996,9536, welche sich, die erstere als Einheit angenommen, verhalten
wie die Zahlen 1; 10,3376; 16,7484. Die Gewichte sind uͤbrigens wie 1;
10,2748; 16,9068 so daß also dasselbe Gesez des Verhaͤltnisses der
Gewichte zum Quadrate der Grundflaͤche des Querdurchschnittes sich auch
hier mit merkwuͤrdiger Genauigkeit bestaͤtigt, und man aus obigen
Thatsachen folgendes allgemeine Gesez sich abstrahiren kann: Bei Stangen von aͤhnlichen Durchschnitten sind,
wenn die Laͤnge und der Drehungsbogen dieselben bleiben, die Gewichte
in geradem Verhältnisse wie die vierten Potenzen der
Linear-Dimensionen des Durchschnittes; und, wenn Laͤnge und
Gewicht dieselben bleiben, sind die Bogen in umgekehrtem
Verhaͤltnisse der vierten Potenz der Linear-Dimensionen des
Durchschnittes.
§. 5. Einfluß der
Querdimensionen auf Stangen, deren Durchschnitte rechtwinkelig sind, aber
nicht aͤhnlich.
Nach der Bemerkung, die wir oben bei Gelegenheit des Gesezes der Drehung der
Stangen gemacht haben, deren Durchschnitte rechtwinkelig und aͤhnlich
sind, muͤßte auch hier, aus demselben Grunde, auf den Instand der
Elasticitaͤt der Masse Ruͤksicht genommen werden, aus welcher die
Stangen verfertigt werden; uͤberdieß waͤre es auch nicht
moͤglich, den Versuch mit einer und derselben hoͤlzernen Stange
anzustellen, deren Dike man nach und nach verminderte, da die Dimensionen nicht
nach irgend einem Verhaͤltnisse vermindert werden duͤrfen,
folglich der Einfluß der Querelasticitaͤten in den verschiedenen
Faͤllen nicht mehr derselbe waͤre. Es schien mir daher besser
diesen Versuch mit einer Masse anzustellen, die man so ziemlich als
gleichfoͤrmig betrachten kann, und ich waͤhlte daher Gyps, der,
wie man aus den toͤnenden Schwingungen erweisen kann, nur sehr geringe
Unterschiede in seiner Elasticitaͤt darbietet; und, um die Ursache von
Fehlern soviel moͤglich zu vermindern, wirkte ich auf dieselbe Stange,
deren Dike und Breite ich nachher verminderte, deren Laͤnge ich aber
unveraͤndert ließ.
Unveraͤnderte oder bestaͤndige
Laͤnge: 0,374333.
N. 1.
Breite
0,0271 Meter
Dike
0,00698 –
Drehungsbogen
1°
–
Gewicht
120 Gramm.
N. 2.
Breite
0,017213 Meter.
Dike
0,005188 –
Drehungsbogen
1°
–
Gewicht
30 Gramm, 33.
Wenn man das Product der Wuͤrfel der Querdimensionen nimmt, und dasselbe
durch die Summe der Quadrate derselben Dimensionen theilt, so erhält man
folgende Zahlen: 8642,513319; 2203,406422, welche sich unter sich wie die Zahlen
3922 und 1 verhalten; auf der anderen Seite verhalten sich 120 und 30,33, welche
die Zahlen der nothwendigen Gramme darstellen, um jede Stange um 1° zu
drehen, wie 3,956 und 1; so daß sich hieraus folgendes Gesez ergibt: an Stangen mit rechtwinkeligen Durchschnitten verhalten
sich die Gewichte gerade wie die Producte der Wuͤrfel der
Querdimensionen getheilt durch die Summe, und folglich die Bogen umgekehrt
wie das Product der Wuͤrfel dieser Dimensionen getheilt durch die
Summe ihrer Quadrate.
Aus diesem Geseze folgt, daß, wenn die Breite der Stangen bestaͤndig
dieselbe bleibt, und verhaͤltnißmaͤßig zur Dike derselben sehr
groß ist, die Gewichte merklich im Verhaͤltnisse zu den Wuͤrfeln
der Dike stehen, selbst in dem Falle, wo die Elasticitaͤt nicht nach
asten Richtungen dieselbe ist. Dieß stimmt wirklich mit der Erfahrung.
Platte aus Eichenholz.
Laͤnge
0,5764 Meter.
Breite
0,096
–
Dike
0,00537 –
Drehungsbogen
1°
Gewicht
105 Gramm.
––––––––––
Dieselbe Platte
verduͤnnt auf die Dike von 0,00254 Meter.
Drehungsbogen
1°
Gewicht
11
Gramm, 4.
Verhaͤltniß der Wuͤrfel
der Dike
1 : 9,449.
Verhaͤltniß der Gewichte
1 : 9,21.
Aus dem vorhergehenden Geseze folgt auch, daß, bei breiten und duͤnnen
Platten, die Gewichte so ziemlich in einfachem Verhaͤltnisse zur Breite
stehen, was gleichfalls mit der Erfahrung uͤbereinstimmt.
Glastafel.
Laͤnge
0,315 Meter.
Breite
0,0544 –
Dike
0,004546 –
Drehungsbogen
1°
Gewicht
70 Gramm.
––––––––––
Dieselbe Tafel auf eine Breite
von 0,02546 Meter zuruͤkgefuͤhrt
Drehungsbogen
1°
Gewicht
34
Gramm.
Verhaͤltniß der Breiten
1 : 2,1366.
Verhaͤltniß der Gewichte
1 : 2,0588.
Kurze Wiederholung.
Die verschiedenen Resultate, auf welche wir bei dieser Arbeit geleitet wurden,
lassen sich auf folgende Geseze zuruͤkfuͤhren:
1) Der Umfang des Querdurchschnittes der Stangen mag was immer fuͤr eine
Figur darbieten, so verhalten sich die Drehungsbogen gerade wie die Momente der
Kraft und die Laͤngen.
2) Wenn die Durchschnitte der Stangen unter sich aͤhnlich sind, sie
moͤgen uͤbrigens kreisfoͤrmig, dreiekig oder vierekig oder
sehr verlaͤngerte Rechtete seyn, so verhalten sich die Drehungsbogen
umgekehrt wie die vierten Potenzen der Linear-Dimensionen der
Durchschnitte.
3) Wenn die Durchschnitte Rechtete sind, und die Stangen eine
gleichfoͤrmige Elasticitaͤt nach allen Richtungen besizen, so
verhalten die Drehungsbogen sich umgekehrt wie das Product der Wuͤrfel
getheilt durch die Summe der Quadrate; woraus folgt, daß, wenn die Breite im
Verhaͤltnisse zur Dike sehr groß ist, die Drehungsbogen sich so ziemlich
umgekehrt wie die Breiten und die Wuͤrfel der Dike verhalten. Diese
Geseze gelten auch dann, wann die Elasticitaͤt nicht nach allen
Richtungen dieselbe ist.
Diese Geseze sind, fuͤr den besonderen Fall cylindrischer Stangen,
dieselben, die Hr. Poisson
durch die Analyse erhielt; und, fuͤr den allgemeineren Fall cylindrischer
und rechtwinkeliger Stangen, genau dieselben, die Hr. Cauchy in einer spaͤteren Arbeit nach
jener des Hrn. Poisson
bekannt gemacht hat: ja man kann selbst beifuͤgen, daß die Rechnung nie
besser mit der Erfahrung uͤbereinstimmte, als in diesen Faͤllen.
Man wird demnach in der Zukunft uͤberall dorr, wo es sich um Anwendung
auf Bau und auf Kuͤnste handelt, von diesen Gesezen Gebrauch machen
koͤnnen, ohne besorgen zu duͤrfen, daß man dadurch einen Fehler
begeht; nur wird man, wo es sich um die Gegenwirkung der Drehung des Stahles und
der Legirungen handelt, auf die Umstaͤnde Ruͤksicht nehmen
muͤssen, welche bei dem Abkuͤhlen dieser Massen Statt hatten.
So lang die Metalle rein sind, scheint weder neues Hizen noch Haͤrten
derselben den mindesten Einfluß auf den Widerstand der Drehung zu aͤußern;
wenigstens habe ich dieß am Kupfer, an der Platinna und am Eisen wahrgenommen.
Dieß ist aber nicht mehr der Fall bei Legirungen, wie beim Messing, bei dem
Metalle zu den Tamtams, und auch bei dem Stahle, wie man aus folgender Tabelle
ersieht.
Messingdrath aus dem Drathzuge und mit dem Hammer
geplaͤttet.
Laͤnge
0,3 Meter.
Drehungsbogen
1°.
Zustand des Koͤrpers.
Gewicht.
Kalt gehaͤmmert
357 Gramm, 5
langsam erkaltet
370
–
schnell
357,5 –
langsam
370
–
schnell
355
–
langsam
367
–
schnell
355
–
langsam
367
–
Mehrere andere Messingstangen gaben genau dasselbe Resultat, so daß dieser
Koͤrper durchaus nicht zu Versuchen uͤber die Staͤrke der
Drehungskraft taugt, indem es ziemlich schwer ist eine etwas lange Stange wieder
vollkommen gleichfoͤrmig zu hizen oder auszugluͤhen. Es kann also
dann der Fall eintreten, daß die Gegenwirkung der Drehung nicht dieselbe in der
ganzen Laͤnge der Stange ist, wie aus folgendem Beispiele erhellt.
Prismatisch vierekige Stange aus Messing auf dem
Drathzuge.
Laͤnge
1,302 Meter;
Seite des Vierekes
0,00572 –;
Drehungsbogen
1°;
Gewicht fuͤr die eine
Haͤlfte
110 Gramm.
–
– fuͤr die andere Haͤlfte
92.
Eine Stange mit rechtwinkeligem Durchschnitte aus
sogenanntem Tamtams (oder Gong-) Metall.
Laͤnge
0,144 Meter;
Breite
0,01732 –;
Dike
0,00256 –;
Drehungsbogen
1°.
Erkaͤlten
Gewicht.
Langsam
380
Schnell
300
Langsam
380
Schnell
300
Langsames Erkalten bringt also auf diese Composition eine aͤhnliche
Wirkung hervor, wie auf Messing; d.h., eine staͤrkere Gegenwirkung der
Drehung.
Gußstahl. Eine Stange von rechtwinkeligem
Durchschnitte.
Laͤnge
0,14 Meter;
Breite
0,0156 –;
Dike
0,0046 –;
Drehungsbogen
1°.
Erkalten.
Gewicht.
Schnell
2500 Gramm.
Langsam
2670
–
Schnell
2400
–
Langsam
3000
–
Schnell
2900
–
Schnell
2700
–
Schnell
2900
–
Langsam
2950. –
Wie man aus dieser Tabelle ersieht, so haben die besonderen Umstaͤnde bei
dem Erkalten hier einen großen Einfluß auf die Gegenwirkung der Drehung:
indessen bringt ein langsames Erkalten immer eine staͤrkere Gegenwirkung
der Drehung hervor, als ein schnelles, was sich sehr gut aus dem Umstande
erklaͤren laͤßt, daß die Theilchen der Masse dann mehr Zeit
gewinnen sich regelmaͤßig an einander zu reihen. Der Unterschied zwischen
der Haͤrtung des Stahles und der Tamtams verschwindet demnach unter
diesem Umstande; es ist jedoch nicht minder merkwuͤrdig, daß der Stahl an
Haͤrte zunimmt, wann er schnell erkaltet, waͤhrend die
Haͤrte des Tamtam-Metalles abnimmt.
Es waͤre aͤußerst merkwuͤrdig fuͤr jeden
Koͤrper den Punkt zu untersuchen, wo er aufhoͤrt in seine erste
Lage zuruͤkzukehren, nachdem er von einem Gewichte gedreht wurde, welches
staͤrker ist als die Gegenwirkung der Drehung, und zu sehen, welche Rolle
die Zeit in der Verschiebung der Theilchen bildet, welche auf diese Weise einer
aͤußeren Kraft ausgesezt sind. Ich habe einige Versuche in dieser
Hinsicht gemacht, habe aber noch nicht Zeit genug gefunden, meine Arbeit zu
vollenden. Ich kann jedoch schon jezt so viel hier aussprechen, daß, wenn die
Kraft, welche die Stange dreht, auch noch so klein ist, diese immer ehe
anfaͤngt sich auf eine bleibende Weise zu drehen, ehe sie so
zuruͤk wirkt, als ob sie vollkommen elastisch waͤre, und daß, wenn
man die Kraft verstaͤrkt, sich eine neue bleibende Drehung bildet u.s.f.;
daß endlich, wenn man die Kraft durch mehrere Stunden lang fort wirken
laͤßt, der Drehungsbogen zunimmt, jedoch nur um eine Groͤße, die
unmerklich abnimmt. Es waͤre sehr gut diese Untersuchungen fortzusezen,
indem sie
geeignet sind, zu wichtigen Resultaten in Hinsicht auf die Kraͤfte zu
fuͤhren, welchen die Theilchen der Koͤrper unterliegen.So wichtig die hier angestellten Versuche uͤber Drehung und die in
neueren Zeiten von so vielen, besonders englischen, Physikern
wiederholten und erweiterten Versuche uͤber Spannung,
Elasticitaͤt, Staͤrke verschiedener Koͤrper
fuͤr Baukunst in allen ihren Zweigen und fuͤr manche
andere Zweige der Industrie auch immer sind, so fehlt uns doch noch eine
Reihe genauer Versuche uͤber die Wirkungen und Gegenwirkungen des
Hauens und Schneidens: einer Operation, die nicht bloß in einer Menge
von Kuͤnsten und Gewerben, sondern vorzuͤglich in der
großen Kunst des Krieges von sehr hoher Wichtigkeit ist. Es fehlen uns
hieruͤber so zu sagen noch die ersten Rudimente, und außer einer
sehr oberflaͤchlichen Saͤbelprobe haben unsere Techniker
und Physiker in dieser Hinsicht noch sehr wenig geliefert. Bekanntlich
ist ein einige Zoll breiter Streif Kartenpapier, auf die Kante gestellt,
im Stande mehrere Pfunde zu tragen ohne sich zu biegen, waͤhrend
er sich, nach seiner Breite gelegt, unter der Last eines halben
Quentchens in einen großen Bogen beugt. Er scheint also, so wie alle
Parallelopipede, nach der Kante am staͤrksten zu seyn. Indessen
wird man ihn mit einem mittelmaͤßigen Messer nach der Kante
leicht durchschneiden, mit einem mittelmaͤßigen Saͤbel
nach der Kante leicht durchhauen koͤnnen, waͤhrend man ihn
nach der Breite mit dem besten Messer und dem besten Saͤbel nur
langsam durchschneiden und mit Muͤhe durchhauen wird. Eine
mathematische Erklaͤrung dieses Phaͤnomenes ist noch nicht
gegeben, und die Theorie des Keiles auf Messer und Saͤbel, gerade
und krumm, senkrecht und unter bestimmten Winkeln, unter verschiedenem
Gewichte (Druke, Kraft) und unter verschiedenen Geschwindigkeiten
angewendet, ist noch immer ohne die nothwendigen Versuche geblieben.A. d. Ue.