Titel: | Bennet's neue Metallcomposition für die Zapfenlöcher in Taschenuhren. |
Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. XLI., S. 110 |
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XLI.
Bennet's neue Metallcomposition fuͤr die
Zapfenloͤcher in Taschenuhren.
Aus dem Mechanics' Magazine. N. 379. 13. Nov.
1830.
Bennet's neue Metallcomposition fuͤr die
Zapfenloͤcher in Taschenuhren.
Hr. Bennet, Uhrmacher des Herzogs von Sussex, hat so eben
eine wichtige Erfindung in der Uhrmacherkunst gemacht. Sie besteht in einer Metallcomposition
fuͤr die Zapfenloͤcher der Taschenuhren, welche weniger Reibung
erzeugt, und den Saͤuren besser widersteht, als alle Edelsteine, zugleich
aber auch um zwanzig Mal wohlfeiler ist. Hr. Bennet hat
diese kostbare Entdekung nicht in seinem Pulte begraben, sondern seinem Bruder und
dem Publikum mitgetheilt. In einer kleinen Broschuͤre, die wir vor uns liegen
haben,Es ist in der That eben so unartig gegen Hrn. Bennet als gegen das Publikum, ein Buch zur Haͤlfte
auszuschreiben, und nicht einmal den Titel desselben dankbarlich
oͤffentlich anzufuͤhren. So verfuhren ehevor und auch heute zu
Tage die Jesuiten mit den Werken derer, die sie verfolgen: ne nominentur in nostris. A. d. Ue. hat er mit der groͤßten Deutlichkeit die Art erklaͤrt, wie er
seine Composition verfertigt, und die Hauptversuche angegeben, durch welche er zu
seiner Entdekung geleitet wurde.
Ehe wir diese Erklaͤrung hier mittheilen, wollen wir als Einleitung die
Nachricht liefern, welche Hr. Bennet von dem Zustande der
Uhrmacherkunst gibt, als er sich mit seiner Erfindung beschaͤftigte.
Bei den ersten Taschenuhren waren die Loͤcher aus Messing, und die Platten
waren polirt. Man fand, daß die Plaͤtten durch die Einwirkung der Luft ihre
Politur verloren, so daß dann eine solche Taschenuhr ein sehr schlechtes Aussehen
bekam. Das Oehl in den Loͤchern bekam eine Neigung unrein zu werden, indem
die Saͤuren auf das Messing wirken.Cumming'sElem. of Clock and Watch Work. A. d. O. Man nahm nun seine Zuflucht zum Vergolden, wo man jedoch die Nachtheile
hatte, daß die Platten, und folglich auch die Loͤcher, dadurch weicher
wurden, und die Salpetersaͤure und das Queksilber etc., dessen man sich bei
dem Vergolden bediente, einen sehr nachtheiligen Einfluß auf die Zapfen und auf das
Oehl aͤußerten. Nun wurden Rubin- und Granatloͤcher statt der
Messingloͤcher gebraucht, und viele, sehr viele, betrachteten diese
Rubinloͤcher als das Non plus ultra der
Uhrmacherkunst: eine Uhr galt desto mehr, je mehr sogenannte juwelierte
Loͤcher sie hatte. Es hat aber die Erfahrung gelehrt, daß, wenn ein Zapfen
aus gehaͤrtetem Stahle in einem Loche aus Rubin oder Granat arbeitet, die
Reibung durch eine Menge Zufaͤlligkeiten vielmehr vermehrt als vermindert
werden kann. Wenn es in jedem Falle moͤglich
waͤre, die beiden Oberflaͤchen des staͤhlernen Zapfens sowohl,
als des Rubinloches vollkommen eben zu haben, so waͤre die Reibung allerdings
eine Kleinigkeit: allein diese beiden Bedingungen sind oͤfters sehr schwer,
selbst bei der besten Juwelierung zu erhalten. Wenn nur der moͤglich denkbar
kleinste Theil eines Rubinloches unpolirt geblieben ist, so ist die Wirkung dieses
unpolirten Theiles auf den Zapfen genau dieselbe, wie die eines gemeinen
Schleifsteines auf einen Meißel oder auf ein Messer: es wuͤrden also zwei
rauhe Flaͤchen sich aufeinander reiben, die Reibung wuͤrde dadurch sehr vergroͤßert
werden, und zulezt wuͤrde der Zapfen, als der weichere Theil,
gaͤnzlich zerstoͤrt werden. Die Zapfen, welche dem sogenannten
Gehewerke am naͤchsten sind, und der Bilanz, vorzuͤglich wenn die
Bilanz schwer ist, leiden am meisten durch schlechtes Juwelieren, indem sie dann
einen groͤßeren Seitendruk zu ertragen haben.Siehe: Observations on Friction in Playfair's Nat. Phil. I. p. 95., Gregory's
Mechanics II. p. 28., Arnott
Elem. of Phys. I. p. 171., London Encyclop. art. Mechanics. A. d. O. Aus diesem Grunde entsteht der harte Reibungslaut am Bilanzstabe, den man an
einigen juwelierten Taschenuhren wahrnimmt. Aus diesem Grunde besezen mehrere der
besten Taschenuhrmacher nur die Bilanz- und Hemmungsloͤcher mit
Juwelen. Man hat Taschenuhren mit staͤhlernen Loͤchern
ausgeruͤstet; allein alle Versuche mißlangen, und zwar aus verschiedenen
Ursachen, vorzuͤglich aber wegen des bestaͤndigen Einflusses der
magnetischen Anziehung zwischen dem Zapfen und dem Loche;Cavallo'sElem. of Nat. Phil. on the magnetic powers of
steel.Barleyon the errors arising from Magnetism.Phil. Mag. I. 16. A. d. O. wegen der Reibung, die entsteht, wenn zwei Metalle derselben Art sich auf
einander reiben,Arnott'sElements of Physics. I. A. d. O. und wegen der Neigung zum Roste.
Es schien Hrn. Bennet, daß zur Abhuͤlfe aller
dieser Nachtheile ein Metall nothwendig waͤre, welches das Oehl in einem
reineren fluͤssigeren Zustande zu erhalten im Stande ist; das so wenig als
moͤglich der Reibung unterliegt, und das weicher als der Zapfen ist: denn es
ist weit wichtiger, daß der Zapfen besser erhalten bleibt als das Loch. Er versuchte
eine große Menge verschiedener Metalle, einfacher und zusammengesezter, um irgend
eines zu finden, welches diese Eigenschaften besaͤße, und beschrieb sechs
derselben ausfuͤhrlich. Die Composition, die er im V. Versuche angibt, ist
diejenige, die er am besten fand.
„V. Versuch. In diesem Versuche, dem
gelungensten, den ich anstellte, nahm ich drei Dwt. „(d. i. 3 ×
24 Gran Troygew.)“ reines Gold; 1 Dwt. 20 Gran Silber, 3 Dwt. 20
Gran Kupfer, und 1 Dwt. Palladium.Der Grad der Anziehungskraft der verschiedenen Metalle gegen den
Sauerstoff scheint in folgender Ordnung abzunehmen: Braunstein, Zink,
Eisen, Zinn, Spießglanz, Arsenik, Nikel, Kobalt, Kupfer, Wißmuth,
Queksilber, Silber, Gold, Platinna. Parke's
Chem. Catechism. ed. 12. p. 372. A. d. O. Ich fand, daß das Palladium sich leicht mit den uͤbrigen Metallen
vereinigte, und daß diese Composition bei einer niedrigeren Temperatur floß, als
zum Schmelzen des Goldes fuͤr sich allein nothwendig ist. Diese
Composition war beinahe so hart, als geschlagenes Eisen,Ure'sDiction. p. 600. A. d. O. und etwas bruͤchig, jedoch nicht so sproͤde, daß man nicht
haͤtte einen Draht aus derselben ziehen koͤnnen. Von Farbe war sie
roͤthlich-braun. Das Korn war auf dem
Bruche so fein wie Stahl. Sie nimmt eine sehr schoͤne Politur an, und die
Reibung mit Stahl ist um vieles geringer, als Messing auf Stahl, oder als die
Composition des IV. Versuches (naͤmlich 1 Dwt. reines Gold, 1 Dwt. Kupfer,
1/2 Dwt. Silber, und 6 Gran Zink) auf Stahl. Sie laͤßt sich leichter
bearbeiten als irgend ein anderes mir bekanntes Metall, Messing ausgenommen.
Salpetersaͤure hat keine merkliche Wirkung auf diese Composition. Ich habe
eine Uhr mit Loͤchern aus diesem Metalle verfertigt, und sie entspricht
gaͤnzlich meinen Erwartungen in Hinsicht auf Haͤrte, indem das Oehl
rein bleibt, und nur wenig Reibung Statt hat. Die Reibung ist geringer als in einem
Juwelenloche, vorzuͤglich wo der Stein nicht auf das Vollkommenste polirt
ist; uͤberdieß nuͤzt sich auch der Zapfen nicht
ab, und leidet nicht von den sauren in dem Oehle enthaltenen Theilchen. In
Hinsicht auf Kosten hat sie vor dem Juwelenloche entschiedene Vorzuͤge: wenn
alle Loͤcher in einer Taschenuhr juweliert sind, so kommt dieß allein auf 6
bis 9 Pfd. Sterl. (72 bis 108 fl.), waͤhrend sie mit diesem Metalle nur eben
so viele Shillings kosten. Juwelenloͤcher springen uͤbrigens sehr
leicht selbst ohne allen merklichen Druk, und dann ist der Zapfen in kurzer Zeit
hin. Ein aͤhnlicher Unfall kann bei diesem Metalle nie Statt haben.