Titel: | Preisaufgaben der Société industrielle zu Mülhausen, worüber in der Generalsizung im Monate Mai 1833 und 35 und im Mai 1840 entschieden wird. |
Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. XIII., S. 58 |
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XIII.
Preisaufgaben der Société
industrielle zu Muͤlhausen, woruͤber in der Generalsizung im
Monate Mai 1833 und 35 und im Mai 1840 entschieden wird.
Preisaufgaben der Sociéte industrielle zu
Muͤlhausen.
Chemische Kuͤnste.
Von den in fruͤheren Jahren ausgeschriebenen Preisen werden folgende noch zum
Concurse zugelassen.
1) Goldene Medaille im Werthe von 500 Franken auf ein schnelles und leicht
anwendbares Verfahren, wodurch man den Werth zweier Krappsorten gegen einander
bestimmen kann.
2) Goldene Medaille im Werthe von 1500 Franken fuͤr eine Methode den
Faͤrbestoff des Krapps abzuscheiden, und dadurch die Menge desselben in einem
gegebenen Gewichte Krapp zu bestimmen.
3) Bronzene Medaille fuͤr eine Abhandlung uͤber die Ursachen der
Selbstentzuͤndung der fetten Baumwolle.
4) Bronzene Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber das Bleichen der
Baumwollenzeuge.
5) Bronzene Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber die Fabrikation
des Adrianopelrothes.
6) Bronzene Medaille fuͤr das Bleichen mit Kalk ohne ein anderes Alkali.
7) Bronzene Medaille fuͤr eine vollstaͤndige Analyse des Kuhmistes.
8) Bronzene Medaille fuͤr eine Abhandlung, worin durch genaue Versuche gezeigt
wird, welche Rolle bei dem Blaufaͤrben der Baumwolle mit Indigo die außer dem
blauen Pigmente in demselben enthaltenen Substanzen (wie z.B. der von Berzelius entdekte braune und rothe Stoff) spielen, und
ob diese Substanzen dabei nuͤzlich oder schaͤdlich sind, oder auch ob
die eine oder andere von ihnen zur Erzeugung einer dauerhaften und
glaͤnzenden Farbe unumgaͤnglich nothwendig ist.
9) Silberne Medaille fuͤr die Entdekung eines geeigneten Mittels, um die zum
Oehlen der Baumwollenzeuge noͤthige Zeit abzukuͤrzen, und diese
Operation oͤkonomischer zu machen.
10) Bronzene Medaille fuͤr die Entdekung oder Einfuͤhrung eines
nuͤzlichen Verfahrens in der Kattundrukerei. (Den im polytechn. Journale Bd. XXXVIII. S. 328 gegebenen Beispielen wird
jezt noch folgendes beigefuͤgt. Einen Pflanzenabsud von gruͤner Farbe
aufzufinden, welcher der Wirkung der Zinnaufloͤsungen widersteht, und der als
Applicationsgruͤn auf Baumwolle, Wolle und Seide angewendet werden kann.)
11) Silberne Medaille fuͤr Erfindung einer blauen Farbe, welche der Luft, dem
Chlor, den Saͤuren und der Seife besser widersteht, als das
Indigkuͤpenblau, und die wenigstens eben so lebhaft ist.
12) Bronzene Medaille fuͤr Erfindung einer gelben Farbe, welche der Luft, den
Saͤuren und den Alkalien besser widersteht, als die mit Wau, Quercitron und
chromsaurem Blei hervorgebrachten, dabei aber eben, so lebhaft ist.
13) Bronzene Medaille fuͤr eine genaue Analyse der schwarzen und weißen
Gallaͤpfel, des Bablah, des sicilianischen und des franzoͤsischen
Sumachs von Donzères.
14) Bronzene Medaille fuͤr die Beschreibung der vorzuͤglichsten bisher
gebraͤuchlichen Maschinen zum Walken der Zeuge.
15) Bronzene Medaille fuͤr eine vollkommene chemische Zerlegung des
abgelaͤuterten Oehles (huile tournante) in seine
naͤheren Bestandtheile.
16) Silberne Medaille fuͤr ein Verfahren, um mit Krapp, der bereits gebraucht und nachher
mit Schwefelsaͤure behandelt wurde, solide Farben hervorzubringen.
17) Bronzene Medaille fuͤr ein schnelles und einfaches Verfahren den Grad der
Feinheit troken oder mit Wasser (zur Teigconsistenz) geriebener Substanzen zu messen
und in Zahlen anzugeben.
18) Bronzene Medaille fuͤr ein Verfahren das Indigblau (das sogenannte
Fayenceblau) bloß durch zwei Eintauchungen hervorzubringen.
(Ueber diese achtzehn Preisaufgaben vergleiche Polyt.
Journal
Bd. XXII. S. 459, XXV. S. 341, XXX. S. 144, XXXIV. S. 62, XXXVIII. S. 327.)
Neue Preisaufgaben.
19) Silberne Medaille fuͤr denjenigen, welcher eine
genaue, schnelle und einfache Methode angibt, nach welcher sich der
vergleichsweise Werth zweier Cochenillen in Zahlen bestimmen
laͤßt.
(Es muͤssen zugleich die Unterschiede in der Guͤte zwischen der
silberweißen, der schwarzen und der rothen Cochenille nach der neuen Methode
angegeben werden.)
20) Bronzene Medaille fuͤr eine aͤhnliche
Probe-Methode in Hinsicht auf das Ferrnambuk- und
Campechenholz.
(Der Verfasser muß die Anwendung seines Verfahrens an dem Brasilienholze, an dem
Bressilet- oder Blutholze und an dem Holze von St. Martha zeigen, und die
vergleichsweisen Werthe dieser drei Hoͤlzer angeben.)
21) Silberne Medaille fuͤr denjenigen, der in Frankreich
wenigstens ein Jahr lang eine indische Rubiacea gebaut und in den Handel
gebracht hat, welche irgend einen Vortheil vor dem Krappe hat.
22) Silberne Medaille fuͤr denjenigen, der den Bau des
Quercitronholzes in Frankreich eingefuͤhrt hat, und wenigstens ein Jahr
lang dem Handel ein Product lieferte, welches dem Fabrikanten wohlfeiler zu
stehen kommt.
23) Goldene Medaille fuͤr den Erfinder eines
verbesserten Verfahrens zur Erzeugung des Indigo aus Waid.
(Dieses Product muß sowohl im Preise, als in der Guͤte mit dem
gewoͤhnlichen Indigo wetteifern.)
Ueber diese drei lezten Preise wird im Mai 1840 entschieden.
Mechanische Kuͤnste.
1) Silberne Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber das Spinnen der
Baumwolle von N. 80 bis 180 metrisch, und uͤber
die Operation des Spinnens im Allgemeinen.
2) Goldene Medaille im Werthe von 1000 Franken (Stiftung des HH. J. J. Bourcard), fuͤr die Erfindung einer Maschine zum
Oeffnen und Zupfen der Baumwolle aller Art, ohne daß dieselbe dadurch leidet, und
wodurch sowohl das Klopfen oder Schlagen und das Zupfen mit der Hand, als auch der
sogenannte Klopfzupfer (batteur-éplucheur)
beseitigt werden kann.
3) Silberne Medaille fuͤr ein Verfahren die Halsstuͤke der Feinspindeln
an Mulejennies unbeschadet ihrer vollkommenen Runde zu harten.
4) Bronzene Medaille fuͤr Verfertigung und Absaz neuer Baumwollenzeuge.
(Ueber diese Preise siehe polyt. Journal
Bd. XXX. S. 149; es ist nur das Datum im
neuen Programme geaͤndert.)
5) Silberne Medaille fuͤr eine Abhandlung, worin gezeigt wird, bei welchem
Verhaͤltnisse zwischen der Hoͤhe und dem Durchmesser eines
Schornsteines nicht nur der groͤßte Zug Statt findet, sondern auch am meisten
an Brennmaterial und Baukosten erspart wird.
6) Bronzene Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber den
oͤkonomischen Nuzen bei den rauchverzehrenden oder mit Speisungsapparaten
fuͤr Steinkohlen versehenen Apparaten, nach positiven Erfahrungen und
Beobachtungen.
7) Goldene Medaille fuͤr denjenigen, welcher im Departement des Oberrheins die
erste Niederlage von guten Maschinen zum Zubereiten und Spinnen des Flachses und
Hanfes errichten, und diese Maschine in Aufnahme bringen wird.
8) Silberne Medaille fuͤr die Bestimmung der Verhaͤltnisse, welche man
den Dimensionen der Laufbaͤnder zur Fortpflanzung der Bewegung im
Verhaͤltnisse zur Staͤrke der fortgepflanzten Kraft geben muß.
9) Bronzene Medaille fuͤr die Anwendung des Schnurkraftmessers (Dynanomètre funiculaire) und fuͤr die
Bestimmung der Kraft, welche erforderlich ist, um sowohl die ganze Reihe von
Maschinen in einer Baumwollenspinnerei, als jede einzelne dieser Maschinen
fuͤr sich allein in Bewegung zu sezen.
10) Bronzene Medaille fuͤr denjenigen, der ein dauerhafteres und wohlfeileres
Schiffchen als das gegenwaͤrtig gebraͤuchliche fuͤr die
mechanischen Webestuͤhle erfindet.
11) Silberne Medaille fuͤr denjenigen, welcher in unser Departement die Fabrikation von hohlen,
gehaͤmmerten, kupfernen Walze zum Kattundruk, aͤhnlich den in England
verfertigten, einfuͤhrt.
(Ueber die Preise N. 5 bis 11 vergleiche polytechn. Journal
Bd. XXXIV. S. 64 und Bd. XXXVIII. S. 330.)
Neue Preisaufgaben.
12) Silberne Medaille fuͤr eine Beschreibung des besten
Verfahrens die Hochoͤfen, Krummoͤfen, Reverberiroͤfen und
die großen Herde mit heißer Luft zu speisen.
(Man beginnt nun auch in Frankreich, wie dieß seit laͤngerer Zeit in England,
besonders in den Huͤttenwerken zu Clyde, geschieht, die Verbrennung in den
Hochoͤfen durch Speisung derselben mit solche Luft zu unterhalten, welche bis
auf einen gewissen Grad erhizt worden.
Aus den in England angestellten Versuchen scheint hervorzugehen daß man, wenn man
statt der gewoͤhnlichen kalten Luft, eine Luft anwendet, die vorher in
eigenen Behaͤltern oder Kesseln auf 220° F. (104,4 Centigr.) erhizt
worden, bei einer gegebenen Quantitaͤt Eisen den vierten Theil Brennmaterial
ersparen kann, und daß dabei zugleich der Ertrag an Eisen betraͤchtlich
vermehrt wird.
Es laͤßt sich zwar vermuthen, daß eine hoͤhere Temperatur noch
guͤnstigere Resultate geben wuͤrde, doch fehlt es bisher noch an
Erfahrungen hieruͤber. Fuͤr unser Land, in welchem die großen Kosten
des Brennmaterials die Hauptursache des hohen Preises des franzoͤsischen
Eisens im Vergleiche mit auslaͤndischem sind, waͤre die
Einfuͤhrung eines solchen Verfahrens gewiß von hoͤchster Wichtigkeit.
Die Gesellschaft wird daher, um die Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu lenken,
demjenigen, der die besten, bisher gebraͤuchlichen Speisungsmethoden der
Hochoͤfen, Krummoͤfen etc. mit heißer Luft beschreibt, eine silberne
Medaille ertheilen.
Die Concurrenten muͤssen die Menge und die Geschwindigkeit der Luft, die bei
verschiedenen Temperaturen noͤthig ist, angeben, und die Apparate
beschreiben, deren man sich bedient um die Luft zu erhizen und sie in die
Hochoͤfen und die Herde zu leiten. Sie muͤssen ferner sowohl die
Vortheile, als die Nachtheile, welche dieses Verfahren gewaͤhrt,
auseinandersezen.)
13) Goldene Medaille im Werthe von 500 Franken (Stiftung der
HH. Koechlin, Favre und Waldner), fuͤr die Erfindung einer Maschine, mit
welcher man die Kattune und andere aͤhnliche Stoffe mit Vortheil messen
und zusammenlegen kann.
(Man bedient sich zum Messen und Zusammenfalten der Calicos gewoͤhnlich zweier Nadeln
oder sehr spiziger Haken, bis in Entfernungen von einer Elle von einander an einem
Brette oder in einer Mauer festgemacht sind. An diesen Haken hakt der Arbeiter
abwechselnd den Rand des Stuͤkes, welches gemessen werden soll, ein; und wenn
dieß geschehen ist, so zaͤhlt er um die Zahl der Ellen zu erfahren, die Zahl
der Blaͤtter.
Diese Operation, welche man das Messen nennt, wird vorgenommen, wenn das Stuͤk
aus dem Webestuhle kommt, und dann beinahe bei jedem Handel wiederholt. Sie ist
langwierig, ermuͤdend, und verschiedenen Schwankungen unterworfen, die
vorzuͤglich von der groͤßeren oder geringeren Spannung, die der
Arbeiter dem Zeuge gibt, herruͤhren. Sie hat ferner den Nachtheil, daß die
Zeuge oft Risse bekommen, und dadurch bedeutend an Werth verlieren. Der niedrige
Preis, auf welchen die Calicos herabgesunken sind, machen es um so mehr
wuͤnschenswerth, daß man bei diesem langweiligen Messen der Zeuge an Zeit und
Kosten erspare.
In einigen Fabriken laͤßt man die Zeuge zwischen zwei Walzen durchlaufen, die
sich in bestimmten Zeitraͤumen abwikeln, und welche mittelst eines Zahlers
die Zahl der Ellen eines Stuͤkes angeben. Diese Maschinen falten jedoch die
Zeuge nicht zusammen.
Alle die Versuche, die bisher angestellt wurden, um diese beiden Operationen in einem
einzigen Mechanismus zu verbinden, waren fruchtlos, und doch ist die
Unmoͤglichkeit der Erreichung dieses Zieles nicht dargethan.
Die HH. Koechlin, Favre und Waldner bieten daher eine Summe von 500 Franken an, welche die
Gesellschaft demjenigen zuerkennen wird, der eine, durch irgend eine Triebkraft
getriebene Maschine erbaut oder verfertigt, welche die Calicostuͤke und
andere aͤhnliche Zeuge wenigstens mit eben so vieler Genauigkeit mißt und
zusammenfaltet, als dieß nach der bisherigen Methode der Fall ist, und welche
zugleich weniger Zeitverlust und Kosten veranlaßt.
Es wird uͤbrigens nicht gefordert, daß die Maschine die Zeuge auch auf sich
selbst zusammenfalte, was gegenwaͤrtig auf einem Tische geschieht, nachdem
das Stuͤk von den Haken abgenommen wurde.)
15) Goldene Medaille fuͤr den Verfasser einer
vollstaͤndigen Abhandlung uͤber die Theorie und die Anwendung der
Ventilatoren.
(Unter dem Namen Ventilatoren versteht man sehr verschiedene Apparate, die sich
sowohl nach dem Principe, auf welchem sie beruhen, als nach ihrer Bauart von
einander unterscheiden. Jene Ventilatoren jedoch, von denen hier die Sprache seyn
soll, und auf welche die Gesellschaft vorzuͤglich die Aufmerksamkeit
gerichtet wissen will,
sind sehr einfache Maschinen. Sie bestehen naͤmlich aus mehreren
Flaͤchen oder Fluͤgeln, die so um eine Achse herum angebracht sind,
daß sie, wenn sie in kreisfoͤrmige Bewegung gesezt werden, die Luft
bestaͤndig von der Mitte gegen den Umfang hin treiben. Unter den
gewoͤhnlichen Ventilatoren dieser Art gibt es vorzuͤglich zweierlei
Arten: 1) solche, welche ganz offen sind; und 2) solche, die in ein Gehaͤuse
eingeschlossen sind, welches meistens die Cylinderform hat, und zum Aus- und
Eintritte der Luft mit zwei Oeffnungen versehen ist. Erstere werden
gewoͤhnlich zum Troknen der Ketten der Preßmaschinen (machines à pares) angewendet; leztere hingegen finden eine
allgemeine Anwendung. Man bedient sich derselben vorzuͤglich in den
Spinnmuͤhlen, um den Staub der Baumwollklopfer aus dem Gebaͤude zu
schaffen; an den Puzmuͤhlen, um das Korn zu reinigen, in den Bergwerken zur
Erneuerung der Luft etc. Seit einiger Zeit wendet man sie auch an, um große Herde
mit Luft zu speisen, in dem sie einen sehr starken Luftzug erzeugen. Da nun diese
Benuzung der Ventilatoren eine große Ersparung an Brennmaterial und am Baue der
Schornsteine zu versprechen scheint, und da sich diese Apparate gewiß noch in vielen
anderen Faͤllen mit großem Vortheile anwenden lassen, so ertheilt die
Gesellschaft, um die Aufmerksamkeit auf dieses Instrument, dessen Wirkungen und
Theorie noch nicht hinreichend bekannt sind, zu lenken, demjenigen eine goldene
Medaille, der die beste und vollkommenste Abhandlung uͤber die Ventilatoren
der angegebenen Art einliefert.
Die Theorie muß in dieser Abhandlung deutlich und bestimmt auseinandergesezt, und so
viel als moͤglich auf Erfahrungen gestuͤzt seyn. Eben so
muͤssen die Formen, Dimensionen, Oeffnungen, so wie die geeignetsten
Stellungen dieser lezteren angegeben werden.
Die Zahl, die Art, die Geschwindigkeit und die Stellung der Fluͤgel bringen in
Hinsicht auf die Staͤrke der angewendeten Triebkraft und auf die Baukosten
die groͤßte Wirkung hervor.
Der Abhandlung muß endlich noch ein Modell oder wenigstens eine Zeichnung jenes
Ventilators beigefuͤgt werden, den man als den vollkommensten erkannt
hat.
16) Silberne Medaille fuͤr die Erfindung eines
Instrumentes, mit welchem sich die Geschwindigkeit der Luft mit Genauigkeit
messen laͤßt.
(Bei einer Menge von Operationen, wie z.B. bei den Versuchen uͤber das Heizen
und Luͤften großer Gebaͤude und Anstalten, uͤber das Ziehen der
Kamine etc., waͤre ein Instrument, mit welchem sich die Geschwindigkeit der
Luft auf eine einfache und genaue Weise messen ließe, von groͤßter
Wichtigkeit, Ein solches Instrument existirt aber bisher entweder noch gar nicht, oder es ist nur sehr
wenig bekannt und verbreitet. Gewoͤhnlich bedient man sich zum Messen der
Geschwindigkeit der Luft der Roͤhre von Piteau, oder verschiedener leichter
Koͤrper, wie z.B. der Federn, der Baumwolle, des Rußes etc.; weder die eine,
noch die andere Methode ist jedoch genau. Bei erstem dient der Unterschied im
Niveau, welcher in zwei Armen eines umgekehrten, mit Alkohol oder Wasser
gefuͤllten Hebers Statt findet, zur Berechnung der Geschwindigkeit. Da jedoch
die specifische Schwere des Alkohols oder des Wassers 700–800 Mal
groͤßer ist, als jene der Luft, so folgt hieraus, daß der geringste Fehler in
der Beobachtung bedeutend seyn wird, indem er mit 700–800 multiplicirt werden
muß. – Was die zweite Methode, die leichten Koͤrper, betrifft, so kann
dieselbe erstens nur in einem Raͤume von einer gewissen Groͤße
angewendet werden, indem die Schwere doch immer einen gewissen Einfluß auf diese
Koͤrper ausuͤbt. 2) sind bei dieser Methode die Anfangs- und
die End-Punkte nur sehr schwer mit einiger Genauigkeit zu bestimmen.
ES wurden ferner zur Bestimmung der Geschwindigkeit der Luft Instrumente mit
Fluͤgeln, denen aͤhnlich, deren man sich zum Messen der
Stroͤmung des Wassers bedient, vorgeschlagen; allein diese Instrumente lassen
sich nur schwer so empfindlich verfertigen, als daß die Reibung nicht oͤfter,
und besonders bei den niedrigeren und hoͤheren Graden von Geschwindigkeit,
bedeutende Unterschiede veranlassen muͤßte.
Die Gesellschaft wird daher, uͤberzeugt von dem Nuzen eines solchen
Instrumentes, demjenigen eine silberne Medaille ertheilen, welcher ein Instrument
bekannt macht, mit welchem man die Geschwindigkeiten der Luft von 1 bis zu 50 Fuß
per Secunde genau messen kann, und welches sich bei
allen Temperaturen, von den niedrigsten an bis zu 600° Centigr. anwenden
laͤßt. Die Anwendung dieses Instrumentes muß ferner leicht seyn, es darf
nicht leicht in Unordnung gerathen, und muß sich allen Luftstroͤmen, welches
auch ihre Richtung seyn mag, anpassen.
Naturgeschichte und Landwirthschaft.
1) Bronzene Medaille fuͤr eine neue Anwendung der Natur-Producte des
Departements.
2) Bronzene Medaille fuͤr eine geognostische und mineralogische Beschreibung
eines Theiles des Departements.
3) Bronzene Medaille fuͤr Entdekung neuer nuzbarer Minen in diesem
Departement.
(Vergleiche Polyt. Journal
Bd. XXXVIII. S. 329.)
Neue Preisaufgaben.
4) Silberne Medaille oder deren Werth, 30 Franken, fuͤr
denjenigen, der bis zum December 1834 die groͤßte Menge
Maulbeerbaͤume, wenigstens uͤber 20 Stuͤke, gepflanzt
hat.
5) Vier bronzene Medaillen fuͤr diejenigen, die am
meisten Maulbeerbaͤume uͤber die Zahl 50 hinaus gepflanzt
haben.
6) Silberne Medaille oder deren Werth fuͤr denjenigen,
der die groͤßte, uͤber 50 Pfunde betragende, Menge Cocons gezogen
hat.
7) Vier bronzene Medaillen fuͤr diejenigen, deren Ernte
sich am hoͤchsten uͤber 20 Pfunde Cocons belaͤuft.
(Der Bericht, den Hr. Riester zur Motivirung dieser Preise
erstattete, lautet im Auszuge folgender Maßen.
Aus den mehr als 200jaͤhrigen Versuchen, die in Deutschland, England und
selbst in Schweden angestellt wurden, geht hervor, daß der weiße Maulbeerbaum bis
zum 52sten Grade noͤrdlicher Breite gezogen werden kann. Eben so
gluͤklich waren die Resultate der Versuche die man in England, Belgien,
Preußen, Bayern, Baden und der Schweiz mit der Seidenraupenzucht selbst anstellte.
Wahrscheinlich ist die Zeit nicht mehr ferne, in welcher diese Staaten ihren Bedarf
an Seide selbst erzeugen werden. Soll Frankreich, dessen Klima und Boden sich weit
besser zur Seidenzucht eignet, als jenes der angefuͤhrten Staaten, hinter
diesen zuruͤkbleiben? Es steht zu hoffen daß die Fortschritte unserer
Nachbarn, die uns in diesem Zweige zu uͤberfluͤgeln drohen, die
Regierung veranlassen werden, die Anpflanzung der Maulbeerbaͤume und die
Zucht der Seidenraupen so viel wie moͤglich zu beguͤnstigen, um
Frankreich die Superioritaͤt in der Seidenfabrikation bleibend zu sichern.
Die Gesellschaft hat beschloßen auch das Ihrige dazu beizutragen, und da
fortzufahren, wo die Société
d'émulation zu Colmar im J. 1809 stehen blieb. Diese Gesellschaft
besaß damals 60,000 junge Maulbeerbaumstamme, die sie auf den unbebauten
Gemeindegruͤnde pflanzen lassen wollte; die Kriegsereignisse zernichteten
jedoch die Gesellschaft und alle ihre 60,000 Baͤumchen! Ohne diese Ereignisse
wuͤrden wir jezt 600,000 Maulbeerbaͤume haben, und damit
jaͤhrlich 2,137,500 Pfunde Cocons ziehen koͤnnen, die einen
jaͤhrlichen Ertrag von 4 Millionen Franken geben wuͤrden.
Alle Zweifel, die noch daruͤber erhoben werden konnten, ob sich bei uns eine
gute Seide ziehen lasse, sind durch die Resultate, die die HH. de Boecklin zu Kientzheim, Foltzer zu Fagolzheim und Fournet zu Colmar
erhielten, gehoben; ja der beruͤhmte Bonafous, der
Verfasser des besten Werkes uͤber die Cultur des Maulbeerbaumes, versicherte
Hrn. Hout zu Mannheim, daß die von ihm gezogene Seide
eben so schoͤn und so nervig sey, als jene, die in manchen suͤdlichen
Gegenden erzielt wird.
Die Gesellschaft hat gegenwaͤrtig auf dem Terrain, welches ihr Hr. Koechlin-Schouch uͤberließ, einen Vierling
Maulbeerbaumsamen ausgebaut; sie wird mehrere Jahre hinter einander mit diesem
Ausbauen fortfahren, und hofft auf diese Weise binnen 3 bis 4 Jahren
jaͤhrlich 20,000 Stuͤke Maulbeerbaum – Stammchen abgeben zu
koͤnnen. Sie wird uͤbrigens, um auch diese Zwischenzeit zu benuzen,
noch dieses Jahr aus noͤrdlicheren und suͤdlicheren Gegenden
Maulbeerbaumsamen und Staͤmme kommen lassen, und naͤchstes Jahr
Seidenraupen-Eier zugleich mit einer populaͤren Instruction
uͤber die Art und Weise die Maulbeerbaͤume sowohl als die Seidenraupen
zu ziehen, unentgeldlich vertheilen lassen. Die Gesellschaft macht sich ferner
anheischig alle die im Departement erzielten Cocons im laufenden Preise anzukaufen,
wenn es verlangt wird.)
8) Goldene Medaille im Werthe von 300 Franken (Stiftung der HH.
Meyer-Dollfuß und Zuber-Karth) fuͤr ein leicht anwendbares,
wohlfeiles und sicheres Mittel die Erdaͤpfel vor dem Auswachsen zu
schuͤzen, und sie wenigstens ein Jahr lang gut und genießbar zu
erhalten.
(Der motivirte Bericht, welchen Hr. Penot uͤber
diese von Hrn. Dr. Weber vorgeschlagene Preisaufgabe
erstattete, lautet, wie folgt.
„Die Erdaͤpfel werden wahrscheinlich eines Tages in ganz Europa das
Hauptnahrungsmittel der niedrigeren Classe werden; in einigen Gegenden ist dieß
sogar jezt schon der Fall. Den HH. Payen und Chevallier zu Folge erzeugt eine mit
Erdaͤpfeln bestellte Hectare Landes 5119 Kilogr. trokenen Nahrungsstoff,
waͤhrend eine gleiche, mit Getreide bebaute Streke Landes nur den vierten
Theil hiervon, naͤmlich 1200 Kilogr. gibt. Nimmt man nun hiezu noch, daß
das Gedeihen der Erdaͤpfel nicht gar so vielen Zufaͤllen ausgesezt
ist, wie Ms des Getreides, so wird, wenn der Erdaͤpfelbau ein Mal die
gehoͤrige Ausdehnung gewonnen hat, nicht leicht mehr eine Hungersnoth
moͤglich seyn. Das Getreide hat uͤbrigens vor den
Erdaͤpfeln den unschaͤzbaren Vortheil voraus, daß es leichter und
laͤnger aufzubewahren ist, waͤhrend die Erdapfel theils durch das
Frieren, theils durch das Auswachsen außerordentlich leiden. Man hat schon seit
laͤngerer Zeit auf Mittel gedacht, wodurch sich diesen beiden Nachtheilen
abhelfen ließe; man hat auch schon in mehreren Journalen und Abhandlungen
allerlei Methoden hiezu vorgeschlagen; allein die meisten derselben wurden nur
wenig bekannt, sey es, daß sie keine weitere Verbreitung verdienten, sey es, daß
sie nicht zur Kenntniß derjenigen kamen, fuͤr die sie das meiste
Interesse gehabt haben wuͤrden. Wir wollen einige dieser Methoden hier
anfuͤhren.
Das gewoͤhnliche und hier zu Lande allgemein uͤbliche Verfahren besteht
darin, daß man die Erdapfel den Winter uͤber im Keller auf, bewahrt, im
Fruͤhjahre hingegen auf den Boden schafft.
Nach Hrn. Bonnet soll man die Erdapfel in trokne Fasset
bringen, deren Boden man zuerst herausnimmt und dann so sorgfaͤltig wieder
einsezt, als sollte eine Fluͤssigkeit in demselben aufbewahrt werden. Diese
Faͤsser muͤssen in einen frostfreien Keller gebracht werden.
Parmentier raͤth, die Knollen einige Zeit
uͤber in siedendes Wasser zu bringen, sie dann abzuschaͤlen, in
Schnitten zu schneiden, und diese Schnitten zu troknen und an einen troknen Orte
aufzubewahren.
Graf Lasteyrie, dessen Namen man uͤberall trifft,
wo es sich um etwas allgemein Nuͤzliches handelt, hat mehrere Versuche
angestellt, um auszumitteln, in welcher Tiefe unter der Erde die Erdaͤpfel zu
vegetiren aufhoͤren. Er fand, daß wenn dieselben einen Fuß tief unter der
Erde liegen, im Fruͤhlinge Triebe uͤber der Erde zum Vorschein kommen;
daß bei einer Tiefe von 2 Fuß diese Triebe erst gegen Mitte des Sommers sichtbar
werden; daß diese Triebe bei einer Tiefe von drei Fuß nur eine sehr geringe
Laͤnge erreichen, und daß die Erdaͤpfel endlich bei einer Tiefe von 3
Fuß 6 Zoll gar nicht treiben. Graf Lasteyrie sagt (im Journal des connaissances usuelles T. VI. S. 129), daß
er mehrere Haufen Erdaͤpfel in einem Garten 3 Fuß tief unter die Erde
vergraben ließ, und daß diese Erdaͤpfel nach 1 und 2 Jahren gar nicht
getrieben, und weder ihre Frische, noch ihre Festigkeit, noch ihre Guͤte,
noch ihren urspruͤnglichen Geschmak verloren hatten.
So wichtig es ist die Erdaͤpfel in einem guten und gesunden Zustande erhalten
zu koͤnnen, eben so wichtig duͤrfte es vielleicht seyn, fuͤr
die gefrornen Erdaͤpfel auch noch eine nuͤzliche Anwendung ausfindig
zu machen. Hr. Versepuy, Apotheker zu Riom, raͤth
die gefrornen und weich gewordenen Erdaͤpfel zu zerquetschen; sie mit Wasser
anzuruͤhren und auf ein Sieb zu bringen. Das Wasser und das Staͤrkmehl fließen
durch das Sieb, waͤhrend das Mark, welches noch weiter ausgewaschen wird, auf
dem Siebe zuruͤkbleibt. Das Staͤrkmehl gibt eine sehr gesunde Nahrung,
das Mark hingegen wird an das Vieh verfuͤttert.)
Staatswirthschaft und oͤffentlicher
Unterricht.
1) Goldene Medaille fuͤr jene Abhandlung, welche die
Vortheile und die Nachtheile der Banken, die gegenwaͤrtig in England, in
den Vereinigten Staaten und in Frankreich existiren, am Besten
erlaͤutert, und in welcher ein Banksystem angegeben wird, welchem nicht
nur die groͤßte Festigkeit und Sicherheit, sondern auch fuͤr den
Akerbau, die Industrie und den Handel die meisten Huͤlfsquellen
gewaͤhrt.
(Der motivirte Bericht des Hrn. Ch. Kestner-Rigau
uͤber diese Preisaufgabe enthaͤlt im Wesentlichen Folgendes.
Der Zwek des Credites liegt darin, der producirenden Classe die Instrumente ihrer
Arbeit in die Haͤnde zu legen; er ist der große Hebel der Industrie; durch
ihn allein wurden Venedig, Genua und Holland das, was sie waren; durch seine
Huͤlfe sind der Handel und die Industrie in neueren Zeiten auf einen Punkt
gelangt, fuͤr den man in der Geschichte keiner Zeit ein aͤhnliches
Beispiel findet. Dessen ungeachtet gelangen wir aber immer mehr und mehr zu der
Ueberzeugung, daß die heut zu Tage gebraͤuchlichen Creditmittel nichts
weniger als mit den Fortschritten der Industrie im Verhaͤltnisse stehen.
Die Generalbanken werden von den Capitalisten lediglich von dem Gesichtspunkte des
Interesse's aus errichtet und geleitet. Ihre den großen Banquiers geoͤffneten
Cassen dienen zwar, obschon indirect, zum Discontiren der Anweisungen der
Fabrikanten; allein sie schließen sich ihnen augenbliklich, so wie politische
Ereignisse oder commercielle Krisen das Gleichgewicht der Production auch nur etwas
stiren, so daß diese Katastrophen auf diese Weise durch die Banken nur noch
unheilvoller gemacht werden.
Die Specialbanken erleichtern zwar die Industrie auch voruͤbergehend, indem
sie ihr Capitalien zuwenden; allein sie sind von den Producenten entfernt, und
koͤnnen folglich, weder deren Faͤhigkeiten noch deren Vermoͤgen
gehoͤrig schaͤzen. Aus diesem Grunde steken sie oft aus Zufall oder
aus Blindheit, große Capitalien in Industriezweige, die kein Vertrauen verdienen;
auf diese Weise erzeugen sie oft in manchen Orten ein Uebermaß von Produktion,
welches nothwendig Erschuͤtterungen herbeifuͤhren muß, unter denen sie selbst zu Grunde
gehen. Die Fallimente dieser Banken haben, aus welcher Ursache sie auch entstanden
seyn moͤgen, immer nachtheilige Folgen, die selbst fuͤr ganze Gegenden
verderblich werden koͤnnen.
Die Credit-Documente, mittelst welcher die Fabrikanten Capitalien erhalten,
sind eben so fehlerhaft, als die Einrichtungen der Banken.
Die Anweisungen, die Acceptationen, die Wechsel, die Verpflichtungen aller Art
bewirken, daß der Schuldner keine Operation unternehmen kann, welche Zeit erfordert,
ohne daß er fuͤrchten muß, die Mittel zu verlieren, auf die er
gezaͤhlt hatte. Darunter leidet die Sicherheit der Vertrage, die Festigkeit
der industriellen Unternehmungen wird unmoͤglich, und zugleich mit ihnen
verschwindet alle Wohlfahrt. Die haͤufige Erneuerung der Verschreibungen, die
der Arbeiter gezwungen ist bei dem Capitalisten auszuwirken, hat uͤberdieß
den Nachthell, daß die Interessen immer hoch stehen bleiben.
Die Bankbillete eignen sich, obwohl sie weit nuͤzlicher sind als alle
individuellen Verpflichtungen, ihrer Natur nach doch nur fuͤr wenige
Faͤlle. Sie tragen kein Interesse, bieten kein Mittel zur Unterbringung von
Capitalien dar, und spielen daher nur die Rolle des Geldes. In Laͤndern, in
denen es eine große Menge von Banken gibt, erzeugt die Verschiedenheit ihrer Billete
noch neue große Nachtheile, unter denen die Leichtigkeit dieselben zu
verfaͤlschen nicht zu den geringsten gehoͤrt.
Um ein Credit-System zu gruͤnden, welches mit der Zukunft unserer
Industrie harmonirt, muͤssen unsere Geseze nothwendig große
Veraͤnderungen erleiden; denn unsere gegenwaͤrtigen Geseze hindern
sogar den groͤßten Theil der Fabrikanten am freien und Nuzen schaffenden
Genuͤsse jener Credit-Mittel, die gegenwaͤrtig im Gebrauche
sind. Viele tiefe Denker Hasen sich schon mit diesen Reformen befaßt.
Man hat die Mobilisirung des Bodens und eine vollkommene Umaͤnderung unseres
Hypothekensystemes als unumgaͤnglich nothwendig bezeichnet.
Eine der wichtigsten Aufgaben unseres Zeitalters ist es eine Gesezgebung zu
gruͤnden, welche die Vertheilung der Capitalien oder besser die Vertheilung
der Arbeits-Instrumente unter alle industriellen Classen unter den
moͤglich besten Bedingungen beguͤnstigt.
Die Gesellschaft wuͤnscht die Aufmerksamkeit des gesammten Publicums auf
diesen so hoͤchst wichtigen Punkt zu lenken und wird daher in ihrer Maisizung
im J. 1833 fuͤr die beste Abhandlung, die ihr uͤber den
erwaͤhnten Gegenstand zukommt, eine goldene Medaille ertheilen.)
2) Goldene Medaille fuͤr den Verfasser des besten Planes
zur Organisation von Gewerbs- oder industriellen Schulen.
(Dieser Preis wurde auf den Bericht des Hrn. Verny,
Vorstandes des Collegiums zu Muͤlhausen vorgeschlagen. Das Programm lautet im
Wesentlichen, wie folgt.
Die Mehrzahl der Menschen ist unstreitig zu industriellen Arbeiten bestimmt. Man muß
aber unter Industrie nicht bloß die eigentlichen Fabrikarbeiten, sondern alle
Arbeiten verstehen, durch welche die Natur zu Gunsten der Menschen ausgebeutet wird;
so daß folglich sowohl der Akerbau, der die Arbeit der
Natur leitet, unterstuͤzt, und deren Producte sammelt, als das Manufactur- oder das Fabrikwesen, welches die
Naturproducte umwandelt, und ihnen neue Formen und neuen Nuzen gibt, und der Handel,
der die Fruͤchte der beiden vorhergehenden Zweige nach Beduͤrfniß der
einzelnen Orte verbreitet, darunter verstanden werden muͤssen.
Man beklagt sich in Frankreich, so wie anderwaͤrts, allgemein, daß bei dem
Systeme der oͤffentlichen Schulen nirgendwo auf die zukuͤnftigen
Repraͤsentanten der Industrie, d.h. auf die Mehrzahl der Nation
Ruͤksicht genommen ist, und verlangt daher uͤberall die Errichtung von
Industrieschulen. Es wurden auch wirklich bereits mehrere Schulen dieser Art
gegruͤndet, bei denen man jedoch mehrere Fundamental-Unterschiede
wahrnehmen kann: zum deutlichen Beweise, daß man bei deren Organisation nicht von
einem und demselben Gesichtspunkte ausging, und daß man nichts weniger als
daruͤber einig ist, was man unter dem Ausdruke Industrieschule denn
eigentlich verstehen soll.
Die Gesellschaft glaubt daher, daß es von einigem Nuzen seyn duͤrfte, wenn sie
eine gruͤndliche Discussion aller Fragen uͤber die Errichtung von
Industrieschulen in Anregung brachte, und wird daher in ihrer Maisizung vom J. 1833
dem Verfasser des besten Planes zur Errichtung solcher Schulen eine goldene Medaille
ertheilen.
Ohne die Freiheit der Concurrenten in Hinsicht auf die Art diesen Gegenstand zu
bearbeiten, auch nur im Geringsten begraͤnzen zu wollen, und ohne sich
anzumaßen, ihnen die zahlreichen Fragen andeuten zu wollen, um die es sich hier
handelt, ersucht die Gesellschaft dieselben, ihre Aufmerksamkeit auf folgende Punkte
zu richten:
1) Welche Motive sprechen bei dem gegenwaͤrtigen Zustande des Unterrichtes in
Frankreich vorzuͤglich zu Gunsten der Errichtung von Industrieschulen?
2) Sollen die Industrieschulen, die uͤber dem Primaͤr- oder
Elementar-Unterrichte stehen, die moralische und intellectuelle Entwikelung,
die die Menschen in lezteren erhalten, weiter ausdehnen, oder sollen sie ihren
Zoͤglingen bloß jene Kenntnisse einpraͤgen, deren sie
beduͤrfen, um diesen oder jenen bestimmten Industriezweig gehoͤrig
ausuͤben zu koͤnnen?
3) Auf welchem Punkte soll das Specialstudium in diesem lezten Falle stehen bleiben?
Soll man bloß die allgemeinen, fuͤr alle Industriezweige, den Akerbau und den
Handel gleich noͤthigen Gegenstaͤnde lehren, oder soll der Unterricht
noch weiter specialisirt werden, oder sollen die Industrieschulen, je nach den
oͤrtlichen Verhaͤltnissen, bloß Oekonomie-, Fabrik- oder
Handels-Schulen seyn? Uni wie will man in diesem Falle dem Interesse der
Majoritaͤt Genuͤge leisten, ohne die Beduͤrfnisse und die
Rechte der Minoritaͤt zu beeintraͤchtigen?
4) Soll man bei der Einrichtung und dem Studienplane der Industrieschulen bloß auf
die Masse jener Kinder Ruͤksicht nehmen, die ihren Studien nur wenig Zeit
widmen koͤnnen, die ihre Kraͤfte benuzen, und so fruͤh als
moͤglich ihr Brod verdienen wollen, die mit 15 Jahren und darunter auf das
Feld, in die Fabriken und Werkstaͤtten oder Magazine und Comptoirs geschikt
werden muͤssen, und mit deren Unterricht man sich daher so viel als
moͤglich beeilen muß, um sie wenigstens mit den noͤthigsten
praktischen Kenntnissen auszustatten? Oder soll man auch auf jene Ruͤksicht
nehmen, die dazu bestimmt sind, einst einen hoͤheren Rang einzunehmen, die
einst die Vorstaͤnde einer Oekonomie, einer Fabrik, eines Handlungshauses
werden sollen, die ihre ganze Jugend den Studien widmen koͤnnen, und denen
ihre Zukunft selbst vorschreibt, vollkommenere und tiefere Studien zu machen, um zu
einer hoͤheren und ausgedehnteren, intellectuellen Entwikelung zu gelangen?
Kann diesen beiden Classen von Zoͤglingen durch einen und denselben
Studienplan entsprochen werden, oder bedarf es fuͤr jede derselben einer
eigenen Anstalt?
Bemerkung. Auch deutsch geschriebene Abhandlungen werden
zur Preisbewerbung zugelassen.
Verschiedene Preisaufgaben.
1) Bronzene Medaille fuͤr eine wichtige, in irgend einem Zweige der Industrie
oder der Landwirthschaft des Departements des Ober-Rheines
eingefuͤhrte Verbesserung.
2) Bronzene Medaille fuͤr Einfuͤhrung irgend eines neuen
Industriezweiges im Departement.
3) Bronzene Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber jene
Industriezweige, welche sich im Departement verbessern oder einfuͤhren
lassen.
Die Preise werden in den General-Versammlungen, die im Monate Mai der Jahre
1833, 1835 und 1840 Start finden, zuerkannt werden. Die Einsendung der Abhandlungen,
Zeichnungen, Muster, Modelle, Zeugnisse etc. muß vor dem 15. Maͤrz 1833, 1835
und 1840 an den Praͤsidenten der Société
industrielle de Mulhausen geschehen.