Titel: | Bemerkungen über die Anwendung des schwefelsauren Kupfers und anderer Salze in der Bäkerei; von Hrn. Kuhlmann. |
Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. CIX., S. 439 |
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CIX.
Bemerkungen uͤber die Anwendung des
schwefelsauren Kupfers und anderer Salze in der Baͤkerei; von Hrn. Kuhlmann.
Mit einigen Abkuͤrzungen aus den Annales de l'Industrie
française et étrangère Bd. VI. N. 3. S.
137.
Kuhlmann, uͤber Anwendung des schwefelsauren Kupfers und
anderer Salze in der Baͤkerei.
Hr. Kuhlmann war oͤfters von den Gerichten
aufgefordert worden Brod, von welchem man vermuthete, daß es der Gesundheit
nachtheilige Substanzen enthalte, einer chemischen Untersuchung zu unterwerfen; er
macht die Thatsachen, welche er uͤber Brodverfaͤlschung zu sammeln
Gelegenheit hatte bekannt, in der Erwartung, daß sie den mit dergleichen
Untersuchungen beauftragten Personen viele Versuche ersparen und besonders dazu
dienen werden, die Aufmerksamkeit der Behoͤrden auf einen so wichtigen, die
ganze Gesellschaft unmittelbar betreffenden Gegenstand lenken werden.
Ueber die Anwendung des schwefelsauren Kupfers bei der
Brodbereitung.
Seit einiger Zeit wurde die Aufmerksamkeit des Publicums oͤfters auf einen
schaͤndlichen Betrug gelenkt, welchen eine große Anzahl von Baͤkern
beging, indem sie das Brod mit einer gewissen Menge schwefelsauren Kupfers
versezten.Man vergleiche polyt. Journ. Bd. XXXVI. S.
117.A. d. R. Das noͤrdliche Frankreich und Belgien scheinen bisher allein der
Schauplaz von Vergiftungen dieser Art gewesen zu seyn. Ueber die Zeit, von welcher
sich die Anwendung des schwefelsauren Kupfers in der Baͤkerei datirt, konnte
Hr. Kuhlmann nichts Bestimmtes in Erfahrung bringen; ein
Bruͤsseler Journal enthielt im December 1828 folgende Stelle: „Es
scheint, daß diese giftige Substanz seit 1816 und 1817 fast in ganz Belgien
angewandt wird. Damals war das Getreide allgemein von schlechter
Qualitaͤt, und zwar in solchem Grade, daß die besten Baͤker damit
kein schoͤnes Brod bereiten konnten: um diesem nachtheiligen Umstand zu
begegnen und zugleich den Consumenten auf eine schlaue Art zu betruͤgen,
hatten einige Baͤker die strafbare Kuͤhnheit Kupfervitriol
anzuwenden und außerdem das Mehl noch mit Futterbohnen, tuͤrkischen
Bohnen und anderen Substanzen zu vermengen.“ In der Folge heißt es:
„Die Vortheile, welche diese habsuͤchtigen Menschen durch
Anwendung des schwefelsauren Kupfers erlangten und jezt noch erlangen, sind sehr
zahlreich; sie koͤnnen sich leicht einer geringeren und vermengten
Mehlsorte bedienen, haben weniger Handarbeit, der Teig geht schnell in die Gaͤhrung
uͤber, wodurch sie eine schoͤnere Krume und Kruste erhalten, sie
koͤnnen ferner eine groͤßere Menge Wasser anwenden, wodurch sie
ein gewichtigeres Brod erhalten etc. etc.“
Ein Baͤkergeselle, welcher lange Zeit von dem schwefelsauren Kupfer Gebrauch
machte, ohne weder seinen Namen zu kennen noch von seiner Schaͤdlichkeit zu
wissen, erzaͤhlte Hrn. Kuhlmann, wie man diese
giftige Substanz bei einem Baͤker in Turcoing, welcher unlaͤngst von
dem Polizeitribunal verurtheilt wurde, angewandt hat. Er sagte: „In
schlechten Jahren wie dem jezigen, ist das Mehl gewoͤhnlich feucht und
der daraus bereitete Teig dehnt sich in die Breite aus, geht aber nicht in die
Hoͤhe; diesem Uebelstand begegnet man durch blauen Vitriol, welcher
außerdem eine groͤßere Menge Wasser zuruͤkhaͤlt, wodurch
der Baͤker viel Mehl erspart. Man sezt von der blauen Fluͤssigkeit
außerordentlich wenig zu; ein Pfeifenkopf voll wird in das zu einem
Gebaͤke erforderliche Wasser gegossen. Wenn das Mehl von sehr schlechter
Qualitaͤt ist, sezt man etwas mehr zu. Diese blaue Fluͤssigkeit
wird niemals in Gegenwart von Fremden zugegossen; nicht weil der Baͤker
weiß, daß diese Substanz der Gesundheit schaͤdlich ist, denn er selbst
ißt von dem so bereiteten Brode, sondern weil er einen hohen Werth auf den Besiz
des Geheimnisses legt. Der blaue Vitriol gestattet nicht an Hefe zu sparen,
sondern man thut gut, davon noch mehr anzuwenden.“
Ein anderer Baͤker theilte ihm folgende Vorschrift zur Anwendung des
schwefelsauren Kupfers mit: „Man loͤst in einem Liter Wasser eine
Unze schwefelsaures Kupfer auf; in das zur Bereitung eines Gebaͤkes von
hundert Broden zu zwei Pfund bestimmte Wasser gießt man ein Liqueurglas voll von
dieser blauen Aufloͤsung. Der groͤßte Vortheil der Anwendung des
schwefelsauren Kupfers bei der Brodbereitung besteht nach diesem lezteren darin,
daß es, hauptsaͤchlich fuͤr das feinste Brod die Anwendung von
Sauerteig, dessen Zubereitung die Handarbeit sehr vermehrt, unnuͤz
macht.“
Den 27. Jan. 1829 wurden von dem tribunal
correctionnel zu Bruͤssel dreizehn Baͤker dieser
Stadt verurtheilt, weil sie uͤberfuͤhrt waren, schwefelsaures
Kupfer bei der Brodbereitung angewandt zu haben. Die Baͤker sagten
unter anderem zu ihrer Verteidigung, daß das Mittel oder Geheimniß, Hessen
sie sich bedienten, ihnen auf verschiedenen Wegen zukam, besonders aber
durch Baͤkergesellen, welche in ihre Dienste traten und ihr Gewerbe
im noͤrdlichen Frankreich und Flandern gelernt hatten; daß mehrere
unter ihnen es auch bei der Unterhaltung mit Leuten von demselben Gewerbe in
den Schenken so wie aus Journal-Artikeln kennen lernten, besonders
aber durch einen gedrukten im Lande vertheilten Prospectus, welcher unter
dem Titel Erfindungspatent des Herrn Frink die
Entdekung und den Verkauf eines Geheimnisses fuͤr die Hefe
ankuͤndigte, ohne anzugeben, worin es besteht. Alle gaben
uͤbrigens verschiedene Beweise, daß sie durchaus nicht wußten, daß
die von ihnen angewandten Substanzen schaͤdlich seyn koͤnnten.
(Echo du Nord.)
Es scheint daher gewiß, daß man bei Anwendung einer sehr geringen Menge
schwefelsauren Kupfers etwas Mehl ersparen und auch mit Mehl von geringerer
Qualitaͤt ein leichtes Brod erzeugen kann. Es ist leicht einzusehen, daß so
geringe Mengen schwefelsaures Kupfer, wenn sie gleichfoͤrmig in der Masse des
Brodes vertheilt sind, der Gesundheit nicht in hohem Grade nachtheilig seyn
koͤnnen. Dessen ungeachtet sind wir von der dringenden Nothwendigkeit
uͤberzeugt, daß man mit aller Strenge des Gesezes gegen diejenigen
verfaͤhrt, welche die geringste Quantitaͤt dieses giftigen Salzes dem
Brod zusezen und sie als wahre Giftmischer betrachtet; es kann nichts
Gefaͤhrlicheres geben als die Anwendung eines solchen Mittels, wenn es
unwissenden Baͤkergesellen anvertraut ist. Solche Leute koͤnnten
leicht auf den Schluß gerathen, daß wenn eine geringe Quantitaͤt vortheilhaft
wirkt, eine groͤßere noch besseren Erfolg haben muß; sie duͤrften nur
das hinreichende Kneten des Teiges vernachlaͤssigen, so daß das Gift an
gewissen Stellen des Brodes angehaͤuft waͤre) um den Tod des
Consumenten zu verursachen.
Diese Besorgnisse werden durch Thatsachen leider nur zu sehr bekraͤftigt. Hr.
Kuhlmann erhielt oͤfters Brod zur chemischen
Untersuchung, welches an einigen Stellen so sehr mit Kupfervitriol getraͤnkt
war, daß es eine gruͤne Farbe angenommen hatte und ein Mal wurde sogar ein
Kupfervitriol-Krystall in dem Augenblike in einem weißen Brode entdekt, als
eine Mutter ihrem Kinde eine Suppe bereiten wollte. Die Behoͤrden des Dpt. du Nord schritten sehr kraͤftig gegen diesen
Mißbrauch ein und der Maire der Stadt Lille ernannte eine permanente Commission,
welche die Brodbereitung in dieser Stadt controlliren mußte.
Verfahren, das schwefelsaure Kupfer im Brode zu
entdeken.
Man sollte glauben, daß man ohne Schwierigkeit das schwefelsaure Kupfer im Brode
entdeken kann, da es mehrere sehr empfindliche Reagentien auf dasselbe gibt, und daß
es hinreichend waͤre, dasselbe mit einer Aufloͤsung von
Schwefelwasserstoff, eisenblausaurem Kali oder Ammoniak zu tranken; wenn man aber
bedenkt, welche geringe Mengen von diesem giftigen Salze gewoͤhnlich
angewandt waren, so wird man leicht einsehen, daß hiezu ein umstaͤndlicheres
analytisches Verfahren noͤthig ist. Das eisenblausaure Kali wirkt noch, wenn
das Brod in zehn tausend Theilen einen Theil
Kupfervitriol enthaͤlt und bringt in diesem Falle fast augenbliklich eine
rosenrothe Faͤrbung hervor. Um einen so geringen Kupfergehalt auf diese Art
zu entdeken, darf man jedoch nur weißes Brod zur Untersuchung verwenden. Hr. Kuhlmann hat weißes Brod von verschiedenem Gehalt an
Kupfersalz mit
schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak und mit eisenblausaurem Kali getraͤnkt;
die Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
Menge des
schwefelsauren Kupfers
im Brode.
Wirkung deseisenblausauren Kalis.
Wirkung des
schwefel-wasserstoffsauren Ammoniaks.
Nro. 1.
1/29000
Nro. 2.
1/153000
Nro. 3.
1/8700
Sehr deutliche
rosenrothe Faͤrbung.
Nro. 4.
1/7360
Deutlichere
rosenrothe Faͤrbung.
Nro. 5.
1/3590
Blutroth.
Braͤunliche
Farbe.
Nro. 6.
1/1875
Dunkelcarmoisin.
Deutlich braune
Farbe.
Man ersieht hieraus, daß das schwefelwasserstoffsaure Ammoniak bei weitem nicht so
empfindlich ist, wie das eisenblausaure Kali. Aezammoniak nimmt erst dann in
Beruͤhrung mit dem Brode eine deutliche blaue Farbe an, wenn der Kupfergehalt
desselben so betraͤchtlich ist, daß er schon durch eine gruͤnliche
Farbe des Brodes angezeigt wird. Das eisenblausaure Kali kann selbst von solchen
Personen, welche keine chemischen Kenntnisse haben, benuzt werden, um zu erfahren,
ob das Brod so viel schwefelsaures Kupfer enthaͤlt, daß es der Gesundheit
schadet oder die Symptome der Vergiftung hervorbringt.
Durch folgendes Verfahren kann man den Kupfervitriol im Brode entdeken, selbst wenn
davon nur ein Theil in 70,000 Theilen Brod oder 1 Theil metallisches Kupfer in nahe
300,000 Theilen Brod enthalten ist. Man aͤschert zweihundert Grammen Brod in
einer Platinschale vollkommen ein, zerreibt den Ruͤkstand zu einem sehr
feinen Pulver, vermischt ihn in einer Porcellanschale mit 8 bis 10 Grammen
Salpetersaͤure, so daß ein sehr fluͤssiger Brei gebildet wird, erhizt
dieses Gemenge so lange bis fast alle freie Salpetersaͤure verdampft ist, und
nur noch ein schmieriger Teig zuruͤkbleibt, welchen man in ungefaͤhr
20 Grammen destillirten Wassers unter Erwaͤrmung aufweicht; man filtrirt
sodann und gießt in die filtrirte Fluͤssigkeit einen kleinen Ueberschuß von
Ammoniak und einige Tropfen einfach-kohlensaures Ammoniak. Nach dem Erkalten
filtrirt man den entstandenen reichlichen weißen Niederschlag ab und laͤßt
die alkalische Fluͤssigkeit kurze Zeit sieden, um das
uͤberschuͤssige Ammoniak zu verjagen und sie auf den vierten Theil
ihres Volums zu reduciren. Diese Fluͤssigkeit wird durch einen Tropfen
Salpetersaͤure schwach angesaͤuert und sodann in zwei Theile getheilt:
den einen versezt man mit eisenblausaurem Kali, den anderen mit Schwefelwasserstoff
oder schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak. Wenn man dieses Verfahren genau befolgt und
das Brod nur 1/70'000 schwefelsaures Kupfer enthaͤlt, so wird das
eisenblausaure Kali dieses giftige Salz dadurch anzeigen, daß die
Fluͤssigkeit unmittelbar eine rosenrothe Farbe annimmt und sich nach einigen
Stunden ein geringer carmoisinrother Niederschlag bildet. Der Schwefelwasserstoff
(fuͤr sich oder mit Ammoniak verbunden) wuͤrde der Fluͤssigkeit
eine schwache falbe Farbe ertheilen und spaͤter einen braunen, jedoch weniger
voluminoͤsen Niederschlag bilden als das eisenblausaure Kali. Um 200 Grammen
Brod in einem Platintiegel einzuaͤschern, braucht man sechs bis acht Stunden,
wenn man aber eine nicht tiefe Platinschale nimmt, welche der Luft einen leichten
Zutritt gestattet, so kann man die Operation leicht in zwei oder drei Stunden
beendigen.
Man braucht wohl nicht erst zu bemerken, daß man bei dieser Untersuchung die
gruͤßte Aufmerksamkeit darauf richten muß, daß die angewandten Reagentien und
Apparate kein Kupfer enthalten. Das in einer kupfernen Blase destillirte Wasser
enthaͤlt meistens einige Spuren von diesem Metall. Um es darin zu entdeken,
muß man wenigstens ein Liter davon verdampfen und den Ruͤkstand mit den
Reagentien pruͤfen. Die Salpetersaͤure, das Ammoniak und alle
Ammoniaksalze koͤnnen ebenfalls mehr oder weniger Kupfer enthalten; aber alle
diese Substanzen sind leicht durch Destillation zu reinigen. Ungeachtet aller
Vorsichtsmaßregeln wird man jedoch gut thun, nur moͤglichst wenig von den
Reagentien anzuwenden und alle zu den Versuchen bestimmten Gefaͤße mit
destillirtem Wasser zu waschen.
Durch das angegebene analytische Verfahren kann man einzig und allein die Gegenwart
des Kupfers ausmitteln. Wenn nur eine sehr geringe Menge Kupfer im Brode enthalten
ist, so ist es unmoͤglich zu bestimmen, ob dasselbe als schwefelsaures Salz
vorhanden ist oder nicht, weil das zur Brodbereitung angewandte Wasser meistens
schwefelsaure Salze, besonders schwefelsauren Kalk enthaͤlt und schwefelsaure
Salze sogar im Mehle selbst enthalten seyn koͤnnen. Da das Wasser auch
meistenteils etwas salzsauren Kalk enthaͤlt, so wird dieser
gewoͤhnlich den groͤßten Theil des Kupfervitriols zersezen und in
salzsaures Kupfer verwandeln;Sehr wahrscheinlich wird das schwefelsaure Kupfer, auch wenn es in
groͤßerer Menge dem Mehl zugesezt wird, durch das Kochsalz, womit man
den Teig versezt, in salzsaures Kupfer verwandelt.A. d. R. dieß wird dadurch sehr wahrscheinlich, daß das Brod, welches viel Kupfervitriol enthaͤlt,
eine gruͤnegruͤue Farbe zeigt statt einer blaͤulichen.
Uebrigens findet man auch im Mehl und in den Getreidearten sehr geringe Mengen von
Kupfer, wenn man sie nach dem oben fuͤr das Brod angegebenen Verfahren
untersucht. Man erinnert sich, daß schon Hr. Sarzean
(polyt. Journ. Bd. XXXVIII. S. 332.) dieses
Metall in einigen organischen Producten und Hr. Meißner
in Halle es in einer großen Anzahl von Pflanzen fand. Man muß daher immer bei
Untersuchung des Brodes mit der groͤßten Umsicht verfahren. Dieß
beeintraͤchtigt aber nicht im Geringsten die Garantie, welche das Wohl des
Publicums in der chemischen Analyse findet, um das schaͤndliche Verfahren der
Baͤker zu entdeken. Es besteht noch ein ungeheuerer Unterschied zwischen den
Resultaten, welche ein mit 1/70,000 Kupfervitriol verseztes Brod gibt und
denjenigen, welche ein Brod geben kann, welches ohne Anwendung dieses Salzes
bereitet wurde. Wenn man bei ersterem die ammoniakalische Fluͤssigkeit
schwach saͤuert, so wird sie auf Zusaz von eisenblausaurem Kali fast
unmittelbar rosenroth, waͤhrend der Niederschlag, welchen Getreide und Mehl
geben, erst nach laͤngerer Zeit entsteht, und in sehr vielen Faͤllen
wird die außerordentlich geringe Menge eisenblausaures Kupfer nur deßwegen
bemerklich, weil sie von einer weißen Basis die sie faͤrbt (und welche etwas
vom Ammoniak wieder aufgeloͤste phosphorsaure Erde zu seyn scheint),
mitgerissen wird.
Ueber die Anwendung des Alauns in der Baͤkerei und das
Verfahren seine Gegenwart im Brode zu entdeken.
Der Alaun wird, wie es scheint, schon seit sehr langer Zeit und in London fast
allgemein bei der Baͤkerei gebraucht. Hr. Accum
sagt in seiner Schrift uͤber die Kuͤchengifte, daß die schlechte
Qualitaͤt Mehl, welche die Londoner Baͤker gewoͤhnlich zur
Brodbereitung verwenden, den Zusaz von Alaun noͤthig macht, damit es das
weiße Aussehen des aus gutem Mehl bereiteten Brodes erhaͤlt. Dieser Zusaz
scheint die Beimischung von Bohnen und Erbsenmehl zu gestatten, ohne daß dadurch die
Qualitaͤt des Brodes leidet.Man vergl. polytechnisches Journal Bd. IV.
S. 242 und Bd. XXIII. S.
314.A. d. R. Nach Dr.
Ure muß man wenigstens 113 Grammen Alaun auf 109
Kilogrammen Mehl von geringer Qualitaͤt nehmen, um daraus ein leichtes und
poroͤses Brod zu erhalten. Dr. Markham schreibt sogar 240 Grammen Alaun auf 109
Kilogrammen Mehl vor. Die Menge des Alauns scheint sich nach der Qualitaͤt
des angewandten Mehls richten und das Kochsalz, welches man gewoͤhnlich zur
Brodbereitung nimmt, ganz oder theilweise ersezen zu muͤssen. Eine geringe Menge Alaun im Brode wird
nicht leicht unmittelbar nachteilige Folgen fuͤr die Gesundheit haben
koͤnnen; aber es ist zu befuͤrchten, daß der taͤgliche Genuß
solchen Brodes Personen von schwacher Gesundheit schaͤdlich seyn
moͤchte.
Das Interesse der allgemeinen Gesundheit erheischt die Unterdruͤkung der
Anwendung dieses Salzes als eines gefaͤhrlichen Mißbrauches und es ist daher
noͤthig ein schleuniges und leicht ausfuͤhrbares Verfahren zu haben,
wodurch man die Gegenwart des Alauns im Brode ermitteln kann. Hr. Kuhlmann gibt folgendes an, welches einer großen
Genauigkeit faͤhig ist: Man aͤschert 200 Grammen Brod ein, zerreibt
die Asche, behandelt sie mit Salpetersaͤure, dampft das Gemenge zur Trokniß
ab, weicht den Ruͤkstand in ungefaͤhr 20 Grammen destillirten Wassers
auf und verfaͤhrt in Allem ebenso, als wenn man das Brod auf Kupfer
untersuchen wollte. Die Fluͤssigkeit, welche man nicht zu filtriren braucht,
versezt man mit reinem Aezkali in Ueberschuß; nachdem man etwas erhizt hat, filtrirt
man und faͤllt die Alaunerde aus der filtrirten Fluͤssigkeit mit
salzsaurem Ammoniak: um alle Alaunerde abzuscheiden, muß man die Fluͤssigkeit
einige Minuten lang kochen lassen. Man sammelt sodann die Alaunerde auf einen Filter
und berechnet aus ihrem Gewicht den Alaungehalt des Brodes.
Wenn jedoch auf Zusaz des salzsauren Ammoniaks nur ein sehr geringer Niederschlag
entstuͤnde, so duͤrfte man daraus keineswegs auf eine
Verfaͤlschung des Brodes mit Alaun schließen, denn Hr. Kuhlmann hat oͤfters als er von einem ohne Alaunzusaz bereiteten
Brode, so wie auch von Weizen und Roken die Asche untersuchte, Alaunerde gefunden,
aber in so geringer Menge, daß man sie beim Abwaͤgen der Alaunerde zur
Bestimmung des Alaungehaltes eines verfaͤlschten Brodes fuͤglich
vernachlaͤssigen kann. Sie koͤnnte zufaͤllig von einigen
erdigen dem Getreide anhaͤngenden Theilen oder vom Bakofen, in welchem die
Brode lagen, herruͤhren. Schon Schrader hat in der
Asche von Roken Alaunerde gefunden.Gehlen's Journal der Chemie Bd. III. S. 525. Im Getreide oder in dem ohne Alaunzusaz bereiteten Brode, findet man eine so
geringe Menge Alaunerde, daß sie sich erst nach mehrstuͤndigem Stehen oder
durch Kochen der Fluͤssigkeit niederschlaͤgt, waͤhrend der
Niederschlag viel reichlicher war und augenbliklich entstand, als Brod, welches nur
1/3420 Alaun enthielt, untersucht wurde; in diesem Verhaͤltnisse kann aber
der Alaun kein auffallendes Resultat bei der Brodbereitung geben und in keiner Hinsicht
fuͤr die Gesundheit befuͤrchten lassen.
Annaͤherungsweise kann man auch den Alaunzusaz im Brode noch aus dem Gewicht
und Volum der Asche bestimmen. 200 Grammen ohne Alaun bereitetes weißes Brod gaben
bei sehr vielen Versuchen 1,27 bis 1,30 Grammen Asche, waͤhrend Brod, welches
1/176 Alaun enthielt, 1,60 Gr. gab. Diese Asche war viel weißer, hatte mehr als das
doppelte Volum und das Brod ließ sich auch leichter vollkommen einaͤschern,
wahrscheinlich wegen der Zertheilung der Asche und ihrer Unschmelzbarkeit.
Diese zur Ausmittelung des Alauns bestimmten Versuche koͤnnen mit der
analytischen Untersuchung auf Kupfer verbunden werden; denn man braucht nur den
gallertartigen Niederschlag, welcher nach der Behandlung mit Ammoniak auf dem Filter
bleibt, mit aͤzendem Kali zu behandeln, so wird die Alaunerde
aufgeloͤst und man kann sie mit salzsaurem Ammoniak, wie oben bemerkt wurde,
niederschlagen.
Ueber einige andere von den Baͤkern angewandte
Substanzen.
1) Schwefelsaures Zink (Weißer
Vitriol). Wenn dieses Salz manchmal, wie es scheint, angewandt wurde,
so geschah es vielleicht, weil es mit dem schwefelsauren Kupfer, dem blauen
Vitriol, verwechselt wurde. Da es außerordentlich giftig ist, so suchte Hr. Kuhlmann ein analytisches Verfahren zur Entdekung
desselben auszumitteln. Weil das Zink, wenn es in metallischen Zustand reducirt
wurde, durch Hize verfluͤchtigt wird, so ist die Einaͤscherung
hiezu nicht geeignet und man muß daher zur Analyse auf nassem Wege seine
Zuflucht nehmen. Zuerst mittelt man die Gegenwart der Schwefelsaure nach
demselben Verfahren aus, welches Dr.
Ure zur Untersuchung auf Alaun angab: man zerreibt
das Brod und laͤßt es einige Zeit lang in kaltem destillirtem Wasser
weichen, unterwirft sodann das Gemenge der Presse, und filtrirt die aus der
Presse ablaufende Fluͤssigkeit durch ein Papierfilter, um sie vollkommen
klar zu erhalten. In die filtrirte Fluͤssigkeit gießt man salzsauren
Baryt, welcher bei Gegenwart von Schwefelsaure einen in Saͤuren
unaufloͤslichen Niederschlag hervorbringt. Hierauf schreitet man zur
Ausmittelung des Zinks durch folgende Operationen:
Man weicht 200 Grammen zerbroͤkeltes Brod einige Zeit in kaltes
destillirtes Wasser ein, preßt die Fluͤssigkeit durch Leinwand und
filtrirt sodann durch Papier: die Fluͤssigkeit wird bei gelinder
Waͤrme so lange abgedampft, bis sie etwas klebrig wird, worauf man sie
mit uͤberschuͤssigem Ammoniak versezt und neuerdings filtrirt. Die
filtrirte Fluͤssigkeit wird mit Salpetersaͤure angesaͤuert und in
zwei Theile getheilt; den einen versezt man mit eisenblausaurem Kali, den
anderen mit schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak. Beide Reagentien geben, wenn sie
Zink enthaͤlt, einen weißen Niederschlag, ersteres aber ist
empfindlicher. Diese Niederschlage muͤssen in
uͤberschuͤssigem Ammoniak aufloͤslich seyn.
2) Einfach kohlensaure
Bittererde.
Aus Versuchen des Hrn. Edmund Davy geht hervor, daß 20 bis 40 Gran
(ungefaͤhr 1 bis 2 Grammen) einfach kohlensaure Bittererde, mit einem
Pfund (beilaͤufig 453 Grammen) Mehl schlechter Qualitaͤt innig
gemengt, das mit solchem Mehl bereitete Brod wesentlich verbessern. Es scheint,
daß man sich dieser Substanz bisweilen bediente. Da die kohlensaure Bittererde
waͤhrend der Brodbereitung groͤßten Theils in essigsaure
Bittererde, ein Salz von purgirenden Eigenschaften, verwandelt werden muß, so
glaubt Hr. Kuhlmann, daß sie in den von Hrn. Edmund
Davy angegebenen Verhaͤltnissen angewandt,
der Gesundheit nicht sehr nachtheilig seyn kann. Dessen ungeachtet muß die
Anwendung dieses Salzes in der Baͤkerei strenge verboten werden, weil es
von Seite der Baͤker bei seiner Aehnlichkeit mit dem Mehle zu
gefaͤhrlichen Versehen Anlaß geben kann. Durch folgendes Verfahren kann
man sehr geringe Quantitaͤten einfach-kohlensaure Bittererde im
Brode entdeken.
Man aͤschert 200 Grammen Brod ein, zerreibt die Asche (welche, wenn sie
Bittererde enthaͤlt, weißer und voluminoͤser ist), ruͤhrt
sie in Essigsaͤure ein und dampft zur Trokniß ab, um die freie
Saͤure zu verjagen. Den Ruͤkstand behandelt man mit Alkohol und
filtrirt; die geistige Aufloͤsung wird zur Trokniß verdunstet und das
Zuruͤkbleibende wieder in etwas Wasser aufgeloͤst. Die so
erhaltene waͤsserige Aufloͤsung versezt man mit zweifach
kohlensaurem Kali in Ueberschuß und filtrirt. Die filtrirte Fluͤssigkeit
wird, wenn das Brod kohlensaure Bittererde enthielt, durch Kochen einen
gallertartigen Niederschlag absezen.
3) Einfach-kohlensaure
Alkalien.
Mehrere Schriftsteller behaupten, daß das einfach-kohlensaure Ammoniak das
Brod sehr gut in die Hoͤhe treibt und ihm eine groͤßere Weiße
ertheilt; die Eigenschaft dieses Salzes sich in der Hize zu
verfluͤchtigen, scheint diese Behauptung zu rechtfertigen; es ist jedoch
nicht wahrscheinlich, daß ein sehr großer Theil dieses Salzes (wenigstens wenn
man davon eine bedeutende Quantitaͤt anwendet) sich auf diese Art im Ofen
sublimiren und dadurch die mechanische gen kann, wodurch das Brod aufgetrieben
und poroͤs gemacht wird; denn die Saure des Sauerteiges und diejenige,
welche durch die Gaͤhrung waͤhrend der Bearbeitung des Teiges
entwikelt wird; muͤssen hinreichen den groͤßten Theil des kohlensauren Alkalis in
ein essigsaures zu verwandeln. Wenn man eine mechanische Wirkung annehmen will,
so wird sie eher in der Entbindung von Kohlensaͤure bestehen.
Das Ammoniak, welches großen Theils als essigsaures Salz im Brode
zuruͤkbleibt, kann man durch folgendes Verfahren ausmitteln: man dampft
das Wasser, worin das Brod eingeweicht war ab, und behandelt das erhaltene
gummige und zukerige Extract mit Aezkali, welches reichlich Ammoniak entbindet;
um es zu erkennen, braucht man nur in dem Halse des Ballons, worin das Gemenge
gemacht wird, geroͤthetes Lakmuspapier aufhaͤngen. Wenn man sich
jedoch uͤber die Versezung des Brodes mit kohlensaurem Ammoniak bestimmt
aussprechen will, so muß ihm schon eine betraͤchtliche Menge von diesem
Salze zugesezt worden seyn, denn wenn man Brod, welches ohne Anwendung dieses
Salzes bereitet wurde, nach dem obigen Verfahren untersucht, so entwikelt sich
ziemlich viel Ammoniak, selbst wenn man die Vorsicht gebraucht, nur auf die
Krume zu wirken und die Infusion im Marienbade abzudampfen, um die Zersezung der
stikstoffhaltigen Bestandtheile des Brodes zu verhindern.
Auch Potasche und Soda scheint bei der Brodbereitung angewandt worden zu seyn,
wahrscheinlich in der Absicht, die Feuchtigkeit laͤnger in demselben
zuruͤkzuhalten. Diesen Betrug entdekt man leicht bei Untersuchung der
Asche, welche in diesem Falle mehr aufloͤsliche Theile und mehr freies
Alkali enthaͤlt.
4) Verschiedene andere
Substanzen.
Man hat noch verschiedene andere Substanzen, wie Kreide, Pfeifenerde und Gyps bei
der Brodbereitung angewandt. Alle diese Koͤrper scheinen bloß in der
Absicht zugesezt worden zu seyn, das Gewicht und vielleicht auch die Weiße des
Brodes zu vermehren. Da sie nur dann dem Baͤker Vortheil gewaͤhren
koͤnnen, wenn sie in betraͤchtlicher Quantitaͤt zugesezt
werden, um das Gewicht des Brodes zu vermehren, so ist die bloße
Einaͤscherung desselben hinreichend, um einen solchen Betrug durch die
Gewichtszunahme der Asche zu entdeken. Die Natur dieser Substanzen kann man
durch sehr einfache analytische Verfahrungsarten ausmitteln.
Da die Pastetenbaͤker und Zukerbaͤker Eiweiß, Gummiwasser,
Fischleim und andere klebrige Substanzen gebrauchen, so konnte dieß auch die
Baͤker veranlassen bei der Brodbereitung einige organische Substanzen
anzuwenden, um einen mehr bindenden Teig zu erhalten. Dr. Perceval empfiehlt auf ein Kilogramm
Mehl 30 Grammen Salep zu nehmen, um ein schoͤneres und zugleich
schwereres Brod zu erhalten. Wahrscheinlich wuͤrde man aͤhnliche
Resultate erhalten, wenn man in dem zur Bereitung des Teiges dienenden Wasser
etwas Mehl kochen ließe.
Versuche uͤber Brodbereitung.
Um den Einfluß des schwefelsauren Kupfers und anderer Substanzen auf die
Brodgaͤhrung genau kennen zu lernen, stellte Hr. Kuhlmann mit Huͤlfe eines Baͤkers Versuche an, deren
Resultate im Folgenden zusammengestellt sind.
Schwefelsaures Kupfer. Es wirkt außerordentlich stark auf
die Gaͤhrung und das Aufgehen des Brodes. Diese Wirkung zeigt sich am
auffallendsten, wenn davon ungefaͤhr ein 1/70000 dem Teige zugesezt wird, was
ungefaͤhr 1 Theil metallisches Kupfer auf 300,000 Theile Brod
betraͤgt, oder 1 Grau Kupfervitriol auf 7 1/2 Pfund Brod. Das groͤßte
Aufgehen bewirkt ein Zusaz von 1/30000 bis 1/15000; aber uͤber dieses
Verhaͤltniß hinaus wird das Brod zu feucht, daher weniger weiß und
erhaͤlt zugleich einen eigenthuͤmlichen, unangenehmen dem Sauerteige
aͤhnlichen Geruch. Da das schwefelsaure Kupfer die Eigenschaft hat, den Teig
fest zu machen, so kann man leicht ein gut gegohrenes Brod mit feuchtem Mehle
erhalten. Das Brod kann in Folge der groͤßeren Menge Feuchtigkeit die es
zuruͤkhaͤlt, bis auf 1/15 oder um eine Unze das Pfund an Gewicht
zunehmen, ohne daß seine Qualitaͤt dadurch leidet. Besonders im Sommer ist es
noͤthig den Teig fest zu machen und ihn zu verhindern, sich nach der Breite
auszudehnen. Dieß bewirkt man gewoͤhnlich durch Anwendung von Sauerteig und
Kochsalz, aber wenn man eine sehr geringe Menge schwefelsauren Kupfers in den Teig
bringt, so kann man beide ersparen: es ist jedoch dann noͤthig etwas mehr
Hefe zu nehmen.
Das schwefelsaure Kupfer ist wirksamer bei weißem als bei halbschwarzem Brode (pain bis); lezteres welches von Natur aus feucht ist,
wird es noch mehr, so wenig schwefelsaures Salz man auch zusezen mag.
Die groͤßte Menge Kupfervitriol, welche ohne der Schoͤnheit des Brodes
zu schaden angewandt werden kann, betraͤgt 1/4000; nimmt man mehr, so wird
das Brod sehr waͤsserig und bekommt große Augen; bei 1/1800 Kupfervitriol
kann sich der Teig nicht mehr heben, alle Gaͤhrung scheint aufgehalten und
das Brod erhaͤlt eine gruͤne Farbe. Laͤßt man in lezterem Falle
den Sauerteig weg und nimmt mehr Wasser zum Teige, so gaͤhrt das Brod gut,
wird sehr poroͤs, erhaͤlt große Augen, aber es ist feucht,
gruͤnlich und hat einen sehr auffallenden und unangenehmen Geruch nach
Sauerteig.
Das schwefelsaure Kupfer wirkt ohne Zweifel hauptsaͤchlich durch seine Basis
bei der Brodbereitung, denn schwefelsaures Natron, schwefelsaures Eisen und selbst
Schwefelsaͤure gaben bei vergleichenden Versuchen kein aͤhnliches
Resultat.
Alaun. Der Alaun gibt ziemlich dieselben Resultate wie
das schwefelsaure Kupfer, man muß aber davon bei weitem mehr anwenden. Wir haben
gesehen, daß 1/3300 Kupfervitriol eine viel zu große Quantitaͤt ist, so zwar
daß sie anstatt das Aufgehen des Teiges zu beguͤnstigen, es verhindert.
Dieselbe Quantitaͤt Alaun gibt jedoch noch kein auffallendes Resultat; um ein
solches zu erhalten, muß man 1/686 Alaun nehmen; bei 1/176 war die Wirkung
staͤrker. Ohne Zweifel wird eine viel groͤßere Quantitaͤt Alaun
gerade so wie ein Ueberschuß von Kupfervitriol die Entwikelung des Teiges
aufhalten.
Schwefelsaures Zink. Die Resultate welche man mit diesem
Salze erhielt, waren nicht sehr auffallend und hielten keinen Vergleich mit
denjenigen des Kupfervitriols aus. Wenn diese Substanz von den Baͤkern
gebraucht wurde, so geschah es wahrscheinlich, weil man sie mit Kupfervitriol
verwechselte.
Einfach-kohlensaure Bittererde. Sie
beguͤnstigt das Aufgehen des Teiges nicht sehr, aber wenn man davon 1/442
nimmt, so ertheilt sie dem Probe eine gelbliche Farbe, welche die schmuzige, die es
durch manches Mehl von geringer Qualitaͤt erhaͤlt, vortheilhaft
abaͤndern kann.
Einfach-kohlensaures Ammoniak. Da es bei zwei
Versuchen kein auffallendes Resultat gab, so glaubte Hr. Kuhlmann, daß es von keinem großen Nuzen in der Baͤkerei seyn wird,
wenn man davon nicht eine sehr große Quantitaͤt nimmt. Vielleicht besizt
dieses Salz, indem es sich in essigsaures Ammoniak verwandelt, wie das kohlensaure
Kali und Natron die Eigenschaft, dem Brode seine Feuchtigkeit laͤnger zu
erhalten.
Kochsalz. Es besizt wie der Alaun- und
Kupfervitriol die Eigenschaft, den Teig fest zu machen, aber in geringerem Grade. Es
gibt aber nie eine so zertheilt und folglich so weiße Krume, wie diese lezteren;
dessen ungeachtet ist die Qualitaͤt des Brodes besser; denn das sehr
poroͤse Brod, welches man durch ein geeignetes Verhaͤltniß von
Kupfervitriol oder Alaun erhaͤlt, hat nicht viel Geschmak; seine Krume
gleicht mehr derjenigen eines leichten Kuchens, als jener eines gewoͤhnlichen
Brodes. Das Kochsalz vermehrt auch das Gewicht des Brodes und anstatt dem
Baͤker Kosten zu verursachen, gewinnt er noch durch den Gewichtsunterschied
des Brodes. Durch eine hinreichende Menge Salz kann man eben so wie durch
Kupfervitriol und Alaun den Sauerteig ersparen und das bloße Kneten, wenn es etwas
laͤnger fortgesezt wird, erlaubt schon betraͤchtlich die Dosis dieses
Ferments zu verringern.
Resultat.
Obige Versuche haben zwar die vortheilhafte Wirkung des schwefelsauren Kupfers bei
der Brodbereitung bestaͤtigt, aber wir haben dadurch auch die Gewißheit
erlangt, daß man durch die chemische Analyse eine außerordentlich geringe
Quantitaͤt dieses Salzes im Brode entdeken kann. Man braucht nur einen
Tropfen eisenblausaures Kali (Blutlaugensalz) auf das Brod zu gießen, so wird es
bald eine rosenrothe Farbe annehmen, wenn es auch nur 1 Theil Kupfervitriol in 9000
Theilen enthaͤlt, und in diesem Verhaͤltnisse wirkt er noch nicht
auffallend nachtheilig auf die Gesundheit. Wir haben ferner gesehen, daß wenn in
3500 Theile Brod mehr als 1 Theil Kupfervitriol gebracht wird, er schon der
Schoͤnheit dieses Nahrungsmittels schadet, und sogar die Gaͤhrung des
Teiges verhindert, daß es endlich einen sauern und unangenehmen Geruch
erhaͤlt, wenn man mehr als 1 Theil des Metallsalzes in 7000 Theile Brod
bringt. Nach unseren bisherigen Kenntnissen koͤnnen wir uͤbrigens die
Wirkung des Kupfervitriols, Alauns und anderer Substanzen bei der Brodbereitung
nicht erklaͤren,Die interessante Abhandlung des Dr.
Colquhoun uͤber die Theorie der
Brodgaͤhrung, welche wir im Polyt. Journale Bd. XXIII. S. 314. mitgetheilt haben,
blieb dem Verfasser unbekannt. Aber auch aus Colquhouns Versuchen laͤßt sich nicht einsehen, wie jene
Substanzen die angegebene Wirkung hervorbringen koͤnnen. Hingegen
wird durch dieselben das was Hr. Kuhlmann
uͤber die Wirkung der kohlensauren Bittererde und des kohlensauren
Ammoniaks bei der Brodgaͤhrung sagt, zum Theil berichtigt.A. d. R. was besonders hinsichtlich der Anwendung geringerer Mehlsorten
hoͤchst wuͤnschenswerth waͤre. Die Praxis und die Wissenschaft
wuͤrden dadurch gewinnen; der Baͤker waͤre nicht mehr auf
blindes Probiren beschraͤnkt, wenn er die Qualitaͤt seines Brodes
verbessern wollte. Das unbedeutendste Resultat, welches man bei Untersuchungen
dieser Art erhaͤlt, kann hoͤchst wichtig werden. Wie nuͤzlich
hat sich nicht schon die Anwendung der Hefe gezeigt und welche Dienste hat nicht
schon das Kartoffelstarkmehl bei der Brodbereitung geleistet.
Man hat ganze Baͤnde uͤber den Bau des Getreides geschrieben und findet
kaum einige Seiten, welche von der Brodbereitung, dem Endzwek desselben, handeln.
Mit dem wichtigsten aller Nahrungsmittel, dem Brode, haben sich die Gelehrten noch
am wenigsten beschaͤftigt. Fast alles, was man in dieser Hinsicht gethan hat,
beschraͤnkt sich darauf, daß man in der neuesten Zeit einige Maschinen zum
Kneten des Teiges in Vorschlag brachte.
Die Behoͤrden koͤnnen nicht strenge genug uͤber die
Giftmischerei gewissenloser Baͤker wachen, deren Habsucht allerdings sehr
gereizt wird, wenn sie mittelst des Kupfervitriols aus einem schlechteren Mehle ein
weißeres, poroͤseres, feinkoͤrnigeres und gewichtigeres Brod erhalten und
nicht noͤthig haben Sauerteig zu bereiten.Gluͤklicherweise wird der Gebrauch des Kupfervitriols und anderer
schaͤdlichen Stoffe sich in Deutschland nicht so leicht ausbreiten
koͤnnen, weil die Weißbrodbaͤkerei bei uns untergeordnet ist
und bei weitem der groͤßte Theil des consumirten Brodes aus schwarzem
Rokenbrode besteht, welches in Frankreich und England wenig bekannt ist und
jene Huͤlfsmittel noch weniger vertragen kann als das halbschwarze
(pain bis), auf welches nach Hrn. Kuhlmann jene Salze schon eher nachtheilig als
vortheilhaft wirken. Dazu kommt noch, daß bei uns die Brodfruͤchte
nicht in so hohem Preise stehen, daß die Baͤker zu solchen
Betruͤgereien so leicht versucht werden koͤnnten. Hinsichtlich
der Anwendung giftiger Stoffe moͤchten bei uns eher die
Zukerbaͤker die Aufmerksamkeit der Behoͤrden noͤthig
machen, wir wissen zwar nicht, ob sie auch wie diejenigen in Frankreich ihre
Bonbons mit chromsaurem Blei, Queksilberoxyd und Scheeleschem Gruͤn
faͤrben, glauben aber, daß sie ebenfalls mehrere der Gesundheit
nachtheilige Substanzen anwenden ohne zu wissen, daß dieselben in der That
so schaͤdlich wirken.A. d. R.