Titel: | Ueber die Wirkung der Jodsäure und des Jods auf die Pflanzenfarben. Von Arthur Connell, Esq. F. R. S. E. |
Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XCI., S. 378 |
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XCI.
Ueber die Wirkung der Jodsaͤure und des
Jods auf die Pflanzenfarben. Von Arthur Connell, Esq. F. R. S. E.
Aus dem Edinburgh new philosophical Journal. Januar
– April 1832, S. 337.
(Im
Auszuge.)
Connell, uͤber die Wirkung der Jodsaͤure.
Ich habe in einer Abhandlung uͤber die Verwandlung des Jods in
Jodsaͤure durch die Einwirkung der SalpetersaͤureSiehe Polytechn. Journal
Bd. XLI S. 235. bemerkt, daß die Saͤure, welche ich auf diese Weise erhielt, das
Lakmuspapier bleibend roͤthete, waͤhrend die Jodsaͤure nach Davy die vegetabilischen Pigmente bleichen soll. Ich habe
nun seither diesen Umstand weiter untersucht, und durch diese Untersuchungen
gefunden, daß die Jodsaͤure, sie mag mittelst Euchlorine oder nach dem von
mir angegebenen Verfahren bereitet worden seyn, sowohl das Lakmusinfusum als das
Lakmuspapier bestaͤndig roͤchet. Diese bleibende Roͤthung ist
jedoch dem Lakmus allein eigen; denn behandelt man einen Aufguß von blauem Kohle auf
dieselbe Weise, so wird derselbe zwar Anfangs geroͤthet, dann aber gelb
werden, und nach einigen Tagen eine roͤthlich-braune Substanz absezen.
Papier, welches mit solchem Aufgusse gefaͤrbt worden, wird Anfangs
geroͤthet, bald darauf aber gebleicht werden. Es ist daher wahrscheinlich,
daß die Pflanzenfarben, wie Davy sagt, im Allgemeinen
Anfangs von der Jodsaͤure geroͤthet, spaͤter aber davon
gebleicht oder gelb gefaͤrbt werden, und daß nur das Lakmus hiervon
ausgenommen ist, auf welches uͤbrigens auch die Alkalien nicht einwirken.
Im Laufe dieser Versuche haͤtte ich Gelegenheit auch die Einwirkung des Jods
selbst auf die Pflanzenfarben, die sonderbar genug von verschiedenen Chemikern
verschieden angegeben wird, zu untersuchen. Die meisten englischen Auctoren
erhielten bei der Wiederholung der Gay-Lussac'schen Versuche uͤber diesen Gegenstand dieselben
Resultate wie dieser, d.h. sie fanden, daß das Jod die vegetabilischen Pigmente
bleiche, allein in weit geringerem Grade als das Chlor; auf welche Weise sich diese
Wirkung aber erklaͤren laͤßt, daruͤber schweigen sie
gaͤnzlich still. Dagegen gibt aber Rose in seinem
Handbuche der analytischen Chemie an, daß das Jod die Pflanzenfarben nicht
zerstoͤre. Auch Berzelius sagte, daß die
waͤsserige Jodaufloͤsung die vegetabilischen Farben nicht bleiche. Ich
habe nun gleichfalls Versuche hieruͤber angestellt, und aus diesen geht
hervor, daß die
waͤsserige Jodaufloͤsung ungeachtet ihres sehr geringen Jodgehaltes,
wenn sie in hinreichender Menge zugesezt wird, die vegetabilischen Farben in einem
bedeutenden Grade entfaͤrbe, allein doch nicht ganz bleiche. Die
Aufloͤsung, welche ich bei meinen Versuchen anwendete, ward auf zweierlei
Weise bereitet: 1) indem ich destillirtes Wasser so lang mit kaͤuflichem Jod
kochte, bis dasselbe deutlich gelb geworden; und 2) durch Aufloͤsung von
frisch destillirtem Jod in Alkohol, und Faͤllung desselben aus dieser
Aufloͤsung durch Wasser, wo ich dann das frisch gefaͤllte Jod mit viel
Wasser auswusch, und das Wasser zulezt auf dem sein zertheilten Jod stehen ließ,
wodurch es selbst in der Kaͤlte in kurzer Zeit durch Aufloͤsung einer
gewissen Menge Jods gelb wurde. Diese leztere Methode befolgte ich
vorzuͤglich in der Absicht, um dadurch das Jod zu reinigen; bei beiden
Methoden war jedoch das Resultat immer dasselbe. Wenn nun ein Aufguß von blauem
Kohle mit einer 5–6 Mal groͤßeren Menge waͤsseriger
Jodaufloͤsung behandelt wurde, so verschwand die blaue Farbe ganz, so daß nur
eine sehr schwache roͤthliche oder gelbliche Faͤrbung
zuruͤkblieb. Am besten laͤßt sich diese Wirkung beobachten, wenn man
zugleich auch eine entsprechende Menge des Kohlaufgusses mit eben so viel reinem
Wasser verduͤnnt, als man der anderen Quantitaͤt des Aufgusses
Jodaufloͤsung zusezte. Bei einer aͤhnlichen Behandlung des
Lakmusaufgusses haͤtte ganz genau dieselbe Wirkung Statt; es blieb gar keine
Farbe zuruͤk, bis auf eine schwache schwaͤrzliche Faͤrbung. Die
bleichende Eigenschaft des Jods kann uͤbrigens auch auf troknem Wege erwiesen
werden. Wirft man naͤmlich ein Stuͤkchen Jod in eine geringe Menge
Kohlaufguß, so wird dieser allmaͤhlich gelb und nach einigen Tagen ganz
entfaͤrbt werden. Auch die Farbe des Lakmusaufgusses wird bei einer
aͤhnlichen Behandlung zerstoͤrt, nur viel langsamer.
Ich halte die Bekanntmachung dieser Versuche, welche die urspruͤngliche Angabe
Gay-Lussac's bestaͤtigen, nicht
fuͤr uͤberfluͤssig, indem seit Gay-Lussac verschiedene und unrichtige Daten hieruͤber
bekannt gemacht wurden, und indem es nicht ganz gleichguͤltig zu seyn
scheint, daß zwei Koͤrper, welche bereits in so vielen Dingen mit einander
verwandt sind, das Jod und das Chlor, auch in der merkwuͤrdigen Eigenschaft
die Pflanzenpigmente zu zerstoͤren, mit einander uͤbereinstimmen.