Titel: | Beschreibung verschiedener Methoden zur Verfertigung des Tapetenpapieres, und einer bei dieser Fabrikation gebräuchlichen Maschine. Von Hrn. W. Newton, Mechaniker zu London. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XL., S. 180 |
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XL.
Beschreibung verschiedener Methoden zur
Verfertigung des Tapetenpapieres, und einer bei dieser Fabrikation
gebraͤuchlichen Maschine. Von Hrn. W. Newton, Mechaniker zu London.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. November 1831, S. 487.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Newton, uͤber Verfertigung des Tapetenpapieres.
Man bedient sich zum Druken des Tapetenpapieres aͤhnlicher hoͤlzerner
Formen, wie man sie zum Druken der Zeuge hat. Diese Formen bestehen aus drei
Brettchen, welche so zusammengeleimt sind, daß die Holzfasern in entgegengesezter
Richtung gegen einander laufen, um dadurch das Werfen derselben zu verhindern. Zwei
dieser Brettchen bestehen aus Pappel- und eines aus Birnbaumholz; auf dieses
leztere sind die Zeichnungen erhaben gravirt. Man braucht nicht bloß fuͤr
jede Farbe, sondern auch fuͤr jede Schattirung einer und derselben Farbe,
eine eigene Form, um die verlangte Zeichnung gehoͤrig zu erlangen. Hieraus
erhellt wohl, daß der Arbeiter nicht im Stande waͤre, die Farben an ihre
gehoͤrigen Stellen zu bringen, wenn er nicht durch eigene Mittel jene Stellen
erkennen wuͤrde, auf die sie gesezt werden muͤssen. Die Formen haben
zu diesem Behufe an beiden Eken Zeichen, die so genau eingerichtet seyn
muͤssen, daß die vorderen Zeichen genau auf die hinteren passen. Auf diese
Weise laͤßt sich mithin die Zeichnung von dem einen Ende des Stuͤkes
zum anderen wiederholt so auftragen, daß nicht die geringste Verwirrung Statt finden
kann.
Da aber diese Arbeit doch eine bedeutende Geschiklichkeit des Arbeiters voraussezt,
so hat Hr. Newton den Walzendruk, dessen man sich in den
Kattundrukereien bedient, auf die Fabrikation des Tapetenpapieres
uͤbergetragen, und sich am 25. August 1830 fuͤr 5 Jahre ein Brevet d'importation auf seine neue Methode geben
lassen.
Seine Erfindung besteht: 1) in der Verfertigung von gefaͤrbtem Papiere, auf
welches waͤhrend dessen Fabrikation Zeichnungen gedrukt werden. Der Erfinder
faͤrbt das Papier zu diesem Behufe auf die gewoͤhnliche Weise im
Zeuge, und laͤßt die Bogen dann, ehe sie noch troken sind, zwischen Walzen
durchlaufen, auf deren eine die Zeichnungen gravirt sind, welche man auf dem Papiere
hervorbringen will.
2) im Druken erhabener Zeichnungen auf Papier, welches schon fertig ist, und welches
durch diesen Druk das Aussehen eines glatten, damascirten oder façonnirten Seidenzeuges
erhaͤlt. Hiezu laͤßt man die Bogen zwischen zwei beißen metallischen
Walzen durchlaufen. Auf dieselbe Weise werden auch gestreifte, gekreuzte oder
façonnirte Papiere mit matten erhabenen Zeichnungen und seidenartigem Grunde
erzeugt. Will man diesem Papiere noch mehr Glanz geben, so uͤberstreicht man
dasselbe, ehe man es zwischen die Walzen bringt, mit einer leichten
Staͤrkmehl- oder Gummi-Aufloͤsung.
3) in der Verbindung zweier oder mehrerer Bogen Papier, von denen der eine
gefaͤrbt werden, der andere hingegen weiß bleiben kann. Man uͤberzieht
den einen Bogen zuerst mit einer Schichte Zeugleim, bringt dann den zweiten darauf,
und laͤßt sie beide zwischen den gravirten und erhizten Walzen durchlaufen,
damit sie so die Verzierungen und Zeichnungen aufnehmen. Das oben auf liegende Blatt
kann gefaͤrbt werden, waͤhrend das untere weiß bleibt. Das Papier,
welches auf diese Weise gedoppelt wurde, ist im Allgemeinen dem einfachen Papiere
vorzuziehen, weil es den Abdruk der Zeichnungen besser aufnimmt und ihn
laͤnger behaͤlt, und weil es bei dieser Operation nicht so leicht
beschaͤdigt wird.
4) in der Verbindung des Papieres mit Seidenwaaren, Sammt etc. nach Art der glatten
Zeuge, wo es dann erhabene Zeichnungen erhalten, und eben so leicht wie Papier zu
Tapeten und Verzierungen angewendet werden kann.
5) in der Anwendung von Calicos, Musselins, Leinenzeugen und anderen Geweben zum
Unterlegen oder Doppeln statt des Papieres, und in der Anwendung dieser Zeuge an
Seiden- und Atlas-Waaren und anderen reichen Stoffen, welche die
Oberflaͤche der Tapeten bilden sollen. Die auf diese Weise gedoppelten oder
gefuͤtterten Zeuge koͤnnen zu Vorhaͤngen fuͤr Fenster,
zu Ueberzuͤgen fuͤr Moͤbel und zu Tapeten fuͤr Zimmer
benuzt werden. Auf diesen Stoffen erhaͤlt man die Zeichnungen mittelst einer
Schwaͤngelpresse mit einer Platte, auf welche die Zeichnungen gravirt sind.
Diese Platte wird erhizt, damit der Abdruk reiner und dauerhafter wird. Sollen die
Tapeten mit Gold verziert werden, so wird Blattgold auf dieselbe Methode, deren sich
die Buchbinder bedienen, auf dieselben gebracht; oder man schneidet die Zeichnungen
in Gold- oder Silberpapier aus, und legt sie dann auf der Tapete auf.
6) endlich, in einem eigenen Apparate, mit welchem das Papier mit den Zeugen
verbunden, und mit welchem dieselben gefaͤrbt und gedrukt werden, und in der
Anwendung dieser Maschine zur Fabrikation von Spielkarten.
Man sieht diesen Apparat in Fig. 26.
a ist die Walze, auf welche das Papier oder der Zeug,
welcher zum
Fuͤttern oder Doppeln der Tapete gehoͤrt, aufgerollt ist; auf dieser
Walze ruht ein Hebel mit einem Gewichte, damit sich das Papier nicht zu schnell
abrolle, und einen gehoͤrigen und gleichmaͤßigen Grad von Spannung
behalte.
b, eine große, mit Tuch uͤberzogene Trommel.
c, eine cylinderfoͤrmige Buͤrste, oder
eine mit Tuch, Felbel oder Wollenpluͤsch uͤberzogene Walze. Diese
Walze steht mit der Speisewalze d in Beruͤhrung,
deren Bewegung schneller ist, und welche in den mit Leim gefuͤllten Trog e untertaucht.
Die Walze c dreht sich in Folge der Reibung an der großen
Trommel b. An der Achse dieser Trommel ist ein Zahnrad
f aufgezogen, welches von einem zweiten Rade g gefuͤhrt wird; und in dieses Rad g greift ein Triebstok h, an
dessen Achse sich die Kurbel i befindet. Wird die
Trommel durch dieses Raͤderwerk in Bewegung gesezt, so zieht sie das Papier
uͤber den Zeug von der Walze a, und laͤßt
sie von der Walze c mit Leim bestreichen. Ist diese
Walze bloß mit Tuch uͤberzogen, so wird dieselbe gegen das Papier oder den
Zeug angedruͤkt, welcher auf der großen Trommel herumlaͤuft, und
versieht diesen so mit einer Schichte Leim. In diesem Falle wird die Walze von der
Trommel mit der Schnelligkeit dieser lezteren gefuͤhrt, und ohne daß die
Verzahnung noͤthig waͤre. Wird diese leztere angewendet, so ist es
gut, wenn man noch eine Walze k mit einem Hebel und
Gewichte anbringt, um zwischen der Walze a und der
Speisewalze e den Druk des Papieres oder des Zeuges
gegen die Trommel zu unterhalten.
l ist eine Walze, auf welche das Papier oder der Zeug,
der die Oberflaͤche der Tapeten bilden soll, ebenso aufgerollt ist, wie das
Papier oder der Zeug auf der Walze a. Diese Walze l ist gleichfalls mit einem Hebel und einem Gewichte
versehen, um dadurch die Spannung des Papieres bei seinem Durchgange unter der
Stange m zu sichern. Diese Stange hat an ihrer inneren
Flaͤche Fugen oder Riefen, die bestimmt sind, das Papier so wie es sich der
Walze n naͤhert, bei seinen Raͤndern zu
spannen. Diese Walze n, die durch ein, an einem Hebel
aufgehaͤngtes, Gewicht beschwert ist, druͤkt die beiden, mit Leim
uͤberzogenen Flaͤchen zusammen, damit sie sich genau an einander
anlegen.
Ist dieß geschehen, so rollt sich das auf diese Weise gedoppelte oder unterlegte
Papier auf die Walze o, welche, so wie die Drukwalze n, durch die Reibung ihrer Oberflaͤche gegen die
Trommel b in Bewegung gesezt wird. Sollten die
zusammengeleimten Gewebe von der Art seyn, daß sie das Aufrollen auf die Walze o nicht vertragen, so laͤßt man sie in einen
untergesezten Korb fallen.
Will man an besonderen Stellen erhabene Abdruͤke anbringen, um dann irgend
eine Figur auf dieselben zu bringen, oder um eine einzelne Zeichnung darauf zu
druͤken, so wendet man eine Walze mit einem Dessin an, an welchem die
noͤthigen Entfernungen angegeben sind. Diese Walze bringt man zwischen die
Walze c und die Trommel b.
Will man einen Dessin coloriren, so bringt man die mit Leim vermengte Farbe in den
Trog e, wo sie dann mittelst der Walzen d und e gleichmaͤßig
auf den Dessin aufgetragen werden wird, der auf eine eigene Walze gravirt ist. Diese
Operation muß fuͤr jede einzelne Farbe wiederholt werden. Das
gefaͤrbte Papier zu Zimmertapeten kann auf diese Weise gedrukt werden, indem
man die Farben des Grundes mittelst der walzenfoͤrmigen Buͤrste und
der mit Tuch uͤberzogenen Walze c
auftraͤgt.
Diese so eben beschriebene Maschine laͤßt sich auch zur Fabrikation von
Spielkarten, von Pappendekel und anderen Gegenstaͤnden anwenden. Das Papier,
welches zu diesen Dingen genommen wird, laͤßt sich naͤmlich hiedurch
weit leichter als auf die gewoͤhnliche Weise verbinden. Man leimt zu diesem
Behufe auf die oben beschriebene Weise zwei oder mehrere Bogen zusammen, wobei man
die groͤberen in die Mitte bringt, die feineren hingegen fuͤr die
beiden Oberflaͤchen aufspart. Den hiedurch erhaltenen Pappendekel
laͤßt man dann zwischen den Walzen durchlaufen, um ihn auf diese Weise zu
pressen und ihm Glanz zu geben, worauf man ihm nach der Groͤße der Karten in
Stuͤke schneidet. Das Papier, welches hiezu am besten geeignet ist, ist
sogenanntes Papier ohne Ende.
Man mag diese Maschine nun zum Coloriren des Grundes, zum Druken von Dessins oder
erhabenen Zeichnungen auf Tapetenpapier, oder zur Fabrikation von Spielkarten,
Pappendekel etc. anwenden, so wird man mit derselben leichter, schneller und
wohlfeiler arbeiten, als wenn man in den ersten Faͤllen mit den
gewoͤhnlichen Formen und mit der Buͤrste arbeitet, oder in den
lezteren Blatt fuͤr Blatt zusammenklebt.