Titel: | Beschreibung der Verfahrungsarten und Apparate zur Fabrikation aller Sorten von Töpferwaare, Steingut, Fayence, Porcellan nach englischer Art, worauf Hr. Boudon de Saint-Amand zu Passy bei Paris ein Einführungspatent erhielt. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XLIX., S. 206 |
Download: | XML |
XLIX.
Beschreibung der Verfahrungsarten und Apparate
zur Fabrikation aller Sorten von Toͤpferwaare, Steingut, Fayence, Porcellan nach
englischer Art, worauf Hr. Boudon
de Saint-Amand zu Passy bei Paris ein
Einfuͤhrungspatent erhielt.Dieses Patent wurde am 27. September
1822 auf fuͤnfzehn Jahre ertheilt; der Patenttraͤger
leistete aber vor Ablauf dieser Zeit auf sein Recht Verzicht. A. d. R.
Aus der Déscription des Machines et
Procédés consignés dans les Brevets d'Invention
etc. publiée par Mr. Christian. Bd. XVI. S. 5.
Boudon de Saint-Amand, uͤber Fabrikation aller Sorten
von Toͤpferwaare etc.
Ueber die Urstoffe.
In England bilden wie in Frankreich die Alaunerde und Kieselerde die Basis der
Toͤpferwaare; der Fabrikant vermengt sie nach Umstaͤnden in
verschiedenen Verhaͤltnissen; auch haͤngt bei der Fabrikation der
feinen Fayence der Erfolg ganz und gar von der Auswahl des Thons ab. Die
Englaͤnder besizen eigenthuͤmliche Verfahrungs-Arten zur
Bereitung ihrer Teige und Glasuren. Die Basis des Teiges fuͤr alle Arten von
Toͤpferwaaren ist ein blaͤulicher Thon, welchen man in den
Grafschaften Dorset und DevonIn Frankreich kann man den Thon von Montereau mit einem Theile desjenigen in
der Umgegend von Provins und Coisténière bei Rambouillet Dpt. de Seine et Oise verbinden, wo man sodann
genau den Teig der englischen Toͤpfer erhaͤlt. A. d. O. findet; er kommt fuͤnf und zwanzig bis dreißig Fuß tief unter der
Erde vor, enthaͤlt wenig Sand und wird in großen Massen ausgegraben. Diese Erde besteht aus vier und
zwanzig Theilen Alaunerde und fuͤnf und siebenzig Theilen Kieselerde; oft
sind noch viele andere Substanzen damit gemengt, welche aber keinen Einfluß auf die
Bearbeitung haben. Dieser Thon ist sehr feuerbestaͤndig und dabei
außerordentlich weiß, daher man ihn allen anderen in Großbritannien vorzieht.
Derselbe Thon ist die Basis aller Toͤpferwaaren aus Pfeifenerde (cream colour); so wie der Erde, welcher unter der Glasur
bedrukt und Printing Body genannt wird, endlich der
verglasten Toͤpferwaare, welche Wedgewood erfand,
und des feinen Porcellans, welches man in England fabricirt.
Die gemeinste Fayence ist die Pfeifenerde; sie besteht aus dem Thon, wovon wir eben
gesprochen haben, calcinirtem Feuerstein und verwittertem Granit; lezteren
erhaͤlt man aus Cornwallis (unter der Benennung cormsh
stone), und zerreibt ihn, ehe man ihn zur Bereitung des Teiges benuzt. Man
wendet diese Substanzen nicht in allen Fabriken in demselben Verhaͤltnisse
an; eines der ersten Etablissements in der Grafschaft Stafford nimmt Folgendes:
Zusammensezung der Pfeifenerde (cream colour).
Feuerstein
20 Theile
Thon
100 –
Verwitterter Granit
2
–
Zusammensezung des Teiges, welcher unter der Glasur bedrukt
wird.
Zu diesem Teige muß man mehr Kieselerde und Granit nehmen; man verwandelt die
Substanzen in einen Teig von solcher Dike, daß eine Pinte von
Kiesel
32 Unzen
Granit
28 –
wiegt. Dieser Teig wird noch mit Kaolin von Cornwallis (cormsh clay) versezt; lezterer wird ebenfalls in einen
Teig verwandelt, wovon die Pinte vier und zwanzig Unzen wiegen muß. Man versezt dann
vierzig Maß von dem Thon (worunter immer solcher von Devon oder Dorset verstanden
wird) mit
13 Maß
Kiesel,
12 –
Kaolin,
1 –
Granit.
Man vermengt das Ganze, troknet es zur Haͤlfte und
bringt es in die Thonschneidemaschine, um alle Theile des Teiges gut mit einander zu
vermengen. Dieser Teig ist nach dem Brennen sehr weiß, sehr hart, klingend und
eignet sich fuͤr alle Abdruͤke unter der Glasur.
Der thonhaltige Kaolin erhaͤlt durch den Kiesel, wenn man ihn in obigem
Verhaͤltnisse damit vermengt, ein compactes Gefuͤge, und der Ausdruk
bleibt fest zwischen dem Teig und der Glasur, ohne weder dem einen noch der anderen
von der angewandten Metallfarbe etwas mitzutheilen. Die franzoͤsischen
Fabriken haben bisher nur reinen Thon mit sehr wenig Kiesel zu ihrer Pfeifenerde
angewandt; den Gebrauch des Granits und Kaolins kennen sie nicht. Der Granit macht
den Teig fest und nach dem Brennen sehr klingend, waͤhrend der Kaolin den
doppelten Vortheil vereint, ihm eine angenehme Weiße und große Dauerhaftigkeit zu
ertheilen. Diese beiden Materialien findet man jedoch in Frankreich in großer Menge
und zu sehr maͤßigen Preisen.
Zusammensezung der Glasuren fuͤr die Pfeifenerde
(cream colour).
Die Glasuren muͤssen eine Verwandtschaft zu dem Teige haben, welchen sie
uͤberziehen sollen: man hat drei Arten von Glasuren, naͤmlich
fuͤr die gemeine Pfeifenerde (cream colour),
fuͤr die Erde, welche bedrukt wird (printing
body) und fuͤr diejenige, welche mit Mahlereien verziert werden
soll.
Erste Composition.
Bleiweiß
53 Theile
Verwitterter Granit von Cornwallis
6 –
Feuerstein
36 –
Krystall
4 –
Zweite Composition.
Bleiweiß
40 Theile
Granit von Cornwallis
36 –
Feuerstein
12 –
Krystall
4 –
Diese beiden Gemenge werden vor der Anwendung nicht gefrittet, sondern bloß
zerrieben.
Glasur fuͤr alle Arten von metallischem
Ausdruk.
Granit
26 Theile
Soda
6 –
Salpeter
2 –
Borax
1 –
Man frittet und versezt sodann zwanzig Pfund dieser Fritte mit:
Feldspath
26 Theilen
Bleiweiß
20 –
Kiesel
6 –
Kohlensaurem Kalk
4 Theilen
Zinnoxyd
1 –
Dieses Gemenge versezt man mit einer geringen Quantitaͤt Kobaltoxyd, um der
Glasur einen Stich ins Azurblaue zu ertheilen.
Andere Glasur zu demselben Zwek.
Krystall
20 Theile
Feuerstein
6 –
Salpeter
2 –
Borax
1 –
Man frittet und versezt sodann zwoͤlf Theile der Fritte mit:
Bleiweiß
40 Theilen
Granit
36 –
Kiesel
8 –
Krystall
6 –
Man reibt das Ganze zusammen. Die Kapseln, in welchen man die Stuͤke,
nachdem man die Glasurmasse aufgetragen hat, in den Ofen bringt, muͤssen
innen mit folgender Composition uͤberzogen werden, damit sie jenen den
Metallglanz nicht benehmen:
Kochsalz
12 Theilen
Potasche
30 –
Glasur fuͤr die Pfeifenerden, welche mit Mahlereien
verziert werden sollen.
Man nimmt von der Fritte, welche wir oben zu der
Glasur fuͤr Abdruͤke
angaben
13 Theilen
und verseze sie mit Mennige
50 –
Granit
40 –
Kiesel
12 –
und reibe das Ganze zusammen. Die vorhergehenden Glasuren
geben alle vortheilhafte Resultate; sie werden durch das Messer nicht gerizt und von
Schwefelsaͤure nicht angegriffen, daher die Pflanzensaͤuren und
ranzigen Fette selbst beim Erwaͤrmen nicht auf sie wirken koͤnnen. Die
englischen Glasuren sind der Gesundheit durchaus nicht nachtheilig: sie enthalten
nur so viel Blei als noͤthig ist, um sie in Fluß zu bringen, und dasselbe ist
durch Kieselerde und andere Substanzen vollkommen neutralisirt. Eine gute Glasur muß
sich beim Erwaͤrmen und Erkalten mit dem Bisquit gleichmaͤßig
ausdehnen und zusammenziehen.
Gefaͤrbte Toͤpferwaare und Steingut nach
Wedgewood.
Man findet in England noch verglaste Toͤpferwaare von allen Farben, welche man
try bodis nennt und die nicht auf der
Oberflaͤche, sondern in Masse gefaͤrbt ist. Sie wird auf zweierlei Weisen verfertigt;
die eine Sorte ist unter dem Namen jaspers (Wedgewood's
Jaspiswaare) bekannt; bei dieser dient der Baryt als Flußmittel des Thones und
bildet ein Email.
Weiße Composition fuͤr einen verglasbaren Teig, welcher
alle Metallfarben annimmt.
Schwefelsaurer Baryt (Schwerspath)
47 Theile
Granit
15 –
Thon von Devon
26 –
Schwefelsaurer Kalk
6 –
Kiesel
15 –
Strontian
10 –
Mangan faͤrbt diese Masse purpurroth; Gold, mit Zinn praͤcipitirt,
rosenroth; Antimon gibt Orange; Kobalt Blau; Kupfer und Nikel geben Gruͤn.
Man nimmt ungefaͤhr ein Procent Kobaltkalk; ein halbes und sogar ein Viertel
Procent wuͤrde hinreichen, um das schoͤne Wedgewoodblau zu erhalten;
von dem Nikel, Mangan und kohlensauren Eisen (Crocus
martis) muß man drei Procent nehmen. Um die schwarze Erde zu erhalten,
sezen einige Fabrikanten in Staffordshire bis sieben Pfund Braunstein mit dem
Eisenoxyd oder Oker zu. Nikel und Umbraerde machen ein schoͤnes Braun. Sehr
schoͤne Nuͤancen erhaͤlt man auch, wenn man das kohlensaure
Eisen mit Bolus, oder Mangan mit Kobalt, oder Kobalt mit Nikel vermengt. Sezt man
obigem verglasbaren Teige zwei Procent Antimon in Verbindung mit kohlensaurem Eisen
zu, so erhaͤlt man eine sehr schoͤne Farbe.
Zweite Vorschrift fuͤr verglasbaren Teig, welcher sich
viel staͤrker verglast als der erstere.
Granit
30 Theile
Schwefelsaurer Kalk
23 –
Kiesel
17 –
Thon
15 –
Kaolin von Cornwallis
15 –
Schwefelsaurer Baryt
10 –
Der verglasbare Teig ist sehr dehnbar und laͤßt sich eben so leicht
bearbeiten, als die englische Pfeifenerde. Die runden Stuͤke werden gedreht,
einige auch geformt; die ovalen Stuͤke werden immer geformt und die zartesten
Verzierungen werden in hohlen Formen aus gebrannter Erde von Weibern und Kindern
verfertigt und mit bewunderungswuͤrdiger Geschiklichkeit an den gedrehten und
geformten Gegenstaͤnden angebracht. Die gefaͤrbten Teige haben eine so
große Verwandtschaft zu einander, daß man losgerissene Verzierungen mit etwas
Gummiwasser auf concaven und convexen Gegenstaͤnden anbringen kann und sie sich im
Feuer ohne im Geringsten zu reißen, mit ihnen vereinigen. Die gefaͤrbten
Teige erhalten nur ein einziges Feuer, ausgenommen wenn man die innere Seite
emailliren oder der Außenseite Glanz ertheilen will, was die Englaͤnder smearing nennen.
Email oder Glasur fuͤr die innere Seite der schwarzen
Toͤpferwaare von Wedgewood.
Mennige
6 Theile
Kiesel
1 –
Mangan zwei Unzen, wenn man nach dem Pfunde mißt.
Zweites Email fuͤr die verglaste
Toͤpferwaare oder die Toͤpferwaare mit Gold- und
Platinglanz.
Bleiglaͤtte
60 Theile
Granit
36 –
Kiesel
15 –
Dieses Email eignet sich fuͤr alle Toͤpferwaaren, nur nicht
fuͤr die schwarze, welche Mangan ohne Granit erfordert.
Aeußerer Glanz der verglasten Teige.
Unter Smearing verstehen die Englaͤnder, daß man
farbigen verglasten Toͤpferwaaren ohne Glasur, auf ihrer Außenseite einen
schwachen Glanz ertheilt. Zu diesem Ende bringt man die Gegenstaͤnde bloß in
Kapseln, welche innen mit folgendem Gemenge uͤberzogen werden:
Ueberzug fuͤr die Kapseln, in welchen man die
Gegenstaͤnde brennt.
Kochsalz
12 Theile
Potasche
30 –
oder
Salz
14 –
Potasche
6 –
Hiezu sezt man noch eine kleine Menge von dem zweiten Email, welches wir oben
fuͤr die verglasten Toͤpferwaaren angeben. Die Gegenstaͤnde
werden in die mit diesem Ueberzug versehenen Kapseln gebracht, welcher ihnen dann
auf der Außenseite den Metallglanz ertheilt.
Teig fuͤr Moͤrser. (Mortar Body)
Thon
6 Theile
Granit
3 –
Kiesel
2 –
Koalin
1 –
Nachdem wir nun alle gefaͤrbten Teige von Wedgewood beschrieben haben, wollen wir uns mit dem
englischen Porcellan beschaͤftigen, welches in alle Laͤnder
ausgefuͤhrt wird, obgleich die franzoͤsischen Fabriken ein viel
besseres Product liefern und ihm mehr Eleganz ertheilen als alle anderen Nationen
Europa's.
Das englische Porcellan ist Glasporcellan (Frittenporcellan, porcelaine tendre), das heißt, es besteht nicht wie in Frankreich aus
Kaolin und Petunze, wird bei einer niedrigeren Temperatur gebrannt und ist mit einem
kuͤnstlichen Email uͤberzogen. Es mißraͤth nie beim Brennen und
da es hiebei so wenig Brennmaterial erfordert, so ist es außerordentlich
wohlfeil.
Zusammensezung des englischen Glasporcellans, welches man im
Lande selbst Eisenstein-Porcellan (iron stone
china) nennt.
Granit
60 Theile
Thon
40 –
Krystall
2 –
Andere Vorschrift.
Granit
42 Theile
Thon
42 –
Kiesel
10 –
Krystall
8 –
Glasur dieses Porcellans.
Granit
30 Theile
Kiesel
15 –
Mennige
6 –
Soda
5 –
Man frittet und versezt vier und vierzig Theile der Fritte mit:
Krystall
42 Theilen
Bleiweiß
15 –
Glasur fuͤr die zweite Vorschrift.
Krystall
8 Theile
Granit
36 –
Bleiweiß
40 –
Kiesel
20 –
Compositionen fuͤr das gemeine Porcellan.
In den englischen Porcellanfabriken bereitet man einen besonderen Teig fuͤr
das Tafel- und einen anderen fuͤr das Dessert- und Theeservice;
beide sind nicht gefrittet, sie haben dann noch einen dritten, welcher gefrittet ist
und unserem Bildhauerteige entspricht, womit man Figuren und alle Arten der feinsten
Verzierungen macht.
Erste Composition.
Kiesel
75 Theile
Gebrannte Knochen
180 –
Thon
70 –
Kaolin
40 –
Zweite Composition.
Kiesel
36 Theile
Gebrannte Knochen
100 –
Kaolin
96 –
Granit
80 –
Dritte gefrittete Composition.
Sand von Lynn in der Grafschaft
Norfolk
150 Theile
Gebrannte Knochen
300 –
Potasche
10 –
Man sezt hundert Pfund Kaolin zu.
Glasuren fuͤr die drei verhergehenden
Compositionen.
Granit
45 Theile
Kiesel
9 –
Borax
21 –
Krystall
20 –
Salpeter
4 –
Man frittet und sezt zwoͤlf Pfund Mennige zu.
Fuͤr die gefrittete Composition, welche der schmelzbarste Teig ist, muß man
zur Glasur zwoͤlf Theile Kiesel anstatt neun nehmen und den Borax auf
funfzehn Theile reduciren. Man bedrukt das Porcellan auf dieselbe Art unter der
Glasur wie die Pfeifenerde. Hiebei sind folgende Verfahrungsarten
gebraͤuchlich.
Bereitung des Kobalts.
Man macht damit Abdruͤke in sehr verschiedenen Nuͤancen, indem man
mehr oder weniger Kobalt anwendet. Nachdem man dieses Oxyd auf
gewoͤhnliche Art gereinigt hat, vermengt man es mit einer gewissen
Quantitaͤt Kiesel und schwefelsaurem Baryt; dieselbe ist unbestimmt und
haͤngt von der Nuͤance ab, welche man dem Abdruk geben will. Diese
drei Substanzen werden zusammen gefrittet: man zerreibt sie und versezt sie vor
dem Ausdruken mit einem Flußmittel, welches press
flux genannt wird.
Zusammensezung des Flußmittels.
Man versezt den Kobalt mit seinem gleichen Gewichte Krystall und Kiesel; dadurch
erhaͤlt man ein Flußmittel, welches die Farbe auf dem Bisquit so befestigt,
daß die Glasur den Abdruk nicht verwischen kann und welche sowohl den Fluß des
Kobalts als der Glasur beguͤnstigt. Durch die Verbindung des Kobalts mit
Kiesel und schwefelsaurem Baryt erspart man an Kobalt; je mehr man von diesen
anwendet, desto heller wird die Farbe und umgekehrt.
Nach denselben Verfahrungsweisen drukt man in Staffordshire alle Farben auf die
Toͤpferwaaren: es gibt aber noch eine eigenthuͤmliche Art von
Abdruͤken, welche jezt in den englischen Toͤpfereien
uͤblich sind: naͤmlich weiße und gelbe Abdruͤke auf
gefaͤrbter Toͤpferwaare.
Composition fuͤr die gelben Abdruͤke auf brauner
Toͤpferwaare.
Man zerreibt Oker mit einer kleinen Menge Antimon; das Flußmittel ist dasselbe wie
der press flux.
Composition fuͤr die weißen
Abdruͤke.
Man zerreibt Kiesel, mengt ihn mit dem press flux und
drukt wie bei den blauen Farben auf brauner oder anders gefaͤrbter
Toͤpferwaare auf, bei welcher Abdruͤke in zarten Farben in die Augen
fallen koͤnnen.
Englisches Verfahren um mit Oehl zu druken.
Der Kobalt oder irgend eine andere Farbe, deren man sich bedienen will, muß mit einem
fetten Oehle, woraus die Druker ein großes Geheimniß machen, geknetet werden. Um
dieses Oehl zu erhalten, kocht man
ein Quart Leinoͤhl,
vier Unzen Harz,
ein halbes Pfund Theer von den Barbades,
eine halbe Pinte fluͤssigen Amber
bis zur Consistenz eines diken Honigs mit einander. Dieses
Oehl ist zaͤh und muß erhizt werden, wenn man sich desselben bedienen will.
Der Druker breitet es auf einer Palette aus Gußeisen aus, welche er uͤber
einem Ofen erhizt, um das Oehl und den Kobalt immer in einem
halb-fluͤssigen Zustande zu erhalten.
Kupferplatten.
Die Platten sind aus Kupfer und zwei oder drei Mal tiefer als in den
franzoͤsischen Fabriken gravirt. Der Druker legt seine mit fettem Oehl
gemischte Farbe auf die heiße Platte, breitet sie auf der ganzen
Oberflaͤche aus, streicht die uͤberschuͤssige Farbe mit
einem breiten Messer weg und reinigt seine Platte mit einem ledernen
Baͤllchen, welches mit Kleie gefuͤllt ist (er wischt sie aber
nicht ab, sondern faͤhrt bloß leicht daruͤber hin als wenn er
Staub beseitigen wollte); nach dieser Operation wird das zu bedrukende Papier,
welches vorher mit Seife (nicht mit Salz, wie man in Frankreich zu thun pflegt)
getraͤnkt worden ist, ganz feucht auf die heiße Platte gelegt; er gibt
sodann einen Schlag mit der Presse und uͤberliefert den Abdruk sogleich
den Weibern, welche man Uebertragerinnen nennt; sie zerschneiden ihn in einzelne
Stuͤke und legen die verschiedenen Gegenstaͤnde auf die
Bisquitstuͤke. Das Fayencebisquit erhaͤlt vor dem Auftragen des
bedrukten Papieres nie eine besondere Zubereitung, weil das Drukeroͤhl
vermoͤge seiner Zusammensezung das bedrukte Papier stark befestigt.
Die Uebertragerinnen bedienen sich nicht wie in Frankreich kleiner Walzen, um den
Abdruk auf das Bisquit zu pressen und loszutrennen, sondern fest
zusammengeschnuͤrter flanellner Staͤbe, welche anderthalb Zoll im
Durchmesser haben und zwoͤlf bis funfzehn Zoll hoch sind. Man gebraucht
diese Staͤbe wie die Polirwerkzeuge; man stuͤzt naͤmlich
einen Theil gegen die Schulter, und reibt den entgegengesezten Theil stark auf
dem Papier, welches dann alle Striche des Abdrukes auf das Bisquit
uͤbertraͤgt.
Die Bisquitstuͤke werden sogleich in Wasser eingeweicht, damit man das
Papier, auf welchem nichts mehr zuruͤkbleibt, desto leichter lostrennen
kann. Porcellanene Gegenstaͤnde hingegen werden vor dem Eintauchen in
Wasser erhizt, denn da sie schon verglast sind, so legt sich das Papier
staͤrker an, als auf dem Bisquit und kann nur mit einer harten
Buͤrste beseitigt werden. Die Abdruͤke, welche man solchergestalt
auf Bisquit aus Pfeifenerde und auf Glasporcellan (Frittenporcellan) aufgetragen
hat, bringt man unter die Muffel, um sie zu befestigen und zur Annahme der
Glasur empfaͤnglich zu machen. Auf diese Art bedrukt man
Gegenstaͤnde aller Art mit beliebigen Farben. Man hat noch ein anderes
wesentlich verschiedenes Verfahren, um ohne Presse auf die Glasur zu druken.
Verfahren, um Abdruͤke auf die Glasur zu
bringen.
Man schmilzt in einer großen ovalen Platte eine duͤnne Schichte sehr
reinen flandrischen Leim, um eine zwei bis drei Linien dike Masse von der
Consistenz der Gallerte zu erhalten, welche man nach dem Erkalten in kleine
Platten zerschneiden kann, die in ihrer Form bleiben; man zerschneidet sie nach
dem auszufuͤhrenden Gegenstande und der Groͤße der Platten, welche
man damit bedeken muß. Die Arbeiterin (es sind immer Maͤdchen oder
Weiber, welchen dieses Geschaͤft uͤbergeben wird)
uͤberstreicht die kupferne Platte schwach mit Leinoͤhl, welches zu
einer diken Consistenz verkocht wurde, legt sogleich eine kleine Tafel
flandrischen Leim darauf und preßt diesen mit einem seidenen Baͤllchen,
welches mit Kleie gefuͤllt ist, so daß sie alles Oehl, welches in die
Striche der Platte eindringt, beseitigt; sie nimmt dann das Leimstuͤk
weg, traͤgt es auf den emaillirten Gegenstand, welcher den Abdruk erhalten soll und
durch einen schwachen Druk, welchen sie mit demselben seidenen Baͤllchen
ausuͤbt, zwingt sie so zu sagen das Oehl, welches sie der Kupferplatte
entzog, sich von dem Leimstuͤk zu trennen und zu uͤbertragen. Man
nimmt endlich den flandrischen Leim, welcher seine oͤhligen Theile, die
sich nun auf dem emaillirten Gegenstand befinden, gaͤnzlich verloren hat,
vorsichtig weg und reibt die gepulverten Metallfarben auf den Gegenstand mit
etwas Baumwolle auf; sie haͤngen sich dann nur an die mit Oehl versehenen
Theile an.
Diese Verfahrungsarten befolgt man in Staffordshire, um auf und unter die Glasur
Abdruͤke zu bringen; sie sind wesentlich von den in Frankreich
gebraͤuchlichen verschieden und werden unglaublich schnell
ausgefuͤhrt.
Nach dem so eben beschriebenen Verfahren wird auch der Gold-,
Platin- und Eisenglanz hervorgebracht, denn da man die Metalle in
Koͤnigswasser aufloͤst, so kann man sich ihrer nicht auf
Metallplatten bedienen, welche die Saͤuren zerfressen wuͤrde, wenn
man sie immer uͤber dem Feuer halten muͤßte.
Ueber die Anwendung der Moletten, um Eindruͤke zu
machen, welche sodann mit Teig von verschiedenen Farben ausgefuͤllt
werden.
In Frankreich kennt man bloß die Moletten, welche Erhabenheiten hervorbringen, in
England ist es gerade umgekehrt. Die Molette, welche den Strich macht, muß erhaben
seyn, um Vertiefungen zu bilden: man laͤßt sie uͤber eine Tasse, einen
Teller oder irgend einen Gegenstand laufen; die Vertiefungen, welche sie
zuruͤkließ, werden mit dikem Teige ausgefuͤllt, welchen der Arbeiter
mit dem sogenannten Blasetopf (blowing pot) ausbreitet;
der Blasetopf ist ein Gefaͤß, welches einer Theekanne sehr aͤhnlich
und mit gefaͤrbtem Teige gefuͤllt ist. Man stekt eine
Pfeifenroͤhre in den oberen Theil und verschließt denselben luftdicht mit
einem Stuͤk Thon. Der Arbeiter blaͤst durch die Pfeifenroͤhre
und treibt so durch den Schnabel des Blasetopfes einen Teig aus, welchen er nach
Belieben auf dem Gegenstande, welcher sich auf der Drehscheibe befindet, anbringt;
die Vertiefungen, welche die Molette vorher auf demselben hervorbrachte, werden auf
diese Art mit Teig von einer anderen Farbe, als der Gegenstand hat,
ausgefuͤllt. Wenn der Gegenstand die zur Bearbeitung erforderliche Consistenz
erhalten hat, beseitigt der Arbeiter mit seinem Instrument den
uͤberschuͤssigen Teig, bis er das Dessin der Molette entdekt. Indem
man so mit dem Blasetopf mehrere Schichten gefaͤrbten Teiges
auftraͤgt, erhaͤlt man mit einer unglaublichen Geschwindigkeit eine
Menge verschiedenfarbiger Verzierungen.
Arbeiten dieser Art, welche besonders bei gemeiner Toͤpferwaare
ausgefuͤhrt werden, haben fuͤr den Unbemittelten keinen geringeren
Reiz als die Vergoldungen und Farben, welche von beruͤhmten Kuͤnstlern
mit der groͤßten Sorgfalt angebracht werden. Wedgewood wandte diese Methode auch zuweilen bei seiner so allgemein
bewunderten feinen Toͤpferwaare an. Man hat auch Blasetoͤpfe aus
Eisenblech, welche in drei Abtheilungen gefaͤrbten Teig, jeden von einer
besonderen Farbe enthalten; der Teig laͤuft aus jeder durch eine besondere
Roͤhre ab und bildet auf dem auf der Drehscheibe befindlichen Gegenstande
serpentinartige Verzierungen.
Der gefaͤrbte Teig muß so viel als moͤglich eine solche Zusammensezung
haben, daß er sich mit der Masse des Gegenstandes verbindet. Das Blau wird niemals
schoͤn, wenn der gefaͤrbte Teig nicht aus den bei der Composition der
feinen (verglasbaren) Pfeifenerde angegebenen Substanzen bereitet wurde.
Verfertigung der Formen.
Man nimmt in allen Toͤpfereien Formen aus Gyps und gebrannter Erde fuͤr
die feinen Verzierungen und Garnituren. Das Modell, nach welchem man die Form von
gebrannter Erde macht, muß ebenfalls aus derselben Substanz bestehen.
Zusammensezung des Formteiges.
Roher Thon von Devon
20 Theile
Derselbe gefrittet und zerrieben
40 –
Ich mache die Formen fuͤr die feinsten Verzierungen durch einen einzigen
Schlag auf folgende Art: ich gebe einer Masse Erde oben eine kegelfoͤrmige
Gestalt, lege das Modell, wovon ich einen Abdruk nehmen will, auf einen sehr festen
Tisch, schmiere es mit ein wenig Oehl vermittelst eines Pinsels von Dachshaaren ein,
stelle mich dann gerade gegen die Mitte des Tisches, ergreife mit beiden
Haͤnden die zubereitete Erde, hebe sie mit ausgestrekten Armen uͤber
meinen Kopf und schleudere sie heftig auf das Modell, wovon ich augenbliklich einen
Abdruk erhalte. Der umgekehrte Kegel trifft zuerst gegen die Mitte des Modells, und
durch die Elasticitaͤt der Erde, welche sich senkt, wird die Luft, welche dem
Abdruk schaden wuͤrde, ausgetrieben; wuͤrde die Erde flach auffallen,
so koͤnnte sie sich nicht uͤber die ganze Oberflaͤche des
Modelles verbreiten, denn dasselbe wuͤrde dann auf allen Punkten zugleich
getroffen, wodurch man nie einen vollkommenen Abdruk erhielte.
Beschreibung der in den Toͤpfereien von Staffordshire
gebraͤuchlichen Verfahrungsarten, um den Gold-, Platin- und
Eisenglanz so wie die Aventuringlasur hervorzubringen.
Feines Gold
48 Gran
Salpetersaͤure
1/2 Unze
Salzsaͤure
1/2 –
Destillirtes Wasser
1/2 –
Man loͤst das Gold im Marienbade vollstaͤndig auf und achtet wohl
darauf, daß die Aufloͤsung nicht krystallisirt. Man nimmt als dann Zinn in
Koͤrnern, schmilzt und gießt es in kaltes Wasser; von den kleinen
Zinnkuͤgelchen, welche sich am Boden befinden, loͤst man 48 Gran in
derselben Menge Saͤure wie das Gold auf. Eine Hand voll Hopfen wird dann in
einer Theekanne mit siedendem Wasser infundirt und dasselbe nach Verlauf einer
Stunde filtrirt. Man gießt hierauf in eine Tasse 30 Tropfen von der Infusion, 40 von
der Goldaufloͤsung und 7 von der Zinnaufloͤsung. Das Ganze wird gut
mit einander gemischt und diese Composition auf den Gegenstand mittelst eines
Baͤllchens aus Musselin, das mit Baumwolle gefuͤllt ist, gestrichen;
man troknet ihn in einer Muffel aus Gußeisen aus, ehe man ihn in den
gewoͤhnlichen Muffeln brennt. Ist der Glanz zu schwach, so sezt man Gold, und
im Fall er nicht genug violett und purpurfarbig ist, Zinn zu.
Stahlfarbe durch Platin hervorgebracht.
Man loͤst Platin in Koͤnigswasser auf, welches man aus zwei Theilen
Salzgeist und einem Theile Salpetergeist zusammensezt. Nachdem die
Aufloͤsung erkaltet ist, gießt man sie in eine Schale, sezt tropfenweise
Theergeist (dessen Bereitung unten angegeben ist) zu und ruͤhrt dabei
immer mit einem Glas- oder Porcellanstabe um, damit die Mischung nicht
uͤber die Schale hinaufsteigt; ist Alles gut gemischt, so laͤßt
man die Aufloͤsung sezen, um die Probe zu machen; findet man sie zu
stark, so versezt man sie mit Theergeist, scheint sie hingegen zu schwach zu
seyn, so laͤßt man sie sieden, um sie zu concentriren. Der Gegenstand,
auf welchem sie aufgetragen wurde, wird, wenn er aus der Muffel kommt, eine
Stahlfarbe haben.
Bereitung des Platinoxydes, wodurch man der
Toͤpferwaare Platinglanz ertheilen kann.
Man bereitet sich eine Aufloͤsung von Platin in gleichen Theilen
Salpeter- und Salzgeist, gießt sie in heißes Wasser, welches sich in
einer weiten Porcellanschale befindet und schlaͤgt sie
vollstaͤndig mit einer Aufloͤsung von Salmiak nieder. Der
Niederschlag wird sehr gut ausgefluͤßt, getroknet und aufbewahrt.
Verfahren, um der Toͤpferwaare Platinglanz zu
ertheilen.
Man traͤgt die mit Theergeist gemischte Platinaufloͤsung mit einer
sehr duͤnnen Buͤrste auf, darf aber hiezu nicht den Saz der
Bouteille anwenden; der Gegenstand wird sodann in der Muffel bei derselben
Temperatur wie das vergoldete Porcellan gebrannt, wodurch er das Ansehen von
polirtem Stahle erhaͤlt. Nun muß aber noch Platinoxyd aufgetragen werden;
zu diesem Ende leert man die Flasche, welche das Platinoxyd enthaͤlt, in
eine Porcellanschale in Wasser aus, und laͤßt sezen, zerreibt den Saz,
versezt ihn mit etwas Wasser und traͤgt ihn auf den Gegenstand auf,
welchem bereits die Stahlfarbe ertheilt wurde, troknet ihn und brennt ihn in
besonderen Muffeln bei einer halben Weißrothgluͤhhize; man haͤlt
einen angezuͤndeten Papierstreifen in die Muffel, um zu sehen, ob das
Platinoxyd schwarz geworden ist, weil dann die Operation beendigt ist. Nach dem
Erkalten sind die Gegenstaͤnde schwarz, erhalten aber durch Reiben mit
Baumwolle eine so glaͤnzende Oberflaͤche wie Silber.
Eisenglanz.
Die Englaͤnder loͤsen ein Stuͤk Stahl in Salzsaͤure
auf, vermischen diese Aufloͤsung mit Theergeist und tragen sie wie die
anderen Praͤparate fuͤr Metallglanz auf ihre Toͤpferwaaren
auf. Alle diese Praͤparate werden ohne Flußmittel angewandt, weil in
England die Glasur der Toͤpferwaare und des Porcellans immer eine
Frittenglasur ist und Bleioxyd enthaͤlt. Da der metallische Ueberzug
immer auf den aͤußeren Theilen angebracht wird, folglich weder mit den
Nahrungsmitteln noch mit Fluͤssigkeiten etwas zu thun hat, so hat man, um
einen schoͤneren Metallglanz hervorbringen zu koͤnnen, eine
besondere Glasur fuͤr diese Art von Verzierungen ausgemittelt, welche
Blei genug enthaͤlt, um leicht zu schmelzen; sie ist folgender Maßen
zusammengesezt:
Bleiglaͤtte
60 Pfd.
Granit
36 –
Feuerstein
12 –
Aeußere Aventuringlasur der englischen Toͤpfer
waaren.
Man nimmt obige Glasur und vermengt sie mit einer gewissen Quantitaͤt
Blattsilber, welches man mit Honig abgerieben und dann mit heißem Wasser gut
ausgewaschen hat.
Theergeist fuͤr den Platinglanz.
Man loͤst zwei Unzen Theer in einer Pinte Leinoͤhl durch
Erwaͤrmen auf, indem man sie bestaͤndig umruͤhrt, bis sie
anfangen zu sieden, stellt das Gefaͤß dann in kaltes Wasser, um das
Gemisch erkalten zu
lassen, wobei man bestaͤndig umruͤhrt, und treibt die Masse
hierauf durch Leinwand.
Den Gold- und Platinuͤberzug bringt man auf Toͤpferwaare von
jeder Farbe an, sie nehmen sich aber besser auf dunkler als auf weißer Waare
aus; um verschiedene Nuͤancen beim Gold-, und
Platinuͤberzug zu erhalten, bringen die Englaͤnder vorher
verschiedene Schichten gefaͤrbten Teiges auf oben angegebene Weise auf
die Toͤpferwaare.
Bereitung eines braunen Teiges fuͤr den
Gold- und Platinuͤberzug.
Thon
4 Theile
Kaolin
4 –
Granit
6 –
Kiesel
4 –
Soll braune Masse in weiße eingelegt werden, so muß man aus jener einen Teig
machen, wovon die Pinte sechs und zwanzig Unzen wiegt, damit sie sich beim
Brennen gut verbinden.
Den blau und gelb gefaͤrbten Teig bringt man auch, den einen auf brauner,
den anderen auf weißer Toͤpferwaare an. Man versezt sie mit Metalloxyden,
nach der Nuaͤnce, welche man zu erhalten wuͤnscht. Auf
gefaͤrbte Masse nimmt sich der metallische Ueberzug ganz anders aus, er
laͤßt so zu sagen die verschiedenfarbigen Boͤden, auf welchem er
angebracht ist, durchsehen.