Titel: | Ueber hydraulischen Kitt und Mörtel. |
Autor: | J. C. Br. |
Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. CVI., S. 434 |
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CVI.
Ueber hydraulischen Kitt und
Moͤrtel.
Ueber hydraulischen Kitt und Moͤrtel.
In dem unter Ihrer Leitung stehenden fuͤr alle Stande so nuͤzlichen und
lehrreichen polytechnischen Journale ist unter anderem im ersten August-Hefte
d. I. S. 219. die Frage aufgestellt: ob es des Versuches nicht werth waͤre,
da man bekanntlich mit Eiweiß und Kalk, oder auch mit Kaͤse und Kalk
zerbrochene Trinkglaͤser und Kaffeeschalen kitte, man nicht auch auf diese
Weise einen guten hydraulischen Moͤrtel bilden koͤnne?
Es gereicht mir zum groͤßten Vergnuͤgen Ihnen einigermaßen diese Frage
zu beantworten. Auf Anordnung der hoͤchsten Behoͤrde habe ich vor
nunmehr zwei Jahren zweierlei Versuche wegen der so viel besprochenen Aufbewahrung
des Getreides in hermetisch verschlossenen Raͤumen angestellt, wovon der eine
Versuch in einem Parterre befindlichen mit duͤnnen Zinkplatten belegten
gewoͤlbten Behaͤltnisse, der andere in zwei Erdgruben (Silos)
erfolgte, welche mit einem nach vielen Versuchen von mir fuͤr gut befundenen
Cement bekleidet und im ersteren gegen 1200 Dresdner Scheffel Korn in einem der
lezteren 85 dergl. Scheffel Korn und im anderen 94 dergl. Scheffel Hafer
waͤhrend dreier Jahre aufbewahrt lagen, nach welcher Zeit sowohl dieses
Getreide bis auf einige kleine, nicht durch die Aufbewahrungsart selbst entstandene
Mangel fuͤr ganz gut erachtet, sondern auch das aus dem Korne unter strenger
militaͤrischer Aufsicht gemahlene Mehl und gebakene Brod ohne allen Tadel und
eben so wie von auf Boͤden gelagertem gesunden Korne befunden ward.
Eine halbjaͤhrige Unterbrechung, waͤhrend welcher Zeit des lezten
schneereichen Winters die Gruben etwas gelitten und Feuchtigkeit eingesogen hatten,
machten eine Restauration derselben noͤthig. Nicht nur die obige Frage
enthaltene Erfahrung, sondern auch die Bemerkung, daß der aus Kaͤse oder
Quark mit Kalk bestehende Kitt, welchen die Zimmerleute statt des
gewoͤhnlichen Leimes bei Fuͤgung der Tafeln, zur Dielung der
Wohnzimmer anwenden, ungeachtet der oͤfteren Reinigung derselben selbst mit
heißem Wasser, weit fester, als der gewoͤhnliche Tischlerleim
aushaͤlt, brachte mich auf den. Gedanken, Versuche mit diesem Kitt
anzustellen, ob ich solchen nicht zur Verwahrung der Gruben mit weniger Kosten als
den vorhergebrauchten anwenden koͤnne. Ich kittete dieserhalb mit mehreren
mir empfohlenen Cementen und auch mit dem Fraglichen je zwei und zwei Mauersteine
mit ihrer breiten Seite zusammen, fertigte in solche schalenfoͤrmige
Vertiefungen an, bestrich diese auch innerlich mit dem Cemente, ließ sie einen Tag
der Sonne ausgesezt troknen, und fuͤllte sie dann mit Wasser an. Schon nach
wenigen Stunden fand ich, daß in einem großen Theil dieser Schalen das Wasser
versiegt und in die Steine gezogen war, so daß solche aͤußerlich feucht
geworden, und nur bei dem in Frage stehenden Moͤrtel von Graukalk und so viel
zugeseztem Quark oder Kaͤse, bis eine teigartige Masse daraus geworden, fand
ich mit Vergnuͤgen nach 24 Stunden, daß die Schale noch eben so voll als beim
Fuͤllen derselben war. Dieß bestimmte mich nun in diesem Fruͤhjahre,
wo ich anderweit Befehl erhielt die Raͤume von Neuem zu fuͤllen, eine
der Gruben mit dem aus Quark und Graukalk gefertigten Cement, die andere aber zum
Theil mit dem in Koͤln fabricirt werdenden Mineralkitt, zum Theil mit
gewoͤhnlichem Pech zu bekleiden, leztere aber auch des Geruchs halber mit
einem duͤnnen Ueberzug von Graukalk zu uͤberziehen und dann die
Behaͤltnisse zu fuͤllen.
Die aus diesen groͤßeren Versuchen hervorgehenden Resultate kann ich aber
freilich jezt nicht mittheilen, da der Plaz, unter welchem die Gruben befindlich,
uͤberpflastert ist, und die Oeffnung derselben nur von dem Befehl der
hoͤchsten Behoͤrde abhaͤngt.
J. C. Br........ in Leipzig.