Titel: Beschreibung einer Handmühle zum Abschälen der troknen Hülsenfrüchte, welche Hr. Teste Laverdet, Mechaniker zu Saint-Saulges bei Nevers, erfand.
Fundstelle: Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XLIII., S. 191
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XLIII. Beschreibung einer Handmuͤhle zum Abschaͤlen der troknen Huͤlsenfruͤchte, welche Hr. Teste Laverdet, Mechaniker zu Saint-Saulges bei Nevers, erfand. Aus dem Bulletin d. l. Société d'encouragement 1830 Juillet. S. 284. und aus dem Bulletin d. Scienc. technol. 1830 Septembre S. 50. Mit Abbildungen auf Tab. IV. (Im Auszuge.) Laverdet, Handmuͤhle zum Abschaͤlen der troknen Huͤlsenfruͤchte. Der Erfinder dieser Muͤhle erhielt von der Société d'encouragement fuͤr dieselbe eine Belohnung von 500 Fr. mit Vorbehalt seiner Rechte auf Bewerbung um einen Preis. Die Huͤlsenfruͤchte werden, ehe sie in die Muͤhle kommen, in einen Keller oder an einen anderen feuchten Ort gelegt; sollte dieser Ort nicht hinlaͤnglich feucht seyn, so besprengt man sie mit Wasser. Nachdem sie einige Tage in dieser Art von Bad zugebracht, troknet man sie an der Sonne, oder, wenn diese nicht heiß genug seyn sollte, in einem Bakofen. Die weißen Bohnen brauchen jedoch diese Wasser- und Feuerprobe, der auch die Puff- oder Saubohnen unterliegen, nicht. Der Buchweizen oder das Heidekorn wird gleichfalls durch Einweichen in Wasser zum Entschaͤlen vorbereitet; man laͤßt es so lange in demselben, bis die Haͤutchen durchdrungen sind, wobei nur darauf zu achten ist, daß der Same, wenn er aus dem Wasser kommt, noch in der Hand laufe. Die Muͤhlsteine dieser Muͤhle, welche Fig. 10, 11 und 12. dargestellt sind, bestehen aus polirtem und gefurchtem Marmor; sie haben 50 Centimeter (18 Zolle) im Durchmesser. Der Bodenstein oder der untere Muͤhlstein B Fig. 11. ist convex und 5 Centimeter dik; der obere oder der Laͤufer ist ein wenig diker und concav. Die Strahlen c sind an beiden Muͤhlsteinen in einer krummen Linie gehauen, welche in einer Entfernung von 4 Centimeter vom Mittelpunkte entspringen, und gegen den Umfang zu immer breiter und seichter werden. Diese Strahlen laufen auf dem Bodensteine von Rechts nach Links, so daß sie sich mit jenen des Laͤufers kreuzen. Der Bodenstein hat uͤberdieß auch noch Furchen oder Reifen von der Breite des Bauches unserer groͤßten Huͤlsenfruͤchte, welche vom Mittelpunkte aus bis gegen die Haͤlfte des Umfanges gehen. Diese Reifen sind dazu bestimmt, die großen und kleinen Huͤlsenfruͤchte mit laͤnglichem Bauche von der Seite zu nehmen, und sie dadurch herumrollen zu machen, ohne daß sie brechen. Am Ende dieser Reifen ist eine kleine, fast unkenntliche, Furche, um die Rinden und die dreiekigen Koͤrner zuruͤkzuhalten. Die Muͤhlsteine muͤssen mit großer Genauigkeit glatt gemacht seyn, denn obwohl die sanftere Seite der Strahlen vorwaͤrts gebt, so muͤssen sie doch nothwendig mit Bimsstein polirt seyn, weil sie sonst den Bauch der Huͤlsenfruͤchte zerdruͤken und Mehl erzeugen wuͤrden. Die Basis des Gestelles oder des Gemaͤuers hat nur 78 Centimeter im Gevierte. Der Laͤufer ruht auf einem Zapfen, und wird von den, unter demselben befindlichen, Huͤlsenfruͤchten gehalten. Auf diese Weise kann die Muͤhle eben so gut auf einem beweglichen als auf einem unbeweglichen Fußboden gehen. Sie ist im Stande innerhalb Einer Stunde 80 Liter weißer Bohnen oder anderer cylindrischer Fruͤchte abzuschaͤlen; ihre Bewegungskraft beruht auf einer Kurbel, welche von einem Kinde von 10–12 Jahren in Bewegung gesezt wird; der Laͤufer wiegt 130 Pfunde. Der Erfinder versichert, daß seine Maschine sehr wenigen Reparaturen ausgesezt, und daß ihre Construction sehr oͤkonomisch ist. Der Abfall, den sie hervorbringt, haͤngt von der Art und der Natur der Huͤlsenfruͤchte und von dem Grade der Feuchtigkeit ab, in welchem sie sich waͤhrend des Abschaͤlens befinden. Der Decaliter Bohnen, welcher, wenn er so troken ist, daß er in die Muͤhle kommt, 17 Pfunde wiegt, wiegt, wenn er aus der Muͤhle kommt, nur mehr 14 1/2, Pfunde, die sich durch das Schwingen auf 14 Pfunde vermindern. Der Decaliter Erbsen erleidet durch das Entschaͤlen und Schwingen im Durchschnitte nur einen Abgang von Einem Pfunde. Jede Person, sie mag noch so ungeschikt und schwach seyn, kann diese Muͤhle handhaben; sie ist leicht ab- und wieder aufzuschlagen, und kann lange Zeit ohne Reparaturen gehen; die Steine brauchen lang nicht neu gehauen zu werden. Erklaͤrung der Figuren. Fig. 10., der Laͤufer im Grundrisse. Fig. 11., der Bodenstein im Grundrisse. Fig. 12., Durchschnitt der beiden Muͤhlsteine durch die Mitte. b, Einschnitt an dem Bodensteine, Muͤndung der Roͤhre, durch welche die abgeschaͤlten Huͤlsenfruͤchte in einen unterhalb befindlichen Korb fallen. c, kreisfoͤrmige ausgehoͤhlte Strahlen von 2 Millimeter Tiefe, welche von dem Mittelpunkte gegen den Umfang, an dem sie nur mehr 1 1/2, Millimeter tief sind, an Tiefe abnehmen. d, Riefen oder Furchen des Bodensteines. e, vier Sammler, welche die Fruͤchte gegen das Loch b treiben. Die Welle des Laͤufers traͤgt einen Trilling aus 12 Getriebstoͤken, der von einem Kammrade mit 24 Zaͤhnen, welches an der horizontalen Welle einer Kurbel befestigt ist, getrieben wird. Der Erfinder verband mit seiner Muͤhle auch noch einen anderen Mechanismus, der unmittelbar nach dem Abschaͤlen auch das Schwingen der Huͤlsenfruͤchte bewirkt. Zu diesem Behufe laͤßt er die absteigende Roͤhre des Ausschnittes b an der der Kurbel entgegengesezten Seite, aus dem Gestelle oder Gemaͤuer hinaustreten, und bringt an der Achse der Kurbel ein gerades Rad mit 30 Zaͤhnen an, das einen Trilling mit 10 Getriebstoͤken treibt. An der Achse dieses Trillings sind vier Fluͤgel befestigt, welche sich in einer kreisfoͤrmigen Buͤchse drehen, und drei Umdrehungen machen, bis die Achse eine macht. Der Wind streicht, wie er aus der Buͤchse kommt, uͤber die Fruͤchte, die aus der Roͤhre treten, und treibt so die Schalen davon. Die gereinigten Fruͤchte fallen auf einem geneigten Brette in den Korb.

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