Titel: | Versuch über die Mittel, die Eisenbahnen in Frankreich zu vervielfältigen. Von M. Brard. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. V., S. 31 |
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V.
Versuch uͤber die Mittel, die Eisenbahnen
in Frankreich zu vervielfaͤltigen. Von M. Brard.
Aus den Annales des Sciences et de l'industrie du midi de la
France, publiées par la Société de
Statistique de Marseille. Tome I.
1832.
Mit Abbildungen aus Tab.
I.
Brard, uͤber Eisenbahnen in Frankreich.
Erster Theil.Ueber die Mittel, den Bau der Eisenbahnen zu vereinfachen und
wohlfeiler zu machen.
Die Eisenbahnen, deren Vortheile so allgemein anerkannt sind, und die zum Gedeihen
der englischen Industrie so maͤchtig beitragen, werden sich in Frankreich auf
eine den Beduͤrfnissen unsers Handels und unserer Manufacturen entsprechende
Weise nicht eher vervielfaͤltigen, als bis man es dahin gebracht haben wird,
ihren Bau einfacher und wohlfeiler zu machen; denn unsere finanziellen
Kraͤfte und unser Nationalcharakter widerstreiten in gleichem Grade allen
Unternehmungen, welche einen zu großen Aufwand von Geld und von Zeit erfordern.
Um diesen Zwek zu erreichen, muͤssen demnach folgende zwei Bedingungen
erfuͤllt werden:
Die Anlage von Eisenbahnen so zu erleichtern, daß sie von
Arbeitern mit gewoͤhnlicher Geschiklichkeit hergestellt werden
koͤnnen, und alle die Formalitaͤten abzukuͤrzen, welche
gegenwaͤrtig nur die bloße Erlaubniß zu ihrer Ausfuͤhrung
noͤthig macht.
Dieses angenommen, und alle geschichtliche Einleitung bei Seite gesezt, finden wir,
wenn wir die Kostenberechnungen der vorzuͤglichsten, in Frankreich und in
England erbauten Eisenbahnen untersuchen, daß diejenige, welche zwischen
Andrézieux und Roanne von den HH. Mellet und Henry gebaut wird, unter den in Frankreich hergestellten
Eisenbahnen die wohlfeilste ist; daß sie dennoch auf 50 Franken und 75 Centimen
fuͤr den laufenden Meter zu stehen kommt,Dieß macht, in bayerischem Maaß und Geld, fuͤr eine
Stundenlaͤnge 36,480 fl. fuͤr eine einfache Bahn.A. d. Ueb. und daß man die Kosten solcher Anlagen in der englischen Provinz Wales, wo
das Eisen um Vieles wohlfeiler als in Frankreich ist, noch nicht weiter als auf 34
Franken, 37 Centimen herabbringen konnte. Weil indessen hier von Frankreich die Rede
ist, so wollen wir die Eisenbahn von Roanne zum Anhaltspunkt unserer Vergleichung
nehmen, und wir
finden, daß die im Ganzen auf 4,160,724 veranschlagte Summe in folgende Abtheilungen
zerfaͤllt:
Ankauf von Land; Erd- und
Kunst-Arbeiten
938,000 Frank.
Schienen von geschmiedetem Eisen, zu 420
Frankendie Tonne; Stoͤkel von Gußeisen, zu 39 Franken
denCentner; Steinbloͤke zu 1 Fr. das Stuͤk;
Naͤgel; Legender Schienen und Ausweichungsplaͤze
1,394,270 –
Verschiedene Arbeiten und
Geraͤthschaften bei dem Bau
300,000 –
Materialien
835,000 –
1/10 Fuͤr die Kosten der
Baufuͤhrung
346,727 –
1/10 Fuͤr unvorhergesehene
Auslagen
346,727 –
––––––––––––––
4,160,724 Frank.
Wir wollen zuerst die Haupt-Position von 1,394,270 Franken untersuchen.
Die eisernen Schienen wiegen 13 Kilogrammen der laufende Meter, also fuͤr
beide Reihen 26 Kilogr., welche zu 42 Franken fuͤr 100 Kilogrammen, 10 Fr. 92
Centimen kosten und fuͤr die ganze Laͤnge der Bahn
von 67,000 Meter
731,640 Frank.
Jede Schiene von 5 Meter Laͤnge wird
von 6Steinbloͤken getragen; man braucht deren 112,000,das
Stuͤk zu 1 Frank
112,000 –
Jeder Blok erhaͤlt ein
Stoͤkel von Gußeisen 3 Kilogr.schwer, den Centner zu 39
Fr.
131,004 –
Der uͤbrige Theil der Summe geht auf
die Nagel,die Ausweichungen zur Seite und dergl. mit
419,626 –
––––––––––––––
Obige
Summe
1,394,270 Frank.
Den zunaͤchst wichtigsten Theil der Kosten bilden der Ankauf von
Gruͤnden, und die verschiedenen Kunstarbeiten, welche zusammen sich auf
938,000 Franken belaufen; wir wollen versuchen, diese beiden Gegenstaͤnde von
einander zu trennen.
Die Oberflaͤche, welche eine (einfache) Eisenbahn von 67,000 Meter in der
Laͤnge einnimmt, kann nicht auf weniger als 200,000 Quadratmeter
geschaͤzt werden; denn wenn wir die Breite der Bahn auch nur zu 1 Meter
annehmen, so duͤrfen wir ohne Uebertreibung fuͤr den
Flaͤchenraum des unbrauchbar gemachten Grundes eine Breite von 3 Meter
annehmen, sowohl fuͤr die Boͤschungen des Straßendammes als
fuͤr die Graben und die Ueberschuͤttungen. Ich schaͤze demnach
die dem Akerbau entzogene Flaͤche wenigstens auf 20 Hectaren; und da man in
solchen Faͤllen den Eigenthuͤmer, dessen Grund man durchschneidet,
nicht bloß fuͤr den Kaufswerth seiner zum Bau verwendeten Grundstuͤke,
sondern auch fuͤr die Werth-Verminderung des durchschnittenen Landes
entschaͤdigen muß, so glaube ich, ohne Uebertreibung diese
Entschaͤdigung auf 200,000 Franken anschlagen zu duͤrfen. Zieht man
diesen Betrag von der obigen Summe von 938,000 Fr. ab, so bleiben fuͤr die Kunstarbeiten,
Bruͤken und dgl. 738,000 Fr.
Das auf 835,000 Fr. berechnete Material erhebt sich nur darum zu dieser ungeheuren
Summe, weil eine neue Anlage dieser Art sehr viele und bedeutende Erd-,
Mauer- und Bergwerks-Arbeiten (ouvrages de
mine) erfordert. Was die Nebenarbeiten und uͤbrigen Kosten und den
fuͤnften Theil von der ganzen Summe betrifft, welcher fuͤr
unvorhergesehene Auslagen und fuͤr die Regie angesezt ist, so begreift man,
daß diese in demselben Verhaͤltnisse geringer ausfallen wuͤrden, wenn
der ganze Betrag vermindert wuͤrde; aber bei dem gegenwaͤrtigen Stande
dieser drei Positionen belaufen sie sich auf 993,454 Franken.
Dieß ist also das ganze Resultat und das Beste, was zwei Maͤnner von Verdienst
fuͤr diesen Augenblik hervorzubringen im Stande waren; und wir sind gewiß
weit davon entfernt, ihre Talente, ihre Erfahrung und ihren Kunststeiß verkleinern
zu wollen; allein eben weil wir uͤberzeugt sind, daß man nichts Besseres
machen kann, wenn man die gewoͤhnliche Methode befolgt, schlagen wir vor,
dieselbe in allen Punkten zu veraͤndern.
Nach dem gegenwaͤrtigen Systeme der Construction von Eisenbahnen werden die
Schienen nur von Stelle zu Stelle durch kubische Steinbloͤke
unterstuͤzt, und diese Schienen wuͤrden zwischen diesen Bloͤken
sich biegen oder brechen, wenn man denselben an diesen Stellen, und zuweilen selbst
in ihrer ganzen Laͤnge, nicht eine uͤberfluͤssige Dike und
Breite gaͤbe. Nun ist aber dieses, nach meinem Dafuͤrhalten, ein
bedeutender Uebelstand (un grave inconvenient), weil bei
dieser Anordnung ein großer Aufwand von Eisen fuͤr die Schienen, und eine
sehr kostbare Art, sie zu befestigen noͤthig ist. Ich meine die
Untersaz-Stoͤkel (chairs) von Gußeisen, in
welchen die Schienen zusammengefuͤgt, und welche selbst, jedes mit zwei
hoͤlzernen Nageln, auf den Steinbloͤken befestigt werden.Hierin koͤnnen wir dem Hrn. Brard nicht
beistimmen; denn offenbar werden zu einer zusammenhaͤngenden
Geleise-Mauer drei Mal mehr Steine als zu einer Reihe von einzelnen
Steinbloͤken erfordert, welche 3 Fuß von einander entfernt
liegen.A. d. Ueb.
Statt dieser sehr schwer zu verfertigenden Schienen, fuͤr welche
kuͤnstliche Walzwerke von ganz besonderer Art gebaut werden muͤssen,
schlage ich nun flache eiserne Schienen vor, von hinlaͤnglicher Dike
fuͤr die daruͤber zu fuͤhrenden Lasten, welche aufrecht stehend
in einer ausgemeißelten Rinne auf rauh zugearbeiteten Steinen befestigt werden, die
alle an einander stehen, und die daher die eisernen Schienen auf allen Punkten
tragen, ohne irgend eine hohl liegende Stelle.
Diese Anordnung bringt den Vortheil, daß man viel duͤnnere, leichtere und
wohlfeilere Schienen anwenden kann; daß man die Stoͤkel von Gußeisen ganz
entbehren kann, und daß ein gemeiner Maurer mit seiner Sezwage das vollbringen kann,
wozu bis jezt der Beistand von Ingenieuren noͤthig war. Ohne Zweifel war eine
Zeit, wo zur Herstellung eines elenden kleinen Bogens Baukuͤnstler berufen
werden mußten, und heut zu Tage ist jeder Steinmez, jeder Maurer im Stande, jedes
Gewoͤlbe zu bauen. Bemuͤhen wir uns, daß es mit den Eisenbahnen auch
bald dahin komme.
Um nun wieder auf die
Kostenanschlaͤge derEisenbahn von Andrèzieux zu kommen,
inwelchen der Aufwand fuͤr eiserne
Schienen,Untersazstoͤkel und Steinbloͤke auf
1,041,644 Fr.
sich belaͤuft, kann ich versichern,
daß mandurch Annahme der von mir hier vorgeschlagenensteinernen
Unterlagen das Gewicht der eisernenSchienen um die Haͤlfte
vermindern, folglichden Werth derselben auf
365,820
Fr.
herunter bringen, die Stoͤkel ganz
weglassen,und die steinernen Wuͤrfel durch eine Lagevon
zusammenhangenden Steinen ersezen koͤnnte,welche auch nicht
mehr, also
112,000
Fr.
kosten wuͤrden. Man koͤnnte
ferner dieauf die Naͤgel, Befestigung der Schienen
undAusweichungsplaͤze berechnete Summe auf
dieHaͤlfte, folglich auf
176,313
Fr.
vermindern.
Sonach waͤre der ganze
Aufwand
654,133 Fr.
statt
1,394,270 Fr.
–––––––––––
Unterschied zu Gunsten der neuen
Bauart
740,137 Fr.
Hier zeigt sich also eine Ersparniß von mehr als der Haͤlfte an den Kosten der
Schienen und ihrer Unterlagen; das heißt: man wird die Laͤnge eines Meters,
welche dort 20 Fr. 80 Cent, kostet, fuͤr weniger als 10 Fr. herstellen
koͤnnen, waͤhrend dennoch die noͤthige Staͤrke
fuͤr den oͤffentlichen Dienst beibehalten wird. Es gibt indessen eine
Menge von Umstaͤnden, wo man mit noch leichteren Schienen auslangen kann, und
ich beziehe mich in dieser Hinsicht auf eine Thatsache, kein bloßes Project, indem
ich hier das Detail der Kosten einer Eisenbahn vorlege, welche ich in diesem
Augenblik fuͤr den Dienst der Gesellschaft der Schmelz- und
Hammerwerke von Alais ausfuͤhren lasse, wovon ein Theil seit 18 Monaten sehr
stark befahren wird, ohne daß die Schienen an ihrer Breite und Staͤrke nur im
Geringsten verloren, und ohne daß sie Furchen in die Felgen der Raͤder
eingeschnitten haben.
Berechnung der eisernen Schienen und steinernen Unterlagen an der Eisenbahn zu
Alais:
Gewinnung (durch Pulver) von 3 lausenden
MeterSteine, welche zur Unterlage fuͤr die Schienen
geeignetsind, und zusammen 1 Kubik-Meter enthalten
1 Frank.
30 Cent.
Aushauen und Zurichten einer Rinne (coulisse) von8 Millimeter Breite und 5
Centimeter Tiefe (1/3 Zollund 1 1/4 Zoll)
2 –
00 –
5 Kilogr. 76 Hectogr. gewalzter Schienen, 7
Millim.bei 5 Centim. (3 Linien bei 2 Zoll) das hundertKilogrammen
zu 44 Fr.
2 –
55 –
Fuhrlohn, hundert Kilogr. zu 4 Fr.
0
60 –
1 Kilogr. altes flaches Eisen zu
Keilen
0 –
15 –
Cement und Befestigung der Schienen
fuͤr 2 Meter
0 –
25 –
–––––––––––––––
7 Frank.
05 Cent.
Hiezu nehme ich flache gewalzte Schienen von 7 bis 8 Millimeter Dike und 5 Centimeter
Breite,Da diese Schienen nach der Zeichnung mit ihrer breiten Seite
aufwaͤrts, d.h. auf die hohe Kante gestellt, folglich auf ihrer obern
Flaͤche nur ungefaͤhr 1/4 Zoll breit sind, so muͤssen
sie sich in kurzer Zeit abnuͤzen, und in die Felgen der Raͤder
tiefe Furchen einschneiden.A. d. Ueb. und ich verwerfe diejenigen Stangen, welche an ihren Kanten rissig oder
splitterig sind. Ich lasse aus den naͤchsten Steinbruͤchen, welche
große Bloͤke liefern koͤnnen, Stuͤke von Granit, Kalk-
oder Sandstein beifuͤhren, und diejenigen, welche mehr als 1/2 Meter dik
sind, von einander schneiden. Ich lasse nur eine Seite davon rauh behauen, und auf
ihrer oberen Flaͤche der Laͤnge nach eine Rinne von 2 bis 3 Centimeter
Tiefe und 8 bis 9 Millimeter Weite ausarbeiten.
Nachdem fuͤr das Lager dieser Steine ein Graben in die Erde gemacht, und der
Grund desselben fest geschlagen worden ist,Dieß mag wohl im mittaͤglichen Frankreich gut seyn, wo es selten
friert, und der Frost nicht tief eindringt; in unserm Himmelsstriche
muͤßten die Graben wenigstens 2 Fuß tief gemacht, und die
Steinbloͤke auf ein festgestampftes Lager von kleinen Steinen oder
Schotter gelegt werden.A. d. Ueb. werden dieselben, Seite an Seite, aneinandergefuͤgt. Ich bilde zwei
solche Lager parallel und so weit von einander, als die Spur erfordert, welche man
den Wagen geben will, und ich befestige auf diesen Geleisemauern die eisernen
Schienen so, daß sie 2 bis 3 Centimeter (10 bis 13 Linien) uͤber die
Flaͤche der Steine hervorragen. Ich befestige sie dann mit eingeschlagenen
eisernen Keilen, so daß sie ganz unerschuͤtterlich in ihrer Lage bleiben
muͤssen, und um dieselbe noch mehr zu sichern, gieße ich in die
Zwischenraͤume einen fluͤssigen Cement, der alle leeren Raͤume
ausfuͤllt.
Sobald man den Raum zwischen den beiden Reihen ausgepflastert oder nur eingefuͤllt und
festgestampft hat, kann man die Bahn sogleich gebrauchen, und beladene Wagen darauf
fahren lassen.
Da die gewalzten Schienen gewoͤhnlich eine Laͤnge von 5 Meter haben, so
wird klar, daß durch dieselben alle Seine fest aneinander gehalten werden, und daß
alles zusammen ein außerordentlich festes Ganzes bildet; denn es versteht sich, daß
man die Fugen der Schienen nie mit jenen der Steine zusammentreffen
laͤßt.
Ich halte es fuͤr uͤberfluͤssig, hier beizufuͤgen, daß in
einem lokeren oder sumpfigen Boden die Steine auf ein hinlaͤnglich tiefes
Mauerwerk, oder auf einen Pfahlrost gelegt werden muͤssen; dagegen kann man
auch da, wo die Linie der Bahn uͤber Felsen geht, die eisernen Schienen
unmittelbar darauf befestigen, indem man die obere Flaͤche der
Felsenstuͤke zurichtet, und die Rinnen in denselben ausarbeitet. Denn es ist
leicht zu begreifen, daß ein solches natuͤrliches Unterlager noch weit fester
als ein aus Steinbloͤken kuͤnstlich zusammengefuͤgtes seyn
muͤsse. Man glaube indessen nicht, daß hiebei etwas an Kosten erspart wird;
denn die Erfahrung hat mir bewiesen, daß solche Stellen um Vieles theurer zu stehen
kommen, als diejenigen, wo die Steine eingegraben werden.
Dieß sind ungefaͤhr alle Details, welche bei der Anlage solcher Eisenbahnen zu
beobachten sind; ich fuͤge nur noch hinzu, daß die Rinnen, in welche die
eisernen Schienen eingesezt werden, mit staͤhlernen Meißeln ausgearbeitet
werden muͤssen, wenn Sandsteine oder Granit zu den Unterlagen verwendet
werden. Ich glaube indessen, daß es viel weniger kosten wuͤrde, diese Rinnen
mit einer Marmorsaͤge auszuschneiden, wenn man Kalksteine oder andere weiche
Steinarten zu bearbeiten hat. Es waͤre leicht, eine Maschine durch Pferde,
Wasser oder Dampf so zu betreiben, daß mehrere Saͤgen zugleich gingen, und
das Ausschneiden der Rinnen geschaͤhe um so viel regelmaͤßiger; ich
habe mich davon durch eine Probe mit Handsaͤgen uͤberzeugt.
Von der Anlage von Eisenbahnen uͤber den
Seitengraͤben und an den Raͤndern unserer großen
Heerstraßen.
Das wirksamste Mittel zur Einfuͤhrung ungeheuerer Ersparnisse in der
Unterhaltung unserer großen Straßen, ohne dem praͤchtigen Ansehen zu schaden,
welches ihnen ihre schoͤne Breite gibt (ein sehr uͤbel verstandener
Luxus, welchem aber gegenwaͤrtig nicht mehr abzuhelfen ist), bestuͤnde
darin, daß Aktiengesellschaften von der Regierung autorisirt wuͤrden, an den
Raͤndern und uͤber den Graͤben dieser Straßen Eisenbahnen
anzulegen. Ich schlage daher vor, von der uͤbermaͤßigen Breite, welche
man unseren Landstraßen der ersten, zweiten, und selbst der dritten Classe gegeben hat,
Vortheil zu ziehen, indem man unternehmenden Gesellschaften auf
immerwaͤhrende Zeiten oder auf einen beschraͤnkten Zeitraum das Recht
ertheilte, Eisenbahnen auf unsere Straßen zu bauen, wie dieß in England
geschieht.Hr. Brard befindet sich hier in einem Irrthume.
Uns ist keine Landstraße in England bekannt, auf welcher eine Eisenbahn
errichtet waͤre. Bei der aͤußerst geringen Breite der
englischen Chausseen und ihren wellenfoͤrmigen, an manchen Stellen
ziemlich steilen, Erhoͤhungen waͤre dieses auch, wenigstenswensgstens nach der gegenwaͤrtigen Bauart von Eisenbahnen,
unmoͤglich.A. d. Ueb.
Die Bedingungen eines solchen Privilegiums, welche in der Bewilligungsacte
festzusezen waͤren, muͤßten alle darauf abzielen, den Staat von einem
großen Theile der ungeheueren Summen zu befreien, welche jaͤhrlich auf die
Loͤhnungen der Wegmacher und Aufseher, und besonders auf Beschaffung des
noͤthigen Materials zur Beschuͤttung der Straßen verwendet werden,
welches nach wenigen Monaten zermalmt wird, und den Zwek, wozu man es auf den
Straßen ausbreitet, nur hoͤchst unvollkommen erfuͤllt. „Wann werden wir einmal muͤde werden, in
periodischen Zwischenraͤumen und mit großen Kosten Steine oder Kies
auf unsere Straßen zu werfen, wo diese Deke von einem frequenten und
schweren Fuhrwerk im Sommer bald in Staub, im Winter in grundlosen Schlamm
verwandelt wird, nachdem uns doch die Erfahrung seit langer Zeit belehrt
hat, daß dieses Mittel verderblich und unzulaͤnglich ist, und daß
unsere wichtigsten und am staͤrksten befahrenen Straßen
bestaͤndig im schlechtesten Zustande sich befinden?“
Wann werden unsere Regierungen einmal von dieser Wahrheit sich
uͤberzeugen, und einsehen, daß die oͤffentlichen Landstraßen
– diese ewig zermalmten und zermalmenden, ewig zerstoͤrten und
wieder erneuerten Schutt- und Kothhaufen – im Allgemeinen, und
bei ihrer gegenwaͤrtigen Benuzung, die groͤßte und
verderblichste aller Staatslasten sind, und daß von den ungeheuren Kosten,
welche auf ihre nothduͤrftigste Unterhaltung fortwaͤhrend
verwendet werden muͤssen, wenigstens 9/10 Theile erspart
wuͤrden, wenn neben oder auf denselben Eisenbahnen vorgerichtet
wuͤrden, auf welchen alles schwere Fuhrwerk ginge, so daß die
gewoͤhnlichen Straßen nur von den leichtesten Wagen, von Reitenden
und Fußgaͤngern benuzt wuͤrden? – Es waͤre durch
Berechnung leicht zu beweisen, daß die Summen, welche gegenwaͤrtig
die Unterhaltung dieser Straßen dem Staate kostet, und diejenigen, welche
auf diesen Straßen die Unterhaltung und bestaͤndige Abnuͤzung
von Pferden und Wagen, welche die Nation bezahlen muß, in einem Zeitraume
von zehn Jahren unwiederbringlich verschlingt, in jedem bevoͤlkerten
und cultivirten Lande hinreichen wuͤrde, die trefflichsten
Eisenbahnen in allen vorzuͤglichsten Richtungen herzustellen, deren
Dauer, so zu sagen, ewig, und deren Erhaltung mit sehr unbedeutenden Kosten
verbunden waͤre, und durch welche dem Staate und dem Lande Millionen
erspart werden koͤnnten. Diese finanziellen, oͤkonomischen und
staatswirthschaftlichen Ruͤksichten sind aber noch nicht die einzigen
Gruͤnde, welche die Regierungen aller civilisirten Laͤnder zur
Einfuͤhrung und moͤglichsten Vervielfaͤltigung von
Eisenbahnen auf das Nachdruͤklichste bewegen sollten. Es stellt
sich noch ein anderer hoͤchst wichtiger politischer Gesichtspunkt dar, aus welchem diese Maßregel im
Interesse vieler Regierungen selbst dringend geboten wird.Nach der Berechnung des beruͤhmten Adam Smith bedarf ein Zugpferd zu seiner Erhaltung an Heu und Haber so
viel Land, als zur Nahrung von acht Menschen hinreichen wuͤrde. Durch
die ungeheuere Anzahl dieser Thiere, welche bei dem gegenwaͤrtigen
unvollkommenen Zustande unserer inneren Communicationsmittel ein
nothwendiges Uebel sind, werden daher eine acht Mal groͤßere Zahl von
Menschen die ersten Lebensbeduͤrfnisse entzogen. Man verfolgt und
toͤdtet uͤberall die Sperlinge, die Maͤuse, die Hamster
wegen des Bischen Getreides, was sie dem Landmanne rauben, und man sucht aus
demselben Grunde (oder man sollte es wenigstens suchen) das hohe Wild
auszurotten; man denkt aber nicht daran, daß in dieser Hinsicht die Pferde,
welche Taufende von Menschen verdraͤngen oder ihrer Nahrungsmittel
berauben, eigentlich die schaͤdlichsten aller Raubthiere, und die
vorzuͤglichste Ursache des oͤffentlichen Elendes sind, dessen
Folgen seit einiger Zeit in den cultivirtesten und civilisirtesten
Laͤndern auf eine hoͤchst beunruhigende Art sich zu zeigen
anfangen, wo die Erzeugnisse der Erde fuͤr die Beduͤrfnisse
einer stets zunehmenden Bevoͤlkerung nicht mehr hinreichen. Hier wird
also die allgemeine Einfuͤhrung von Eisenbahnen mit fortschaffenden
Maschinen nicht nur die groͤßte Wohlthat fuͤr die Menschheit,
sondern auch zugleich, die kluͤgste Maßregel, welche diese
Regierungen zu ihrer eigenen Sicherheit ergreifen koͤnnen. Von
Pferden, welche man reducirt, sind keine Aufstaͤnde zu
befuͤrchten; aber hungernde Menschen sind zu Allem faͤhig.
–A. d. Ueb. Eben auf diesen großen Pulsadern des Handels und inneren Verkehrs sollten
daher Gesellschaften auf alle moͤgliche Art aufgemuntert und veranlaßt werden, Eisenbahnen zu
bauen; und wenn man von einer Seite es dahin bringt, die Anlagkosten der Schienen zu
vermindern, wovon ich die Moͤglichkeit hier bewiesen zu haben glaube, und von
der anderen Seite den Unternehmern ganz vollendete Straßendaͤmme darbietet,
auf welchen sie ihre eisernen Schienen legen koͤnnen, und wo das Steigen und
Fallen schon auf eine mehr oder minder vortheilhafte Art ausgeglichen ist; wenn die
Gesellschaften von allen Hindernissen, Verzoͤgerungen, Streitigkeiten und
Entschaͤdigungen sich befreit sehen, welche gewoͤhnlich mit der
Abloͤsung von Grundstuͤken von den Eigenthuͤmern
verknuͤpft sind; wenn sie nach Erhaltung ihrer Concession sogleich ans Werk
schreiten koͤnnen, ohne die Kosten der in solchen Faͤllen
uͤblichen vorlaͤufigen Untersuchungen des Terrains (l'étude) durch die Ingenieure der Regierung
tragen zu duͤrfen; wenn alle diese bedeutenden Ersparungen an Zeit und
Capitalien die Gesellschaften in Stand sezen, den Tarif des Weggeldes auf ihren
Eisenbahnen weit unter denjenigen herab zu sezen, welcher auf anderen Bahnen dieser
Art bis jezt bezahlt werden muß, wird man dann nicht sicher seyn,
ausfuͤhrende Gesellschaften zu solchen Unternehmungen zu finden? und werden
diese Gesellschaften selbst uͤber das unfehlbare Gelingen ihrer
Unternehmungen nicht vollkommen beruhigt seyn? – Dieß sind die Vortheile,
welche die von mir vorgeschlagene neue Bauart den Capitalisten gewahren
wuͤrde; nun wollen wir sehen, welche Vortheile der Staat davon ziehen
wuͤrde.
Der erste Vortheil waͤre, daß dem Akerbaue keine neuen Gruͤnde entzogen
wuͤrden;
der zweite, daß, die Raͤnder oder die Graͤben der Landstraßen befestigt
wuͤrden, indem selbe durch Reihen von Steinmauern eingefaßt wurden, welche
durch eiserne Schienen auf das Solideste mit einander verbunden sind;
der dritte und wichtigste waͤre, daß die Unterhaltungskosten dieser Straßen
bedeutend vermindert, und in manchen Localitaͤten vielleicht ganz erspart
wuͤrden.
Ich will versuchen, diese verschiedenen Vortheile zu beweisen.
Wir sezen voraus, daß die Schienen, welche, so wie sie hier vorgeschlagen sind, nur
sehr wenig uͤber die Unterlagsteine hervorragen, die eigentliche Breite der
Straße fuͤr den oͤffentlichen Gebrauch um nichts vermindern,Diese Voraussezung koͤnnen wir nicht gelten lassen. Die
gewoͤhnlichen Fuhrwerke muͤßten doch immer auf den inneren
Raum der Straße, außer den eisernen Geleiseschienen, beschraͤnkt
bleiben, weil diese durch das Ueberfahren von anderen Wagen bald
beschaͤdigt, und bestaͤndig mit Sand oder Koth bedekt seyn
wuͤrden.A. d. Ueb. und daß im Gegentheile die Fußgaͤnger, an welche man doch auch denken
muß, einen sehr guten Weg, auf dem Steinpflaster des Grabens, oder am Rande der
Straße erhalten, wie wir sogleich sehen werden.
Ich will einmal annehmen, daß die Regierung nur Einen der Graben an ihren Hochstraßen
abtreten wolle; dieß ist gerade der Fall, auf welchen ich mich fuͤr die
Eisenbahn von Alais, die ich gegenwaͤrtig ausfuͤhren lasse,
beschraͤnkt finde. Wir wollen sehen, welchen Vortheil man daraus ziehen
kann.
Man legt die beiden Reihen von Steinen auf den einen und den anderen Rand des
Grabens, so daß ein Raum von 50 bis 60 Centimeter zwischen beiden bleibt; man gibt
ihnen ein festes Lager, entweder auf dem festen Grunde, wenn die Steine dik genug
sind, oder auf einer Grundlage von Mauerwerk, wenn sie weniger als 1/2 Meter stark
sind; und nachdem diese beiden Reihen mit der Flaͤche der Straße in ein
genaues Niveau gebracht sind, und die eingeschnittenen Rinnen zwei genau parallel
liegende Linien bilden, befestigt man in denselben die eisernen Schienen auf die
bereits beschriebene Weise. Zulezt pflastert man den Boden des Grabens, indem man
ihm die noͤthige Tiefe fuͤr den Ablauf des Wassers laͤßt.
Dieses Pflaster gibt der Bahn groͤßere Soliditaͤt, und bildet den Weg
fuͤr die Pferde, welche die Wagen ziehen muͤssen.Wenn man diesen Graͤben nicht durchaus ein starkes Gefaͤlle zum
schnellen und freien Ablaufe des Wassers gibt (was nicht immer
moͤglich ist) und wenn sie nicht sorgfaͤltig gereinigt werden, so
duͤrften, bei anhaltendem Regenwetter, die Pferde oft durch Wasser
und Schlamm waten. Fuͤr Fußgaͤnger scheint dieser Weg auf
keinen Fall geeignet.A. d. Ueb. Was die kleinen Bruͤken und Wasserabzuͤge betrifft, so
uͤberfaͤhrt man dieselben, indem man ihre Gewoͤlbe um einen Meter
verlaͤngert, und man legt die eisernen Schienen auf diese
Verlaͤngerung. Das Wasser des Grabens entleert sich durch eine Oeffnung unter
diesen Gewoͤlben. Ein solches Hinderniß kann mit einem Aufwande von 30 bis 50
Franken uͤberwunden werden.
Ich gebe hier die vollstaͤndige detaillirte Berechnung der Kosten von einem
Meter der Eisenbahn von Alais, welche ich zum Versuche uͤber dem Graben der
Straße Nr. 19 von Alais nach Mende gebaut habe.
Gewinnung von 2 laufenden Meter Steine
fuͤr die Unterlagender eisernen Schienen, welche zusammen
ungefaͤhr1 Kubik-Meter bilden
1 Frank.
50 Cent.
Zuhauen der einen Flaͤche dieser
Steine, und Ausmeißelnder Rinnen, in welchen die Schienen befestigt
werden
2 –
00 –
5 Kilogr. 76 Hectogr. gewalzte eiserne
Schienen von7 Millim. Dike, und 5 Centim. Breite, das hundert
Kilogr.zu 44 Franken
2 –
55 –
Fuhrlohn fuͤr dieses Eisen, zu 4 Fr.
fuͤr 100 Kilogr.
0 –
60 –
1 Kilogr. altes Flacheisen zu den
Keilen.
0 –
15 –
Das Befestigen der Schienen und Cement
fuͤr 2 Meter
0 –
25 –
Zurichtung des Grundes und Dossirung des
Grabens,wobei ungefaͤhr 1 Kubik-Meter Erde ausgegraben
wurde
0 –
25 –
Legen der doppelten Reihe von
Steinen
1 –
00 –
Pflastern des Grabens, der laufende Meter
zu
0 –
25 –
Transport der hiezu noͤthigen
Steine
0 –
20 –
1/8 Kubik-Meter von
Moͤrtel
0 –
45 –
––––––––––––––
Summe
9 Frank.
20 Cent.
Man wird hier die Bemerkung machen, daß die Steine nicht uͤberall zu den hier
angegebenen Preisen zu haben sind, und daß es Gegenden gibt, wo Bruchsteine selten
sind, und wo man mit Baksteinen zu bauen genoͤthigt ist. Ich gebe dieses zu;
allein dieser Einwurf trifft eben so wohl die gewoͤhnliche Construction mit
wuͤrfelfoͤrmigen Steinbloͤken, als die von mir vorgeschlagene
Bauart mit großen Steinen, welche nur aus dem Rohre gehauen werden duͤrfen.
Uebrigens, wenn diese Bauart in einigen Gegenden durchaus nicht anwendbar seyn
sollte, waͤre dieß kein Grund, warum dieselbe nicht in andern hiezu
guͤnstigen Gegenden angenommen werden sollte. Und wenn auch auf der ganzen
Linie einer projectirten Eisenbahn nur ein einziger Steinbruch zu finden
waͤre, so wuͤrde dieser hinreichen; denn man duͤrfte nur die
Anlage der Eisenbahn an diesem Punkte anfangen, und sich derselben zum Transporte
der Steine folglich zu ihrer eigenen Construction in dem Maße bedienen, als ihr Bau fortruͤkt.
Die Vortheile, welche Frankreich von diesen Eisenbahnen auf Straßengraͤben
ziehen wuͤrde, bestanden darin, daß die Landstraßen von den schweren
Transporten befreit wuͤrden, welche die Eisenbahnen uͤbernahmen; daß
eine Seite und eine Boͤschung der Straße unterhalten, und gegen die
Zerstoͤrung durch Regen und Schnee gesichert waͤre, und daß die
Wegmacher mehr Zeit gewaͤnnen, den uͤbrigen Theil der Chaussen zu
besorgen; denn es versteht sich, daß die Unterhaltung des abgetretenen Randes und
Grabens der Gesellschaft zur Last fiele, weil diese den Gegenstand ihrer Speculation
bilden; und die Regierung koͤnnte um so gewisser darauf zaͤhlen, daß
diese Theile nie vernachlaͤssigt wuͤrden, als die Versandungen, welche
fast immer durch Gewitter-Regenguͤsse herbeigefuͤhrt werden, so
schnell als moͤglich weggeraͤumt wuͤrden; denn sonst
wuͤrde die Eisenbahn bald unbrauchbar und verlassen werden. Das Publikum
erhielte also von dieser Seite eine um so viel staͤrkere Garantie, als die
Gesellschaft selbst sich dabei sehr stark interessirt faͤnde.
Was die Landeigenthuͤmer betrifft, deren Gruͤnde an die Straße stoßen,
und welche von diesen ihre Ernten nicht herausfuͤhren, noch
zuruͤckkommen koͤnnen, ohne uͤber den Graben eine kleine
Bruͤke zu bauen, oder denselben einzufuͤllen (was ohne Nachtheil nicht
immer thunlich ist), so boͤte ihnen die Eisenbahn alle Leichtigkeit dar;
indem man ihren Wohnungen oder Hosen gegenuͤber den Graben und die
Auszweigungen der Wege bedekte, und an diesen besondern Stellen ganz platte Schienen
vorrichtete, uͤber welche die Raͤder der gewoͤhnlichen Wagen
und Karren ohne Hinderniß, und ohne diese Schienen zu beschaͤdigen, passiren
koͤnnten.Wir werden aber an diesen Stellen die mit vorspringenden Raͤndern oder
Falzen versehenen Raͤder der Eisenbahnwagen auf ihrem Geleise (en coulisse) erhalten, wenn die Schienen ganz
flach sind, und keinen aufstehenden Rand, wie die gewoͤhnlichen
Tramroads, haben, durch welche das Hinderniß noch weit groͤßer
wuͤrde? –A. d. Ueb.
Was konnte man gegen diese Eisenbahnen einwenden, deren Spurweite zwar nur 80
Centimeter haͤtte, welche aber doch fuͤr den Transport von Holz aus
den Forsten, von Mineralien, von Brennmaterialien, und von einer Menge anderer
schwerer Gegenstaͤnde, durch welche die am Besten unterhaltenen Straßen zu
Grunde gelichtet werden, große Dienste leisten wuͤrden?Hiezu scheint doch eine Spurweite von nur 80 Centimeter (32 3/4 bayer. Zoll)
etwas zu klein zu seyn.A. d. Ueb.
Die Seitenstraßen, Ausweichplaͤze und die kreuzenden Straßen wuͤrden
bei unserem Systeme nicht mehr Hindernisse und Schwierigkeiten verursachen als bei jedem
andern, und die Unternehmer der Eisenbahn wuͤrden die hiezu noͤthigen
Gruͤnde von den angraͤnzenden Landeigenthuͤmern eben so leicht
acquiriren, als in dem Falle geschehen muͤßte, wenn sie fuͤr
noͤthig fanden, die Linie der Straße irgendwo auf eine kurze Streke zu
verlassen, um einen zu gaͤhen Abhang zu vermeiden, oder irgend einem
Hindernisse auszuweichen.
Die Seite der Straße, uͤber deren Graben die Eisenbahn angelegt werden soll,
deren Wahl keineswegs gleichguͤltig ist, vielmehr die groͤßte
Aufmerksamkeit der Unternehmer, besonders in gebirgigen Gegenden, verdient,
muͤßte in der Bewilligungsacte ausdruͤklich bestimmt werden, so wie
auch die Stellen genau zu bestimmen waren, an welchen es durchaus noͤthig
wuͤrde, die Bahn von der Seite, wo man ihren Bau angefangen hat, auf die
entgegengesezte Seite der Straße hinuͤber zu fuͤhren; was man jeden
Falls so viel moͤglich vermeiden soll.
Nachdem die Anlage eines solchen Schienenweges uͤber den Straßengraͤben
keiner Schwierigkeit unterliegt, im Gegentheile dem Staate mehrere Vortheile
darbietet, wollen wir untersuchen, ob dieselbe Anlage an den Seiten der Straße, und
auf dieser selbst, weniger vortheilhaft fuͤr den Staat waͤre.
Ohne an der Art der Unterstuͤzung der eisernen Schienen, welche wir oben
beschrieben haben, etwas zu veraͤndern, wuͤrde man dieselben auf
dieselbe Weise, wie uͤber den Graben, legen und befestigen, mit dem einzigen
Unterschiede, daß die fuͤr die Schienen zugerichtete Seite der Steine, statt
gegen die Mitte des Weges, gegen Außen gerichtet wuͤrden (wie die Zeichnung
Fig. 8 und
9 weiset),
und daß man, statt eines vollstaͤndigen Steinpflasters auf der Sohle des
Grabens, nur die unregelmaͤßigen Zwischenraͤume auszufuͤllen
haͤtte, welche zwischen den großen Steinbloͤken uͤbrig blieben,
wodurch ein solider, den alten Roͤmerstraßen aͤhnlicher,
Straßenkoͤrper gebildet wuͤrde.
Eine Reihe der Steinbloͤke wuͤrde den Rand des Grabens bilden, und
dessen Boͤschung befestigen, und die andere wuͤrde als Einfassung der
Kiesstraße dienen, und so koͤnnte man den Wagen der Eisenbahn eine Spurweite
von 1 Meter und daruͤber geben, und die Fußgaͤnger, welche oft nicht
wissen, wo sie gehen sollen, wenn die Straßen neu bekieset und ihre Raͤnder
kothig sind, faͤnden auf dem Steindamme zwischen den eisernen Schienen zu
jeder Jahreszeit einen festen und glatten Pfad.
Auf Straßen, auf welchen ein sehr lebhaftes Fuhrwerk Statt findet, waͤre es
raͤthlich, zwei solche Schienenwege anzulegen, fuͤr die hin-
und zuruͤkgehenden Wagen; die Unternehmer wuͤrden dann beide Seiten der Straße hiezu
benuzen, und in diesem Falle frage ich: wie viel bliebe dem Staate noch von der
Unterhaltung der alten Straße uͤbrig, da die beiden Seiten, so wie die
Graͤben von der Gesellschaft unterhalten wuͤrden? Nichts als die
Bekiesung des mittleren Straßendammes, welcher nur von den Diligencen und
Postchaisen befahren wuͤrde, da alle schweren Transporte unfehlbar auf den
Eisenbahnen gehen wuͤrden.Das Beste, was eine Regierung in diesem Falle zu ihrem eigenen Vortheile
verfuͤgen koͤnnte, waͤre die Vorrichtung einer eigenen
doppelten Eisenbahn in der Mitte der Straße, auf welcher alle Diligencen mit
Reisenden und Postfelleisen durch Dampfwagen drei Mal schneller, als es
durch Pferde moͤglich ist, fortgeschafft wuͤrden, und wovon
der Ertrag die darauf verwendeten Baukosten und die aͤußerst
unbedeutenden Unterhaltungskosten mit Wucher verzinsen wuͤrde.
Fuͤr Reisende zu Fuß und zu Pferde blieben dann die
Zwischenraͤume neben den eisernen Schienen im trefflichsten
Zustande.A. d. Ueb.
So zum Beispiel frage ich: wenn die Straße, auf welcher nach Marseille die ungeheuere
Menge von Braunkohlen gefuͤhrt wird, welche man in den Werkstaͤtten
dieser Stadt taͤglich verbraucht, und welche auch die Hauptstraße nach Toulon
ist, mit zwei Reihen von Eisenschienen belegt wuͤrde, ob diese noch eine der
schlechtesten in Frankreich bleiben wuͤrde, wie sie jezt troz der Millionen
ist, die sie schon verschlungen hat? –
Die Artillerie und das gesammte Militaͤrfuhrwerk gehoͤren zu den
vorzuͤglichsten Ursachen der Zerstoͤrung unserer großen Landstraßen.
Ware es fuͤr die Regierung und fuͤr die unternehmenden Gesellschaften
nicht zutraͤglicher, dieses Material auf eigenen hiezu construirten Wagen auf
den Eisenbahnen transportiren zu lassen? Und wuͤrde nicht die Infanterie sich
schneller von einem Punkte zum andern bewegen, wenn sie statt unwegsamer, mit grobem
Kies oder zerschlagenen Steinen uͤberschuͤtteter, oder mit grundlosem
Schlamm bedekter Straßen, uͤberall trokene und feste Fußpfade auf ihren
Maͤrschen faͤnde? Man behauptet, daß die Armeen der alten
Roͤmer viel schneller als die unsrigen sich bewegt haben; wahrscheinlich
hatten sie diesen Vortheil dem vortrefflichen Zustande ihrer Militaͤrstraßen
zu verdanken.Waͤren auf den Hauptstraßen von Paris bis an den Rhein und an die
Pyrenaͤen Eisenbahnen mit Dampfwagen angelegt, so koͤnnten
100,000 Mann mit ihrem Gepaͤke, Feldartillerie und Munition in 24
Stunden von der Hauptstadt und ihren Umgebungen bis an die Graͤnze
geschafft werden, wo sie ohne alle Ermuͤdung ankamen, und im ersten
Augenblike ihrer Ankunft schlagfertig waren! Welchen unermeßlichen, nicht zu
berechnenden, Vortheil wuͤrde Frankreich daraus im Falle eines
ploͤzlich ausbrechenden Krieges oder eines unerwarteten Angriffes von
Außen ziehen? – Die Eisenbahngesellschaft von Liverpool und
Manchester hat sich schon im vergangenen Jahre mit einem Contracte mit der
englischen Regierung erboten, vermoͤge dessen sie
noͤthigen Falles ein ganzes Regiment mit allem dazu gehoͤrigen
Materiale in 3 Stunden von Liverpool nach Manchester zu liefern sich
verbaͤnde, wozu in gewoͤhnlichen
Etappen-Maͤrschen 3 Tage erfordert werden.A. d. Ueb.
Wird man vielleicht einwenden, daß bei der Annahme meines hier vorgeschlagenen
Systemes von Eisenbahnen es kuͤnftig unmoͤglich wuͤrde, auf einen Wagen
so viel zu laden, als gewoͤhnlich auf unseren sechsspaͤnnigen
Guͤterwagen geladen wird, indem das Maximum der Ladung fuͤr einen
Eisenbahnwagen beilaͤufig 2000 Kilogrammen oder 2 Tonnen (vierzig Centner)
ist? Ich gebe dieses zu; aber weit entfernt, hierin etwas Nachtheiliges zu sehen,
finde ich dabei mehrere Vortheile, worunter einer der wesentlichsten darin besteht,
daß man die Waaren, welche von verschiedener Art sind, und deren gegenseitige
Beruͤhrung oft Beschaͤdigungen verursacht, und zu einer Menge von
Streitigkeiten und Entschaͤdigungsforderungen Anlaß gibt, von einander
absondern kann. Dasselbe Fuhrwerk wird nicht mehr Oele und Seifen aus der Provence
mit Seidenstoffen von Lyon, Eisen mit Tuchwaaren, rohe Haͤute mit Eßwaaren,
Lumpen fuͤr Papiermuͤhlen mit Zuker und Kaffee und dgl. aufnehmen; es
wird fuͤr jeden dieser verschiedenartigen Gegenstaͤnde besonders
zugerichtete Wagen geben, und Jedermann wird sich dabei besser befinden.
Uebrigens, wenn man bisher auf alle moͤgliche Art unsere alten Straßen zu
schonen, und ihre Unterhaltung zu erleichtern gesucht hat, wird es uns wohl nicht
verwehrt seyn, dieselben Vorsichtsmaßregeln auch fuͤr unsere Eisenbahnen zu
nehmen, und ich kenne hiezu kein besseres Mittel, als die Festsezung eines Maximums
von Ladung fuͤr einen einzelnen Wagen, welches auf keinen Fall
uͤberschritten werden duͤrfte. Und so, wie mehrere
zweiraͤderige Karren aus der Franche Comté, jeder von einem Pferde
gezogen, von einem Knechte, der nebenher geht, gefuͤhrt werden
koͤnnen, so wuͤrde um so sicherer ein einziger Mann zur Leitung von
mehreren an einander gehaͤngten Wagen, welche auf einer Eisenbahn von einem
Pferde gezogen werden, hinreichen. Bei etwas steilen Anhoͤhen wird es diesem
Fuͤhrer eben so leicht seyn, einen oder ein Paar Wagen von seinem Zuge
loszumachen, und am Fuße der Anhoͤhe zuruͤkzulassen, um sie hernach
einzeln hinauf ziehen zu lassen, als es gegenwaͤrtig ist, einen Wagen mit
doppelter und dreifacher Vorspann von Pferden hinauszuschaffen; und auf jeden Fall
wird jenes Mittel viel einfacher seyn, weil auf einer Eisenbahn ein Pferd wenigstens
so viel sechs Pferde auf gewoͤhnlichen Landstraßen fortzuziehen vermag. Was
das Sperren oder Hemmen beim Abwaͤrtsfahren betrifft, so wird die Erfahrung
lehren, ob es hinlaͤnglich sey, eine Hemmung am lezten Wagen des Zuges
anzubringen, oder jeden einzelnen Wagen besonders zu sperren. Alle diese Details
haben uͤbrigens nichts Neues oder Ungewisses, weil wir die Vorbilde davon in England finden
koͤnnen, wo man selbe seit langer Zeit anwendet, und wo man die
vollkommensten und zwekmaͤßigsten unter denselben auswaͤhlen kann.
Schluß.
Aus allem hier Gesagten kann man folgende Schluͤsse ziehen:
1) Daß es moͤglich ist, die Kosten der eisernen Schienen
und ihrer Unterlagen um die Haͤlfte zu vermindern, und denselben dennoch
eine hinreichende Staͤrke zu geben, um die Wirkungen von Wagen
auszuhalten, deren jeder eine Ladung von 2 Tonnen, 2000 Kilogrammen, oder 40
Centner traͤgt.
2) Daß die Regierung, indem sie den unternehmenden Gesellschaften
ungeheure Vortheile bewilligt, zugleich die Unterhaltungskosten der großen
Landstraßen um Vieles vermindern kann.
3) Daß die Concession der Seitengraben oder der Raͤnder
zur Anlage von solchen Eisenbahnen, weit davon entfernt, den Straßen zu schaden,
vielmehr dazu dienen wuͤrde, dieselben zu erhalten und zu
verschoͤnern.
4) Endlich daß eine Eisenbahn, wie die von Roanne, welche wir
immer zum Maßstabe der Vergleichung genommen haben, und die nach dem Anschlage
4,160,724 Franken gekostet hat, wenn bei derselben das System von ununterbrochen
zusammenhaͤngenden Steinunterlagen angenommen, und die eisernen Schienen
auf den Seitenrand einer schon vorhandenen Straße gelegt worden waͤren,
nicht mehr als 1,340,000 Franken, d. J. fuͤr den laufenden Meter 20
Franken statt 50 Franken 75 Centimen gekostet haͤtte. Die Gesellschaft
haͤtte dabei viele Zeit und 3 Millionen an Geld erspart, die Regierung
haͤtte eine Streke von 16 Lieues ihrer Straßen verbessert, dem Akerbau
waͤren keine Opfer auferlegt worden, und die ersparten Capitalien
haͤtten sich uͤber einen andern Theil des Koͤnigreichs
wohlthaͤtig verbreitet.
Hierin bestehen die Mittel, die Eisenbahnen in Frankreich zu vervielfaͤltigen,
und die Unterhaltungskosten der großen Landstraßen zu vermindern. Aber
ungluͤklicher Weise ist meine Stimme schwach und unbekannt; ich
gehoͤre keiner Staatscorporation an, und kann daher nicht hoffen, daß man
meinen Vorschlaͤgen diejenige Aufmerksamkeit schenken werde, welche sie nach
der Wichtigkeit des Gegenstandes unfehlbar erregen wuͤrden, wenn sie von
einem jener hoch gestellten Maͤnner gemacht wuͤrden, deren Meinung in
dem Geiste von allen, gegen die sie sich aͤußert, Ueberzeugung gebietet.
Erklaͤrung der Zeichnung.
Fig. 8,
Grundriß einer an der Seite einer großen Straße angelegten Eisenbahn.
Fig. 9,
Durchschnitt derselben.
Fig. 10,
Grundriß einer uͤber dem Graben einer großen Straße angelegten Eisenbahn.
Fig. 11,
Durchschnitt dieser leztern.
Nachtraͤgliche Bemerkungen des Uebersezers.
Es ist eine erfreuliche Erscheinung, daß in einem großen Lande, wo man noch vor zehn
Jahren die Eisenbahnen kaum dem Namen nach kannte, und wo ihre erste
Einfuͤhrung mit der herrschenden Canalomanie der zunftmaͤßigen
Ingenieure und den eingewurzelten Vorurtheilen der obersten Behoͤrde vom
Straßen- und Wasserbau einen schweren Kampf zu bestehen hatte,Als im Jahre 1822 das von dem deplorablen Ministerium Villele vorgeschlagene
heillose Canalisationsgesez in den beiden Kammern discutirt wurde, durch
dessen Annahme die franzoͤsische Regierung sich verbindlich machte,
11 neue Canaͤle fuͤr die veranschlagte Summe von 129 Millionen
Franken herzustellen, welche Summe sie von Privatgesellschaften (bailleurs des fonds) unter sehr hohen Zinsen und
aͤußerst laͤstigen Bedingungen zu borgen genoͤthigt
war, und als sich schon im Jahre 1828 eine Ueberschreitung des von der Direction générale des ponts et
chaussées garantirten Voranschlages von 50 Millionen Franken
gezeigt hatte, und bei der Fortsezung der angefangenen Arbeiten eine noch
drei Mal groͤßere Ueberschreitung zu erwarten stand, da ward in den
mehrere Tage lang in den Kammern fortgesezten, von Seite der Opposition sehr
gruͤndlichen und zum Theile heftigen, Debatten des einzigen Mittels,
wodurch die Regierung sich damals aus der groͤßten Verlegenheit
haͤtte ziehen koͤnnen: der
Eisenbahnen, von keinem der Redner auch nur mit einem Worte
erwaͤhnt. Man sehe hieruͤber die ausfuͤhrlichen
Verhandlungen im Moniteur Universel von 1822,
Nr. 187 bis Nr. 194. talentvolle Mechaniker sich mit den Mitteln zu beschaͤftigen
anfangen, die Anwendung dieser vortheilhaftesten innern Verbindungswege dadurch zu
erleichtern und zu vervielfaͤltigen, daß sie, statt jener getreuen Nachahmung
der verschwenderischen englischen Construction, an welche man sich bei den ersten
Anlagen dieser Art im mittaͤglichen Frankreich sclavisch halten zu
muͤssen waͤhnte, eine einfachere, wohlfeilere, den Kraͤften und
commerciellen Beduͤrfnissen ihres Landes mehr angemessene Bauart in Vorschlag
bringen. Und wenn auch Hr. Brard diese Aufgabe noch nicht
ganz genuͤgend geloͤset hat, und an seinem Plane noch Manches zu
tadeln und zu verbessern ist, so hat er doch das Verdienst, seine Landsleute auf
einen so wichtigen Gegenstand zuerst aufmerksam gemacht zu haben. Da in Frankreich
die Einloͤsung der zu solchen Anlagen noͤthigen Gruͤnde mit
bedeutenden Kosten, und die Erhaltung der Concessionen von Seite der Regierung mit
großen Schwierigkeiten und Verzoͤgerungen verknuͤpft ist, so verdient seine ganz neue und
sinnreiche Idee, die Straßengraben, welche keinen positiven, sondern nur einen
negativen Werth (die Last der Unterhaltung) haben, zur Vorrichtung von Eisenbahnen
zu benuzen, allen Beifall; und die Anwendung dieser Idee waͤre besonders wenn
zum Fortziehen der Wagen, statt der Pferde, fortschaffende Maschinen gebraucht
wuͤrden, bei welchen die Nothwendigkeit, den Grund der Graben zu pflastern,
und bestaͤndig auf das Sorgfaͤltigste rein zu halten, wegfiele. Wir
glauben indessen, daß diese Idee, so wie der schon mehrere Male gemachte Vorschlag,
dergleichen Eisenbahnen an den Seiten der großen Landstraßen zu bauen, mit dem gegenwaͤrtigen Mechanismus der Dampfwagen,
nur an solchen Straßen mit Vortheil auszufuͤhren seyn duͤrfte, welche
ganz wagrecht, oder nur mit den sanftesten Steigungen und Gefaͤllen angelegt
sind. Die Befestigung der eisernen Schienen auf einer ununterbrochenen Reihe von an
einander gelegten Steinbloͤken (welche der Oberst-Bergrath von Baader schon in seinem 1822 erschienenen neuen System der fortschaffenden Mechanik, S.
93–97 als eine wichtige Verbesserung vorgeschlagen hat, und welche
gegenwaͤrtig bei der im Baue begriffenen Eisenbahn zwischen Prag und Pilsen
angewendet wird) ist, in Hinsicht auf Soliditaͤt und auf Ersparung an dem
kostbarsten Material (dem Eisen) der englischen Bauart mit abgesonderten
Steinwuͤrfeln weit vorzuziehen; doch glauben wir, daß, zu groͤßerer
Sicherheit, die einzelnen Werkstuͤke nicht nur genau
aneinandergefuͤgt, sondern auf eine oder die andere Art so mit einander
verbunden werden sollen, daß ein Stuͤk ohne das andere sich nicht senken noch
verruͤken kann, sondern alle zusammen ein unter sich fest verbundenes Ganzes
bilden.
Uebrigens koͤnnen mir nicht unbemerkt lassen, daß bei der von Hrn. Brard hier vorgeschlagenen Construction von Eisenbahnen,
wo die Schienen nur sehr wenig uͤber den Unterlagsteinen vorragen, die Wagen
noch weit mehr als auf den englischen Kantenschienen (Edgerails) der Gefahr ausgesezt sind, von ihren Geleisen abzugleiten, und
bei einer schnellen Bewegung daruͤber hinausgeschleudert zu werden, weil
hier, wenn auch die Oberflaͤche der Schienen rein bleibt, die geringste
Anhaͤufung von Sand oder Kies, der an den Schienen auf den Unterlagen sich
anlegt, und an welche der vorspringende Falz eines Rades stoͤßt, dieses heben
und von der Schiene hinab werfen kann – ein Uebelstand, welcher auch an der
neuen Eisenbahn zwischen Prag und Pilsen Statt finden, und weßwegen dort die
Anwendung von fortschaffenden Maschinen mit schnellem Fuhrwerk aͤußerst
gefaͤhrlich seyn wuͤrde.