Titel: | Bericht des Hrn. Gaultier de Claubry, über die Anstalt des Hrn. Felgére zur künstlichen Ausbrütung der Eier zu Chaudes-Aigues, Departement du Cantal. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LXXXVII., S. 377 |
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LXXXVII.
Bericht des Hrn. Gaultier de Claubry, uͤber die Anstalt
des Hrn. Felgére
zur kuͤnstlichen Ausbruͤtung der Eier zu Chaudes-Aigues,
Departement du Cantal.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. 1831. Mai S. 272.
Claubry, uͤber die kuͤnstlichen Ausbruͤtung
der Eier.
Die kuͤnstliche Ausbruͤtung der Eier, dieser neue Zweig der Industrie,
gab bisher in Frankreich noch keine Resultate von hoͤherer Wichtigkeit, und
doch erforderte die Ernaͤhrung der Menschen in keinem Lande mehr, als in
Frankreich, eine Vermehrung der zu diesem Zweke bestimmten thierischen Substanzen.
Wuͤrde die kuͤnstliche Bebruͤtung im Großen ausgefuͤhrt,
so ließe sich dieses Ziel großen Theils erreichen, und wuͤrde sie mit der
Ausziehung der Knochengallerte, wie sie d'Arcet in
Aufschwung brachte, geschikt verbunden, so muͤßten bald alle Classen der
Gesellschaft die Vortheile dieser beiden Zweige der Oekonomie empfinden. Hr.
Claude Jaques
Feigére, der eine der heißen Quellen zu Chaudes-Aigues
besizt, und den das Comité der chemischen Kuͤnste wegen der
gluͤklichen Anwendung der Waͤrme der Mineralwasser zur
kuͤnstlichen Ausbruͤtung der Eier fuͤr eine Medaille vorschlug,
hat das Verdienst, die Wichtigkeit des Vorschlages des Hrn. d'Arcet in Betreff der Benuzung der
Waͤrme der Mineralwasser, zuerst erkannt, und so ausgefuͤhrt zu haben,
daß er gleich Anfangs gute Resultate erhielt. Schon haben sich die Kranken, welche
in Chaudes-Aigues Huͤlfe suchen, der Vortheile zu erfreuen, welche
ihnen dieses nuͤzliche Unternehmen gewahrt, und schon schiken alle
benachbarten Oerter in einem weiten Umkreise ihre Eier an Hrn. Felgére, um dieselben in seiner Anstalt
ausbruͤten zu lassen, so daß dieselbe taͤglich an Wichtigkeit gewinnen
muß.
Wenn der Antrieb, der von Gelehrten gegeben wurde, oft zu den gluͤklichsten
Resultaten gefuͤhrt hat, so braucht es dafuͤr auch lange Zeit und
viele Arbeit, bis das Uebel wieder gut gemacht wird, wenn unterrichtete und gelehrte
Maͤnner ihren Nachforschungen und Versuchen eine falsche Richtung gaben. So
ging es gerade auch mit dem kuͤnstlichen Ausbruͤten: Réaumur, dessen Name immer mit Verehrung
ausgesprochen werden wird, und dessen Arbeiten das Gepraͤge der
hoͤchsten Genauigkeit an sich tragen, verleitete durch seine unrichtigen
Angaben uͤber die kuͤnstlichen Bruͤteanstalten (ma-mals) zu Irrthuͤmern, und machte eine
Reihe von Versuchen, die der Verbreitung der kuͤnstlichen Bebruͤtung
bedeutend geschadet haben; ja, man kann sagen, daß man, um etwas Gutes hierin zu
leisten, fast Alles vergessen muß, was uͤber diesen Gegenstand geschrieben
wurde. Nur ein einziges Werk, das Resultat ununterbrochener, und mit seltener
Gewissenhaftigkeit angestellter, Versuche und Nachforschungen wollen wir hiervon
ausnehmen, und dieß ist die Ornithotrophie artificielle
des Abbe Copineau, in welcher der Verfasser vortreffliche
Grundsaͤze aufgestellt, und eine neue Bahn eroͤffnet hat, auf welcher
man ohne Schwierigkeit weiter fortschreiten kann. Auch die Arbeiten des Hrn.
Bonnemain sind sehr
nuͤzlich, und koͤnnen mit Vortheil zu Rath gezogen werden, besonders
was die Erkennung der befruchteten Eier betrifft.
Aus allen bisherigen Arbeiten uͤber die kuͤnstliche Bebruͤtung
geht hervor, daß die Gleichmaͤßigkeit der Temperatur die Haupterforderniß
ist, und daß ein Unterschied von einigen Graden hinreicht, um eine große Zahl von
Huͤhnchen umzubringen. Bei der Anwendung der Mineralwasser ist nun diese
Bedingung außerordentlich leicht zu erreichen, so daß man auf diese Weise leicht
eine der Hauptschwierigleiten der aͤgyptischen Bruͤtanstalten
uͤberwinden kann, um so mehr, da selbst die Leute, welche mit Leitung dieser
Apparate beauftragt sind, durch bloße Routine dieselbe zu beseitigen wissen. Wir
muͤssen jedoch bemerken, daß man in Aegypten wegen der Kuͤhle der
Naͤchte nur mit Beihuͤlfe der kuͤnstlichen Waͤrme eine
bestaͤndige Temperatur von 20 Graden unterhalten kann, und daß es die Kosten,
die dieß verursacht, sind, an welchen Hr. Bonnemain und alle jene scheiterten, die sich mit der
kuͤnstlichen Ausbruͤtung der Eier beschaͤftigten. Bei den
warmen Mineralquellen, welche die erforderliche Temperatur unentgeldlich geben,
faͤllt diese nicht unbedeutende Ausgabe natuͤrlich weg.
Die Lage der Anstalt des Hrn. Felgére ist zwar nicht so guͤnstig als sie seyn
koͤnnte, und doch wird seine Bruͤtanstalt die Markte von Rodez,
Saint-Hour, Clermont und allen Staͤdten des Cantal, des
Puy-de-Dôme, und selbst Montpellier versehen koͤnnen.
Dieses guͤnstige Beispiel wird gewiß nachgeahmt werden, wenn es die
gehoͤrige Aufmunterung erhaͤlt. Schon wurden die Quellen zu Vichy zu
aͤhnlichem Zweke benuͤzt, und von hier aus wird man, da der Transport
leicht zu Wasser geschehen kann, ganz Paris mit Huͤhnern versehen koͤnnen, so daß nicht nur
die Masse der Nahrungsmittel bedeutend vermehrt, sondern der Preis der
Huͤhner zum allgemeinen Besten bedeutend vermindert werden duͤrfte.
Man machte zwar wegen der Ernaͤhrung der Huͤhner Einwendungen; allein
diesen ist aͤußerst leicht abzuhelfen; denn selbst die Landbewohner
koͤnnen nun, wie Hr. Payen in seiner gekroͤnten Abhandlung zeigte, eine Menge
thierischer Substanzen benuzen, welche bisher ganz verloren gingen. Wenn man
uͤberdieß ein Mal d'Arcet's Verfahren auf die Ernaͤhrung der Thiere anwenden
wird, so wird die Huͤhnerzucht gewiß einst eben so leicht werden, wie jene
anderer Thiere, die taͤglich auf dem Lande erzogen werden. Man erzielt in
neuerer Zeit so wichtige und hohe Vortheile, daß sich dieselben gewiß unter allen
Landwirthen verbreiten werden, die zu deren Einsicht gelangen. Durch Vermehrung der
Ungeziefergruben (verminiéres), welche man ohne
allen Nachtheil anlegen kann, wird man den Huͤhnern leicht eine
hinlaͤngliche Menge Nahrung verschaffen koͤnnen.
Das Comité schlaͤgt daher vor, Hrn. Felgére eine Medaille von
Bronze zu verleihen.