Titel: | Ueber die Bereitung einiger Farben und Firnisse, welche man bei der Oehlmahlerei anwendet; von Hrn. Merimée. |
Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. IX., S. 60 |
Download: | XML |
IX.
Ueber die Bereitung einiger Farben und Firnisse, welche man bei der Oehlmahlerei anwendet; von
Hrn. Merimée.
Aus dem Bulletin des
Scienc. technolog. Oktbr. 1830. S. 81.
Merimée, uͤber die Bereitung einiger Farben und
Firnisse.
Hr. Merimée gab unlaͤngst ein Werk
uͤber Oehlmahlerei heraus,De la peinture a l'huile: par J. F. C.
Merimée 8°. 320 Seiten. Paris,
1800; madame Huzard. nach dessen Titel man vermuthen koͤnnte, daß es nur von
Gegenstaͤnden handeln wuͤrde, welche eigentlich in das Gebiet der
schoͤnen Kuͤnste gehoͤren, aber er verbreitet sich auch sehr
ausfuͤhrlich uͤber die Bereitung der Firnisse und Farben und seine
Bemerkungen in dieser Hinsicht nehmen fast zwei Drittel der Schrift ein. Niemand war
faͤhiger als er, einen solchen Gegenstand zu behandeln, da er ein
ausgezeichneter Mahler und dabei ein sehr geschickter Chemiker ist. Nachdem er die
verschiedenen Substanzen beschrieben hat, welche man bei der Bereitung der Firnisse
anwendet, die fluͤchtigen oder fixen Oehle, welche die Mahler anwenden, geht
er zu den Firnissen uͤber.
Wir wollen hier nur diejenigen Verfahrungsweisen mittheilen, welche etwas
Eigenthuͤmliches oder Neues darbieten.
Ueber Bereitung des Copalfirnisses. Copalfirniß kann man
auf die Art bereiten, daß man das Harz in kochendes Leinoͤhl fallen
laͤßt; ein Verfahren aber, welches einen sehr schoͤnen und fast
farblosen Firniß liefert, besteht darin, daß man einen glaͤsernen Kolben mit
sehr kurzem Halse zu 1/3 mit einem Gemenge von 5 Theilen Lein- oder
Nußoͤhl und 1 Theil hoͤchst fein gepulvertem Copal anfuͤllt.
Man erhitzt den Kolben uͤber Kohlen, welche keine Flamme geben. Sobald das
Oehl uͤber den Siedepunkt des Wassers erhitzt ist, blaͤht sich der
Copal auf, steigt auf die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit, nimmt je mehr
sich die Temperatur erhoͤht, an Volum zu und es treten Daͤmpfe aus dem
Halse des Kolbens, welche denselben bald ausfuͤllen: das Oehl blaͤht
sich auf wie Milch, wenn sie bis zum Sieden erhitzt wird und wuͤrde bald
uͤber den Kolben herauslaufen, wenn man ihn nicht vom Feuer naͤhme. In
diesem Augenblicke schmilzt der Copal; ertheilt man nun der Masse eine drehende
Bewegung, so verschwinden die Daͤmpfe und der Schaum, und die
Fluͤssigkeit wird klar. Wenn das Oehl lange Zeit der Sonne ausgesetzt war,
blaͤht es sich nicht mehr auf und gibt keinen Schaum. Wenn es sehr klebrig
geworden ist, muß man 5 Theile Oehl nehmen, weil sonst der Firniß zu dick
wuͤrde.
Waͤre der Copal nicht sehr fein gerieben worden, so wuͤrden Klumpen
bleiben, welche erst bei laͤnger anhaltendem Sieden vergingen, wo aber dann
der Firniß sich faͤrben wuͤrde.
Man koͤnnte zwar den Kolben im Sandbade erhitzen, alsdann waͤre aber
der Gang der Operation nicht so leicht zu beobachten, man muͤßte
befuͤrchten, daß die Fluͤssigkeit aus dem Kolben treten wuͤrde
und es waͤre ein sehr starkes Feuer noͤthig, um die gehoͤrige
Temperatur zu erhalten. In einer Schale wird das Harz durch den Luftzutritt zu sehr
abgekuͤhlt, als daß es schmelzen koͤnnte.
Die Firnißfabrikanten machen die Operation in einer kupfernen Destillirblase im
Freien, aus Vorsicht fuͤr den Fall, daß das Oehl uͤberlaufen und sich
entzuͤnden wuͤrde; man koͤnnte aber den Ofen so bauen, daß
dieser letztere Fall nie zu befuͤrchten waͤre. Der Firniß ist immer
gefaͤrbt; man wuͤrde ihn moͤglichst farblos erhalten, wenn man
den Copal geschmolzen in das Oehl tropfen ließe. Hiezu duͤrfte man sich nur
des von Tingry erfundenen Apparates bedienen; derselbe
besteht aus einem cylindrischen irdenen oder gußeisernen Ofen, welcher an seinem
Umfange mit Loͤchern zur Einlassung der Luft versehen ist: in diesen stellt
man einen kegelfoͤrmigen metallnen Tiegel, in welchem sich ein Cylinder von
Drahttuch befindet, welcher die Seitenwaͤnde nirgends beruͤhrt und welchen man
mit Copalstuͤcken von der Groͤße einer Haselnuß anfuͤllt. Man
setzt den Deckel auf, befestigt ihn mit Eisendraht und lutirt ihn. Wenn man die
Temperatur erhoͤht, so schmilzt der Copal und fließt in das Oehl, womit er
sich unmittelbar verbindet: da das Oehl Daͤmpfe gibt, welche sich
entzuͤnden wuͤrden, so muß man die Verbindung mit dem Ofen
unterbrechen; man duͤrfte zu diesem Ende nur die Oeffnungen mit Drahttuch
versehen.
Die Menge des Oehles richtet sich nach der Art des Firnisses; 4 bis 5 Theile auf 1
Theil Copal geben einen Firniß, welcher sich gut mit den Farben vermischt und sie
fetter und glaͤnzender macht, ohne daß sie deßwegen schneller
austrocknen.
Reaumur gab ein Verfahren an, um vollkommen farblosen
Copalfirniß zu bereiten; er loͤst naͤmlich den feingepulverten Copal
in der Kaͤlte in Lavendeloͤhl auf. Hr. Merimée nimmt das Lavendeloͤhl bloß, um das Harz
aufzuweichen und beendigt die Operation mit Terpenthinoͤhl; er
verfaͤhrt auf folgende Art: er zerreibt feinen Copal in einem
Porcellanmoͤrser mit sehr reinem Lavendeloͤhl, wodurch er eine dicke
Gallerte erhaͤlt; letztere laͤßt er einen Tag lang stehen, indem er
sie von Zeit zu Zeit zerreibt; des anderen Tages setzt er einige Tropfen
Terpenthinoͤhl zu und zerreibt neuerdings. Die Operation dauert im Sommer
drei Wochen. Aether gibt dasselbe Resultat. Man koͤnnte die Operation durch
Erhoͤhung der Temperatur beschleunigen, darf aber das
Aufloͤsungsmittel nur tropfenweise zusetzen; wenn man nur ein wenig zu viel
zusetzt, so trennen sich das Oehl und das Harz.
Mit Rosmarinoͤhl und ein wenig Alkohol erfolgt die Aufloͤsung
schneller.
Ueber Carminbereitung. Es gibt eine Menge Recepte zur
Carminbereitung. Nach Hrn. Merimée gelingen die
drei folgenden sehr gut.
1) Man versetzt 1 Pfund gepulverte Cochenille mit 4 bis 5 Quentchen kohlensaurem Kali
oder Natron und kocht sie eine Viertelstunde lang in Fluß- oder Regenwasser;
man wirft in die Fluͤssigkeit 8 bis 10 Quentchen gepulverten Alaun und
ruͤhrt mit einer Spatel oder einem Pinsel um, nimmt vom Feuer, laͤßt
absetzen, gießt die klare Fluͤssigkeit ab und vertheilt die
ruͤckstaͤndige in sehr reine Schalen, welche man bedeckt. Nach 7 bis 8
Tagen hat sich der Carmin abgesetzt.
2) Hr. Merimée sah Carmin sehr schnell bereiten
durch ein Verfahren, welches man vor ihm geheim halten zu koͤnnen glaubte,
indem man einige der angewandten Substanzen faͤrbte. Man kochte ein Pfund
Cochenille in einem verzinnten kupfernen Kessel mit ungefaͤhr 24 Pinten
Wasser; nach einer Viertelstunde setzte man ungefaͤhr 2 Quentchen eines Salzes zu,
welches Weinstein zu seyn schien, vielleicht auch Kleesalz war. Man nahm sodann den
Kessel vom Feuer und versetzte die klar abgegossene Fluͤssigkeit mit einer
durch etwas Carmin gefaͤrbten Fluͤssigkeit, welche wahrscheinlich
Zinnsalz war. Die Fluͤssigkeit veraͤnderte ihre schmutzige
carmesinrothe Farbe in eine schoͤn blutrothe. Man schlug sie mit einer
Weidenruthe und filtrirte. Der Carmin blieb auf dem Filter und war sehr
schoͤn.
3) Man kocht 1 Pfund gepulverte Cochenille in 48 bis 60 Pinten Flußwasser mit 3 1/2
Quentchen kohlensaurem Kali; es findet bei dem Sieden ein Aufbrausen Statt, zu
dessen Daͤmpfung man ein wenig kaltes Wasser zusetzt, indem man mit einem
großen Pinsel umruͤhrt. Nach einigen Minuten nimmt man das Feuer weg und
neigt das Gefaͤß, damit man leicht abgießen kann; man setzt 6 bis 8 Quentchen
gepulverten Alaun zu und ruͤhrt um: die Farbe wird dann dunkelroth. Nach 15
bis 20 Minuten gießt man ab, bringt die Fluͤssigkeit auf das Feuer und
versetzt sie mit 3 1/2 Quentchen Fischleim, welcher in einem Liter Wasser
aufgeloͤst und durch ein Sieb gegossen wurde. Wenn die Fluͤssigkeit
ins Sieden kommt, steigt der Carmin in Gestalt eines Coagulums auf die
Oberflaͤche; man ruͤhrt einige Augenblicke mit einem Pinsel um,
laͤßt absetzen, gießt ab und waͤscht den Carmin auf dem Filter
aus.
Das Verfahren, wonach die Englaͤnder ihr Bergblau
(Cendres bleues) bereiten, kennt man durchaus nicht;
dasjenige, welches Hr. Merimée angibt, kann kein
gutes Resultat geben. Hr. Payen beschrieb ein Verfahren
hiezu im Dictionnaire technologique, welches freilich
sehr complicirt ist, aber eine schoͤne Farbe gegeben zu haben scheint.
Die chinesische Tusche wird mit Substanzen bereitet,
welche uns nicht zu Gebote stehen. Hr. Merimée
gibt folgende Bereitungsart dafuͤr an: Man macht Gallerte faͤhig eine
Aufloͤsung zu bilden, wie das Gummi, indem man sie mit Wasser kocht, welches
durch Schwefelsaͤure gesaͤuert ist und saͤttigt letztere mit
Kreide. Um die Tusche unaufloͤslich zu machen, bedient man sich der
Gallaͤpfel und loͤst diesen NiederschlagHier scheint im Originale etwas zu fehlen. A. d. R. in der geklaͤrten Gallerte auf, filtrirt, dampft ab und verleibt der
Masse sehr reines Lampenschwarz ein. Die Tusche ist gut, wenn die Striche auf
Porcellan glaͤnzend sind und wenn sie nach dem Austrocknen in Wasser nicht
aufweicht. Um ihr alle diese Eigenschaften zu ertheilen, muß man verschiedene Proben
machen. In China gießt man die Tusche in hoͤlzerne Formen; man koͤnnte
sich thoͤnerner Formen bedienen und die Staͤbe in Asche einsetzen, damit sie nicht
springen.
Da Proust 2 Procent Kampher in einer sehr schoͤnen
chinesischen Tusche fand, so setzte Hr. Merimée
der von ihm bereiteten Tusche ein wenig von dieser Substanz zu und bemerkte eine
gute Wirkung davon. Als die Tusche die gehoͤrige Consistenz zum Formen hatte,
ließ sie sich leicht zwischen den mit etwas Oehl eingeriebenen Fingern formen und
nahm den Eindruck des Siegels gut an.
Bereitung eines Kaͤsekleisters. Die Alten
bedienten sich zum Kleistern der Felder bei der Oehlmahlerei eines
Kaͤsekleisters. Da diese Substanz sehr wichtig werden kann, so wollen wir
ihre Bereitung mittheilen, wie sie Hr. Merimée aus
Theophilus auszog: Man nimmt weiche, mit abgerahmter Milch bereitete Kaͤse,
zerreibt sie und waͤscht sie so lange mit heißem Wasser aus, bis ihr alle
aufloͤslichen Theile entzogen sind; man kann das Auswaschen auf einem Siebe
oder Zeuge vornehmen und preßt die Kaͤse, um ihr das Wasser zu entziehen. Die
Kaͤse kruͤmelt sich sodann wie Brodkrume; man kann sie auf ungeleimtem
Papier trocknen, und sie veraͤndern sich dann nicht mehr, man mag sie
aufbewahren so lange man will. Der Kaͤsestoff ist in diesem Zustande in
Wasser unaufloͤslich, wird aber durch Kalkzusatz darin aufloͤslich;
reibt man das Gemenge mit etwas Wasser zusammen, so verwandelt es sich sogleich in
einen klebrigen Teig, welchen man mit mehr oder weniger Wasser verduͤnnt, je
nach dem Gebrauche, wozu der Kleister bestimmt ist. Er trocknet schnell und wenn er
einmal trocken ist, loͤst er sich nicht mehr auf: man muß daher nur immer so
viel davon bereiten, als man braucht: wahrscheinlich hat man ihn ungeachtet seiner
außerordentlichen Dauerhaftigkeit dieser Unbequemlichkeit wegen aufgegeben. Man kann
sich aber leicht auf die Art helfen, daß man ein Gemenge von (gebranntem) Kalk mit
Kaͤsestoff in gut verschlossenen Gefaͤßen aufbewahrt und jedes Mal so
viel, als man davon braucht, mit Wasser anruͤhrt. Man verkauft in England
unter dem Namen Venetianer Kleister (Colle de Venise)
ein weißes Pulver in sehr kleinen Flaschen, welches ein Gemenge von Kalk mit
Kaͤse oder getrocknetem Eiweiß ist.
Wenn die Mahler bei Bereitung und Anwendung der Farben sich nach den Vorschriften des
Hrn. Merimée richten wuͤrden, so
duͤrfte man sicher seyn, daß sie auch dauerhaft sind und nicht wie es jetzt
so oft der Fall ist, in wenigen Jahren bei den Gemaͤlden verschießen.