Titel: | Bericht, welchen Hr. Francoeur im Namen des Comité der mechanischen Künste über eine neue Zeichenmaschine erstattete, die Hr. Gavard, Lieutenant im Corps royal des ingénieurs-géographes, place du Marché Saint-Honoré No. 15, erfand. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LXXXI., S. 345 |
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LXXXI.
Bericht, welchen Hr. Francoeur im Namen des Comité der
mechanischen Kuͤnste uͤber eine neue Zeichenmaschine
erstattete, die Hr. Gavard, Lieutenant im Corps royal des
ingénieurs-géographes, place du Marché
Saint-Honoré No. 15, erfand.
Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement.
Novbre. 1830. S. 470.
Mit Abbildung auf Tab.
VI.
Bericht uͤber Gavard's Zeichenmaschine.
Um das Spiel dieses Apparates zu begreifen, muß man das Grundprincip einer jeden
Perspective im Gedaͤchtnisse haben. Man denkt sich zwischen dem Auge und den
Gegenstaͤnden, welche man zeichnen will, ein senkrecht gestelltes Glas;
fuͤhrt man nun Sehstrahlen auf die Umrisse dieser Gegenstaͤnde, so
gehen diese an gewissen Punkten durch das Glas. Sezt man ferner, daß diese Punkte
ihren Abdruk auf dem Glase zuruͤklassen, so erhielte man auf diese Weise
Umrisse, welche, wenn sie mit den Farben und der Beleuchtung oder Beschattung der
Gegenstaͤnde versehen wuͤrden, ein vollkommen getreues Bild von
denselben geben wuͤrden. Diesen eingebildeten Abdruk nenne ich den Plan des Gemaͤhldes. Alle Maschinen, welche man
bisher erfand, um Fernscheingemaͤhlde zu zeichnen, so wie das geometrische
Verfahren bei dieser Kunst beruhen zulezt auf der Anwendung von geeigneten Mitteln,
um auf einer horizontalen Flaͤche die Reihe von Abdruͤken
hervorzubringen, welche man sich auf der Flaͤche des eingebildeten
senkrechten Glases denkt. Hr. Gavard bewirkt diese Umschaffung oder Uebertragung auf folgende
Weise.
Man bringt auf einen ebenen Tisch eine Art von Wagen, der die Form eines T hat; den kuͤrzeren und Querarm desselben will
ich, zur Erleichterung
meiner Beschreibung, den Kopf nennen, waͤhrend ich den Laͤngenarm den
Schweif heiße. Dieser Wagen ruht auf drei kleinen
Raͤdern, die unter den Enden der Arme angebracht sind; da sich der Wagen nur
genau nach Rechts oder nach Links bewegen darf, so sind die beiden Raͤderchen
des Kopfes rollenfoͤrmig ausgehoͤhlt, damit sie laͤngs einer
Stange aus Stahl laufen koͤnnen. Die Einrichtung dieser Stange und des
Wagens, welcher senkrecht auf derselben steht, ahmt gleichfalls die Form des
Buchstabens T nach. Diese Stange, welche die beiden
vorderen Raͤder leitet, ist mit zwei in den Tisch eindringenden Spizen
befestigt, und bleibt parallel mit dem Plane des Perspectivgemaͤhldes; oder
vielmehr man denkt sich, daß das Glas zum Entwurfe der Zeichnung senkrecht
uͤber dieser Stange angebracht ist. Der Wagen kann auf diese Weise sehr
leicht auf seinen drei Raͤdern nach Rechts oder Links gerollt werden; auch
kann man ihn an jede beliebige Stelle des Tisches bringen. In der Mitte des Kopfes
des T, und an dem vorderen Ende des Schweifes erhebt
sich ein senkrechter halbflacher Schaft, welchen ich den Fuͤhrer nennen will, indem er wirklich dem kleinen Laͤufer,
der laͤngs seiner Seite steigen und fallen kann, als Fuͤhrer dient.
Dieser Laͤufer hat die Gestalt eines vierekigen, mit einer kleinen Glastafel
geschlossenen, Rahmens; auf dieser Glastafel befindet sich ein schwarzer oder weißer
Punkt, dem ich den Namen Signal geben will. Die Bewegung
dieses Laͤufers laͤngs seines Fuͤhrers ist durch angebrachte
Rollen sehr erleichtert; auch ist Alles so eingerichtet, daß sich der Rahmen nicht
wie eine Windfahne um seine Achse drehen kann, sondern daß er bloß steigen und
fallen, und dabei in der senkrechten Flaͤche des Fuͤhrers bleiben muß.
Hieraus ergibt sich, daß, wenn man den Laͤufer, welchen man in der Hand
haͤlt, laͤngs seines Fuͤhrers gleiten laͤßt oder
fuͤhrt, der Punkt, welcher als Signal dient, eine Senkrechte beschreibt; und
daß, wenn man zu gleicher Zeit den Wagen seitwaͤrts stieße, das Signal durch
jeden beliebigen Punkt des Raumes auf dem senkrechten Plane des Gemaͤhldes,
welchen man sich uͤber dem Kopfe des T vorstellt,
gehen wuͤrde. Wenn man also das Signal durch alle Umrisse der
Gegenstaͤnde gehen ließe, so wuͤrde dasselbe, wenn es Spuren von
seinem Gange zuruͤkließe, genau die Ansicht derselben beschreiben. Das Auge
darf bei dieser Operation seine Stellung nicht veraͤndern; es ist daher ein
Stuͤk schwarzes Eisenblech, welches von einem Stiele getragen wird, an dem
Tische befestigt, damit der Zeichner sein Aug an das darin angebrachte Loch, welches
als Ocular dient, bringen kann. Allein das Signal des Laͤufers laͤßt
keine Spuren seines Ganges, und die Zeichnung, welche wir so eben geschildert haben,
ist so zu sagen nur eine eingebildete; und doch ist es dieses System von Figuren,
doch sind es diese verschiedenen Umrisse, welche das Signal durchlaͤuft,
welche man auf dem horizontalen Tische nachahmen muß. Da es uͤberdieß auch
sehr unbequem waͤre den Arm zur Bewegung des Laͤufers immer gestrekt
zu halten, so muß die Bewegung des Signals auf eine andere Weise bewirkt werden.
Laͤngs des Schweifes des Wagens ist zu diesem Behufe ein anderer
Laͤufer angebracht, der ein Bleistiftrohr aͤhnlich demjenigen an den
Pantographen enthaͤlt; ein Becherchen uͤber diesem Bleistiftrohre
nimmt einige Bleikoͤrner auf, um den Bleistift auf das Papier zu
druͤken, auf welches die Striche kommen. Wenn man den Finger auf einen
schnellbalkenaͤhnlichen Druͤker stuͤzt, so wird der Bleistift
leicht in die Hoͤhe gehoben, so daß er nicht zeichnet, wenn man will, daß das
Papier keine Spuren der Bewegungen desselben trage. Der Laͤufer des
Bleistiftrohres kann mit großer Leichtigkeit von Vorn nach Ruͤkwaͤrts
gleiten, und dadurch eine Linie parallel mit dem Schweife des T der ihm als Fuͤhrer dient, beschreiben. Verbindet man nun den
Gang des Bleistiftes mit jenem des Wagens, so laͤßt sich der Bleistift an
alle Punkte des Tisches bringen, wobei er uͤberall Spuren von seinem Gange
zuruͤklassen wird. Ein aͤußerst feiner und biegsamer Metalldraht
stellt durch Rollen eine Verbindung zwischen dem Bleistiftrohre und dem Rahmen des
Signales her, so daß alle Bewegungen des ersteren mit der vollkommensten Treue und
Genauigkeit auch dem zweiten mitgetheilt werden. Der Nahmen geht durch sein Gewicht
allein herab, wenn der Draht nachgelassen ist; er steigt, wenn sich dieser spannt;
dadurch werden die Bewegungen des Bleistiftes und der Hand, welche ihn
fuͤhrt, dem Signale mitgetheilt, so daß man diesen schwarzen Punkt nach und
nach auf die Linien aller Sehstrahlen fuͤhren kann. Dieser Punkt wird durch
die bloße Ortsveraͤnderung des Bleistiftes die sichtbaren Stellen der
Gegenstaͤnde in den Raum zeichnen.
Es ergibt sich hieraus, daß es, bei einiger Uebung in der Handhabung dieses
Mechanismus, leicht ist, die Bleistiftroͤhre auf dem Zeichentische dahin zu
fuͤhren wohin es noͤthig ist, um das Signal zu leiten und es in dem
Raume den sichtbaren Umriß der Gegenstaͤnde durchlaufen zu machen. Die Spize
des Bleistiftes wird auf dem Blatt Papier eine Zeichnung dieses Umrisses
zuruͤklassen. Um zu begreifen wie diese Zuͤge ein getreues Bild der
Zeichnung sind, welches man sich auf dem Raume des Glases, dem sogenannten Plane des
Gemaͤhldes, denkt, braucht nur bemerkt zu werden, daß jeder Punkt dieser
Zeichnung durch zwei Coordinate bestimmt wird, von welchen die eine nach der
Laͤnge der Stange, die den Kopf des T bildet, die
andere aber senkrecht in dem Raume berechnet wird; diese beiden Coordinate sind jene des
Signales in einer seiner Stellungen. Die Spize des Bleistiftes hat aber ihrer Seits
auch zwei Coordinate, von welchen die eine parallel mit dem Kopfe, die andere
parallel mit dem Schweife des T laͤuft. Hieraus
erhellt, daß bei allen Bewegungen des Signales und der Spize des Bleistiftes, die
gezeichneten Figuren gleich sind, indem die Coordinirten der verschiedenen Punkte
ebenfalls gleich sind.
Das Ocular, welches der Sehpunkt ist, kann nach Belieben angebracht werden; es muß
bloß, wenn es ein Mal bestimmt ist, auch fest an diesem Orte bleiben. Je mehr es dem
Gemaͤhlde, dem senkrechten Plane auf dem Fuͤhrer des Wagens,
genaͤhert wird, um so kleiner wird die Zeichnung werden; waͤhrend das
Bild um so groͤßer seyn wird, je offener der Winkel ist. Mit einer großen
Zeichenmaschine werden die Fernscheingemaͤhlde groͤßer und getreuer
werden. Die Verkleinerung verhalt sich zu dem zu verkleinernden Gegenstande, wie die
Entfernungen des Oculars sich zum Gegenstande und zum Plane des
Fernscheingemaͤhldes verhalten. Um also einen Gegenstand um die
Haͤlfte zu verkleinern, muß das Signal oder dessen Rahmen den Raum zwischen
dem Ocular und dem Gegenstande in zwei gleiche Theile theilen. Will man denselben
bis auf ein Drittel verkleinern, so muß dieser Raum in drei gleiche Theile getheilt,
und das Ocular durch den ersten Theil von dem Signale getrennt werden. Dieses
Instrument kann also auch dazu dienen, um die Gemaͤhlde auf jede beliebige
Groͤße zu reduciren. Hr. Gavard behaͤlt sich's vor der Gesellschaft bald einen Pantograph vorzulegen, der nach denselben
Grundsaͤzen verfertigt ist.
Das von Hrn. Gavard erfundene
Instrument um Fernsichten zu zeichnen, ist gewiß die gluͤklichste unter allen
bisherigen Erfindungen dieser Art. Der Apparat des Hrn. Boucher (Bulletin de la
Société d'encouragement 1821 Juin
S. 164) gibt zwar sehr genaue Zeichnungen; allein er liefert bloß einzelne Punkte
der Fernsicht, welche man spaͤter verbinden muß, wodurch die Arbeit etwas
langwierig wird. Dieß ist auch wahrscheinlich der Grund, warum dieses sinnreiche
Instrument wenig Gluͤk machte, und warum man fortfuhr der Camera obscura den Vorzug zu geben, mit welcher sich
leichter arbeiten laͤßt. Allein die Camera
obscura ist laͤstig zu transportiren, und gibt nur unreine und
unsichere Umrisse. Das Instrument des Hrn. Gavard, welches er Diagraph nennt, ist leicht transportabel, und liefert sehr vollkommene
Resultate; auch lernt man sehr schnell mit demselben zu arbeiten. Man kann damit,
wie uns der Erfinder durch Versuche zeigte, Skizzen von Gemaͤhlde,
Kupferstichen, Landschaften, Portraͤten nach der Natur etc. aufnehmen. Der
Preis desselben
wechselt nach der Groͤße und Eleganz der Stuͤke von 100 bis 200
Francs. Hr. Gavard kann mit
seinem Diagraph selbst etwas in die Perspective bringen, was er nicht wirklich
sieht, wenn man ihm dazu nur den Plan und die Hoͤhe angibt. Er braucht dazu
nur den senkrechten Schaft, welcher das Signal fuͤhrt, zu graduiren; denn
wenn die Perspective des vorgeschlagenen Planes gemacht ist, so wird, wenn man auf
die angegebene Weise verfaͤhrt, die Hoͤhe eines jeden Punktes
uͤber seiner Scheindarstellung durch die Eintheilungen des Fuͤhrers
gegeben. Man sieht wohl, daß man auf diese Weise bloß die Perspective gewisser
einzelner Punkte erhaͤlt, allein dieß reicht auch meistens fuͤr
diejenigen hin, welche diese Arten von Perspectiven wollen. Die auf diese Weise
bestimmten Punkte muͤssen durch Zuͤge verbunden werden.
Durch eine Veraͤnderung, welche Hr. Gavard an seinem Diagraph anbrachte, machte er denselben auch zur
Zeichnung von Panoramen geeignet, welche, wie Jedermann weiß, nicht auf senkrechte
ebene Flaͤchen, sondern auf cylindrische Oberflaͤchen gezeichnet
werden. Der Zuschauer denkt sich zwischen sich und den Gegenstaͤnden ein
kreisfoͤrmiges senkrechtes Glas, durch welches seine Sehstrahlen mit
Zuruͤklassung ihrer Spuren gehen; alle diese Spuren zusammen bilden, wenn man
das Licht und die Farben wirken laͤßt, die verlangte Zeichnung. Der
Zuschauer, welcher in die Achse eines cylindrischen Saales versezt ist, hat die, auf
die eben angegebene Weise gezeichnete, Perspective oder Fernsicht vor sich. Das
Neorama des Hrn. Allaux,
welches das Innere großer Monumente darstellt, hat gezeigt, bis auf welchen Grad von
Vollkommenheit es die Kunst in Nachahmung der Natur bringen kann; es gelang ihr die
Taͤuschung aufs Hoͤchste zu bringen, so daß das Auge lange gerade
Linien zu sehen glaubt, waͤhrend es in der That krumme, auf eine cylindrische
Flaͤche gezeichnete Linien sieht. Zur Verfertigung solcher Darstellungen
begnuͤgt sich Hr. Gavard nicht damit, den Wagen des Diagraphs in gerader querer
Richtung zu ziehen, sondern er gibt ihm einen Kreisbogen zum Fuͤhrer, der
sich, wenn der Wagen von Rechts nach Links geht, von Vorwaͤrts nach
Ruͤkwaͤrts bewegt. Das Bleistiftrohr wird durch diese concentrische
Achse an der Basis des Cylinders der Darstellung gefuͤhrt, und in seinem
Gange modificirt. Das Auge des Anschauers befindet sich in der Achse dieses
Cylinders. Wir wollen hier jedoch nicht weiter in die Erklaͤrung dieses
Mechanismus eingehen, indem sich der Erfinder vorgenommen hat, einen Unterricht
druken zu lassen, in welchem er die Principien entwikeln will, auf welchen seine
Instrumente beruhen, um die Zeichner in Stand zu sezen, sich derselben mit
Sicherheit zu bedienen.
Das aͤußerst sinnreich erdachte Instrument des Hrn. Gavard befreit zwar nicht von der Nothwendigkeit
die Lehre von der Perspective zu kennen, vorzuͤglich wenn es sich darum
handelt Gegenstaͤnde der Architektur darzustellen, die nur im Vorschlage
existiren; allein es wird selbst in diesem Falle dem Zeichner sehr
behuͤlflich seyn, und seine Operationen abkuͤrzen.
Beschreibung des einfachen Diagraphs des Gavard.
Dieses Instrument besteht aus zwei staͤhlernen Staͤben ab, a'b', Fig. 1, welche
vollkommen parallel und gerade sind, und die auf einer Seite von der einzigen Rolle
c, und auf der anderen von dem Wagen d getragen werden, welcher mit zwei kleinen
Raͤdern ee versehen ist, die sich auf einem
Zapfen drehen, und sich in einer und derselben, senkrecht auf den beiden
Staͤben stehenden, Ebene befinden. Diese beiden Raͤder sind
rollenartig ekig ausgehoͤhlt, und rollen auf einem runden Stabe aus polirtem
Stahle f; sie haben folglich nur zwei
Beruͤhrungspunkte mit dem Stabe, der keine Fehler haben darf und so gerad als
moͤglich seyn muß. Dieser Stab endigt sich mit zwei kupfernen Stuͤken
gg, welche unten mit staͤhlernen Spizen
versehen sind, damit sie nicht ausgleiten koͤnnen. Sollte der Wagen
fuͤr den Stab zu schwer seyn, und denselben biegen, was uͤbrigens nur
einen sehr unmerklichen Fehler in der Zeichnung bewirken wuͤrde, so kann man
in gewissen Entfernungen von einander kleine Stuͤzen fuͤr denselben
anbringen. Das Rad c ist nicht ausgerinnt und rollt frei
auf dem Tische; es muß eine solche Hoͤhe haben, daß die beiden Staͤbe
ab, a'b'
parallel auf den Tisch gestellt werden koͤnnen, auf welchem man zeichnen
will. –
Laͤngs der beiden Staͤbe ab, a'b' gleitet ohne Schwierigkeit und ohne Spielraum
eine Platte h, welche zu diesem Behufe an ihrem unteren
Theile, wie Fig.
7 zeigt, eine vierekige Buͤchse i, und
an dem anderen Theile ein Stuͤk einer solchen Buͤchse j von derselben Groͤße traͤgt. Da die
innere Breite der Buͤchse dem Durchmesser der Staͤbe gleich ist, so
wird diese Platte dieselben nur an wenigen Punkten beruͤhren, und folglich
sehr genau und ohne Schwierigkeit an ihnen gleiten. An dieser Platte ist senkrecht
eine Roͤhre k befestiget, und durch diese
Roͤhre geht ein Bleistiftrohr!, welches jenen Roͤhren, die bei den
gewoͤhnlichen Pantographen zu demselben Zweke angewendet werden, vollkommen
aͤhnlich ist. Ueber diesem Bleirohre, welches mittelst eines Wagbalkens oder
Druͤkers n in die Hoͤhe gehoben werden
kann, befindet sich ein kleines Beken m zur Aufnahme der
Gewichte. o ist ein Knopf, der sich nach Belieben drehen
laͤßt und der
dazu dient einen Faden auf- oder abzurollen, der an dem unteren Theile p dieses Knopfes befestiget wird.
Eine Schraube q, welche sich uͤber dem Wagen d befindet, dient dazu, die Staͤbe ab, a'b' so zu
befestigen, daß man die Entfernung des Wagens von dem Rade c nach Belieben groͤßer oder kleiner machen kann.
Ueber dem Wagen d erhebt sich ein Fuͤhrer (conducteur) r, Fig. 2 und 3, dessen
Durchschnitt die Form T hat; er besteht aus zwei
kupfernen, auf einander angeschraubten Linealen. Dieser Fuͤhrer kann alle
Neigungen annehmen, und durch eine Drukschraube s
befestigt werden; uͤber ihm befindet sich die Rolle t, und das kleine
Gehaͤuse u kann leicht und ohne Spiel an der
ganzen Laͤnge desselben hin und her gleiten. Dieses Gehaͤuse
enthaͤlt einen sehr duͤnnen Faden oder Draht, in dessen Mitte man
mittelst eines Pinsels einen Punkt schwarz oder weiß bezeichnet hat. An diesem
Gehaͤuse ist, nahe an dem Fuͤhrer, ein Faden v befestigt, welcher, nachdem er uͤber die Rolle t, dann
uͤber eine zweite Rolle x, die senkrecht an dem
Wagen d angebracht ist, und endlich uͤber eine
dritte Rolle y, die horizontal bei dem Rade c befestigt ist, gelaufen, an den Knopf p unter der Platte h
gebunden wird. Dieser Faden muß an jenem Theile, welcher den Knopf mit der Rolle y verbindet, und an jenem, der das Gehaͤuse an
die Rollet knuͤpft, parallel mit den Staͤben laufen. Bei den
uͤbrigen Rollen ist der Parallelismus noͤthig. Man koͤnnte
statt der beiden Staͤbe ab, a'b' auch ein einziges halbflaches Lineal z aus Stahl anbringen, wie man es in Fig. 3 und 4 sieht. Fig. 6 zeigt ein Ocular
von Vorn und im Profil; die Schraube c' dient dazu
dasselbe an dem Tische zu befestigen; es laͤßt sich verlaͤngern oder
neigen, damit man ihm die gehoͤrige Stellung geben kann. Man muß, wenn man es
ein Mal gestellt hat, die Schrauben c'd'e'
anziehen, damit es nicht mehr in Unordnung geraͤth, f' ist eine ziemlich breite Platte aus geschwaͤrztem Kupfer, auf
welcher das Auge ruht, welches nicht arbeitet, damit man es nicht zu schließen
braucht. Die Groͤße des Sehloches laͤßt sich nach Belieben mittelst
einer Reihe anderer Loͤcher von verschiedener Groͤße, die in einem
Kreisabschnitte g' angebracht sind, abaͤndern.
Man kann zur Reduction oder Verkleinerung der Gemaͤhlde statt dieses Oculares
auch ein anderes nehmen, welches zu groͤßerer Sicherheit zwei Stuͤzen
haͤtte, und welches aus zwei Kreisen bestaͤnde, die dadurch, daß sie
sich nach allen Richtungen bewegen ließen, ohne den Mittelpunkt des Oculars zu
verruͤken, gestatten wuͤrden, daß man von einem einzigen Punkte aus
ein großes Gemaͤhlde, es mag der Person, welche zeichnet, so nahe seyn
als es will, ganz und mit großer Leichtigkeit zu uͤbersehen.
Projectier-Diagraph. (Diagraphe projetant.)
Um einen solchen Diagraph zu erhalten, braucht man dem ersteren einfachen nur noch
einen zweiten Fuͤhrer h' hinzuzufuͤgen,
der uͤbrigens dem Fuͤhrer r vollkommen
aͤhnlich ist; er wird uͤber dem Rade c
angebracht, und kann, wie der vorhergehende, unter jeder Neigung befestigt
werden.
Ein Ocular i', welches, wie in Fig. 6, aus einer
einfachen Platte besteht, steigt und faͤllt laͤngs diesem
Fuͤhrer, und steht mit dem Bleistifte durch einen zweiten Faden k' in Verbindung, der uͤber eine Rolle l', an der Spize des Fuͤhrers h' laͤuft, dann durch eine kleine
Zuruͤkfuͤhrungsrolle m' eine Rolle n' umgibt, die unter dem Fuͤhrer, an der Seite
des Rades c, horizontal angebracht ist, und der zulezt
an einen zweiten Knopf o' angebunden wird, welcher an
der Platte des Bleistiftrohres befestigt ist, und so wie der erste Knopf den Faden
laͤnger oder kuͤrzer machen kann.
Die Linie p', welche das Ocular mit dem Visierpunkte
verbindet, muß, wenn dieses Instrument vollkommen genau seyn soll, parallel mit dem
staͤhlernen Lineal z laufen. Gut ist es, wenn man
einen Faden aus einer elastischen Substanz waͤhlt, denn sonst wuͤrde
der Bleistift zeichnen, ehe der Visierpunkt oder das Ocular bewegt wird. Man bedient
sich aber am besten eines aͤußerst feinen, gut ausgegluͤhten
Kupferdrahtes.
Schattenzeichnender Diagraph. (Diagraphe umbritrace.)
Dieser besteht aus dem einfachen Diagraph, wenn der Schatten von einem beleuchteten
Punkte getragen werden soll; aus dem Projectierdiagraph hingegen, wenn der Schatten
von parallelen Strahlen getragen werden soll; nur kann das Ocular hier auf die
rechte oder linke Seite seines Fuͤhrers gebracht werden.
Panoramazeichnen der Diagraph. (Diagraphe panoramotrace.)
Anstatt den gewoͤhnlichen Diagraph mit einem zweiten Fuͤhrer zu
vermehren, bringt man uͤber dem Rade c ein
kupfernes Stuͤk q' an, welches an seinem Ende mit
einer kleinen elfenbeinernen Scheibe besezt ist, wie man in Fig. 1 und 8 sieht. Diese kleine
Scheibe kann zwischen zwei vollkommen parallelen krummen Linien s's' gleiten, und hat nur so viel Spielraum als
zum Rollen noͤthig ist. Diese krummen Linien werden an ihren Enden von zwei
Wagen t't' getragen, die wie jene des Wagens d mit Raͤderchen u'u' mit einer ekigen Rollenaushoͤhlung versehen sind. Diese krummen Linien koͤnnen
mittelst der Schrauben x'x', die dieselben an die
Wagen befestigen, nach Belieben durch andere ersezt werden. Zwei kleine
Staͤbe v'v', welche dem großen
aͤhnlich sind, werden auf dieselbe Weise senkrecht auf den ersten gestellt,
und eine Roͤhre y', die das Ocular z' traͤgt, wird an die innere krumme Linie so
angeschraubt, daß das Sehloch in die Mitte der beiden Wagen kommt. Das Ocular kann
steigen und fallen, und auch durch eine Schraube a''
befestigt werden. Die krummen Linien sind ganz jenen des Panorama gleich, welches
man zeichnen will; wenn man sich dieses Instrumentes bedient, so muß man den Wagen
d dem Rade c so weit
naͤhern, bis der Raum zwischen dem Ocular und dem Visierpunkte dem Radius des
Kreises gleich ist, wenn das Panorama eine kreisfoͤrmige Kruͤmmung
hat, oder im Allgemeinen bis er der halben großen oder der kleinen Achse dieser
Kruͤmmung gleich ist. In diesem Falle ist es zwekmaͤßig die krumme
Linie so zu nehmen, daß das Ocular, in die Mitte gestellt, die Kruͤmmung in
zwei gleiche Theile theilt.
Erklaͤrung der Figuren.
Fig. 1.
Ansicht der vereinigten Instrumente zum Zeichnen auf ebenen Flaͤchen und zum
Zeichnen von Panoramen; von Oben gesehen.
Fig. 2. Aufriß
derselben Instrumente von Vorne gesehen.
Fig. 3. Aufriß
des projectier- und schattenzeichnenden Diagraphes im Profile.
Fig. 4.
Grundriß desselben.
Fig. 5. Wagen
im Aufrisse und nach einem groͤßeren Maßstabe.
Fig. 6.
Ocular, von Vorne und von der Seite gesehen.
Fig. 7.
Bleistiftrohr von Vorne und im Profile.
Fig. 8. Aufriß
jenes Theiles des Instrumentes, welches mit dem Panoramazeichner verbunden wird.
Fig. 9.
Schaft, welcher das Ocular des Panoramazeichners traͤgt.
Dieselben Buchstaben bezeichnen an allen Figuren auch dieselben
Gegenstaͤnde.
aa', bb',
Staͤhlerne Staͤbe des Instrumentes.
c, Rad, auf welchem ein Ende des Instrumentes rollt.
d, Wagen, der mit zwei ausgerinnten Raͤdern ee versehen ist.
ff, runder staͤhlerner Stab, der senkrecht
auf den Staͤben aa', bb' steht.
gg, kupferne Stuͤke, die mit Spizen
bewaffnet sind, damit das Instrument nicht ausgleiten kann.
h, Platte, welche laͤngs der beiden Staͤbe
aa', bb'
gleitet.
ij, vierekige Buͤchsen, durch welche diese
Staͤbe gehen.
k, Roͤhre, durch welche das Bleistiftrohr l
geht.
m, kleines Beken uͤber dem Bleistiftrohre zur
Aufnahme von Gewichten.
n, Wagbalken zum Heben des Bleistiftrohres.
op, Knopf zum Auf- und Abrollen eines
Fadens.
q, Schraube zum Befestigen der Staͤbe aa', bb'.
r, Fuͤhrer von der Form eines T, der aus zwei
kupfernen Linealen besteht.
s, Schraube zum Befestigen des Fuͤhrers.
t, Rolle an der Spize des Fuͤhrers.
u, Gehaͤuse, welches laͤngs des
Fuͤhrers gleitet, und durch welches ein sehr zarter Faden geht.
v, Faden, der uͤber die Rollen t, x, y laͤuft, und an den Knopf p gebunden ist; er laͤßt das Gehaͤuse u steigen und fallen.
z, halbflaches Lineal, welches die Staͤbe aa' und bb'
ersezen kann.
c', Schraube, welche zum Befestigen des Oculars an dem
Tische dient.
d'e' andere Schrauben zur Versicherung der
Stellung des Oculars.
f', Platte des Oculars aus geschwaͤrztem
Kupfer.
g', Segment mit Loͤchern von verschiedener
Groͤße.
h' Fuͤhrer des Projectier-Diagraphes.
i', Ocular dieses Diagraphes.
k', Faden, der uͤber die Rollen l', m' und n' laͤuft
und sich an den Knopf o' befestigt; er bewegt das Ocular
i'.
p', Linie, welche das Ocular i', mit dem Visierpunkte u verbindet.
q', Stuͤk aus Kupfer, welches den
gewoͤhnlichen Diagraph mit dem panoramazeichnenden Diagraph verbindet.
r', elfenbeinerne Scheibe, dir zwischen den beiden
parallelen krummen Linien s's' gleitet.
t't', Wagen des Panoramazeichners mit zwei
ausgerinnten Raͤdern u'u', die auf den
Staͤben v'v' rollen.
x'x'. Schraube, mit welcher man andere krumme
Linien auf den Wagen t, t, befestigt.
y', Roͤhre, die das Ocular z' des Panoramazeichners, das durch die Schraube a'' befestigt wird, traͤgt.