Titel: | Ueber die Anwendung der Uransalze als Mordant bei der Indiennen-Fabrikation, von Hrn. Francis Davis. |
Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. XXVI., S. 152 |
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XXVI.
Ueber die Anwendung der Uransalze als Mordant bei
der Indiennen-Fabrikation, von Hrn. Francis Davis.
Aus den Transactions of the Society of Arts. Im
Repertory of Patent
Inventions. Maͤrz 1831. S. 174.
[Ueber die Anwendung der Uransalze als Mordant bei der
Indiennen-Fabrikation.]
Hr. Faraday hat bereits in einem Journale bemerkt, daß
Aufloͤsungen von Uransalzen selbst bei uͤberschuͤssiger
Saͤure die Eigenschaft haben, das Curcumaͤpapier gerade so wie
Aufloͤsungen von Alkalien braunroth zu faͤrben. Indem ich Hrn. Faraday's Versuche verfolgte, fand ich, daß
Aufloͤsungen von Uransalzen dem mit franzoͤsischen Beeren
(Avignonsbeeren), Quercitronrinde und Wau gelb gefaͤrbten, so wie auch dem
mit Gallaͤpfel-Infusion getraͤnkten Papier eine braunrothe
Farbe ertheilen. Dieß brachte mich auf den Gedanken, daß man das Uranoxyd vielleicht
als Mordant bei der Indiennen-Fabrikation anwenden und nachdem es auf
Baumwollenzeuge aufgedrukt ist etc., mit den oben erwaͤhnten Droguerien sehr
mannigfaltige Farben hervorbringen koͤnnte.
Gegenwaͤrtig werden, so viel ich weiß, bloß Alaunerde und Eisenoxyd als
Mordant bei der Indiennen-Fabrikation angewandt. Sie werden als essigsaure
Salze auf die Zeuge aufgetragen, aber beide auf verschiedene Art darauf
befestigt.
Die essigsaure Alaunerde laͤßt bekanntlich bei einer Hize, welche sich dem
Siedepunkt des Wassers naͤhert, einen Theil ihrer Alaunerde fallen. Man
traͤgt sie daher kalt auf die Zeuge auf und laͤßt leztere in der Folge
uͤber erhizte Cylinder laufen, wodurch sich die Alaunerde von der
Essigsaͤure abscheidet und innig mit der Baumwollenfaser verbindet.Der Hr. Verfasser spricht hier die in den Fabriken Englands uͤbliche
Verfahrungsweise aus. A. d. R.
Anders verhaͤlt es sich mit dem Eisenmordant. Das Eisen ist darin bekanntlich
als Oxydul in Essigsaͤure aufgeloͤst und wenn man es in diesem
Zustande der Luft aussezt, so zieht es mehr Sauerstoff an und das so gebildete
Eisenoxyd schlaͤgt sich, da es in der Essigsaͤure nicht mehr ganz
aufgeloͤst bleiben kann, zum Theil nieder. Wenn der Eisenmordant auf die
Zeuge aufgetragen ist, so bietet er eben dadurch der Luft eine große
Oberflaͤche dar, daher das Eisenoxyd gefaͤllt, und darauf befestigt
wird.Wenn auch aus den hier angegebenen Gruͤnden ein Theil der Alaunerde
und des Eisenoxyds auf den mit den essigsauren Aufloͤsungen dieser
Basen getraͤnkten Zeugen beim Troknen und Erhizen derselben befestigt
werden mag, so wird doch gewiß der groͤßere Theil derselben durch die
Verwandtschaft des Faserstoffes zum Metalloxyde unter Beguͤnstigung des
Eintroknens von der Saͤure abgeschieden und mit der Faser verbunden.
A. d. R.
Wie die anderen Oxyde, muß auch das Uranoxyd auf dem Zeuge befestigt werden, denn
lezterer muß, ehe er in das Faͤrbebad gebracht wird, nach Auftragung des
Mordants gereinigt (ausgewaschen, gewalkt) werden. Nach meinen Versuchen hat das
essigsaure Uran weder die Eigenschaft des Alaunerdemordants, sich beim Erhizen zu
truͤben, noch diejenige des Eisenmordants in Beruͤhrung mit der Luft
einen Theil der Basis abzusezen, und ich mußte daher eine andere aufloͤsliche
Verbindung des Urans auszumitteln suchen, welche in ihrem Verhalten dem einen oder
dem anderen dieser Salze aͤhnlich ist. Da die drei folgenden
Aufloͤsungen die Eigenschaft haben, sich beim Erhizen zu truͤben, so
schienen sie mir zu dem beabsichtigten Zwek geeignet.
Das gelbe Uranoxyd loͤst sich beim Erhizen auf, in
einer Aufloͤsung von
einfach-kohlensaurem Ammoniak;
doppelt-kohlensaurem Natron;
und doppelt-kohlensaurem Kali.Die Beobachtung, daß das Uranoxyd, wenn es in doppelt-kohlensaurem
Natron oder Kali aufgeloͤst ist, durch Kochen nicht gefaͤllt
wird, hat Hr. Hofrath Stromeier in
Goͤttingen schon vor langer Zeit gemacht und zur Abscheidung
desselben von anderen Substanzen, besonders von Bittererde, benuzt. Nach
Hrn. Quesneville (pol. Journ. Bd. XXXIV. S. 143.) soll man, um
reines Uranoxyd zu erhalten, die salpetersaure Aufloͤsung der
Pechblende zuerst mit einer Aufloͤsung von schwefelsaurem oder
salzsaurem Ammoniak und dann mit einer Aufloͤsung von
einfach-kohlensaurem Kali oder Natron versezen; durch doppelte
Zersezung bildet sich kohlensaures Ammoniak, welches das Uranoxyd in dem
Maße als es niederfaͤllt, wieder aufloͤst. Da das Pecherz oft
Kupferoxyd enthaͤlt, so muͤßte offenbar zuerst
Schwefelwasserstoff durch die salpetersaure Aufloͤsung des Pecherzes
geleitet werden, wenn das Uranoxyd nicht durch dasselbe verunreinigt werden
soll. Jedenfalls aber wird das nach Hrn. Quesnevilles Verfahren bereitete Uranoxyd nicht von Bittererde
frei seyn, wenn das Pecherz solche (wie meistens der Fall ist)
enthaͤlt. Diese wird aber abgeschieden und außerdem das von Hrn. Quesneville angewandte Ammoniaksalz ganz erspart,
wenn man nach dem Verfahren des Hrn. Hofraths Stromeier die (mit Schwefelwasserstoff gefaͤllte und
gekochte) sehr verduͤnnte salpetersaure Aufloͤsung des
Pecherzes allmaͤhlich unter bestaͤndigem Umruͤhren mit
kohlensaurem Natron faͤllt, wobei Kohlensaͤure genug in der
Fluͤssigkeit zuruͤkgehalten wird, um die Kalkerde, Bittererde
und das Uranoxyd aufgeloͤst zu erhalten. Kocht man sodann die
filtrirte Fluͤssigkeit, so wird die Kalkerde und Bittererde
gefaͤllt, das Uranoxyd aber bleibt aufgeloͤst. Emil Dingler.
Man kocht die eine oder die andere dieser Aufloͤsungen mit Uranoxyd und
versezt sie nach dem Erkalten mit starker
Essigsaͤure in hinreichender Menge, um das angewandte Alkali zu
neutralisiren; wendet man z.B. doppelt-kohlensaures Natron an, so
loͤst man zwei Theile dieses Salzes in sechzehn Theilen Wasser auf; diese
Aufloͤsung laͤßt man mit einem Theile
gepulverten Uranoxyds kochen, wodurch dasselbe aufgeloͤst wird; nach dem
Erkalten sezt man fuͤnf Theile starken gereinigten Holzessig zu. Die Menge des Essigs
richtet sich natuͤrlich nach seiner Staͤrke.
Wenn die Aufloͤsung des Oxyds in irgend einem der obigen Salze mit
Essigsaͤure versezt wird, so truͤbt sich die Fluͤssigkeit nicht
und es wird kein Uranoxyd abgeschieden; kocht man sie aber einige Zeit, so wird
alles Uranoxyd niedergeschlagen und die Fluͤssigkeit ist, nachdem sich
dasselbe abgesezt hat, ganz farblos, wenn die Essigsaͤure im
gehoͤrigen Verhaͤltnisse angewandt wurde; waͤre die
Fluͤssigkeit nach dem Sieden gelb, so mußte zu viel oder zu wenig
Essigsaͤure zugesezt worden seyn.
Wenn man irgend eine der so bereiteten Aufloͤsungen mit Gummi verdikt, mit
einem Pinsel auf Zeug auftraͤgt, und diesen nachher eben so erhizt, wie man
es bei den mit Alaunerde gebeizten Stuͤken zu thun pflegt, so wird sich das
Uranoxyd so fest mit der Baumwollenfaser verbinden, daß es jeden Reinigungsproceß
aushaͤlt, welchem der Fabrikant die Zeuge unterziehen duͤrfte. Welche
unter den alkalischen Fluͤssigkeiten zum Aufloͤsen des Uranoxydes die
geeignetste seyn duͤrfte, wage ich nicht zu entscheiden, weil ich die
verdikte Masse bei meinen Versuchen bloß mit dem Pinsel auf den Zeug ausstrich,
nicht aber mit dem Model aufdrukte; wahrscheinlich ist aber das Ammoniaksalz den
anderen vorzuziehen.
Wer mit den Grundsaͤzen der Chemie vertraut ist, wird sogleich auf den
Gedanken kommen, daß man das Uranoxyd mit weniger Umstaͤnden dadurch auf das
Tuch praͤcipitiren koͤnnte, daß man es mit irgend einem
aufloͤslichen Uransalze bedrukt und dann in Aezkalilauge oder Kalkwasser
taucht. Dieser Verfahrungsweise stehen aber mehrere nicht unbedeutende
Schwierigkeiten im Wege. Ich will nur zwei davon anfuͤhren: erstens ist eine
Manipulation mehr noͤthig als bei Anwendung obiger Aufloͤsung des
Oxyds in kohlensauren Alkalien; zweitens, als ich ein Stuͤk Zeug auf diese
Art behandelte, und sodann durch einen Faͤrbestoff zog, nahm es denselben
sehr ungleichfoͤrmig an und erhielt eine schwaͤchere Farbe als
derselbe Faͤrbestoff den Stellen ertheilte, welche mit der Aufloͤsung
des Oxyds in den kohlensauren Alkalien gebeizt waren, obgleich aller
Wahrscheinlichkeit nach bei der Behandlung mit dem Alkali mehr Oxyd in dem Tuch
befestigt wurde als nach jedem anderen Verfahren. Durch dieses Verfahren kann man in
der That den Zeugen eine sehr dauerhafte hellgelbe Farbe erhalten, ohne daß man mit
ihnen noch andere Operationen vornimmt; dieser Umstand ist der Beachtung der
Fabrikanten werth.
Mit Gallaͤpfeln.
Gallaͤpfel-Infusion bringt in den Uranfalzen einen braunen Niederschlag
hervor; es ließ sich daher vermuthen, daß dieser Faͤrbestoff dem Uranoxydmordant dieselbe
Farbe ertheilen wuͤrde. In der That erhaͤlt man damit eine
schwaͤche braune Farbe, welche eben so solid wie das durch Eisen
hervorgebrachte Schwarz zu seyn scheint. In Verbindung mit Eisenmordant gebraucht,
kann man alle Farbenabstufungen, welche diese beiden bilden koͤnnen, in
demselben Faͤrbebad erzeugen. Um zu erfahren, ob die braune Farbe des
Uranoxydmordants durch dieselben Bestandtheile der Gallaͤpfel hervorgebracht
wird, welche mit Eisen Schwarz geben, kochte ich ein Stuͤk Calico, welches
vorher mit Uran und Gallaͤpfeln braun gefaͤrbt und sehr gut gereinigt
worden war, in einer Aufloͤsung von salzsaurem Eisen, wodurch es, wie sich
erwarten ließ, schwarz wurde.
Mit Wau und Quercitronrinde.
Die Farben welche man durch diese Faͤrbematerialien erhaͤlt, gleichen
einander in jeder Hinsicht. Sie sind gelb oder braun und sie widerstehen dem Einfluß
der Sonnenstrahlen eben so gut wie das Gelb, welches man mit Alaunerdemordant
erhaͤlt und halten das Waschen aus. Wenn Uranoxyd, Alaunerde und Eisen
zusammen gebraucht werden, so kann man durch ein einziges Bad und zu gleicher Zeit
ein hellgelb, hellbraun und dunkles Olivengruͤn so wie die mannigfaltigen
Mischungen dieser drei Farben erhalten. Diese braͤune Farbe wurde eben so in
Schwarz umgeaͤndert, wie bei obigem Versuche mit Gallaͤpfeln, als ich
den Zeug mit salzsaurer Eisenaufloͤsung behandelte.
Mit Gelbholz und Avignonsbeeren.
Die schaͤzbarste Eigenschaft des Uranoxydmordants ist diese, daß er mit
Gelbholz und Avignonsbeeren eine sehr angenehme und solide Farbe hervorbringt,
welche vom Hellroth bis zum Kastanienbraun wechselt. Man sollte glauben, daß diese
Farben wenigstens zum Theil durch einen Gallussaͤuregehalt der genannten
Faͤrbestoffe hervorgebracht werden, so wie diejenigen, welche man durch Wau
und Quercitronrinde erhaͤlt, denn ein Absud von Gelbholz oder Avignonsbeeren
gilbt mit Eisenaufloͤsung einen schwarzen Niederschlag gerade so wie ein
Absud von Wau oder Quercitronrinde; auch kann man mit obigen Faͤrbestoffen
eben so gut wie mit den zwei leztgenannten mittelst Eisenmordant eine
olivengruͤne Farbe erzielen. Obgleich man aber starke Gruͤnde hat zu
vermuthen, daß die Farbe, welche Gelbholz und Avignonsbeeren hervorbringen, eine
Verbindung von Gallussaͤure und Uran ist, so aͤnderte sie sich doch
sehr wenig, als ich den Zeug in einer Eisenaufloͤsung auskochte. Der
Kattundruker kann mittelst des Uranoxydmordants eine sehr dauerhafte und wie ich
glaube sehr wuͤnschenswerthe Farbe druken, indem er die eine oder die andere
obiger Droguerien gebraucht, welche bisher mit Alaunerdemordant nur ein
fluͤchtiges Gelb
geben konnten, wovon besonders das mit Avignonsbeeren hervorgebrachte werthlos war.
Diese Farbe, welche man mit Uranoxydmordant erhaͤlt, wird durch vieles
Waschen zwar etwas veraͤndert, jedoch nur roͤther als sie Anfangs
war.
Mit Curcumá.
Man kann dieses Faͤrbematerial durch Uranoxydmordant eben so wenig wie durch
andere Mordants auf Zeugen befestigen. Wenn man den Zeug zuerst mit Kurkumá
faͤrbt und dann durch eine Aufloͤsung eines Uransalzes nimmt, so wird
er zwar roth, erhaͤlt aber durch bloßes Einhaͤngen in fließendes
Wasser schon seine urspruͤngliche gelbe Farbe wieder.
Levantinische Gelbbeeren, Sumach und Akerdoppen (Eichelkappen) sind in ihren
Eigenschaften einigen der bereits angefuͤhrten Faͤrbematerialien so
aͤhnlich, daß ich es nicht fuͤr noͤthig hielt. Versuche mit
ihnen anzustellen.
Orlean in Alkali aufgeloͤst (in diesem Zustande wird er wie ich glaube,
gewoͤhnlich angewandt), hatte auf den Uranoxydmordant keine Einwirkung.
Ich habe auch Versuche mit rothen Faͤrbestoffen, mit Krapp und Cochenille, so
wie mit Blauholz angestellt, da ich aber kein Resultat erhielt, welches meiner
Meinung nach den Fabrikanten haͤtte nuͤzlich werden koͤnnen, so
enthalte ich mich aller Bemerkungen daruͤber und fuͤhre bloß an, daß
Krapp dem Uranoxyd fast dieselbe Farbe ertheilte wie der Alaunerde, nur daß sie viel
dunkler war, und daß ich mit Cochenille eine schiefergraue Farbe erhielt.
Das Uranoxyd, dessen ich mich zu meinen Versuchen bediente, war aus Pechblende (pitch ore), worin das Uran mit Schwefel verbunden ist,
bereitet.Das Uranpecherz ist keineswegs Schwefeluran, wie hier angegeben wird, sondern
ein mit vielen fremdartigen Substanzen vermengtes Uranoxd. Uebrigens kommt
dasselbe, auf dem Continent wenigstens, nicht in solcher Menge vor, daß es
den Kattunfabrikanten zu einem annehmlichen Preise geliefert werden
koͤnnte. So viel wir wissen, ist die einzige technische Anwendung,
welche gegenwaͤrtig von dem Uranoxyd gemacht wird, diese, daß man es
zu Farben auf Porcellan benuͤzt. A. d. R.