Titel: | Ueber die Erhaltung der Kupferstiche und Zeichnungen in Rahmen. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XCIV., S. 429 |
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XCIV.
Ueber die Erhaltung der Kupferstiche und
Zeichnungen in Rahmen.
Ueber die Erhaltung der Kupferstiche und Zeichnungen in
Rahmen.
In Nro. 40. des Hesperus wird ein Verfahren vorgeschlagen, Kupferstiche in Glas und
Rahmen gegen Fleken zu schuͤzen. Der Einsender dieses Vorschlages hat
insofern Recht, daß die kleinen lichtbraunen Fleken durch die Feuchtigkeit des
Holzes und der Wand entstehen; aber vollkommen genuͤgend ist die von ihm
vorgeschlagene Methode doch nicht, um die Kupfer gaͤnzlich zu
schuͤzen. Schreiber dieses hat seit laͤnger als dreißig Jahren
folgendes Verfahren befolgt, und kein einziges seiner Bilder hat nur einen Hauch von
Fleken bekommen.
Zuerst spannt man das Bild, nachdem es etwa eine oder zwei Stunden zwischen sehr
feuchtem Drukpapier gelegen hat, auf ein ebenes Brett. Dieß geschieht aus folgendem
Grunde. Das zu dem Druk der Kupferstiche verwendete Papier wird, wie bekannt, Behufs
des Abdrukes der Platte stark angefeuchtet. Durch den scharfen Druk der Walze
uͤber die Platte wird das Papier so groß die Platte ist zusammengepreßt und
ausgedehnt, waͤhrend der uͤberstehende Rand des Papiers seine
urspruͤngliche Staͤrke und Ausdehnung behaͤlt. Durch das
Troknen des Papiers entstehen nun, so groß die Platte ist, Wolken, welche, wenn sie
nicht gaͤnzlich entfernt werden, und deren Wiedererscheinung
unmoͤglich gemacht wird, sich an die Glastafel anlegen und nicht allein der
Ansicht des Bildes Eintrag thun, sondern es auch nach und nach verderben. Denn da
das Glas, sobald die Temperatur der Luft, in welcher es sich befindet,
waͤrmer wird, mit einem feinen Schweiße anlaͤuft, so liegt es in der
Natur der Sache, daß diese Feuchtigkeit von dem Bilde angesogen wird, wodurch nach
und nach kleine gelbe, unvertilgbare Stokfleken entstehen.
Ist nun das Bild nachdem es aufgespannt worden, wieder troken, so schneide man es
genau in der Groͤße ab, in welcher es gefaßt werden soll. Auf diese Art, wo
Platte und uͤberstehender Rand gleichmaͤßig gedehnt und getroknet
sind, werden alle Wolken verhuͤtet.
Sodann ist es weit besser, statt der hoͤlzernen Tafeln, welche gewoͤhnlich hinter das
Bild gelegt werden, starke Pappen zu verwenden; denn jedes Holz bekommt entweder
Risse, durch welche Staub oder Kerzenrauch eindringt, wodurch das Bild leidet; oder
das Holz verwirft sich, wodurch das Bild an einzelnen Stellen fest an das Glas
gedraͤngt wird, und auf diese Art den feinen feuchten Schweiß, welcher durch
Temperaturwechsel entsteht, einsaugen muß.
Um das Eindringen des Kerzen- und Oehlrauches ganz abzuhalten, werden die
Glastafeln inwendig verklebt. Man verfahrt dabei auf folgende Weise. Man legt den
Bilderrahmen verkehrt auf einen Tisch, und die Glastafel hinein, beschwert diese
rings herum auf dem Rande mit Gewichten, damit sie genau auf dem Rahmen aufliege,
und klebt nun, mit heißem Leim, unter welchen man etwas weniges Wermuth gemischt
hat, Streifen Papier so auf Glas und Rahmen, daß auf der aͤußern Seite diese
nicht sichtbar werden. Nach etwa einer Stunde sind die aufgeklebten Streifen troken
genug, um das Bild und die hintere Pappe einlegen zu koͤnnen, worauf die
Pappe ebenfalls hingsherum verklebt wird. Auf diese Art kann durchaus nicht der
geringste Staub oder Rauch eindringen.
Hat man große, sehr werthvolle Blaͤtter, so duͤrfte es noch rathsamer
seyn, diese auf Blindrahmen zu spannen, und auf diesen in Rahmen zu sezen. Zu dem
Ende laͤßt man den Blindrahmen genau so groß machen, als der aͤußere
Rahmen innere Falzweite hat, spannt zuvoͤrderst einen Bogen Papier
daruͤber, und sodann das Bild darauf, welches man auf die Art bewirkt, daß
man das Bild auf die oben angegebene Weise anfeuchtet, den Rand des Blindrahmen mit
warmem starken Leim bestreicht, und auf diese Weise das Bild darauf befestigt. Durch
dieses Verfahren wird das Bild straff und eben; und es wird eine Beruͤhrung
zwischen Bild und Rahmen ganz unmoͤglich, wenn man noch inwendig zwischen
Glas und Bild Pappenstreifen von der Dike eines Achtelzolles aufleimt, so daß durch
diese ein Raum zwischen dem Bilde und Glase gebildet wird. Ueber den Blindrahmen
wird auf der Ruͤkseite eine schwache Pappe geklebt, welche um so viel
groͤßer seyn muß, daß sie zugleich mit auf den aͤußern Rahmen geklebt
werden kann, um das Eindringen des Kerzen- und Oehlrauches zu verhindern. Bei
allen diesen Arbeiten ist aber nothwendig, sorgfaͤltig dahin zu sehen, daß
die Papierstreifen mit welchen man verklebt, uͤberall genau angerieben
werden, weil sonst der Zwek verfehlt werden wuͤrde, indem Rauch durch die
feinsten Oeffnungen den Weg findet.
Um eingerahmte Bilder gegen die Einwirkungen des Ausschwizens der Feuchtigkeit aus
den Waͤnden zu schuͤzen, bedarf es weiter nichts, als daß man die
Rahmen nicht hart an die Wand haͤngt; dieß bewirkt man dadurch, daß man auf der Ruͤkseite
des Rahmens, in jede Eke einen kurzen Nagel mit recht dikem Kopf schlaͤgt.
Dadurch wird das Ganze gleichsam isolirt.
Auf dieselbe Art werden Zeichnungen behandelt. Schreibet dieses hat einen Beweis vor
Augen. Er besizt die Bildnisse seines Vaters und Oheims in Kreidezeichnungen. Das
Bild seines Vaters ist auf ein, auf einen Blindrahmen gespanntes, Papier gezeichnet
und bei dem Einsezen in Rahmen auf die angegebene Weise behandelt, wodurch es noch
ganz unversehrt ist; wogegen das Bildniß seines Oheims, welches auf loses Papier
gezeichnet ist, durch den Schweiß des Glases schon gelitten hat. Kuͤnstlern
ist deßhalb anzurathen, Bildnisse in Kreide nur auf Nahmen zu zeichnen.