Titel: | Verbesserte Vorrichtung zur Erzeugung von Wasserdampf, worauf Jakob Perkins, von Fleet Street in der Stadt London, Ingenieur, am 2. Julius 1831 ein Patent erhalten hat. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. LII., S. 249 |
Download: | XML |
LII.
Verbesserte Vorrichtung zur Erzeugung von
Wasserdampf, worauf Jakob
Perkins, von Fleet Street in der Stadt London, Ingenieur, am 2. Julius
1831 ein Patent erhalten hat.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
Maͤrz 1832, S. 134.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Perkins, verbesserte Vorrichtung zur Erzeugung von
Wasserdampf.
Meine Erfindung ist eine neue Methode zu einer schnellen Dampferzeugung, und besteht
in einem Apparat, welcher mit einem gewoͤhnlichen Dampfkessel construirt,
oder demselben beigefuͤgt werden kann. Man kann diesen Apparat als eine
Ausfuͤtterung (lining) der innern Flaͤche
des Kessels betrachten, zwischen welcher Fuͤtterung und dem Kessel das Wasser
durch Oeffnungen circuliren kann, welche an den oberen und unteren Theilen der
Fuͤtterung angebracht sind, wodurch die von der inneren Flaͤche des
Kessels ausgehende Hize schnell an die Oberflaͤche des Wassers geleitet wird,
um Dampf zu erzeugen; und solche Kessel koͤnnen staͤrker als die
gewoͤhnlichen erhizt werden, ohne Nachtheil fuͤr das Metall des Bodens
und der Seitenwaͤnde.
Diese Erfindung wird durch die beigefuͤgten Zeichnungen deutlich
erklaͤrt, welche beispielweise den Apparat in seiner Anwendung auf drei
verschiedene Arten von Dampfkesseln darstellen, und wobei dieselben Theile mit
denselben Buchstaben bezeichnet sind.
Erklaͤrung der Zeichnung.
Fig. 14
stellt den Apparat dar, wie er an einem Kessel angebracht ist, von welchem eine
Menge von senkrechten Roͤhren herabgehen, deren jede mit dem Feuer im Ofen in
Beruͤhrung steht, wodurch offenbar eine viel groͤßere
Oberflaͤche der Hize ausgesezt ist. Diese Roͤhren sind mit den
Buchstaben a, a, a bezeichnet, und man sieht in den
Durchschnitten dieser Roͤhren andere darin befestigte Roͤhren c, c, c, welche unten und oben offen sind, und welche
die Fuͤtterung bilden, worin eigentlich meine
Erfindung oder Verbesserung besteht. Die innern Roͤhren c ruhen auf Fuͤßen oder Stuͤzen d, durch welche sie in ihrer gehoͤrigen Richtung
erhalten werden, so, daß rund um dieselben, und auch unten ein Zwischenraum frei
bleibt, in welchem das Wasser circuliren kann, wie weiter unten beschrieben werden
soll.
Der Dampferzeuger ist aus zwei besonderen Kesseln, e und
f, zusammengesezt. Fig. 14 ist ein
Querdurchschnitt derselben; g ist ein Dampfrohr, welches
die oberen Theile der beiden Kessel mit einander verbindet, und das Gleichgewicht
des Dampfes in beiden herstellt; h ist ein anderes Rohr,
durch welches das Wasser in beiden Kesseln in Verbindung gesezt und auf gleichem
Niveau erhalten wird; i ist das Speiserohr, durch
welches dem Kessel das noͤthige Wasser zugefuͤhrt wird, und j das Rohr, welches den Dampf in die Maschine
leitet.
Fig. 15 ist
der Grundriß von einem der beiden Kessel, wo die Stellung der Roͤhren a und der in denselben stehenden Roͤhren c sichtbar ist. Was die uͤbrigen noͤthigen
Theile dieser Kessel betrifft, welche jedem Mechaniker bekannt sind, finde ich nicht
noͤthig, dieselben zu erklaͤren, da sie keinen wesentlichen Theil
meiner Erfindung bilden.
Sobald das Feuer im Ofen angezuͤndet ist, schlaͤgt die Flamme an die
aͤußeren Flaͤchen der senkrechten Roͤhren a, und sezt ihre Hize an das Wasser ab, welches mit dem
Metall in Beruͤhrung ist; dieses erhizte Wasser steigt sofort
aufwaͤrts, und verwandelt sich in Dampf, waͤhrend die inneren
Wassersaͤulen, welche in den Roͤhren c
enthalten sind, abwaͤrts sinken, und den Raum der aufwaͤrts
gestiegenen heißeren Wassersaͤulen einnehmen; und so wird eine
bestaͤndige schnelle Circulation des Wassers in jeder einzelnen Roͤhre
unterhalten, eine eben so schnelle Dampferzeugung bewirkt, und die aͤußere
Flaͤche der Roͤhren in einer maͤßigen Temperatur erhalten, bei
welcher dieselben der Zerstoͤrung nicht unterworfen sind, welche ohne die
innere Ausfuͤtterung durch die Roͤhren c
erfolgen wuͤrde.
Fig. 16 ist
der Querdurchschnitt eines cylindrischen Dampfkessels von der Art, wie
gewoͤhnlich zu Hochdrukmaschinen gebraucht werden; und Fig. 17 der Durchschnitt
eines Kessels, wie man gemeiniglich fuͤr Maschinen von niederem Druke
vorrichtet. Diese beiden Kessel unterscheiden sich von den gewoͤhnlichen nur
durch die hinzugefuͤgten Fuͤtterungen c,
welche aus gekruͤmmten eisernen Platten bestehen, die von einem Ende des
Kessels zum andern der ganzen Laͤnge nach die innere Seite desselben, jedoch
ohne sie zu beruͤhren, und so ausfuͤllen, daß am tiefsten, so wie am
hoͤchsten Theile des Kessels eine Oeffnung bleibt, durch welche das Wasser
circuliren kann. Diese Platten sind mittelst kurzer Staͤbe an den
Waͤnden der Kessel fest genietet.
Man wird in diesen beiden Figuren bemerken, daß ich zwei abgesonderte Feuerherde
angebracht habe. Der Grund davon ist, daß die Abtheilung von Mauerwerk, welche unter
dem Kessel in seiner ganzen Laͤnge sich erstrekt, von dieser Stelle das Feuer
abhalten soll, damit das gerade uͤber diesem gemauerten Damme im Kessel
stehende Wasser einen schwaͤcheren Grad von Hize annehmen moͤge, als
dasjenige, auf welches
die Flamme unmittelbar wirkt; hiedurch wird die Circulation zwischen den
Fuͤtterungen beschleunigt, und das heißere Wasser schneller aufwaͤrts
getrieben, um daselbst in Dampf sich zu verwandeln.
Bemerkung des Uebersezers.
Das Wesentliche dieser angeblichen Verbesserung, welches in einer beabsichtigten
schnelleren Circulation des Wassers und der hiedurch befoͤrderten
Dampferzeugung besteht, ist nicht neu, und schon laͤngst durch verschiedene
Vorrichtungen versucht worden, unter welchen die von Hrn. Gurney angegebene Construction eines RoͤhrenkesselsEine vollstaͤndige Beschreibung und Abbildung dieses Patentkessels,
nebst einer gruͤndlichen Beurtheilung von Hrn. Dr. Alban, findet man im 1sten Hefte des XXIX. Bandes des Polytechn. Journals. eine der besten ist, und diesem Zweke auf eine vollkommenere und sicherere
Art entspricht, als diese neue Kuͤnstelei des Hrn. Perkins, welche noch obendrein einem großen praktischen Nachtheile
unterworfen ist. Da aus jedem nicht destillirten Wasser beim Kochen ein mehr oder
minder bedeutender Niederschlag von erdigen Theilen Statt findet, welcher
allmaͤhlich die Waͤnde und den Boden der Gefaͤße mit einer
festen Kruste uͤberzieht, so ist vorauszusehen, daß die engen Raͤume
zwischen den eingestekten Roͤhren, und zwischen den Kesselwaͤnden und
ihren Futterblechen durch einen solchen Absaz sich bald verstopfen werden; und da
eine Reinigung dieser Theile, ohne Alles zu zerlegen, unmoͤglich ist, so
muͤssen dieselben, statt gegen die zerstoͤrende Wirkung des Feuers
gesichert zu seyn, alsdann nur um so schneller verbrannt werden.
Uebrigens ist noch zu bemerken, daß der Fig. 14 und 15 abgebildete
Doppelkessel nur fuͤr Maschinen mit dem niedrigsten Druke brauchbar seyn
kann, indem die weiten und ganz flachen Bodenplatten einem etwas staͤrkeren
Druke nicht widerstehen koͤnnten.
B.