Titel: Beschreibung des Torricellianischen Destillir-Apparates des Hrn. Gutteridge.
Fundstelle: Band 44, Jahrgang 1832, Nr. C., S. 446
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C. Beschreibung des Torricellianischen Destillir-Apparates des Hrn. Gutteridge. Aus dem Mechanics' Magazine N. 447. S. 386. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Gutteridge's Destillir-Apparat. Fig. 16A und B dienen beide zur Aufnahme einer Fluͤssigkeit, welche destillirt oder rectificirt werden soll; oder man kann in das Gefaͤß A bloß Wasser bringen, um durch Dampf den Branntwein aus der in B enthaltenen Substanz zu destilliren. In B soll jedes Mal irgend ein Koͤrper oder ein diker Zeug gebracht werden, damit das Feuer demselben nie naͤher kommt, als in dem Feuerzuge um A. Sowohl A als B sind mit Mauerwerk umgeben, und zwar so hoch, als Lezteres gefuͤllt wird; dieses Mauerwerk erstrekt sich auch zwischen dieselben, damit die Hize mehr zusammengehalten wird. Das Phlegma, welches in dem Helme D verdichtet wurde, gelangt in den Behaͤlter C zuruͤk; um die Dephlegmation zu bewirken, werden die Daͤmpfe duͤnn und weit zwischen zwei parallelen, breiten, kreisfoͤrmigen Scheiben, die einen mit Wasser umgebenen Behaͤlter bilden, verbreitet. Die Spize dieses Behaͤlters ist nach Abwaͤrts gekehrt, damit sich das Phlegma daselbst ansammle, und in den Behaͤlter C zuruͤkkehre. Das Wasser, welches zu dieser Dephlegmation dient, gelangt warm in den Helm, und zwar durch die Roͤhre E aus dem Wasserbehaͤlter F, der durch die Verdichter G und H erwaͤrmt wird. Damit dieses Wasser inniger mit dem in dem Helme enthaltenen Wasser von hoͤherer Temperatur vermischt wird, geht dasselbe vorher durch eine breite kreisfoͤrmige durchloͤcherte Platte, die eine Art von Seihtrichter bildet. Wenn das Wasser durch die Roͤhre I aus einer hoͤher gelegenen Quelle oder Behaͤlter in den Wasserbehaͤlter F gelangt, so wird dieser Behaͤlter auf die gewoͤhnliche Weise gespeist werden, so oft durch die Roͤhre J warmes Wasser aus dem Behaͤlter F, oder durch die Roͤhre K aus dem Helme D entzogen wird. Ist hingegen die Quelle oder der Behaͤlter, der den Behaͤlter F speist, tiefer gelegen, als der Apparat, und taucht das Ende der Roͤhre I in den Behaͤlter unter, so wird das Gewicht der Luft, welches auf die Oberflaͤche des Wassers druͤkt, bewirken, daß das Speisungswasser so oft steigt, als die Haͤhne an den Roͤhren J und K geoͤffnet werden, indem sich diese beiden lezten Roͤhren immer etwas unter dem Niveau des unteren Endes der Roͤhre I befinden. Die Verdichter G und H bestehen beide aus zwei einfachen, parallelen, halbcylindrischen Platten, welche an ihren Raͤndern mit einander verbunden, und an jedem Ende mit Roͤhren versehen sind, durch die der Dampf zugefuͤhrt, und der Branntwein abgeleitet wird. Einer dieser Verdichter ist fuͤr den staͤrkeren Branntwein, der andere fuͤr den schwaͤcheren bestimmt, so wie auch fuͤr Muster, welche direct aus B kommen, um sich zu uͤberzeugen, ob der Branntwein aus lezterem oder bloß aus C kommt. Bei dieser Einrichtung kann naͤmlich all der schwaͤchere Branntwein in dem Behaͤlter zuruͤkbehalten, und dann mit jeder darauffolgenden Destillation neuerdings wieder destillirt werden. Die Roͤhre L dient zum Fuͤllen mit Wasser; waͤhrend dieser Operation muß die Roͤhre I verschlossen, die Roͤhre M und N hingegen geoͤffnet seyn. Wenn der Wasserbehaͤlter und der Helm gefuͤllt sind, so muͤssen die Roͤhren M und N luftdicht verschlossen, und die Roͤhre I dafuͤr geoͤffnet werden. In diesem Zustande wird sich der Apparat so lang selbst speisen, als derselbe luftdicht bleibt. Fig. 17 zeigt einen sich selbst speisenden Destillir-Apparat von der einfachsten Einrichtung, der vorzuͤglich fuͤr die Branntweinbrennereien in den Colonien bestimmt ist. A ist ein gemauerter Wasserbehaͤlter, wie er gewoͤhnlich in den Colonien angewendet wird: man kann jedoch in allen Faͤllen auch einen anderen Behaͤlter anwenden. B deutet die Oberflaͤche des Wassers an, auf welcher der Schwimmer C schwimmt. Dieser Schwimmer haͤngt in der Naͤhe des Endes D an der Roͤhre DE, und erhaͤlt dieses Ende immer gleich tief unter der Oberflaͤche des Wassers, das Wasser mag hoͤher oder niederer stehen. Das Ende E bildet naͤmlich mit dem Ende der Roͤhre F ein Zapfen- oder Charnier-Gelenk, damit das durch den Verdichter G erwaͤrmte Wasser des Wasserbehaͤlters durch die Atmosphaͤre bestaͤndig in den Destillirhelm H gehoben wird, um daselbst das Phlegma zu verdichten, so daß nur die mehr geistigen Daͤmpfe in den Verdichter uͤbergehen. Will man diesen Apparat zum Destilliren Herrichten, so hebe man die Roͤhre DE empor, und befestige sie in senkrechter Richtung; dann schließe man den Hahn an der Roͤhre I, oͤffne die kurze Roͤhre J, und gieße bei derselben mittelst eines Trichters Wasser ein, wobei die in dem Helme enthaltene Luft neben der Roͤhre des Trichters entweicht. Ist der Helm gefuͤllt, so verschließe man den Hahn J luftdicht, lege dann die Hand dicht auf das Ende D der Roͤhre DE, und tauche sie in das Wasser des Wasserbehaͤlters unter. Ist dieß geschehen, so ziehe man die Hand zuruͤk; denn der Druk der Luft auf das Wasser des Wasserbehaͤlters wird das Zuruͤkfließen des Wassers aus dem Helme verhindern. Wird nun bei der Roͤhre I irgend eine Quantitaͤt heißes Wasser aus dem Helme abgezogen (was geschehen muß, um die Staͤrke des Branntweines beim Destilliren zu unterhalten), so wird der Druk der Luft sogleich wieder so viel Wasser durch die Roͤhren DE und F aus dem Wasserbehaͤlter in den Helm heben, daß dieser Helm bestaͤndig gefuͤllt erhalten wird. Das Wasser gelangt durch einen Seihtrichter in den Helm, damit es gleichmaͤßiger unter das heißere Wasser des Helmes vertheilt wird. Es ist unumgaͤnglich nothwendig, daß sich das untere Ende der Roͤhre I etwas unter dem horizontalen Niveau des unteren Endes D der Roͤhre DE befindet. Die Daͤmpfe verbreiten sich zwischen zwei großen, parallelen, gleichen, kreisfoͤrmigen Platten, die ein Gefaͤß bilden, welches in dem Helme mit Wasser umgeben ist. Die Platten sind in der Mitte am tiefsten gelegen, damit sich daselbst das, durch das umgebende Wasser verdichtete Phlegma sammle, und zuruͤkkehre. Die hier dargestellte Destillirblase ist von der gewoͤhnlichen Art; die neue Art von Helm kann aber ebensogut auch an jeder anderen Art von Blase angebracht werden. Wenn der Destillateur Erfahrung hat, so wird er sich mit mehr Vortheil der in Fig. 16 dargestellten Blase bedienen, obschon dieselbe kostspieliger und nicht so einfach ist. Ein solcher Destillateur wird auch den unendlichen Werth des in Fig. 16 dargestellten Wasserbehaͤlters erkennen; dieser Behaͤlter sezt sich naͤmlich gleichfalls selbst in Thaͤtigkeit, d.h. er hebt nicht bloß seinen Bedarf allein, sondern auch das fuͤr den Helm noͤthige Wasser empor. Wo in den Colonien ein neuer Kuͤhlapparat noͤthig ist, wird ein solcher auch viel wohlfeiler kommen, als ein gewoͤhnlicher, welcher Mauerwerk und Arbeit erfordert. Der hier beschriebene Verdichter G braucht keine so große Tiefe des Wassers wie der gewoͤhnliche Wurm oder die Schlangenroͤhre, und uͤbertrifft denselben auch in jeder anderen Hinsicht; er verdichtet den Dampf naͤmlich in weniger Wasser laͤnger und vollkommener, indem der obere Theil der Schlangenroͤhre seine ganze Verdichtungskraft verliert, wenn er sich in heißem Wasser befindet. Der obere Theil der Schlangenroͤhre wird sich aber immer in warmem Wasser befinden; denn je vollkommener sie die Verdichtung bewirkt, um so mehr Wasser muß sie nothwendig erhizen; aus diesem Grunde muß bei der Schlangenroͤhre, wenn der Zufluß von Wasser nicht sehr groß ist, immer ein Theil durch die Verdampfung verloren gehen. Der neue Verdichter besteht aus zwei concentrischen, halbcylindrischen Platten, oder vielmehr aus zwei kleinen Bogen von großen Kreisen, die an ihren Raͤndern mit einander verbunden sind. In diesen Verdichter gelangt an dem einen Ende der Dampf durch eine Roͤhre, waͤhrend der Weingeist an dem anderen Ende durch eine Roͤhre in die Branntweinbrennerei abfließt. Bei dieser Einrichtung hat man auch noch den Vortheil, daß der Verdichter keine so große Hoͤhe erfordert, als das Schlangenrohr, und daß man den Branntwein, wie in der Zeichnung ersichtlich, gleich in ein Faß leiten kann, waͤhrend man ihn in den Branntweinbrennereien auf den Colonien wegen der Hoͤhe des Schlangenrohres oft in ein, in den Boden des Kellers eingesenktes Gefaͤß leiten muß, und dadurch bedeutend mehr Arbeit hat. Die Anwendung von Zwischengefaͤßen zum Erwaͤrmen der Maische ist hinlaͤnglich bekannt. Damit man die Vortheile des Torricellianischen Destillir-Apparates gehoͤrig wuͤrdigen koͤnne, wollen wir dessen Leistungen mit jenen vergleichen, die man mit einem der besten der zahlreichen Destillir-Apparate, mit jenem des Hrn. J. J. Saintmarc, erhaͤlt. Der Apparat des Hrn. Saintmarc gab bei einer Destillation, die vom 29. August bis zum 3. September 1828 dauerte, und welcher der koͤnigl. Aufschlagsbeamte Joh. Morris auf Auftrag beiwohnte, nach dem officiellen Berichte dieses Beamten aus 19139 Gallons Maische, welche an dem vorgeschriebenen Saccharimeter im Durchschnitte 48° zeigte, 1617 Gallons Branntwein, die im Durchschnitte 28,9 Procent Ueberprobe hatten (und die mithin 2214,6 Gallons probehaltigem Branntweine nach Syke's Hydrometer gleichkommen), und 359,8 Gallons schlechteren Branntwein von 64 Procent Unterprobe, welche 129,7 Gallons probehaltigem Branntweine gleichkommen. Die Eigenthuͤmer des Patent-Apparates sparten bei diesem Versuche weder Arbeit noch Kosten, um das Resultat so guͤnstig als moͤglich zu machen, da derselbe die Vorzuͤge des Apparates vor allen uͤbrigen erweisen sollte. Sie gaben ferner im J. 1827 eine Broschuͤre heraus, in welcher sie sagen, daß durch amtliche Versuche erwiesen worden sey, daß einer ihrer Apparate, der in den sieben unteren Abtheilungen mit 500 Gallons Maische gefuͤllt war, in 12 Stunden aus einer auf 60° verduͤnnten Maische 200 Gallons Branntwein von 35 Procent Ueberprobe gab, welche 270 Gallons probehaltigem Branntweine gleichkommen. Mit meinem Torricellianischen Apparate kann man aber, wie ich beweisen werde, durch eine einzige Operation nicht bloß Branntwein von 35 Procent Ueberprobe, sondern einen Branntwein erzeugen, der noch um 20 Procent hoͤher ist, als dieser, und er gibt mithin ein besseres und staͤrkeres Product, als irgend ein anderer Destillir-Apparat. Ich machte am 8. Februar einen Versuch mit einem Modelle meines Apparates, und destillirte dabei, wie die Messungen des Hrn. Long, Hydrometer-Fabrikanten zu London, beweisen, aus einer Beschikung von 2400 Maßen diken Traubenwein-Ruͤkstandes 295 Maße Branntwein, wovon wenigstens 99/100 im Durchschnitt 57 Procent Ueberprobe hatten. Die Differenz von 1 Procent ruͤhrt bloß davon her, daß einige Proben aus dem Apparate genommen wurden, um den Branntwein am Anfange der Operation von den Oehlen zu reinigen, und um sich zu uͤberzeugen, ob aller Weingeist am Ende aus der Beschikung uͤbergegangen. Es ist naͤmlich eine der vorzuͤglichsten Eigenschaften dieses Apparates, daß kein schwacher Branntwein ehe uͤbergeht, außer bei der lezten Beschikung, und daß selbst dann nur eine geringe Menge erzeugt wird. Aus der oben angegebenen Beschikung und dem Resultate geht hervor, daß der Ruͤkstand des Weines beilaͤufig 18,2 Procent probehaltigen Weingeist enthielt oder mit anderen Worten um 81,8 Procent unter der Probe stand. Bei spaͤteren Versuchen gab der Apparat aus einer Maische, die um 1,57 Procent schwaͤcher war, als jene, die Hr. Saintmarc anwendete, Branntwein von 52 bis 56 Procent Ueberprobe. Bei einem anderen Versuche wurde aus dem schlechten, stinkenden Nachbranntweine, den Saintmarc's Apparat gab, mit meinem Apparate ein Branntwein von 59,5 Procent Ueberprobe gewonnen, welcher den feinsten Geschmak und Geruch hatte, sich in allen Verhaͤltnissen mit Wasser mischen ließ, und dem fremden Branntweine ganz gleich kam. Die Kosten, welche die Gebaͤude verursachen, die bei Hrn. Saintmarc's Apparat noͤthig sind, fallen bei meinem Apparate beinahe ganz weg, indem das kalte Wasser, welches fuͤr den Verdichtungsbehaͤlter nothwendig ist, aus jedem voruͤberfließenden Wasser oder aus jedem auf dem Boden befindlichen Wasserbehaͤlter gehoben werden kann, wenn man den Speisehahn oͤffnet, und indem das erwaͤrmte Wasser aus dem Verdichtungsbehaͤlter in den Destillirhelm uͤberfließt. Ich gab meinem Apparate den Namen des Torricellianischen, weil Torricelli zuerst die Entdekung machte, daß der Druk der Luft das Wasser 30 Fuß hoch in einer Roͤhre heben kann. Mein Apparat ist ein zusammengesezter Heber, wovon der Behaͤlter, in welchem das Wasser kalt eintritt, den einen Theil, und der Helm, in welchen das Wasser, nachdem es auf seinem Durchgange durch den Verdichter den Weingeist verdichtet hat, warm aus dem Behaͤlter gelangt, den anderen Theil bildet.

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