Titel: | Beschreibung selbstwirkender Speisungsapparate für Dampfkessel, Dampfpumpen etc. von George Taylor. |
Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. II., S. 35 |
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II.
Beschreibung selbstwirkender Speisungsapparate
fuͤr Dampfkessel, Dampfpumpen etc. von George Taylor.
Aus dem Mechanics' Magazine. N.
393.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Taylor, Beschreibung selbstwirkender Speisungsapparate, fuͤr
Dampfkessel, Dampfpumpen etc.
Mit diesen Apparaten kann man Wasser oder andere Fluͤssigkeiten in Dampfkessel
oder aͤhnliche geschlossene Gefaͤße treiben, der Druck des Dampfes in
denselben mag mehr oder weniger stark seyn, und zwar ohne daß dazu eine
Wassersaͤule erforderlich ist oder ein Theil der Kraft der Maschine verwandt
werden muͤßte.
Erster Apparat. Ein bewegliches, starkes, luftdichtes
Gefaͤß C (Fig. 26.) von
cylindrischer oder sonst einer geeigneten Form ist an einem Ende eines Hebels D angebracht, welcher selbst in seiner Mitte nahe an den
Enden d, e des Zapfens des Hahnes F einer aufrechten Roͤhre befestigt ist. Diese Roͤhre a, c steht auf dem Kessel B
und reicht bis zu einer geringen Entfernung von dem Boden hinab, so daß das
zugelassene kalte oder lauliche Wasser zu dem kuͤhlsten Theile des Kessels
gelangen kann und den Dampf nicht verdichtet. Auf dem anderen Ende des Hebels D ist eine Kugel E
befestigt, um das Gewicht des Gefaͤßes C, wenn es
leer ist, auszugleichen. Der Zapfen des Hahnes dreht sich auf den Spitzen von zwei
Schrauben, welche durch die Pfeiler pp gehen. Zwei
Roͤhren gehen, die eine f oben, die andere g unten von dem Gefaͤße C aus und sind in den Kugeln an den entgegengesetzten Enden des Zapfens
auf solche Art befestigt, daß wenn das Gefaͤß durch das Gewicht
uͤberwogen wird, die zwei Roͤhren c, b in
dem Kessel B sich schließen und die Roͤhre a von der Cisterne A sich oͤffnet
und das Gefaͤß so sich fuͤllt. Es sinkt dann durch sein Uebergewicht
und oͤffnet die zwei Auswege von dem Kessel, wovon der eine durch die
Roͤhren b, f Dampf oben in das Gefaͤß C gelangen laͤßt, waͤhrend der andere dem
Wasser gestattet durch seine Schwere durch die Roͤhren c, g in den Kessel herabzulaufen in dem Augenblicke, wo der Druck
uͤber und unter dem Wasser durch den so zugelassenen Dampf ausgeglichen
ist.
Der kleine Hahn q oben auf dem Gefaͤße C dient dazu, die Luft herauszulassen, welche das Wasser
in dasselbe gebracht haben koͤnnte; er wird dadurch selbstwirkend gemacht,
daß man zwei leichte Ketten an einem Glockenzugknie an dem Zapfen des Hahnes q und den ihm zunaͤchst liegenden Mauern
anbringt; die eine dieser Ketten oͤffnet den Hahn in dem Augenblicke wo das
Gefaͤß C in die Hoͤhe geht, nachdem es das
Wasser entladen hat, und das andere schließt denselben Hahn ehe das Gefaͤß
C seine Lage wieder angenommen und den Weg zur
Cisterne geoͤffnet hat. Eine andere leichte Kette d,
r ist zwischen dem Gefaͤße und dem Kessel, damit man ersteres
verhindern kann zu hoch zu steigen.
Zweiter Apparat. Ein feststehendes Gefaͤß C (Fig. 27.) ist mit
Roͤhren und Sperrhaͤhnen versehen; die Operationen werden mit der Hand
vorgenommen. Wenn die zwei Haͤhne b und c geschlossen sind und der dritte Hahn a geoͤffnet ist, laͤuft das Wasser von der
Cisterne A (welche in einer passenden Hoͤhe
uͤber dem Kessel angebracht werden kann) durch letzteren Hahn in das starke
und luftdichte Gefaͤß C, welches eine
kugelfoͤrmige, cylindrische oder sonstige geeignete Gestalt haben kann; und
wenn dieses beinahe voll ist, wird der Speisungshahn a
geschlossen und die anderen beiden Haͤhne, naͤmlich b welcher von dem Kessel oben in das Gefaͤß C fuͤhrt und c
welcher unten von diesem Gefaͤße nahe an den Boden des Kessels B fuͤhrt, geoͤffnet. Der Dampf streicht
dann die Roͤhre b hinauf und da so der Druck
uͤber und unter dem Wasser ausgeglichen wird, so faͤllt letzteres
durch die Roͤhre c durch seine eigene Schwere.
Man schließt dann die beiden Haͤhne b und c und wiederholt die Operation so lange bis die
gehoͤrige Menge in den Kessel gelassen worden ist.
Dieser Apparat ist zum Speisen von kleinen Dampfkesseln, Destillirblasen, Digestoren,
Retorten etc. bestimmt, wo man Fluͤssigkeit nach Gutbefinden zulaͤßt.
Wenn man erfahren will, wie viel Wasser in den Kessel getrieben worden ist, so
braucht man nur eine Skale an der Cisterne anzubringen. Die beiden anderen wirken,
wenn man den Ausdruck gebrauchen darf, nach dem Willen des Dampfes und brauchen
nicht erst durch den Operator regulirt zu werden.
Dritter Apparat. Ein bewegliches, starkes, luftdichtes
Gefaͤß
C
Fig. 28 und
29. ist
an dem Ende eines ins Gleichgewicht gesetzten Hebels D
aufgehangen, dessen Gewicht E seine Stelle wechselt so
wie das Gefaͤß sich fuͤllt und leert. Das Gefaͤß ist ebenfalls
an eine Seite eines Schiebeventils F befestigt, welches
an dieser und der anderen Seite Oeffnungen so angebracht hat, daß die Speisung von
der Cisterne A genommen wird. Wenn das Gefaͤß C am leichtesten ist und in die gehoͤrige Lage
des Schiebeventils gehoben wurde, ist E am schwersten.
Wenn das Gefaͤß voll ist, sinkt es und die in einem Kaͤficht
eingeschlossene Kugel E am anderen Ende des Hebels, auf
welchem das Gefaͤß C aufgehaͤngt ist,
rollt gegen die Stuͤtze. Das Schiebeventil F
Fig. 29.
oͤffnet dann zwei Auswege b, c in den Kessel;
durch den einen derselben b wird Dampf zur
Oberflaͤche des Wassers in dem Gefaͤße C
zugelassen und durch den anderen derselben C, steigt das
Wasser, da der Druck uͤber und unter demselben ausgeglichen ist, in den
Kessel durch seine eigene Schwere herab. Das Gefaͤß wird so geleert, hebt
sich dann wieder in seine vorige Lage durch das Uebergewicht der Kugel E, welche nun entweder bis zu dem Ende des
Kaͤfichts oder in diejenige Lage zuruͤckrollt, welche am geeignetsten
ist die Oeffnungen in dem Schiebeventil in ihre gehoͤrige Lage zu
bringen.
Jedes dieser beweglichen Gefaͤße kann so regulirt werden, daß es den Kessel
nicht uͤber eine gewisse Hoͤhe fuͤllt, wozu man wie
gewoͤhnlich einen Schwimmer und Draht h
Fig. 29 und
26.
benutzt; der Draht hebt entweder ein Ventil k oder
oͤffnet einen Hahn l in der Cisterne A. Im Falle das Wasser unter eine regulirte Hoͤhe
im Kessel sinken sollte, beginnt dann der Apparat zu wirken, bis der Schwimmer durch
sein Steigen das Ventil oder den Hahn schließt und anzeigt, daß die gehoͤrige
Wassermenge wieder in den Kessel nachgefuͤllt wurde. Diese Speisungsapparate
nehmen sehr wenig Raum ein und da sie keine Wassersaͤule erfordern, so wird
man sie in vielen Faͤllen sehr zweckmaͤßig finden.
Sie sind auch nuͤtzlich, wo man den Raum uͤber dem Kessel zu einem
Trockenofen, zu einer Darre oder zu anderen Zwecken bedarf. Die
gewoͤhnlichsten Methoden wie man gegenwaͤrtig Dampfkessel
fuͤllt, sind 1) durch eine Wassersaͤule von 2 Fuß Hoͤhe,
fuͤr jedes Pfund Druck per Quadratzoll, durch
welche Hoͤhe der Widerstand des Dampfes uͤberwaͤltigt wird. Die
große bei Hochdruck-Dampfmaschinen erforderliche Hoͤhe macht dieses
Verfahren bei ihnen unanwendbar. 2) Durch eine Druckpumpe, gegen welche man aber
einwenden kann, daß sie einen Theil der Kraft der Maschine in Anspruch nimmt. Obiger
selbstwirkender Speisungsapparat erspart diese Kraft und fuͤgt sie jeder
Maschine, an welcher er angebracht wird, bei.
Die Capacitaͤt des Gefaͤßes in der Zeichnung betraͤgt etwas mehr
als einen Gallon; es speist sich und entladet sich in etwas weniger als drei
Minuten, so daß es, wenn es bestaͤndig im Gange ist, zur Speisung einer
Dampfmaschine von drei Pferdekraft hinreicht; denn eine Pferdekraft ist die
Verdampfung eines Gallons in ungefaͤhr zehn Minuten.
Wenn man zum Speisen irgend eines dieser Apparate eine starke und luftdichte Cisterne
wie A in Fig. 1. gebraucht, welche
mit einer Roͤhre m versehen ist, um den
uͤberfluͤssigen Dampf von dem Gefaͤße C, nachdem es sein Wasser entladen hat, in die geschlossene Cisterne zu
fuͤhren und solchen Dampf uͤber dem Wasser in der geschlossenen
Cisterne auszuziehen, wenn sie ferner mit einer Roͤhre n, n versehen ist, die in einen Brunnen oder niedrigeren
Wasserbehaͤlter geht, welcher aber nicht tiefer als 32 Fuß unter der
geschlossenen Cisterne seyn darf, und diese Roͤhre n ein Ventil o hat, welches sich
aufwaͤrts oͤffnet, so wird sich der uͤberfluͤssige Dampf
in Beruͤhrung mit dem kalten Wasser und den Seiten der Cisterne verdichten
und der atmosphaͤrische Druck auf die Oberflaͤche des Wassers in dem
Brunnen oder niedere Wasserbehaͤlter wird das Wasser durch die Roͤhre
n, n hinauftreiben und die Cisterne A gespeist erhalten.Die Veranlassung daß Hr. Taylor obige
Speisungsapparate in dem Mechan. Mag. beschrieb,
war, daß Dubrunfaut's Vorrichtung zum Heben von
Fluͤssigkeiten mittelst des Dampfes statt mittelst der Pumpe (Polytechn. Journal
Bd. XXXIX. S. 104.) daselbst
mitgetheilt wurden. Hr. Taylor sagt, daß obige
Speisungsapparate schon im J. 1828–29 in England mit einer
Dampfmaschine patentisirt wurden, gibt aber nicht an, wer ein Patent darauf
nahm. A. d. R.