Titel: | Bemerkungen über Canalschifffahrt. Remarks on Canal Navigation etc. etc. by William Fairbairn, Engineer. London, Longman and Rees. Manchester, Robert Robinson 1831. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XL., S. 174 |
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XL.
Bemerkungen uͤber Canalschifffahrt. Remarks on Canal Navigation etc. etc. by William Fairbairn,
Engineer. London, Longman and Rees. Manchester, Robert Robinson
1831.
Von diesem so eben erschienenen, in dem
gegenwaͤrtigen Augenblike interessanten Werke gibt das gehaltvolle London-Journal of
Arts and Sciences, vom 1. Mai 1851 unter der Aufschrift: Notice
of new Books, folgenden, mit eigenen Bemerkungen begleiteten, Auszug, welchen wir der
Wichtigkeit des Gegenstandes wegen hiemit vollstaͤndig uͤbersezt
liefern.
Bemerkungen uͤber Canalschifffahrt.
Die Wichtigkeit großer Ausfuͤhrungen muß nicht bloß nach dem Maßstabe ihres
praktischen Nuzens, sondern auch nach dem, was man ihren moralischen Einfluß nennen
moͤchte, beurtheilt werden; denn sie bewirken als Beispiele das Entstehen
anderer großer Werke, und treiben zu Verbesserungen uͤber ein ganzes Land.
Dieß war zum Beispiel in der Schweiz der Erfolg von Bonaparte's beruͤhmter
Straße uͤber den Simplon. Dieser Erfolg bestand nicht bloß in einer
erleichterten Communication fuͤr Reisende und Kaufmannsguͤter zwischen
dem Innern von Frankreich und dem Herzen von Italien, sondern auch darin, daß der
Verkehr, indem er auf dieser Linie erleichtert ward, sich auch weiter hin vermehrte
und ausbreitete. Dadurch, daß diese Unternehmung den groͤßten Theil des
Verkehres in ihre eigene Gegend zog, wurden andere benachbarte Laͤnder
genoͤthigt, neue Straßen zu bauen, und mit aͤhnlichen Verbesserungen
fortzuschreiten, um nicht in voͤllige Unbedeutenheit zu sinken. Von dieser
Art ist auch die Wirkung, welche der glaͤnzende Erfolg der Liverpool-
und Manchester-Eisenbahn in unserem Lande hervorzubringen anfaͤngt,
und, so allgemein ausgedehnt und schnell unser System von innern Verbindungen
bereits ist, so ist doch zu erwarten, daß sich dasselbe noch mehr ausbreiten und
noch mehr an Geschwindigkeit gewinnen werde.
Bis auf die lezte Zeit waren die Eisenbahnen groͤßten Theils nur auf
Steinkohlendistricte und auf solche Transporte beschraͤnkt, welche nur eine
maͤßige Geschwindigkeit erfordern. So lange sie daher in das Gebiet der
Canaͤle und der Canaleigenthuͤmer nicht eingriffen, und diese keine
Schmaͤlerung ihres Gewinnes befuͤrchteten, fuͤhlten sie auch
kein Beduͤrfniß zur Verbesserung ihres eigenen Transportsystems. Jezt aber
scheint die Anwendbarkeit der Eisenbahnen viel weiter sich auszudehnen; die
Graͤnzen dieser Anwendbarkeit bestimmen zu wollen, waͤre noch
voreilig. Indessen ist der Impuls gegeben, und wird verfolgt werden, und die
Eigenthuͤmer der Canaͤle fangen an zu merken, daß es Zeit ist, von
ihrer langen Ruhe zu erwachen, und sich auf das Aeußerste anzustrengen, ihre
Fortschaffungsmethode zu verbessern, um, wo moͤglich, den Wettkampf mit den
Eisenbahnen zu bestehen.
Als Hr. Lymington im Jahre 1802
den ersten Versuch mit seinem Dampfboth auf dem Forth and
Clyde Canal (in Schottland) machte, erklaͤrten sich einige der
Eigenthuͤmer aus dem Grunde dagegen, weil sie befuͤrchteten, daß die
Daͤmme oder Ufer des Canals durch den Wellenschlag, welchen die Bewegung der
Ruderraͤder verursacht, beschaͤdigt wuͤrden. Diese Furcht
erhielt sich bis jezt, und war eines der Hindernisse, welches der Einfuͤhrung
von Dampfschiffen auf Canaͤlen entgegenstand.
Der Zwek, welchen Hr. Fairbairn
in dem von ihm herausgegebenen Werke sich vorgesezt hat, ist nun, aus den Resultaten
einiger Versuche, die er anfuͤhrt, zu beweisen, daß Dampfschiffe mit
Raͤdern an ihrem Hintertheile ohne Nachtheil fuͤr die
Seitenwaͤnde der Canale gebraucht werden koͤnnen, und durch
Berechnungen darzuthun, daß die Anwendung der Dampfkraft auf denselben weniger
kostspielig ist als der gewoͤhnliche Zug durch Pferde.
Die Aufmerksamkeit des Hrn. Fairbairn ward auf diesen Gegenstand besonders durch Hrn. Grahame von Glasgow im Monat Januar
1830 gerichtet, welchem, wie Hr. Fairbairn sich ausdruͤkt, es damals gelungen war, die
Directoren des Forth and Clyde Canals und des Union-Canals auf
die uͤberwiegenden Vortheile der Dampfkraft so weit aufmerksam zu machen, daß
die Verwaltungsausschuͤsse dieser beiden Gesellschaften fuͤr den Bau
eines Dampfbothes contrahirten, welches auf jedem der beiden Canaͤle
fuͤr die hiezu tauglichste Art von Transport gebraucht werden sollte.
Im Fruͤhjahre von 1830 machte Hr. Grahame einen Versuch auf dem Forth and
Clyde Canal, um den Effect von zwei leichten, gondelfoͤrmig
gebauten, und ihrer Laͤnge nach mit einander verbundenen Bothe zu beobachten,
wenn diese schneller als die gewoͤhnlichen Reisebothe bewegt wuͤrden.
Folgendes ist ein Auszug von dem Berichte, welchen Hr. Grahame hieruͤber in den
Tagsblaͤttern bekannt gemacht hat.
„Eines der Bothe war 33 Fuß lang, und hatte 4 1/2 Fuß in seiner
groͤßten Breite; das andere war 30 Fuß lang und 4 Fuß breit. Die
Entfernung von beiden, oder der Zwischenraum war an den Vordertheilen, wo die
Kiele das Wasser durchschneiden, 4 Fuß 9 Zoll, und im Mittel der Bothe 18
Zoll.
„Diese zwei Bothe, durch Querbohlen stark mit einander verbunden, wurden
von einem Pferde zuerst mit einer Geschwindigkeit von 8 Meilen in einer Stunde
gezogen, und verursachten eine Anschwellung des Wassers im Canal, die ungefaͤhr eben so stark war, als die von einem
gewoͤhnlichen Passagierbothe bei seinem gewoͤhnlichen Gange von
etwas uͤber 5 Meilen in der Stunde (a little more
than 5 miles per hour.)
„Hierauf ward das Doppelboth mit einer Schnelligkeit von 10 und 12 Meilen
per Stunde gezogen, und die Anschwellung des
Wassers war geringer als bei 8 Meilen.
„Die beiden Bothe enthielten 9 oder 10 Personen.
„Nach diesem ward das groͤßere Both losgemacht, und ganz allein mit
einer Geschwindigkeit von 15 Meilen per Stunde, 2
Meilen auf und ab (2 miles out and in)
fortgezogenEs wird hier nicht gesagt, ob bei diesem Versuche auch Leute auf dem
Bothe sich befanden, und wie lang derselbe gedauert habe. Wir vermuthen
daher, daß das Both ganz leer war: denn bei einer solchen Schnelligkeit
von 6 1/2 Stundenlangen in einer Stunde, wobei das Pferd galoppiren oder
im staͤrksten Trabe laufen mußte, hatte dasselbe mit der
geringsten Ladung keine halbe Viertelstunde aushalten koͤnnen. A.
d. Ue.; die Anschwellung war sehr schwach.
„Bei beiden Versuchen, naͤmlich mit dem einfachen und mit den
beiden zusammen gehaͤngten Bothen wurden diese fast augenbliklich in Gang
gebracht.
„Man bemerkte, daß, wenn die Bothe sehr schnell gezogen wurden, das Pferd
verhaͤltnißmaͤßig weniger
angestrengt warDieß ist denn doch ein wenig zu arg. Hr. Grahame moͤchte uns, wie es
scheint, glauben machen, daß ein Pferd beim Galoppiren sich weniger
anstrengen darf, als wenn es im Schritte geht! – Wer zu Viel
behauptet, sagt nichts. – A. d. Ue., und daß die
Anschwellungen des Wassers im Canale schwaͤcher waren als bei einem
langsameren Zuge. Hr. Grahame meint, diese Erscheinung sey am besten zu
erklaͤren, wenn man annimmt, daß das flache Both bei einer sehr schnellen
Bewegung gegen die Oberflaͤche des Wassers gehoben wird, und, statt
dasselbe zu durchschneiden, daruͤber hinweggleitet. Sobald aber das
Zugseil schlaff wird, sinkt das Both wieder auf seine gewoͤhnliche Tiefe,
und der Widerstand wird durch die groͤßere Wasserflaͤche, die es
durchschneiden muß, vermehrt. Im Gegentheil, wenn die Bewegung sehr schnell ist,
und das Both nahe an der Oberflaͤche des Wassers hingleitet, wird dem
Pferde der Zug in dem Verhaͤltnisse erleichtert, als das Both eine
kleinere Wassermasse verdraͤngt; und das Anschwellen des Wassers oder der
Wellenschlag wird in gleichem Maße vermindert.“
Hiezu bemerkt Hr. Fairbairn:
„Die Verminderung des Wellenschlages bei einer sehr schnellen Bewegung des
Bothes im Canal, welche Hr. Grahame beobachtet zu haben angibt, schien eine große Anomalie,
und im Widerspruche mit aller Theorie zu seyn, und ward von vielen bei dem
Versuche gegenwaͤrtigen Personen fuͤr imaginaͤr (as ideal)
gehalten.“
Wenn diejenigen, welche sahen, an diese neue
Erscheinung nicht glauben wollten, so wird hoffentlich uns, die wir Nichts
davon sahen, unser Unglaube an die neue Lehre des Hrn. Grahame zu verzeihen seyn. A. d. Ue.
Was uns betrifft (so faͤhrt der Redacteur des London-Journal of Arts fort) st finden wir keine Ursache, uns
uͤber diese Thatsache zu verwundern. Jeder Knabe, der Einmal ein Modell eines
Schiffes gemacht, und sich damit belustigt hat, dasselbe an einer Schnur zu ziehen,
weiß, daß wenn er recht schnell damit fortlaͤuft, er das Schiffchen fast
uͤber die Wasserflaͤche heraus hebt, so daß es daruͤber
hinschwebt, waͤhrend nur der kleinste Theil desselben untergetaucht ist.
Die Kraft eines Pferdes an einem 30 Fuß langen und 4 Fuß breiten (flachen) Bothe
angebracht, verhaͤlt sich zu diesem ungefaͤhr wie die Kraft eines
Knaben zu seinem Schiffchen. Fuͤr ein starkes Pferd waͤre ein solches
Both ein wahres Spielzeug.Versteht sich, so lange das Both ganz leer ist und nur wenige Zoll Wasser
zieht, wie hier der Fall war.
Nun folgt der Auszug von einem Berichte uͤber die erste Reise, welche mit
einem im Monate Junius 1830 von der Androssan Canalgesellschaft erbauten leichten,
gondelfoͤrmig gebildeten, Bothe nach Paisley und zuruͤk unternommen
wurde.
„Dieses Both war einfach, 60 Fuß lang und 4 1/2 Fuß breit, tauchte, wenn ungeladen, 10
Zoll ins Wasser, mit Einschluß eines tiefen KielesDa der Kiel wenigstens 5 Zoll tief oder breit seyn muͤßte, so
tauchte dieses Fahrzeug nur hoͤchstens 5 Zoll ins Wasser..
„Es ward von einem Pferde von Port Eglington nach Paisley (ein Weg von 7
Meilen) in 1 Stunde und 7 Minuten gezogen; die mittlere Geschwindigkeit war also
= 6,3 Meilen per Stunde. Die groͤßte
Geschwindigkeit war eine Meile in 9 Minuten = 6,6 Meilen per Stunde; die kleinste Geschwindigkeit eine Meile 11 Minuten = 5,45
Meilen per Stunde.
„Eine sehr hohe Anschwellung zeigte sich vor dem Bothe bis auf 80 oder 90
Fuß Weite, wodurch das Austreten des Wassers an den Bruͤken und engen
Stellen des Canals verursacht wurde.
(Anmerkung. Die Breite des Ardrossan Canals
betraͤgt an den Bruͤken 9 Fuß.) Die Anschwellung des Wassers hinter
dem Schiffe war unbedeutend. Das Pferd war sehr
erschoͤpft.
„Dasselbe Both, mit 24 Personen (worunter 4 Knaben) an Nord, ward von zwei
Pferden in 45 Minuten zuruͤkgezogen, also mit einer mittleren
Geschwindigkeit von 9,4 Meilen per Stunde. Dabei fanden aber Unterbrechungen
Statt durch das Scheuwerden eines Pferdes. Die groͤßte Geschwindigkeit
war beinahe 11 Minuten per Stunde. Es zeigte sich dabei keine Welle vor dem
Bothe, ausgenommen unter den Bruͤken, noch eine Anschwellung hinter
demselben, und je schneller die Bewegung war, desto schwaͤcher waren
diese Anschwellungen des Wassers.“
Wenn aber gar keine Anschwellungen auf dem ganzen Wege sich zeigten, wie
konnten noch schwaͤchere, also weniger als Nichts gleich, Statt
finden? – A. d. Ue.
Nun faͤhrt Hr. Fairbairn
fort:
„Aus allem diesem ergibt sich, daß die Frage von Anschwellung und von
Beschaͤdigung der Seitenwaͤnde eines Canals, die man so sehr
gefuͤrchtet, und worauf die Gegner der Verbesserungen so viel Gewicht
gelegt hatten, durch die Reise dieses leichten Passagierbothes in einem der
engsten Canaͤle von Schottland fuͤr immer beseitigt
ist.“
Hiezu bemerkt die Redaction des Journal of Arts:
Dieß halten wir fuͤr einen zu weit ausgedehnten Schluß. Der Versuch zeigte,
was nie zu bezweifeln war, naͤmlich: daß ein langes und schmales Both,
welches sehr wenig Wasser zieht, mit bedeutender Schnelligkeit fortgezogen werden
kann, ohne einen so starken Wellenschlag und Anschwellungen zu verursachen, daß die
Waͤnde eines Canals davon beschaͤdigt wuͤrden; allein dieser
Versuch hat nichts uͤber die Hauptfrage entschieden, naͤmlich: Ob ein Dampfboth von hinlaͤnglicher Groͤße, um
100 oder 200 Reisende zu tragen,
dessen unter Wasser stehendes Querprofil bei einer schnellen
Bewegung eben so groß wie bei einer langsamen ist, durch einen Canal mit
bedeutender Geschwindigkeit getrieben werden koͤnne, ohne eine so starke
Anschwellung des Wassers und einen so starken Wellenschlag zu verursachen, daß
die Waͤnde des Canals davon beschaͤdigt wuͤrden?
„spaͤter ward von Hrn. Hunter in Glasgow ein Doppelboth, the
Swift (der Schnelle) genannt, 60 Fuß lang und 8 1/2 Fuß breit,
fuͤr 50 oder 60 Passagiere eingerichtet, fuͤr Hrn. Grahame gebaut, und ging am 7.
Julius von Port Dundas nach Edinburgh, 56 1/2 Meilen, in 7 Stunden und 14
Minuten, so daß die mittlere Geschwindigkeit, mit Einschluß des Aufenthaltes an
den Schleußen und Bruͤken, deren es daselbst eine große Menge gibt, nahe
an 8 Meilen per Stunde betrug. Die Ladung bestand in
33 Personen mit ihrem Gepaͤke.
„Am 8ten kehrte dasselbe Both mit derselben Ladung in 6 Stunden 38 Minuten
zuruͤk, was eine mittlere Geschwindigkeit von beinahe 9 Meilen in einer
Stunde macht. Wenn es mit einer Geschwindigkeit von 6 oder 7 Meilen per Stunde gezogen ward, zeigte sich eine große
Anschwellung vor, und ein starker Wellenschlag hinter dem Bothe, der sich gegen
die Waͤnde des Canals hinwarf, und die Pferde litten sehr stark. Bei
einer Geschwindigkeit von 9 Meilen in der Stunde verschwanden die
Wellenschlaͤge und Anschwellungen fast zu nichts, und die Pferde
arbeiteten leichterAus diesen Angaben geht hervor, daß das Both nur ungefaͤhr zur
Haͤlfte geladen war. Man erfahrt aber nicht, wie tief es im
Wasser ging, wie viele Pferde vorgespannt waren, und wie oft sie
gewechselt werden mußten. Lange konnten sie es bei einem Laufe von 3 1/2
bis 4 Stunden in jeder Stunde unmoͤglich aushalten. Wie aber
diese Thiere bei einer Geschwindigkeit von 4 Stunden in einer Stunde
sich leichter als bei einem Gange von 2 1/4 Stundenlangen
gefuͤhlt haben sollen, dieß – wir bekennen es
freimuͤthig, – uͤbersteigt alle unsere Begriffe.
Haͤtte man die Pferde uͤber ihr Gefuͤhl selbst
befragen koͤnnen, so wuͤrden sie ohne Zweifel der von Hrn.
Fairbairn in
ihrem Namen ausgesprochenen Behauptung geradezu widersprochen haben. A.
d. Ue..
„Ich stellte eine Menge von Versuchen an, in der Absicht, die Kraft zu
bestimmen, welche aufgewendet werden mußte, um das Doppelboth mit verschiedenen
Geschwindigkeiten und mit verschiedenen Ladungen fortzuziehen, und auch um den
Effect zu beobachten, welche underraͤder, an den Seiten oder in der Mitte
des Bothes angebracht, hervorbringen wuͤrden.
„Das Ergebniß dieser Versuche zeigte, daß der Widerstand eines
Koͤrpers, welcher in einem Canal fortgezogen wird, nicht in dem von der
Theorie bestimmten Verhaͤltnisse zuzunehmen schien,Diese Resultate waren also doch nur scheinbar?
– Wir bewundern die Bescheidenheit dieses Ausdrukes, dessen Hr.
Fairbairn sich
da bedient, wovon nur von mathematischer Gewißheit die Rede
seyn soll. Er scheint uns aber selbst nicht recht an das zu glauben, was
er im Interesse seiner Goͤnner uns glauben machen will. A. d.
ue.
und daß der
Widerstand, welchen das Wasser der Bewegung des Bothes entgegensezte, bei einer
geringen Geschwindigkeit, z.B. von oder unter 6 Meilen in einer Stunde auf einer
breiten Wasserflaͤche zwar bedeutend kleiner war als auf einer engen
Wasserhahn, daß aber, im Gegentheile, bei einer groͤßeren
Geschwindigkeit, z.B. uͤber 10 Meilen, dieser Unterschied verschwand,
oder der Vortheil eher auf der Seite der engen Wasserflaͤche
war.“
Nicht auf die Theorie, sondern auf die zahlreichsten, mit der groͤßten
Genauigkeit von den ausgezeichnetsten, beruͤhmtesten, und (was die
Hauptsache ist) zuverlaͤssigsten und glaubwuͤrdigsten Gelehrten angestellten Versuche ist die
bisher allgemein angenommene und durch die Erfahrung uͤberall
bestaͤtigte Lehre Muͤndet, daß der Widerstand einer
unbegranzten Wassermasse gegen einen in demselben bewegten festen
Koͤrper im Verhaͤltnisse des Quadrates seiner Geschwindigkeit
zunimmt, und daß dieser Widerstand noch groͤßer wird, je enger der
Canal ist, in welchem der schwimmende Koͤrper sich bewegt. A. d.
Ue.
Folgende Tabelle gibt die Uebersicht von Hrn. Fairbairn's Versuchen mit dem Bothe Swift, von
Pferden gezogen. Es war so geladen, daß das ganze Gewicht desselben mit der Ladung
(the gross weight of the boat and cargo) 5 Tonnen,
16 Centner, 39 Pfd. also zusammen 116 Cent, und 39 Pfd. betrug;Warum gibt Hr. Fairbairn hier nur das Brutto-Gewicht seines Bothes
mit so vieler Genauigkeit bis auf ein Pfund, nicht uͤber das
Netto-Gewicht oder die Ladung an, worauf
es doch ganz allein ankommt, wenn uͤber den nuzbaren Effect eines
Fahrzeuges geurtheilt werden soll? – A. d. Ue. und an dem Zugseile war ein Kraftmesser (Dynamometer) angebracht.
Der erste Versuch ward mit zwei Pferden angestellt, und folgendes ist das
Durchschnitts-Resultat von 14 Versuchen.
Textabbildung Bd. 41, S. 179
Bei dem Versuche N.
14. war das Brutto-Gewicht (the gross
load) nur 61 Centner und 57 PfundDas ganze Gewicht war also bei diesem
lezten Versuche um 44 Centner und 82 Pfund geringer als bei den
vorhergegangenen Versuchen, wobei das Brutto-Gewicht zu 116
Cent. 39 Pfund angegeben ist. Da nun das Gewicht von 33 Personen mit
ihrem Gepaͤke so ziemlich nahe 44 Centner betragen Mag, so
ist offenbar, daß in diesem Falle das Both ohne alle Ladung war,
oder daß hoͤchstens nur ein Paar Menschen sich daraus
befanden. A. d. Ue..
Nummer der Versuche; meilen in
einer Stunde; Kraft des Zuges in Pfund; Anzahl der Pferdekraͤfte:
Bemerkungen; Oberflaͤche des Wassers glatt; Huͤpfende Welle gegen
die Waͤnde des Canals; Anschwellung hinter dem Bothe; Anschwellung nimmt
zu; Keine Veraͤnderung; Groͤßere Anschwellung; Anschwellung sehr
vermindert
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß die noͤthige Kraft oder der Widerstand
bis zur Geschwindigkeit von 9 Meilen per Stunde in einem groͤßeren
Verhaͤltnisse als die Quadrate der Geschwindigkeiten zugenommen habe:
denn
8,02² ist = 64,32; und 8,34² = 69,55, und es
ist
64,32 : 69,55 = 254,85 : 275,5.
Der Widerstand haͤtte also bei dem 11ten und 12ten Versuche (nach der Theorie)
nur 275,5 Pfd. betragen sollen; er war aber wirklich 313 Pfd., also um 1/8
groͤßer.
Bei groͤßeren Geschwindigkeiten hingegen zeigte sich der Widerstand kleiner,
als er nach der Berechnung haͤtte seyn sollen: denn
8,32² = 69,55; und 14,06² = 197,68; daher
69,55 : 197,68 = 313 : 889,5.
Statt 889 1/2 Pfund war aber der Widerstand nur 352,6 Pfund, also weniger als die
Haͤlfte von dem, was nach dem Verhaͤltnisse der Quadrate der
Geschwindigkeiten sich ergeben sollteWenn wir auch dem Hrn. Fairbairn hinsichtlich der Genauigkeit dieser seiner
Versuche und der factischen Richtigkeit seiner Beobachtungen unbedingten
Glauben beimessen wollen, so koͤnnen wir uns doch der Vermuthung
nicht erwehren, daß er sich dabei, wie schon manche andere Experimentirer
vor ihm gethan haben, absichtlich gewisser Vortheile bedient habe, um ein
Resultat nach seinem Wunsche zu erhalten. Oder wie waͤre sonst ein so
auffallender Widerspruch, eine so unbegreifliche Abweichung von einem
erwiesenen und unbestrittenen Naturgeseze zu erklaͤren, daß
naͤmlich der Widerstand eines Fluidums im Verhaͤltnisse der
vermehrten Geschwindigkeit eines in demselben sich bewegenden
Koͤrpers von Stufe zu Stufe zunehmen, uͤber eine gewisse
Graͤnze hinaus aber wieder abnehmen sollte? – Mit gleicher
Wahrscheinlichkeit koͤnnte uns Jemand seine Entdekung beweisen, daß
der Druk der atmosphaͤrischen Luft zwar bis auf eine gewisse
Hoͤhe abnaͤhme, dann aber in demselben Verhaͤltnisse
wieder zunaͤhme; und um dieses Paradoxon durch einen Versuch zu
demonstriren, duͤrfte er nur einen kleinen Hocus pocus mit dem Barometer vornehmen, und in einer bestimmten
Hoͤhe denselben statt des Queksilbers mit einer leichtern
Fluͤssigkeit fuͤllen, da dann natuͤrlich die
Saͤule bei vermindertem Druke der Luft hoher stehen wuͤrde.
– Dasselbe Kunststuͤk hat Hr. Fairbairn bei seinem vierzehnten
Versuche (in obiger Tabelle) sich erlaubt, da er ein leichteres, d.i. leeres
Both an die Stelle eines schwereren beladenen sezte. Er war indessen doch so
ehrlich, diese vorgenommene Abaͤnderung an seinem Apparate in der
beigefuͤgten Note selbst zu gestehen. A. d. Ue..
Dieser Versuch ward auf dem Forth and Clyde Canal
angestellt, welcher 63 Fuß breit und 9 Fuß 9 Zoll tief ist.
II. Versuch, auf dem Monkland Canal, welcher 40 Fuß mit
und 5 Fuß 4 Zoll tief ist.
Hier hatten die Kraͤfte zu den Zeiten und Entfernungen ein kleineres
Verhaͤltniß als auf dem Forth and Clyde Canal.
Die Wirkungen der Anschwellung und des Wellenschlages waren dieselben, wie beim
ersten Versuche; bei einer Geschwindigkeit unter 5 Meilen in einer Stunde war
naͤmlich nichts davon zu bemerken; von 5 bis zu 7 1/3 Meilen nahmen diese
Erscheinungen zu, und dann im Verhaͤltnisse der vermehrten Geschwindigkeit
wieder ab.
III. Versuch, auf dem Forth and
Clyde Canal. Das Brutto-Gewicht des Bothes mit seiner Ladung war 109
Centr. und 60 Pfd., die mittlere Einsenkung 15 1/2 Zoll.
Das Both ward von 3 Pferden mit einer Geschwindigkeit von 11,2 Meilen in einer Stunde
gezogen, und die hiezu noͤthige Zugkraft war 473 Pfd.Nach der obigen Tabelle war die Kraft, welche noͤthig war, um das nur
61 Centner und 57 Pfund schwere Both mit einer Geschwindigkeit von 8,34
Meilen per Stunde fortzuziehen (in den Versuchen
11 und 12) = 313 Pfd., und die hiezu erforderliche Anzahl von
Pferdekraͤften (in der 4ten Spalte) = 6,961, beinahe von sieben
Pferden. Und hier hatte nun das beinahe zwei Mal so schwere, folglich auch
um so tiefer eingesenkte Both, bei einer Geschwindigkeit von 11,2 Meilen
eine Zugkraft von nur 473 Pfd. erfordert, und waͤre von drei Pferden
fortgezogen worden, welche bei dieser Schnelligkeit im staͤrksten
Trabe laufen oder galoppiren mußten! Nun haͤtte aber nach der
Berechnung der Widerstand im lezten Falle wenigstens 1100 Pfd. seyn
muͤssen, und nach dem Verhaͤltniß obiger Tabelle wenigstens
ein Kraftmoment von vierzehn Pferden erfordert. Man weiß aber, daß das
staͤrkste Pferd, welches im Schritte, oder mit einer Geschwindigkeit
von 2 1/2 englischen Meilen in einer Stunde gehend, wenn es ein Paar Stunden
lang aushalten soll, hoͤchstens einen Widerstand von 475 Pfd.
uͤberwinden kann, im Galopp aber gar keine Zugkraft auszuuͤben
vermag. Die von Hrn. Fairbairn hier angegebene Leistung, wobei, nach seiner
Behauptung, jedes der drei Pferde eine Kraft von 124 1/2 Pfd., eigentlich
aber von wenigstens 330 Pfd. geaͤußert haben muͤßte, ist daher
platterdings unmoͤglich, und man muͤßte, um sie zu glauben,
annehmen, daß diese Thiere mit uͤbernatuͤrlicher Kraft begabt
waren, und daß es Hrn. Fairbairn gelungen sey, seiner neuen Lehre, nach welcher der
Widerstand des Wassers gegen ein Both desto geringer wird, je schneller es
bewegt wird, durch eine zweite eben so erstaunliche Entdekung die Krone
aufzusezen, daß Schiffe uͤberhaupt (unter uͤbrigens gleichen
Umstaͤnden) desto leichter gezogen werden, je schwerer sie sind, und
je tiefer sie im Wasser gehen. – A. d. Ue. Es zeigte sich keine Anschwellung des Wassers von Vorn; ein leichtes
zitterndes Wellenspiel hinter dem Bothe; der Wind war guͤnstig.
Auf dem Monkland Canal, welcher enger und seichter ist als der Forth and Clyde Canal, war der Widerstand bei einer Geschwindigkeit von
11,11 Meilen verhaͤltnißmaͤßig kleiner als auf dem Forth and Clyde Canal bei einer Geschwindigkeit von 11,2
Meilen in einer Stunde, bei gleich guͤnstigem Winde.
Hr. Fairbairn fand, daß die
noͤthige Zugkraft, wenn das Both mit einer Geschwindigkeit von 11 1/2 bis 12
1/2 Meilen per Stunde sich bewegte, nur um sehr wenig
groͤßer war, als wenn es mit einer Geschwindigkeit von 7 3/4 Meilen gezogen
wurde. Der Unterschied betrug nur 1/7 das Dynamometer zeigte naͤmlich bei
einer Geschwindigkeit von 7,28 Meilen, 378'/, Pfd. und bei einer Geschwindigkeit von
11 1/2, und 12 1/2 Meilen 433,4 und 439,3 Pfd.Da der Widerstand, welchen ein fester, in einer ruhigen Wassermasse bewegter
Koͤrper leidet, unter uͤbrigens gleichen Umstaͤnden
eben so groß ist, als der Stoß, welchen eine mit derselben Geschwindigkeit
sich bewegende Wassermasse auf einen stillstehenden Koͤrper von
gleich großer und gleich geformter Flache ausuͤbt, so muͤßte,
wenn es mit den Versuchen des Hrn. Fairbairn und seiner daraus abgeleiteten
neuen Lehre seine Richtigkeit hatte, die Wirkung von einem schnellen,
reifenden Strome auf Bruͤkenpfeiler, Uferbauten, Daͤmme u.
dgl. schwaͤcher seyn, als von einem minder schnellen Flusse. Unsere
Donauschiffe, welche an den reißendsten Stellen des Stromes doppelte und
dreifache Bespannung von Pferden erfordern, muͤßten gerade
uͤber diese Stellen am leichtesten weggezogen werden.
Schiffmuͤhlen, fuͤr welche man gewoͤhnlich diejenigen
Stellen aussucht, wo die Stroͤmungen am staͤrksten sind,
waͤren am vortheilhaftesten dort anzubringen, wo die Geschwindigkeit
des Stromes kleiner ist. Unterschlaͤchtige, von einem Flusse oder
Bache ohne Aufdaͤmmung getriebene Nader (Panster- oder
Schlepp-Raͤder genannt) welche man, um einen etwas
staͤrkeren Trieb zu erhalten, in ein allmaͤhlich sich
verengendes, mit einem Wasserbette versehenes Gerinne zu haͤngen
pflegt, muͤßten (weil, nach Hrn. Fairbairn's Theorie, der Widerstand,
also auch die Kraft des Stoßes in einem engen und seichten Canaͤle
kleiner als in einem weiteren und tieferen Rinnsale ist), um die
groͤßte Wirkung zu erhalten, ganz frei in dem offenen und sanfter
fließenden Strom angebracht werden, u.s.w.! – Es ist indessen sehr
wahrscheinlich, daß unsere Schiffleute und Muͤhlarzte von dieser
neuen Lehre sich nicht werden bekehren lassen, sondern auf ihrem alten, auf
tausendjaͤhrige Erfahrung gestuͤzten Glauben hartnaͤkig
beharren, und den neuen Wasserapostel tuͤchtig auslachen werden. A.
d. Ue.
Hr. Fairbairn wachte mich
einige Versuche auf dem Forth and Clyde Canal mit
Ruderraͤdern, welche von Menschen umgetrieben wurden.
Zuerst ließ er ein geschaufeltes Rad in einem laͤnglichen Kasten oder Troge
(trough), d.i. in einem Ausschnitte in der Mitte und
nach der Laͤnge des Bothes arbeiten, welcher vorn 2 1/2 Fuß, in der Mitte 22
Zoll, und gegen das Hintertheil des Schiffes 3 1/2 Fuß weit war. Der Durchmesser des
Rades war 7' 1/2 Fuß, und seine Breite 2 Fuß;Hier ist offenbar ein Schreib- oder Drukfehler: denn ein Rad mit 24
Zoll breiten Schaufeln kann in keinen 22 Zoll breiten Kasten gebracht
werden. A. d. Ue. es ward von 12 Maͤnnern bearbeitet, und tauchte mit einem Brutto,
Gewichte von 113 Centner 16 Zoll unter Wasser.
Folgendes ist ein Theil einer Tabelle uͤber diese Versuche.
Textabbildung Bd. 41, S. 182
Meilen auf den Canal; Zeit; Meilen
in einer Stunde; Umlaͤufe des Rades; Bemerkungen; Min. Sek.; Keine
merkliche Anschwellung
Man versuchte den Swift auch mit Ruderraͤdern an den Seiten, deren Schaufeln
dieselbe Oberflaͤche, wie jene des einzelnen Rades in der Mitte des Bothes
beim ersten Versuche hatten.
Das Brutto-Gewicht des Bothes betrug 109 Cent. 70 Pfd. und es wurde von 16
Mann bearbeitet. Die Eintauchung war 15 3/4 Zoll. Die Resultate waren, wie
folgt:
Bei einer Geschwindigkeit von 5,7 Meilen per Stunde und
guͤnstigem Winde
bemerkte man keine Anschwellung, und die Raͤder arbeiteten ohne bedeutende
Aufwallung im Wasser.
Bei 6 1/2 Meilen noch keine Anschwellung.
Bei 7,03 Meilen (mit einem auf 82 Centner verminderten Bruttos Gewichte) und bei
guͤnstigem Winde noch keine merkliche Anschwellung.
Hr. Fairbairn fand bei seinem
Versuche mit dem Rade in der Mitte des Boches, daß die durch dieses Rad
hervorgebrachte Aufwallung des Wassers die Waͤnde des Canals nie erreichte,
sondern am Hintertheile des Bothes sich ausleerte, und wie die Stroͤmung von
einer Muͤhle bis auf eine gewisse Entfernung in der Mitte des Canals sich
hinzog.
„Die Resultate“ (sagt er) waren von der Art, daß ich mich
bewogen fand, dem Canalcomité vorzuschlagen, ein leichtes Doppels oder
Zwillingsboth fuͤr Passagiere bauen und zwischen Glasgow und Edinburgh fahren
zu lassen; was denn auch beschlossen wurde.
„Mein Geschaͤft war nunmehr, auszumitteln, wie und mit welchem
Aufwande der Gegenstand, dessen Verfolgung ich dem Forth
and Clyde Canalcomité empfohlen hatte, erreicht werden
koͤnne. Es war keine abstracte Frage uͤber die
Ausfuͤhrbarkeit, sondern es Handelte sich darum, zu bestimmen, in wie
fern ein sehr hoher Grad von Geschwindigkeit auf eine
vortheilhafte Art zu erhalten sey.
„Zu diesem Zweke ist der Entwurf zu dem Zwillingsboths the Lord Dundas
gemacht worden, welches jezt ganz vollendet ist. Die Dimensionen desselben sind
folgende:
„Die Laͤnge 68 Fuß;
Breite auf dem Verdek 11 1/2 Fuß;
Tiefe 4 1/2 Fuß.
„Weite des Raumes in der Mitte des Bothes, wo das Rad angebracht ist, 3
Fuß 3 Zoll; gegen Vorn und gegen Hinten erweitert; Tiefe des Gerinnes 3 1/2 Fuß.
Das Ruderrad 9 Fuß im Durchmesser; die Dampfmaschine von 10
Pferdekraͤften, nach der Bauart der Maschine auf dem Dampfwagen (locomotive engines) auf 50 bis 60 Huͤbe in
jeder Minute berechnet; das Totalgewicht des Bothes mit der Maschine, dem Rade
u. dgl. 7 Tonnen und 16 Cent., oder 156 Centner; ohne das Maschinenwerk 2 1/2
Tonnen oder 50 Centner; Eintauchung 16 Zoll.
„Dieses Both ist fuͤr 100 bis 150 Reisende
eingerichtet.“ –
Was nun die Ersparung betrifft, welche die Dampfschifffahrt auf Canaͤlen gegen
den gewoͤhnlichen Schiffzug gewahren soll, so gibt Hr. Fairbairn die jaͤhrliche Auslage
fuͤr den lezteren auf seinen Fahrten zwischen Port Dundas und Port Hopetown,
wobei taͤglich 38 Tonnen Waaren am Port Hopetown und eben so viel am Port Glasgow
abgeliefert werden, folgender Maßen an:
Loͤhnungen der Schiffleute
364 Pfd.
3 Shill.
4 Pence.
Bespannung
676 –
15 –
8 –
Zugseile
81
–
15 –
10 –
–––––––––––––––––––––
Zusammen
1122 –
14 –
10 –
Dieß macht 11 1/4 Pence fuͤr die Tonne fuͤr 56 Meilen, oder unter 1/4
Pence fuͤr eine Tonne und eine Meile. Die Fahrt dauert 18 bis 20 Stunden, und
jeden Tag geschieht eine Lieferung. Die Gesellschaft verwendet hiezu 4 Bothe mit
zwei Maͤnnern auf jedem Bothe, nebst einem Reserveboth.
Hr. Fairbairn berechnet, daß
zwei Dampfbothe dasselbe leisten koͤnnen, was durch diese 4 Bothe geleistet
wird, daß dabei die Dampfkraft jaͤhrlich 660 Pfd., und die Loͤhnungen
182 Pfd. 1 Shill. 8 Pence kosten, und daß im Ganzen an derselben jaͤhrlichen
Ablieferung von 11,856 Tonnen 280 Pfd. 13 Sh. 2 Pence erspart wuͤrden.
Er berechnet die Kosten einer Dampfmaschine von 10 Pferdekraͤften
jaͤhrlich auf folgende Art:
Abnuzung, 1/10 des Anschaffungswerthes von
980 Pfund
98 Pfd.
Kohlen, 400 Tonnen, zu 5/2 Schilling die
Tonne, 2 1/2 Centner auf die Stunde gerechnet, und 6 oder 6 1/2
Stunden fuͤr die Reise von 56 Meilen
110 –
Maschinenwaͤrter und
Gehuͤlfe
107 –
Oehl und dgl.
15 –
––––––––
330 –
Dieß ist mehr als die jaͤhrliche Auslage fuͤr eine fortschaffende
Maschine (von gleicher Kraft) an einem Dampfwagen.
Hr. Fairbairn scheint das
Zwillingsboth mit dem Rade in der Mitte fuͤr schnelle Fahrten und fuͤr
den Transport von Reisenden am besten geeignet zu seyn. Allein fuͤr
Kaufmannswaaren und schwere Gegenstaͤnde, wo das Both vom Canal in die offene
See gehen muß, zieht er das einfache Both mit Ruderraͤdern am Hintertheile
vor. Er sagt:
„Es ist offenbar, daß, so vortheilhaft die Raͤder an den Seiten
eines Boches seyn moͤgen, von deren Anwendung auf Canalschifffahrt keine
Rede seyn kann; indem, abgesehen davon, daß solche Raͤder beim Durchgange
durch die Schleußen und an den Seiten eines Canals leicht beschaͤdigt
wuͤrden, die tragende Flaͤche des Fahrzeuges (dessen Breite)
zusammengezogen werden muͤßte, folglich dasselbe einer geringeren Ladung
faͤhig waͤre. Das Zwillingsboth mit dem Ruderrad in der Mitte gibt
ebenfalls eine verminderte Tragflaͤche, und der Canal zwischen den beiden
Bothen laͤuft Gefahr verstopft zu werden, wenn das Fahrzeug
bestuͤrmischem Wetter in die See kommt. Das Ruderrad am Hintertheile scheint daher die
einzige taugliche Vorrichtung fuͤr ein Dampfboth, sowohl zur Schifffahrt
auf Canaͤlen als zu Seereisen zu seyn.“
Hr. Fairbairn mißbilligt
indessen die gewoͤhnliche Art, ein einzelnes Rad an einem Gehaͤuse am
Hintertheile des Schiffes anzubringen, und schlaͤgt dagegen vor, zwei schmale
Raͤder zu den beiden Seiten des Steuerruders so anzubringen, daß das Wasser
freien Austritt zu den Schaufeln erhaͤlt, und diese sich
ruͤkwaͤrts ungehindert ihres Wassers entladen koͤnnen. Um diese
Raͤder gegen Beschaͤdigung zu schuͤzen, schlaͤgt er vor,
dieselben mit einem Fallgatter (porte-coulisse)
zu umgeben, welches aufgezogen wird, wenn das Both in die offene See geht.Uebersezer dieses Berichtes hat im Jahre 1815 in der Registratur das Patent-Office in London die Zeichnung
eines solchen fuͤr Canalschifffahrt bestimmten Dampfbothes mit zwei
am Hintertheile angebrachten Ruderraͤdern gesehen, worauf mehrere
Jahre vorher ein praktischer Mechaniker (dessen Namen er sich nicht mehr
erinnern kann) ein Patent erhalten hatte. Er erfuhr zugleich, daß die mit
diesem Bothe vorgenommenen Versuche der Erwartung nicht entsprochen haben,
wie denn auch bis jezt kein Gebrauch von dieser Erfindung gemacht worden
ist.A. d. Ue.
Hr. Fairbairn's Versuche sind
schaͤzbar, in so fern sie dem Vortheil gegen schnelle Schifffahrt auf
Canaͤlen einen Schlag beigebracht zu haben scheinen, und sie moͤgen zu
einer gruͤndlichen und unbefangenen Untersuchung fuͤhren, ob
Dampfbothe auf Canaͤlen anwendbar oder nicht anwendbar seyen.
Wir glauben indessen nicht, daß seine Versuche auf eine entscheidende Art die Frage
beruͤhren, ob Dampfbothe mit großer Schnelligkeit in engen Canaͤlen
bewegt werden koͤnnen, ohne die Seitenwaͤnde derselben zu
beschaͤdigen; denn alle seine Versuche von großen Geschwindigkeiten sind mit
leichten Bothen angestellt worden, welche, wenn sie sehr schnell fortgezogen werden,
sich etwas aus dem Wasser heben, und folglich demselben einen kleineren Querschnitt
darbieten und eine kleinere Wassermasse verdraͤngen. Allein Dampfbothe (bei
welchen die bewegende Kraft nicht von Außen ziehend, sondern im Fahrzeuge selbst
angebracht ist) tauchen bei einer Geschwindigkeit von 12 Meilen eben so tief, und
verdraͤngen eben so viel Wasser als bei einer Geschwindigkeit von 6 Meilen in
einer Stunde.
Die Versuche, welche Hr. Fairbairn mit Ruderraͤdern machte, beschraͤnken sich
auch auf sehr leichte Bothe von geringer Tauchung, und auf maͤßige
Geschwindigkeiten.
Wir vernehmen, daß das neue Zwillingsdampfboth des Hrn. Fairbairn (the Lord
Dundas genannt) seit der Erscheinung seines hier angezeigten Werkes
vollendet und auf dem Irwell-Flusse bei Manchester versucht worden ist. Es ging 20 Meilen weit
ohne Ladung (ihr Maschinenwerk ausgenommen) mit einer
mittleren Geschwindigkeit von 7 1/2 Meilen per Stunde.
Die Anschwellung war nicht großDie eigentliche nuzbare Wirkung war also in diesem
Falle bei einer sehr maͤßigen Geschwindigkeit = 0. Wie groß diese
Geschwindigkeit bei einer vollen, der Groͤße dieses Fahrzeuges
angemessenen Ladung seyn mochte, daruͤber laͤßt man uns noch
im Dunkeln. Wenn, nach Hrn. Fairbairn's Antrage, zwei solche Dampfbothe
dieselbe Tonnenzahl transportiren sollen, welche gegenwaͤrtig auf
vier gewoͤhnlichen, von Pferden gezogenen Bothen verfuͤhrt
wird, so muß der Lord Dundas bei jeder Fahrt eine
Ladung von wenigstens 200 Centner einnehmen; dann werden aber Sr.
Herrlichkeit unfehlbar mehr als zwei Mal so tief, d.i. gegen 3 Fuß,
eintauchen, und mit ihrer Kraft kaum 3 Meilen in einer Stunde
zuruͤkzulegen im Stande seyn. Die wirkliche oder nuzbare Leistung, welche durch das Product aus
der fortgeschafften Last in die Geschwindigkeit der Bewegung
ausgedruͤkt wird, wird alsdann = 200 × 3 = 600 seyn.
Vergleicht man nun mit diesem Resultate die Leistungen einiger Dampfwagen
auf der Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester, wo z.B. der Samson mit einer Maschine von gleicher Kraft,
naͤmlich von 10 Pferden, und mit einem gleichen Aufwande von
Brennmaterial, auf 30 aneinander gehaͤngten Wagen eine reine Ladung
von 107 1/4 Tonnen = 2145 Centner in 2 1/2 Stunden 35 Meilen weit, also mit
einer Geschwindigkeit von 14 Meilen per Stunde
fortzieht, wo demnach die geleistete nuzbare Wirkung durch 2145 × 14
= 30030 dargestellt wird, so ergibt sich fuͤr die Nuzbarkeit von
beiden das Verhaͤltniß von 600 zu 30030, oder von 6 zu 300, oder von
1 zu 50! Wenn es daher dem Mylord je geluͤsten sollte, mit dem
bengelhaften Samson, oder auch mit einigen schwaͤcheren Kameraden
desselben in einen oͤffentlichen Wettkampf sich einzulassen, so
moͤchten Se. Herrlichkeit ziemlich schlecht dabei wegkommen. –
Wollte man aber auch die paradoxe Glaubenslehre des Hrn. Fairbairn so weit treiben,
anzunehmen, daß ein beladenes Fahrzeug eben so leicht und schnell als ein
leeres fortzuschaffen sey, und daß also Mylord Dundas mit 200 Centnern beladen noch 7 1/2 Meilen in einer Stunde
laufen koͤnne (was eine reine Unmoͤglichkeit ist), so
verhielte sich seine nuzbare Leistung zu jener des Samson doch nur wie 1 zu 20. A. d. Ue..
Wir stimmen dem Hrn. Fairbairn
vollkommen darin bei, daß Ruderraͤder am Hintertheile eines Boches
fuͤr Canalschifffahrt vorzuziehen sind, und wir billigen seinen Plan mit zwei
schmalen Raͤdern. Wir muͤssen indessen bemerken, daß die Wirkung
solcher Raͤder auf diese Art schwacher ist, als wenn sie an den Seiten des
Boches arbeiten, und daß daher dieser Abgang an ihrer Wirkung durch Anwendung einer
staͤrkeren Maschinenkraft ersezt werden muß.
Gegenwaͤrtig sind Dampfbothe dieser Art mit Raͤdern an ihrem
Hintertheile auf der Saône in Frankreich eingefuͤhrt, welche mit
englischen Maschinen versehen sind, und wie man hoͤrt, sehr gute Wirkung
leisten sollen.
Der Plan mit Ruderraͤdern am Hintertheile eines Boches ist, wenn wir nicht
irren, von Hrn. Higginson, als
eine Mittheilung aus Amerika, zuerst vorgeschlagen, und ein Patent darauf im Jahre
1812 genommen worden, aber nicht zur Ausfuͤhrung gekommen. Man hat behauptet,
derselbe Plan waͤre in Amerika mit sehr gutem Erfolge ausgefuͤhrt
worden.
Schlußbemerkung des Uebersezers.
Die Geseze des relativen Widerstandes, welchen das Wasser einem in demselben sich
bewegenden Koͤrper entgegensezt, sind, in Beziehung auf die Theorie der
Schifffahrt, durch beinahe unzaͤhlige Versuche, welche seit Newton, von d'Alembert, Condorcet,
Boput, Don George Juan, de Borda, Clement und vielen anderen Gelehrten,
dann in der juͤngsten Zeit von einem der ausgezeichnetsten und
wissenschaftlichsten englischen Ingenieure, Hrn. Thomas Tredgold, mit der groͤßten
Sorgfalt und Genauigkeit angestellt worden sind, auf eine so
unerschuͤtterliche und mit der Theorie uͤbereinstimmende Weise
festgesezt, daß man eine Entdekung, welche das Gegentheil von diesen Gesezen
beweisen soll, ungescheut fuͤr baaren Nonsense
erklaͤren darf. Wir wissen, daß dieser Widerstand in einer ruhigen
Wassermasse, wenn diese unbegraͤnzt ist (wie z.B. auf einem großen See) mit
dem Quadrate der Geschwindigkeit des bewegten Koͤrpers, in einem engen und
seichten Canale aber in einem noch weit staͤrkeren Verhaͤltnisse
zunimmt.Der absolute Widerstand kann zwar durch die
Gestalt eines Schiffes auf verschiedene Art modifizirt und durch eine
vortheilhafte Bauart um Vieles vermindert werden; und daruͤber,
naͤmlich uͤber die moͤglichst vortheilhaften Formen
eines Schiffes oder Bothes, ist die Theorie noch nicht ganz im Reinen.
Allein die Zunahme des Widerstandes bei einem und demselben Schiffe oder
Bothe im quadratischen Verhaͤltnisse seiner Geschwindigkeit ist so
erwiesen, wie irgend ein Saz des Euklid. U. d. Ue. Wir wissen uͤberdieß, daß zum Forttreiben eines Bothes durch
Ruderraͤder eine groͤßere Kraft als zum gewoͤhnlichen Ziehen
desselben erfordert wird, weil das Wasser vor den eingreifenden Schaufeln ausweicht
und nachgibt, folglich ein Theil des auf dasselbe ausgeuͤbten Stoßes verloren
geht. Wenn nun vollends diese Kraft auf eine hoͤchst unvortheilhafte Art,
naͤmlich hinter dem Bothe, angebracht wird, wie dieß, aus den von Hrn.
Fairbairn selbst
angefuͤhrten Gruͤnden, bei Canalbothen unvermeidlich ist, so darf man
sicher annehmen, daß, um ein Both, welches auf gewoͤhnliche Weise von vier
Pferden, gezogen werden kann, durch eine Dampfmaschine mit derselben Geschwindigkeit
fortzutreiben, diese eine Kraft von wenigstens acht Pferden bei verdoppelter
Geschwindigkeit aber von mehr als vierzig Pferden haben muͤsse. Was endlich
die sonderbare Erscheinung betrifft, daß die Wellenschlage und Anschwellungen des
Wassers in einem engen Canale bei einer sehr schnellen Bewegung eines Boches so
unbedeutend werden sollen, daß die Waͤnde des Canals nicht mehr davon
beschaͤdigt werden koͤnnten, so erlauben wir uns, an der Wahrheit
dieser Behauptung noch so lange zu zweifeln, als sie nicht durch wiederholte
genauere Versuche und Beobachtungen, und von guͤltigeren Autoritaͤten
bestaͤtigt wird. Sollte es aber auch damit seine vollkommene Richtigkeit haben, so
wuͤrde doch der Aufwand an Maschinenwerk und Brennmaterial, welcher zur
Hervorbringung einer so außerordentlichen Schnelligkeit noͤthig waͤre,
die hiedurch ersparten Reparationskosten an den Canalwaͤnden gewiß weit
uͤbersteigen.
Aus dem Ganzen glauben wir im Allgemeinen den Schluß ziehen zu koͤnnen, daß
die Canalschifffahrt, so brauchbar und Vortheilhaft sie, unter gewissen
Umstaͤnden, fuͤr die langsamsten Transporte seyn mag, zu einem
schnellen Verkehr durchaus untauglich ist, und daß die Canaͤle mit den
Eisenbahnen gerade in diesem Punkte am wenigsten concurriren koͤnnen.