Titel: | Verbesserungen an den Maschinen und Apparaten zum Zurichten und Vollenden der Wollentücher, auf welche sich Johann Jones, Bürstenmacher zu Leeds in der Grafschaft York, am 21. August 1829 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XIX., S. 100 |
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XIX.
Verbesserungen an den Maschinen und Apparaten zum
Zurichten und Vollenden der Wollentuͤcher, auf welche sich Johann Jones,
Buͤrstenmacher zu Leeds in der Grafschaft York, am 21. August 1829 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. December 1831, S.
126.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Jones, uͤber das Zurichten der
Wollentuͤcher.
Der Zwek dieser Erfindung ist hauptsaͤchlich, den feineren
Wollentuͤchern einen schoͤneren und dauerhafteren Glanz zu geben, als
sie gewoͤhnlich durch das Zurichten oder Dressiren, durch das Buͤrsten
und Pressen erhalten. Sie verbindet aber auch einen eigenen Apparat mit einer
Gig- oder Buͤrst-Muͤhle (brushing-mill), durch welchen Apparat das Tuch fest gespannt
gehalten und verhindert wird, sich waͤhrend der Wirkung der Karden oder
Buͤrsten zusammenzurunzeln.
Der erste dieser Zweke soll dadurch erreicht werden, daß die Oberflaͤche des
Tuches waͤhrend des Siedens oder Daͤmpfens gegen eine glatte feste
Flaͤche gedruͤkt wird, indem man glatt polirte Kupferplatten oder
glatte Holzflaͤchen auf die Flaͤche des Tuches wirken
laͤßt.
Das Tuch wird auf diesen metallenen oder hoͤlzernen Platten ausgebreitet und
festgespannt, in heißes Wasser oder Dampf untergetaucht und einem bedeutenden Druke
ausgesezt. Wenn diese Operation hinlaͤngliche Zeit gedauert hat, so wird das
Tuch durch den Druk und die feuchte Hize eine Oberflaͤche erhalten, welche
glatter, glaͤnzender und weicher ist, als man sie auf irgend eine der bisher
gebraͤuchlichen Zurichtmethoden zu erhalten im Stande ist.
Der Patent-Traͤger schlaͤgt zwei Methoden zur
Vollfuͤhrung dieser Operation vor. Nach der ersten Methode ist ein großes,
flaches Gefaͤß von 2 Yards Breite und 22 Yards Laͤnge noͤthig,
auf dessen Boden die Haͤlfte eines Stuͤkes ausgebreitet werden kann.
Auf den Boden dieses Gefaͤßes wird das Tuch ganz eben ausgebreitet, und eine
polirte Kupferplatte von gleicher Groͤße darauf gelegt; dann wird das Ende
des Tuches umgeschlagen, so daß es auf die polirte Kehrseite der Kupferplatte zu
liegen kommt. Auf diese Weise werden so viele Stuͤke Tuch und Kupferplatten
auf einander gelegt, als man zur gehoͤrigen Beladung des Gefaͤßes
fuͤr noͤthig haͤlt. Zulezt wird eine ebene Flaͤche eines
Brettes oder eines anderen Materiales auf das Tuch und die Platten herabgelassen,
und der Wirkung mehrerer hydraulischer Pressen ausgesezt, um dem Tuche den
gehoͤrigen Grad von Druk zu geben.
Fig. 28 sieht
man einen Theil eines solchen Gefaͤßes oder Behaͤlters a, a mit den daran angebrachten hydraulischen Pressen
b, b. Fig. 29 ist ein
Querdurchschnitt desselben Apparates, woran man das Tuch und die Kupferplatten unter
der Presse sieht. Da die Einrichtung und Behandlung einer hydraulischen Presse
hinlaͤnglich bekannt ist, so ist hier keine weitere Beschreibung derselben
noͤthig; nur das Einzige wollen wir bemerken, daß saͤmmtliche Pressen
b, b durch die Wasserroͤhre c, c mit einander in Verbindung stehen, und folglich
saͤmmtlich durch eine Pumpe und einen Hebel in Thaͤtigkeit gesezt
werden.
Statt der oben beschriebenen Maschinen und der hydraulischen Pressen kann man unter
gewissen Umstaͤnden auch ein geschlossenes, mit Wasser gefuͤlltes
Gefaͤß anwenden, in welches die Tuͤcher auf die angegebene Weise mit
den Kupferplatten gelegt werden, und auf welches durch Anwendung der hydraulischen
Presse nach der gewoͤhnlichen Weise der Druk hervorgebracht wird.
Sowohl bei der ersten, als bei der zweiten dieser beiden Verfahrungsarten erhizt der
Patent-Traͤger das Wasser, unter welches die Tuͤcher
untergetaucht werden, mit Dampf, den er mittelst einer Roͤhre aus einem
Dampfkessel in das Gefaͤß leitet. In diesem erhizten Wasser sollen die
Tuͤcher, nach ihrer Menge, nach ihrer Farbe und nach dem Grade des Glanzes,
den man bezwekte, 12–24 Stunden lang bleiben.
Die zweite Methode des Patent-Traͤgers besteht darin, daß er das Tuch
in Beruͤhrung mit einem duͤnnen glatten Kupferblatte oder mit einer
anderen glatten biegsamen Substanz aufrollt.
Fig. 30 zeigt
eine Maschine, mit welcher Tuch und Kupferblaͤtter ausgerollt werden sollen,
von Vorne. Fig.
31 ist ein Querdurchschnitt derselben Maschine. a ist die Walze, auf die das Tuch vorher, ehe es noch in die Maschine
kommt, aufgerollt ist; b ist die Walze, auf welche das
Kupferblech oder die sonstige feste glatte Substanz aufgerollt ist. c ist die Walze, auf welche das Tuch und das Kupferblech
gemeinschaftlich mit einander aufgerollt werden sollen; d ist eine Drukwalze, welche mittelst eines belasteten Hebels mit
bedeutender Kraft auf die Walze c herabgedruͤkt
wird, damit das Kupfer und das Tuch sehr fest der Laͤnge nach auf einander
gerollt werden. Eine Beschreibung der Einrichtung der Zahnraͤder, durch
welche diese Walzen so gedreht werden, daß das Tuch die gehoͤrige Spannung
behaͤlt, ist hier nicht noͤthig; wir wollen daher nur so viel
bemerken, daß das Tuch immer unter einem bedeutenden Grade von Spannung
nachgeliefert werden muß, damit es so fest als moͤglich gegen das
Kupferblech, von welchem es umhuͤllt ist, gedruͤkt wird.
Die Walzen werden durch eine Kurbel oder durch ein Laufband, welches uͤber den
Rigger e laͤuft, in Bewegung gesezt und durch die
Getriebe und Raͤderwerke wird das Tuch und das Kupferblech fest um die Walze
gezogen. So wie dieß geschehen, wird die Walze mit einem Umschlag aus Canevaß oder
irgend einem anderen Materiale umgeben, sehr fest zusammengeschnuͤrt, in
einen Dampfkessel gebracht, und darin auf die gewoͤhnliche Weise
behandelt.
Statt des Kupferbleches kann man, wie der Patent-Traͤger sagt, in
gewissen Faͤllen auch hoͤlzerne, genau zusammenpassende
Staͤbchen anwenden, die durch Stangen, welche durch dieselben gehen, und an
den Enden angeschraubt sind, zusammengehalten werden, wie man in Fig. 32 sieht. Diese
hoͤlzernen Staͤbchen muͤssen vollkommen glatt gemacht werden,
und so lang seyn, als das Tuch breit ist. Man muß deren ferner so viele
zusammensezen, daß eine glatte Flaͤche von 22 Yards Laͤnge entsteht.
Diese Flaͤche kann dann statt des oben beschriebenen Kupferbleches als die
glatte Oberflaͤche, welche gegen die Flaͤche des Tuches in dem
Gefaͤße druͤken soll, angewendet werden.
Die Vorrichtungen, die an einer Gig- oder Buͤrst-Muͤhle
angebracht werden sollen, um das Tuch, waͤhrend es gerauht oder
gebuͤrstet wird, in der Breite zu spannen, besteht aus einer gefensterten
Walze, die aus hoͤlzernen, der Laͤnge nach verschiebbaren Rippen
besteht. Man sieht diese gefensterte Walze in Fig. 33; aa ist die Achse, an welcher sie sich bewegt; b, b sind die Rippen, die in zwei Reihen an den Bloͤken c, c aufgezogen sind: jede dieser Reihen reicht bis in
die Mitte der Walze. Eine Reihe von Rippen schiebt sich nach der einen Richtung, die
andere nach der entgegengesezten, und diese Bewegung wird durch folgende Vorrichtung
hervorgebracht:
Die Rippen sind an Bloͤken befestigt und schieben sich in denselben mit
Schwalbenschwaͤnzen oder mit Stuͤken, die an ihren unteren Seiten
angebracht, und in Scheiden eingelassen sind, welche in Form eines T in die Bloͤke eingeschnitten wurden. In diesen
Scheiden werden sie mittelst eines Knopfes, der sich an dem unteren Theile eines
jeden Riegels befindet, und sich in einer schiefen Fuge in einem der
Endstuͤke d, d bewegt, hin und her geschoben.
Diese Endstuͤke d gleiten lose rund um die Achse
der gefensterten Walze; ein Stift e, welcher aus jedem
Endstuͤke hervorragt, und der sich gegen einen feststehenden Theil des
Gestelles der Gig- oder Buͤrst-Muͤhle stemmt, hindert
jedoch, daß sich dieselben mit der Walze drehen, wenn diese in Bewegung begriffen
ist.
Hieraus erhellt, daß, so wie sich die gefensterte Walze, wenn sie in einer Maschine
aufgezogen ist, umdreht, und indem die Knoͤpfe an dem unteren Theile einer
jeden Rippe in die schiefe Fuge in den feststehenden Bloͤken d, d eingelassen sind, diese Rippen sich einzeln nach
Außen schieben werden, wenn sich ihre Knoͤpfe jenen Theilen der schiefen
Fugen naͤhern, die am weitesten von dem Mittelpunkte der Maschine entfernt
sind; daß sie sich hingegen nach Einwaͤrts schieben muͤssen, so wie
sie sich jenen Theilen der schiefen Fugen naͤhern, die dem Mittelpunkte der
Maschine am naͤchsten liegen; wobei die Rippen, so wie sich die Walze dreht,
fortfahren, sich an dem vorderen Theile der Walze nach Auswaͤrts, an dem
hinteren hingegen nach Einwaͤrts zu schieben.
Es muß nur noch bemerkt werden, daß diese Rippen an ihrer aͤußeren
Oberflaͤche leicht eingekerbt sind, und das Tuch, so wie es uͤber
dieselben laͤuft, festhalten, und daß sie mithin, wenn sie sich nach
Auswaͤrts schieben, dasselbe nach der Breite ausdehnen, und es gespannt und
ohne Runzeln erhalten, sowie es gegen die Karden oder Buͤrstenwalze einer
Gig- oder Buͤrst-Muͤhle gelangt.
Dieser lezte Theil der Erfindung des Patent-Traͤgers wurde sehr
sinnreich, sehr einfach, und so vorzuͤglich in seiner Wirkung befunden, daß
er gegenwaͤrtig in sehr vielen Tuchfabriken Englands angewendet wird. Das
Pressen, welches er vorschlaͤgt, wurde jedoch, so viel wir wissen, nicht
genuͤgend und ganz entsprechend befunden.