Titel: | Ueber Kohlsaatöhl. |
Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. LXXIV., S. 222 |
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LXXIV.
Ueber Kohlsaatoͤhl.
Aus dem Journal of the Franklin-Institute in Gill's technolog. and microsc.
Reposit. Maͤrz. 1830. S. 158.
Ueber Kohlsaatoͤhl.
Folgendes ist ein Auszug eines Schreibens des Hrn. Th. G. Clemson zu Paris an
Dr. Jak.
Green, Prof. am Jefferson Medic. College in Philadelphia.
Das Oehl, das in Frankreich allgemein gebrannt wird, ist Kohlsaatoͤhl (huile de Colza) von Brassica
campestris oder arvensis.Kein „oder“ ; es ist Brassica
campestris: arvensis ist ein Unkraut. A. d.
Ue. Diese Pflanze wird in Frankreich und in den Niederlanden stark gebaut: in
Frankreich vorzuͤglich um Lisle, wo der Landmann alle Sorgfalt auf diese
Pflanze wendet. Sie wird im Julius gebaut, so wie man Kohl im Garten baut, und im
September bei truͤbem Wetter auf den Aker verpflanzt. Ein Mann geht voraus,
und sticht Loͤcher in die Erde, 12 Zoll weit von einander, und ihm folgt ein
Kind, das in jedes Loch eine Pflanze einsezt. Ein dritter Arbeiter macht das Loch um
die Pflanze mit einer kleinen Haue zu. Im Julius des folgenden Jahres werden die
Samen reif, die Pflanze wird dann abgeschnitten, in Buͤndel gebunden und an
einem trokenen luftigen Orte getroknet.Diese Pflanze, die einjaͤhrig ist, kann auch im Fruͤhjahre
gebaut werden. Die beste Anleitung zum Baue derselben schrieb Rozier, theils in seinem Dictionnaire d'Agriculture, theils in einer kleinen Schrift, die
unter dem Titel: „Abhandlung uͤber die beste Art den Reps
und Kohlsaat zu bauen. 8. Bern, 1775“ in's Deutsche
uͤbersezt wurde. A. d. Ue. Die Samen werden ausgedroschen, und wie Weizen oder anderes Korn gereinigt.
Das Oehl wird auf die gewoͤhnliche Weise aus demselben ausgepreßt. Es kann
unmittelbar, so wie es aus der Presse laͤuft, mit Potasche zu weicher Seife
verwendet werden. Wenn es aber zum Brennen gebraucht werden soll, muß ihm Schleim
und Farbe genommen werden, indem es sonst nicht gut brennt. Thenard lehrte uns dieses Oehl reinigen. Man mengt 2 Theile concentrirte
Schwefelsaͤure mit 100 Theilen Oehl, und ruͤhrt beide so lang unter einander,
bis die Saͤure sich mit dem Schleime und dem Faͤrbestoffe verbunden
hat, welche beide in schwarzgruͤnen Floken zu Boden fallen. Hierauf wird dem
Oehle eine doppelt so große Menge Wassers, als das Oehl selbst betraͤgt,
zugesezt, und Alles gut durchgeruͤhrt, um das Oehl von der freien
Schwefelsaͤure zu befreien. Nun laͤßt man die Mischung 10 Tage lang
stehen, waͤhrend welcher Zeit alles Oehl uͤber die Oberflaͤche
des Wassers empor gestiegen seyn wird, und in Faͤsser abgezogen werden kann,
deren Boden durchloͤchert ist, und in welchen die Loͤcher mit
Baumwolle ausgestopft sind. Durch diese Baumwolle sikert dann das Oehl vollkommen
gereinigt in untergestellte Gefaͤße durch. Auf diese Weise lassen sich alle
Pflanzenoͤhle reinigen. Das Kohlsaatoͤhl hat, wenn es auf diese Weise
gereinigt wurde, wenig Geruch, eine blaßgelbe Farbe, und einen suͤßlichen
Geschmak. Es loͤst sich nicht leicht in Alkohol auf. Gefroren krystallisirt
es in Nadeln, die vom Mittelpunkte auslaufen.