Titel: | Ueber ein von Hrn. Dandrillon angegebenes Verfahren, wodurch man dem Krapp allen rothen Färbestoff entziehen kann; Bericht des Hrn. Heinrich Schlumberger im Namen des chemischen Comités der Société industrielle zu Mülhausen. |
Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. XCVI., S. 385 |
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XCVI.
Ueber ein von Hrn. Dandrillon angegebenes Verfahren, wodurch man dem Krapp
allen rothen Faͤrbestoff entziehen kann; Bericht des Hrn. Heinrich Schlumberger im Namen des
chemischen Comités der Société industrielle zu
Muͤlhausen.
Mit einigen Abkuͤrzungen aus dem Bulletin de la
Société industrielle de Mulhausen. N. 17. S.
130.
Dandrillon, Verfahren, um dem Krapp den rothen Faͤrbestoff
zu entziehen.
Hr. Dandrillon, Assistent der Chemie am Athenaͤum
zu Marseille, gibt folgendes Verfahren an, um den rothen Faͤrbestoff
vollstaͤndig aus dem Krapp auszuziehen: er mischt 300 Grammen concentrirte
Salzsaͤure mit 25 Liter Alkohol von 35° Cartier, theilt dieses Gemisch
in fuͤnf gleiche Theile und behandelt sodann 100 Grammen Krapp mit Einem
Theile dieses Gemisches, indem er fuͤnf Minuten lang sieden laͤßt, die
klare Fluͤssigkeit abgießt und filtrirt; er behandelt den
Krappruͤkstand zum zweiten Mal bei der Siedhize mit einer anderen Portion des
gesaͤuerten Alkohols, und so nach einander mit den fuͤnf Portionen. Er
vereinigt die fuͤnf Fluͤssigkeiten in einem glaͤsernen
Gefaͤße, um sie im Wasserbade zur Trokniß abzudampfen und weicht sie sodann
in 3 Liter Wasser durch Erhizen im Marienbade auf; nach dem Erkalten sezt sich ein
schwarzes Pulver ab, welches er filtrirt und so lange aussuͤßt, bis das
Wasser anfaͤngt sich rosenroth zu faͤrben, waͤhrend es vorher
gelb war; dieses Pulver wiegt getroknet 25 Grammen; er behandelt es mit einem halben
Liter siedenden Alkohols und wiederholt diese Operation acht Mal oder so lange bis
er sich nicht mehr faͤrbt. Diese geistigen Fluͤssigkeiten werden
filtrirt und sodann im Marienbade zur Trokniß verdampft; er erhaͤlt dadurch
12 Grammen eines schwaͤrzlich braunen Extractes, welches er als den reinen
Faͤrbestoff betrachtet, weil es sich in Aezammoniak vollstaͤndig
aufloͤst, indem es ihm eine in Violett stechende Purpurfarbe ertheilt, und
eine siedende Alaunaufloͤsung rosenroth faͤrbt. Der in Alkohol
unaufloͤsliche Ruͤkstand ist ein braunschwarzes Pulver, welches der
Verfasser falbes Princip nennt; es ist in Ammoniak unaufloͤslich, aber in
Aezkali und Aeznatron aufloͤslich. Auf diese Art findet er in 100 Grammen
Avignon-Krapp:
Wasser
12 Grammen.
Holzstoff
40
–
In Wasser aufloͤsliche Theile
23
–
Falbes Princip
13
–
Rothen Faͤrbestoff
12
–
––––––
100 Grammen.
Um uͤber die Arbeit des Hrn. Dandrillon den Bericht
zu verfassen, womit mich das chemische Comité der Gesellschaft beauftragt
hatte, stellte ich folgende Versuche an.
Ich behandelte 100 Grammen Avignon-Krapp nach der Vorschrift des Hrn. Dandrillon fuͤnf Mal mit dem gesaͤuerten
Alkohol bei der Siedhize; die erste Fluͤssigkeit, welche ich erhielt, war
stark dunkelbraun gefaͤrbt und die lezte farblos; die heiß filtrirten
Fluͤssigkeiten ließen beim Erkalten nichts fallen. Den holzigen
Ruͤkstand, welcher hellgrau war, behandelte man zwei Mal, jedes Mal mit 4000
Grammen siedenden Wassers, filtrirte und dampfte zur Trokniß ab, wodurch man eine
7,30 Grammen wiegende schwaͤrzlichbraune Masse erhielt, welche an der Luft
etwas feucht wurde, in Aeznatron und Aezammoniak aufloͤslich war, und ihnen
eine helle schmuzigbraune Farbe ertheilte; sie roͤthete weder eine siedende
Alaunaufloͤsung noch die concentrirte Schwefelsaͤure; Alkohol
faͤllte aus ihrer waͤsserigen Aufloͤsung hellgraue Floken.
Diese Substanz ist also von gummiger Natur und enthaͤlt keinen
Faͤrbestoff.
Der holzige Ruͤkstand wog 35 Grammen, war hellgrau und gab an eine siedende
Alaunaufloͤsung keine Spur Faͤrbestoff ab. Da der Verfasser die
gummige Substanz nicht abschied, so erhielt er 40 Grammen Holzstoff bei seiner
Analyse.
Die geistigen Fluͤssigkeiten wurden abgedampft bis sich salzsaure
Daͤmpfe entwikelten, und sodann mit 3 Liter siedenden Wassers behandelt; nach
dem Erkalten filtrirte man und suͤßte mit Wasser so lange aus, bis es sich
schwach rosenroth faͤrbte. Diese waͤsserige Aufloͤsung, zur
Trokniß verdampft, hinterließ 35,60 Gr. eines sauren, schwaͤrzlichen, die
Feuchtigkeit stark anziehenden Ruͤkstandes, in welchem weder durch
concentrirte Schwefelsaͤure noch durch eine siedende Alaunaufloͤsung
rother Faͤrbestoff entdekt werden konnte. Aezendes Kali, Natron und Ammoniak,
so wie ihre einfach-kohlensauren Salze, bringen in dieser waͤsserigen
Aufloͤsung einen schmuzig graubraunen flokigen Niederschlag hervor, welcher
sich in einem großen Ueberschuß der aͤzenden Alkalien nicht wieder
aufloͤst. Dieser Niederschlag ist nach dem Aussuͤßen und Troknen
hellbraun und wiegt 9,40 Grammen.
Als das schwaͤrzliche in Wasser unaufloͤsliche Pulver bis zur
gaͤnzlichen Erschoͤpfung der ausziehbaren Substanzen mit siedendem
Alkohol behandelt wurde, hinterließ es 3,40 Grammen eines braͤunlichen
Ruͤkstandes, welcher in siedendem Wasser und in Ammoniak unaufloͤslich
war, hingegen in Aeznatron und Aezkali sich vollstaͤndig aufloͤste und
sie dunkelbraun faͤrbte. Concentrirte Schwefelsaͤure und eine siedende
Alaunaufloͤsung wiesen darin keine Spur rothen Faͤrbestoffes nach.
Die verschiedenen Substanzen, welche wir bisher aus dem Krapp ausschieden, enthielten alle
keine Spur Faͤrbestoff; lezterer muß also nothwendiger Weise
vollstaͤndig in der geistigen Aufloͤsung enthalten seyn, welche wir
noch zu untersuchen haben und die beim Verdunsten zur Trokniß 6,80 Grammen
hinterlaͤßt.
Man erhielt also aus diesen 100 Grammen Avignon-Krapp:
Wasser
11
Holzstoff
35
Gummige Substanz
7,30
Schleimige, zukerige etc. Theile
35,60
In Alkohol unaufloͤsliche Substanz
oder falbes Princip
4,30
Faͤrbestoff
6,80
––––––
100.
Daß diese Analyse so sehr von derjenigen des Hrn. Dandrillon abweicht, ruͤhrt ohne Zweifel von der großen
Verschiedenheit der Krappsorten her.
Das chemische Comité hat schon fruͤherMan vergleiche unten S. 393. A. d. R. bemerkt, daß wenn man verschiedene Krappsorten mit verduͤnnten
Saͤuren in der Siedhize behandelt, die Fluͤssigkeit beim Erkalten
Faͤrbestoff absezt, dessen Gewicht sehr verschieden ausfaͤllt, je
nachdem der Krapp mehr oder weniger schleimige, zukerige etc. Theile enthielt, so
daß ein mit siedendem Wasser ausgesuͤßter Krapp eben so viel
Faͤrbestoff wie ein nicht ausgesuͤßter gab; ferner, daß Krapp, welchen
man der faulen Gaͤhrung ausgesezt hatte, um die aufloͤslichen
Substanzen zu zerstoͤren, sogar zwei Mal so viel Faͤrbestoff gab.
Dieser Unterschied ruͤhrt daher, daß die schleimigen Theile mit dem
Faͤrbestoff eine Verbindung eingehen, welche in der Saͤure in der
Kaͤlte unaufloͤslich ist. Man wollte sich uͤberzeugen, ob nicht
eine aͤhnliche Verbindung auch bei Behandlung des Krapps mit
gesaͤuertem Alkohol Statt findet und behandelte daher auch noch gegohrenen
und auch mit kaltem Wasser ausgesuͤßten Krapp auf die oben angegebene
Weise.
Man nahm 100 Grammen von demselben Krapp wie oben und ließ sie bis zur
Faͤulniß gaͤhren, indem man sie naͤmlich in Wasser aufgeweicht
funfzehn Tage lang an einem maͤßig warmen Orte stehen ließ; als man sie
sodann ganz auf dieselbe Art wie den nicht gegohrenen Krapp behandelte, erhielt man
folgende Producte:
Holzstoff
35 Grammen.
In Wasser aufloͤsliche Theile
17,25 –
Falbes Princip
1,75 –
Faͤrbestoff
6,70 –
Man nahm noch 100 Grammen von demselben Krapp, welcher zu den vorigen Versuchen
angewandt wurde um sie mit 2500 Grammen Wasser von 15° C. auszuwaschen, was man zwei Mal
unter Vermeidung alles Verlustes an unaufloͤslichen Substanzen wiederholte,
worauf man sie mit gesaͤuertem Alkohol behandelte u.s.w., wie oben bei dem
nicht ausgesuͤßten Krapp. Man erhielt:
Holzstoff
35 Grammen
In Wasser aufloͤsliche
Substanz
8 –
Falbes Princip
0,85 –
Faͤrbestoff
5,20 –
Bei Behandlung der beiden lezteren Krappquantitaͤten, welche man zuvor
gaͤhren ließ und aussuͤßte, erhielt man eben so wie bei
gewoͤhnlichem Krapp, alle fremdartigen Theile ganz frei von
Faͤrbestoff und beinahe ganz von denselben Eigenschaften, so daß man
ebenfalls alle Faͤrbetheile in dem geistigen Extract hatte.
Wenn man das Gewicht des Faͤrbestoffes dieser drei Krappsorten vergleicht, so
ergibt sich, daß bei Behandlung des Krapps mit gesaͤuertem Alkohol die
schleimig-zukerigen Theile nicht dieselbe Rolle spielen wie wenn man bloß
gesaͤuertes Wasser anwendet, in welchem lezteren Falle sie sich mit dem
Faͤrbestoff vereinigen und dadurch dessen gaͤnzliche Ausziehung
verhindern; so daß in dieser Hinsicht die vom Hrn. Dandrillon angewandten Loͤsungsmittel allen bisher gebrauchten bei
weitem vorzuziehen sind, indem sie die fremdartigen Theile ganz frei von Farbestoff
ausscheiden; es blieb aber noch zu untersuchen uͤbrig, ob das so erhaltene
geistige Extract nicht noch andere Bestandtheile enthaͤlt, oder ob dieses der
reine Faͤrbestoff ist.
Seine Farbe ist dunkelbraun, er fuͤhlt sich sehr fett an, dringt bei gelinder
Waͤrme in Papier wie eine fette Substanz ein und laͤßt sich nicht
pulvern, sondern sammelt sich bestaͤndig in dem Moͤrser zu einem
Teige.
Wenn man ihn mit concentrirter Schwefelsaure anruͤhrt, so faͤrbt sich
leztere roͤthlichbraun, schwaͤrzt sich nach einer Viertelstunde und
laͤßt auf Zusaz von Wasser schmuzig-zimmetfarbige Floken fallen,
waͤhrend das Purpurin der HHrn. Robiquet und Colin
Vergl. Polyt. Journ. Bd. XXVII. S. 200. und besonders der Faͤrbestoff, welchen man durch Einwirkung der
concentrirten und siedenden EssigsaͤureVergl. unten S. 392. A. d. R. auf Krapp erhaͤlt, sich durch concentrirte Schwefelsaͤure sehr
schoͤn purpurroth faͤrben, ohne sich nach laͤngerer Zeit zu
veraͤndern, indem sie auf Zusaz von Wasser orangefarbige Floken fallen
lassen.
Ammoniak loͤst ihn selbst in der Waͤrme nicht ganz auf und
faͤrbt sich schmuzig-dunkelroth, waͤhrend der durch
Essigsaͤure erhaltene Faͤrbestoff es lebhaft purpurroth
faͤrbt.
Aezendes Kali und Natron loͤsen ihn vollstaͤndig auf, wobei sie eine
schmuzig-blaͤulichrothe Farbe annehmen.
Als ich ihn vermittelst der Weingeistlampe in einer an einem Ende verschlossenen
Glasroͤhre zu sublimiren suchte, schmolz er zuerst wie ein Fett,
blaͤhte sich sehr stark auf, entwikelte dann viel
schmuzig-orangegelben Dampf, dessen Geruch demjenigen aͤhnlich war,
welcher sich bei Bereitung des Alizarins der HHrn. Robiquet und Colin entwikelt und hinterließ
eine sehr voluminoͤse Kohle. Als ich davon 1 Gramm (welcher in heißem Alkohol
aufgeweicht und sodann in Wasser gegossen wurde, um ihn gut zu zertheilen) drei Mal,
jedes Mal mit 2000 Grammen Essigsaͤure von 1 1/2° Baumé eine
halbe Stunde sieden ließ und heiß filtrirte, war die leztere Fluͤssigkeit
ganz farbenlos; die vereinigten Fluͤssigkeiten sezten beim Erkalten einen
großen Theil Faͤrbestoff ab, indem sie den uͤbrigen in
Aufloͤsung erhielten; auf dem mit reinem Wasser gut ausgesuͤßten
Filter blieb eine schmuzig-gelblichbraune Substanz zuruͤk, welche 0,56
Grammen wog, sich sehr fett anfuͤhlte, keine Spur rothen Faͤrbestoff
anzeigte, weder mit concentrirter Schwefelsaure noch mit einer siedenden
Alaunaufloͤsung, und bei der Sublimation schmuzigweiße Daͤmpfe gab,
wobei sich derselbe Geruch verbreitete wie bei der Sublimation des Alizarins; sie
war in Aeznatron aufloͤslich, welches sie braͤunlichgrau
faͤrbte, in concentrirtem und siedendem Aezammoniak fast
unaufloͤslich.
Man behandelte noch 1 Gramm von dem Faͤrbestoff des Hrn. Dandrillon vier Mal, jedes Mal mit 2000 Grammen einer in der Kaͤlte
gesaͤttigten Alaunaufloͤsung; die erste Fluͤssigkeit war
schoͤn roth gefaͤrbt und die vierte farbenlos. Man ließ sodann den im
Alaun unaufloͤslichen Theil mit 1000 Grammen Wasser sieden, welches mit
Schwefelsaͤure schwach angesaͤuert war, um die Alaunerde
aufzuloͤsen, welche sich waͤhrend des Siedens mit dem Alaun, mit der
fetten Substanz verbunden haben konnte, hierauf filtrirte man und suͤßte mit
reinem Wasser gut aus; man erhielt so 0,57 Grammen eines Ruͤkstandes, welcher
in jeder Hinsicht dieselben Eigenschaften besaß wie der oben mit Essigsaͤure
erhaltene.
Obgleich diese Versuche erwiesen, daß der Faͤrbestoff des Hrn. Dandrillon unrein ist, so pruͤfte man ihn doch
noch, indem man damit gebeiztes Baumwollenzeug faͤrbte; Anfangs weichte man
diese Substanz geradezu mit dem Zeuge im Wasser ein und erhizte allmaͤhlich
bis zum Sieden, wobei jedoch derselbe fast farbenlos blieb; als man aber vorher den
Faͤrbestoff in siedendem Alkohol aufloͤste und sodann die
Aufloͤsung in Wasser goß, welches sich dadurch stark truͤbte,
faͤrbte sich der Zeug sehr gut. Indem man so 0,40 Grammen fuͤr ein Bad
nahm, erhielt man ein Muster von eben so dunkler Farbe, als mit 10 Grammen Krapp von guter
Qualitaͤt; was eine 25 Mal groͤßere Faͤrbungskraft, als der
Krapp hat, ergeben wuͤrde; andererseits aber ist der Faͤrbestoff,
welchen man durch Essigsaͤure erhaͤlt, beim Faͤrben und ohne
Alkohol, 85 Mal ergiebiger als der Krapp, und laͤßt nach dem Faͤrben
ein fast farbloses und klares Bad zuruͤk, waͤhrend der
Faͤrbestoff des Hrn. Dandrillon ein truͤbes
Bad und etwas braunen Saz hinterlaͤßt.
Es ist jedoch zu bemerken, daß dieser harzige Faͤrbestoff des Hrn. Dandrillon auf gebeizten Baumwollenzeug solidere Farben
gibt als der durch Einwirkung der Essigsaͤure auf Krapp erhaltene
Faͤrbestoff, und als der Krapp und mehrere Krappproducte geben, wenn sie
selbst mit einer außerordentlich schwachen Saͤure behandelt worden sind.
Sollte daher der harzige Theil zur Festigkeit der Krappfarben beitragen oder sogar
dazu noͤthig seyn? Dieß ist nicht wahrscheinlich, denn der
gewoͤhnliche Krapp, welchen man mit Wasser auswaͤscht, welches nur
1/1000 Weinsteinsaͤure enthaͤlt, gibt keine soliden Farben mehr und
enthaͤlt doch gewiß seinen harzigen Theil noch eben so gut als der bloß mit
reinem Wasser ausgewaschene Krapp, welcher indessen in der Faͤrberei sehr
solide Farben gibt; ferner, wenn man gebeizten Zeug mit dem Alizarin faͤrbt,
welches man durch das Verfahren der HHrn. Robiquet und
Colin erhaͤlt, so erhaͤlt man Farben
von geringer Festigkeit, und dennoch ist dieses Alizarin, welches man durch
Sublimation erhaͤlt, eine Verbindung des harzigen Theiles mit dem
Faͤrbestoff, zu dessen Bereitung man aber Schwefelsaͤure anwandte; man
versuchte endlich auch Baumwollenzeug mit dem Farbestoff, welchen man durch
Essigsaͤure erhaͤlt, zu faͤrben, versezte aber diesen
Faͤrbestoff zuvor mit seinem gleichen Gewicht von der durch
Essigsaͤure ausgeschiedenen harzigen Substanz des Krapps und ließ das Gemenge
mit Alkohol kochen; in diesem Falle und bei diesem kuͤnstlichen Gemenge trug
die harzige Substanz ganz und gar nichts dazu bei, die Farben beim Aviviren mit
Seife, Saͤure und Licht solider zu machen. Hiernach duͤrfte man
vielleicht annehmen, daß der Faͤrbestoff mit der Saͤure in Verbindung
tritt, daß er in diesem Zustande sich zwar noch eben so gut mit dem Zeuge und den
Beizen verbindet, aber doch weniger solide Farben gibt, und daß, wenn man alsdann
durch ein gehoͤriges Mittel die Saͤure von dem Faͤrbestoff
abscheidet, ehe man ihn zum Faͤrben anwendet, derselbe dadurch in Freiheit
gesezte Faͤrbestoff neuerdings solide Farben geben kann. Man wuͤrde
sich dann erklaͤren koͤnnen, warum Krapp, welcher bereits zum
Faͤrben diente und den man mit einer verduͤnnten Saͤure, z.B.
Schwefelsaͤure von 1 1/2° Baumé behandelt, beim neuen
Faͤrben alsdann auf gebeiztem Zeuge sehr gute Farben, jedoch von geringer
Festigkeit, gibt.
Die Wirkung des Alkohols auf diese verschiedenen gesaͤuerten
Faͤrbestoffe traͤgt schon viel bei, die Farben, welche man damit
erhaͤlt, solider zu machen; wenn man folglich den Krapp gleich Anfangs mit
diesem Loͤsungsmittel behandelt, wie es Hr. Dandrillon thut, so koͤnnte dieses leicht den Faͤrbestoff
verhindern sich mit der Saͤure zu vereinigen, was sodann die Ursache
waͤre, warum das geistige Extract solidere Farben gibt.
Nach diesen Versuchen bleibt kein Zweifel mehr, daß der Faͤrbestoff, welchen
man nach Hrn. Dandrillons Verfahren erhaͤlt, mehr
als die Haͤlfte seines Gewichts von dem harzigen Stoff enthaͤlt. Der
Faͤrbestoff, welchen man mit Essigsaͤure erhaͤlt, ist viel
reiner; nach den damit angestellten Faͤrbeversuchen und den obigen Versuchen
moͤchte es sogar scheinen, daß dieß der reine Faͤrbestoff des Krapps
ist, allein man erhaͤlt damit so solide Farben, als die gewoͤhnlichen
Krappfarben sind; indessen kann man den Faͤrbestoff mit Essigsaͤure
bei weitem nicht vollstaͤndig aus dem Krapp ausziehen; die kalten sauren
Aufloͤsungen, so wie der Holzstoff halten bei seiner Bereitung einen
bedeutenden Theil davon zuruͤk.Obgleich Hr. Dandrillon diesen in der Preisaufgabe
ausgesprochenen Bedingungen nicht ganz Genuͤge leistete, so beschloß
die Société industrielle doch ihm
eine Medaille zuzuerkennen, weil er ein bisher unbekanntes Mittel entdekte,
den Faͤrbestoff von dem groͤßten Theile der fremdartigen
Substanzen abzuscheiden.
Ueber Pruͤfung der Krappsorten vermittelst des
Kalkchloruͤrs.
Die Société industrielle zu
Muͤlhausen hatte auch eine in deutscher Sprache geschriebene Abhandlung
erhalten, deren Verfasser ein schleuniges Verfahren, den Werth verschiedener
Krappsorten gegen einander zu bestimmen, auszumitteln bemuͤht war. Er
schlaͤgt vor den Krapp im Marienbade auszutroknen und ihn dann zu einem sehr
feinen Pulver zu zerreiben; er nimmt von demselben eine gewisse Quantitaͤt,
z.B. 10 Grammen, und laͤßt sie einige Zeit mit Schwefelsaͤure, die mit
ihrem acht- bis zehnfachen Volum Wasser verduͤnnt wurde, in
Beruͤhrung. Das Ganze wird sodann auf ein Filter gebracht und mit kleinen
Portionen Wasser so lange ausgesuͤßt, bis die Fluͤssigkeit, welche
Anfangs mit falber gelber Farbe ablaͤuft, roͤthlich zu werden
anfaͤngt. Der so gereinigte Krapp wird mit Alkohol von 0,85 spec. Gew.
behandelt, um ihm allen rothen Faͤrbestoff zu entziehen; wenn er ganz
entfaͤrbt ist, gießt man alle geistigen Fluͤssigkeiten zusammen und
concentrirt sie auf ein bestimmtes Volum. Man bringt sodann in eine Flasche, welche
verschlossen werden kann, ein gewisses Volum Chlorkalkaufloͤsung, die mit
verduͤnnter Salzsaͤure neutralisirt wurde und auch ein Volum der
geistigen Aufloͤsung des rothen Krapppigments. Die zur Entfaͤrbung
eines constanten Volums der geistigen Aufloͤsung erforderliche
Quantitaͤt Chloruͤr soll den relativen Werth der Krappsorten angeben.
Hr. Weber bemerkt in dem Bericht, welchen er uͤber
dieses Verfahren im Namen des chemischen Comités der Société industrielle erstattete (Bulletin N. 17. S. 125.), daß der Alkohol nicht nur den rothen
Faͤrbestoff des Krapps, sondern auch das Harz und andere analoge Substanzen
aufloͤst, auf welche das Chlor eben so gut wie auf den rothen
Faͤrbestoff selbst wirkt, wodurch dieses Reagens in diesem Falle unanwendbar
wird. Wuͤrde der Alkohol bloß den rothen Faͤrbestoff aufloͤsen,
so koͤnnte man außerdem zu groͤßerer Sicherheit ein gewisses Volum des
geistigen Extracts zur Trokniß verdampfen und den Ruͤkstand wiegen. Das
chemische Comité hat mehrere Sorten Avignon-Krapp von verschiedenem
Werth nach obigem Verfahren gepruͤft und dabei ganz gleiche Resultate
erhalten.
Ueber die Einwirkung der Essigsaͤure auf den
Krapp.
Die Société industrielle hatte im J. 1829
hinsichtlich ihrer uͤber Pruͤfung des Krapps ausgeschriebenen
Preisfragen zwei Abhandlungen erhalten, deren Verfasser hiezu die Anwendung der
Essigsaͤure empfahlen.Wir theilen aus dem Bulletin de la Soc. industr.
N. 10. S. 407. das Hauptsaͤchlichste davon der
Vollstaͤndigkeit wegen hier noch mit, besonders in Bezug auf obigen
Bericht des Hrn. Schlumberger. A. d. R. Der eine bemerkte, es genuͤge gemahlenen Krapp, ohne daß mit diesem
eine vorlaͤufige Behandlung vorgenommen wurde, mit destillirtem Essig bis
aller Faͤrbestoff desselben ausgezogen ist, zu kochen und die bloße Erkaltung
der Fluͤssigkeit wuͤrde dann hinreichen, den rothen Faͤrbestoff
niederzuschlagen.
Die Gesellschaft ließ uͤber dieses Verfahren Versuche anstellen. Man kochte
Krapp mit 500 Theilen Essigsaͤure, wodurch ihm aller Faͤrbestoff
haͤtte entzogen werden sollen, denn als man ihn neuerdings mit
Essigsaͤure kochte, blieb leztere ganz farblos. Als man aber den
Ruͤkstand mit Alaunaufloͤsung kochte, faͤrbte diese sich noch
stark roth und auch die Essigsaͤure, aus welcher der Faͤrbestoff beim
Erkalten sich niedergeschlagen hatte, wurde durch Ammoniak noch roth
gefaͤllt. Durch dieses Verfahren erhaͤlt man daher nur einen Theil des
Faͤrbestoffes; derjenige aber, welchen man erhaͤlt, ist sehr rein,
denn er ist beim Faͤrben ergiebiger als das Purpurin, welches man durch
Alkohol aus der schwefelsauren Kohle nach dem Verfahren der HHrn. Robiquet und Colin (Polyt. Journ. Bd.
XXVII. S. 203.) ausgezogen hat, und lezteres ist selbst dreißig Mal reicher an Faͤrbestoff
als der Krapp.
Der Verfasser der anderen Abhandlung schlug folgendes Verfahren zur Pruͤfung
des Krapps vor: Man nimmt eine Glasroͤhre, welche wie ein Alkalimeter von
unten nach oben in 100 Grade eingetheilt ist; jeder dieser Grade kann einen halben
Gramm destillirten Essig von 1 1/2 Grad Beaumé (bei 15° C. Temperatur)
enthalten. Man wiegt 1/2 Gramm Thon ab, welcher frei von kohlensaurem Kalk ist,
zerreibt ihn in einem Moͤrser und ruͤhrt ihn sorgfaͤltig in 50
Grammen Essig von 1 1/2 Graden ein, wodurch der ganze Hohlraum des Instrumentes bis
zu N. 100. der Skale ausgefuͤllt wird. Dieser
Essig, worin Thon suspendirt ist, wird neuerdings in das Maß gegossen, worin man ihn
24 Stunden lang laͤßt, indem man von Zeit zu Zeit dem Alkalimeter einen
schwachen Stoß auf den Tisch gibt, um die Faͤllung des Thones zu
befoͤrdern. Diese Erde gibt sodann einen Saz, welcher genau fuͤnf
Grade des Krappmessers ausfuͤllt. Hierauf bringt man 1 Gramm Krapp mit 90
Grammen desselben Essigs in ein Arzneiglas und bemerkt das Niveau der Phiole. Man
sezt 10 Grammen Saͤure zu und laͤßt so lange kochen, bis die
Fluͤssigkeit durch die Verdampfung auf das Niveau der 90 Grammen
zuruͤkgebracht wurde. Man bringt das Ganze siedend auf ein Papierfilter, und
gießt die zuerst durchgelaufenen Portionen wieder auf dasselbe zuruͤk. Von
dieser Fluͤssigkeit gießt man bis auf 2 oder 3 Grade uͤber N. 100. in die Glasroͤhre, damit sie nach dem
Erkalten genau die ganze Skale ausfuͤllt. Wenn die Fluͤssigkeit
erkaltet ist, ruͤhrt man darin 1/2 Gr. Thon ein und laͤßt sie ruhig
stehen. Nach 24 Stunden nimmt der Saz eine gewisse Zahl Grade der Skale ein und wenn
man von diesen den Raum, welchen der Thon einnahm, abzieht, naͤmlich 5 Grade,
so hat man das Volum des Faͤrbestoffes.
Aus den Versuchen, welche die Gesellschaft uͤber das vorhergehende
Pruͤfungsmittel anstellen ließ, ergab sich daß die Essigsaͤure, selbst
wenn man davon 500 Theile anwendet (und hier werden nur 100 vorgeschrieben), dem
Krapp nicht allen Faͤrbestoff entzieht. Auch wurde bemerkt, daß der Essig
beim Erkalten nicht allen von ihm aufgeloͤsten Faͤrbestoff absezt;
dieß ist selbst bei Thonzusaz der Fall, daher obiges Verfahren nicht genuͤgen
kann, wie aus folgendem Resultat verschiedener Versuche, welche die Gesellschaft
anstellen ließ, erhellt:
Grade.
Avignon-Krapp, gute Qualitaͤt
zeigte
6
Avignon-Krapp, etwas geringere
Qualitaͤt
3
Leztere Krappsorte mit 10 Procent
Saͤgespaͤnen versezt
2,75
Dieselbe mit 25 Procent
Saͤgespaͤnen
2,50
Grade.
Avignon-Krapp, welcher in den
Faͤssern verdorben war undbeim Faͤrben schlechte
Resultate gab
5,50
Mit kochendem Wasser ausgesuͤßter
Krapp, welcher bei denFaͤrbeoperationen kein Pigment mehr
abgab
3
Krappblumen des Hrn. Lagier,Man vergl.
daruͤber Polyt. Journ. Bd. XXXIII. S. 158.A. d. R. welche fuͤnf
Malmehr Faͤrbestoff als der gewoͤhnliche Krapp
enthielten
8
Elsasser Krapp, fast so gut wie derjenige
von Avignon
1,50
Gegohrener Krapp
7
Im Allgemeinen bemerkte man, daß je mehr schleimige etc. Theile ein Krapp
enthaͤlt, welche die Aufloͤsung des Pigments beguͤnstigen,
desto weniger Niederschlag beim Erkalten der essigsauren Aufloͤsung
entsteht.