Titel: | Ueber die Zersezung des essigsauren Bleies durch Hize; von Hrn. Matteucci. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LXIV., S. 270 |
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LXIV.
Ueber die Zersezung des essigsauren Bleies durch
Hize; von Hrn. Matteucci.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. April 1831.
S. 429.
Matteucci, uͤber die Zersezung des essigsauren
Bleies.
Sezt man das gewoͤhnliche essigsaure Blei einer gelinden Waͤrme aus, so
faͤngt es bei 57°,5 C. an zu schmelzen; die fluͤssige Masse
kocht bei 100° und verdichtet sich dann bei einer nicht viel niedrigern
Temperatur zu einer weißen Masse. Bei diesem ersten Schmelzen verliert das
essigsaure Blei nur die drei Mischungsgewichte Wasser, welche es enthaͤlt.
Erhizt man es uͤber die Temperatur, bei welcher es erstarrte, so schmilzt es
wieder und ist bei 280° vollkommen fluͤssig. Es kocht so einige Zeit
lang, und nachdem es eine braͤunliche Farbe angenommen hat, erstarrt es
neuerdings zu einer schmuzig weißen Masse, welche kein krystallinische
Gefuͤge hat und drittel-essigsaures Blei ist. Waͤhrend der
Operation entwikelt sich bloß Essigsaͤure und ein wenig Brenzessiggeist;
spaͤter erhaͤlt man nur dieses leztere Product, mit viel
Kohlensaͤure gemischt. Ich habe Brenzessiggeist in dampffoͤrmigem
Zustande uͤber Kupferoxyd geleitet und dabei erhalten:
Wasserstoff
6,4039 = 3
Raumtheile
12
Kohlenstoff
59,8600 = 5 –
20
Sauerstoff
33,7361 = 1 –
4
Diese Zusammensezung des Brenzessiggeistes laͤßt sich ausdruͤken durch
ein Mischungsgewicht Essigsaͤure und ein M. G. Wasser und durch ein Product
bestehend aus 6 M. G. Kohlenstoff und 2 Wasserstoff.
Sezt man den Brenzessiggeist nur einige Minuten lang der Luft aus, so wird er sauer
und milchig; es bildet sich Essigsaͤure und eine Substanz von
oͤhlartigem Ansehen. Mit Kali oder Kalk erhizt, zersezt er sich; man
erhaͤlt essigsaure Salze und die oͤhlartige Substanz.
Bringt man einen oder zwei Decigrammen Brenzessiggeist mit Chlorgas in
Beruͤhrung, so truͤbt er sich bald; in weniger als zwoͤlf
Stunden wird aber die Fluͤssigkeit im zerstreuten Licht und selbst im Dunkeln
wieder klar, und man bemerkt auf ihrer Oberflaͤche eine gruͤnliche
oͤhlartige Substanz, welche durch Zusaz von kaltem Wasser fast fest wird. Die
Fluͤssigkeit ist außerordentlich sauer und das Chlor in Salzsaͤure
umgeaͤndert. Die oͤhlartige Substanz hat einen aromatischen Geruch;
sezt man sie einige Tage der Luft aus, so erhaͤlt sie eine schoͤne
gruͤne Farbe; sie ist in Wasser unaufloͤslich, loͤst sich aber
sehr gut in Alkohol
auf. Ich verbrannte eine Portion davon in einer Glasroͤhre, konnte aber in
den Producten kein Chlor auffinden. Sie scheint bloß eine Verbindung von Wasserstoff
und Kohlenstoff, aͤhnlich dem Naphthalin oder suͤßem Weinoͤhl
zu seyn.
Die saure Fluͤssigkeit, aus welcher sich die oͤhlartige Substanz
abgeschieden hatte, war ein Gemisch von Salzsaͤure und Essigsaͤure.
Bringt man Brenzessiggeist mit verhaͤltnißmaͤßig wenig Chlor in
Beruͤhrung, so bemerkt man keine oͤhlige, sondern eine in sehr feinen
Nadeln krystallisirte Substanz.
Wenn man in eine Glasroͤhre eine kleine Menge Kalium und darauf
Brenzessiggeist bringt, so erfolgt eine sehr lebhafte Einwirkung; es entbindet sich
viel Waͤrme, die Fluͤssigkeit verdikt sich und erhaͤlt eine
braungelbe Farbe. Nach wenigen Augenbliken sammelt sich auf der Oberflaͤche
der Fluͤssigkeit eine oͤhlartige Substanz; sie hat eine schoͤne
gruͤne Farbe und einen der Muͤnze aͤhnlichen Geruch; sie ist
gewiß mit der oͤhligen Substanz, welche man durch Chlor erhaͤlt,
identisch. Die Fluͤssigkeit, aus welcher sie sich abschied, enthaͤlt
essigsaures Kali.