Titel: | Bemerkungen über eine schnelle Bereitungsart des Chlorwassers; von Hrn. Tourtois. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. LXVIII., S. 298 |
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LXVIII.
Bemerkungen uͤber eine schnelle
Bereitungsart des Chlorwassers; von Hrn. Tourtois.
Aus dem Journal de Pharmacie. April 1832, S.
185.
Tourtois, uͤber eine schnelle Bereitungsart des
Chlorwassers.
Die Notiz, welche Hr. Chevallier im Journal de Pharmacie (Polyt. Journal Bd.
XLIII. S. 387) uͤber ein in Amerika in den Bleichanstalten
gebraͤuchliches Verfahren zur Bereitung von Chlorwasser bekannt machte,
veranlaßte mich dasselbe zu wiederholen. Ich bemerkte aber bald, daß die
Verhaͤltnisse der anzuwendenden Substanzen, so wie er sie nach dem
amerikanischen Journale angab, nicht von der Art sind, daß man ohne Verlust operiren
kann; es waren folgende:
300 Gramme
Kochsalz
100 –
Mennige
160 –
Schwefelsaͤure, nebst einer hinreichenden Menge
Wasser.
Vermischt man naͤmlich diese Substanzen, so finden folgende Reactionen Statt
(nach der Hypothese wo das Kochsalz das Wasser zersezt): das Bleideutoxyd wird zu
Protoxyd reducirt; auf 10,40 Gr. Sauerstoff die es enthaͤlt, verliert es
3,46, welche die durch die Schwefelsaure in Freiheit gesezte Salzsaͤure
zersezen und mit 0,43 Wasserstoff Wasser bilden, wodurch 15,30 Gr. Chlor frei
werden: diese beiden lezteren Quantitaͤten geben aber zusammen nur 15,73 Gr.
Salzsaͤure, waͤhrend die 300 Gr. Kochsalz, welche angewandt wurden,
160,95 Gr. Salzsaͤure enthalten; aus dieser stoͤchiometrischen
Berechnung geht also hervor, daß die Menge des Kochsalzes zu groß ist, und daß von
demselben nur eine Quantitaͤt angewandt werden sollte, welche 15,73 Gr. Chlor
enthaͤlt; diese Quantitaͤt ist 30 Gr.
Ferner ist die Menge der Schwefelsaure in obiger Vorschrift nicht hinreichend, um
alles Kochsalz zu zersezen und mit dem Bleioxyd schwefelsaures Blei zu bilden,
denn
1) 300 Gramme Kochsalz bestehen aus 160,95 Gr. Saͤure und 139,05 Gr. Natron;
139,05 Natron erfordern aber zur Saͤttigung 178,27 Gr.
Schwefelsaͤure;
2) 100 Gr. Bleideutoxyd (Mennige) erfordern zur Saͤttigung 35,94 Gr.
Schwefelsaͤure, was zusammen 214,21 betraͤgt.
Die Formel gibt nur 160 Gr. an; man muͤßte also 54,21 zur
vollstaͤndigen Zersezung des Kochsalzes und des Bleideutoxyds
hinzufuͤgen; dann bliebe aber in der Fluͤssigkeit unzersezte
Salzsaͤure, welche kein Chlor liefern koͤnnte und folglich
unnuͤz waͤre.
Diese Fehler machten eine gaͤnzliche Abaͤnderung obiger Vorschrift
noͤthig. Ich nahm nach meiner stoͤchiometrischen Berechnung folgende
Verhaͤltnisse, um nach diesem schleunigen Verfahren Chlorwasser
darzustellen:
300
Theile Bleideutoxyd (Mennige).
100
Theile Kochsalz.
160
Theile Schwefelsaͤure.
5500
Theile Wasser.
Dieß gibt auf 1 Liter (2 Pfd.) Wasser 12 Quentchen Mennige, 4 Quentchen Kochsalz und
13 Quentchen Schwefelsaͤure. Man gießt zuerst das Wasser in eine Flasche und
verkorkt sie sogleich, nachdem man diese Substanzen zugesezt hat; nach einigen
Minuten hat man schon eine sehr starke Chlorauflosung; die Mennige muß aber
außerordentlich sein gepulvert seyn; sonst findet die Reaction nur langsam Statt und
das Bleioxyd wird nicht vollstaͤndig von der Schwefelsaͤure
angegriffen.