Titel: | Verbesserter Apparat zum Reinigen und Zubereiten des Wollengarns, und zum Reinigen, Zubereiten und Appretiren der Wollentücher und anderer Fabricate, worauf George Daniel Harris, Tuchmacher zu Field Place bei Stroud in der Grafschaft Gloucester, am 15. Jan. 1828 ein Patent erhielt. |
Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LXXVIII., S. 409 |
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LXXVIII.
Verbesserter Apparat zum Reinigen und Zubereiten
des Wollengarns, und zum Reinigen, Zubereiten und Appretiren der Wollentuͤcher
und anderer Fabricate, worauf George Daniel Harris, Tuchmacher zu Field Place bei Stroud in der
Grafschaft Gloucester, am 15. Jan. 1828 ein
Patent erhielt.
Aus dem London Journal of Arts and Sciences Febr.
1831, S. 238.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Harris, Verbesserter Apparat zum Reinigen und Zubereiten des
Wollengarns.
Die Fasern der Wolle halten gewoͤhnlich eine nicht unbedeutende Menge Fett und
Seife zuruͤk, welche waͤhrend ihrer Verarbeitung bei manchen
Operationen erhaͤrten, so daß das Tuch beim nachherigen Faͤrben die
Farbe nicht mehr gehoͤrig annimmt, daher werden viele Tuͤcher,
besonders solche von feinen Sorten, wenn sie etwas abgetragen sind, auf dem Rand
weiß. Diesem Fehler sucht der Patent-Traͤger zu begegnen, indem er das
Garn besser, als es bisher geschah, von Fett reinigt und die Seife verhindert beim
Walken in die Fasern der Wolle zu dringen. Er wendet ferner gewisse elastische
Substanzen in Verbindung mit Krazdisteln bei der Rauhmuͤhle an, um dem Tuch
eine glattere Oberflaͤche und mehr Glanz zu geben.
Mit Vergnuͤgen bezeugen wir dem Patent-Traͤger, daß er beide Zweke durch sein Verfahren in hohem Grade
erreicht und daß so behandeltes Tuch nicht nur besser aussieht, sondern
sich auch besser traͤgt als gewoͤhnliches Tuch von gleicher
Qualitaͤt. Meine Verfahrungsweisen, sagt der Patent-Traͤger,
bestehen in Folgendem:
1) Beim Reinigen und Zubereiten des Wollengarns befolge ich ein Verfahren, wodurch das Fett
in der Wolle großen Theils zerstoͤrt und die Oberflaͤche des Garns
ziemlich glatt wird. 2) Nachdem das Tuch gewoben, gelaugt und sodann wie
gewoͤhnlich in reinem Wasser gewaschen wurde, reinige ich es noch mehr vom
Alkali, damit sich die Seife beim Walken nicht so fest an das Tuch haͤngt,
wie es gewoͤhnlich der Fall ist. 3) Ich reinige und appretire das Tuch, indem
ich in Verbindung mit einer Rauhmuͤhle oder Walzenmaschine gewisse bisher
noch nie hiezu gebrauchte Substanzen anwende.
Zum Reinigen und Zubereiten nehme ich das Garn gewoͤhnlich in Kops, so wie es
von den Spinnereien kommt, bringe die Garnkops in ein geschlossenes, vollkommen
luftdichtes Gefaͤß, welches mit einer Luftpumpe durch eine Roͤhre mit
einem gut schließenden Hahn verbunden ist, und nachdem ich den Hahn geoͤffnet
habe, seze ich die Luftpumpe in Bewegung, um das die Garne enthaltende Gefaͤß
luftleer zu machen. Hierauf lasse ich eine Quantitaͤt Kalilauge durch eine
Roͤhre, die mit einem Hahn versehen ist, in dasselbe treten: leztere dringt
dann augenbliklich in die Poren des Garnes und zerstoͤrt das in denselben
enthaltene Fett.
Man sieht einen hiezu geeigneten Apparat in Fig. 11. im Durchschnitt
vorgestellt; ich beschraͤnke jedoch mein Patent-Recht keineswegs auf
seine Gestalt und Einrichtung, da das geschlossene Gefaͤß eine beliebige Form
haben kann; a, a ist ein vierseitiges Gefaͤß, von
verzinntem Kupfer oder einem anderen geeigneten Materiale, auf einem Gestell b, b, angebracht, um es in einiger Entfernung vom Boden
zu haben; c, c ist ein falscher Boden auf einer
perpendiculaͤren Stange d, welche durch den Boden
des Gefaͤßes a geht und in einer
Stopfbuͤchse gleitet, um luftdicht erhalten zu werden. e, ist die Oeffnung des Gefaͤßes, durch welche man die
Wollengarnkops hineinbringt (nachdem man durch jeden Kop vorlaͤufig einen
Stab gestekt hat); g ist ein Rohr, welches aus dem
Inneren des Gefaͤßes a an seinem oberen Theile zu
einer in geeigneter Entfernung angebrachten Luftpumpe geht. h und i sind Roͤhren, welche aus dem
Boden des Gefaͤßes a in Faͤsser gehen, die
respective mit Lauge und Sauerwasser gefuͤllt sind.
Nachdem das Garn in das Gefaͤß a gebracht ist, muß
die Einlegeoͤffnung e luftdicht verschlossen
werden; man oͤffnet nun den Hahn des Rohres g und
sezt die Luftpumpe in Gang, wodurch die Luft aus dem Gefaͤße a und aus den Fasern der Wolle entfernt wird. Ist die
Luftleere in dem Gefaͤße a hinreichend
hervorgebracht, so schließt man den Hahn g und
oͤffnet den von h, wodurch die Lauge in der Kufe
k durch das Rohr h in
das Gefaͤß a laͤuft, welches hiedurch bis
an den Dekel angefuͤllt werden wird. Die Lauge bereite ich auf die Art, daß ich
ungefaͤhr 2 1/2 Unzen Potasche in einem Gallon heißen Wassers
aufloͤse; sie muß auf 140 Grad Fahrenh. (70° R.) erhizt werden, etwas
mehr oder weniger, je nach der Menge und Beschaffenheit der Wolle.
Ist das Gefaͤß a auf diese Art mit der heißen
Lauge angefuͤllt und das Garn von derselben vollkommen bedekt, so schließt
man die Haͤhne des Rohres h und oͤffnet
den Hahn l, um die atmosphaͤrische Luft in den
oberen Theil des Gefaͤßes einzulassen, deren Druk die Operation
befoͤrdert, indem sie bewirkt, daß die Fluͤssigkeit besser in die
Poren der Wolle dringt; man kann diese Wirkung noͤthigenfalls mittelst einer
Injectionspumpe noch verstaͤrken, indem man ein Luftvolumen auf der
Oberflaͤche verdichtet oder mittelst eines hydraulischen Druks. Wenn die
heiße Fluͤssigkeit 20 Minuten oder laͤnger, je nach der Beschaffenheit
der Wolle, auf das Garn gewirkt hat, so oͤffne ich den Ausleerungshahn m und lasse den Schaum und die oͤhlige Materie
mit dem oberen Theil der Fluͤssigkeit ablaufen; ich oͤffne dann die
Haͤhne der Roͤhre h wieder, wodurch die
Fluͤssigkeit aus dem Gefaͤße a in die Kufe
k laufen kann. Um die Lauge aus dem Garn
auszudruͤken, wende ich die Kraft eines Hebels n
am Ende der senkrechten Stange d an, welche den falschen
Boden c hebt und dadurch die Garne gegen den Dekel des
Gefaͤßes a druͤkt; die so ausgepreßte
Fluͤssigkeit laͤuft durch die Roͤhre h in die untere Kufe. Sollte das Fett nicht hinreichend beseitigt und der
Wolle die Rauhigkeit nicht benommen seyn, so kann man diese Operation wiederholen;
nach dem Auspressen der Lauge kann man das Garn mit heißem Wasser auswaschen.
Anstatt das Garn mit dem beschriebenen Apparate auszupressen, kann man es auch aus
dem Gefaͤße nehmen und auf irgend eine Art ausdruͤken.
Nachdem die erforderlichen Haͤhne geschlossen wurden, seze ich die Luftpumpe
wieder in Gang und pumpe wie zuvor die Luft aus dem Gefaͤße aus, welches die
Garne enthaͤlt; hierauf lasse ich mit Wasser verduͤnnte Saͤure
hinein, um das Alkali zu neutralisiren, indem ich naͤmlich die Haͤhne
in dem Rohre i oͤffne, worauf die
verduͤnnte Saͤure aus der Kufe o durch das
Rohr i in das luftleere Gefaͤß steigt und in die
Poren der Wolle dringt. Zu diesem Zwek gebrauche ich vorzugsweise
Schwefelsaͤure und mische zwei Unzen concentrirte Saͤure mit einem
Gallon Wasser. Die Fluͤssigkeit wird dann abgelassen und das Garn auf oben
beschriebene Art ausgedruͤkt und gewaschen. Man oͤffnet alsdann den
Dekel und verarbeitet das herausgenommene Garn auf gewoͤhnliche Art zu
Tuch.
Nachdem das Garn zu Tuch verwoben und auf gewoͤhnliche Art gereinigt worden
ist, seze ich es vor dem Walken der Wirkung einer
schwachen Saͤure aus, um das Alkali
gaͤnzlich zu neutralisiren, welches darin zuruͤkgeblieben seyn mag;
durch diese Operation bewirke ich, daß die Seife beim Walken der Wolle nicht so sehr
in die Fasern derselben eindringt und sich so fest in das Tuch einlegt, als bei dem
gewoͤhnlichen Verfahren. Man kann diese Operation auf die Art
ausfuͤhren, daß man das Tuch wie gewoͤhnlich in einem offenen
Gefaͤße in verduͤnnte Saͤure taucht, ich bringe es jedoch
lieber in ein geschlossenes Gefaͤß und pumpe die Luft aus demselben, wie oben
angegeben wurde, aus, ehe ich die verduͤnnte Saͤure hineinlasse.
Beim Reinigen, Zubereiten und Vollenden der Wollentuͤcher und anderer aͤhnlicher Fabricate
bringe ich an der gewoͤhnlichen Rauhmaschine oder den anderen
Walzenmaschinen, deren man sich zum Reinigen und Dressiren des Tuches bedient,
Schwammstuͤke an, um das Wasser gleichmaͤßig auf der
Oberflaͤche des Tuches zu vertheilen und beim Umdrehen der Rauhwalze eine
gleichmaͤßigere Reibung gegen seine Oberflaͤche hervorzubringen,
welche die Wollenfasern reinigt und niederlegt und zugleich dem Tuch Glanz oder
Appretur verleiht.
Auch bringe ich an der Rauhwalze Streifen eines aus Kautschuk (Gummi elasticum)
bereiteten Materiales an. Ich loͤse naͤmlich den Kautschuk nach Hancock's Verfahren auf und verseze ihn in seinem
fluͤssigen Zustande mit Schmergelpulver, Stahlfeile, gepulvertem Glas oder
anderen harten gestoßenen Substanzen; dieses Material wird nach dem Troknen in
Streifen geschnitten und an der Rauhwalze angebracht. Die scharfen Theile des Sandes
etc. an der Oberflaͤche des Kautschuks bilden ein elastisches Material,
welches sich beim Umwaͤlzen der Rauhwalze an dem Tuch reibt, den Stapel
desselben niederlegt und ihm eine glatte Oberflaͤche ertheilt.
Diese Materialien wirken auf eine aͤhnliche Weise, man mag sie in Verbindung
mit Karden, Draͤhten oder Buͤrsten oder allein an der Rauhwalze
anbringen und ertheilen dem Tuch ein bei weitem schoͤneres Aussehen, als man
bisher hervorzubringen im Stande war. Der Schwamm kann auch im troknen Zustande oder
in Verbindung mit einer Buͤrstmaschine oder irgend einem anderen Apparate zum
Rauhen oder Appretiren des Tuches angewandt werden und die Kautschukstreifen, welche
das sandige Material enthalten, kann man auch zum Dressiren des Tuches mit der Hand
anwenden.
Die Art und Weise, wie ich diese Materialien an der Rauhmaschine oder an anderen
Walzenmaschinen anbringe, ersieht man aus Fig. 12 und 13.; ich
beschraͤnke mich jedoch keineswegs auf ihre Anordnung in der Zeichnung, da
dieselbe auf mannigfaltige Weise abgeaͤndert werden kann.
Fig. 12.
stellt einen Theil des Umfanges einer Rauhmaschine vor; Fig. 13. ist
eine Endansicht derselben mit den darauf befestigten Materialien. Die Rauhmaschine
besteht wie gewoͤhnlich aus runden eisernen Reifen a,
a, durch Aerme an einer Achse befestigt, die Rauheisen b, b, welche die Karden c, c
enthalten, sind die gewoͤhnlichen. An der Seite oder in einer anderen
passenden Lage am Rauheisen befestige ich die Buͤchsen oder Rahmen d, d, in welche ich die Schwammstreifen bringe. Diese
Buͤchsen oder Rahmen mache ich aus Eisenblech, und seze sie auf Federn, e, e auf; um Elasticitaͤt hervorzubringen, steke
ich gewoͤhnlich die Schwammstuͤke uͤber kleine Stoͤke
und naͤhe sie auf diesen mit Schnuͤren zusammen. Diese Stoͤke
mit dem Schwamm bringe ich in die Rahmen, wie man bei f,
f sieht; die unteren Seiten der Rahmen haben Zahneinschnitte und die
entgegengesezten Seiten des Rahmens werden mit Schrauben aufgedruͤkt, um den
Schwamm festzuhalten. Die auf obige Weise verfertigten Kautschukstreifen bringe ich
an den Brettern g, g an, auf welchen sie durch
Verzahnungen festgehalten werden und diese Bretter g
befestige ich durch Federn auf der Rauhwalze.