Titel: | Beschreibung eines verbesserten Verfahrens, um Roggen und andere Getreidearten, ferner Kartoffeln und andere vegetabilische Substanzen in Zuker zu verwandeln, worauf Amable Brazier aus Philadelphia in den Vereinigten Staaten ein Patent erhielt. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LXXI., S. 290 |
Download: | XML |
LXXI.
Beschreibung eines verbesserten Verfahrens, um
Roggen und andere Getreidearten, ferner Kartoffeln und andere vegetabilische Substanzen
in Zuker zu verwandeln, worauf Amable Brazier aus Philadelphia in den
Vereinigten Staaten ein Patent erhielt.
Aus dem Register of Arts. Julius 1831 S.
118.
Brazier Verfahrens, und vegetabilische Substanzen in Zuker zu
verwandeln.
In irgend ein geeignetes Gefaͤß (das jedoch aus einem Material gefertigt seyn
muß, welches von verduͤnnter Schwefelsaͤure nicht angegriffen wird)
bringe ich hundert Theile von einer der oben genannten Substanzen, nebst ein bis
drei hundert Theilen Wasser, welche mit zwei bis vier Theilen Schwefelsaͤure
gesaͤuert sind, erhize das Ganze zum Sieden und erhalte es waͤhrend
des ganzen Verlaufs der Operation im Kochen. Das erhizte Wasser verwandelt zuerst
das in der angewandten Substanz enthaltene Sazmehl in einen Schleim (mucilage), welcher sodann durch die Einwirkung der
Saͤure fluͤssig wird, und indem leztere die Masse in fluͤssigem
Zustande erhaͤlt, beguͤnstigt sie die Zukerbildung. Wenn die
angewandte Substanz fein zertheilt ist, wirkt das erhizte Wasser auf das ganze
Sazmehl auf Einmal und die große Menge des gebildeten Schleims verdikt die Masse
sehr stark; ich seze daher, wenn ich nur wenig Wasser anwende, nicht das Ganze der
Substanz auf Einmal zu, sondern behalte einen Theil davon zuruͤk, um ihn
portionenweise zuzusezen, wenn die Masse fluͤssig geworden ist. Ist hingegen
die Substanz nicht fein zertheilt, so wirkt das erhizte Wasser nicht so schnell auf
das Sazmehl, der Schleim wird zum Theil eben so schnell fluͤssig, als er sich
bildet, die Masse verdikt sich nicht so wie in dem ersten Falle und ich seze daher
das Ganze der Substanz gleich Anfangs zu; auch ruͤhre ich um, damit die
Substanz um so besser zertheilt wird, waͤhrend die Einwirkung der Hize und
das gesaͤuerte Wasser sie erweichen.
Die Menge des zuzusezenden Wassers richtet sich nach der Staͤrke, von welcher
man den Syrup zu erhalten wuͤnscht, und wenn man die Masse durch Dampf, den
man in sie leitet, erhizt, so muß man eine Quantitaͤt Wasser, gleich
derjenigen, welche sich durch die Verdichtung des Dampfes bildet, von der
urspruͤnglichen Quantitaͤt abziehen. Die Zeit, welche zu der Operation
erforderlich ist, ist nach der Natur und dem Zustande der angewandten Substanzen
sehr verschiden; je
dichter und je weniger zertheilt dieselben sind und je weniger Saͤure
angewandt wird, desto laͤnger muß das Kochen fortgesezt werden; manchmal
uͤber vier Tage. Man kann hingegen die Operation in weniger als sechs Stunden
beendigen, wenn man eine große Quantitaͤt Saͤure anwendet und die
Substanz poroͤs oder fein zertheilt ist: was ich hinsichtlich der Zeit
bemerkt habe, dient bloß als Leitfaden, denn man muß sich jedes Mal von der
Beendigung der Operation durch Jodtinctur uͤberzeugen, welche die
Fluͤssigkeit blau oder purpurroth faͤrbt, so lange noch etwas
Staͤrkmehl vorhanden ist, das nicht in Zuker verwandelt wurde.
Ich neutralisire dann die Saͤure mit Kalk oder kohlensaurem Kalk und sondere,
wenn es noͤthig ist, den Syrup durch Filtriren von dem Saze ab. Den so
erhaltenen Syrup kann man dann abdampfen, gaͤhren lassen, oder auf beliebige
Art verwenden. Was ich als neu und als meine Entdekung in Anspruch nehme, ist die
Verwandlung des Sazmehls der genannten Substanzen in Zuker, ohne daß sie vorher
zerrieben werden, und ohne daß man das Sazmehl zuvor von ihren uͤbrigen
Bestandtheilen absondert.
Ganz nach demselben Verfahren verwandle ich auch Reiß und
Mais in Zuker. Wird das hoͤchste
Verhaͤltniß von Saͤure angewandt, so verwandelt sich ungebrochener
Mais in ungefaͤhr vierundzwanzig Stunden und sein Mehl in ungefaͤhr
sechs Stunden in Zuker. Reiß wird sowohl in Koͤrnern als gemahlen in
ungefaͤhr sechs Stunden in Zuker verwandelt. Wird hingegen das kleinste
Verhaͤltniß von Saͤure angewandt, so erfordert Reiß in Koͤrnern
vierundzwanzig, sein Mehl aber nur ungefaͤhr sechs Stunden; ungebrochener
Mais kann uͤber vier Tage und sein Mehl sechsunddreißig Stunden erfordern.
Man muß sich uͤbrigens jedes Mal durch Jodtinctur uͤberzeugen, wenn
die Operation beendigt ist.