Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. CXIV., S. 463 |
Download: | XML |
CXIV.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der vom 29. Jan. bis 15. Febr. 1831 zu London
ertheilten Patente.
Dem Rob. Winch,
Verfertiger von Buchdrukerpressen zu Gunpowder Alley, Shoe Lane, in der City von
London: auf gewisse Verbesserungen an Drukmaschinen. Dd.
29. Jan. 1831.
Dem Joshua Bates
Esq., Bishopsgate-Street-Whitin, in der City von London: auf
gewisse Verbesserungen im Raffiniren und Klaͤren des Zukers. Von einem
Fremden mitgetheilt. Dd.
31. Jan. 1831.
Dem John Charles
Schwieso, Verfertiger musikalischer Instrumente, in Regent Street, in der Grafschaft Middlesex: auf Verbesserungen an Pianoforte's und
anderen Saiteninstrumenten. Dd. 2. Febr. 1831.
Dem William Sumner,
Spizenfabrikant zu Hose, in der Grafschaft Leicester: auf gewisse Verbesserungen
an den MaschinenMaschiuen zur Verfertigung von Spulen-Nez-Spizen. Dd. 3. Febr.
1831.
Dem George Gorham
Gardner, Gentleman aus New-York, jezt in Threadneedle
Street, in der City von London wohnhaft: auf eine verbesserte Rauchmaschine. Von
einem Fremden mitgetheilt. Dd. 11. Febr. 1831.
Dem William Westley
Richards, Flintenverfertiger zu Birmingham, in der Grafschaft Warwick: auf
gewisse Verbesserungen an Percussionsflinten, welche Verbesserungen bei Waffen
aller Art, die nach diesem Princip abgefeuert werden, anwendbar sind. Dd.
11. Febr. 1831.
Dem John Gunby,
Kuͤnstler in George Street Sand Pitts, Birmingham: auf eine verbesserte
Methode, Glas mit Metall und anderen Substanzen zu verbinden, um es zu
Moͤbeln und verschiedenen nuͤzlichen Zweken anzuwenden. Dd.
11. Febr. 1831.
Dem Claude Guillotte,
Maschinist in Crispin Street, Spitalfields, in der Grafschaft Middlesex: auf
Verbesserungen an den Maschinen zum Weben einfacher oder gemusterter
Seidenbaͤnder. Zum Theil von einem Fremden mitgetheilt. Dd.
11. Febr. 1831.
Dem William Morgan,
Esq. zu York Terrace, Regent's Park: auf gewisse Verbesserungen an
Dampfmaschinen. Dd.
11. Febr. 1831.
Dem James Thomson,
Gentleman in Spencer Street, Goswell Street Road, in der Grafschaft Middlesex:
auf gewisse Verbesserungen in der Verfertigung von Lettern. Dd.
14. Febr. 1831.
Dem Thomas Bailey zu
Leicester, in der Grafschaft Leicester, und Charles Bailey, ebendaselbst: auf
gewisse Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung von
Spulen-Nez-Spizen. Dd.
15. Febr. 1831.
Dem William Payne,
Uhrmacher in New Bond Street, Pfarrei Saint George, Hanover Square, in der
Grafschaft Middlesex: auf einen verbesserten Fußmesser (Podometer), welchen man
in die Westentasche steken kann. Dd.
15. Febr. 1831.
(Aus dem Repertory Patent-Inventions.
Maͤrz 1831. S. 183.)
Verzeichniß der vom 1 bis 20. Febr. 1817 zu London ertheilten
und seitdem verfallenen Patente.
Des George Montague
Higginson, Marinelieutenants von Bovery Tracy, Chudleigh,
Devonshire: auf Verbesserungen an Schloͤssern. Dd.
1. Febr. 1817. (Beschrieben im Repertory Bd. XXXI. S. 137.)
Des William Wall,
Uhrmachers in Wandsworth, Surrey: auf eine horizontale Hemmung fuͤr
Taschenuhren. Dd.
1. Febr. 1817.
Des Isaac Robert
Mott, Musiklehrers in Brighton, Sussex: auf ein musikalisches
Instrument, welches er Sottimente Piano Forte nennt.
Dd.
1 Febr. 1817.
Des James Atkinson,
Messingarbeiters und Lampenverfertigers in Fleet Street, London: auf
Verbesserungen an Lampen aller Art und in dem Verfahren das Leuchtgas in sie zu
bringen. Dd.
6. Febr. 1817.
Des William Clark,
Esq. zu Bath: auf einen Sicherheitsapparat, welcher an Schloͤssern aller
Art angebracht werden kann, um sie gegen Gauner zu sichern, welche Dietriche
gebrauchen. Dd.
8. Febr. 1817.
Des Robert Hardy,
Eisengießers in Worcester: auf Verbesserungen in der Verfertigung von
Buͤchsen fuͤr Kutschen und Wagen aller Art. Dd.
20. Febr. 1817.
Des Richard
Litherland, Uhrmachers in Liverpool, Lancashire: auf eine
Verbesserte Hemmung fuͤr Taschenuhren. Dd.
20. Febr. 1817.
Des Richard Holden,
Gentleman in Stafford Street, St. Mary-le-Bone, Middlesex: auf
eine Maschine, um eine Rad- oder Pendelbewegung auf eine neue Art
hervorzubringen. Dd.
20. Febr. 1817.
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
Maͤrz 1831. S. 181.)
Jahresfeier der London
Mechanics'-Institution.
Die London Mechanics'-Institution feierte Ende
Novembers v. J. die siebente Wiederkehr ihres
Stiftungsjahres, nicht, wie zu London bei oͤffentlichen Instituten
gewoͤhnlich mit einer großen Fresserei, sondern mit einer Versammlung, in
welcher verschiedene Abhandlungen gelesen wurden. Auch Hr. Horton, ehemaliges Mitglied des Parlaments und Colonialsecretaͤr,
gegenwaͤrtig im k. geheimen Rathe, hielt bei dieser Gelegenheit eine Rede an
diesem Institute, und verspricht hier unentgeldliche Vorlesungen uͤber
Statistik und Staatshaushaltung zu halten. (Mech. Mag.
N. 383. 11 Dec. 1830.)
Dampfwagen zu London.
Der erste Kampfwagen, der in London in Ausfuͤhrung gebracht wurde,
laͤuft nun von Stratford nach Whitechapel. Er traͤgt den Namen: der Infant; seine Anspruͤche sind maͤßig,
da seine Schnelligkeit nicht mehr als 9–10 englische Meilen fuͤr die
Stunde betraͤgt, so daß er wenig Empfehlung haben duͤrfte. Der
Patent-Traͤger fuͤr denselben, Hr. Hancock, haͤlt sich fuͤr uͤberzeugt, daß er alle
Schwierigkeiten uͤberwunden hat, und daß der Wagen auf gewoͤhnlichem
Wege mit Sicherheit 12–14 Meilen in einer Stunde zuruͤklegen
koͤnne. Vor Kurzem zeigte er seine Kraft im Uebersteigen von Huͤgeln,
indem er von Battle-Bridge nach Pentonville, Islington, und dann durch die
City und Bethnalgreen mit vollkommener Sicherheit nach Stratford fuhr. (Herald. Galignani's Messenger. N. 4967.)
Gurney's Wagen.
Endlich sollen nun Hrn. Gurney's Wagen in Bewegung kommen.
Drei davon gingen nach Cheltenham ab, wo sie Anfangs Februar, zwischen Cheltenham
und Gloucester laufen sollen, ehe sie an ihren Bestimmungsort, die Straße zwischen
Birmingham und Bristol gelangen. Man wird nun die relativen Vortheile der Dampfwagen
auf gewoͤhnlichen Wegen und auf Eisenbahnen vergleichen koͤnnen. (Herald. Galignani. N. 4956.)
Neuer Dampfwagen auf der Liverpool-Manchester
Eisenbahn.
Ein neuer Dampfwagen, der Majestaͤtische, fuhr an
einem Tage sechs Mal zwischen Liverpool und Manchester hin und her, d.h. im Ganzen
eine Streke von 180 Meilen. Die Quantitaͤt der durch ihn hin und her
geschafften Guͤter betrug 142 Tonnen! Derselbe fuhr zwei Tage spaͤter
mit denselben Gewichten 120 Meilen. Es werden nun 10 Wagen des Hrn. Stephenson auf dieser Eisenbahn gebraucht. (Liverpool Times. Galignani. N. 4956.)
Liverpool-Manchester Eisenbahn.
Bisher fuhr man zu 6–8 Wagen mit einander. Nun verbindet man aber 3–4
Fahrten, und bringt so in 2 Stunden 300 Tonnen Guͤter von Liverpool nach
Manchester und umgekehrt. (Manchester Chronicle. Galignani.
N. 4947.)
Liverpool-Manchester Eisenbahn.
Vor Kurzem ereignete sich ein neuer Ungluͤksfall auf der
Liverpool-Manchester Eisenbahn. Die Maschinen fahren naͤmlich sowohl
bei Nacht als bei Tage Guͤter von und nach Liverpool. Eine der Maschinen kam
um drei Uhr Morgens mit einem Zuge beladener Wagen an und kehrte, nachdem sie den
Zug in die Niederlage gebracht hatte, in das Maschinenhaus zuruͤk, welches
1/4 Meile von Manchester entfernt ist. Hierbei nun glitt einer der Waͤchter,
waͤhrend er auf den Fußtritt des Wasserbehaͤlters sprang, aus
Unvorsichtigkeit aus, und fiel quer uͤber die Eisenbahn, so daß 5
Raͤder der Maschine und des Behaͤlters in der Gegend des Magens
uͤber den Koͤrper desselben gingen, und den jungen schoͤnen
Mann gleichsam in zwei Theile theilte, obwohl die Maschine sogleich angehalten
wurde. – Auch auf der Bolton und Leigh Eisenbahn wurde vor Kurzem ein Knabe
von 6 Jahren, der auf der Bahn mit mehreren anderen Kindern spielte, von einem Wagen
uͤberfahren und jaͤmmerlich zerquetscht. – Auf der
Liverpool-Manchester Eisenbahn sind nun 13 Stephenson'sche Maschinen im
Gange, und eine neue soll noch in 14 Tagen hinzukommen; sie wurden alle zu
Newcastle-upon-Tyne fabricirt, zu Land nach Carlisle und von da zur
See nach Liverpool gebracht. Der groͤßte Theil der Guͤter wird
waͤhrend der Nacht gefahren, wobei sonderbar ist, daß die Quantitaͤt
der von Liverpool nach Manchester verfahrenen Waaren sich zu jener die von
Manchester nach Liverpool gesendet werden, wie 10 zu 3 verhaͤlt, so daß auf
1000 Tonnen, die von Liverpool abgehen, 300 kommen, die von Manchester abgesendet
werden. Die lezte Kaͤlte und die bedeutende Quantitaͤt Schnee, welche fiel, hat der
Eisenbahn wenig oder gar keinen Nachtheil gebracht. (Manchester Herald. Galign. Messenger. N. 4965.)
Verlust der englischen Regierung durch die Eisenbahnen.
Die englische Regierung verliert jaͤhrlich 6000 Pfd. Sterl. durch die
Aufhebung der Eilwagen zwischen Manchester und Liverpool, die durch die Eisenbahn
veranlaßt wurde. (Herald. Galignani. N. 4957.)
Neues Ueberfuhrboth aus Eisen.
Vor Kurzem wurde ein neues, elegantes und leichtes Ueberfuhrboth, der Schnelle (the rapid) genannt, und von Hrn. Wilson, Tophill,
erbaut, in den großen Canal zwischen Edinburgh und Glasgow gelassen. Es besteht ganz
aus dem besten gehaͤmmerten Eisen, ist 66 Fuß lang und 6 Fuß breit. Sein
ganzes Gewicht betraͤgt kaum 2 1/2 Tonne. Es fuͤhrt 60
Cajuͤten- und andere Passagiere, und geht unbeladen 9 Zoll, beladen
aber bloß 15 Zoll im Wasser. (Scotsman. Galign. Messenger.
N. 4962.)
Dauer der Ueberfahrt von Bristol nach Cork.
Das Dampfboth City of Bristol machte vor Kurzem die
Ueberfahrt von Bristol nach Cork, eine Streke von 300 Meilen, in 24 Stunden; eine
Schnelligkeit, welche bisher zwischen diesen beiden Orten nie erreicht wurde. (Cork Reporter. Galignani. N. 4958.)
Kriegsschiff Actaͤon.
Im Februar wurde zu Portsmouth der Actaͤon von 26 Kanonen vom Stapel gelassen.
An ihm wurden Lihou's Ruder, Pearce's Winde, und Harris's Wetterableiter mit
dem besten Erfolge angebracht. (Hampshire Telegraph. Galign.
Messenger. N. 4970.) [Ueber alle diese Verbesserungen finden sich bereits
Notizen im polyt. Journale.]
Eisenhandel in Schottland.
Der Eisenhandel Schottlands war verflossenes Jahr außerdentlich lebhaft. Die Menge
des erzeugten Eisens wird naͤmlich auf 50,000 Tonnen geschaͤzt, eine
Quantitaͤt, welche bisher noch nie in Schottland producirt wurde. Es sind 19
Hochoͤfen im Gange, welche woͤchentlich 945 Tonnen, mithin des Jahres
49,140 Tonnen erzeugen. Zu Coats Bridge entstand ein neues Werk, welches bei jedem
Guß 5 Tonnen liefert. Der Preis des Eisens war sehr niedrig; im Durchschnitte
kostete die Tonne des besten Roheisens nicht uͤber 5 Pfd. (Glasgow Chronicle. Galignani. N. 4951.)
Malacca Zinn wird theuer werden.
Die Malayen sind gegen die chinesischen Colonisten, welche man zur Betreibung der
Bergwerke in Malacca kommen ließ, aufgestanden, und haben zwischen 4 – 500
derselben ermordet. Die schaͤndliche Mezelei geschah in der Naͤhe von
Sungie Objong, wo die unter dem Namen Lingie-Bergwerke bekannten Zinngruben liegen. (Courier Galignani. N. 4899.)
Jaͤhrliche Metall-Ausfuhr aus England.
Aus London wurde im J. 1830 ausgefuͤhrt:
Spelter 3,190 Tonnen.
Queksilber 1,047,386 Pfd.
Eisen 16,529 Tonnen british.
– 2,916 auslaͤnd.
Kupfer 4,498 Tonnen brit.
– 167
auslaͤnd.
Spelter war um 700 Tonnen weniger als im vorigen Jahre; Queksilber beinahe noch ein
Mal so viel; britisches Kupfer war um 605 Tonnen mehr; Eisen aber um 2416 weniger;
Blei mehr um 510; Zinn ward um 129 Tonnen weniger ausgefuͤhrt als im J. 1829;
Stahl um 3 Tonnen; Banca Zinn wurde haͤufig eingefuͤhrt: 540 Tonnen.
(Galign. N. 4946.)
Frankreich's Bestellungen von Schießgewehren.
Ein Agent der franzoͤsischen Regierung hatte den Auftrag fuͤr seine
Regierung die Verfertigung von Dampfmaschinen und anderen Maschinen zur Verfertigung
großer Schießgewehre zu unterhandeln. Er wendete sich an die Neath Abbey Eisenwerke
in Wallis, erhielt aber eine ablehnende Antwort der Eigenthuͤmer, die sie,
als Quaͤker, auf ihre Religion stuͤzten; er wendete sich hierauf nach
Birmingham, allein man vermuthet, daß sein Antrag auch dort wegen der vielen
Arbeiten an den Oefen nicht angenommen werden wird. (Globe.
Galignani's Messenger. N. 4967.)
Ruthven's neue Feuersprize,
wovon wir bereits im Polyt.
Journale Nachricht gaben, soll nach dem Scotsmann treffliche Dienste thun.
(Galign. N. 4944.)
Anwendung der Maschinen als Beweis der Cultur eines
Volkes.
Es ist doch aͤußerst sonderbar, daß, waͤhrend in England die
Pfluͤger und Landarbeiter die Dreschmuͤhlen zerstoͤren, in
Schottland kein Pfluͤger sich bei einem Paͤchter verdingen will, von
dem er nicht weiß, daß er eine Dreschmuͤhle besize. Paͤchter, welche
keine solche haben, sind gezwungen ihren Dienstleuten hoͤheren Lohn zu
bezahlen. (Globe. Galign. Messenger. N. 4968.)
Tretmuͤhlen als Strafanstalt in England.
Bisher ließ man die Straͤflinge in vielen Strafhaͤusern die
Tretmuͤhle treten, ohne von der ungeheueren Kraft, welche dadurch gewonnen
wird, irgend einen Vortheil zu ziehen. General Thornton
wird nun bei der naͤchsten Sizung der Magistrate von Middlesex darauf
antragen diese Kraft zum Heben des Wassers, zum Mahlen des Getreides fuͤr den
Bedarf der Anstalt, oder zu irgend einem anderen nuͤzlichen Zweke zu
verwenden. In Giltspur-street Compter ist eine Weizenbrodbaͤkerei, die
alle Straͤflinge der Stadt beschaͤftigen koͤnnte. (Chronicle. Galign. Messenger. N. 4962.)
Folgen des amerikanischen Tariffs.
Eine Folge des amerikanischen Tariffs, heißt es in Leeds
Mercury. Galignani. N. 4952., ist diese, daß nun mehr Garn als Zeuge
ausgefuͤhrt werden. Es ist unglaublich wie viel Garn jezt aus England nach
Amerika geht.
Budget von N. Amerika.
Der jaͤhrliche Bericht der Schazkammer, welcher am 16. Decbr. 1830 beiden
Haͤusern des Congresses vorgelegt wurde, gibt fuͤr das Jahr 1829
folgende Betraͤge der Einnahmen an: an Mauthgefaͤllen 22,681,965 Doll.
91 C.; aus dem Verkaufe oͤffentlicher Laͤndereien 1,517,175 Doll. 13
C.; an den Dividenden des Bank-Fonds 490,000 Doll.; an zufaͤlligen
Einnahmen 138,486 Doll. 24 C., zusammen 24,827,627 Doll. 38 C. Die Einnahmen der
drei ersten Vierteljahre des J. 1830 betrugen: an Mauthgefaͤllen 17,268,122
Doll. 74 C.; an verkauften Landereien 1,293,719 Doll. 27 C.; an
Bank-Dividenden 490,000 Doll.; an gemischten Einnahmen 84,176 Doll. 78 C. Die
Einnahmen des lezten Vierteljahres schaͤzte man auf 5,025,000 Doll., was
mithin eine Gesammt-Einnahme von 24,164,018 Doll. 79 C. gibt. Wenn die
Schaͤzung des lezten Vierteljahres richtig ist, so ergaͤbe sich
fuͤr bas Jahr 1830 im Vergleiche mit 1829 ein Deficit von 666,608 Doll. 59 C. – Der
Betrag der im J. 1829 bezahlten oͤffentlichen Schuld war: 12,383,807 Doll. 78
C; jener, der im J. 1830 bezahlt wurde: 11,854,630 Doll. 9 C. Die Totalsumme der
Staatsschuld belief sich am 1sten Januar 1830 auf 48,565,406 Doll. 50 C., bestehend
aus 6,440,556 Doll. 17 C. 6 percentigen; 12,792,000 Doll. 20 C. 5 percentigen (die
7,000,000 Doll., welche die Regierung im Fond der Bank der Verein. Staaten behielt,
mitgerechnet); 15,994,064 Doll. 17 C. 4 1/2 percentigen und 13,296,249 Doll. 45 C. 3
percentigen Obligationen, die Bilanz besteht in mehr als 32,000 Doll. kleinerer
Obligationen. Die Totalsumme der Staatsschuld am 1sten Januar 1834 hingegen wird
sich auf 39,423,494 Doll. 68 C. belaufen, welche ganze Summe zuruͤkbezahlbar,
und zwar beinahe die Haͤlfte nach dem Belieben der Regierung
zuruͤkzahlbar ist. – Der Betrag der Einfuhr in den Vereinigten Staaten
belief sich in dem Jahre, welche sich mit September 1830 endigte, auf 68,500,000
Doll., waͤhrend die Ausfuhr in demselben Jahre auf 73,800,000 Doll. stieg.
Der Betrag der Abgaben bei der Einfuhr und das Tonnengeld wird in den drei ersten
Vierteljahren von 4830 auf 20,570,000 Doll., und im lezten auf 5,610,000 Doll.
geschaͤzt. Die Bilanz der Schazkammer am 1. Jan. 1829 war 5,972,435 Doll. 81
C.; am 1. Jan. 1830 hingegen 5,755,704 Doll. 79 C. und fuͤr den 1. Jan. 1834
wird sie auf 4,819,781 Doll. 90 C. geschaͤzt. (Globe.
Galignani. N. 4957.)
Einfuhr in England.
Hr. Thompson gab in der Sizung des Unterhauses vom 5.
Febr. folgende vergleichende Uebersicht der Einfuhr einiger roher Producte in den
Jahren 1829 und 1830.
Einfuhr im Jahre 1829.
Kaffee
19,000,000 Pfund
Zuker
3,539,000
Zentner.
Thee
29,000,000 Pfund.
Rauch- und
Schnupf-Tabak
18,800,000 –
Wein
5,277,000
Gallons.
Baumwolle
204,000,000 Pfund.
Seide
2,600,000 –
Schafwolle
22,000,000 –
Talg
1,025,000
Zentner.
Flachs
800,000 –
Einfuhr im Jahre 1830.
Kaffee
22,720,000 Pfund.
Zuker
3,790,000
Zentner.
Thee
30,000,000 Pfund.
Rauch- und
Schnupf-Tabak
19,800,000 –
Wein
6,380,000
Gallons.
Baumwolle
270,000,000 Pfund.
Seide
4,170,000 –
Schafwolle
31,600,000 –
Talg
1,130,000
Zentner.
Flachs
960,000 –
Diese Daten beweisen, daß in der Einfuhr und mithin in dem Verbrauche keines der
vorzuͤglicheren rohen Consumtions- und Fabrikations-Producte
eine Abnahme Statt hatte. (Galignani's Messenger. N.
4973.)
Wohlfeilheit in Neu-Suͤd-Wallis.
Nach Briefen aus Neu-Suͤd-Wallis vom 15. August v. J. waren
daselbst die Lebensmittel unerhoͤrt wohlfeil. Schwarzes Rindvieh galt das
Stuͤk 7 bis 12 Shill.; Schafe das Stuͤk 2–4 Shill.; Weizen das
Bushel 5 Shill.; Mays der Quarter 4 Shill.; Rindfleisch das Pfund 1/2 Pfennig.
Ungeachtet dieser Wohlfeilheit nahm das Gedeihen der Colonie rasch zu. (Courier. Galignani. N. 4959.)
Neuer Weinmesser (Oenomètre), oder Instrument um den Alkoholgehalt des Weines oder jeder
anderen geistigen Fluͤssigkeit zu bestimmen; von Hrn. Emil
Tabarié.
Hr. Tabarié hat einen Weinmesser erfunden, welcher
außerordentlich einfach ist und daher ohne Zweifel allgemein in Gebrauch kommen
wird. Anstatt den Weingeist aufzusammeln, wozu ein Destillirapparat noͤthig
ist, laͤßt Hr. Tabaré den Wein in einem
offenen Kessel kochen bis aller Alkohol ausgetrieben ist. Die Menge desselben
bestimmt er durch den Unterschied zwischen dem specifischen Gewichte des Weines und
demjenigen des Destillationsruͤkstandes, nachdem er das Volum der
verdunsteten Fluͤssigkeit genau durch Wasser ersezt hat. Diese sehr
scharfsinnige Idee fuͤhrte ihn auf einen sehr einfachen Apparat, womit
Jedermann Versuche anstellen kann und wodurch man das Resultat schneller und mit
weniger Aufmerksamkeit, dabei aber doch eben so genau als durch das
gewoͤhnliche Destillationsverfahren erhaͤlt. Derselbe besteht aus
einem kleinen Kessel, welchen man mit der Weingeistlampe erhizt; ein horizontales
Querstuͤk nahe am Boden des Kessels zeigt in dem Augenblike, wo es nicht mehr
von der Fluͤssigkeit beruͤhrt wird an, daß das Kochen lange genug
fortgesezt wurde, um allen Weingeist zu verjagen. Das specifische Gewicht der
Fluͤssigkeit vor und nach der Operation bestimmt man vermittelst eines
Araͤometers mit doppelter Skale. Ein Thermometer, um die Correction nach der
Temperatur vorzunehmen, ist ebenfalls mit einer doppelten Skale versehen; die eine
ist die gewoͤhnliche hunderttheilige, die andere hat eine besondere
Eintheilung, um die Operation zu vereinfachen. Auch hat Hr. Tabarié alle zu diesen Versuchen noͤthigen Tabellen
ausgearbeitet, welche dem Apparate beigegeben werden. Er ist zwar besonders
fuͤr die Destillateurs im mittaͤgigen Frankreich eingerichtet, ist
aber auch sonst uͤberall anwendbar. Wir verweisen hinsichtlich der Details
auf die Gebrauchsanweisung selbst, welche dem Apparat beigegeben wird.
Der vollstaͤndige Weinmesser kostet 40 Franken. Man erhaͤlt ihn bei
Hrn. Morin, opticien, Grande Rue,
N. 19. in Montpellier; und bei Hrn. Collardeau,
rue du Faubourg-Saint-Martin, N. 56.
in Paris. (Aus den Annales de Chimie et de Physique,
Octbr. 1830, S. 222.)
Sherry-Einfuhr in England.
Die Quantitaͤt des im Jahre 1830 in England eingefuͤhrten Sherry
(Xereserwein) belief sich auf 12,248 Butts,1 Butt = 126 Gallons. die von Xeres, und 8320 Butts, welche von Port St. Mary kamen; dieß ist also
um 2000 Butts weniger, als die Einfuhr im J. 1829 betrug. (Herald. Galign. Messenger. N. 4968.)
Wie viel in England Brantwein (Dram) getrunken wird.
Zwei Brantweinschenken zu Manchester schenken in Einem Tage fuͤr 120 Pfd.
Sterl., zuweilen fuͤr 450 Pfd. Sterl. Brantwein (Dram.) Im Junius waren in Einer Stunde 500 Gaͤste da. (Herald. Galignani. N. 4936.)
Aufnahme der engl. Industrie durch Hollands Sturz.
Die Handlungsgesellschaft zu Amsterdam bestellte zu Manchester 100,000 Stuͤke
Calico fuͤr die ostindischen Colonien. Atlas Galign.
N. 9428. (Ehevor wuͤrden diese Stuͤke aus Gent geholt worden
seyn. Die Hollaͤnder werden nie mehr die Industrie der Belgen
foͤrdern, und ihren Bedarf lieber bei ihren offenen Feinden, als bei ihren
vormaligen Mitbuͤrgern kaufen. Fruͤher versahen die Augsburger
Fabriken Holland mit gedrukten Zizen, eine Geschaͤftsverbindung, welche sich
jezt leicht wieder durch kluge diplomatische Unterhandlungen herbeifuͤhren
ließe. A. d. R.)
Zunahme der Steuern in England.
Die Zunahme der Auflagen in England in den neueren Zeiten im Vergleiche mit jenen
fruͤherer Jahre ist außerordentlich, und verdient daher die ernstlichste Beruͤksichtigung.
Der Netto-Ertrag des oͤffentlichen Einkommens betrug naͤmlich
bei der Thronbesteigung nachfolgender Souveraͤne folgende Summen:
Bei dem Regierungs-Antritte von
Jakob I.
im Jahre
1603
600,000 Pfd.
Karl I.
1625
896,819 –
Republik
1648
1,517,247
–
Karl II.
1660
1,800,000
–
Jakob II.
1685
2,000,000
–
William und Marie
1688
2,001,855
–
Anna
1701
3,895,205
–
Georg I.
1714
5,691,803
–
Georg II.
1727
6,762,643
–
Georg III.
1760
8,523,540
–
Georg IV.
1820
46,132,634 –
Wilhelm IV.
1830
47,139,873. –
Hierzu kommen noch die Eintreibungskosten, welche gegenwaͤrtig
jaͤhrlich zwischen 4 und 5 Millionen Pfd. ausmachen! (Observ. Galign. Messenger. N. 4942.)
Hessische Stiefel am Fuße des Koͤniges von
England.
Hr. Mac Kay verehrte dem gegenwaͤrtigen
Koͤnige von England ein Paar hessische Stiefel, in
welchem nicht weniger als 20,000 Stiche seyn sollen. Sie sind 49 Zoll hoch, und
alles Naͤhewerk an ihnen ist aus Gold. Auf der Sohle ist Neptun etc. (Herald und Galignani. N.
4915.)
Kostbare Buͤcher.
Die Kosten der Record Commission in England sind ungeheuer. Ein einziges ihrer
Buͤcher kommt auf 40,000 Pfd. Sterl., und solcher Buͤcher hat sie 50!
So wissen die Schreiber Volk und Land zu decimiren! (Globe.
Galign. Messenger. N. 4968.)
Die jaͤhrliche Zunahme der k. Bibliothek zu Paris, rue Vivienne
wird in Galignani N. 4926. auf
4000 Baͤnde geschaͤzt, und diese 4000 Baͤnde werden als
ungeheuerer Aufwand erklaͤrt. Mancher deutsche Privatgelehrte schafft sich
jaͤhrlich 4000 Baͤnde an, und die Bibliothek mancher Hanseestadt, z.B.
Hamburg's, uͤbertrifft die k. Bibliothek zu Paris im Besize neuer kostbarer
Werke.
Typographisches Wunder.
Sr. Majestaͤt dem Koͤnige von England wurde vor Kurzem ein Werk
uͤberreicht, welches allgemein als ein typographisches
Wunder betrachtet und beschrieben wird. Es ist dieß das neue Testament in
Gold auf Porcellan-Papier gedrukt, und das erste Mal ist es, daß diese Art
von Druk mit Erfolg auf beiden Seiten ausgefuͤhrt wurde. Zwei Jahre wurden
auf die Ausfuͤhrung dieses Werkes verwendet, und man kann sich einen Begriff
von den Kosten dieses Unternehmens machen, wenn man bedenkt, daß das Gold, welches
in jedem Abdruke enthalten ist, auf 5 Guineen geschaͤzt wird. Die Auflage ist
bloß 100 Exemplare stark. (Brighton Guardian. Galign.
Messenger. N. 4968.)
Huͤttenmaͤnnische Literatur in England.
Records of Mining by John Murray, London. Bd. I. Erste
Lieferung 16 Schilling. Selten erscheint in England ein Werk uͤber Bergbau,
seit dem Treatise on Mining, welchen Dr. Pryce im Jahr 1778 herausgab, erschienen nur
einzelne Aufsaze in den Journalen und Encyclopaͤdien und kleine Werke
uͤber einzelne Gegenstaͤnde, aber kein umfassendes Werk. Man muß sich
daruͤber um so mehr wundern, weil England betraͤchtliche Minen besizt,
die jaͤhrlich 12,000,000 Zentner Eisen, 156 000 Zntr. Zinn, 252,000 Zntr.
Kupfer, beinahe 1,000,000 Zntr. Blei und 100,000 Unzen Silber liefern. Dieser erste
Band enthaͤlt 7 interessante Abhandlungen uͤber verschiedene mineralogische
Gegenstaͤnde. (Bull. des scienc. technol. August
1830, S. 379.)
Groͤße einer Steinkohle.
Man haute zu Stockton und Darlington ein Stuͤk Steinkohle, das 2 Tonnen wiegt,
und schenkte es nach London. (Durh. Chronicle. Galign.
N. 4947.)
Quellen in der Wuͤste von Suez.
In der Wuͤste zwischen Suez und Kahira hat man gluͤklich
koͤstliche Quellen entdekt. Dadurch wird die Verbindung mit Ostindien zu
Lande oder durch das Mittelmeer belebt. (Globe. Galignani.
N. 4952.)
Was Gegenwart des Geistes vermag.
Bei einer, in einer Methodistenkirche zu Oldham gehaltenen Versammlung zur Abfassung
einer Petition um Parlamentsreform, bemerkte man, daß das eine Ende des Bodens
allmaͤhlich zu sinken begann, indem die Stuͤzbalken aus ihrer Lage in
den Mauern gewichen und einer derselben gebrochen war. Die Erinnerung an einen,
unter aͤhnlichen Umstaͤnden zu Hyde erfolgten, tragischen Unfall
erregte die groͤßte Bestuͤrzung. Der Vorsizer und die
Secretaͤre gaben der Versammlung den Rath, so langsam als moͤglich die
Stufen hinabzusteigen. Zu großer Verwunderung wurde dieser, ungeachtet der
allgemeinen Angst, genau befolgt, so daß die Leerung des Raumes ohne alle Unordnung
in der kuͤrzesten Zeit und ohne allen Unfall erfolgte. (Times. Galignani's Messenger. N. 4964.)
Beilegung von Jagdschaden in England, zum Beispiele
fuͤr Deutschland.
Ein Paͤchter des edlen Earl Fitzwilliam beklagte
sich bei seinem Gutsherrn uͤber den Schaden, welcher ihm durch die Jagden
desselben an einem Weizenfelde zugefuͤgt wurde, und welchen er auf 50 Pfd.
schaͤzte. Der Earl bezahlte denselben sogleich. Als jedoch die Ernte kam,
zeigte es sich, daß das Getreide gerade an jenen Stellen am staͤrksten und
uͤppigsten gewachsen war, welche am meisten fest getreten worden waren. Dieß
veranlaßte den ehrlichen Paͤchter, dem Earl seine 50 Pfd. wieder
zuruͤkzubringen, der, durch diese Ehrlichkeit geruͤhrt, sich genauer
um dessen Familie erkundigte, und ihm eine Note von 400 Pfd. schenkte, mit dem
Auftrage, sie seinem aͤltesten Sohne aufzubewahren, und ihm die Veranlassung
hierzu zu erzaͤhlen. (Bury Post. Galignani. N.
4956.)
Auswanderung nach Canada.
Die Quebec-Official-Gazette gibt folgende
Notizen uͤber die Auswanderung nach Canada. Im J. 1828 kamen 12,000, im J.
1829 16,000 und im J. 1830 28,000, mithin in den drei Jahren zusammengenommen 56,000
Auswanderer in Canada an, was einen triftigen Beweis der vortheilhaften
Verhaͤltnisse dieser Colonie gibt. Man hat zwar behauptet, daß der
groͤßere Theil dieser Einwanderer Canada verlaͤßt, um sich in die
Vereinigten Staaten zu begeben, und daß die Zuruͤkbleibenden sich in einem
elenden Zustande befanden. Allein im J. 1828 ging nur die Haͤlfte der in
Quebec angelangten Einwanderer, im J. 1829 eine noch geringere Menge, und im J. 1830
von 28,000 nur mehr die kleine Zahl von 6500 in die Vereinigten Staaten
uͤber. Dieß, und noch mehr der Umstand, daß eine große Zahl von Einwanderern,
die in New-York anlangten, sich uͤber Oswego nach Canada zogen,
widerlegt hinreichend obige Behauptung. Ueberdieß erhielten im Districte von Quebec
allein von der vorjaͤhrigen Einwanderung 4500 Individuen Ansiedelungen oder
Dienste. In der Stadt Frampton vermehrte sich die Bevoͤlkerung, in den lezten
zwei Jahren allein, durch die Ansiedelungen von 100 auf 900 Seelen. Im verflossenen
Jahre scheinen in den unteren Provinzen 7000, in den oberen hingegen 10,000 Grund
und Boden und Arbeit erhalten zu haben. Besonders merkwuͤrdig ist die Zunahme
der Bevoͤlkerung in dem Staͤdtchen Inverneß; im Mai 1829
zaͤhlte es naͤmlich 120 Seelen und 220 Acres urbar gemachtes Land; 16 Monate
spaͤter war seine Bevoͤlkerung schon 800 Seelen mit 1020 Acres urbaren
Landes. Die Highland-Niederlassung zu Hamilton in dem Bezirke von Inverneß
wurde im Juli 1829 gegruͤndet, und war neun Meilen von jeder Wohnung
entfernt, am 4. Sept. 1830 bestand sie aus 23 Wohnhaͤusern, 17
Staͤllen, 9 Getreidemagazinen, 40 Stuͤken Hornvieh, und 134 Acres
urbar gemachten Landes. Es verdient erwaͤhnt zu werden, daß viele der
Ansiedler zu Hamilton im verflossenen Fruͤhlinge eine große Quantitaͤt
Ahornzuker von ausgezeichneter Guͤte erzeugten. Am merkwuͤrdigsten ist
jedoch die Abnahme der Zahl der Armen in der Colonie, was vorzuͤglich der
Aufstellung eines verantwortlichen Beamten durch die Regierung zugeschrieben werden
duͤrfte, dem die Einwanderer ihre Hoffnungen und Lebensplaͤne mit
Sicherheit anvertrauen koͤnnen. Das Einkommen von 1830 wird jenes von 1829
uͤbersteigen, und dieses uͤbertraf bereits jenes aller
fruͤheren Jahre. Die Official-Gazette
berechnet, daß in diesem fruͤheren Jahre die Zahl der Auswanderer auf 40,000
steigen werde! (Herald. Galignani's Messenger. N.
4968.)
Beamte in England.
Nach einer officiellen Urkunde waren, vom J. 1815 im Durchschnitte jaͤhrlich
24,414 Beamte in England, und ihr Lohn betrug 3,167,441 Pfd. 15 Shill. 10 P. (Courier. Galign. N. 4954)
Die Koͤnigliche Obstbaumschule zu Weyhenstephan bei Freysing.
Arrose la plante avant qu'elle meure; ses fruits seront un
jour les délices.
Rousseau. EmileI. 3.
Unter den großartigen Schoͤpfungen, welche der landesvaͤterlichen
Vorsorge Sr. Majestaͤt verdankt werden, zeichnet sich die im Jahre 1827
errichtete Koͤnigliche Obstbaumschule zu Weyhenstephan
bei Freysing ganz vorzuͤglich aus.
Die anerkannte Wohlthat der Obstbaumzucht schien bis jezt in mehreren Kreisen des
Koͤnigreiches troz aller Aufmunterungen von Seite der Regierung doch nicht
gewuͤrdiget zu werden und alle fruͤheren Pflanzungen von
Obstbaͤumen gingen entweder gaͤnzlich wieder zu Grunde, oder sie sind
von so geringer Bedeutung, daß der Obstbau nicht unter
Bayerns laͤndliche Industrie-Erzeugnisse und seine Erwerbsquellen
gezaͤhlt werden konnte. Dieß war vorzuͤglich in den aͤlteren
Kreisen des Koͤnigreiches der Fall, wo nur an der suͤdlichen
Gebirgskette des Isarkreises, in einem Theile des Oberdonaukreises und im
Unterdonaukreise gegen den bayer'schen Wald hin, ausgedehnte Obstbaumpflanzungen das
Auge des Wanderers erfreuen. – Diese Leere der Landstraßen und
Grundstuͤke konnte dem Blike unseres erhabenen Koͤnigs nicht entgehen;
eine ebenso vaͤterliche als weise Verordnung ermunterte, kurz nach der
Thronbesteigung, zur Obstbaumzucht. Nicht Strenge,
sondern Belehrung sollte den Landmann fuͤr den
Obstbau gewinnen, und Straßen, Feldraine und Wiesen allmaͤhlich mit
Fruchtbaͤumen schmuͤken.
In wiefern diese Koͤnigl. Willensmeinung befolgt
oder uͤberschritten wurde, bleibe hier
uneroͤrtert. –
Um die Obstbaumzucht auf eine eben so schnelle als zwekmaͤßige Weise ins Leben
einzufuͤhren, wurde ein Theil der zur Koͤnigl. unmittelbaren
Staatsguͤter-Administration Schleißheim gehoͤriger
Grundstuͤke zu Weyhenstephan zur Anlegung einer
großen Obstbaumschule allergnaͤdigst
uͤberwiesen, und die Anlage, und Leitung derselben dem K. Hofgaͤrtner
W. Hinkert von Muͤnchen aufgetragen.
Es konnte wohl kein kraͤftigeres Mittel zur Befoͤrderung der
Obstbaumzucht aufgefunden werden, als die Errichtung einer solchen großartigen
Anstalt, insonderheit unter der Direction eines sehr erfahrenen
Gartenkuͤnstlers; wenn dieser den wichtigen Umstand fest im Auge
behaͤlt, nur eine Auswahl der vorzuͤglichsten,
den klimatischen und oͤrtlichen Verhaͤltnissen entsprechenden
Obstsorten in Vermehrung zu bringen. Dieß wird auch ohne Zweifel das Bestreben des
Vorstandes dieser Schule bleiben, und dadurch dem Landmanne solches Obst an die Hand
gegeben werden, das ihm fuͤr den Markt wie zum oͤkonomischen Gebrauche
die meisten Vortheile gewaͤhren kann.
Schon bei der Wahl der Localitaͤt fuͤr die Baumschule bewahrte Hr.
Hofgaͤrtner Hinkert eine eben so große Umsicht und
Sachkenntniß als unermuͤdliche Thaͤtigkeit.
Der an der suͤdwestlichen Seite der Stadt Freysing gelegene Berg von Weyhenstephan, vor alten Zeiten Tetmons geheißen, auf welchem schon im achten Jahrhunderte der heilige Corbinian die Obstbaumpflanzungen vermehrte und gesegneten Weinbau trieb, ward hinsichtlich seiner trefflichen Lage und seines
schweren, kraͤftigen Bodens allen andern in Vorschlag gebrachten
Localitaͤten vorgezogen, und die Bearbeitung und Umfriedigung des
abgetretenen Flaͤchenraumes am 2ten April 1827 mit allem Eifer begonnen, so
wie die Aussaat der verschiedenen Obstkerne und die Anpflanzung vieler tausend
Wildlinge.
Optimum ille locus pomis, haec optima sedes.
Inter saxa pyris. – –
Die Schule selbst zerfaͤllt in zwei Abtheilungen in einem Umfange von etwa 30
Tagwerken, welche durch einen mit hochstaͤmmigen Obstbaͤumen besezten
Weg durchschnitten werden. Gegen Norden dacht sich der groͤßere Theil dieser
Schule von 1065 und 863 Schuh Laͤnge allmaͤhlich ab und graͤnzt
mit seiner Breite von 636 Schuhe zunaͤchst der von Voͤtting nach Freysing fuͤhrenden
Straße; gegen Westen lehnt er sich an den von der ehemaligen
Benediktiner-Abtei nach dem sogenannten Schafhofe laufenden Vicinalweg, gegen
Osten an Privatgruͤnde, und gegen Suͤden endlich mit dem
laͤnglichten gegen Osten sich zuspizenden, unregelmaͤßigen Fortsaze in
einer Breite von 1680 Schuhe an den mit Obstbaͤumen bepflanzten
angefuͤhrten Theilungsweg. Diese Abtheilung ist mit Aepfel-, Birn-, Nuß-, Kirschen- und Maulbeerbaͤumen bestellt.
Der Flaͤchenraum dieser ersten Abtheilung bietet ein laͤngliches,
unregelmaͤßiges in 30 große Beete getheiltes Vierek dar, welches in
angemessenen Entfernungen mit Wasserableitungsgraͤben durchzogen ist. Die
laͤngs der Nord- und Ostseite hinlaufenden Rabatten sind mit
Mutterbaͤumen vorzuͤglicher Kirschen- und Pflaumenarten, so wie mit
einem auserlesenen Sortiment von Johannisbeeren
bepflanzt.
Die zweite Abtheilung der Baumschule ist nicht sonderlich cultursfaͤhig, und
mußte zum Theil mit vieler Muͤhe und durch Huͤlfe der Kunst
productionsfaͤhig hergestellt werden. Das Land wurde laͤngs der
Umfriedigung in einer Laͤnge von 768 Schuhe zu einer Saatschule fuͤr
Kirschen-, Pflaumen-, Maulbeer-
und Birnbaͤume benuͤzt, welcher sich eine
Anpflanzung von Stachel- und Johannisbeeren, nebst einer Pfirschenrabatte
anschließt, und dieser gegenuͤber eine Maulbeerbaum-, Pflaumen- und Wallnußbaumpflanzung angebracht ist.
Nicht umsonst wird in einem Briefe des achten Bischofs von Freysing Arno (st. 875.) diese Anhoͤhe der schoͤne Berg genannt; denn von diesem Punkte der
Baumschule aus beherrscht man eine Aussicht, die wahrhaft bezaubernd ist, und man
vergißt uͤber dem großartigen Gemaͤlde die Leere des sich weit
ausdehnenden, moosigen Vorgrundes. –
Gegen Suͤden hin treten der Schloßgarten und das ehemalige Stift Weyhenstephan
in die Baumpflanzung vor und geben ihre sonnenreichen Waͤnde zur Anzucht
feinerer, am Spaliere gezogenen, Baͤume her. Der suͤdliche Abhang des
Berges selbst muß erst noch allmaͤhlich der Cultur uͤbergeben werden,
und soll hauptsaͤchlich, so jaͤhe er sich an manchen Stellen auch
abdacht, zur Aufstellung von Mutterbaͤumen der vorzuͤglichsten
Obstsorten dienen.
Dieses Verfahren bei Aufstellung der Mutterbaͤume muß als aͤußerst
zwekmaͤßig angeruͤhmt werden, da Sonne und Luft unaufgehalten darauf
wirken und sie, bei ihrem stufenweisen Abstande von einander, sich gegenseitig nicht
beschatten koͤnnen, dabei ein sehr gesundes Wachsthum und die zur Vermehrung
so nothwendige Reife des Holzes versprechen. –
Bereits ist eine Streke dieses Abhanges gartenmaͤßig bearbeitet und mit einer
Auswahl der vorzuͤglichsten Rebensorten bepflanzt,
welche durch die Bemuͤhungen des K. Hofgaͤrtners Hinkert aus dem Luxemburger Garten zu Paris gewonnen wurden.
An der suͤdwestlichen Seite ist dieser Berg noch mit bedeutendem
Gehoͤlze, einem Ueberbleibsel der im J. 1803 ereichteten allgemeinen Forstschule, bewachsen, und am Fuße desselben zieht sich
das Fluͤßchen Mosach hin, an dessen rechten Ufer
sich noch eine Saatschule von Mahaleb-, Kirschen-, Maulbeer- und Nußbaͤumen ausdehnt. Westlich an der
Anhoͤhe ist die Wohnung des Plantagengaͤrtners Estner mit der Aussicht auf die zunaͤchststehenden
Mutterbaͤume.
Das im Jahre 1827 mit voller Thaͤtigkeit begonnene Werk steht nun in solcher
Vollendung da, daß bereits im heurigen Herbste, und so fortgefahren
alljaͤhrlich, mehrere Tausend Hochstaͤmme abgegeben werden
koͤnnen, da nur immer eine bestimmte Flaͤche umgegraben, bebaut und
veredelt wurde, so daß, wenn die lezten Beete ihre Baͤume verlieren, im
darauffolgenden Jahre die zuerst evacuirten bereits wieder zur Ablieferung reife
Hochstaͤmme tragen. Die Veredlung dieser Obstbaͤume geschah durchaus
mittelst Oculation durch Bauernbursche, die fuͤr dieses Geschaͤft
durch den Gaͤrtner Estner eigens abgerichtet und
in der uͤbrigen Zeit fuͤr Herrichtung des Bodens u.s.w. benuͤzt
wurden.
Bei der Emsigkeit, mit welcher man bei der Anlage, Herbeischaffung der Wildlinge, und
der sehr bedeutenden Menge von Edelreisern zu Werke ging, dringt sich mir der
Zweifel auf, ob eine strenge Wahl in Bezug auf das
Obstsortiment moͤglich war, und ob nicht nachtheilige Verwechselungen vor
sich gegangen seyn koͤnnten? – Dieser Fall ist nicht nur allein
moͤglich, sondern selbst hoͤchst
wahrscheinlich,Man will bestimmt wissen, daß in der K. Baumschule zu Muͤnchen durch
einige boshafte Gaͤrtnerbursche beim Veredeln die Reiser absichtlich
verwechselt worden seyen! und konnte troz aller Genauigkeit und Vorsicht des K. Hofgaͤrtners
Hinkert und seines untergeordneten
Plantagengaͤrtners gar leicht Plaz greifen. –
Eine systematische, Pruͤfung ist hier nothwendig, und der Ausspruch des Fabricius an seinem Orte:
„Systema, genere distincta, determinata, et species
et differentia munitae ideoque magis necessaria, ne omnia confundantur; at
hic labor, hic opus.“
Wer kann wohl die Versicherung geben, daß die, wenn auch aus guten Schulen bezogenen
Edelreiser wirklich aͤcht sind, und in der Folge jene Obstsorten liefern, mit
deren Namen sie bezeichnet sind? – Und wenn ferner sich ergeben wird, daß
Verwechselungen im Obstsortimente Statt finden, wer wird im Stande seyn, den
Wirrwarr zu sichten, da bei uns in Bayern die Pomologie noch keine
Freistaͤtte gefunden hat, und so zu sagen nur dem Namen nach bekannt ist?
–
Es ist jedoch unerlaͤßliche Bedingniß einer guten Baumschule, und um so mehr
einer auf Kosten des Staates errichteten, daß die darin
veredelten Baͤume durchaus aͤcht befunden werden, und dabei auch das
gewuͤnschte, fuͤr die klimatischen und oͤrtlichen
Verhaͤltnisse entsprechende Obst liefern. –
Wenn nun aber bei Statt findenden Verwechselungen von den angezogenen
Fruchtbaͤumen immer wieder Reiser geschnitten und auf die jungen Wildlinge
uͤbergetragen werden, muß dabei nicht nothwendiger Weise die Verwirrung ins
Unendliche fortgepflanzt werden, und waͤre es nicht von hoher Wichtigkeit
fuͤr eine Anstalt, wie die K. Obstbaumschule Weyhenstephan ist, einen eigenen
Pomologen zur systematischen Bestimmung der
verschiedenen Obstsorten, zum Entwurfe eines beschreibenden Kataloges und zum
muͤndlichen und praktischen Unterrichte in der Baumzucht aufzustellen, dem es
nebstbei zum besonderen Geschaͤfte gemacht wuͤrde, pomologische
Excursionen durch die verschiedenen Kreise vorzunehmen, die dort vorkommenden Sorten
zu untersuchen, und die Landbewohner zum Obstbau zu ermuntern? – Es
wuͤrden solche pomologische Ausfluͤge dem Vaterlande groͤßeren
Nuzen verschaffen, als manchem seefahrenden Staate die Ausruͤstung eines
Schiffes auf Entdekungsreisen nach den entferntesten Gewaͤssern. –
Einem Manne, wie der K. Hofgaͤrtner H., der außer der Besorgung der K.
Baumschule in Muͤnchen auch noch das Technische dieser neuen Obstbaumschule
leitet, und beiden Attributen die unermuͤdlichste Sorgfalt widmet, kann die
scientivische Berichtigung der Sorten niemals uͤberbuͤrdet werden;
denn es ist ein viel
schwereres Geschaͤft, als Nichtkenner dafuͤr halten, die geradezu
glauben, es sey genug, den Apfel von der Birne, die Kirsche von der Pflaume
unterscheiden zu koͤnnen. – Es ist die Pomologie, richtiger Oporologie,τὰ
ὀπωριαῖα,
alle Sommer; und Baumfruͤchte. ein Theil der Pflanzenkunde, und wegen der ins Unendliche gesteigerten
Anomalien, der schwierigste, der ein weites Feld der Bearbeitung offen haͤlt.
Seit Joh. Mayers trefflicher Pomona Françonica, die im J. 1776 zu Nuͤrnberg im Druk
erschien, liegt dieses Feld der Wissenschaft veroͤdet, und nur ein Bayer ist mir bekannt, der seine Erholungsstunden
ausschließlich dem Studium eines eben so edlen als nuͤzlichen Zweiges der
Naturgeschichte zum Opfer bringt. Es ist dieses der rechtskundige Magistratsrath Dr.
Radelkofer
Hr. Pfarrer Mayer in Hof, und der
Waisenhaus-Inspector Hr. Geiger in
Regensburg verdienen gleichfalls einer ruͤhmlichen
Erwaͤhnung. in Muͤnchen, dessen auserlesene Sammlung pomologischer Prachtwerke
den Kenner eben so sehr uͤberrascht, als er die herrliche Topforangerie bewundert, deren Zusammenbringung, Auswahl
und systematische Bestimmung man ihm zu danken hat.
Die auserlesenen Obstsorten dieser Topforangerie, welche nur das Studium und die
Pruͤfung der verschiedenen Gattungen, Arten und Abarten zum Zweke hat, sind
aus den Baumschulen des beruͤhmten Pomologen Dr.
A. F. A. Diel aus Dietz an der Lahn, dessen pomologische
Verdienste der Koͤnig von Preußen mit dem rothen Adlerorden belohnte;
nebstdem bezog Hr. Dr.
Radelkofer auch mehrere Edelreiser von Liegel in Braunau, aus dem Graͤfl. v. Montgelas'schen Garten in Bogenhausen, dessen
Obergaͤrtner Seimel als ein eifriger
Befoͤrderer einer systematischen Obstcultur angeruͤhmt werden muß; und
uͤberhaupt nur aus den zuverlaͤssigsten Quellen; er verschaffte sich
das Truchseß'sche Kirschensortiment, und unterwarf aber
dabei jede neue Frucht seiner Baumchen der sorgfaͤltigsten Pruͤfung.
–
Dasselbe sollte meines Dafuͤrhaltens auch in der K. Obstbaumschule zu
Weyhenstephan, wo die Diel'schen, Truchseß'schen und Liegel'schen Sorten
ebenfalls aufgestellt sind, geschehen, eine strenge Untersuchung aller dort
vermehrten Obstarten vorgenommen, die falschen Benennungen, wo sich deren vorfinden,
ausgemerzt, und dadurch die Schule selbst auf die ehrenvollste Rangstufe gehoben
werden. Auch wuͤrde es dieser Anstalt um so ersprießlicher werden, wenn, troz dem schoͤnen Wachsthume der darin
angezogenen Baͤume, die Abgabe an die Unterthanen auf
das naͤchstfolgende Jahr hinausgeruͤkt und die Zwischenzeit
zur Purification des Sortiments verwendet wuͤrde; was wenigstens zum Theil
noch geschehen koͤnnte, da die groͤßte Anzahl der Mutterstaͤmme
sich in der K. Baumschule zu Muͤnchen theils in Toͤpfen, theils als
Hochstaͤmme vorfindet, und die uͤbrigen Edelreiser von
verbreitungswerthen Fruchtbaͤumen aus benachbarten Gaͤrten erholt
wurden.
Sind die angedeuteten Vorbedingnisse erfuͤllt, und sind nur Obstsorten in der
Schule aufgenommen, die in unserem Vaterlande auch ihre voͤllige Reife und
Schmakhaftigkeit gewinnen, die fuͤr den Markt und die Haushaltung den
vorzuͤglichsten Werth haben, ist dabei auf Herbst- und Winterobst der
gehoͤrige Bedacht genommen, auf rauhes Gebirgsklima wie auf das mildere der
Ebenen und Thaͤler, so wie noch auf die mannichfaltigen Arten des Bodens
gesehen, sind Baͤume, angezogen worden, die nicht der Anzeige in
Buͤchern nach, sondern in der freien Natur sich als besonders geeignet an
Haupt- und Vicinalstraßen, auf Feldern, Wiesen, Oedungen und
Moorgruͤnden, an Bachen, Fluͤssen und Stroͤmen
bewaͤhren, dann erst wird der Obstbau in den aͤlteren Kreisen feste
Wurzel schlagen, dann erst werden dem Pflanzer Vortheile seiner Bemuͤhungen
aufbluͤhen und sich so die landesvaͤterliche Absicht des edelsten
Koͤnigs in ihrem ganzen Umfange verwikelichen Fruchtbaͤume, an ihre
geeigneten Stellen, in ihnen vorzuͤglich angemessene Klimate zu pflanzen und
ihnen die zwekmaͤßigste Unterlage anzuweisen, gehoͤrt zu dem philosophischen Theile der Baumpflanzung, und dieser ist
der wichtigste, der einflußreichste fuͤr den Emporschwung der Obstbaumzucht
im Großen. –
Der Reisende in der Schweiz bewundert im Fruͤhlinge die bluͤhenden
Obstwaͤlder, das vor ihm ausgegossene Bluͤthenmeer der malerischen
Thaͤler, aber er kehre im Herbste wieder und koste die Fruͤchte! Seine
Bewunderung wird zum schmerzlichen Befremden herabgestimmt, wie man statt edler, nur
schlechte, unschmakhafte Sorten vermehren konnte!
Wir beduͤrfen Fruͤchte fuͤr die Tafel, fuͤr den Markt und
fuͤr den Haushalt, Fruͤchte, deren Ertrag zur Erweiterung der
Pflanzungen anzureizen vermoͤgen.
Es soll hier keineswegs weder der K. Obstbaumschule zu Weyhenstephan noch dem K.
Hofgaͤrtner Hinkert im Geringsten nahe getreten,
sondern nur darauf aufmerksam gemacht werden, welche Nachtheile fuͤr das Land
in Bezug auf Obstbaumzucht, und vorzuͤglich, welcher uͤble Ruf
fuͤr die Anstalt selbst und ihrem thaͤtigen Vorstande hervorgehen
muͤßte, wenn keine strenge Pruͤfung aller dort angezogenen Obstsorten,
vor ihrer Abgabe, vorgenommen wuͤrde.
Das Groͤßte ist bereits geschehen; die Pflanzung steht in vollster
Jugendbluͤthe und Kraft bereits da, und viele Tausend veredelte
Staͤmme koͤnnten schon jezt in die Haͤnde der Communen und
Privaten uͤbergehen, wenn man die schnellere Rente
der immer gewissen aber auch mit der Ehre der Schule
vertraͤglichen vertauschen wollte, und es nicht lieber vorzoͤge, auch
das Ausland zu uͤberzeugen, daß in Bayern nicht nur wohlthaͤtige Ideen
geboren, sondern auch mit vollster Umsicht zum allgemeinen Besten groß gezogen,
Halbthun und Hudelei verachtet werde. –
Damit jedoch es nicht den Anschein gewinnen mag, als ob den Verfasser dieses Aufsazes
etwa Privatabsicht bestimme, als ein Cicero pro domu die
Nothwendigkeit einer Revision der zu Weyhenstephan gezogenen Obstsorten
nachzuweisen, so verwahrt er sich hier oͤffentlich dagegen, indem er sich zu
geringe Erfahrung im Fache der Obstkunde zutraut, und auch zu wenig Umgang mit
diesem Zweige der Botanik pflog, als daß er den damit verbundenen Anforderungen
volle Genuͤge zu leisten im Stande waͤre. Die vaterlaͤndische
Obstbaumzucht ist es, ihr Flor, und die innerste Ueberzeugung, daß in diesem
Augenblike noch entschieden werden kann, ob die Obstbaumschule Weyhenstephan gleich
der Karthaͤuser Schule zu Paris als ein Muster fuͤr alle gelten, oder
in die Kategorie gemeiner Bamberger Baumhaͤndlerschulen herabsinken soll;
dieß ist es, was mich zur Anregung dieses wichtigen Gegenstandes ermunterte. Im
lezteren Falle ist ohnehin nie mehr etwas Ruͤhmliches von dieser Anstalt zu
erwaͤhnen, und es bedarf dann wahrlich keines Gesezes gegen Obstbaumfrevel
und Obstdiebstahl; die Sache selbst zerfaͤllt aus gerechtem Mangel an
Vertrauen wieder in sein altes Nichts, und das darauf verwendete Capital umfangt mit
den vielen fruͤheren, der heimischen Obstcultur schon vergeblich geopferten,
Summen vielleicht ein und dasselbe Grab.
Ein solches Loos wird aber, das duͤrfen wir von einer weisen und
vaͤterlichen Regierung zuversichtlich hoffen, der jugendlich
aufgebluͤhten Koͤnigl. Baumschule nicht fallen; sie wird ihren
Schwestern in den benachbarten Staaten, in Wuͤrtemberg, Preußen, Oesterreich
und Sachsen sich wuͤrdig zur Seite stellen, und an ihrem Schooße einen
unversiegbaren Reichthum des werthvollsten, dem vaterlaͤndischen Klima
angemessensten Obstes uͤber alle Kreise verbreiten, den Buͤrger und
Landmann fuͤr den Obstbau gewinnen und dadurch erhoͤhten Wohlstand
uͤber viertausend Familien ausgießen. Diese K. Obstbaumschule kann und wird,
ich bei dessen gewiß, unter den oben bezeichneten Verhaͤltnissen, nebst dem
noch, bei gehoͤriger Wuͤrdigung des koͤstlichen Schazes an den
edelsten Rebensorten, die Mutter eines ergiebigen
Weinbaues werden.
Lasse Du, mein theures Vaterland, das schoͤn begonnene Werk zu einem
wuͤrdigen Tempel der Pomona werden, darin sie ihre edelsten, besten Kinder um
sich versammelt sieht, und verbanne alles Gemeine und Falsche aus seiner
Naͤhe zu Deinem Ruhme, Deiner Wohlthat!
Der Goͤttin reichlichster Segen wird sich uͤber deine saatenreichen
Fluren ergießen, Felder, Huͤgel und Berge mit dem Schmuke guͤldener
Fruͤchte bekleiden; an braͤutlicher Schone werden alle Gauen
Teutoniens Dich beneiden, Dich den Schoͤnsten, den Gluͤklichsten, den
erlesenen Liebling der Ceres, der Pomona bewundernd Dich preisen!
Sterler.