Titel: | Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten Thiere, vorzüglich für Landleute; von Hrn. Payen, Fabrikant, Professor der Chemie, Ritter der Ehrenlegion etc. |
Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LXXII., S. 363 |
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LXXII.
Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten
Thiere, vorzuͤglich fuͤr Landleute; von Hrn. Payen, Fabrikant, Professor der Chemie, Ritter
der Ehrenlegion etc.
Eine von der Société royale
et centrale d'Agriculture gekroͤnte Preisschrift.
Aus dem Agriculteur-Manufacturier, Decbr. 1830,
S. 116. Januar 1831. S. 1. u. f.
Payen, Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten
Thiere.
Fortsezung und Beschluß vonBd. XL. S. 270.
Ueber die Benuzung des Inhalts der Gedaͤrme.
– Alle inneren Theile der Thiere, wie die Leber, die Lungen, das Gehirn, das
Herz so wie die Abgaͤnge der Gedaͤrme, muͤssen
moͤglichst klein zerhakt und sodann mit dem Koth der Eingeweide und trokener
Erde gemengt werden, so daß leztere den achtfachen Raum von dem der thierischen
Substanzen einnimmt; wenn dieses Gemenge mit einer Schaufel gut aufgelokert worden
ist, breitet man es auf dem zu duͤngenden Boden aus, indem man ein Kilogramm
davon auf einen Quadratmeter Oberflaͤche Verwender. Dieser Duͤnger
gibt sehr gute Resultate, besonders bei dem Getreide. Koͤnnte man ihn nicht
sogleich nach seiner Bereitung auf dem Felde ausbreiten, so muͤßte man ihn in
einer Grube oder an irgend einem kuͤhlen Orte aufbewahren, jedenfalls aber
mit Erde bedekt.
Wir rathen nicht die zu diesem Duͤnger anzuwendenden thierischen Substanzen
auszutroknen, weil dieses hinsichtlich des Inhalts der Eingeweide sehr schwierig
waͤre, indem ein Theil der Producte ihrer bereits begonnenen faulen
Gaͤhrung verloren ginge und weit um die Stellen, wo man dieses Austroknen
vornaͤhme, einen uͤblen Geruch verbreiten wuͤrde. Was die
Abgaͤnge an Gedaͤrmen, Leber, Lungen, Herz und Gehirn betrifft, so
koͤnnen sie ohne Nachtheil auf dieselbe Art wie das Fleisch ausgetroknet
werden und geben dann eine Substanz, welche zu denselben Zweken einen gleichen Werth
hat.
Gedaͤrme. – Die langen und geraden, so wie
die kurzen Gedaͤrme der Ochsen, Kuͤhe, Schafe, Pferde, welche von
Natur an einem Ende verschlossen sind, verwendet man zur Fabrikation der
aufgeblasenen Daͤrme, welche nach Spanien ausgefuͤhrt werden, der
Goldschlaͤgerhaͤute, der Darmsaiten u.s.w. Man kann diese
Gegenstaͤnde nur an solchen Orten verfertigen, wo Thiere genug geschlachtet
werden, daß man immer mehrere Arbeiter zu beschaͤftigen im Stande ist;
uͤberall aber kann man mit Nuzen die Zubereitung der Daͤrme vornehmen,
so daß sie bloß in
die Fabriken, welche sie benuzen, transportirt zu werden brauchen.Von den sechs Mal hundert tausend Haͤmmeln und Laͤmmern, und
den hundert zehn tausend Ochsen und Kuͤhen, welche jaͤhrlich
im Departement der Seine geschlachtet werden, benuzt man den groͤßten
Theil der Gedaͤrme zur Fabrikation der genannten Gegenstaͤnde,
wodurch man sie auf einen Werth von ungefaͤhr sechs hundert und
funfzig tausend Aranken bringt. Wenn man aber drei Mal so viel zum Verkaufen
haͤtte, so wuͤrde es noch nicht an Absaz fehlen; eine solche
Quantitaͤt wuͤrde man aber leicht erhalten, wenn man die
Urstoffe in den benachbarten Departemens auf oben angegebene Weise schwach
einsalzen oder schwefeln wuͤrde, so daß man sie aufbewahren und
verfuͤhren koͤnnte. Zu Nevers und im Dpt. du Puy-de-Dôme, wo dieselben
Industriezweige betrieben werden, ist der Mangel an Urstoff noch bei Weitem
fuͤhlbarer. A. d. O.
Sobald ein Thier todt und ihm die Haut abgezogen ist, muß man sich beeilen die
Gedaͤrme zu entleeren und sie in frischem Wasser zu reinigen; man beseitigt
sodann das an denselben haͤngen gebliebene Fett, indem man sie schwach mit
einem Messer schabt. Um diese Operation bei großen Daͤrmen zu erleichtern,
haͤngt man ein Ende von vier bis fuͤnf Fuß an einen Stok, welcher
horizontal sechs Fuß hoch uͤber dem Boden befestigt ist und wenn dieses Ende
entfettet ist, laͤßt man es herunter, indem man es durch den folgenden Theil
desselben Darms ersezt, und so fort, bis die ganze Laͤnge auf diese Art
gereinigt wurde. Man zieht die Daͤrme dann nochmals durch Wasser und preßt
dasselbe dann mit den Fingern moͤglichst aus; man breitet sie auf Seilen aus,
um sie zu troknen. Wenn sie zur Haͤlfte getroknet sind, sezt man sie in einer
geschlossenen Kammer dem Dampf des brennenden Schwefels aus, wie wir es oben
angaben; man breitet sie neuerdings aus, um sie vollends zu troknen und legt sie
zusammen, waͤhrend sie noch weich sind; man schwefelt sie dann nochmals und
verpakt sie in Kisten, um sie zu verfuͤhren. Es wird fuͤr diesen
Urstoff nicht an Kaͤufern fehlen, da ihn unsere Fabrikanten in großer Menge
aus dem Auslande kommen lassen, indem sie sich in Frankreich nicht genug davon
verschaffen koͤnnen.
Wenn man die Euter der Kuͤhe auf dieselbe Art zubereitet, so kann man sie an
die Personen verkaufen, welche Saughoͤrner fuͤr das kuͤnstliche
Saͤugen fabriciren. Diese in Paris gebraͤuchlichen Geraͤthe
sind sehr bequem und koͤnnten auch von Landleuten benuzt werden, wenn man sie
mit weniger Luxus verfertigen und folglich wohlfeiler verkaufen wuͤrde. Die
Landleute koͤnnten sich dieselben selbst zurichten, indem sie die Euterenden
nach dem Schwefeln acht und vierzig Stunden lang in eilte gesaͤttigte
Alaunaufloͤsung einweichen, sodann in Wasser auswaschen und um den Hals einer
Flasche, welche seitwaͤrts mit einem kleinen Loch durchbohrt ist, festbinden
wuͤrden.
Die Eingeweide und ihre Abfaͤlle, so wie das Muskelfleisch und alle
Abgaͤnge mit Ausnahme des Koches der Eingeweide koͤnnen im Laufe des
Sommers zur Erzeugung von Mehlwuͤrmern benuzt werden, an Orten
naͤmlich wo die Angelfischer, welche sie zum Anloken des Weißfisches und um
damit ihre Angeln zu versehen, kaufen, große Quantitaͤten davon verbrauchen
oder wenn man sie an Personen verschiken kann, welche Fasanen oder Fische ziehen und
fuͤttern; mit diesen Wuͤrmern kann man auch Huͤhner und das
uͤbrige Gefluͤgel fuͤttern, man muß aber dann mit
vegetabilischer Nahrung abwechseln; sie beguͤnstigen vorzuͤglich die
Entwikelung der Truthaͤhne, kleinen Huͤhner und alles jungen
Gefluͤgels und ersezen in dieser Hinsicht vortheilhaft die Ameiseneier; auch
die jungen Rebhuͤhner, Wachteln, Nachtigallen, Grasmuͤken kann man
damit fuͤttern.
In Montfaucon bei Paris beguͤnstigt man die Erzeugung der Mehlwuͤrmer
auf folgende Art: Man macht auf der Erde von Eingeweiden, Fleisch u.s.w. eine
fuͤnf bis sechs Zoll dike Schichte und legt ein wenig Stroh darauf, um die
Oberflaͤche der thierischen Substanzen gegen die brennende Sonnenhize zu
schuͤzen. Bald werden FliegenEs sind dieses besonders die Insecten, welche die Naturforscher mit dem Namen
musca caesar, musca carnaria, musca vivipara
bezeichnen; leztere legt auf die animalischen Substanzen ganz gebildete
Larven; die anderen aber Eier, welche eine maͤßige Temperatur der
Luft ausbruͤtet. In Montfaucon werden jaͤhrlich zehn bis
zwoͤlf taufend Pferde abgedekt. A. d. O. durch den Geruch herbeigezogen und dringen durch das Stroh, um ihre Eier auf
der Oberflaͤche der thierischen Ueberreste abzusezen. Einige Tage darauf
findet man an der Stelle der ausgelegten Substanzen eine regsame Masse von
Mehlwuͤrmern, welche mit einem der Duͤngererde aͤhnlichen
Ruͤkstande gemengt sind; man fuͤllt Saͤke mittelst Schaufeln
mit diesen Wuͤrmern an, um sie zu verfuͤhren und nach dem Maße zu
verkaufen.
Zu Paris bezahlt man in den Fasanerien fuͤr den Scheffel (ein Achtels
Hectoliter) Mehlwuͤrmer vier bis sechs Franken. Dieser Industriezweig ist so
gewinnreich geworden, daß man ihm seit dem lezten Jahre bei guͤnstiger
Witterung alles Fleisch und alle Abfaͤlle der Pferde, welche waͤhrend
dieser Zeit abgedekt werden, widmet. Die Mehlwuͤrmer ersezen mit Vortheil die
Ameiseneier nicht nur fuͤr die jungen Fasanen, sondern auch fuͤr die
Truthaͤhne, Huͤhnchen, und verschiedene andere Hausvoͤgel.Man duͤrfte aber die Legehennen damit nicht ausschließlich
fuͤttern, weil ihre Eier sonst einen uͤblen Geruch erhalten
koͤnnten; dieß geschieht hingegen nicht, wenn man Korn oder andere
vegetabilische Nahrungsmittel darunter mengt. A. d. O. Auch kann man mit diesen kleinen Wuͤrmern die Nachtigallen,
Grasmuͤken und andere Voͤgel, welche sich von Insecten
naͤhren, fuͤttern. Die Angelfischer verbrauchen davon an manchen Orten
sehr viel und bezahlen sie oft sehr theuer.
Eine der nuͤzlichsten Anwendungen, welche man von den Mehlwuͤrmern
machen kann, besteht darin, sie den Fischen in den Weihern zu geben; sie werden
dadurch bald fett. Man kann so zwei und drei Mal mehr Fische in demselben Weiher und
acht bis zehn Mal mehr Producte erhalten; denn bloß aus Mangel an Nahrung vermindert
sich die Anzahl der Fische, wenn sich unter ihnen keine gefraͤßigen befinden
und sie gegen die verschiedenen fisch fressenden Thiere geschuͤzt sind.
Um die Vortheile, welche die Landleute sich durch Benuzung der todten Thiere
verschaffen koͤnnen, anschaulicher zu machen, habe ich die unten folgende
Tabelle entworfen, woraus man ersieht, auf welchen Werth man ein todtes Pferd von
mittlerem Volumen durch die einfachsten der im Laufe dieser Abhandlung angegebenen
Zubereitungen bringen kann; in der dritten Spalte derselben Tabelle habe ich den
Werth der naͤmlichen Theile bei einem Pferde von staͤrkerem Wuchs,
welches in gutem Zustande ist, angegeben, weil auf dem Lande sehr viele durch Zufall
zu Grunde gehen. Das Gewicht dieser Cadaver habe ich aus sehr vielen Daten
abgeleitet, welche ich Gelegenheit hatte zu Versuchen uͤber das Fettwachs
(Adipocire)Wenn die Verfahrungsarten, welche man zur Erzielung dieser Substanz anwendet,
nichts Anderes bewirken, als daß sie durch langes Einweichen alle den fetten
Substanzen fremdartigen Koͤrper in die Aufloͤsung hineinziehen
(was nach den Versuchen des Hrn. Chevreul sehr
wahrscheinlich ist), so muß man befuͤrchten, daß in vielen
Faͤllen keine so große Menge fetter Substanzen urspruͤnglich
vorhanden seyn duͤrfte, daß man fuͤr die Unkosten
entschaͤdigt werden und Gewinn haben koͤnnte; dazu kommt noch,
daß man bei einer solchen Behandlung der thierischen Substanzen alle Sehnen,
das im Muskelfleisch enthaltene Blut und das Muskelfleisch selbst verliert;
in diesem Sinne glauben wir das Problem durch sehr langwierige und
kostspielige Versuche geloͤst zu haben (jedes Einweichen dauerte
funfzehn bis achtzehn Monate), womit wir uns seit mehreren Jahren
beschaͤftigten.Der lezte Versuch, welchen wir mit aller moͤglichen Sorgfalt
anstellten, gab uns ganz dasselbe Resultat; die Bereitung von Fettwachs
scheint uns also nie ein gewinnreicher Fabrikationszweig werden zu
koͤnnen. A. d. O. von Montfaucon zu erhalten. Der fuͤr die verschiedenen Producte
angegebene Werth ist derjenige, welchen sie im Durchschnitt einige Meilen von Paris
haben, es sey nun, daß man sie an Ort und Stelle verbraucht, oder in die Stadt
fuͤhrt. An den meisten Orten in Frankreich, welche mit Staͤdten oder
Seehaͤfen in Verkehr stehen, wuͤrden sie ziemlich denselben Werth
haben und fast alle anderen koͤnnten sich durch unmittelbare Benuzung
derselben gleiche Vortheile verschaffen.
Wir erhielten im Durchschnitt bei sechs aͤhnlichen Operationen folgende
Quantitaͤten frischer Substanzen.
Pferd von mittlerem
Volumen.
Pferd in gutem
Zustande.
Kilogr.
Gram.
Kilogr.
Gram.
Haut
34
–
37
–
Blut
18
500
20
810
Kurze und lange Haare
–
100
–
220
Hufeisen und Naͤgel
–
450
1
800
Huͤfe
1
500
1
860
Eingeweide und Abfaͤlle,
Daͤrme, Leber, Gehirn etc.
36
–
39
–
Sehnen
2
–
2
100
Fett
4
150
31
500
Muskelfleisch (Fleisch)
164
–
203
–
Knochen, vollkommen entfleischt
46
–
48
500
––––––––––––––––––––––––––––
Gesammtgewicht der Leichname
306
700
385
790
Tabellen uͤber die Producte, welche man aus den
frischen Substanzen durch die einfachsten Operationen
erhaͤlt.
Textabbildung Bd. 40, S. 367
Pferd, in gutem Zustande; Gewicht
in Kilogr.; Preis des Kilogr.; Werth in Franken; Frische oder durch eine
schwache Kalkmilch gezogene Haut; Kurze und lange Haare; Gekochtes und
pulverfoͤrmiges Blut, sowohl nach der Quantitaͤt von Nahrung,
welche es fuͤr die Hunde oder Huͤhner ersezt, als auch nach seinem
Werth als Duͤnger berechnet; Hufeisen und Naͤgel; Huͤfe in
geraspeltem Zustande angenommen; Eingeweide und Abfaͤlle zur Erzeugung
von Mehlwuͤrmern, die als Futter fuͤr das Gefluͤgel
verwandt werden; der Werth dieser
Ihr Werth ist sehr verschieden, je nachdem mehr oder weniger lange Haare
darunter sind, welche allein zur Verfertigung von Zeugen Werth haben. A. d.
O.
Die langen Eingeweide kann man jedoch ohne große Muͤhe ausscheiden und
zur Verfertigung von Seilen (Schnuͤren) fuͤr Maschinen,
Spinnraͤder etc. benuzen, um groͤßeren Vortheil daraus zu
ziehen. A. d. O.
Textabbildung Bd. 40, S. 368
Pferd, in gutem Zustande; Gewicht
in Kilogr.; Preis des Kilogr.; Werth in Franken; Wuͤrmer ist nach der
Nahrung fuͤr Huͤhner, die sie ersezen, angegeben; Koth der
Eingeweide, als Duͤnger; Sehnen, in Kalkmilch eingeweicht und getroknet;
Geschmolzenes Fett; Muskelfleisch gedaͤmpft und zerkleinert um die
Huͤhner, Hunde etc. damit zu fuͤttern oder es als Duͤnger,
zu versenden etc.; Knochen, gut entfleischt, fuͤr thierische Kohlen;
Gesammtwerth der Producte
Textabbildung Bd. 40, S. 368
Pferd, von mittlerem Volum; Gewicht
in Kilogr.; Preis des Kilogr.; Werth in Franken; Frische oder durch eine
schwache Kalkmilch gezogene Haut; Kurze und lange Haare; Gekochtes und
pulverfoͤrmiges Blut, sowohl nach der Quantitaͤt von Nahrung,
welche es fuͤr die Hunde oder Huͤhner ersezt, als auch nach seinem
Werth als Duͤnger berechnet; Hufeisen und Naͤgel; Huͤfe in
geraspeltem Zustande angenommen; Eingeweide und Abfaͤlle zur Erzeugung
von Mehlwuͤrmern, die als Futter fuͤr das Gefluͤgel
verwandt werden; der Werth dieser Wuͤrmer ist nach der Nahrung
fuͤr Huͤhner, die sie ersezen, angegeben; Koth der Eingeweide, als
Duͤnger; Sehnen, in Kalkmilch eingeweicht und getroknet
Textabbildung Bd. 40, S. 369
Pferd, von mittlerem Volum; Gewicht
in Kilogr.; Preis des Kilogr.; Werth in Franken; Geschmolzenes Fett;
Muskelfleisch gedaͤmpft und zerkleinert um die Huͤhner, Hunde etc.
damit zu fuͤttern oder es als Duͤnger in die Colonien zu versenden
etc.; Knochen, gut entfleischt, fuͤr thierische Kohlen; Gesammtwerth der
Producte
Die Kosten der Zubereitung dieser Urstoffe beschraͤnken sich auf die Auslagen
fuͤr eine geringe Menge Brennmaterial, welches uͤbrigens im Winter
noch zur Heizung benuzt wird, hiezu kommt nur noch die Handarbeit; in Bezug auf
leztere ist jedoch zu bemerken, daß es auf dem Lande, besonders an Winterabenden und
zu Zeiten wo auf dem Felde wenig zu thun ist, muͤssige Haͤnde genug
gibt.
Die Landleute koͤnnen sich also durch das Abdeken eines Pferdes wenigstens 60
Franken verdienen und wie wenige unter ihnen wissen, daß sie mit so wenig
Muͤhe so viel zu gewinnen im Stande waren. Ein Ochs, eine Kuh, welche oft
vier hundert Kilogrammen wiegen, wuͤrden ihnen noch mehr Gewinn abwerfen und
wir koͤnnten ihnen beweisen, daß sie oft auch noch von kleineren ThierenIm verflossenen Jahre fanden die Arbeiter der Abdekerei zu Montfaucon bei
Paris, wo die Handarbeit theurer ist als auf dem Lande, Vortheil dabei, den
Ratten die Haute abzuziehen und sie zu troknen; sie verkauften das Hundert
fuͤr fuͤnf und siebenzig Centimes an die Kuͤrschner.
Die Maulwuͤrfe verschafften ihnen oft noch groͤßeren Gewinn;
von ihren Haͤuten wurde das Hundert fuͤr zehn Franken
verkauft. Bekanntlich benuzt man in derselben Abdekerei bei Paris die Haut,
das Fett und oft sogar das Fleisch der Hunde und Kazen. Dessen ungeachtet
wird das Etablissement mit einer solchen Sorglosigkeit und so wenig
technischer Einsicht geleitet, daß ich mich wohl huͤten werde, die
daselbst befolgten Verfahrungsweisen als Muster aufzustellen. A. d. O. Nuzen zu ziehen im Stande waͤren.
Viertes Kapitel.Ueber die Behandlung verschiedener Theile der todten Thiere,
wodurch die Landleute dieselben auf einen hoͤheren Werth bringen
koͤnnen.
Horn. Unter dieser Benennung kann man alle Theile der
Extremitaͤten begreifen, deren Substanz identisch ist oder welche dieselbe
chemische Zusammensezung haben, obgleich ihr Werth nach ihrer Groͤße und Farbe verschieden
seyn kann. Die kleinen Afterklauen, ferner Stuͤke von Hoͤrnern, Hufen
und Klauen, welche zu klein sind, als daß man sie an und fuͤr sich anwenden
oder auch nur fassen und raspeln koͤnnte, verkauft man zu niedrigem Preise
als DuͤngerSie werden besonders in mehreren Gegenden im mittaͤgigen Frankreich,
wo Weinbau getrieben wird, angewandt; man zahlt zehn bis zwanzig Franken
fuͤr hundert Kilogrammen. Wahrscheinlich wuͤrden getroknetes
Muskelfleisch und vielleicht auch das Blut eine wenigstens eben so gute
Wirkung hervorbringen. Von lezteren muͤßte man weniger auf ein Mal
als Duͤnger anwenden und sie oͤfters erneuern, weil sie sich
leichter zersezen und ihre Producte daher leichter durch die Pflanze
assimilirt werden. Jedenfalls ist der guͤnstigste Augenblik zur
Anwendung dieser vortrefflichen Duͤngerarten bei Annaͤherung
eines leichten Regens oder unmittelbar darauf; ohne diesen guͤnstigen
Umstand koͤnnten sie zum Theil von Feldmaͤusen und anderen
Thieren aufgefressen werden. A. d. O. oder zur Fabrikation von Berlinerblau.
Man kann diese Abfaͤlle leicht verwerthen, wenn man sie in kaltem Wasser
reinigt, mit einem Beil oder Messer groͤblich zertheilt, sodann mit dem
vierten Theile ihres Volumens geraspeltem Horn vermengt und das Ganze eine oder zwei
Stunden lang in siedendes Wasser oder in eine schwache Lauge bringt, hierauf aber
eine Stunde lang in einem eisernen Ring zwischen zwei heißen Scheiben aus demselben
Metall zusammenpreßt. Man erhaͤlt die gehoͤrige Temperatur, wenn man
diese Scheiben, welche sechs bis neun Linien dik seyn muͤssen, fast bis zur
angehenden Rothgluͤhhize erhizt, und sodann vor dem Gebrauch eine Secunde
lang in kaltes Wasser taucht. Als Ring oder Form kann man sich zu diesem Zwek sehr
gut der Halbbuͤchsen bedienen, welche bei den Raͤdern in das große
Ende der Naben eingelassen sind; da ihre Seltenwaͤnde nach langem Gebrauch
eine kegelfoͤrmige Gestalt erhalten, so kann man den darin geformten Kuchen
um so leichter herausbringen. Die beiden eisernen Scheiben kann man entweder aus
Eisenblechstuͤken ausschneiden oder aus altem Eisenwerk
zusammenschmieden.
Man koͤnnte vermittelst hoͤlzerner Keile, welche man in den
Zwischenraum zweier Holzstuͤke eintreibt, einen hinreichenden Druk erhalten,
verschafft sich aber ohne Muͤhe eine bequemere Presse, wenn man sich des
Schraubstoks eines Schlossers, zu einer Zeit wo dieser nicht gebraucht wird,
bedient; man legt einige Eisenstuͤke auf die obere Scheibe; diese empfangen
den Druk unmittelber und theilen ihn der in der Form enthaltenen Substanz mit. Die
so zubereiteten Kuchen kann man sehr leicht raspeln und sodann vortheilhaft an die
Kunstdrechsler und Knopffabrikanten verkaufen. Mit dieser Arbeit koͤnnten
sich Kinder und sogar Blinde beschaͤftigen.
Geraderichten der Hoͤrner und Afterklauen.
– Man nimmt alle Hoͤrner und Afterklauen, welche Stuͤke geben
koͤnnen, die in
jeder Richtung wenigstens zwei bis drei Zoll breit sind, saͤgt das volle Ende
der Hoͤrner ab und spaltet sie, wie auch die Afterklauen, mit einer
Handsaͤge oder einem duͤnnen schneidenden Meißel in ihrer inneren
Kruͤmmung; man taucht sie dann in Wasser, welches man ungefaͤhr eine
halbe Stunde lang im Sieden erhaͤlt, wodurch sie so weich werden, daß man sie
mit hoͤlzernen Keilen oͤffnen und ausbreiten kann; sie werden endlich
zwischen eisernen Platten, welche etwas groͤßer sind, als diese
Hoͤrner, auf dieselbe Art wie oben angegeben wurde, unter die Presse
gebracht. Man kann fuͤnf oder sechs Hoͤrner auf ein Mal unter die
Presse bringen, wenn man zwischen jedes derselben eine Eisenplatte bringt; bei
dieser Operation darf man uͤbrigens keinen Ring anwenden, sondern die
gepreßten Stuͤke muͤssen sich frei ausdehnen koͤnnen.
Das gepreßte Horn kann man vortheilhaft an die Kammmacher und Kunstdrechsler
verkaufen; man erhaͤlt je nach seiner Farbe und Groͤße fuͤr
hundert Kilogrammen bei Afterklauen von drei Franken bis fuͤnfundzwanzig
Frauken und bei Hoͤrnern fuͤnfundvierzig bis fuͤnfundsechzig
Franken. Von der Anwendung des geraspelten Horns haben wir schon oben
gesprochen.
Abhaaren der Haͤute. – Die
kurzhaͤrigen Haͤute (wie diejenigen der Pferde, Ochsen, Esel,
Maulthiere u.s.w.), welche gewoͤhnlich erst nach dem Abhaaren angewandt
werden, koͤnnen leicht von den Landleuten abgehaart werden; zu diesem Ende
braucht man jene Haͤute nur in die Lauge zu tauchen, deren man sich zum
Laugen der Leinwand bediente und sie darin so lange weichen lassen, bis die Haare
sich sehr leicht ausreißen lassen. Wenn man Gelegenheit hat die Fluͤssigkeit
ein Mal oder zwei Mal waͤhrend des Weichens zu wechseln, so wird die
Operation schneller beendigt und die Haare werden reiner; die Ochsenhaare, welche
man durch diese Behandlung erhaͤlt, eignen sich besser zum Ausstopfen der
Saͤttel, zur Verfertigung grober Deken etc. In Ermangelung von Lauge kann man
sich einer Kalkmilch bedienen, welche ungefaͤhr drei Kilogrammen Kalk in
hundert Kilogrammen Wasser enthaͤlt. Wenn die Haͤute lange genug
eingeweicht waren, waͤscht man sie oͤfters in fließendem Wasser aus
und schabt sodann die ganze aͤußere Oberflaͤche auf einem Tische oder
breiten Bok ab.
Die abgehaarten Haͤute werden an der Luft ausgebreitet, getroknet und
versendet oder auf oben angegebene Weise aufbewahrt. Ehe man sie austroknet, thut
man gut, sie zwei oder drei Tage lang in Kleienwasser weichen zu lassen, um sie
weicher zu machen. Um das Kleienwasser zu bereiten, versezt man 6 Pinten Wasser mit
einer Handvoll Kleienmehl. Die Haare geben, wenn man sie nicht anders verwenden kann, einen
vortrefflichen Duͤnger, welcher ganz analog demjenigen, welchen man durch
Raspeln des Horns erhaͤlt, wegen seiner langsamen Zersezung mehrere Jahre
lang wirksam ist. Vermengt man ihn im Verhaͤltniß von zwei Procent mit
Dammerde, so laͤßt er sich zu verschiedenen Zweken sehr nuͤzlich
verwenden.
Zubereitung der Schreibfedern. – Wir haben bereits
ein einfaches Verfahren angegeben, wodurch man die langkieligen Gaͤnsefedern
zum Schreiben zubereiten kann. Dasselbe ist aber wegen der sehr wandelbaren
Temperatur der heißen Asche nicht verlaͤßlich;
wenn dieselbe zu hoch ist, so werden die Federn verunstaltet oder verbrannt, und im
entgegengesezten Falle bleibt das fette Haͤutchen darauf. Am
zwekmaͤßigsten verfaͤhrt man folgender Maßen: man erhizt Sand auf
einem Eisenblech oder in einem gußeisernen Topfe so lange, bis eine mit Wasser
gefuͤllte und in den Sand gestellte Kaffeekanne auf den Siedepunkt erhizt
ist: alsdann nimmt man dieses Gefaͤß weg und stekt die Kiele der Federn
ungefaͤhr eine Viertelstunde lang in den Sand, zieht sie sodann heraus und
reibt sie sogleich stark mit einem Stuͤk Sarsche oder groben Tuches. So
zubereitete Gaͤnse- und Rabenfedern sind von vorzuͤglicher
Qualitaͤt und lassen sich gut zuschneiden und spalten; man kann sich sogar zu
demselben Zweke der Federn von Enten, Huͤhnern u.s.w. bedienen, obgleich sie
nicht so gut sind.
Zubereitung der Bettfedern. – Wir haben gesehen,
daß die zum Ausfuͤllen der Betten, Kopfkissen u.s.w. bestimmten Federn leicht
aufbewahrt werden koͤnnen, wenn man sie troknet und im Ofen schwefelt; noch
sicherer erreicht man seinen Zwek, wenn man sie der Einwirkung des Dampfes unter
einem Druke von zwei Atmosphaͤren und bei der entsprechenden Temperatur
aussezt, hierauf troknet und in der Trokenstube schwefelt. Dieses Verfahren eignet
sich auch sehr gut, um die Bettfedern, welche durch langen Gebrauch sich ballten und
in Faͤulniß uͤberzugehen anfingen, wieder brauchbar zu machen; sie
erhalten dadurch ziemlich ihr anfaͤngliches Volumen und werden wieder gut:
jedenfalls aber sollte man die Federn mit glatten Staͤben ausklopfen, um sie
vom Staube zu reinigen.
Zubereitung des Blutes zum Klaͤren der Weine, Syrupe
und verschiedener anderen truͤben Aufloͤsungen. – Soll
das Blut aufbewahrt oder weit versandt werden, so muß man es austroknen; wir gaben
oben ein leichtes Verfahren hiezu an; soll aber das Blut zur Klaͤrung
verwandt werden, so muß man das Verfahren zum Theil abaͤndern. Der Faserstoff
muß abgesondert und das Austroknen bewirkt werden, ohne daß die Temperatur dem
Siedepunkte sich naͤhert, ja ohne daß sie vierzig bis fuͤnfundvierzig
Grad Celsius (32 bis 36° R.) uͤbersteigt. Man kann nach Hrn. Derosne folgender Maßen manipuliren: sobald das Blut dem Thiere abgezapft
ist, bewegt man es stark mit etwa dreißig Ruthen, welche zu einem Buͤndel
vereinigt sind; eine faserige Substanz sezt sich zwischen die Ruthen an und wird
beseitigt, um gleich den Abfallen an Muskelfleisch, Eingeweiden u.s.w. benuzt zu
werden. Das fluͤssige Blut wird alsdann aus einer mit einem Sprauß versehenen
Gießkanne auf den oberen Theil eines aus glatten Staͤben von hartem Holze
gebildeten Haufens gegossen, welcher unter einem Schoppen gegen den Regen
geschuͤzt, aber allen Winden ausgesezt ist. Ein Pflaster aus gefirnißten
Platten oder gut gebrannten Steinen oder, noch besser, eine Flaͤche von
glattem Erdpechfirniß sammelt durch einen starken Fall alle Fluͤssigkeit und
das Blut wird sodann wieder auf den oberen Theil dieses kleinen
Graduirgebaͤudes zuruͤkgegossen. Man koͤnnte dasselbe
fuͤr die Regenzeit in eine Trokenstube einschließen; man wuͤrde zwei
Zoll uͤber dem Pflaster drei oder vier Roͤhren aus einem Ofen
muͤnden lassen, welcher bestaͤndig einen Strom heißer Luft ausgibt;
Oeffnungen von zwei Zoll Durchmesser, welche in einer horizontalen Linie um die
Trokenstube herum in zwei Drittel ihrer Hoͤhe angebracht waren,
wuͤrden die mit Feuchtigkeit beladene warme Luft austreten lassen.
Auf diese Art troknet das Blut schnell bei einer so niedrigen Temperatur ein, daß es
seine Eigenschaften wenig veraͤndert; es verdikt sich und haͤngt sich
bald an die Staͤbe in drei bis vier Linien diken Schichten an; man
laͤßt es alsdann troknen, ohne wieder fluͤssiges Blut aufzugießen; es
ist gehoͤrig ausgetroknet, sobald es hart und bruͤchig ist; man
sondert es dann ab, indem man die Staͤbe auf einander schlaͤgt; es
wird entweder in einer Kaffeemuͤhle oder auf einem harten Pflaster
vermittelst eines Stoͤßels oder in einem Moͤrser gepulvert und in sehr
trokene Gefaͤße gebracht, welche man luftdicht verschließt.
Das so zubereitete Blut laͤßt sich beliebig lange aufbewahren und in jede
Entfernung unter jeder Breite transportiren. Will man sich desselben bedienen, so
ruͤhrt man es in sein zehn- oder zwoͤlffaches Gewicht Wasser
ein, schlaͤgt es gut und gießt es dann in die zu klaͤrende
Fluͤssigkeit, welche man einige Secunden stark umruͤhrt: den Wein oder
jede andere adstringirende Fluͤssigkeit, welche man in der Kaͤlte
damit behandelt, laͤßt man dann drei oder vier Tage lang sich sezen;
behandelt man aber damit Syrup, aufgeloͤste Gallerte oder irgend eine andere
Fluͤssigkeit bei der Siedhize, so laͤßt man unter
fortwaͤhrendem Kochen den Schaum sich bilden und klaͤrt die
Fluͤssigkeit dann durch ein Filter oder Sieb.
Das zum Klaͤren bestimmte Blut ist von guter Qualitaͤt, wenn es sich ganz in kaltem
Wasser aufloͤst; diese Aufloͤsung muß, wenn sie einen Theil troknes
Blut auf zehn Theile Wasser enthaͤlt, zum Sieden erhizt, einen reichlichen
Schaum geben und eine klare Fluͤssigkeit hinterlassen. Eine Unze oder dreißig
Grammen Blut reichen gewoͤhnlich zum Klaͤren eines Fasses Wein hin.
Troknes Blut kann in ungeheurer Menge an die Fabrikanten und Raffineurs von
Runkelruͤben- und Rohrzuker abgesezt werden.
Aufbewahrung des Nahrungsfleisches. – Wir haben im
ersten Kapitel bemerkt, daß das Fleisch der Thiere, selbst wenn sie im krankhaften
Zustande geschlachtet wurden, ohne Gefahr von Menschen verzehrt werden kann.
Uebrigens zeigt Niemand einen Widerwillen gegen das Fleisch eines Thieres, welches
in gutem Zustande zufaͤllig starb; da aber nicht immer alles Fleisch, welches
man dadurch schalt, schnell genug verzehrt werden kann, so ist ein
Aufbewahrungsmittel noͤthig: das von Hrn. Appert
angegebene waͤre allen anderen vorzuziehen, aber es erfordert so viele
Sorgfalt und Geschiklichkeit, daß es nur von wenigen Menschen ausgeuͤbt
werden kann. Durch das Einsalzen erreicht man bekanntlich seinen Zwek sehr gut; das
Fleisch verliert aber hierdurch bedeutend von seinem angenehmen Geschmak; außerdem
muß man einen Ueberschuß von Salz anwenden, welcher sodann verloren geht und sogar
nur mit Muͤhe und nicht ohne die Nahrungskraft des Fleisches zu schwachen,
beseitigt werden kann.
Wir theilen hier ein sehr einfaches und zwekmaͤßiges Verfahren mit, wodurch
man das zur Nahrung dienende Fleisch laͤnger aufbewahren kann, als es in den
meisten Faͤllen noͤthig seyn wird: es besteht darin, dasselbe mit ein
wenig Wasser in einem Kessel zu kochen, welcher mittelst eines Dekels geschlossen
wird, der auf einem Kranz von alter Leinwand aufliegt und durch drei oder vier
schwere Pflastersteine festgehalten wird. Was zur Wuͤrzung an Salz, Pfeffer,
Thymian, Lorbeer und anderen Gewuͤrzen noͤthig ist, sezt man vorher
zu. Dieses Verfahren eignet sich sehr gut fuͤr Landleute, von welchen es auch
bereits ausgeuͤbt und Cuisson à
l'étouffée genannt wurde. Das haͤrteste Fleisch wird
dadurch zart oder wenigstens leicht zu essen. Man muß vorher gut gebrannte, sehr
reine und trokene Steinguttoͤpfe, welche keine Risse haben, herrichten; das
Fleisch wird ganz heiß in dieselben gelegt, so daß es ihren Hohlraum genau
ausfuͤllt; die Fluͤssigkeit oder Fleischbruͤhe vermindert man
durch lebhaftes Sieden um ungefaͤhr drei Viertel ihres Raumes und gießt sie
dann in diesem Zustande uͤber jeden der Toͤpfe. Das Fett muß man nicht
abnehmen; es waͤre sogar gut, wenn man auf der Oberflaͤche des
gekochten Fleisches durch zugeseztes Fett eine Schichte bilden wuͤrde, wodurch das Fleisch um
so haltbarer wird; man kann hiezu sogar sehr braune Schmelzbutter nehmen.
Alle Toͤpfe verschließt man moͤglichst luftdicht, entweder mit stark
getheerten hoͤlzernen Scheiben, oder mit kleinen flachen Tellern, welche um
ihren Rand mit Papierstreifen oder leinenen Lumpen lutirt werden, die man mit einem
duͤnnen Teige uͤberzieht; lezteren bereitet man dadurch, daß man Mehl
in Mehlkleister einruͤhrt. Man bewahrt das Fleisch in dem Keller oder an
einem anderen kuͤhlen Orte auf und wenn man einen Topf oͤffnet, so muß
es immer in einigen Tagen aufgezehrt werden.
Man kann das Fleisch sehr gut aufbewahren, ohne ihm die Eigenschaft zu benehmen,
Fleischbruͤhe zu geben, wenn man es in duͤnne Schnize schneidet und
dieselben zehn Minuten lang in eine Aufloͤsung taucht, welche in hundert
Gewichtstheilen einen Theil halbkohlensaures Natron
(kaͤufliche Soda), vier Theile Kochsalz und einen
Theil salpetersaures Kali (Salpeter) enthaͤlt: man haͤngt diese
Schnize an Faͤden oder auf Nezen in einen Strom trokner und warmer Luft auf.
Hiezu kann man sich einer Trokenstube mit heißem Luftstrom oder eines Zimmers
bedienen, welches durch einen Ofen geheizt wird, dessen Zug die Luft schnell
erneuert. Sobald sie ganz ausgetroknet sind, bringt man sie in trokne
Gefaͤße, welche man ganz luftdicht verschließt. Will man so aufbewahrtes
Fleisch gebrauchen, so laͤßt man es zehn Minuten lang in kaltem Wasser
weichen, wirft dieses erste Waschwasser weg, ersezt es durch neues Wasser, sezt nach
Belieben Salz und Wuͤrzung zu und daͤmpft es auf oben angegebene Weise
nach dem Verfahren, welches man Cuisson à
l'étouffée nennt.
Noch besser laͤßt sich das Fleisch aufbewahren, wenn man die duͤnnen
Schnize fuͤnf bis zehn Minuten lang in eine siedende Aufloͤsung von
vier Theilen Kochsalz und zwei Theilen Salpeter in funfzig Theilen Wasser taucht,
sodann austroknet und bis zum Augenblike der Benuzung auf angegebene Weise in
luftdicht verschlossenen Gefaͤßen aufbewahrt. Der Hauptzwek dieses Verfahrens
ist, das im Muskelfleisch enthaltene oder auf der Oberflaͤche der
Stuͤke verbreitete Muskelfleisch auszutroknen und es dadurch mehr gegen
Veraͤnderungen zu sichern. Will man dieses Fleisch verzehren, so thut man gut
es auf beschriebene Weise in verschlossenen Gefaͤßen mit wenig Wasser zu
kochen. Nach den beiden angegebenen Verfahrungsweisen kann man aus hundert
Gewichtstheilen frischen Fleisches ungefaͤhr siebenundzwanzig Theile
ausgetroknetes Fleisch erhalten, oder einundzwanzig Theile, wenn man es sammt den
Knochen gewogen hat, denn leztere betragen den vierten bis fuͤnften Theil vom
Gesammtgewicht.
Daͤmpfen der unvollkommen entfleischten Skelette.
– Wir haben, als wir vom Ausweiden der Thiere sprachen, angegeben, wie man
den groͤßten Theil des an den Knochen Hangenden Fleisches beseitigt; leztere
Operation ist sehr langwierig und in den unregelmaͤßigen Hoͤhlungen,
Zwischenraͤumen und Kruͤmmungen der Knochen des Ruͤkgrathes,
Halses und der Rippen sehr schwer zu bewerkstelligen; da sie so viel Handarbeit
erfordert, so waͤre sie in den Abdekereien, in welchen viele Thiere geliefert
werden, gar nicht ausfuͤhrbar. Folgendes Verfahren ist zu diesem Zwek (wovon
wir uns in unserer Fabrik im Großen uͤberzeugten) sehr geeignet.
Man errichtet aus gut gebrannten Steinen, welche durch duͤnne Fugen von
Kalkmoͤrtel und Caͤment verbunden werden, eine gewoͤlbte
Kammer; eine Fassung und Thuͤre aus Gußeisen verschließen sie luftdicht
mittelst Querbolzen. Nachdem man moͤglichst viel fleischiges Gerippe
hineingebracht hat, oͤffnet man den Hahn einer mit einem Dampfkessel
verbundenen Roͤhre, um so viel Dampf hineinstroͤmen zu lassen, daß
bestaͤndig ein Druk von zwei oder drei Fuß Wasser hervorgebracht wird; in
weniger als drei Stunden ist das Daͤmpfen beendigt und man kann nun durch
Haͤhne den Dampf in eine zweite aͤhnliche Kammer leiten. Das den
Knochen anhaͤngende Fleisch kann alsdann mit groͤßter Leichtigkeit
losgetrennt werden, besonders wenn sie noch nicht ganz erkaltet sind; das auf dem
Fleisch verdichtete Wasser entzieht ihm die bei dieser Temperatur
unaufloͤslichen Substanzen, besonders Gallerte (Thierleim) und das
fluͤssiggewordene Fett. Lezteres ist leicht abzusondern, weil es beim
Erkalten Consistenz erhaͤlt und auf dem Wasser schwimmt; man kann es sodann
auf die im vorhergehenden Kapitel angegebene Weise reinigen. Mit der gallerthaltigen
Fluͤssigkeit kann man das Futter der Hausthiere, besonders der Schweine
animalisiren.
Das gedaͤmpfte Fleisch wird, wenn man es nicht unmittelbar anwendet, stark
gepreßt, um einen großen Theil der gallerthaltigen Fluͤssigkeit zu beseitigen
und sodann entweder im Ofen (Bakofen) oder einer Trokenstube auf oben angegebene
Weise vollends ausgetroknet, damit man es aufbewahren kann. Nach dem Austroknen wird
es noch heiß zu Pulver gestoßen oder gemahlen: in diesem Zustande kann das trokne
Fleisch sehr leicht benuzt werden, um das Futter der Thiere zu animalisiren oder um
die Erde damit zu duͤngen.
Eine andere fabrikmaͤßige Operation, welche unter denselben Umstaͤnden,
so wie auch in den oͤffentlichen Abdekereien und Schlachthaͤusern sehr
nuͤzlich angewandt werden kann, war der Gegenstand eines Patentes der HHrn.
Payen und Bourlier und
wurde von ihnen im Großen ausgefuͤhrt: sie besteht darin, durch Dampf oder
unmittelbares Erhizen
das (nicht zum Klaͤren bestimmte) Blut gerinnen zu machen und es sodann stark
und allmaͤhlich zu pressen. Die ablaufende seroͤse Fluͤssigkeit
wird mit gekochten Erdaͤpfeln, Kleienmehl, u.s.w. gemengt und ist eines der
besten Nahrungsmittel fuͤr die Schweine, Hunde und das Gefluͤgel; mit
sehr trokner Erde vermengt, bildet sie einen vortrefflichen leicht auszubreitenden
Duͤnger. Das in der Presse gebliebene Coagulum zertheilt sich unter dem
geringsten Druk und troknet in einem luftigen Raume oder in einer Trokenstube mit
heißem Luftstrom leicht aus. In diesem Zustande und in Pulver verwandelt, eignet
sich das Blut sehr gut zu denselben Zweken wie das getroknete und gepulverte
Fleisch; man bewahrt es ebenfalls in troknen, luftdicht verschlossenen
Gefaͤßen auf.
Verbesserung der gewoͤhnlichen Bakoͤfen, wodurch
man sie nach Belieben in eine Trokenstube mit heißem Luftstrome umaͤndern
kann. – Zu diesem Ende braucht man nur in dem Augenblike, wo man den
Luftstrom herstellen will, eine Roͤhre aus verzinntem Blech von zwei Zoll
Durchmesser anzubringen, welche bis zu zwei Drittel der Laͤnge des Ofens
hinstreicht: diese Roͤhre muß mit der aͤußeren Luft durch eine
kreisfoͤrmige Oeffnung, welche unten an der Thuͤre angebracht ist,
communiciren; eine andere Roͤhre von drei Zoll Durchmesser bringt man in
derselben Thuͤre uͤber der ersteren an und sie verlaͤngert sich
drei oder vier Fuß in den Schornstein: der Zug, welcher durch leztere hervorgebracht
wird, treibt die aͤußere Luft bis in den unteren Theil des Ofens, so daß sie
dann mir Dampf beladen wieder austritt. Diese Vorrichtung kann fuͤr
bestaͤndiges Verbleiben in dem Mauerwerk angebracht werden, ohne daß sie die
Bedienung des Ofens erschwert und man koͤnnte außerdem jeden Augenblik den
Luftstrom absperren, indem man die Oeffnungen mit einem Pfropf, Dekel,
Schluͤssel u.s.w. verschließt.
Angabe eines Verfahrens, wodurch man den Werth verschiedener
thierischer Substanzen als Duͤnger bestimmen kann. – Da die
Duͤngersorten, welche man mit thierischen Substanzen (Blut, Muskelfleisch,
Hoͤrnern, Knochen, Kothpulver etc.) erhaͤlt, bald einen wichtigen
Handelszweig ausmachen duͤrften, so muß man eine Methode kennen, wodurch man
den kaͤuflichen Werth derselben bestimmen und erfahren kann, ob sie gut
zubereitet oder verfaͤlscht wurden. Zu diesem Ende zersezt man das zu
pruͤfende Muster in einer Retorte von Gußeisen oder Steingut in der
Rothgluͤhhize und faͤngt die fluͤchtigen Producte dieser
Destillation in einem durch kaltes Wasser abgekuͤhlten Ballon auf, welcher
durch eine in Wasser tauchende Roͤhre geschlossen ist. Die so verdichteten
Daͤmpfe geben krystallisirtes kohlensaures Ammoniak und dieses Salz, dessen
Quantitaͤt mit
der Menge der thierischen Substanz in Verhaͤltniß steht, muß bei einem
Kothpulver (Poudrette) von guter Qualitaͤt
dreizehn bis funfzehn Procent vom Gewicht des gepruͤften Musters betragen.
Auf diese Art kann man alle Duͤngersorten pruͤfen, welche viel
stikstoffhaltige Substanz enthalten: ausgetroknetes Blut (welches dem Gewichte nach
0,25 vom fluͤssigen Blut entspricht) gibt zweiunddreißig bis dreiunddreißig
Procent krystallisirtes kohlensaures Ammoniak und das ausgetroknete Muskelfleisch
(wovon man 28 Theile aus 100 Theilen frischen Fleisches erhaͤlt) liefert
vierunddreißig bis sechsunddreißig Procent von diesem Salze.
Noch genauer ließe sich der Werth dieser Duͤngersorten, so wie auch
derjenigen, welche man von Hoͤrnern, Knochen u.s.w. erhaͤlt,
bestimmen, wenn man die gasfoͤrmigen Producte in einem Ueberschuß von
verduͤnnter Schwefelsaͤure auffangen und dann die Menge der
Saͤure, welche sie saͤttigen, bestimmen wuͤrde; dieß kann man
leicht, wenn man sich zur vollstaͤndigen Saͤttigung der Saͤure
einer alkalischen Aufloͤsung von bekannter Staͤrke bedient.
Bereitung des Leimes aus den Sehnen und Hautschnizeln.
– Die Bereitung des Leimes kann leicht von den Landleuten vorgenommen werden.
Man verschafft sich vorerst eine Kalkmilch, indem man ein
Pfund gebrannten und zu Brei geloͤschten Kalk in ungefaͤhr funfzig
Pfund Wasser einruͤhrt; obige Urstoffe werden dann entweder frisch oder nach
dem Troknen auf die in den beiden ersten Kapiteln angegebene Art in derselben
eingeweicht; man erneuert die Kalkmilch waͤhrend eines Monates alle acht Tage
und sodann monatlich ein Mal im Winter und zwei Mal im Sommer. Wenn man eine um die
Haͤlfte schwaͤchere Kalkmilch bereitet, das heißt, wenn man auf einen
Theil Kalk hundert Theile Wasser nimmt, so kann man die Aufbewahrung der thierischen
Substanzen auf diese Art bis zum Eintritt der guͤnstigen Jahreszeit
fortsezenZur Leimbereitung waͤhlt man fast immer nur den Fruͤhling und
Herbst als die trokensten Jahreszeiten, denn Regen, Nebel, Hize, Frost,
Sturm und feuchte Witterung sind gleich nachtheilig. A. d. O. und selbst ein Jahr lang, wenn man davon eine groͤßere Menge zur
Leimfabrikation sammeln will; jedenfalls sind sie aber im zweiten Monate zur
Bearbeitung geeignet.
Will man die Leimbereitung beginnen, so leert man vorerst aus den Gefaͤßen
(Kuͤbeln, Faͤssern, glasirten oder caͤmentirten Gruben u.s.w.)
alles darin enthaltene KalkwasserWenn man die Sehnen in frischem Zustande in Kalkwasser bringt, und die
Fluͤssigkeit woͤchentlich ein Mal oder zwei Mal erneuert, je
nachdem die Temperatur der Luft mehr oder weniger niedrig ist, so
blaͤhen sie sich betraͤchtlich auf; nach zwei oder
drei Monaten lassen sie sich sehr schnell im Kessel schmelzen und geben
einen sehr schoͤnen blonden Leim und selbst Gallerte zum Verbrauch
als Nahrungsmittel. A. d. O. aus, nachdem man sie aufgeruͤhrt hat, um den Kalk zu suspendiren,
bringt die thierischen Substanzen aus demselben in Weidenkoͤrbe und wascht
sie moͤglichst gut aus; man kann sie zu diesem Ende vierundzwanzig oder
sechsunddreißig Stunden lang in ein starkstroͤmendes Wasser haͤngen
und waͤhrend dieser Zeit oͤfters umkehren. Man breitet sie sodann auf
einem Pflaster oder einer abgemaͤhten Wiese in moͤglichst
duͤnnen Schichten an der Luft aus und kehrt sie im Verlauf von zwei oder drei
Tagen ein Mal oder zwei Mal in zwoͤlf Stunden um. Diese leztere Operation hat
den Zwek, den in den thierischen Substanzen enthaltenen Kalk Kohlensaͤure
anziehen zu lassen und dadurch zu verhindern, daß er waͤhrend des Leimsiedens
die Gallerte nicht zum Theil veraͤndert oder in der Kaͤlte
aufloͤslich macht.
Um die gereinigten Materialien auszukochen, fuͤllt man damit einen Kessel
uͤber voll und sezt so lange Wasser zu, bis es beinahe den Rand erreicht; man
macht dann Anfangs ein gelindes Feuer und erhaͤlt ihn hierauf laͤngere
Zeit im Sieden; die Materialien sezen sich bald, gehen endlich ganz in den Kessel;
man hebt sie von Zeit zu Zeit, damit sie sich nicht an den Boden ansezen (durch
einen falschen Boden aus Eisenblech, welcher auf Fuͤßen von ein bis zwei Zoll
steht und wie ein Schaumloͤffel durchloͤchert ist, kann man dieses
sehr gut verhindern). Wenn fast alle Stuͤke ihre Gestalt veraͤndert
und sich in der Fluͤssigkeit aufgeloͤst haben, loͤscht man das
Feuer aus, bringt einen Birkenbesen vor die Hahnroͤhre und zieht sodann die
klare Fluͤssigkeit in einen Kessel ab, welcher mit schlechten
Waͤrmeleitern (wie wollenen Lumpen, Asche oder Kohlenstaub) umhuͤllt
ist und dadurch warm gehalten wird; in diesem Gefaͤße bildet sich ein zweiter
Saz und wenn die Fluͤssigkeit so weit abgekuͤhlt ist, daß man den
Finger hineintauchen kann, zieht man sie wieder ab, seiht sie durch ein Sieb und
fuͤllt damit drei bis vier Zoll hohe Kaͤsten, die an einem
kuͤhlen Orte stehen, welcher abhaͤngig mit Steinen oder Platten
gepflastert ist, damit man ihn leicht reinigen kann. Nach zehn bis achtzehn Stunden,
je nach der Temperatur der aͤußeren Luft, ist der Leim in eine feste Gallerte
verwandelt; man nimmt den geronnenen Leim dann aus den Kaͤsten, indem man ihn
mit einer duͤnnen und befeuchteten Messerklinge an den Seitenwaͤnden
und mit einem zwischen zwei senkrechten Schenkeln ausgespannten Messingdraht am
Boden lostrennt und hierauf den Kasten (die Form) auf einem befeuchteten Tische
umstuͤrzt. Auf lezterem bleibt ein rechtwinklicher Kuchen, welchen man
vermittelst eines Messingdrahtes in vier bis acht Linien dike Tafeln zertheilt. Leztere werden in
einem luftigen Gebaͤude oder in einer Trokenstube auf leinenen Nezen
ausgebreitet und von Zeit zu Zeit umgekehrt, wodurch sie allmaͤhlich
austroknen und als Leim dann in den Handel gebracht werden koͤnnen.
Die unaufgeloͤst gebliebenen Theile zieht man nochmals aus, indem man den
Kessel so hoch sie stehen, mit siedendem Wasser anfuͤllt, worauf man die
ganze Masse ungefaͤhr drei Stunden lang im Kochen erhaͤlt: hierauf
zieht man die Fluͤssigkeit ab, welche oft noch eben so wie die erste
Aufloͤsung behandelt werden und eine geringere Sorte von Leim geben kann; um
dieses zu erfahren, nimmt man einen Eßloͤffel voll Fluͤssigkeit aus
dem Kessel und sezt sie eine Viertelstunde lang der Luft aus; ist sie nach Verlauf
dieser Zeit geronnen, so kann man die Fluͤssigkeit aus dem Kessel abziehen
und sie wie das erste Mal behandeln.
Um sodann den Ruͤkstand vollends auszuziehen, fuͤllt man den Kessel zu
drei Viertel seiner Hoͤhe mit siedendem Wasser, erhaͤlt es zwei
Stunden lang im Kochen und laͤßt sodann alle Fluͤssigkeit durch den
Hahn ablaufen. Hierauf nimmt man den festen Ruͤkstand aus dem Kessel und
bringt ihn entweder unter eine starke Presse oder in Saͤken von grober
Leinwand unter eine hoͤlzerne Platte, welche mit Pflastersteinen oder
sonstigen schweren Koͤrpern belastet ist. Die abgezogene Fluͤssigkeit,
so wie die durch Auspressen erhaltene, werden zum Aufloͤsen einer neuen
Quantitaͤt zubereiteter thierischer Substanzen benuzt. Alle
Geraͤthschaften muͤssen nach jedesmaligem Gebrauche sorgfaͤltig
gewaschen werden.
Die moͤglichst ausgezogenen thierischen Substanzen zertheilt man mit Erde, um
sie als Duͤnger zu verwenden; man kann auch Gelée oder Gallerte zum
Verbrauch als Nahrungsmittel durch das beschriebene Verfahren erhalten, wenn man es
mit der groͤßten Sorgfalt ausuͤbt und thierische Substanzen von
Haͤmmeln, Ochsen, Kuͤhen, Kaͤlbern, Ziegen, Laͤmmern,
Kaninchen u.s.w. anwendet. (Diejenigen von den Pferden enthalten einen
oͤhligen Stoff und verbreiten einen unangenehmen Geruch.) Man thut gut zu
diesem Zwek die geluͤfteten Substanzen mit ihrem doppelten oder dreifachen
Gewichte siedenden Wassers zu waschen, ehe man sie in dem Kessel
aufloͤst.
Man kann auch nach obigem Verfahren leicht im Kleinen Leim, Gelée und Gallerte
bereiten, wenn man statt des großen Kessels einen großen Topf nimmt; das Verfahren
bleibt uͤbrigens ganz dasselbe.
Ueber die Anwendung der Knochen als Duͤnger.
– In den lezten Jahren sind selbst diejenigen Knochen, welche man bloß zur
Bereitung von thierischer Kohle und Leim benuzen kann, so hoch im Preise gestiegen,
daß man sie (in Frankreich) nicht mehr zu Duͤnger verwenden kann, um so mehr da
sie durch die Kosten des Pulvers noch vertheuert wuͤrden. Man kann sich aber
damit troͤsten, daß die bereits in den Zukerraffinerien benuzten thierischen
Kohlen sehr vortheilhaft zum Duͤngen der Felder verwandt werden
koͤnnen. Da jedoch an manchen Orten keine Raffinerien sind und der Transport
der Knochen oft zu hoch zu stehen kommt, so kann man daselbst die Knochen grob
pulvern und zu Duͤnger verwenden, welcher bei jedem Loden drei bis vier
JahreNur sehr kalkreicher Boden scheint eine Ausnahme zu machen. A. d. O., je nach dem Einfluß der Witterung wirksam ist. Man kann die Knochen
entweder mit der Hand oder mit Maschinen grob pulvern; ich habe gefunden, daß sie
sich viel leichter stoßen lassen, wenn sie stark ausgetroknet oder erhizt sind, als
wenn man sie in frischem Zustande anwendet; man sollte sie also nach dem Brodbaken
in den Bakofen bringen und ganz heiß in dem Maße, als man sie aus dem Ofen zieht,
stoßen. Sezt man sie eine Stunde lang auf zwei bis drei Atmosphaͤren
verdichtetem Dampfe aus, so werden sie zerreiblich; wollte man diese Eigenschaft
benuzen, um sie leichter zerreiben zu koͤnnen, so muͤßten die
aͤußeren Waͤnde des die Knochen enthaltenden Gefaͤßes,
ebenfalls erhizt werden, damit sich keine zu große Menge Wasser im Inneren
verdichtet.Wir haben im XXXIX. Bd. S. 419. des
polytechn. Journales eine englische Knochenmuͤhle mitgetheilt und
eben daselbst auf die bereits fruͤher in diesem Journale
beschriebenen hiezu anwendbaren Vorrichtungen aufmerksam gemacht. A. d.
R.
Absonderung des zelligen Gewebes der Knochen und Bereitung der
Gallerte. – Wir haben bereits im ersten Kapitel dieser Abhandlung
angegeben, Welche Knochen sich zur Leimbereitung mittelst Salzsaͤure eignen;
man koͤnnte an vielen Orten die erste Zubereitung davon vornehmen und sogar
sie in Nahrungsstoff und schoͤnen Leim auf folgende Art umaͤndern. Man
faͤngt damit an, diese Knochen in Wasser zu waschen, laͤßt sie
abtropfen und taucht sie dann in Kuͤbel, welche auf hundert Pfund Knochen
hundert Pfund kaͤufliche Salzsaͤure enthalten, die mit sechshundert
Pfund Wasser verduͤnnt ist.Dieß ist im Mittel das Verhaͤltniß; im Sommer muß man die
Saͤure verduͤnnter und im Winter concentrirter anwenden. A. d.
O. Der feste Theil loͤst sich dann schnell in der Saͤure auf und
der ruͤkstaͤndige Faserstoff wird immer weicher. Um die Knochen
vollends zu erweichen, taucht man sie nach acht bis zehn Tagen im SommerDiese Operation muß man im Schatten vornehmen, denn wenn die Temperatur zu
hoch ist, wuͤrde sich die thierische Substanz aufloͤsen und
ganz verloren gehen. A. d. O. und nach zehn bis zwoͤlf Tagen im Winter in ein anderes Bad, welches
nur zehn Pfund Salzsaͤure auf hundert Pfund Wasser enthaͤlt: nach achtzehn
bis vierundzwanzig Stunden zieht man das saure Wasser ab und bedient sich desselben
zur Zersezung einer neuen Quantitaͤt Knochen; die so erhaltenen weichen
Substanzen waͤscht man mit vielem Wasser aus: man kann sie alsdann an der
Luft ausbreiten, um sie zu troknen und sie in diesem Zustande an die Leim-
und Gallertfabriken verkaufen oder sie funfzehn Tage lang in Kalkwasser liegen
lassen und auf oben angegebene Art verkochen, um die Hautschnizel, Sehnen u.s.w.
aufzuloͤsen und Leim daraus zu bereiten.
Will man aus den erweichten Knochen (dem faserigen Gewebe, der rohen Gallerte) die aufloͤsliche naͤhrende Substanz
ausziehen (weil man dadurch den groͤßten Vortheil aus ihnen ziehen kann), so
braucht man sie bloß in kaltes Wasser einzuweichen, sodann drei Mal mit siedendem
Wasser abzubruͤhen und hierauf mit nur ein Viertel von der gewoͤhnlich
angewandten Menge Schlachtfleisches in einen Topfe an das Feuer zu stellen. Zwanzig
Grammen troknes zelliges Gewebe (wovon man ungefaͤhr 0,23 des Gewichtes
Knochen erhaͤlt) ersezen hinsichtlich der naͤhrenden Kraft der
Fleischbruͤhe fuͤnfhundert Grammen oder ein Pfund Rindfleisch; man
kann mit einer gleichen Menge derselben Substanz einem Liter Wasser und
Huͤlsenfruͤchten (gelben Ruͤben, Sauerampfer u.s.w.) viel
nahrhaftere Suppen bereiten, als man mit bloßen Huͤlsenfruͤchten
erhaͤlt und so der schwaͤchenden Einwirkung begegnen, welche
vegetabilische Nahrung in die Laͤnge auf den Magen des Menschen
ausuͤbt. Wer sich mit der Leimfabrikation im Großen beschaͤftigen
will, findet eine vollstaͤndigere Anleitung im Artikel Gélatine im Dict. technologique.
Die Besizer des polytechn. Journales finden fast in jedem Jahrgange desselben
Aufsaͤze uͤber diesen Gegenstand. Hr. Payen beschreibt nun den Apparat des Hrn. D'Arcet, um die Gallerte mittelst Dampf aus den Knochen
auszuziehen. Da wir aber die Abhandlung des Hrn. D'Arcet uͤber diesen Gegenstand bereits im polytechn.
Journal Bd. XXXVI. S. 135, 210, 381. mitgetheilt haben, so
uͤbergehen wir ihn hier. Der Verfasser bemerkt, daß der Apparat des
Hrn. D'Arcet auch zum Kochen der
Huͤlsenfruͤchte mittelst Dampf angewandt werden kann; man
braucht bloß anstatt der Knochen die Huͤlsenfruͤchte in die
Drahtkoͤrbe zu bringen und sie dreißig oder vierzig Minuten lang der
Einwirkung des Dampfes in den Cylindern auszusezen. A. d. R.
Neue Anwendung der Knochen, aus welchen die Gallerte
ausgezogen wurde. – Hr. D'Arcet fand, daß die Knochen, nachdem man
sie in seinem Apparate mit Dampf behandelt hat, einen Ruͤkstand hinterlassen,
welcher nur ungefaͤhr 8 Procent verbrennliche Substanzen enthaͤlt, die
aus Kalkseife und sehr wenig Fett bestehen und daß die uͤbrigen 92 Procent
nur aus erdigen Stoffen bestehen: es war also nicht sehr
wahrscheinlich, daß dieser Ruͤkstand als Duͤnger benuzt werden
koͤnnte. Derselbe Gelehrte hat sich außerdem uͤberzeugt, daß selbst
weniger ausgezogene Ruͤkstaͤnde, welche 10 Procent verbrennliche
Substanz enthielten, in demselben Zustande verblieben, nicht nur als man sie auf der
Oberflaͤche der Erde ausbreitete, sondern auch als man sie drei Decimeter
tief am Fuße eines Baumes eingrub, obgleich sie allen Einfluͤssen der
Atmosphaͤre ausgesezt waren und uͤberdieß noch haͤufig begossen
wurden. Ich fand, daß dieselben Ruͤkstaͤnde, selbst wenn sie im Großen
gewonnen, noch einige Procent Gallerte enthalten, bei der Gaͤhrung, welche
sich sogleich einstellt, wenn man sie aus den Kesseln nimmt und aufhaͤuft,
den groͤßten Theil derselben verlieren, indem sie sich in gasartige Producte
verwandelt. Da ich selbst betraͤchtliche Quantitaͤten von diesen
Ruͤkstaͤnden zu meiner Verfuͤgung hatte, so versuchte ich sie
als Duͤnger zu benuzen, machte aber bei verschiedenen Erdarten die Erfahrung,
daß er keinen Vortheil darbietet. Auch bemuͤhten sich einige Leimfabrikanten,
welche mehrere tausend Zentner von dieser Substanz aufgehaͤuft hatten,
vergeblich sie an die Oekonomen abzusezen.
Endlich wurde dieses interessante Problem durch ein Patent der HHrn. Payen, Lecerf, Didier und Salmon vollkommen geloͤst: in Folge desselben koͤnnen jezt
schon die Leimfabrikanten ihre aufgehaͤuften Ruͤkstande in rohem
Zustande fuͤr einen bis anderthalb Franken die hundert Kilogrammen verkaufen.
Das neue Verfahren besteht darin, daß man in dem Gewebe der Knochen den Kohlenstoff,
welchen die Gallerte gegeben haben wuͤrde, dadurch ersezt, daß man sie mit
einem Procent (dem Gewichte nach) fetter, harziger
oder bituminoͤser Substanzen versezt.
Tabelle uͤber die thierischen Substanzen, welche im
Jahre 1826 in Frankreich eingefuͤhrt wurden, nach officiellen
Berichten.
Rohe und gewaschene Wolle,
Fuͤllhaare und Abfaͤlle im Werthe von
14,117,115 Franken.
Rohe Haͤute, große und kleine
18,874,828 –
Pelzwerk fuͤr die
Kuͤrschner
1,617,399 –
Behaarte Felle von Hasen, Kaninchen,
Schweinen, Wildschweinen, Kuͤhen
10,277,245 –
Rohes und gekraͤuseltes
Pferdehaar
246,723 –
Talg und Fett
566,178 –
Sehnen von Ochsen, Hautabschnizel u.s.w. (Urstoff
fuͤr die Leimfabrikanten)
377,990 –
Leim
316,022 –
Knochen
55,787 –
Rohes Horn
257,817 –
Schreib- und Bettfedern
1,387,264
–
––––––––––––––––
48,094,368 Franken.
Frankreich bezieht also jaͤhrlich fuͤr ungefaͤhr acht und vierzig Millionen Franken thierischer Substanzen
aus dem Auslande, ein hinreichender Beweis, wie sehr seine Viehzucht der
Aufmunterung bedarf, wenn sie der Industrie die noͤthigen Rohstoffe
verschaffen soll!