Titel: | Schreiben des Hrn. D'Aubuisson an Hrn. Arago, über Versuche in Hinsicht auf den Widerstand, welchen das Wasser bei seiner Bewegung durch Röhren erleidet: angestellt von Hrn. Castel. |
Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. CV., S. 418 |
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CV.
Schreiben des Hrn. D'Aubuisson an Hrn. Arago, uͤber Versuche in Hinsicht auf
den Widerstand, welchen das Wasser bei seiner Bewegung durch Roͤhren erleidet:
angestellt von Hrn. Castel.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. T. XLIII. p.
244.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Castel, Versuche uͤber den Widerstand des
Wassers.
Es gibt wenige Zweige der physisch-mathematischen Wissenschaften, welche in
Hinsicht ihrer taͤglichen Anwendung im Leben wichtiger waͤren, als
derjenige, welcher von der Bewegung des Wassers in den Roͤhren der
Wasserleitungen handelt; es gibt folglich auch wenige, in welchen es wichtiger
waͤre, die Regeln und Formeln derselben immer mehr und mehr zu
vervollkommnen. Es haben sich bereits einige Gelehrte, und unter diesen Du Buat, De Prony, und Eitelwein
Mehrere Italiaͤner haͤtten hier auch noch angefuͤhrt
werden koͤnnen.A. d. Ue. mit Aufstellungen solcher Formeln beschaͤftigt; sie gruͤndeten
dieselben aber gewoͤhnlich nur auf Versuche, die an kleinen Roͤhren
angestellt wurden, und daher findet man sie mangelhaft, sobald man sie auf große
Wasserleitungen anwendet. Wenn man ihre Resultate mit den Resultaten der Versuche
vergleicht, welche Couplet im vorigen Jahrhunderte an den
Wasserleitungen des Parkes von Versailles anstellte, so stoͤßt man auf
bedeutende Abweichungen. Heute zu Tage erhalten die Ingenieurs, welche mit den
Wasserleitungen von Paris beauftragt sind, aus dem Roͤhrenwerke, welches den
Springbrunnen des Innocens versorgt, nur zwei Drittel des
Wassers, welches die Formeln angeben.Dieß ist eben nicht befremdend, und beweist nur, daß es in der Hydraulik, wie
in der Mechanik und selbst in der Chemie, ergeht, wo man vom Kleinen, vom
Modell und vom Laboratorium auf die Maschine und auf die Fabrik im Großen
schließt: uͤberall geht Ein Drittel
fuͤr die Reibung darauf.A. d. Ue. Die Wasserleitung der Vorstadt Saint Victor hat
ihnen sogar nur die Haͤlfte gegeben. Es muͤssen daher noch neue
Thatsachen aus Beobachtung und Erfahrung fuͤr die Theorie gesammelt werden,
wenn die Regeln der lezteren vervollkommnet werden sollen.
Die vielen neuen Wasserleitungen, welche zu Toulon angelegt wurden, und welchen Sie auf
Ihrer Durchreise Ihre Aufmerksamkeit schenkten, haben mich in den Stand gesezt,
mehrere Erfahrungen zu machen, die zu diesem Zweke dienen koͤnnen. Sie werden
der Gegenstand einer besonderen Abhandlung werden. Ich beschraͤnke mich hier
bloß auf die Bemerkung, daß ihre Resultate so ziemlich mit den allgemein
angenommenen Formeln (jenen naͤmlich des Hrn. de Prony und Eytelwein) uͤbereinstimmen, wenn wir dem
Wasser wenig Geschwindigkeit geben, und zu diesem Ende die Muͤndung des
Ausflusses mittelst einer Aufsazroͤhre verengen, oder vielmehr mittelst einer
duͤnnen Platte, welche in der Mitte mit einem Loche von 1–2 Centimeter
im Durchmesser versehen ist; je mehr aber dieser Durchmesser zunimmt, desto mehr hat
Abweichung Statt; und wenn die Platte abgenommen wurde, so war das Product (der
Ausfluß) um Ein Viertel oder um Ein Drittel geringer, als es nach der Formel
haͤtte seyn sollen. Hieraus schließe ich, daß bei diesen Versuchen der
Widerstand in Vergleich zur Geschwindigkeit des Wassers in einem groͤßeren
Verhaͤltnisse zunahm, als in der Rechnung aufgestellt wurde. Man nimmt in
dieser an, daß der Widerstand verhaͤltnißmaͤßig zunimmt, wie v² + mv, wo m ungefaͤhr = 0,055, und v die mittlere Geschwindigkeit ausdruͤkt.
Die Einrichtung einiger unserer Roͤhren erlaubte mir ferner noch besondere
Versuche anzustellen. Das Wasser wird an die wichtigsten Puncte unserer Stadt
mittelst zweier Roͤhren von gleichem Durchmesser geleitet, die neben einander
in demselben Gange hinlaufen, so daß, wenn die eine einer Ausbesserung bedarf, die
andere den Dienst derselben versieht, und man, nach Belieben, das Wasser aus
derselben Oeffnung durch eine oder durch beide Roͤhren zugleich kann laufen
lassen. Ich habe in meinem kleinen Werke (Traité du
mouvement de l'eau dans les tuyaux de conduite, p. 51.) einen Versuch
dieser Art angefuͤhrt, den ich zugleich mit Hrn. de Montbel anstellte, als er noch Maire von
Toulouse war. Das Wasser, welches zu dem schoͤnen Springbrunnen am Plaze
Bourbon in zwei Roͤhren, welche
im Durchmesser
0,16 Meter
hielten, in
einer Laͤnge von 287 Metern,
herbeigefuͤhrt wurde, sprang bei
einer Last von
7,19 –
in eine
Hoͤhe von
6,55 –
wenn man
nur Eine Roͤhre brauchte, sprang es
nicht hoͤher als
5,83 –
Das Volumen des ausgeflossenen Wassers betrug ungefaͤhr 0,012 Kubikmeter in
Einer Secunde.
Ich will hier noch von einigen Versuchen dieser Art sprechen. Sie scheinen mir von
solcher Wichtigkeit, daß sie Ihnen mitgetheilt werden und vielleicht einen Plaz in den Annales de Chimie verdienen duͤrften,
woruͤber Sie am besten entscheiden werden. Ehe ich dieselben vorlege, will
ich den Grundsaz aufstellen, der uns leitete, und die Roͤhren angeben, an
welchen ich dieselben anstellte.
Man seze eine Roͤhre sey mit Wasser gefuͤllt und das Wasser in
derselben in Ruhe. Die Last oder der Druk auf jeden Punct der Waͤnde
wuͤrde dann durch das Gewicht einer Wassersaͤule bemessen werden,
deren Hoͤhe die Senkrechte zwischen diesem Puncte und der
Wasserflaͤche an dem Haupte der Roͤhre ist. Wenn man folglich die Wand
an verschiedenen Puncten durchstaͤche, und an jedem durchgestochenen Loche
eine senkrechte Roͤhre anbraͤchte, so wuͤrde das Wasser in
allen Roͤhren auf die oben erwaͤhnte Hoͤhe steigen. Man seze
nun, daß das Wasser sich in der Roͤhre bewegte, und daß die Bewegung in
demselben gleichfoͤrmig geworden sey, so wuͤrde, wenn die
Roͤhre der Bewegung keinen Widerstand entgegenstellte, der Druk auf jeden
Punct nur um die Hoͤhe vermindert werden, welche der Geschwindigkeit des
Wassers diesem Puncte gegenuͤber zukommt, und da die Geschwindigkeit
uͤberall dieselbe ist, (wegen der Gleichheit des Durchmessers), so
wuͤrden auch alle Verminderungen des Drukes gleich seyn, und alle
manometrischen Saͤulen wuͤrden um eine gleiche Hoͤhe fallen,
und ihre oberen Enden wuͤrden noch auf derselben Wasserhoͤhe stehen.
Nun verhaͤlt sich dieß aber in der That nicht wirklich so; die Roͤhre
sezt, theils durch die Reibung an den Waͤnden, theils durch die Verengerungen
etc. der Bewegung einen Widerstand entgegen; und so vermindert sich die Hoͤhe
der Wassersaͤulen in den Roͤhren, welche als Manometer dienen, vom
Anfange der Roͤhre bis an ihr Ende, und der Unterschied dieser Hoͤhen
oder des Wasserstandes zwischen zwei beliebigen Puncten zeigt den Widerstand,
welchen die Roͤhre der Bewegung zwischen zwei Puncten entgegenstellte. Wenn
man also am Ende einer Roͤhre eine manometrische Roͤhre
gehoͤrig anbringt, so druͤkt der Unterschied der Wasserhoͤhe
(des Niveaus) zwischen dem Wasser in der lezteren und dem Wasser am Haupte der
Roͤhre den Widerstand der Roͤhre aus, und wird die Hoͤhe der
Wassersaͤule seyn, die diesen Widerstand bemißt. Wir wollen nun zu den
Roͤhren uͤbergehen.
Fig. 13. gibt
eine Idee von der Anlage dieser Roͤhren. Die Springbrunnen der Stadt werden
bekanntlich durch zwei hydraulische Maschinen mit Wasser versehen, welche dasselbe
mittelst Pumpen in die Hoͤhe eines Wasserschlosses (chateau d'eau) bringen, wo es aus einem Behaͤlter, sobald dieser
uͤbervoll ist, in ein Ablaufbeken (deversoir)
uͤberfließt. Aus diesem Behaͤlter laufen zwei parallele Roͤhren
von 0,27 Meter im Durchmesser und 605,26 Meter Laͤnge. Sie oͤffnen sich in einen ersten Vertheilungsbehaͤlter (ciwe
de distribution) oder in eine Trommel aus Gußeisen von 1,00 Meter im
Durchmesser, und 0,80 Meter Hohe. Auf seinem Umfange sind mehrere
Roͤhreneinsaͤze (Tubulirungen), welche mit Haͤhnen versehen
sind, und aus diesen laufen verschiedene Roͤhren, welche das Wasser in die
verschiedenen Quartiere der Stadt fuͤhren. Unter diesen Roͤhren oder
Leitungen sind zwei von 0,12 Meter Durchmesser und 437,50 Meter Laͤnge, die
in denselben Gang hinziehen, und parallel und in gerader Linie in einen zweiten
Vertheilungsbehaͤlter laufen, der unter dem Pflaster der Place-Royale liegt, auf welcher sich das Stadthaus
befindet. Dieser Behaͤlter hat zwei Roͤhrenansaͤze, wovon der
eine mit einem Hahne von 0,16 Meter im Durchmesser versehen ist, und das Wasser in
eine Roͤhre von demselben Durchmesser leitet, welche, in verschiedenen
Verzweigungen, neunzehn Oeffnungen versieht. Aus dem zweiten Roͤhrenansaze
entspringt eine Roͤhre von 0,08 Meter im Durchmesser, auf welche eine lange
bleierne Roͤhre von zwei Zoll im Durchmesser aufgesezt ist, die in das
Stadthaus fuͤhrt, wo es in die Nische einer Stiege hinaufsteigt: dieß ist
unser Manometer. Ein Schwimmer aus Kork mit einem in Grade getheilten Schilfhalme
zeigt die Hoͤhe, auf welcher das Wasser daselbst steht.
Er wurde zu folgendem Ende vorgerichtet. Wenn das Wasser in der Stadt auf die
verschiedenen Hoͤhen gefuͤhrt werden soll, fuͤr welche es
bestimmt ist, so muß der Behaͤlter in dem Wasserschlosse bestaͤndig
voll seyn, und etwas davon in das Ablaufbeken uͤberlaufen: die
Geschwindigkeit der Wasserraͤder an den hydraulischen Maschinen ist hiernach
regulirt. Um diese Geschwindigkeit zu unterhalten, ohne die Menge des zu
verbrauchenden Wassers bedeutend zu uͤberschreiten, ist von Seite des
Wasserschloßwaͤchters einige Aufmerksamkeit nothwendig. Es ist ihm zuweilen,
vorzuͤglich des Nachts um der Ruhe pflegen zu koͤnnen, begegnet, daß
er die Geschwindigkeit abnehmen ließ, und dann erhielten die Parteien, welche sehr
hoch liegen, kein Wasser: es war also hier von Seite der
Administrations-Beamten eine Aufsicht noͤthig. Ich dachte, daß sich
hier sehr leicht ein Ausweg treffen ließe, und zwar ohne daß der
Maschinenwaͤchter etwas davon wuͤßte, indem man naͤmlich vor
dem Bureau des Controleurs der Wasserwerke der Stadt eine Roͤhre
anbraͤchte, die mit dem Roͤhrensysteme der Wasserleitung in Verbindung
steht, so daß man aus der Hoͤhe des Wassers in dieser Roͤhre auf das
schließen konnte, was in dem Wasserschlosse vorgeht. Wenn kein Widerstand in den
Roͤhren Statt haͤtte, so muͤßte die Hoͤhe vor dem
Buͤreau und im Wasserschlosse dieselbe seyn; bei dem Widerstande der
Roͤhren aber verhaͤlt sich die Sache ganz anders, und es konnte nur
durch Versuche das
Verhaͤltniß zwischen diesen beiden Hoͤhen ausgemittelt werden.
Hr. Castel, Controleur der
Wasserwerke, hat diese Versuche angestellt; bei seinem Ordnungsgeiste und bei der
Genauigkeit, mit welcher er beobachtet, bei der innigen Bekanntschaft mit allen
Wasserleitungen der Stadt, welche unter seiner unmittelbaren Leitung errichtet und
gepruͤft wurden und taͤglich unter seiner Aufsicht stehen, bei seinen
zu einem solchen Dienste noͤthigen hydraulischen Kenntnissen, und endlich
noch bei der Leichtigkeit, mit welcher er rechnet, war er hierzu vorzuͤglich
geeignet. Er half mir bei allen meinen Versuchen an den Wasserleitungen zu Toulouse,
und ihm verdanke ich vorzuͤglich die große Genauigkeit, mit welcher sie
durchgefuͤhrt wurden.
Bei den Versuchen, welche er unternahm, hatte er hauptsaͤchlich den Zwek, den
Verlust an Last oder Druk zu bestimmen, der durch den Widerstand der Roͤhren
zwischen dem Wasserschlosse und dem Manometer entsteht, sey es nun, daß das Wasser
in zwei gleichen Roͤhren oder in einer einzigen geleitet wird. Ich entwarf
den Plan, den er zu befolgen hat, und er unterzog sich der Ausfuͤhrung.
Mehrere mit seinem Manometer angestellte Versuche hatten ihn bereits gelehrt, daß,
wenn das Wasser in den Roͤhren nicht floß, sondern ruhig und still stand,
dasselbe, nach den Gesezen des Gleichgewichtes in communicirenden Roͤhren, in
der Roͤhre des Stadthauses beinahe bis auf zwei Centimeter gleich hoch mit
dem Wasser im Behaͤlter des Wasserschlosses stand, obschon die Entfernung
beider 1,205 Meter betrug; vielleicht daß selbst diese kleine Abweichung von einem
Fehler in der Nivellirung herruͤhrte. Dieselben Versuche lehrten ihn auch
noch uͤberdieß seinen Apparat und das ganze Detail seiner Operationen so
einrichten, daß er zu den moͤglichst genuͤgendsten Resultat ten
gelangen konnte.
Er verdoppelte unter diesen Umstaͤnden seine Sorgfalt und seine Vorsicht; er
pruͤfte die Haͤhne selbst, und ließ diese, so wie die uͤbrigen
Theile des Roͤhrensystemes, an welchem er seine Operationen vornahm, in den
besten Stand versezen; er ließ die Roͤhren gut auswaschen und mit vollem
Wasserstrome reinigen, und stellte dann in der Nacht vom
15. zum 16. September folgende vier Versuche an. (Die Versuche konnten am Tage wegen
des Wasserdienstes fuͤr das Publicum nicht unternommen werden.)
Zuerst wurden alle Oeffnungen, durch welche das Wasser, das in den Roͤhren der
Stadt herumgefuͤhrt wird, ausstroͤmt, geschlossen. Nachdem diese
Roͤhren, so wie die Behaͤlter im Wasserschlosse, vollkommen mit Wasser
gefuͤllt waren, bemerkte Hr. Castel mit aller Genauigkeit den Punct, bis auf welchen das Wasser sich in
der Manometerroͤhre erhob. Dieser Punct war 0 auf seinem Maßstabe.
I. Versuch. Nachdem diese Vorkehrungen getroffen waren,
oͤffnete man in einem Theile der Stadt eine hinlaͤngliche Anzahl von
Oeffnungen, um beinahe alles Wasser ausfließen zu lassen, welches die sechs im Gange
stehenden Pumpen zu heben vermochten. Dieses Wasser floß aus dem ersten
Vertheilungsbehaͤlter durch die Haͤhne f,
g und h, der doppelten Roͤhrenleitung
von 0,12 Meter gegenuͤber. Es kam in diesem Behaͤlter an, nachdem es
durch die doppelte Roͤhrungleitung von 0,27 Meter gelaufen war. Während es
durch dieselbe durchfloß, hatte es einen Widerstand erlitten, und in Folge dessen
war die Last oder der Druk am Ende der Roͤhrenleitung, oder bei dem
Vertheilungsbehaͤlter geringer, als am Ursprunge derselben oder im
Wasserschlosse. Der Druk an diesem Behaͤlter wurde durch das Manometer
bestimmt, indem in den dazwischen befindlichen Roͤhren das Wasser nur still
stand.
Die Menge
des ausgeflossenen Wassers betrug in
Daumen oder doppeltem
Wasser-
Modulus
Die Brunnenmeister nennen bekanntlich Daumen (Zoll, pouce d'eau)
diejenige Menge Wassers, welche aus einer Oeffnung von Einem Zoll im
Durchmesser ausfließt, unter dem Druke Einer Linie uͤber dem
oberen Rande der Oeffnung. Das Product eines solchen Ausflusses
betraͤgt, in 24 Stunden, 17,94 Kubikmeter. Die alten
franzoͤsischen Hydrauliker bestimmten den Daumen (pouce
d'eau), nach, den damals gebraͤuchlichen
Maͤßen, auf 14 Pinten zu 2 Pfund Markgewicht in Einer Minute,
oder auf 19,73 Kubikmeter in 24 Stunden. Hr. de Prony hat ihn, nach dem
heutigen Maßsysteme, auf 20 Kubikmeter gestellt, und nennt ihn doppelten Wasser-Modulus (double module d'eau). Wir bedienen
uns dieser Bestimmung, behalten aber die alte Benennung bei. A. d. O.
152,13 Zoll
Das
Manometer zeigte von 0 abwaͤrts
0,453 Mtr.
Dieß ist
also der Verlust an Druk in Folge desWiderstandes der Roͤhre.
(Da die Geschwindigkeitin den Behaͤltern außerordentlich klein
war, so bleibtkeine Verminderung des Drukes fuͤr jene
Hoͤhe zu berechnenuͤbrig, die von der Geschwindigkeit
abhaͤngt.) Die FormelDie Formel fuͤr den Widerstand, deren ich mich bediene, und
welche beinahe das Mittel zwischen jener de Prony's und Eytelwein's ist,
ist0 Meter,00137 L/D (v²
+ 0,055 v), oder0 Meter,0000000001190 L/D5 (Q² + 187 QD²),
woL die Laͤnge der
Roͤhre;D ihr Durchmesser;v die mittlere Geschwindigkeit des
Wassers, welches sie leitet;Q diese Menge Wassers, in Daumen
ausgedruͤkt.A. d. O. haͤtte (fuͤr die Haͤlfte von 152,13Zoll,
in einer Roͤhre von 0,27 Meter) gegeben
0,343 Mtr.
–––––––––
Differenz
0,110 Mtr.
Das Resultat der Berechnung faͤllt also um 27 p. Cent unter das Resultat der
Beobachtung.
II. Versuch. Alles blieb im vorigen Stande; man schloß
aber den Hahn, d, an einer der Roͤhren von 0,27
Meter Durchmesser, so daß alles uͤbrige verbrauchte Wasser durch die andere
Roͤhre lief. Die
Menge desselben betrug
140,25 Zoll.
Das
Manometer wies
1,413 Mtr.
Die Formel gab
1,060 –
–––––––––
Differenz
0,353 Mtr.
Dieß gibt 25 p. C. des wirklichen Widerstandes.
Ich muß hier bemerken, daß in beiden Versuchen die Menge des ausgelaufenen Wassers
nach der Zahl der Pumpenzuͤge in den Pumpen berechnet wurde: die vielen
Messungen mit dem Eichmaße haͤtten in Einer Nacht unmoͤglich
vorgenommen werden koͤnnen. Obschon wir allen Grund haben zu glauben, daß die
Schaͤzungsmethode, deren wir uns bedienten, nur sehr wenig von dem wirklichen
Dienste unserer Maschinen abweicht, so ist es doch ganz gewiß, daß unsere
Schaͤzung etwas zu hoch ist, und folglich die Differenz der Resultate der
Berechnung und der Beobachtung etwas groͤßer ist, als wir sie fanden.
Uebrigens hatten diese beiden Versuche keinen anderen Zwek, als den Verlust an Last
bis zum ersten Behaͤlter kennen zu lernen, um daraus die Last am Haupte der
Roͤhren von 0,12 Meter im Durchmesser fuͤr die folgenden Beobachtungen
zu erhalten.
III. Versuch. Die Roͤhre 0,27 Meter, die man
geschlossen hatte, wurde wieder geoͤffnet; man oͤffnete, bei dem
zweiten Behaͤlter, den Hahn n von 0,16 Meter, so
wie die 19 Oeffnungen, welche derselbe versieht; man, schloß, in dem anderen Theile
der Stadt, eine gewisse Anzahl anderer Roͤhren, welche aus den
Roͤhrenansaͤzen des ersten Behaͤlters gespeist werden, damit
die Menge Wassers, welche durch die Roͤhren von 0,27 Meter laͤuft,
beinahe dieselbe wurde, wie bei dem ersten Versuche.
Indessen war diese Menge nur 144,49 Zoll oder Daumen.
Der Theil, welcher durch den Hahn von 0,16 Meter abfloß, der einzige, der durch die
beiden Roͤhren von 0,12 Meter floß, gab mittelst eines eigens dazu bestimmten
Apparates genau gemessen
29,61 Zoll, oder Daumen.
Das
Manometer, welches dann den Drukam zweiten Behaͤlter, oder am
Ende derdoppelten Roͤhren von 0,12 Meter
angab,zeigte
1,213 Meter.
Der Theil
dieses Widerstandes, der
von der Roͤhre von 0,27 Meter
verschlungenwird, (152,13 Zoll haben 0,453 Metergegeben, und die
Widerstaͤnde verhaltensich, wie die Quadrate der
Wassermengen)waͤre
0,408 Meter.
––––––––––
Es bliebe
demnach, durch den Widerstand,der den doppelten Roͤhren von 0,12
Meterangehoͤrt
0,805 Meter.
Die Theorie
haͤtte (fuͤr 14,80 Zoll, in EinerRoͤhre von 0,12
Meter gefuͤhrt) gegeben
0,542 –
––––––––––
Differenz
0,263 Meter.
Dieß ist 32,7 p. Cent.
IV. Versuch. Alles blieb, wie bei dem vorigen Versuche,
und man schloß eine der zwei Roͤhren von 0,12 Meter.
Die gesammte Menge des durch die Pumpen gelieferten Wassers war so ziemlich genau 142
Daumen oder Zoll, und die Menge Wassers, die durch die Roͤhre von 0,12 Meter
lief, die offen war, war, eben so
genau gemessen, wie bei dem vorigen
Versuche,
26,83 Zoll.
Das
Manometer zeigte
2,818 Mtr.
Abzuziehen
fuͤr den Widerstand an den Roͤhren von0,27 Meter
0,395 –
––––––––
Bleibt
fuͤr die Roͤhre von 0,12 Meter
2,423 Mtr.
Die Formel
gibt
1,657 –
––––––––
Differenz
0,766 Mtr.
Dieß ist 31,7 p. Cent.
Das Resultat, nach den beiden lezteren Hauptversuchen geschlossen, ist demnach
dieses, daß die aus den allgemein angenommenen Formeln abgeleiteten
Widerstaͤnde hier beinahe um ein Drittel geringer ausfielen, als man sie
durch directe, und mit aller in solchen Faͤllen nur immer moͤglichen
Genauigkeit angestellte Messungen wirklich gefunden hat. Ein anderes Mal von den
theoretischen Folgerungen, die aus diesen Versuchen abgeleitet werden
koͤnnen, so wie von mehreren anderen von uns angestellten Versuchen.
Erklaͤrung der Figur.
A, Behaͤlter im Wasserschlosse, wohin das Wasser
zuvoͤrderst in die Hoͤhe gepumpt wird. Der Durchmesser desselben ist 5
Mtr., 20 Centim.
aa, Oeffnungen fuͤr die zwei
Roͤhren, die das Wasser herbeifuͤhren.
bb, Oeffnungen fuͤr die doppelte
Roͤhrenleitung, die das Wasser in die Stadt leitet.
c, Oeffnung in dem Beken, durch welches das aus dem
Behaͤlter uͤberfließende Wasser ablaͤuft.
B, Erster Vertheilungsbehaͤlter; Durchmesser = 1
Meter.
C, Zweiter dtto. Durchmesser
= 0,60 Meter.
D, Punkt, uͤber welchem sich das Manometer
erhebt.
d, e, f, g, h, i, k, l, m, n, o, p, Haͤhne.
B ist von A abwaͤrts
10,71 Meter.
C dtto do
12,75 –.
D dtto do
11,43 –.