Titel: | Verbesserte Spann- oder Strek-Maschine für Calico-Stüke und andere Gewebe, auf welche sich Samuel Morand, Kaufmann zu Manchester, Grafschaft Lancaster, am 14. April 1831 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. LXXVIII., S. 328 |
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LXXVIII.
Verbesserte Spann- oder
Strek-Maschine fuͤr Calico-Stuͤke und andere Gewebe, auf
welche sich Samuel
Morand, Kaufmann zu Manchester, Grafschaft Lancaster, am 14. April 1831 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. December 1831, S.
137.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Morand, verbesserte Spann- oder
Strek-Maschine.
Diese Spann- oder Strek-Maschine ist dazu bestimmt, die Breite der
Calico-Stuͤke, oder anderer aus Baumwolle, Seide, Wolle, Flachs oder
anderen Materialien gewebter Zeuge wieder auszudehnen, im Falle sie in Folge des
Faͤrbens, des Bleichens, oder anderer damit unternommener Arbeiten
zusammengeschrumpft sind. Die Einrichtung dieser Maschine geht aus der Abbildung auf
Tab. V. hervor.
In dieser Abbildung ist Fig. 7 ein Seitenaufriß
der Maschine in vollkommenem Zustande. Fig. 8 eine horizontale
Ansicht oder ein Grundriß, woran man die Ketten, die Kettenlaͤufer (chain races) und Stifte, die Querriegel und die
Kardenwalze sieht, welche spaͤter beschrieben werden sollen, und welche man
zur Arbeit hergerichtet sieht. Fig. 9 und 10 sind zwei Aufrisse der
gegenuͤberstehenden Enden der Maschine, mit Hinweglassung der Ketten und
Kettenlaͤufer. Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben
Gegenstaͤnde.
An Fig. 7 sind
aaa eiserne Gestelle oder Rahmen, welche durch
die Querriegel 1, 2 und 3 (die man in Fig. 8 am besten sieht)
und durch die Querstangen a, a in Fig. 9 und 10 mit einander verbunden
sind. Dieses Gestell tragt die Welle w der beiden
Kettenraͤder g, g, welche man in Fig. 7 von der Seite
sieht, waͤhrend in Fig. 10 die
Raͤnder und die Achsen von beiden dargestellt sind. Die Raͤder g, g sind laͤngs ihrer Welle beweglich, und
koͤnnen durch die Schrauben w, w, die man in Fig. 10 sieht,
oder auf irgend eine andere Weise, an irgend einem Theile der Laͤnge der
Welle festgestellt werden. Diese beiden Raͤder gg koͤnnen auch im Gevierte oder mit Fugen an ihrer Welle w angebracht seyn, so daß sie sich laͤngs dieser
Welle frei bewegen koͤnnen, waͤhrend das Drehen um dieselbe dadurch
unmoͤglich wird. Statt der Schrauben koͤnnen dann zum Stellen der
Raͤder an der Achse an den Enden d der
Kettenlaͤufer vorspringende Leisten (brackets)
angebracht werden, welche den weiter unten beschriebenen und in m dargestellten aͤhnlich sind, bis auf die
Mittelpunktskreuze der Raͤder g herabreichen, und
in kreisfoͤrmige, rings um diese Mittelpunktskreuze laufende Fugen oder
Rinnen eingreifen, damit die Raͤder nicht an ihrer Welle hin und her gleiten
koͤnnen, außer wenn die Kettenlaͤufer an den Querriegeln gestellt
sind. Dann werden diese Leisten die Raͤder gg nach der Stellung der Kettenlaͤufer stellen.
Die Welle oder Achse w der Raͤder g, g sezt die Maschine in Bewegung, und kann mittelst
der Kurbel z mit der Hand oder durch irgend eine andere
Kraft getrieben werden. An dem anderen Ende des Gestelles, allein nicht daran
befestigt, befinden sich zwei andere aͤhnliche Kettenraͤder h, h, an denen zwei Kammraͤder ii von etwas groͤßerem Durchmesser
angebracht sind. Diese Kammraͤder treiben die beiden Kammgetriebe k, k, an deren innerer Seite die Walzen oder Rollen k, k befestigt sind, welche die Stechrollen (pricking-pulleys) genannt werden, und welche
sich, wie man aus Fig. 9 und 11 ersieht, uͤber
den Kettenraͤdern h, h befinden. Die
Raͤder h, h sind nicht beide an einer und
derselben Achse befestigt, sondern jedes Rad mit seinem Kammrade i dreht sich um einen Mittelstift, der, wie
spaͤter gesagt werden wird, an einer Leiste angebracht ist, gleich wie dieß
auch mit jedem der Getriebe kk mit seinen
Stechrollen k der Fall ist. Die Mittelstifte fuͤr
die Raͤder hi, hi und kk, kk werden saͤmmtlich von den dreiarmigen Leisten m, m getragen. Einer der Arme ist an der Außenseite
eines jeden der Kettenlaͤufer b, c festgemacht,
wie man am besten in Fig. 8 an dem vordersten Ende b derselben
sieht; ein zweiter Arm steigt nach Abwarts, und traͤgt die Mittelstifte der
Raͤder h und i; und
der dritte Arm endlich steigt nach Oben, und dient dem Mittelstifte fuͤr das
Getriebe k und dessen Stechrolle k, wie man in Fig. 9 sieht, als
Stuͤze. An der inneren Seite der beiden Kettenlaͤufer b, c sind an dem Ende b zwei
aͤhnliche Leisten r
Fig. 9
befestigt, welche das andere Ende der Mittelstifte der Raͤder h und i tragen, denen jedoch
der dritte aufwaͤrts steigende Arm fehlt. In Fig. 13 ist ll eine Walze, welche mit Karden nach Art der
gewoͤhnlich zum Kardaͤtschen der Baumwolle gebraͤuchlichen
besezt ist. Die Stellung dieser Walze ist in Fig. 9 durch punktirte
Linien angegeben.
An jedem der Raͤderpaare g und h laͤuft in Rinnen, die in der vorderen Seite
eines jeden Rades angebracht sind, wie man in Fig. 9 und 10 sieht, eine Kette ohne
Ende o, o, welche aus Messing verfertigt ist. Diese
Kette wird auf ihrem Durchgange zwischen den Spizen b
und d
Fig. 7 durch
den Kettenlaͤufer b, c, d gefuͤhrt, der
von Traͤgern, welche sich in Ausschnitten der Querriegel schieben, getragen
wird.
Die aͤußere Oberflaͤche der Ketten ist mit Stiften Fig. 16 besezt, die in
gleichen Entfernungen von ungefaͤhr 3/4 Zoll angebracht sind, wie aus Fig. 14
ersichtlich. Diese Stifte treten, waͤhrend die Ketten uͤber die
Raͤder laufen, in Aushoͤhlungen, die in der Flaͤche der Stechrollen kk angebracht sind, wie Fig. 11 zeigt. Bei c, c befinden sich in den Kettenlaͤufern Angeln
oder Gewinde, damit die Enden b, b der
Kettenlaͤufer gegen einander oder aus einander gebracht werden
koͤnnen; wobei die Raͤder h, h, i, i und
k, k und die Stechrollen kk, welche mittelst der Leisten m, m, r, r an den Enden der Kettenlaͤufer
befestigt sind, sich zugleich mit den Kettenlaͤufern einander naͤhern
oder sich von einander entfernen. e ist ein kleines mit
Speichen versehenes Kurbelrad, dessen Achse t die
Fugenraͤder (mitre-wheels) f, f treibt, welche man in Fig. 8 am besten sieht,
und dadurch auch die Rechts- und Links-Schraube g in Bewegung sezt. Diese Schraube sieht man in Fig. 12, wo der
Querriegel 1, welchen man in Fig. 8 bemerkt, in
aufrechter Stellung dargestellt ist. Die Traͤger schieben sich in
Ausschnitten in den Querriegeln, und zwar mittelst Schraubenmuͤttern die an
den Traͤgern befestigt sind, und wie aus Fig. 12 ersichtlich,
durch die Ausschnitte gehen. Durch diese Schraubenmuͤtter gehen die
Rechts- und Linksschraube g, welche bei ihren
Umdrehungen in den Muͤttern die Entfernung zwischen den Traͤgern und
den vordersten Enden bb der daran befestigten
Kettenlaͤufer vermehren oder vermindern.
Eine aͤhnliche Vorrichtung kann, wenn man es zwekmaͤßig findet, auch an
den uͤbrigen Querriegeln angebracht werden, um dadurch die Entfernung
zwischen den Traͤgern und den daran befindlichen Kettenlaͤufern zu
vermehren oder zu vermindern. Fig. 11 zeigt eines der
Kettenraͤder h von der Seite, zugleich mit der
Stechwalze k und einem Theile der Kette o, o mit ihren, zwischen dem Rade und der Walze
durchgehenden Stiften. Das Kammrad i und das
Kammgetriebe k sind in dieser Zeichnung weggelassen.
Fig. 14
stellt die obere Flaͤche dreier Kettenglieder vor. Die schwarzen Punkte
bezeichnen hier die Loͤcher, in welche die scharf gespizten Stifte (siehe
Fig. 16)
eingeschraubt werden. Die Kettenglieder sind von zwei verschiedenen Formen, breiter
und schmaͤler; diese Formen sind abwechselnd mit einander mittelst
Angelgewinden verbunden, die uͤber die Oberflaͤchen der Glieder
hervorragen, wie aus Fig. 7 und 11 ersichtlich. Diese
Gelenke muͤssen etwas lose seyn und eine gehoͤrige Seitenbewegung
gestatten, damit die Ketten gegen einander und von einander treten koͤnnen.
Die Rinnen, welche in die Flaͤchen der Kettenraͤder geschnitten sind,
lassen an jeder Seite erhabene Raͤnder, in welchen, wie Fig. 9, 10 und 11 zeigt, Einschnitte
angebracht sind, die so groß sind, daß sie ein breites Kettenglied und die zwei
Verbindungsgewinde aufzunehmen im Stande sind, waͤhrend der Zwischenraum
zwischen zwei solchen Einschnitten der Laͤnge eines schmalen Kettengliedes
ohne Gewinde gleich kommt. Wenn mithin die Ketten an den Raͤdern angebracht sind,
so liegen die breiten Glieder in den Einschnitten, waͤhrend die schmalen
zwischen den erhabenen Raͤndern liegen, wie man in Fig. 11 sieht. Werden die
Raͤder g, g in Bewegung gesezt, so werden die
Ketten durch den Druk der erhabenen Raͤnder der Raͤder gegen die
hervorstehenden Gewinde der breiten Kettenglieder getrieben, waͤhrend die
Raͤder h, h durch eine entsprechende Wirkung der
Ketten gegen die erhabenen Raͤnder dieser Raͤder, rund herum
gefuͤhrt werden, und durch die Zahnraͤder i,
i, welche man in Fig. 9 am besten sieht,
die Getriebe k drehen.
Fig. 15 ist
ein Querdurchschnitt der Kettenlaͤufer b, c, d,
an welchem der Querdurchschnitt eines breiten Gliedes durch punktirte Linien, an
seiner gehoͤrigen Stelle angebracht und mit einem Stifte versehen,
dargestellt ist. Fig. 16 stellt einen der Stifte mit seiner Schraubenmutter und einer
Schraube vor. Fig.
10 zeigt die Kardaͤtschenwalze l, l mit
den Rollen i, i, die an den Enden von deren Achse
angebracht sind. Ueber jede dieser Rollen laͤuft ein Reibungsriemen, wovon
der eine an dem Gestelle der Maschine befestigt ist, waͤhrend an dem anderen
Ende Gewichte angehaͤngt werden, um die Bewegung der Walze so langsam zu
machen, als es noͤthig ist, um das Fabrikat so gespannt als moͤglich
an die Stechrollen zu bringen.
Will man nun die Zeuge mit dieser Maschine streken oder spannen, so richte man zuerst
die Kettenlaͤufer, indem man deren Traͤger laͤngs der
Querriegel 2 und 3 schiebt, und sie in deren Ausschnitten durch gehoͤrige
Bindeschrauben an solchen Stellen der Querriegel befestigt, daß die Theile cc und d, d so weit
von einander kommen, daß der Zwischenraum zwischen den Stiften der Ketten jener
Breite gleich kommt, bis zu welcher die Sahlleisten des Fabrikates zulezt ausgedehnt
werden muͤssen. Dann richte und befestige man die Raͤder g, g an ihrer Achse w in
einer gehoͤrigen Entfernung, so daß die Ketten in einer geraden Linie von
denselben an die Kettenlaͤufer laufen. Hierauf richte man die Enden b, b der Kettenlaͤufer auf eine aͤhnliche
Weise nach der zusammengezogenen Breite des Fabrikates.
Die Entfernung der Kettenlaͤufer an den Enden b, b
wird mittelst des Rades e und des damit verbundenen,
oben beschriebenen Apparates gerichtet. Die Entfernung an den Punkten c, c und d, d wird meistens
mit der Hand geregelt; dasselbe kann aber auch mit einer Vorrichtung geschehen, die
jener aͤhnlich ist, deren man sich bei den Enden b,
b bedient. Sind die Kettenlaͤufer auf diese Weise zugerichtet, so
entfernen sie sich von den Punkten b, b bis zu den
Punkten cc von einander, waͤhrend sie von
c, c bis zu d, d, wie
man in Fig. 8
sieht, mit einander parallel laufen.
Das Fabrikat, welches gespannt oder gedehnt werden soll, muß sich in einem feuchten
Zustande befinden. Wurde dasselbe frisch gestaͤrkt oder erlitt es eine andere
Behandlung, bei welcher es naß gemacht wurde, so hat es vielleicht noch den
gehoͤrigen Grad von Feuchtigkeit behalten; wo nicht, so muß es mit Wasser
befeuchtet werden. Den befeuchteten und auf eine Walze oder anders aufgerollten Zeug
lasse man uͤber die Kardaͤtschenwalze l, l
gehen, so daß die Raͤnder des Stuͤkes gerade und eben uͤber die
endlose Kette o, o und unter die Stechrollen k, k kommen, die man in Fig. 9 am besten sieht;
dann steche man das Ende einer jeden der Sahlleisten bei b,
b an die Stifte der Ketten. Die Kettenraͤder g, g werden dann durch die angewendete Triebkraft nach der, in Fig. 7 durch
einen gebogenen PfeilDieser Pfeil fehlt in der Zeichnung.A. d. Ueb. angedeuteten, Richtung langsam umgedreht, und bringen dadurch beide Ketten
in drehende Bewegung: diese Raͤder fuͤhren das Fabrikat, dessen
Raͤnder oder Sahlleisten nach und nach durch die Stechrollen kk an den Stiften befestigt werden, indem diese
Rollen die Sahlleisten an den Stiften in dem Maße niederdruͤken, in welchem
die Ketten sich vorwaͤrts bewegen, mit sich. Von b,
b bis c, c weichen die Ketten mit dem Zeuge auf
ihrem Gange immer weiter und weiter aus einander, bis sie in c, c ihre groͤßte Entfernung, die der Breite des Stuͤkes
gleich kommt, erreicht haben, so daß auf diese Weise das Fabrikat durch das
Auseinanderweichen der Ketten gespannt oder gedehnt wird. Die Ketten laufen dann
noch bis d, d mit dem gespannten Zeuge fort, so daß die
Dehnung lange genug dauert, um Bestand zu behalten, wenn der Zeug mit der Hand oder
auf eine andere Weise abgenommen wird.
Anmerkung.
Die uͤberhaͤngenden Raͤnder an den oberen Seiten der
Kettenlaͤufer, die man in Fig. 15 am besten sieht,
laͤngs welchen die Raͤnder des Stuͤkes gleiten, und die daher
sehr glatt seyn muͤssen, sollen an den Enden d, d
mit geneigten Flaͤchen emporsteigen, so daß die Raͤnder des
Stuͤkes uͤber die Hoͤhe der Spizen der Stifte gehoben und daher
von den Stiften befreit werden.
Damit das Fabrikat die Breite, welche es bei c, c
erhielt, sicherer und genauer behalte, kann man auch Hize auf dessen
Oberflaͤche einwirken lassen, und dadurch die Zeuge auf dem Wege von c, c bis zu d, d troknen.
Diese Anwendung der Hize nehme ich jedoch nicht als meine Erfindung in Anspruch.
Sollte es noͤthig seyn die Ketten zu spannen, um sie richtiger arbeiten zu
machen, so kann man an jeder Kette eine Spannrolle, die von einem Gewichte
abwaͤrts gedruͤkt wird, anwenden. Die Groͤße und die
Verhaͤltnisse der verschiedenen Theile dieser Maschine, so wie die
Materialien, aus denen man sie verfertigen kann, koͤnnen nach Belieben und je
nach den Fabrikaten, welche gespannt oder gedehnt werden sollen, abgeaͤndert
werden.
Als seine Erfindung nimmt der Patent-Traͤger die hier beschriebene
Anwendung der einzelnen Theile und die Zusammensezung derselben zu einer Maschine
zum Dehnen oder Spannen von Calico's oder irgend anderen Zeugen auf die angegebene
Weise in Anspruch. Von den einzelnen Theilen selbst hingegen erklaͤrt er bloß
die endlosen Ketten Fig. 14 mit ihren Stiften Fig. 16, die stellbaren
Kettenlaͤufer Fig. 12, die zur Aufnahme
und Leitung dieser Ketten dienen, so wie auch die oben beschriebene Einrichtung der
Stechrollen k, k, die man in Fig. 9 und 11 sieht, und welche die
Raͤnder der Zeuge an die Stifte der Ketten stechen, als seine Erfindung in
Anspruch.