Titel: | Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten Thiere, vorzüglich für Landleute; von Hrn. Payen, Fabrikant, Professor der Chemie, Ritter der Ehrenlegion etc. |
Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LIII., S. 270 |
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LIII.
Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten
Thiere, vorzuͤglich fuͤr Landleute; von Hrn. Payen, Fabrikant, Professor der Chemie, Ritter
der Ehrenlegion etc.
Eine von der Société royale
et centrale d'Agriculture gekroͤnte Preisschrift.Wir heben folgende Stelle aus dem Programm der Société royale et
centrale d'Agriculture aus, damit man die Bedingungen kennen lernt, welche Hrn.
Payen bei Ausarbeitung seiner Abhandlung
vorgeschrieben waren. „Die Gesellschaft wird einen Preis von 1000
Franken und ein Accessit von 500 Franken denjenigen Personen zuerkennen,
welche die beste Anleitung einschiken, wie die Landleute aus den Thieren,
welche ihnen an Alter, durch Krankheiten oder Zufall sterben,
moͤglichst Nuzen ziehen koͤnnen, so wie aus allen Theilen
dieser Thiere, nach den verschiedenen Anwendungen, welche davon in der
Landwirthschaft und den Gewerben gemacht werden. Gegenwaͤrtig zieht
man den todten Thieren (welches auch die Ursache ihres Todes gewesen seyn
mag) die Haut ab und graͤbt sie in die Erde ein, oder man
laͤßt sie auch wohl auf dem Boden liegen, wo sie von den
Raubvoͤgeln, Hunden oder Woͤlfen (die sie also in die
Naͤhe der Wohnungen hinziehen) aufgefressen werden. Indessen
koͤnnte das Fleisch dieser Thiere frisch, zubereitet oder
ausgetroknet eine ungeheure Menge von Nahrungsstoff abgeben: ihre Knochen
koͤnnten theils in unseren Fabriken benuzt, theils zu Duͤnger
verwandt werden und dadurch einen außerordentlichen Nuzen abwerfen; ihr Fett
und ihre Eingeweide koͤnnen in mehreren Gewerben angewandt werden.
Die Gesellschaft weiß sehr wohl, daß alle Theile der Thiere, sie
moͤgen was immer fuͤr eine Todesart gehabt haben, in den
Fabriken, welche sich in großen Staͤdten oder in der Naͤhe
derselben befinden, benuzt werden; sie wuͤnschte aber die in dieser
Hinsicht schon befolgten Verfahrungsweisen theils zu vervollkommnen, theils
auszubreiten und zu vereinfachen und davon eine solche Beschreibung zu
erhalten, daß auch die ununterrichtetsten Landleute alle Operationen
derselben ausfuͤhren oder wenigstens die ersten Zubereitungen davon
vornehmen koͤnnten. Die Gesellschaft glaubt ausdruͤklich
erklaͤren zu muͤssen, daß sie vorzuͤglich die
Unterrichtung des Landvolkes im Auge hat, und sie ladet die Preisbewerber
ein ihre Abhandlungen so abzufassen, daß der groͤßte Theil der
beschriebenen Methoden uͤberall leicht verstanden und
ausgefuͤhrt werden kann und wuͤnscht, daß sie in
beigefuͤgten Anmerkungen die kuͤnstlicheren Verfahrungsweisen
beschreiben, welche entweder theoretische Kenntnisse oder einen
vorlaͤufigen Unterricht zu ihrer Ausfuͤhrung erfordern;
dieselben koͤnnen also in Anmerkungen der Wissenschaft Genuͤge
leisten und zu den Fortschritten mehrerer Gewerbe beitragen, waͤhrend
sie in dem Text sich darauf beschraͤnken den schlichten Landbewohnern
zu dienen, die oft durch die geringsten Schwierigkeiten von den
nuͤzlichsten Verbesserungen abgeschrekt werden. A. d. R.
Aus dem Agriculteur-Manufacturier, Decbr. 1830,
S. 116 Januar 1831. S. 1. u. f.
Payen, Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten
Thiere.
Erstes Kapitel.Allgemeine Betrachtungen und Bemerkungen uͤber die
Ueberreste der Thiere.
Alle Industriezweige, welche sich in Frankreich mit der Behandlung der thierischen
Substanzen beschaͤftigen, leiden entweder Mangel an Urstoff, oder beziehen
denselben mit großen Kosten und zum Nachtheile unserer Kapitalien aus dem Auslande;
fast an keinem Orte reichen bei uns die thierischen Substanzen zum Duͤngen
unserer Felder Hill, und uͤberall ohne Ausnahme, koͤnnen sie
vortheilhaft hiezu verwandt werden. Diese nuͤzlichen Substanzen werden
naͤmlich an den
Orten, wo eine starke Bevoͤlkerung zusammengedraͤngt ist, nur
unvollkommen gesammelt und gehen in den meisten kleinen Staͤdten,
Doͤrfern und Weilern ganz verloren.
Einige Landleute sammeln mit großem Fleiße eine Menge fast ganz werthloser
Ueberreste, z.B. die Stoppeln nach der Ernte, einige Holzreiser in dem Walde, hie
und da zerstreuten Mist, um ihr bißchen Duͤnger zu vermehren, naͤhren
einige Hausthiere mit Korn, welches sie sich an ihrer eigenen Nahrung abziehen,
waͤhrend sie thierische Substanzen, welche ihnen eine Menge kostbarer
Huͤlfsmittel darbieten koͤnnten, vernachlaͤssigen und mit Ekel
in die Erde einscharren. Es ist daher keinem Zweifel unterworfen, daß wir die
Producte unserer Felder auf einen betraͤchtlich hoͤheren Werth bringen
koͤnnten, wenn wir nicht so viele vernachlaͤssigte Sachen verlieren
wuͤrden. Dieser Gegenstand war allerdings der Aufmerksamkeit der Société royale d'Agriculteur werth, und
wenn die Beobachtungen, welche ich derselben hiemit uͤbergebe, zur Erreichung
ihres Zwekes beitragen, so werde ich mich fuͤr die Zeit und Muͤhe,
welche ich auf diesen Aufsaz verwandte, reichlich belohnt finden.
Ein tief eingewurzelter Widerwille gegen die Cadaver der todten Thiere ist eines der
groͤßten Hindernisse, welche der Erfuͤllung der philanthropischen
Wuͤnsche der Société d'Agriculture
im Wege stehen; dieser Widerwille wird oft unuͤberwindlich, indem man sich
fuͤrchtet, einen ungesunden Gegenstand zu
beruͤhren, welcher eine gefaͤhrliche Krankheit mittheilen
koͤnnte. Vor Allem muͤssen wir uns bemuͤhen, die unbestimmten
und im Allgemeinen falschen Ansichten zu beseitigen, welche uͤber einige
Gegenstaͤnde und Zweige unserer Industrie verbreitet sind, die man
uneigentlich ungesunde nennt. Wie koͤnnte sich
aber auch das Publicum von ihnen losreißen, da sie, obgleich durch zahlreiche
Berichte ausgezeichneter Gelehrten als unrichtig erwiesen, dennoch in einer Menge
von Vorschriften der Verwaltungsbehoͤrden noch immer gedrukt werden? Wir
hoffen in dieser Hinsicht durch eine auf wohlerwiesene Thatsachen sich
stuͤzende Untersuchung des Gegenstandes aller Unsicherheit ein Ende zu
machen; wir werden uns mit jedem der Industriezweige, welche thierische Substanzen
behandeln, insbesondere beschaͤftigen und hoffen durch eine klare und
faßliche Auseinandersezung den wichtigen Saz zu erweisen und Jedermann einleuchtend
zu machen, daß die Landleute, wenn sie sich mit der Benuzung
der Ueberreste todter Thiere beschaͤftigen, durchaus keine Gefahr zu
befuͤrchten haben, selbst wenn eine ziemlich weit vorgeschrittene
Faͤulniß sie zwingen wuͤrde im Freien zu arbeiten.
Nur wenn die Thiere an gewissen Krankheiten leiden, sind Vorsichtsmaßregeln noͤthig;
fuͤr diese Krankheiten lassen sich aber solche Kennzeichen angeben, daß man
bei einiger Aufmerksamkeit keiner Gefahr ausgesezt seyn kann. Wir halten es
fuͤr zwekmaͤßig unserer Anleitung zur Benuzung der todten Thiere
diejenigen Symptome jener Krankheiten, welche sich am leichtesten erkennen lassen,
vorauszuschiken.
Wenn die Thiere mit den sogenannten Pestbeulen behaftet
sind, so zeigt sich eine brandige, zugerundete Beule, die sich in eine Spize endigt,
auf welcher sich eine oder mehrere Blattern bilden, welche heftige Schmerzen und
eine brennende Hize verursachen; diese Blattern verwandeln sich schnell in eine
schwaͤrzliche, einer geloͤschten Kohle aͤhnliche Kruste. Solche
Thiere sind außerordentlich niedergeschlagen, bewegen die Flanken stark, haben an
verschiedenen Theilen ihres Koͤrpers, besonders an der Brust und beiden
Seiten Geschwuͤlste, welche ihnen große Schmerzen verursachen und wenn man
sie beruͤhrt ein aͤhnliches Geraͤusch geben, wie eine trokne
Haut. Nach dem Tode, welcher in funfzehn bis dreißig Stunden erfolgt, ist die Zunge
schwarz, das Blut und Fleisch dunkelbraun.
Man muß sich wohl huͤten ein Thier, welches an Pestbeulen starb, zu
beruͤhren, wenn man an der Hand eine Wunde hat, welche die Anstekung
beguͤnstigen oder veranlassen koͤnnte. Wenn man nach den angegebenen
Kennzeichen nicht ganz sicher waͤre, ob die Thiere wirklich mit den
Pestbeulen behaftet sind, so muͤßte man einen Veterinaͤr-Arzt
um Rath fragen; bietet sich dazu Gelegenheit dar, so sollte man diese
Vorsichtsmaßregel niemals vernachlaͤssigen; in solchen Faͤllen
endlich, wo die Natur der Krankheit des Thieres zweifelhaft bliebe, duͤrfte
man dasselbe nicht ausweiden: man muͤßte das todte Thier dann, wie
uͤberhaupt wenn die Krankheit als anstekender Natur erkannt wurde,
ungefaͤhr einen Fuß tief unter die Erde einscharren; um es in die Grube zu
transportiren, bringt man es mit einem Haken, welcher an einem langen Stiele
befestigt ist, auf eine Huͤrde oder eine alte Thuͤr und zieht es auf
derselben fort. Man bemerkt sich auf irgend eine Art die Stelle, wo man es
eingescharrt hat und kann dort Getreide saͤen, um von diesem starken
unterirdischen Duͤnger Nuzen zu ziehen: nach zwei Jahren entleert man die
Grube und findet sodann die Knochen vollkommen entfleischt und zu den unten
angegebenen Zweken geeignet.
Wenn es auch erwiesen ist, daß man beim Ausweiden der an Pestbeulen gestorbenen
Thiere sich in Folge einer Anstekung den Tod zuziehen kann, so scheint es doch nicht
weniger gewiß, daß das Fleisch eben dieser Thiere und aller derjenigen, welche an
verschiedenen epidemischen oder anstekenden Krankheiten starben, fuͤr die
Personen, welche es als Nahrungsstoff genossen, niemals gefaͤhrliche Folgen
hatte. Man findet in einer Abhandlung, welche Hr. Huzard,
Mitglied des Instituts,
im Jahre VIII. bekannt machte, eine Menge Thatsachen angegeben, welche dieses
beweisen, aus denen wir nur die folgenden ausheben wollen.
Waͤhrend der Viehseuchen von 1770 und im Jahre VI (der Republik), welche einen
viel gefaͤhrlicheren Charakter hatten, als die vorhergehenden, wurde noch
weitmehr Vieh an die Fleischer verkauft, ohne daß deßwegen mehr Krankheiten unter
dem Volke geherrscht haͤtten. Die Aerzte, welche die Duͤrftigen
besuchten, die am meisten der Gefahr ausgesezt gewesen seyn muͤßten, wenn
solche mit dem Genuß von schlechtem Fleische wirklich verbunden gewesen
waͤre, konnten bloß solche Beispiele anfuͤhren, welche die
Unschaͤdlichkeit dieses Fleisches erwiesen.
Wenn man die Thiere oͤffnet, welche auf der Treibjagd von den Hunden gefangen
wurden, so zeigen sich dieselben pathologischen Erscheinungen wie bei denjenigen,
welche an Pestbeulen starben; auch ist leztere Krankheit die Folge von
uͤbermaͤßiger Anstrengung.
Der Genuß von Wildpret, welches zum Theil in Faͤulniß uͤbergegangen
ist, verursacht keine Krankheit.
Ein großer Theil der franzoͤsischen Armeen, welche an der Maas, dem Rhein, der
Mosel und in Italien standen, naͤhrte sich lange Zeit vom Fleisch der Ochsen
und Kuͤhe, die an der seit dem Jahre IV herrschenden Viehseuche starben, ohne
daß bei diesen zahlreichen Consumenten irgend eine Krankheit dadurch erfolgt
waͤre, wie die Stabsaͤrzte und Hr. Huzard
bezeugen.
Hr. Morand fuͤhrt mehrere Beobachtungen an, die
beweisen, daß Personen, welche mit anstekenden Krankheiten behaftete Thiere
ausweideten, sich Krankheiten zuzogen und sogar der Tod erfolgte, waͤhrend
niemand von denjenigen, welche das Fleisch dieser Thiere genossen, davon
nachtheilige Folgen verspuͤrte.Man vergleiche polyt. Journal Bd. XXXII. S.
440. A. d. R. Zur Zeit der Theuerung im Jahre VIII naͤhrten sich die armen Leute in
Paris fast allgemein von Pferdefleisch, ohne daß man davon nachtheilige Folgen
verspuͤrt haͤtte.Wenn auch rohes Fleisch in verschiedenen Zustaͤnden und selbst nachdem
es in Faͤulniß uͤberzugehen anfing, nach dem Kochen ohne
Nachtheil von Menschen genossen werden kann und in der That auch
taͤglich genossen wird, so ist dieß doch nicht immer mit gewissen
Fleischsorten der Fall, welche nach dem Kochen durch Laͤnge der Zeit
eine eigenthuͤmliche Veraͤnderung erlitten; hieher
gehoͤren besonders Wuͤrste, Schinken, Fleischpasteten, welche,
nachdem sie so lange aufbewahrt wurden, daß sie sich mit Schimmel
uͤberzogen, sich innen wieder aufgeweicht zeigen. Man hat in der That
verderbliche Wirkungen, eine Art Vergiftung, in Folge des Genusses einiger
dieser Nahrungsmittel beobachtet. Die Klugheit erfordert also, daß man keine
Zubereitungen dieser Art ißt, welche schon etwas verdorben sind,
man koͤnnte sich uͤbrigens dieselben auf die Art zu Nuzen
machen, daß man sie mit gekochten Kartoffeln, Kleienmehl u.s.w. mengt und
sie den Schweinen oder Hunden zu fressen gibt, denn man hat gefunden, daß
sie diesen Thieren nicht nachtheilig sind. A. d. O. (Ueber diesen Gegenstand
ist bekanntlich in Deutschland in neuerer Zeit viel geschrieben worden, ohne
daß man ausmitteln konnte, welcher Bestandtheil dieser verdorbenen
Nahrungsmittel eigentlich der Gesundheit so nachtheilig ist. A. d. R.)
Hoͤchst wahrscheinlich wuͤrde man beim Ausweiden der Thiere nicht die
geringste Gefahr zu befuͤrchten haben, wenn man sich bei der Operation mit
einem leinenen Ueberkleide versehen wuͤrde, welches mit
Chlorkalkaufloͤsung getraͤnkt ist, solche auf die Haͤnde, im
Augenblike der Eroͤffnung auch auf das Thier und spaͤter selbst in das
Innere des Cadavers gießen wuͤrde. Es ist sehr zu wuͤnschen, daß man
uͤber diesen wichtigen Gegenstand bald Versuche anstellt.
Darmfabrikation. Die Kunst die aufgeblasenen
Daͤrme zu bereiten, gruͤndet sich auf die Veraͤnderung, welche
ein Theil der Haͤute, woraus sie bestehen, durch Faͤulniß erleidet. In
den Werkstaͤtten dieser Art, welche sich in der Naͤhe großer
Staͤdte befinden, werden die Eingeweide in Masse in Kufen gebracht, in
welchen man sie einige Tage weichen laͤßt (mehr
oder weniger lang, je nachdem die Temperatur der Luft die Gaͤhrung
verzoͤgert oder beschleunigt): sobald die gehoͤrige
Veraͤnderung derselben erfolgt ist, machen sich Maͤnner, Weiber und
Kinder an die Behandlung dieser Substanzen; man erhaͤlt dadurch eine große
Menge von Ausfluͤssen, welche schnell alle Producte der faulen
Gaͤhrung entwikeln. In diesen Raͤumen sind die Ausfluͤsse so
stark, daß alle Arbeiter, welche aus denselben herauskommen, selbst an den
entferntesten Orten einen faulen Geruch verbreiten, und in keiner Gesellschaft von
Leuten, welche an denselben nicht gewoͤhnt sind, geduldet werden
koͤnnen. Ich war einmal Mitglied einer Commission, welche Mittel angeben
sollte wie man den uͤblen Geruch einer der groͤßten Fabriken von
aufgeblasenen Daͤrmen beseitigen koͤnnte; mehrere meiner Collegen
konnten sich nicht entschließen, auch nur einige Minuten lang diesen schreklichen
Gestank zu ertragen, und doch hatte keiner der Arbeiter beiden Geschlechts und jeden
Alters, welche in dieser Fabrik beschaͤftigt wurden, eine besondere
Krankheit; ihre juͤngsten Kinder, welche denselben Ausfluͤssen
ausgesezt waren, empfanden davon zu keiner Zeit eine nachtheilige Wirkung. Diese
wichtige Beobachtung wurde in unserem Bericht bemerkt. Der Gesundheitsrath, dessen
wichtige Arbeiten schon sehr viel dazu beitrugen, mehrere im Volke verbreitete
Vorurtheile zu entkraͤften, bemerkte in mehreren seiner Berichte ebenfalls,
daß die Ausfluͤsse fauler thierischer Koͤrper ganz unschaͤdlich
sind.
Abdeken der Pferde. Auf dem Schindanger (Montfaucon) bei
Paris scharrt man jeden Tag die Leichname von Pferden ein, welche aus verschiedenen
Ursachen starben, meistens aber in Folge von Krankheiten, Altersschwaͤche,
uͤbermaͤßiger Anstrengung und Hunger. Eine ungeheuere Menge von
Daͤrmen, Blut, fleischigen Knochen bleibt mehrere Tage lang einer starken
Gaͤhrung uͤberlassen und uͤberladet bestaͤndig die Luft
mit faulen Ausfluͤssen; dennoch athmen Maͤnner, Weiber und sogar
Saͤuglinge taͤglich diese stinkende Luft ein, ohne davon im Geringsten
eine nachtheilige Wirkung zu verspuͤren: man hat nie eine
eigenthuͤmliche oder herrschende Krankheit in der Umgegend bemerkt, was auch
der Gesundheitsrath in mehreren Berichten bestaͤtigte.
Hier aber sind alle Umstaͤnde vereinigt, welche die Gefahr vergroͤßern
koͤnnten, wenn eine solche bei der Behandlung der thierischen Substanzen
Statt faͤnde; man hat in Montfaucon keinen Ablauf fuͤr die
fluͤssigen Ausleerungen und kein Wasser zum Abwaschen; die Masse von
Abfaͤllen, welche sich an einer einzigen Stelle sammelt, ist Ursache, daß ein
großer Theil davon unbenuzt bleibt; endlich konnte man auch wegen der
Nachlaͤssigkeit der Personen, welche dieses rohe Gewerbe betreiben oder
vielleicht wegen ihrer Anhaͤnglichkeit an alte Gewohnheiten bis jezt keine
Einrichtung treffen, um diese verlorenen Theile aufzubewahren oder transportabel zu
machen.Im Jahre 1810 erhielten die HHrn. Payen und Comp.
ein. Patent auf die Behandlung dieser Substanzen, konnten aber aus dem
angegebenen Grunde ihren Zwek nicht erreichen; indessen wird wahrscheinlich
ein Theil der Schwierigkeiten beseitigt werden; Operationen, welche schon zu
lange aufgeschoben wurden, werden vorgenommen werden koͤnnen, wir
wollen sie im Laufe dieser Abhandlung beschreiben, so wie auch diejenigen,
welche wir durch spaͤtere Versuche als nuͤzlich erkannten. A.
d. O. (Die Besizer des polytechnischen Journals verweisen wir auf die
hoͤchst interessante Abhandlung: Ueber die Abdekereien zu Paris und
uͤber die technische Benuͤzung der thierischen Substanzen Bd. XXVI. S. 181. Bd. XXVII. S. 156. und Bd. XXXII. S. 438. A. d. R.)
Bereitung des Kothstaubes (Poudrette). Nicht weit von der Abdekerei haͤufen sich
Ausfluͤsse einer anderen Art in Masse an; es befinden sich naͤmlich in
ihrer Naͤhe mehrere Gruben, in welche man taͤglich den Unrath aus
allen Abtrittgruben der Stadt bringt; die Erfahrung lehrt aber, daß sie der
Gesundheit der Personen, welche entweder beim Abladen dieser Substanzen helfen und
ihre Haͤnde bestaͤndig hineintauchen (indem sie sorgfaͤltig
Gegenstaͤnde von einigem Werth, welche zufaͤllig in die Abtritte
fielen, aufsuchen) und der Arbeiter, welche mit dem Austroknen des Kothstaubes, oder
mit dem Aufladen desselben auf Karren beschaͤftigt sind, so wie auch der
Bewohner der Umgegend nicht im Geringsten nachtheilig sind.
Abdeker. – Eines derjenigen Gewerbe, welche
fuͤr sich allein alle Gefahren vereinigen muͤßten, wenn in der That
außer den von uns bezeichneten bei Behandlung, der Cadaver solche vorhanden waͤren, ist ohne
Widerspruch dasjenige der Abdeker. In der Umgegend von Paris treiben gewisse
Personen kein anderes Geschaͤft, als daß sie alle todten Thiere aufsuchen um
von ihnen die Haut und das Fett, bisweilen auch, wenn sie frisch sind, das
Muskelfleisch zu erhalten. Man sieht diese Leute laͤngs dem User der Seine
die ertrunkenen oder in das Wasser geworfenen Thiere aufsuchen, welche durch die
Gasarten der Faͤulniß aufgeblaͤht, in der Naͤhe des Ufers auf
dem Wasser schwimmen. Zwei oder drei Schaͤferhunde, welche diese Leute
begleiten, sind dazu abgerichtet, die in einiger Entfernung vom Ufer schwimmenden
Koͤrper herbeizubringen. Die Abdeker, deren Kleider, Haͤnde,
Taschengeraͤthe voll von thierischen Substanzen sind, womit sie jeden
Aubenblik umgehen, beobachten keine Reinlichkeit; sie beruͤhren und verzehren
ihre Nahrungsmittel inmitten ihrer schmuzigsten Operationen. Man trifft unter ihnen
Greise, welche von Kindheit an das Geschaͤft der Abdekerei betrieben, ohne
davon nachtheilige Folgen zu verspuͤren. Wir wollen es bei dieser Gelegenheit
wiederholen, daß bloß in dem Falle, wenn die Thiere an den sogenannten Pestbeulen
starben, fuͤr die Abdeker Gefahr zu befuͤrchten ist (man sehe oben S.
272. die Symptome, woran man diese Krankheit erkennt und die dabei noͤthigen
Vorsichtsmaßregeln).
Leimfabrikanten. Vor funfzehn Jahren war die
Leimfabrikation in der Hauptstadt Frankreichs noch auf einer so niedrigen Stufe, daß
Producte, welche durch ihre dunkelbraune Farbe, eine weiche Consistenz und den
faulen Geruch ihrer Aufloͤsung, alle moͤglichen Fehler bei der
Fabrikation verriethen, im Handel mit dem Namen Pariser
Leim bezeichnet wurden; sie kamen aus drei Werkstaͤtten, in welche
alle Urstoffe, und besonders die den Pferdefuͤßen anhaͤngenden Sehnen
in ganz faulem Zustande gebracht wurden; da man sie in wenig luftigen Hoͤfen
aufbewahrte, so trugen sie mit den noch fauleren Leimruͤkstaͤnden,
ferner dem verdorbenen Leimwasser und anderen auf dem Boden verbreiteten
Abfaͤllen zur Unterhaltung eines unertraͤglichen Gestankes bei:
indessen wurden Arbeiter, jeden Alters, Weiber, Kinder, welche die ganze Woche in
diese Cloaken eingesperrt waren, nie von besonderen Krankheiten befallen;
uͤberhaupt uͤberzeugten wir uns durch eine Menge von Beobachtungen,
daß wenn nicht ganz außerordentliche Umstande zusammentreffen, die Ausfluͤsse
todter thierischer Koͤrper an freier Luft der
Gesundheit nicht im Geringsten nachtheilig sind.
Ganz aͤhnliche Beobachtungen machten wir in mehr als zehn Knochenschmelzen, wo man jeden Tag viele tausend
Kilogrammen Knochen aufhaͤuft, mit der Hand zerhakt, auskocht und sodann ganz heiß und feucht
aufschichtet; auch hier sammeln sich allenthalben faule Ausfluͤsse; die
Arbeiter athmen sie unaufhoͤrlich ein, ohne daß ihre Gesundheit dadurch
leidet; zufaͤllige Verwundungen, welche sie sich beim Zerhaken der Knochen
machen, nehmen keinen gefaͤhrlichen Charakter an und viele werden bei ihrem
Geschaͤft sehr alt.
In den Knochenbrennereien und Fabriken von Ammoniakproducten, wo die Gasarten, welche
die thierischen Substanzen durch eine schnelle Zersezung bei hoher Temperatur geben,
sich mit den Ausfluͤssen der gaͤhrenden Knochen mischen, leiden die
Arbeiter und Directoren nicht im Geringsten an ihrer Gesundheit, wie man sich davon
taͤglich uͤberzeugen kann.
Andererseits aber muͤssen wir bemerken, daß alle diese Ausfluͤsse,
welche an freier Luft oder in solcher die sich leicht erneuert, unschaͤdlich
sind, eine sehr nachtheilige Einwirkung auf die Gesundheit ausuͤben und
Ohnmacht u.s.w. verursachen koͤnnten, wenn sie sich in geschlossenen oder engen Raͤumen anhaͤufen. Auch
muͤssen wir die Landleute gegen die Ausduͤnstungen aller
gaͤhrenden vegetabilischen Substanzen, selbst an freier Luft, warnen; diese
Ausduͤnstungen moͤgen nun bloß von vegetabilischen Substanzen
herruͤhren oder mit denjenigen von thierischen Stoffen gemischt seyn: so sind
die Gruben, wo man das Roͤsten (des Hanfes und Flachses) vornimmt, die
morastigen Suͤmpfe, der Saz von seifichtem Wasser, der Schlamm der
Pfuͤzen oder Kanaͤle waͤhrend ihres Reinigens u.s.w.
fuͤr die Bewohner der Nachbarschaft sehr nachtheilig und verbreiten bisweilen
in sehr weite Entfernungen eigenthuͤmliche Krankheiten.
In den Fabriken ist die Luft gefaͤhrlich einzuathmen, wenn sie mit Oxyden oder
Salzen von Kupfer, Blei, Queksilber, Zink, ferner gewissen Gasarten, wie salpetriger
Saͤure, Chlor, Schwefelwasserstoff,
Kohlensaͤure, dem Dampf glimmender Kohlen etc. gemischt ist; es waͤre
aber zu weitlaͤuftig, wenn wir alle Substanzen anfuͤhren wollten,
welche zufaͤllig in die Atmosphaͤre gelangen und sie der Gesundheit
nachtheilig machen koͤnnen. Wir wollen daher zu unserem Hauptzwek
zuruͤkkehren.
Um eine systematische Ordnung zu befolgen, werden wir zuerst die verschiedenen
Todesarten der Thiere betrachten, sodann die Verfahrungsweisen beim Ausweiden
derselben beschreiben, alsdann angeben, wie man jeden der ausgezogenen Theile
fuͤr sich aufbewahren kann, welche Anwendung man davon in der Landwirthschaft
und den Gewerben macht, endlich wie man sie an die Consumenten verkaufen und
transportiren kann. Auch werden wir mehrere Bemerkungen mittheilen, wie man aus
diesen thierischen Substanzen einen groͤßeren Nuzen ziehen oder sie theurer
verkaufen koͤnnte und leichte Verfahrungsarten, wodurch man diese Substanzen in
gebraͤuchliche Producte umaͤndern oder unmittelbar zu
nuͤzlichen Zweken verwenden kann, im Detail beschreiben: dieser leztere Theil
unserer Arbeit wird besonders fuͤr die Bewohner solcher Orte, wo es an
Communicationen und Transportmitteln fehlt, von Interesse seyn.
Todesart. – Die Thiere sterben entweder, 1) einen
gewaltsamen Tod, durch Zufall oder indem man sie abdekt, weil man sie fuͤr
dienstunfaͤhig haͤlt; oder 2) einen natuͤrlichen in Folge von
Krankheit oder Alter. Im ersteren Falle wird sich ihrer Benuzung kein großer
Widerwille entgegensezen, aber in dem anderen duͤrften die unter dem Volke
verbreiteten Ansichten die Ausfuͤhrung der unten beschriebenen Operationen
unmoͤglich machen.
Wenn die Thiere durch Krankheit oder in Folge von Alter starben; so ist derjenige,
welcher sie abdekt, gar keiner Gefahr ausgesezt.Nur einige wenige sehr seltene Faͤlle machen eine Ausnahme; wenn
naͤmlich die Thiere an Pestbeulen oder in Folge von Vergiftung
starben: so hat man gefunden, daß das Gift der Klapperschlangen, wenn man es
nach dem Tode dieser Schlangen inoculirt, noch Unordnung in die Functionen
lebender Thiere bringen kann. A. d. O. Selbst wenn sie anfingen in Faͤulniß uͤberzugehen
(vorausgesezt, daß diese nicht so weit vorgeschritten ist, daß sie die Consistenz
der Muskeltheile zerstoͤrte), darf man sich nicht abschreken lassen sie
auszuweiden;In diesem lezteren Falle koͤnnte man die Ueberreste geradezu zu
Duͤnger benuzen; man muͤßte sie naͤmlich mittelst
Werkzeugen, welche mit langen Stielen versehen sind, wie Gabeln, Harken, mit
trokner Erde mengen, die Knochen davon ausscheiden, um sie zu dem weiter
unten angegebenen Zwek zu verwenden, sodann das Gemenge in duͤnner
Schichte auf dem angebauten Boden ausbreiten, oder in kleinen Haufen
zwischen die Stoͤke oder Buͤschel verschiedener Landpflanzen,
von tuͤrkischem Korn, Tabak, Kartoffeln u.s.w. bringen; jedenfalls
aber muͤßte man diesen Duͤnger mit Erde bedeken, theils um
verschiedene Thiere zu verhindern, ihn aufzufressen, theils um durch diese
Erde die Gasarten zu absorbiren, die sie sodann allmaͤhlich den
Pflanzen abgibt. A. d. O. im lezteren Falle thut man aber gut, sie vorlaͤufig mit einer
Aufloͤsung von ungefaͤhr einem Zehntels Pfund Chlorkalk in zwei Pfund
Wasser zu waschen; koͤnnte man sich diese nuͤzliche Substanz nicht
verschaffen, so muͤßte man eine duͤnne KalkmilchWeiter unten geben wir leicht ausfuͤhrbare Methoden an zur Bereitung
aller Substanzen, deren Anwendung wir rathen. Javellische Lauge (Chlorkali) mit ihrem doppelten Volumen Wasser
verduͤnnt, kann die Chlorkalkaufloͤsung in diesem Falle wie in
vielen anderen ersezen. A. d. O. anwenden und in Ermangelung dieser lezteren muͤßte man sie mit vielem
rußhaltigen oder reinem Wasser abwaschen.
Die Thiere, welche in Folge von Krankheiten starben oder vom Bliz getroffen wurden,
so wie diejenigen, welche nach uͤbermaͤßiger Anstrengung erliegen,
gehen schneller in Faͤulniß uͤber; es ist also noͤthig sie
sobald als moͤglich abzudeken und sogleich alle ihre Theile mit den in dieser Abhandlung
angegebenen Substanzen auf die vorgeschriebene Weise zu behandeln. Man thut gut bei
Thieren, welche bereits in Faͤulniß uͤbergingen, die inneren Theile in
dem Maße als man sie herausnimmt, mit Chlorkalk zu besprizen oder in Ermangelung
desselben haͤufig mit Kalkwasser oder reinem Wasser zu waschen.
Zweites Kapitel.Abdeken der todten Thiere.
Mit sehr wenigen Ausnahmen, welche wir unten angeben werden, muͤssen alle
Thiere auf dieselbe Art abgehaͤutet und ausgeweidet werden. Man schneidet die
(langen) Haare moͤglichst nahe an ihrer Wurzel weg und nimmt ihnen die Eisen
von den Fuͤßen ab, wenn sie mit solchen versehen sind. Man legt das auf der
Erde oder einem Tisch ausgebreitete Thier auf den Ruͤken, den Bauch gegen den
Operateur gekehrt: lezterer macht mit einem wohl geschaͤrften Messer einen
laͤnglichen Einschnitt durch die ganze Dike der Haut und selbst noch etwas
tiefer, indem er von der Mitte des unteren Kinnhakens in gerader Linie den Hals, die
Brust und den Bauch bis zum After durchschneidet; auch schneidet er die Haut der
vier Glieder in der Richtung ihrer Laͤnge ein, rechtwinklich auf den vorigen
Einschnitt und hoͤrt bei jedem Ende auf, wo ein kreisfoͤrmiger
Einschnitt gemacht wird. Indem er sodann mit der am wenigsten geuͤbten Hand
eine der Seiten der Haut in dem Laͤngeneinschnitt ergreift, trennt er sie
nach und nach von dem Bauch, der Brust, dem Hals, den Beinen und den Seitentheilen
durch Einschnitte, welche er mir Geschiklichkeit zwischen der Haut und dem Fleisch
macht; wenn man nicht geuͤbt und das Thier mager ist, muß man besonders
darauf achten, daß man die Schneide der Klinge gegen die Muskeln richtet, von
welchen man immer einige Theile wegschneidet um sicher zu seyn, daß die Haut nicht
beschaͤdigt wird. Sobald alle oben angegebenen Theile entbloͤßt sind,
kehrt man das Thier auf den Bauch um, und enthaͤutet es noch vollends; der
Schweif wurde bereits durch den ersten Einschnitt gespalten, man schneidet nun den
inneren knochigen und fleischigen Theil desselben so weit als moͤglich von
seiner Wurzel heraus, um der Haut mehr Ausdehnung zu lassen und faͤhrt auf
die angegebene Weise fort leztere von dem Ruͤken, an welchem sie noch
haͤngt, abzusondern, worauf man die Ohren herausschneidet und den ganzen
Hinteren Theil des Angesichtes lostrennt.
An Orten, in deren Naͤhe sich Rothgerbereien, Weißgerbereien, Saffianfabriken
u.s.w. befinden, kann man die Haͤute ganz frisch in diese Etablissemens
bringen und braucht den Schweif nicht auszuweiden; die Ohren und sogar die Lippen
kann man ebenfalls an der Haut haͤngen lassen, um sie beim Ausziehen derselben nicht zu
beschaͤdigen; die Abdeker von Profession thun dieß absichtlich, um die Haut
schwerer zu machen, weil man sie nach dem Gewicht verkauft. Muͤssen die
Haͤute hingegen weit verfuͤhrt werden, so muß man sorgfaͤltig
alle fleischigen Theile ausziehen. Wir werden unten die Vorsichtsmaßregeln, welche
man zu befolgen hat und das Verfahren, sie aufzubewahren, angeben.
Wenn das Thier auf diese Weise enthaͤutet ist, nimmt man alle Gedaͤrme,
die Eingeweide der Brust und das Zwerchfell heraus und legt sie in die Naͤhe;
man zergliedert die vier Fuͤße, nachdem man die Sehnen abgeloͤst hat
um sie nicht zu durchschneiden, wenn man die Kniekehle und das Knie zerlegt; man
zergliedert sodann die Hinterbeine, indem man die Muskeln abschneidet, welche ihnen
moͤglichst nahe an den Knochen des Bekens entsprechen; die Vorderbeine werden
ebenfalls abgesondert und man beschaͤftigt sich sodann damit, alles Fleisch
auf diesen verschiedenen Theilen zu beseitigen, indem man die schoͤnsten
Stuͤke, wenn sie als Nahrungsmittel dienen koͤnnen, bei Seite legt:
das Fleisch, welches man zwischen den Rippen in den Wirbelbeinen des Halses und aus
allen krummfoͤrmigen Theilen des Kopfes herausnimmt, erhaͤlt man in
lauter kleinen Stuͤkchen.Wir werden unten bei der weiteren Behandlung des Fleisches sehen, wie man
durch ein starkes Auskochen mit Dampf oder in Wasser von den Knochen alle
ihnen anhaͤngenden Fleischtheile trennen kann. A. d. O.
Ausziehung des Fettes. Man kann auf mechanischem Wege nur
einen Theil des in den Thieren enthaltenen Fettes gewinnen, naͤmlich
dasjenige, welches in so voluminoͤsen Theilen abgesondert ist, daß man es
leicht erkennen und herausnehmen kann: man findet solche reichliche Absonderungen
nur bei den fetten Thieren, die sehr mageren geben nur aͤußerst wenig Fett.
Das Fett muß man unter der Haut, um das Herz, die Eingeweide, bei den inneren
Waͤnden, zwischen dem Darmfell und den unteren Theilen des Unterleibs in dem
Gekroͤse und Brust-Mittelfell, endlich zwischen den großen Muskeln
suchen: es gehoͤrt eine gewisse Uebung dazu, wenn man das Fett schnell aus
den Thieren bringen will, weil es nicht sehr leicht aufzufinden ist. Man kann sich
in diesen Operationen bei den Fleischern oder besser noch bei den Abdekern
uͤben, welche leztere sich nur die Haut und das Fett von den tobten Thieren
zu verschaffen suchen.
Herausnahme der Sehnen. Die Sehnen sind die faserigen,
widerstehenden Theile, welche die Muskeln mit den Knochen verbinden. Man kann sie
besonders an den Enden, wo sie besser isolirt sind, am leichtesten herausziehen; man
schneidet sie gerade an ihrem Anhaͤngepunkt ab, indem man die Klinge zwischen sie und die Knochen
bringt und nimmt mit ihnen auch die kleinen Fleischstuͤkchen heraus, welche
an den Fuͤßen hangen bleiben und sich zu demselben Zweke eignen; bei den
kleinen Thieren, wie den Hunden und den Kazen, schneidet man den ganzen unteren
Theil der Pfoten bis zum Knie ab, ohne ihm die Haut abzuziehen, indem man die Haut
so wie die Sehnen, welche sie uͤberzieht, zu denselben Zweken verwendet; was
die Sehnen der Hinterbeine betrifft, so werden sie von den Knochen getrennt und
soweit vor als moͤglich in ihrer Beruͤhrung mit dem Muskelfleisch
verfolgt, von welchem lezteren man moͤglichst wenig daran laͤßt, indem
das an den Sehnen haͤngende nicht nur rein verloren, sondern selbst bei
Anwendung der Sehnen nachtheilig ist. Die Hautabschnizel, die Ohren, die Schweife
und das maͤnnliche Glied kann man mit den Sehnen vereinigen; mit Ausnahme des
lezteren verkauft man sie aber gewoͤhnlich mit den Haͤuten, um ihr
Gewicht zu vermehren.
Beseitigung der Hufen und Afterklauen. – Man kann
auf mehrfache Weise von den Knochen der Fuͤße die hornartige Substanz
absondern, welche sie bei den Pferden, Ochsen, Schafen u.s.w. bedekt. Eine der
einfachsten besteht darin, sie so lange in Wasser liegen zu lassen, bis die weiche
markige Substanz zwischen dem innern Knochen und der Klaue sich ausdehnt und fast
aufweicht: man braucht sodann bloß eine Messerklinge in diesen zum Theil erweichten
Zwischenraum zu bringen, um die Hufen und Afterklauen abzuscheiden.
Nachdem das Ausweiden beendigt ist, oder auch waͤhrend man es vornimmt, wenn
naͤmlich mehrere Personen zugleich sich damit beschaͤftigen, bereitet
man die verschiedenen ausgezogenen Theile nach dem fuͤr jeden derselben unten
angegebenen Verfahren zu. Allerdings ist zu befuͤrchten, daß man mehrere
Substanzen in zu geringer Menge gewinnt, als daß der Landmann sich jedes Mal mit
ihrer Benuzung beschaͤftigen koͤnnte, wenn es ihm einige Muͤhe
kostet eine Person zu finden, an die er seine Producte verkaufen kann. Man
koͤnnte sich aber theils dadurch helfen, daß man die Producte derselben Art,
welche alle Einwohner derselben Gemeinde oder desselben Bezirks erhalten,
vereinigte; uͤberdieß ziehen sich auch leicht Handel und Industrie an
diejenigen Orte hin, wo sie den noͤthigen Urstoff vorfinden.
Drittes Kapitel.Wie man die verschiedenen Theile der Thiere am leichtesten
aufbewahren, transportiren und anwenden kann.
Haare, Wolle, Federn. – Alle diese Substanzen
koͤnnen auf dieselbe Art aufbewahrt werden;Die Haare von Hals und Schweif der Pferde erhalten sich sehr lange ohne
irgend eine andere Vorsichtsmaßregel, wenn man sie waͤscht und an der
Luft troknet. A. d. O. man troknet sie in einem Ofen aus, nachdem man sich zuvor versichert hat,
daß die Hize desselben nicht so groß ist, um sie zu zersezen und braucht sie dann
bloß in Kisten, Faͤßchen oder andere gut verschlossene und trokene
Gefaͤße zu verpaken; man ist des Erfolges noch sicherer, wenn man sie mit den
Daͤmpfen von brennendem Schwefel in Beruͤhrung bringt, ehe man sie aus
dem Ofen zieht. Zu diesem Ende raͤumt man mitten auf dem Boden des Ofens jene
Substanzen weg, legt zwei gebrannte Steine hin, und sezt einen Blumentopf oder
irgend ein anderes irdenes oder gußeisernes Gefaͤß darauf, das am Boden mit
einigen Loͤchern durchbohrt ist, und in welches man ein Stuͤk
angezuͤndeten Schwefels gebracht hat. Sobald der Schwefel aufhoͤrt zu
brennen, beeilt man sich die seiner Einwirkung ausgesezt gewesenen Substanzen zu
verpaken. Will man sie mehrere Jahre lang aufbewahren, so thut man gut, vor der
eintretenden Sommerhize das Austroknen und Schwefeln auf die angegebene Weise zu
wiederholen.
Obige Vorsichtsmaßregeln sind aber noch nicht ausreichend, um die Federn gegen ein
baldiges Verderben zu schuͤzen; man muß den Leinenzeug, in welchen man sie
einschließt, mit einem undurchdringlichen Koͤrper uͤberziehen; man
braucht ihn zu diesem Ende bloß mit einem Stuͤk Wachs zu reiben, welches man
bei gelindem Feuer geschmolzen und mit dem vierten oder dritten Theile seines
Gewichtes gemeinen Terpenthin (weißem Fichtenharz) vermengt hat. Dadurch
fuͤllt man die Zwischenraͤume des Gewebes aus, und da die Luft alsdann
sehr wenig Zutritt hat, so koͤnnen auch nicht so leicht Insecten
hineinkommen, deren Eier die Wuͤrmer entwikeln, welche diese Substanzen
beschaͤdigen: noch wirksamer wird dieses Mittel, wenn man die Wachsleinwand
uͤberdieß in gewoͤhnliche Leinwand einhuͤllt.
Es ist wohl uͤberfluͤssig zu bemerken, daß die Federn, welche sich zum
Schreiben und Zeichnen eignen, wie diejenigen von den Fluͤgeln der
Gaͤnse, Raben und mehrerer anderer Voͤgel zu diesem Gebrauche
zubereitet werden koͤnnen, wenn man den Theil, welcher im Fluͤgel
stekte, oͤfters durch sehr heiße Asche zieht, aber so schnell, daß er weder
verbrennen noch verunstaltet werden kann, sondern sich bloß durch die Waͤrme
aufweicht; man reibt und rollt sie sodann zwischen jedem Erwaͤrmen in einer
rohen Leinwand; endlich schabt man ihre Oberflaͤche noch mit einer
Messerklinge etwas ab: auf diese Art kann man die Roͤhre leicht zurunden und
das fette Haͤutchen beseitigen, welches die Adhaͤsion der Tinte oder
Tusche verhindert. Fuͤr den Handel bereitet man die Schreibfedern auf eine
andere Art zu, welche wir im lezten Kapitel beschreiben werden. Die fehlerhaften
Federn und alle diejenigen, welche man weder zu Betten, noch zum Schreiben anwenden
kann, geben einen vortrefflichen Duͤnger ab; man legt sie in Furchen, welche
man bei den Pflanzen graͤbt und bedekt sie mit Erde.
Die langen Haare, wie diejenigen vom Schweife der Pferde, muͤssen bei Seite
gelegt werden, weil sie einen viel groͤßeren Werth haben, als die kurzen
Haare; leztere dienen bloß zur Verfertigung von Seilen, zum Ausstopfen von Kissen,
Stuͤhlen, Saͤtteln etc.; waͤhrend man erstere zur Verfertigung
von sehr theueren Luxusartikeln braucht; in Frankreich werden immer mehr
Gegenstaͤnde aus Haaren fabricirt und es fehlt schon an Urstoff.
Wenn die Landleute es vorziehen wuͤrden die langen Haare selbst zu verwenden,
anstatt sie zu verkaufen, so koͤnnten sie Seile entweder selbst verfertigen
oder verfertigen lassen, welche sehr stark und wenn auch allen Veraͤnderungen
der Witterung ausgesezt, sehr dauerhaft sind; in dieser Hinsicht eignen sich die
Haarseile sehr gut zum Ausbreiten der Waͤsche, welcher sie außerdem keine
braunen Fleken ertheilen, wie die durch Feuchtigkeit verdorbenen Hanfseile. Wollte
man die langen Haare zum Ausstopfen der Moͤbeln zubereiten, so muͤßte
man sie in Gebinden dem Dampf des kochenden Wassers aussezen; nach dem Erkalten
behalten sie dann die Wellenform, wodurch sie elastisch werden, bei.
An einigen Orten zieht man den Schweinen nach dem Ausbruͤhen die Haare aus;
man kann diese den kurzen Pferdehaaren zusezen und als solche an die Kummetmacher
und Moͤbelverfertiger oder an die Personen, welche die Pferdehaare
appretiren, verkaufen.
Das Fuͤllhaar, oder die Haare verschiedener Haͤute, welche man durch
Einweichen in Kalkwasser lostrennt, dient zum Ausstopfen gewoͤhnlicher
Saͤttel und zur Verfertigung von Filz, Behufs der zweiten Verkleidung der
Schiffe; man kann diese Waare, welche einen sehr geringen Werth hat, fast nur bei
den Gerbern erhalten: dasselbe ist der Fall mit den Abfaͤllen der geschorenen
Haͤute. Da aber viele Haͤute kleiner Thiere bloß durch ihr Haar einen
Werth erhalten und die anderen verkauft werden koͤnnen, ohne daß man ihnen
dieses abnimmt, so werden die Landleute im Allgemeinen gut thun, wenn sie allen Haͤuten,
die sie sich durch Abdeken todter Thiere verschaffen koͤnnen, ihre Haare
lassen, worauf wir weiter unten wieder zuruͤkkommen werden.
Eisen, Nagel. – Die Ochsen, Pferde, Esel,
Maulthiere sind oft mit mehr oder weniger abgenuzten Eisen versehen; die alten
Eisen, welche nicht mehr allein geschmiedet werden koͤnnen, sind den
Schmieden doch sehr willkommen; man Hize sie drei oder vier Mal stark, schweißt sie
unter dem Hammer zusammen und die neuen Eisen, so wie die anderen Schmiedearbeiten,
welche daraus hervorgehen, sind zaͤhe, von vortrefflicher Qualitaͤt
und brechen niemals. Wegen seiner großen Zaͤhigkeit verwendet man dieses
geschweißte Eisen besonders gern zu den Reifen der Wagenraͤder etc.
Die Naͤgel, welche, man aus den Fuͤßen dieser Thiere zieht, kann man
sehr nuͤzlich zum Bereifen des Holzes verwenden, das man mit Gyps oder
Moͤrtel anwirft; man bedient sich derselben in mehreren Provinzen, und
besonders in der Auvergne zum Beschlagen der Holzschuhe, um diese Fußbekleidung
dauerhafter zu machen; auch kann man damit die Lumpen anheften, womit man die
Fruchtbaͤume laͤngs der Mauern anbindet, und sie zu einigen anderen
Zweken benuzen, wozu Kopfnaͤgel noͤthig sind.
Hoͤrner, Hufen, Klauen, u.s.w. – Alle diese
Producte bestehen aus derselben Substanz; auch haben sie mehrere Anwendungen gemein;
nach ihrer Farbe und Groͤße eignen sie sich aber mehr zu dem einen oder
anderen Zwek. Nachdem man sie also gesammelt hat, muß man sie zuerst nach ihren
physischen Eigenschaften sortiren. Man legt diejenigen dieser Gegenstaͤnde,
welche ziemlich gleiche Farbe und Groͤße haben, zusammen; die Stuͤke,
welche am wenigsten gefaͤrbt und am groͤßten sind und außerdem keinen
Fehler haben, werden am theuersten bezahlt; die kleinsten und gefaͤrbtesten
hingegen, welche Spalten, Loͤcher, Einschnitte oder eine zu
unregelmaͤßige Gestalt haben, kann man nur zu einem geringen Preis verkaufen;
unter den groͤßten legt man dessen ungeachtet die fehlerfreien bei Seite und
alle fehlerhaften zusammen; die Hoͤrner und Hufe, welche wenig
gefaͤrbt, aber unfoͤrmlich sind, legt man ebenfalls bei Seite; endlich
vereinigt man alle kleinen Afterklauen und die sehr kleinen Stuͤke oder
Abschnizel.
Alle ganzen Hufen, Hoͤrner, Klauen verkauft man an die Hornrichter, welche sie
zur Verfertigung von Kaͤmmen und anderen Gegenstaͤnden vorbereiten;
die fehlerhaften kann man nur zur Bereitung des Pulvers (der Raspelspaͤne)
von blondem oder braunem Horn verwenden; die Abfaͤlle endlich, die kleinen
Stuͤke und kleinen Afterklauen werden von den Fabrikanten angewandt, welche
blausaures Kali bereiten; wahrscheinlich wird es aber noch gelingen sie in der Kunstdreherei
anzuwenden, indem man aͤhnliche Verfahrungsweisen befolgt, wie diejenigen,
welche wir im Anhang angeben und es duͤrfte dann nuͤzlich seyn, sie
nach ihrer Farbe zu sortiren.
Die Bereitung des Hornpulvers ist hoͤchst einfach und kann daher leicht von
den Landleuten vorgenommen werden: man braucht nur den Gegenstand, welchen man so
zertheilen will, zwischen die Baken eines Schraubstokes, unter die Zwinge einer
Werkbank oder auch nur zwischen zwei Holzstuͤke, welche durch einen Strik
fest verbunden sind, zu bringen und das so fest gehaltene Horn mit einer starken
Raspel zu behandeln. Das zertheilte Horn wird gesammelt und kann an die
Kunstdrechsler verkauft werden; vorher sollte man es aber sieben, weil das feinere
Pulver theurer bezahlt wird und man so aus dem Ganzen mehr Nuzen ziehen kann. Man
muß sehr darauf achten, daß kein Oehl oder fette Substanzen und uͤberhaupt
keine fremdartigen Koͤrper unter dieses Pulver kommen, weil man es sonst
nicht mehr zur Fabrication von Gegenstaͤnden aus geschmolzenem Horn verwenden
koͤnnte.
Haͤute. – Die Haͤute gehoͤren
unter diejenigen Theile der todten Thiere, welche den groͤßten Werth haben;
in der That kann man sie alle von denjenigen der Maulwuͤrfe und Ratten,
welche die Gerber fuͤr Pelzwerk zurichten, und der Kaninchen und Hasen, aus
welchen die Hutmacher das Haar ausziehen, bis zu den groͤßten, welche zu der
schaͤzbarsten Wolle und dem kostbarsten Pelzwerk benuzt werden, mit Vortheil
verkaufen. Dessen ungeachtet scharrt man auf dem Lande noch sehr haͤufig
todte Thiere ein, ohne ihnen die Haut abgezogen zu haben und wir hoffen, daß eine
der ersten Fruͤchte unserer Bemuͤhungen, die im Volke herrschenden
Vorurtheile zu beseitigen, diese seyn wird, daß man die Haͤute besser
benuͤzt.
Wenn die Fabriken, in welchen man die Haͤute bearbeitet, in der Naͤhe
sind, kann man sie ganz frisch hinbringen; die groͤßten pflegt man nach dem
Gewicht zu verkaufen. Man kann jedoch die Haͤute sehr leicht aufbewahren und
folglich an die entferntesten Orte transportiren; im Allgemeinen ist es hiezu
hinreichend, wenn man die ihnen anhaͤngenden fleischigen oder fetten Theile
moͤglichst absondert und sie dann an der Luft ausbreitet, bis sie ganz troken
sind; um sie aber lange Zeit aufbewahren und besonders zu großen Quantitaͤten
sammeln zu koͤnnen, muß man sie mit einer antiseptischen (die Faͤulniß
verhindernden) Substanz traͤnken; in dieser Hinsicht sind folgende Proceduren
die wohlfeilsten:
1) Die fuͤr die Gerber bestimmten Haͤute halten sich lange Zeit und
koͤnnen sogar feucht transportirt werden, wenn man sie mit einer schwachen Kalkmilch
traͤnkt; man loͤscht ein halbes Pfund Kalk zu einem Teige und
ruͤhrt ihn in 24 Pfund Wasser ein.
2) Wenn die Haͤute ausgetroknet sind, haͤngt man sie in einem
verschlossenen Zimmer auf; man stellt in eine der Eken einen irdenen Scherben,
welcher einige mit Schwefel bestreute Hobelspaͤne enthaͤlt,
zuͤndet sie an, und verschließt sodann die Thuͤre moͤglichst
luftdicht; die schwefliche Saͤure, welche sich mit Huͤlfe von etwas
Wasserdampf in die Haare und das Gewebe der Haut hineinzieht, schuͤzt sie
lange gegen jede freiwillige Veraͤnderung so wie gegen Angriffe der Insecten:
dieses Mittel ist um so wirksamer, wenn man die Haͤute unmittelbar nach
dieser Raͤucherung in besser geschlossene Gefaͤße bringen kann. Es
waͤre in gewissen Faͤllen nuͤzlich diese wenig kostende
Operation zu wiederholen.
Wenn die Haͤute halb troken sind, bringt man sie in ein Gefaͤß, welches
so viel Kochsalz- oder Alaunaufloͤsung enthaͤlt, daß sie
vollstaͤndig eingetaucht sind. Die Aufloͤsung des Kochsalzes und des
Alauns bereitet man auf die Art, daß man Salz oder gepulverten Alaun portionenweise
in kaltes Wasser wirft und von Zeit zu Zeit umruͤhrt, bis sie ganz
aufgeloͤst sind. Man muß ungefaͤhr ein Zwoͤlftel vom Gewichte
der Haute an Salz oder halb so viel Alaun nehmen. Nachdem die Haͤute
sechsunddreißig bis achtundvierzig Stunden eingeweicht waren, breitet man sie an der
Luft oder in einem geheizten Raume aus, um sie zu troknen, verpakt sie in Kisten
oder Faͤsser, und bewahrt sie bis zum Augenblike der Verfuͤhrung an
einem troknen Orte auf. Wenn man sie sehr lange Zeit aufbewahren muß, so sezt man
sie noch auf oben angegebene Weise dem Dampf des brennenden Schwefels aus.
Die Haͤute der Ochsen, Kuͤhe, Pferde, Maulthiere, Esel verkauft man an
die Rothgerber; diejenigen der Ziegen, der (geschorenen) Schafe, Laͤmmer,
Hirsche u.s.w. werden mehr von den Weißgerbern gekauft. Die Saffianfabrikanten
kaufen im Allgemeinen die schoͤnsten von den Ziegen- und
Schafhaͤuten. Wenn die Schafe nicht geschoren wurden, so verkauft man ihre
Haut an die Wollenwaͤscher; die Haͤute der Kaninchen und Hasen
verkauft man an die Hutmacher ohne eine andere Zubereitung, als daß man sie an der
Luft, die Haare nach Innen ausbreitet und troknen laͤßt, achtet aber wohl
darauf, daß weder Blut noch andere thierische Fluͤssigkeiten auf die Haare
kommen. Die meisten anderen Haͤute verkauft man an die Kuͤrschner.
Fett. – Wir haben bereits bemerkt, wie man sich
das in den weichen Theilen der Thiere enthaltene Fett verschafft; man kann aber
außerdem auch einen großen Theil von den in den Knochen enthaltenen gewinnen. Wir
wollen zuerst die Zubereitung und Anwendung des ersteren und dann die Gewinnungsart und
specielle Anwendung der verschiedenen Sorten des lezteren angeben.
Wenn das Fett durch Ausschneiden auf oben angegebene Art erhalten wurde, schneidet
man es in kleine Stuͤke, ungefaͤhr von der Groͤße der Mandeln;
man fuͤllt damit einen Kessel oder Topf, unter welchem man Feuer anmacht: in
dem Maße als das Fett schmilzt, laͤuft es durch die offenen Zellen des
Fettgewebes; indem sich naͤmlich die Temperatur erhoͤht, dehnt sie die
Zellen, welche das Messer nicht zerschnitten hat, aus und zersprengt sie. Man nimmt
nach und nach die Stuͤke des Zellengewebes mit einem Schaumloͤffel
heraus, indem man jedes Mal das Fett, welches sie zuruͤkhalten, mit einem
zugerundeten Koͤrper (zum Beispiel dem Boden eines Loͤffels) ausdrukt.
Wenn man große Quantitaͤten Fett auf diese Art auszuschmelzen haͤtte,
so waͤre es nuͤzlich eine Presse zu haben, um die
abgeschaͤumten Stuͤke vollkommen auspressen zu koͤnnen;
jedenfalls muß man leztere noch benuzen, um das Futter der Hunde zu
animalisiren.
Ist das Fett auf diese Art gereinigt und fluͤssig, so schoͤpft man es
mit einem Loͤffel aus und seiht es durch ein Sieb in ein Faͤßchen oder
einen steinernen Topf; lezterer muß mir den zuerst hineingekommenen Portionen
allmaͤhlich erwaͤrmt werden, damit er durch einen schnellen
Temperaturwechsel nicht springt.
Ein Verfahren den Teig zu schmelzen, welches hinsichtlich der Menge und
Qualitaͤt des Talges, die es liefert, noch vorzuziehen ist, wurde von Hrn.
D'Arcet
Vergl. Polyt. Journal Bd. XXXI. S. 37
und 454. A. d. R. angegeben; man bringt außer der fetten Substanz auch noch Wasser und
Schwefelsaͤure in folgenden Verhaͤltnissen in den Kessel:
Talg
1500 Grammen.
Wasser
750
–
Schwefelsaͤure
24
–
Man kocht das Ganze mit einander, laͤßt es sich absezen; nachdem alle Zellen
hinreichend angegriffen sind, gießt man das Wasser von dem darauf schwimmenden Talg
ab und bringt lezteres auf das Sieb.
Da sich waͤhrend dieser Operation ein sehr uͤbler Geruch verbreitet, so
kann man, um durch denselben nicht belaͤstigt zu werden, den Kessel mit einem
Hut versehen, an dessen Schnabel eine Schlangenroͤhre angebracht ist und auf
diese Art den Talg in verschlossenem Gefaͤße schmelzen; die waͤsserige
Fluͤssigkeit zieht man durch den unteren Hahn ab und nimmt sodann den Hut
weg, um die Operation auf oben angegebene Weise zu beendigen. Der Gesundheitsrath
der Stadt Nantes fand nach wiederholten Versuchen dieses Verfahren unter allen bis
jezt vorgeschlagenen fuͤr das beste.
Das so erhaltene Fett wird nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch zu
verschiedenen Zweken in den Gewerben angewandt: so kann man es sehr gut zur
Fabrikation der Kerzen und des Alaunleders brauchen, wenn es wie der
Schoͤpsentalg eine gewisse Festigkeit hat; ist es weich und oͤhlig,
wie das Pferdefett, so eignet es sich sehr gut zum Schmieren des Pferdegeschirres,
der Stiefel und Schuhe, ferner fuͤr die Lampen der Schmelzarbeiter und
Perlenfabrikanten; in beiden Faͤllen benuzt man es zum Schmieren der Naben,
der Kutschenraͤder und verschiedener reibender Maschinentheile, bei der
Seifenfabrikation, der Bereitung des Beleuchtungsgases u.s.w. Man wird unter seinen
Anwendungen leicht diejenigen herausfinden, welche unmittelbar von den Landleuten
gemacht werden koͤnnen; in dem Anhange werden wir einfache Verfahrungsweisen
angeben, wodurch sie die zu ihrem eigenen Verbrauch anwendbaren Producte vermehren
koͤnnen.
Alle hohlen Theile der Knochen, so wie auch die schwammigen Theile ihrer
Fortsaͤze enthalten eine fette Substanz, welche man ausscheiden kann, wenn
man ihr einen Durchgang oͤffnet und sie in heißem Wasser schmelzen
laͤßt; zu dieser Operation braucht man weiter nichts als einen Pflok aus der
Nabe eines nicht mehr brauchbaren Rades verfertigt, ein gut gehaͤrtetes Beil,
eine Handsaͤge und einen Kessel oder Topf.
Man schneidet alle zeitigen Theile der großen Knochen in Schnize von zwei bis sechs
Linien Dike: in den Vergliederungen oder Fuͤgungen findet man besonders
zugerundete Enden; der Koͤrper des Knochens wird durch einen Schlag mit dem
Kopf des Beiles zerstoßen und dadurch das Mark entbloͤßt, die Rippen werden
bloß in zwei Theile gespalten, deßgleichen der untere Theil der Kiefer, wodurch dem
in einer weiten Hoͤhlung liegenden Fett ein hinreichender Ausgang
geoͤffnet wird. Nicht nur die ganzen Knochen, welche man aus Thieren
ausgezogen hat, sondern auch diejenigen, welche man in der Kuͤche nach dem
Kochen oder Braten des Fleisches erhaͤlt, werden auf die angegebene Weise
benuzt: nur darf man damit nicht zu lange warten, denn das Fett wuͤrde sich
in dem Knochengewebe befestigen, sobald lezteres nach freiwilligem Austroknen nicht
mehr mit Wasser getraͤnkt waͤre, das die fette Substanz am
Hineinbringen verhindert.
Die Knochen, welche wegen ihrer Gestalt und Groͤße und weil sie unverlezt
sind, an die Kunstdrechsler verkauft werden koͤnnen, muß man besonders
behandeln: dahin gehoͤren 1) die flachen Knochen von den Schultern der Ochsen
und Kuͤhe (man theilt sie bloß an ihrem zugerundetem Ende und den
gleichmaͤßig schwammigten Raͤndern, so daß der groͤßte Theil
der Platte unverlezt erhalten wird); 2) die cylindrischen Knochen von den großen
Gliedern der Ochsen und Kuͤhe: man trennt davon mittelst einer Saͤge die beiden
Enden, so daß die cylindrische Hoͤhlung, welche das Mark enthaͤlt,
geoͤffnet und der ganze uͤbrige Koͤrper des Knochens erhalten
wird; die abgesaͤgten Enden werden in drei oder vier Stuͤke zerhakt,
um die Zellen zu oͤffnen. 3) Die festen und breitesten Theile von den Rippen
derselben Thiere; man saͤgt die schwammigen Enden ab, welche man dann in
fuͤnf oder sechs Stuͤke zerhakt und laͤßt das Uebrige ganz.
Endlich behandelt man auch noch die Knochen vom unteren Theile der Beine der Ochsen,
Kuͤhe, Schafe, Pferde, jede derselben besonders und richtet sie zuerst wie
die cylindrischen Knochen auf oben angegebene Weise zu; bei den Pferden zieht man
bloß aus diesen Knochen die fette Substanz aus. Alle so vorbereiteten Knochen werden
dann auf gleiche Art weiter behandelt. Wenn man jede Sorte besonders auskocht, so
erhaͤlt man bloß aus den lezteren verschiedene und schaͤzbarere fette
Producte, naͤmlich das sogenannte Fett der Ochsen-, Schaf- und
Pferdefuͤße.
Man fuͤllt einen Kessel, welcher gewoͤhnlich aus Gußeisen ist, zur
Haͤlfte mit Wasser und erhizt es fast bis zum Sieden, bringt dann so lange
gespaltene Knochen hinein, bis das uͤber ihnen stehende Wasser nur noch
ungefaͤhr den vierten Theil von der ganzen Hoͤhe betraͤgt,
welche diese Fluͤssigkeit im Gefaͤße einnimmt und erhizt es dann bis
zum Sieden, indem man von Zeit zu Zeit mit einer starken durchloͤcherten
Schaufel umruͤhrt. Das Fett tritt aus den Hoͤhlungen, welche es
einschließen und schwimmt auf der Oberflaͤche. Nach ungefaͤhr einer
halben Stunde loͤscht man das Feuer, bringt die Fluͤssigkeit durch
Zusaz von kaltem Wasser aus dem Kochen und schaͤumt mit einem nicht tiefen
aber breiten Loͤffel alles fluͤssige Fett auf der Oberflaͤche
ab; man kocht noch ein Mal auf und ruͤhrt um, damit die Knochen eine andere
Lage annehmen und das in ihren Zwischenraͤumen enthaltene Fett auf die
Oberflaͤche steigen und ebenfalls abgeschaͤumt werden kann. Alle
Knochen werden sodann mit der durchloͤcherten Schaufel aus dem Kessel
geschoͤpft und in lezteren wird so viel Wasser als verdunstete und sich in
die Knochen hineinzog, wieder nachgefuͤllt, das Feuer nachgeschuͤrt
und die Operation neuerdings begonnen. Man kann das erhaltene Fett leicht auf unten
folgende Weise reinigen.
Das Fett von allen zerhakten und zerstoßenen Knochen wird bloß nochmals
umgeschmolzen, sogleich in Formen gebracht und an die Seifensieder verkauft. Wenn
man es aber zu anderen Zweken, z.B. zum Schmieren der Raͤder und anderer
Theile der Maschinen anwenden will, so muß man ihm die zwoͤlf bis zwanzig
Procent Wasser, welche es enthaͤlt, entziehen. Diese Operation erfordert
einige Aufmerksamkeit, damit der aufsteigende Wasserdampf nicht einen Theil der
Fluͤssigkeit aus dem Gefaͤße treibt. Um mit moͤglichster
Sicherheit zu Werke zu
gehen, muß man einen Kessel anwenden, welcher ganz vom Mauerwerk des Ofens
umhuͤllt und mit einem Dekel versehen ist, welcher im Falle einer
Entzuͤndung des Fettes leicht aufgesezt werden kann.
Das aus den Knochen der Fuͤße ausgezogene Fett muß bei schwachem Feuer
geschmolzen und so lange im fluͤssigen Zustande erhalten werden, bis es gut
geklaͤrt ist: man zieht es alsdann in Formen, Toͤpfen oder Bouteillen
ab; je nach seiner Gewinnungsart nennt man es in diesem Zustande Fett von
Ochsenfuͤßen, oder Fett von Schaffuͤßen oder von Pferdefuͤßen:
die beiden ersteren sind sehr geschaͤzt um Maschinentheile und Pferdegeschirr
zu schmieren, welches leztere sie sehr weich machen; da sie durch die Waͤrme
sich nicht so leicht wie alle anderen veraͤndern, so geben sie die
schoͤnste und beste Schmelzbutter. Das dritte endlich, das Pferdefett, eignet
sich sehr gut als Brennstoff fuͤr die Lampen der Schmelzarbeiter, Glasblaser
und Fabrikanten kuͤnstlicher Perlen; man bedient sich desselben auch
haͤufig um das Leder zu schmieren und weich zu machen.
Knochen. – Die zerhakten Knochen werden nach dem
Entfetten an die Fabrikanten der thierischen Kohle und der Ammoniakproducte
verkauft; die Paͤchter koͤnnten sich dieselben unmittelbar zu Nuzen
machen, wenn sie sie in einer Muͤhle mit gefurchten Cylindern zu einem groben
Pulver reiben wuͤrden. Dieses Pulver bildet einen vortrefflichen
Duͤnger, wovon man im Durchschnitt 1500 Kilogrammen auf ein Hectar verwendet
und welcher seine merkwuͤrdige Wirkung drei bis fuͤnf Jahre lang auf
den Boden aͤußert;Es scheint in dieser Hinsicht der Erfolg ganz von der Beschaffenheit des
Bodens abzuhaͤngen) man vergl. Polytechn. Journal Bd. XXXIX. S. 423. A. d. R. uͤbrigens kann man alle Knochen zu diesem Zwek verwenden, wenn man
wegen der zu großen Entfernung der Fabriken und Werkstaͤtten, welche sie
brauchen koͤnnten, keinen großen Vortheil daraus ziehen kann und wenn man
anders sich die Reibmaschine und die fuͤr sie erforderliche Triebkraft
wohlfeil genug verschaffen kann. Weiter unten werde ich ein Verfahren angeben,
wodurch man sich diese Operation sehr erleichtert.
Eine dritte Sorte von Knochen wird gesammelt, ohne daß man das Fett aus ihnen
auszieht. Dahin gehoͤren
1) die Knochen vom Kopfe der Ochsen;
2) die knochigen leichten Theile, welche das Innere der Hoͤrner
ausfuͤllen, so wie auch
3) die in den Hufen der Ochsen und Kuͤhe enthaltenen;
4) die flachen und duͤnnen Knochen von den Schultern der Schafe.
5) Diejenigen von den Schenkeln derselben Thiere, welche zu duͤnn sind, als
daß man sie in der Kunstdreherei anwenden koͤnnte, wovon man aber die Enden
abgesagt hat, um das Fett daraus zu gewinnen. Alle diese Knochen verkauft man
vortheilhaft an die Leimfabrikanten, welche sie entweder mit Salzsaͤure
behandeln oder mit Wasser oder Dampf bei der Temperatur und dem Druk, welche zwei
Atmosphaͤren entsprechen; wir theilen ihr Verfahren im lezten Kapitel unserer
Abhandlung mit.
Muskelfleisch. – Die vortheilhafteste Anwendung,
welche man vom Fleisch der Thiere machen kann, ist ohne Zweifel diejenige zur
Ernaͤhrung der Menschen und ein leichtes Mittel es dazu zu verwenden, besteht
in dem Einsalzen. Man legt die Theile, welche zuerst verderben wuͤrden,
naͤmlich die Leber, das Herz und die Milz, besonders in eines oder mehrere
Gefaͤße, z.B. große Toͤpfe von Steingut; will man sie laͤngere
Zeit aufbewahren, so legt man zuerst auf den Boden des Topfes eine Schichte Salz und
bringt dann nach und nach alle Stuͤke hinein, nachdem man sie zuvor auf einem
mit Salz bestreuten Tische gerollt hat; man legt ferner den in zwei Theile
gespaltenen Kopf, den Hals in fuͤnf oder sechs Stuͤke zertheilt und
das Ende der Rippen in besondere Toͤpfe und salzt sie auf dieselbe Art ein,
um sie nach jenen Theilen zu verzehren: was man sonst noch von dem Thiere hat, wird
in Stuͤke zerschnitten, und in Schichten, zwischen welche man eine Lage Salz
bringt, in Toͤpfe von Steingut gebracht; alle Toͤpfe werden gut
bedekt, entweder mit Pergament, oder mit Schiefer oder ebenen Steinen und an einen
kuͤhlen Ort gebracht.
Vorschrift zur Benuzung eines tobten Thieres. –
Nach folgender Vorschrift kann man die tobten Thiere selbst an solchen Orten, wo
keine Fleischer sind, als Nahrungsmittel benuzen. Man faͤngt damit an den
Bauch des Thieres zu oͤffnen, und zieht die Eingeweide heraus, welche man als
Duͤnger benuzt, wie oben angegeben wurde:In den groͤßeren Staͤdten Deutschlands befinden sich die
Schlachthaͤuser groͤßtentheils an fließenden Wassern, in
welche die Excremente aller Thiere geworfen werden, und so der beste
Duͤnger fuͤr die Landwirthschaft ganz verloren geht. Hatten
die nahe liegenden Landleute mehr Sinn fuͤr die Benuzung des
thierischen Duͤngers, so ließe sich leicht Rath schaffen, um
denselben zu sammeln, wenn die Landleute die Veranstaltung so treffen
wuͤrden, daß dieser Duͤnger von den Schlachthaͤusern
sogleich weggefuͤhrt und, wenn man ihn nicht gleich einakern kann,
mit Erde vermengt und bis zur Verwendung auf Hausen geschlagen
wuͤrde. A. d. R. man schneidet sodann das Thier in sechs oder acht Stuͤke, so daß
jedes derselben in den Topf oder Kessel geht, welchen man zu seiner Disposition hat,
fuͤllt dieses Gefaͤß zur Haͤlfte mit Wasser und erhizt es so
lange, bis dasselbe anfaͤngt zu kochen; dann bringt man eines der Stuͤke des Thieres
hinein und laͤßt neuerdings kochen, bis die Haare leicht ausgerissen werden
koͤnnen; hierauf nimmt man dieses ausgebruͤhte Stuͤk heraus und
reißt schnell die Haare aus, indem man sie zwischen die Klinge eines Messers und den
Daumen faßt und sodann mit demselben Messer die Haut abschabt. Jedes Mal wenn man
ein Stuͤk herausnimmt, ersezt man das verdunstete Wasser und wartet so lange
bis es kocht, ehe man wieder ein anderes Stuͤk hineinbringt.
Wenn man auf diese Art alle Stuͤke des Thieres ausgebruͤht hat, kann
man sie noch salzen, um sie aufzubewahren oder auf die von uns beschriebene Weise
braten, um sie einige Tage lang als Nahrung fuͤr die Hunde, Schweine und
Huͤhner zu verwenden. Das Wasser, womit man alle Theile des Thieres
ausgebruͤht hat, muß durch reine Leinwand geseiht werden, um die Haare darauf
zuruͤkzuhalten, worauf man es mit Kleie, Abschnizen u.s.w. mengt, um damit
die Schweine zu fuͤttern.
Wenn die Haut beschaͤdigt wurde oder aus irgend einem Grunde nicht an die
Gerber verkaͤuflich ist, kann man sich dieselbe auf die Art zu Nuzen machen,
daß man sie auf obige Weise ausbruͤht, um alle Haare davon trennen zu
koͤnnen, sodann in sehr kleine Stuͤke zerschneidet und bei gelindem
Feuer mit sechs oder acht Mal ihrem Volumen Wasser (vier oder sechs Pfund Wasser auf
ein Pfund Hautschnizel) kochen laͤßt. Nach sieben bis acht Stunden langem
Kochen sezt man Salz und die Wuͤrzung zu und seiht sodann die
Fluͤssigkeit durch eine reine Leinwand. Nach dem Erkalten bildet sie eine
sehr nahrhafte Gallerte, welche angenehm zu essen ist. Die Hautstuͤke, welche
in dem Zeuge blieben, koͤnnten auf verschiedene Weise zu Ragout zubereitet
oder mit dem Futter der Thiere gemengt werden.
Ein vortreffliches Mittel sowohl die gallertartige Fluͤssigkeit, welche man
durch Auskochen der Knochen, des Fleisches und der Haͤute erhaͤlt, als
auch das gut ausgekochte und zerhakte Fleisch, so wie das Blut aufzubewahren,
besteht darin, diese Substanzen hinreichend gesalzen, in den Teig des Brodes zu
mengen. Den ersten Tag nach dem Baken schneidet man dieses Brod in sechs Linien bis
ein Zoll dike Schnize, legt diese neuerdings in einen Bakofen, aus welchem gerade
das Brod herausgenommen wurde, und laͤßt dessen Thuͤre offen um das
Austroknen zu erleichtern. Wenn diese Schnize gut ausgetroknet sind, bewahrt man sie
in Faͤßchen auf dem Speicher auf: auf diese Art kann man sich fuͤr
lange Zeit mit Nahrung fuͤr Menschen und Thiere versorgen; ich brauche wohl
nicht zu bemerken, daß man fuͤr leztere zur Bereitung des Teiges das
wohlfeilste Mehl oder selbst Abschnize nimmt. Will man dieses Brod genießen, so legt
man es in Wasser,
welches man erhizt, um eine Suppe von gewoͤhnlicher Consistenz zu erhalten.
Von den Substanzen, welche man auf diese Art dem Brodteige einverleiben will, muß
man das Fett so gut es nur immer moͤglich ist, absondern, damit sie keinen
ranzigen Geschmak bekemmen.
Man kann auch die Fleischstuͤke, an welchen man die Haut, selbst ohne ihr die
Haare auszuziehen, gelassen hat, im Bakofen braten. In diesem Falle begnuͤgt
man sich die mit Haaren versehene Seite abzubruͤhen (mit siedendem Wasser zu
waschen): man legt das Stuͤk auf diese Seite in eine Schuͤssel von
gebrannter Erde, Gußeisen oder Eisens blech, sezt so viel Wasser zu als verdunsten
kann und siedet es dann in einem Bakofen oder unter einem Dekel, der mit
gluͤhenden Kohlen belegt ist, oder auch in einem gußeisernen Topfe, welcher
mit einem Dekel versehen und vor das Feuer gestellt ist, ab. Man erhaͤlt
dadurch einen sehr schmakhaften Braten, weil die Haut das Auslaufen des Saftes
erschwert; lezterer bleibt also nach dem Braten in groͤßerer Menge in dem
Fleisch zuruͤk, wodurch es schmakhafter und weicher wird.
Wir koͤnnten als Augenzeugen eine sehr große Anzahl von Beispielen
anfuͤhren, daß Ochsen, Kuͤhe, Schafe, Pferde, Hunde, Ratten und sogar
Hausmarder,Bloß dieses leztere Thier verbreitet einen unangenehmen bisamartigen Geruch,
welcher so stark ist, daß man ihn durch kein Gewuͤrz maskiren kann.
Es ist also sehr wahrscheinlich, daß ein unuͤberwindlicher Widerwille
die meisten Leute verhindern wuͤrde von demselben zu essen; zwei
positive Thatsachen geben uns uͤbrigens die Gewißheit, daß dieses
Fleisch der Gesundheit durchaus nicht nachtheilig ist. A. d. O. welche zufaͤllig oder nach kurzer Krankheit starben, den Arbeitern
als Nahrung dienten, ohne daß jemals im Geringsten nachtheilige Folgen davon
verspuͤrt wurden: wir bemerken noch, daß nach einem unlaͤngst
erschienenen Berichte des Gesundheitsrathes woͤchentlich neunzehn Pferde und
eine große Anzahl von Hunden und Kazen in Montfaucon geschlachtet und hoͤchst
wahrscheinlich als Nahrungsmittel fuͤr Menschen verkauft werden, ohne daß man
darauf Ruͤksicht nimmt, was die Ursache ihres Todes war; es ist ferner außer
allem Zweifel gesezt, daß in derselben Abdekerei, wo man jaͤhrlich
uͤber zehn tausend Pferde abdekt, die von Paris und mehreren Meilen in der
Runde hingefuͤhrt werden, taͤglich eine große Menge Muskelfleisch zum
Fuͤttern der Hunde und der Kazen verkauft wird, daß alle Hunde im Combat du Taureau und die fleischfressenden Thiere im
Musée d'histoire naturelle keine anderen
Nahrungsmittel erhalten, daß man im Felde zur Zeit der Theuerung u.s.w. Thiere,
welche an Ermuͤdung, Erschoͤpfung und selbst an verschiedenen
Krankheiten starben, verzehrte,Der Herr Berichterstatter haͤtte hier Gelegenheit gehabt, Beispiele
von der Armee-Retirade aus Rußland hier anzufuͤhren. In
Daͤnemark wird das Pferdefleisch oͤffentlich in den
Fleischbaͤnken ausgehauen, verkauft und zubereitet als Lekerbissen
gespeist. Viele Abdeker in Deutschland salzen das Fleisch gefallener Thiere
ein und maͤsten damit Schweine u.s.w. Noch andere liefern solches
Fleisch an die Wurstmacher der Residenzstaͤdte. A. d. R. daß man auch viele Thiere, welche erliegen, ehe sie in das Schlachthaus kommen, heimlich
schlachtet und das Fleisch sodann zur Consumtion verkauft. Kann man endlich
versichert seyn, daß alle Thiere sich in dem Augenblike, wo sie geschlachtet werden,
Wohlbefinden, da sie schon sehr ermuͤdet, oft drei oder vier Tage lang in den
Schlachthaͤusern stehen bleiben, ohne irgend eine Nahrung zu erhalten?
Braucht man noch mehr Beweise, daß das Muskelfleisch unter allen Umstaͤnden
ohne Gefahr den Menschen zur Nahrung dienen kann?
Da aber, ungeachtet der sprechendsten Thatsachen, die Menschen im Allgemeinen noch
lange ihre Vorurtheile gegen das Fleisch gewisser Thiere nicht werden
uͤberwinden koͤnnen, so duͤrfte es zwekmaͤßig seyn,
andere Mittel anzugeben, wodurch man sich dasselbe zu Nuzen machen kann, es sey nun
daß man es als Nahrungsmittel fuͤr Thiere Verwendet, oder als Urstoff bei
verschiedenen Gewerben.
Wiederholte Versuche mit dem Fleisch der magersten Pferde, welche in krankhaftem
Zustande starben, gaben uns die Ueberzeugung, daß man ohne Gefahr und im Gegentheil
mit Vortheil die Nahrung des Gefluͤgels mit diesem Fleisch, nachdem es
gedaͤmpft und etwas gesalzen wurde, animalisiren kann: zu diesem Ende
schneidet man es in Schnize, legt es in das Wasser und laͤßt lezteres drei
bis vier Stunden lang in einem Kessel kochen, dessen Dekel mit einem Gewichte
beschwert ist und zur besseren Schließung auf alten Leinwandstuͤken aufliegt.
Man hat bei diesem Kochen (Daͤmpfen) durchaus keine Explosion zu
befuͤrchten.Den Hizgrad, welcher erforderlich ist, um das Fleisch hinreichend zerreiblich
zu machen, erhaͤlt man sehr leicht mit Dampf unter einem Druk von
zwei Atmosphaͤren; der Apparat, welchen wir weiter unten zum
Ausziehen der Gallerte aus den Knochen beschreiben, wuͤrde sich zu
diesem Zwek ebenfalls eignen. A. d. O. Das Fleisch kann alsdann leicht vermittelst eines Messers, eines Beiles
u.s.w. zertheilt werden. Mit seinem drei- bis vierfachen Volumen gekochter
Kartoffeln gemengt, welchen man das zum Daͤmpfen angewandte Wasser zusezen
kann, liefert es eine vortreffliche Nahrung fuͤr die Hunde, Schweine und das
Gefluͤgel; bloß zerbroͤkelt und mit seinem zwei- bis dreifachen
Volumen Korn gemengt, fressen es die Huͤhner sehr gern und drei Versuche,
welche an sehr entfernten Orten angestellt wurden, ergaben daß sie dadurch fett
werden.
Wenn man so gedaͤmpftes und zertheiltes Fleisch haͤtte, welches man den
Thieren nicht geben will, so kann man daraus einen der besten Duͤnger
bereiten, wenn man es moͤglichst innig mit seinem acht- bis zehnfachen
Gewicht Felderde mengt um es in kleiner Quantitaͤt auf den mit Korn
angesaͤten Feldern ausbreiten zu koͤnnen. Wenn man diesen
Duͤnger mit der Hand in die Naͤhe der meisten Gemuͤse, der
Weinstoͤke, Kartoffeln, Runkelruͤben u.s.w. hinstreut, ohne daß er
ihren Staͤngel beruͤhrt, so befoͤrdert er ihr Wachsthum
auffallend. Man koͤnnte in dieser Hinsicht das vorlaͤufige
Daͤmpfen umgehen, wenn die Zertheilung des Fleisches mit irgend einem
schneidenden Instrumente nicht viel muͤhsamer waͤre.
Fleisch in verschiedenen Zustanden, welches mit Erde, Mist, Stroh gemengt wurde,
worauf man es zur Duͤngererde faulen ließ, wie dieses einige Oekonomen
vorschlugen, verlor nach genauen Versuchen bis 0,9 von dem wirklich darin
enthaltenen thierischen Stoff und seine Qualitaͤt oder sein Werth als
Duͤnger verminderte sich ziemlich in demselben Verhaͤltniß. Diese
Bemerkung gilt uͤbrigens fuͤr alle Duͤngersorten, deren
Zusammensezung und Wirkungen ich kennen zu lernen Gelegenheit hatte, und es
waͤre zu wuͤnschen, daß unterrichtete Oekonomen in dieser Hinsicht
weitere Versuche anstellten.
Wie man aber auch immer das Fleisch gedampft oder gebraten und zertheilt haben mag,
so kann man es sehr lange aufbewahren, wenn man es in einem Ofen oder auf vorsichtig
erhizten Eisenplatten moͤglichst austroknet und jedenfalls bestaͤndig
dabei umruͤhrt. Durch diese Operation, welche so nuͤzlich ist, wenn
man das Fleisch weit transportiren oder lange aufbewahren will, kann man auch die
Zertheilung desselben weiter treiben: man braucht in der That diese Substanz, welche
zerreiblich geworden ist, alsdann nur in einem Moͤrser mit der Hand, oder in
einer Muͤhle mit senkrechten Steinen zu reis bell oder auch bloß mit einem
hoͤlzernen Klopfer zu pulvern.Einen Theil der in dem Fleisch enthaltenen Gehneu, so wie die Knorpel, welche
sich nicht pulvern lassen, kann man leicht absieden und aufbewahren, um sie
entweder an die Berlinerblaufabrikanten zu verkaufen oder als Mastung zu
benuͤzen; in lezterem Falle troknet man sie nochmals in dem Ofen aus,
bis sie schwach gerostet sind. wo man sie dann zerreiben kann. A. d. O.
Das so zertheilte Fleisch mischt sich besser mit den Nahrungsmitteln der Thiere; man
kann es wie Samen im Fluge aussaͤen, um die Felder zu duͤngen, welche
es außerordentlich fruchtbar macht. Wir haben uns durch vergleichende Versuche
versichert, daß diese Substanz als Duͤnger dem getrokneten und gepulverten
Blut weit vorzuziehen ist, obgleich lezteres schon, welches Hr. Derosne bereitet, das Wachsthum des Zukerrohres so
befoͤrdert, daß man es von Paris nach den Colonien verfuͤhrt, wo
hundert Kilogrammen, die in Paris fuͤnfundzwanzig Franken kosten, auf vierzig
Franken zu stehen kommen.
In trokenem Zustande kann das Fleisch auch an die Fabrikanten, welche Berlinerblau, blausaures
Kali und Ammoniakproducte bereiten, als Urstoff verkauft werden. Zu Duͤnger
und zur Fabrikation von blausaurem Kali und Ammoniaksalzen kann man auch solches
Fleisch benuzen, welches bereits in Faͤulniß uͤberzugehen anfing und
zehn bis funfzehn Franken fuͤr hundert Kilogrammen erhalten; man schneidet es
naͤmlich in duͤnne Stuͤke, taucht sie acht oder zehn Tage lang
in eine starke Kalkmilch und breitet sie dann an einem windigen Orte auf Nezen an
der Luft aus um sie zu troknen; dadurch begegnet man zugleich dem weiteren
Vorschreiten der Faͤulniß. Um sicher zu seyn, daß das Fleisch vollkommen
ausgetroknet ist, koͤnnte man es nach dem Ausbaken des Brodes in einen
Bakofen bringen und von Zeit zu Zeit mit einer Kruͤke umruͤhren: in
diesem Zustande kann das trokene Fleisch fest in Faͤsser eingestampft und
weit verfuͤhrt werden.
Sehnen. – Diese Theile der Thiere bereitet man wie
alle anderen zur Leimfabrikation tauglichen zu; dahin gehoͤren die
Hautabschnizel, die Ohren, die Pfoten der Kazen, Hunde u.s.w. Man verschafft sich
eine Kalkmilch, wie wir es fuͤr die Haute der Gerber angaben, taucht diese
Substanzen hinein und ruͤhrt das ganze Gemenge um; man kann als Gefaͤß
einen Kuͤbel, ein Faß, eine ausgemauerte Grube u.s.w. nehmen. Nachdem sie
acht bis funfzehn Tage lang eingeweicht waren, nimmt man sie heraus und troknet sie;
man koͤnnte sie uͤber vier Monate in der Kalkmilch aufbewahren, wenn
man nur das Wasser alle fuͤnfzehn Tage ein Mal erneuern und sie von Zeit zu
Zeit umruͤhren wuͤrde.
Wenn diese Substanzen frei von Fleisch und ganz troken sind, so zahlt man nach ihrer
Qualitaͤt und Lokalumstaͤnden vierzig bis sechzig Franken fuͤr
hundert Kilogrammen (zwei Zentner); im Departement der Seine werden jaͤhrlich
gegen 500,000 Kiligrammen zur Leimfabrikation verbraucht. Man kann sie auf einem
Boden aufbewahren und nach Belieben in Saͤken oder Ballen von grober Leinwand
oder anderen nicht brauchbaren Zeugen versenden.
Sehnen, welche vor Kurzem aus dem Thiere genommen wurden, koͤnnte man
nuͤzlicher als Nahrungsmittel verwenden. Eine der einfachsten Methoden
besteht darin, sie in Gallerte zu verwandeln. Zu diesem Ende schneidet man sie mit
einem scharfen Messer in duͤnne Schnize, oder noch besser man hakt sie klein,
bringt sie sodann mit ihrem acht- bis zehnfachen Gewichte Wasser und einigen
gelben Ruͤben in einen Topf, erhizt sie sechs bis acht Stunden lang nahe zum
Sieden, wuͤrzt dann mit der gehoͤrigen Menge Salz und Pfeffer, seiht
sie durch ein reines Sieb und laͤßt die durchgegangene Fluͤssigkeit an
einem kuͤhlen Orte ruhig stehen; leztere verwandelt sich dann in ein wohlschmekendes,
nahrhaftes Gelée, das eines der gesundesten Nahrungsmittel ist, die man sich
verschaffen kann.
Blut. – Auf dem Lande benuzt man
gewoͤhnlich das Blut der Thiere, welche man schlachtet, ganz und gar nicht;
und doch ist dasselbe eine derjenigen Substanzen, welche allenthalben eine
nuͤzliche Anwendung finden koͤnnen. Das Blut der Thiere, welche einen
gewaltsamen Tod und wahrscheinlich auch derjenigen, welche an Krankheiten sterben,
kann ein gesundes Nahrungsmittel abgeben, eben so gut als das der Schweine, welches
gegenwaͤrtig ausschließlich in unserem Lande hiezu benuzt wird. In Schweden
bereitet man fuͤr die armen Leute ein sehr nahrhaftes Brod mit dem Blut der
geschlachteten Thiere und gewoͤhnlichem Teige von Weizenmehl; auch das Blut
der meisten anderen Thiere waͤre hiezu anwendbar; warum benuzt man aber nicht
wenigstens zum Fuͤttern des Gefluͤgels ein solches Brod? Um es zu
bereiten, braucht man nur den Teig wie gewoͤhnlich zu machen, indem man statt
Wasser ein Gemisch aus gleichen Theilen Wasser und Blut nimmt. Wenn man ein solches
Brod in Schnize zerschneiden und im Bakofen austroknen wuͤrde, so
koͤnnte man sich fuͤr lange Zeit einen Vorrath verschaffen. Man thut
immer besser, frisches Blut zu nehmen, wenn dasselbe aber auch bereits etwas
gegohren haͤtte, so wuͤrde der Nachtheil nicht groͤßer seyn,
als wenn man mit verdorbenem Blut die Klaͤrung des Zukers vornimmt; denn die
Gasarten der Faͤulniß entbinden sich bei dem Daͤmpfen oder Braten des
Brodes gerade so, wie beim Abdampfen der Syrupe.
In welchem Zustande sich aber das Blut befinden und von welchem Thiere es
herruͤhren mag, so bietet es den Landleuten ein schaͤzbares
Huͤlfsmittel als Duͤnger dar und wurde in dieser Hinsicht, wie wir
schon oben bemerkten, in Paris zum Gegenstand einer sehr vortheilhaften Speculation
gemacht: man hat in dieser Stadt die Gewißheit erlangt, daß der Werth des Blutes als
Duͤnger groß genug ist, daß es nach Abzug der Kosten 1) des theurern Ankaufs
auf dem Wege der oͤffentlichen Versteigerung, 2) der theuren Handarbeiter um
es zu sammeln, 3) des Transportes von verschiedenen Schlachthaͤusern in ein
einziges Etablissement, 4) des sehr theuren Brennmateriales zum Austroknen, 5) der
mechanischen Kraft und der Handarbeit um es in Pulver zu verwandeln, 6) des
Verpakens und endlich des Transportes zu Lande bis zur Seine, zu Wasser bis nach
Havre und auf dem Meere bis in die Colonien, noch Gewinn abwirft. Die Colonisten
bezahlen also zu Paris fuͤr hundert Kilogrammen getroknetes Blut zwanzig
Franken; mit Transport und verschiedenen Unkosten kommt es ihnen aber wenigstens auf
das Doppelte zu stehen; wenn sie nun noch einen großen Vortheil finden, ihre Felder
mit dieser Substanz zu
duͤngen, so muͤssen hundert Kilogrammen davon wenigstens einem Werth
von 50 Franken entsprechen.Die Raffinerien zu Paris verbrauchen jaͤhrlich ungefaͤhr eine
Million und hunderttausend Kilogrammen frisches Blut und bezahlen
fuͤnf Franken funfzig Centimes fuͤr hundert Kilogrammen: drei
Mal hundert tausend Kilogrammen Blut, welche aus denselben
Schlachthaͤusern kommen, werden getroknet und in Pulver verwandelt,
worauf man sie in die Colonien als Duͤnger fuͤr das Zukerrohr
versendet. A. d. O.
Die Landleute koͤnnen alle moͤglichen Vortheile aus diesem reichen
Duͤnger ziehen, welcher sie nichts kostet als ein wenig Arbeit und oft noch
dazu zu einer Zeit, wo sie nichts Anderes thun koͤnnen. Sie muͤssen
alles Blut, welches den Thieren abgezapft wird, so wie auch dasjenige, welches sie
im Inneren des Koͤrpers geronnen finden, in einem Gefaͤße sammeln und
es mit einer Schaufel, mit ungefaͤhr seinem achtfachen Volumen trokener Erde
mengen. Dieses Gemenge ist ein vortrefflicher Duͤnger, wenn man ein halbes
Kilogramm davon auf einem Meter Feld verwendet. Sollten sich die Oekonomen nicht
beeilen solchen Duͤnger zu bereiten, wenn sie bedenken, daß man mit dem Blut
eines Pferdes, einer Kuh oder eines Ochsens, naͤmlich mit zwanzig bis
fuͤnfundzwanzig Kilogrammen dieser Fluͤssigkeit, hundert und sechzig
bis zwei hundert Kilogrammen Gemenge erhaͤlt, womit man drei hundert und
zwanzig bis vier hundert Meter Oberflaͤche fruchtbar machen kann, und
fuͤnf bis sechs hundert Meter oder ungefaͤhr ein Drittel eines Morgen
(Arpent), wenn man den Koth der Gedaͤrme
zusezt.
Wollte man das Blut aufbewahren, um die gelegentlichste Zeit zu seiner Anwendung
abzuwarten, so muͤßte man es nach einer der folgenden Verfahrungsweisen
austroknen. Wir werden im lezten Kapitel noch ein viertes Verfahren angeben, welches
aber mehr Aufmerksamkeit erfordert und das ausgetroknete Blut auch zur
Klaͤrung der Syrupe und der Weine anzuwenden gestattet. Man troknet
unmittelbar nach dem Brodbaken schollenfreie Erde in dem Bakofen und ruͤhrt
sie von Zeit zu Zeit mit einer Kruͤke um; man braucht davon ungefaͤhr
vier bis fuͤnf Mal so viel als man fluͤssiges Blut hat; diese Erde
zieht man, waͤhrend sie noch heiß ist, an die Thuͤre des Ofens hin und
begießt sie, indem man sie mit der Schaufel umkehrt, mit dem aufzubewahrenden Blut,
schiebt dann das Gemenge wieder in den Ofen hinein und ruͤhrt es mit der
Kruͤke um, bis es ganz ausgetroknet ist; man kann alsdann das Ganze in alte
Faͤsser oder Kisten bringen und an einem Orte, welcher gegen den Regen
geschuͤzt ist, aufbewahren: ich brauche wohl nicht erst zu bemerken, daß man
zum Duͤngen einer gegebenen Flaͤche von diesem lezteren Gemenge
ungefaͤhr um die Haͤlfte weniger braucht, als von dem ersteren, weil
es beinahe zwei Mal so viel Blut enthaͤlt und die Erde bloß zur
gehoͤrigen Vertheilung des Blutes dient.
Das dritte Verfahren besteht darin, daß man im einen gußeisernen Kessel nur so viel
Blut bringt, daß es darin eine Hoͤhe von drei bis vier Zoll einnimmt, es bis
zum Kochen erhizt und bestaͤndig mit einer eisernen Spatel oder einer kleinen
Schaufel umruͤhrt. Bei dieser Behandlung trennt sich das Blut in zwei Theile;
der eine ist fluͤssig und der andere ist darin in großen Floken
geronnen;Wenn das Blut durch Erhizen zum Gerinnen gebracht wurde, so zersezt es sich
in der Erde langsamer und regelmaͤßiger und ist daher ein besserer
Duͤnger als das fluͤssige. A. d. O. leztere verlieren allmaͤhlich den groͤßten Theil des Wassers,
welches sie befeuchtet und zertheilen sich immer mehr durch das bestaͤndige
Umruͤhren, welches man vornehmen muß, wenn das Blut auf diese Art in eine
feuchte pulverige Masse verwandelt ist; man kann es dadurch vollstaͤndig
austroknen, daß man das Feuer maͤßigt und unaufhoͤrlich
umruͤhrt, oder es aus dem Kessel nehmen und nach dem Brodbaken in einen
Bakofen bringen und mit bestaͤndigem Umruͤhren in demselben vollends
troknen. Um es mehr zu zertheilen, muß man es alsdann mittelst eines Stoͤßels
pulvern oder unter einen Reibstein bringen, welcher an einem Pferdegoͤpel
angebracht ist; 100 Kilogrammen Blut entsprechen in diesem Zustande als
Duͤnger drei hundert Kilogrammen gestoßener Knochen oder sieben tausend zwei
hundert Kilogrammen Pferdemist: es ist ein bei weitem besserer Duͤnger als
das Kothpulver, die Oehlkuchen etc. und steht nur dem getrokneten und gepulverten
Fleisch nach. Man bringt das getroknete Blut in Faͤßchen, Kisten oder
Saͤke, welche man an einem gegen Feuchtigkeit geschuͤzten Orte
aufbewahrt und benuzt es zum Duͤngen der Erde oder als Mastung fuͤr
Thiere auf dieselbe Art wie das zerhakte und getroknete Fleisch, wovon wir Oben
sprachen.
(Die Fortsezung folgt.)