Titel: | Bericht, welchen Hr. Baillet im Namen des Comité der mechanischen Künste über den hölzernen Hygrometer des Hrn. Delacombe zu Paris, rue du cimetiére Saint-André-des-Acres. 7. erstattete. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XXV., S. 104 |
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XXV.
Bericht, welchen Hr. Baillet im Namen des Comité der
mechanischen Kuͤnste uͤber den hoͤlzernen Hygrometer
des Hrn. Delacombe zu
Paris, rue du cimetiére
Saint-André-des-Acres. 7. erstattete.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement Mars. S. 158.
Delacombe's hoͤlzernen Hygrometer.
Das Hauptstuͤk dieses Instrumentes besteht aus einer schmalen
hoͤlzernen Platte oder einem Zuͤngelchen, welches durch
Vorstekstiftchen mit einer duͤnnen messingenen Platte verbunden ist. Die
Holzfasern des Zuͤngelchens laufen quer; die Metallplatte ist leicht
elastisch. Dieses Stuͤk nun ist in dem Augenblike, in welchem es gemacht
wird, gerade: allein es kruͤmmt sich nach der groͤßeren oder
geringeren Feuchtigkeit der Luft gegen die eine oder die andere Seite; ist die
Feuchtigkeit groͤßer, so wird es an der Seite der Metallplatte concav; ist
sie geringer, so wird es an eben dieser Seite convex; in beiden Fallen ist die
Kruͤmmung starker oder schwacher, je nachdem die Feuchtigkeit groͤßer
oder geringer ist. Diese Wirkungen sind jenen analog, welche die Veraͤnderung
der Temperatur an zweien oder mehreren Metallplatten hervorbringt, die mit einander
verbunden sind, und deren Natur und Ausdehnbarkeit ungleich ist.
An dem Instrument des Hrn. Delacombe ist nun das Stuͤk, das aus Holz und Messing
besteht, an dem einen Ende an einer bestimmten Stelle festgehalten, waͤhrend
es an dem anderen Ende einen Buͤgel traͤgt, der mit einem Bogen
articulirt; die Saite oder Schnur dieses Bogens rollt sich auf eine
walzenfoͤrmige Achse, und das Ende dieser Achse ist mit einer Nadel versehen,
die auf einem graduirten Rande die Grade der Feuchtigkeit der Luft anzeigt. Erleidet
nun das beschriebene hygrometrische Stuͤk eine Veraͤnderung in seiner
Form, so muß sich die Nadel nach der einen oder der anderen Seite bewegen, und der
Raum, den die Nadel auf dem graduirten Rande durchlauft, ist um so groͤßer,
je langer das hygrometrische Stuͤk, je kleiner der Durchmesser der
walzenfoͤrmigen Achse, und je langer die Nadel selbst ist.
Unter allen Holzarten wendet Hr. Delacombe vorzuͤglich das Holz der Erlen, der Weiden oder der
weißen Pappel zu seinem Hygrometer an. Als feststehende Punkte seines Maßstabes
nimmt er die hoͤchste Feuchtigkeit und die groͤßte Trokenheit an, die
er nach Saussure's Methode bestimmt.
Mittelst einer Nußschraube endlich, und durch Veraͤnderung der Stellung des
Buͤgels, der sich an dem Bogen befindet, regulirt er sein Instrument so, daß
die Nadel zwischen den beiden aͤußersten Punkten der Feuchtigkeit und der
Trokenheit den ganzen Umfang des Kreises, der in 100 Grade und in Bruchtheile von
Graden getheilt ist, durchlaͤuft. Diese Regulirmethode hat den Vortheil, daß
man Raͤnder, die im Voraus graduirt werden, oder solche, die schon bei
anderen aͤhnlichen Instrumenten gebraucht worden waren, anwenden kann.
Dieß ist nun das Hygrometer, welches Hr. Delacombe schon vor mehreren Jahren erfand, und das eben so
sorgfaͤltig als dauerhaft eingerichtet ist. Es laͤßt sich ohne Gefahr
in Unordnung zu gerathen transportiren, und wenn man es brauchen will, an einem
Ringe aufhangen; es hat die Fom einer Medaille von 5 bis 20 Centimeter im
Durchmesser; die Flaͤche, an welcher sich die Nadel und der graduirte Rand
befindet, ist mit einem gewoͤlbten Glase versehen; die andere Flaͤche
hingegen ist mit einer ausgeschnittenen Kupferplatte geschlossen, jedoch so, daß die
Luft freien Zutritt zu dem Inneren des Instrumentes hat.
Bemerkungen. Wir haben bisher bloß von dem Einflusse der
Feuchtigkeit auf das hygrometrische Stuͤk dieses Instrumentes gesprochen;
allein man kann nicht verkennen, daß die Wirkungen der Feuchtigkeit hier mit jenen
Wirkungen complicirt seyn muͤssen, welche die Veraͤnderung der
Temperatur an den verschiedenen Bestandtheilen desselben, so wie an dem Bogen und an
der Schnur hervorbringen wird. Es laͤßt sich uͤberdieß auch nicht
laͤugnen, daß die Holzplatte wegen ihrer Dike und Masse nicht sehr geeignet
ist, die Veraͤnderungen in der Feuchtigkeit der Luft schnell und mit
Genauigkeit anzuzeigen, besonders wenn diese Veraͤnderungen nur sehr gering
sind. Es laͤßt sich auch befuͤrchten, daß das Holz mit der Zeit
verdirbt, die Eigenschaft Wasser einzusaugen zum Theile verliert, oder daß es Risse
bekommt. Endlich werden die Unterschiede, welche der Gang dieses Instrumentes
anzeigt, nicht mit jenen der Feuchtigkeit der umgebenden Luft im
Verhaͤltnisse stehen. Allein obgleich dieser Hygrometer, der so wie die
meisten bisher vorgeschlagene Hygrometer unvollkommen ist, den Physikern kein Mittel
an die Hand gibt, womit sie die Menge des, in der Luft enthaltenen, Wasserdampfes
mit Genauigkeit bestimmen koͤnnten, so muß man doch gestehen, daß derselbe in
den gewoͤhnlichen Faͤllen, in welchen es sich bloß im Allgemeinen
darum handelt zu wissen, ob eine Veraͤnderung in Hinsicht auf Trokenheit oder
Feuchtigkeit in der Luft vorgegangen ist, hinlaͤnglichen Aufschluß geben
kann, und daher in solchen Faͤllen um so mehr Empfehlung verdient, als er
wegen seiner Eleganz auch zur Verzierung dienen kann.