Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung von Spizen, die unter dem Namen Bobbinet bekannt sind, auf welche sich Wilhelm Sumner, Spizenmacher zu Hose in der Grafschaft Leicester, am 6. Februar 1831 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XX., S. 103 |
Download: | XML |
XX.
Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung
von Spizen, die unter dem Namen Bobbinet bekannt sind, auf welche sich Wilhelm Sumner, Spizenmacher
zu Hose in der Grafschaft Leicester, am 6. Februar 1831 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. December 1831, S.
149.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Sumner, Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung von
Spizen.
Die Erfindungen des Patent-Traͤgers bestehen in der Verfertigung
gewisser neuer Stuͤke der Maschinen, und in deren Anwendung an jenen
Spizenmaschinen, die unter dem Namen Lever'sche Maschine
bekannt sind. Der Zwek seiner Erfindungen beruht darin, daß er die Fabrikanten in
Stand sezt mit der Lever'schen Maschine auch jene Art von Spizen, die unter dem
Namen Modespizen (Fancynet
oder bullet-rolling) im Handel vorkommen, zu
verfertigen, und zwar mit verschiedenen Mustern.
Diese Erfindungen lassen sich nun in drei Haupt-Abtheilungen beschreiben; die
erste betrifft eine Methode, nach welcher gewisse Theile der Kaͤmme in
Zwischenraͤumen mittelst eines gezahnten Rades, welches auf eine
Schiebestange (sliding-bar) wirkt, an der die
schiebbaren Theile der Kaͤmme angebracht sind, nach der Seite gestoßen oder
geschoben werden. Die zweite betrifft eine Methode, nach welcher bestimmte
Stoͤßer in Zwischenraͤumen, die mit den oben erwaͤhnten
Bewegungen der Kaͤmme correspondiren, nach der Seite geschoben oder gestoßen
werden, um dadurch die erwaͤhnten Stoͤßer zu diesen Zeiten in Bewegung
oder außer Bewegung zu sezen. Die dritte endlich betrifft die Anwendung eines
Klopfrades (tappet or cam wheel), durch welches die
Spizenstange (point-bar) in Uebereinstimmung mit
den uͤbrigen Bewegungen gestoßen oder geschoben wird.
Die Operation einiger Theile der Maschine ist der gewoͤhnlichen Art und Weise,
auf welche zwischen zwei schmalen Streifen Spizen (welche man, wenn sie in einer
Lever'schen Maschine gemacht werden, Breiten nennt) Borten oder Saͤume
erzeugt werden, sehr aͤhnlich; nur bewirken die Bewegungen der Maschine,
welche beschrieben werden soll, statt der langen Zwischenraͤume zwischen den
Saͤumen, die durch einen Zigzag laufenden Faden mit einander verbunden sind,
daß der Faden durch die leeren Raͤume geht, welche die kreisfoͤrmigen
Loͤcher der Spizen bilden, und dieselben wohl auch verschließt.
Die Bewegungen der Spulen, durch welche die Breite oder die Reihe schmaler Streifen
in einem Blatte mit dem Saume an jedem Streifen hervorgebracht werden, werden Wiederkehrer (turnagains)
genannt, ein Ausdruk und eine Operation, die allen Spizenmachern hinlaͤnglich
bekannt sind.
Fig. 34 ist
ein Aufriß einer Spizenmaschine nach Lever'schem Principe, an welchem man die ganze
Maschine mit Hinweglassung einiger kleinerer Theile von Vorne sieht. a, a ist die Kettenwalze; b,
b die Walze fuͤr die fertige Arbeit; c,
c die vordere Spizenstange; d, d die vordere
Stoßstange (pusher-bar), auf deren oberem Ende
eine Huͤlfsstoßstange e, e ruht. An dieser
Huͤlfsstoßstange sind mehrere besondere Stoßer (extra
pusher) angebracht, welche, wie spaͤter erklaͤrt werden wird,
gelegentlich in Bewegung gesezt werden, f, f, f ist die
Stange, welche die besonderen Kaͤmme zur Bewirkung des Wiederkehrens
fuͤhrt. g, g ist ein, an der
Wiederkehr-Kammstange (turnagain comb bar)
angebrachter Stab, auf dessen Ende das horizontale, an seinem Umfange gezahnte Rad
h einwirkt. Dieses Rad h
befindet sich an einer senkrechten Welle, die das Zahnrad i fuͤhrt; und dieses Zahnrad, und folglich auch die Welle und das
Rad h, wird durch ein Getriebe an der Welle j getrieben. Diese Welle j
ist die Achse des Dawson'schen Rades, und wird auf die gewoͤhnliche Weise in
Bewegung gesezt. Die besondere Kammstange f bleibt so
lang still stehen, als das aͤußere Ende der Stange g gegen den kreisfoͤrmigen Theil des Umfanges des Rades h wirkt; so wie aber bei dem Umdrehen dieses Rades einer
der Einschnitte oder eine der Ausschweifungen, die sich an dessen Umfang befinden,
der Stange g gegenuͤber zu stehen kommt, so kann
sich diese Stange nach Rechts bewegen, und wird auch durch die Kraft einer
senkrechten Feder um eine kleine Streke nach Auswaͤrts gezogen werden. Durch
diese Bewegung der Stange f werden die besonderen
Kaͤmme um eine Oeffnung nach Rechts gestoßen oder getrieben werden;
waͤhrend, wenn der kreisfoͤrmige Theil des Rades wieder auf das Ende
der Stange g wirkt, diese Stange wieder in ihre vorige
Stellung zuruͤk nach Links gestoßen oder getrieben werden wird.
Die Huͤlfsstoßstange e wird durch einen
hervorstehenden, an dieser Stange befestigten, und an seinem oberen Ende mit einem
Zahne versehenen Arm k stillstehend erhalten. Die Spize
dieses Zahnes wirkt gegen den Umfang eines kleinen Rades l, und wird durch eine Spiralfeder, die an der Stange e, und mit dem anderen Ende an dem stillstehenden
Gestelle befestigt ist, auf ihr Lager aufgezogen. Das Rad l ist an einem Wagen aufgezogen, welcher an der vorderen Stoßstange
befestigt ist, und hat an seinem Umfange gewisse Ausschnitte. So wie nun bei dem
Umdrehen des Rades einer dieser Ausschnitte dem Zahne k
gegenuͤber zu stehen kommt, so kann sich die Stange e nach Links
schieben, und treibt oder stoͤßt dabei, indem sie von der Spiralfeder gezogen
wird, den besonderen Stoͤßer so, daß er auf jene Spulenwagen wirkt, welche
durch das Stoßen der Stange f in die vorher beim
Wiederkehren leeren Raͤume gebracht wird.
Das kleine Rad l dreht sich in Folge folgender
Einrichtung um seine Achse: An einer Achse, welche an einem Wagen aufgezogen ist,
der an der vorderen Kolbenstange (piston bar)
laͤngs des Rades l befestigt ist, befindet sich
ein Sperrrad m, an dessen unterer Seite zwei Stifte
angebracht sind. Diese Stifte greifen, so wie sich das Rad umdreht, nach und nach in
die Zaͤhne eines anderen kleinen Sperrrades u an
der Achse l. Jede Umdrehung des Rades m treibt mithin das Rad n um
zwei Zaͤhne, und auch das Rad l um einen Theil.
An der vorderen Kammstange ist ein Faͤnger oder Sperrer o befestigt, welcher so hoch steht, daß er jedes Mal auf
die Zaͤhne des Sperrrades m trifft, so oft die
Stoßstange d, welche diese Raͤder fuͤhrt,
gehoben wird. Das Sperrrad m wird mithin bei dem Oeffnen
und Schließen der Maschine waͤhrend des gewoͤhnlichen Ganges der
Arbeit bei jedem Schlage der Kurbeln gegen den Sperrer o
stoßen, und dadurch um einen Zahn getrieben werden; und so wird nach einer
bestimmten Zahl von Schlaͤgen der Maschine das Rad l, welches um einen seiner Ausschnitte umgetrieben worden, dem Zahne k gegenuͤber zu stehen kommen, und dadurch der
besonderen Stoßstange e gestatten, auf die bereits
beschriebene Weise zu stoßen oder zu treiben. La die vordere Stoßstange d zuruͤkgehalten, und der Stoßer gehindert werden
muß zwischen die Wagen zu treten, waͤhrend die Wagen an der Stange f bei den Wiederkehrern zu stoßen haben, so hat der
Patent-Traͤger ein kleines Rad p mit zwei
Auskerbungen in seinem Umfange angebracht. Gegen den kreisfoͤrmigen Theil
dieses Rades soll ein Zahn q wirken, der nach
Einwaͤrts aus einem an der vorderen Stoßstange befestigten Arme hervorragt.
Die Stoßstange wird mithin, so lang der Zahn auf dem kreisfoͤrmigen Theile
des Rades p aufruht, zuruͤkgehalten, bis eine der
Auskerbungen des Rades demselben gegenuͤber zu stehen kommen wird. Das Rad
p wird durch eine feststehende Klapper (click) r, die in die
Zaͤhne eines kleinen, an einer und derselben Achse mit p aufgezogenen, Rades s eingreift,
umgetrieben. Diese feststehende Klapper r ist mittelst
eines Armes an dem Pfosten der Maschine befestigt, waͤhrend das Sperrrad s und das Rad p an der
vorderen Landungsstange aufgezogen sind; mithin treibt die Klapper r jedes Mal so oft die Maschine sich oͤffnet,
d.h. so oft die vorderen Stangen sich heben, das Sperrrad s um einen Zahn; und dadurch wird in den gehoͤrigen
Zwischenraͤumen jedes Mal ein Ausschnitt des Rades p dem Zahne q gegenuͤber zu stehen kommen, worauf dann die
Stoßer eintreten, und wie gewoͤhnlich auf die Wagen wirken.
Fig. 35 ist
ein senkrechter Querdurchschnitt der Maschine, woran man die Stellung der besonderen
Stoßstangen e, e mit den Raͤdern l und n und dem Zahne k von Hinten gerade so sieht, wie sie oben von Vorn
beschrieben wurden.
Um eine der Spizenstangen zu stoßen oder zu treiben, und sie zum Behufe der Bildung
Kugelloͤcher (bullet-holes) in eine
Bewegung zu bringen, welche mit den beschriebenen Bewegungen der Kaͤmme und
Stoßer correspondirt, ist an einem Wagen, welcher gegen das linke Ende der Maschine
an der hinteren Spizenstange angebracht ist, ein Klopfrad v aufgezogen, welches bei seiner Umdrehung auf einen Zahn u wirkt, der sich an dem Ende des Schiebegelenkes der
hinteren Spizenstange befindet: dadurch wird die Stange bei jeder Umdrehung auf die
rechte Seite gestoßen, und durch eine Spiralfeder jedes Mal wieder
zuruͤkgebracht. Dieses Klopfrad v wird durch ein
Sperrrad an seiner Achse herumgetrieben, indem es gegen die stillstehende, an dem
Gestelle befestigte Klapper w stoͤßt. Das
Sperrrad wird jedes Mal, so oft die hintere Spizenstange herabsteigt, um die halbe
Masche aufzunehmen, um einen Zahn herumgetrieben.
Wenn in den Kugelloͤchern des Nezes in Zigzag oder in irgend einer anderen,
von der geraden Linie abweichenden, Richtung Faden angebracht werden sollen, so
befestigt der Patent-Traͤger an dem oberen Theile der senkrechten
Welle, an welcher sich die Raͤder h und i befinden, ein horizontales Rad x, und versieht dessen Umfang mit Ausschweifungen, damit es auf den Bolzen
y wirken koͤnne, welcher wie an den
gewoͤhnlichen Maschinen mit der Kammstange verbunden ist, und dieselbe
treibt. Mittelst dieser Einschnitte und Ausbuchtungen an dem Umfange dieses Rades
x wird die Kammstange so durchgefuͤhrt, daß
die Muster an den Kugelloͤchern entstehen.
Da es nicht moͤglich ist, in einer Patent-Erklaͤrung alle die
Muster in Betrachtung zu ziehen, welche in den Spizen gemacht werden koͤnnen,
so ist es auch nicht noͤthig, hier alle die verschiedenen Einschnitte
anzugeben, welche zur Hervorbringung der verschiedenen Muster in den Stoß-
oder Treib-Raͤdern noͤthig sind. Jeder verstaͤndige
Spizenfabrikant wird selbst wissen, auf welche Art und in welcher Ordnung die
Einschnitte und Erhoͤhungen an dem Umfange der Raͤder h, l, p, v und x angebracht,
und wie viele Zaͤhne den verschiedenen Zahn- und
Sperr-Raͤdern gegeben werden muͤssen, da dieß Alles von der
Groͤße der Muster abhaͤngt.
Der Patent-Traͤger beschraͤnkt sich uͤbrigens nicht genau
auf die in den Zeichnungen dargestellten Stellungen, Dimensionen oder Formen der neuen Theile, indem
alle diese Eigenschaften abgeaͤndert werden koͤnnen, ohne daß die
Wirkung und Arbeit der Theile leidet. Er nimmt daher die Erfindung und Anwendung von
Huͤlfsstoßstangen, und die Weise diese Stangen zu stoßen und zu treiben, als
sein Patent-Recht in Anspruch; so wie auch das Treiben oder Stoßen der
besonderen Kamm- und Spizen-Stange mittelst Klopfraͤdern oder
Raͤdern mit Einschnitten, wodurch die Stellungen beim Wiederkehren
veraͤndert werden, so daß die Stangen nicht immer Breiten machen, und daß die
Drukstange (print-bar) mit Beihuͤlfe des
Stoßens jene Art von Modenez hervorbringt, welche kreisfoͤrmige
Raͤume, sogenannte Kugelloͤcher, hat.