Titel: | Weitere Versuche mit einem neuen Registerpyrometer zum Messen der Ausdehnung fester Körper. Von Hrn. Friedrich Daniell Esq., F. R. S., Professor der Chemie am Kings College zu London. |
Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. XLI., S. 175 |
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XLI.
Weitere Versuche mit einem neuen
Registerpyrometer zum Messen der Ausdehnung fester Koͤrper. Von Hrn. Friedrich Daniell Esq., F.
R. S., Professor der Chemie am Kings College zu London.
Aus dem Edinburgh Philosophical Magazine and Journal of
Science Nr. 3. September 1832, S. 197.Das Philosophical Magazine
entlehnte diesen wichtigen Aufsaz aus dem so eben erschienenen 2ten Bande der Philosophical Transactions fuͤr das Jahr 1831.
Die fruͤheren Versuche des Hrn. Daniell und die Beschreibung und
Abbildung seines neuen Pyrometers haben wir im Polyt.
Journal
Bd. XLIII. S. 189 mitgetheilt.A. d. R.
Daniell, Versuche mit einem neuen Registerpyrometer.
Ich habe in meinem fruͤheren Aufsaze uͤber meinen neuen
Registerpyrometer, der das Gluͤk hatte in das Philosophical Magazine fuͤr das Jahr 1830 aufgenommen zu werden,
die Hoffnung geaͤußert, der Gesellschaft spaͤter die Resultate einiger
weiterer Versuche uͤber die Ausdehnung der Metalle bis zu ihrem Schmelzpunkte
vorlegen zu koͤnnen, und will nun diesem Versprechen nachkommen.
Meine fruͤheren Beobachtungen uͤber die Ausdehnung waren
hauptsaͤchlich dahin gerichtet zu beweisen, welchen Grad von Vertrauen man in
das neue Instrument, als Waͤrmemesser, sezen kann. Ich war hiebei, wie ich
glaube, so gluͤklich zu zeigen, daß die Messungen mit meinem Instrumente so genau mit
jenen uͤbereinstimmten, welche die besten Experimentatoren lange vorher mit
verschiedenen Metallen bei dem Siedepunkte des Wassers erhielten, daß uͤber
die Genauigkeit meines Instrumentes kein Zweifel obwalten kann. Die Begleichung auf
welche ich mich hiebei am meisten stuͤzte, war jene mit den Versuchen, welche
die HH. Dulong und Petit
uͤber die Ausdehnung der Platinna und des Eisens bei der Temperatur von
572° F. anstellten. Da dieß jedoch ein Punkt von groͤßter Wichtigkeit
ist, so will ich denselben auch noch durch eine Vergleichung mit den Resultaten,
welche die naͤmlichen Physiker mit dem Kupfer, dem einzigen Metalle, auf
welches sie ihre Versuche noch ausdehnten, erhielten, zu erhaͤrten
suchen.
Vorher erlaube ich mir jedoch noch, einige Versuche vorzutragen, die ich anstellte um
Register von gleichfoͤrmiger Zusammensezung zu erhalten, um auf diese Weise
der Muͤhe uͤberhoben zu seyn, fuͤr jeden einzelnen Fall das
Verhaͤltniß der Ausdehnung zu bestimmen.
Drei und zwanzigster Versuch. Ich bediente mich zu diesem
Versuch einer Wedgwood'schen Waare, von welcher ich mir einige sorgfaͤltig
verfertigte und stark gebrannte Staͤbe verschaffte. Die Ausdehnung dieser
Staͤbe zeigte sich genau der Ausdehnung der Platinna gleich, so daß, wenn ich
das Register in siedendes Queksilber untertauchte, der Zeiger durchaus keine
Ortsveraͤnderung andeutete. Nahm ich hingegen einen Eisenstab, so betrug der
gemessene Bogen 1°7'.
Mit Graphit gab dieselbe Ausdehnung eine
Messung von
2°
49';
und zieht man hievon die Ausdehnung der
Platinna im Graphit mit
1
45
–––––––
ab, so erhaͤlt man
1°
4',
was zur Bestaͤttigung des ersten Resultates
hinreicht.
Vier und zwanzigster Versuch. Meinen naͤchsten
Versuch stellte ich mit Graphitregistern an, die aus verschiedenen und bekannten
Gemengen Graphit und Stourbridge-Thon bestanden. Mit 4/5 Graphit und 1/3 Thon
erhielt ich ein Gemeng, welches zu zart war; allein mit 3/4 von ersterem und 1/4 von
lezterem erhielt ich ein Gemeng, welches eine Waare von ebenem und feinem
Gefuͤge gab, dessen Ausdehnung sehr gleich war und die Ausdehnung jener
Gemenge, die ich fruͤher probirt hatte, nicht im Geringsten
uͤberstieg.
Drei verschiedene Register dieser Art gaben mir folgende Messungen der Ausdehnung
eines Platinnastabes bei dem Siedepunkte des Queksilbers.
1° 45' 1° 42' 1° 38'
Ein viertes aͤhnliches Register gab mir fuͤr die Ausdehnung eines
Eisenstabes bei demselben Hizgrade einen Bogen von 2° 42', der ein Aequivalent fuͤr 1° 40' eines Platinnastabes ist. Man kann daher fuͤr
alle gewoͤhnlichen Zweke ohne Gefahr eines wesentlichen Fehlers in den
Endresultaten die mittlere Ausdehnung zu 1° 42'
annehmen. In Faͤllen, in denen die groͤßte Genauigkeit noͤthig
ist, ist es jedoch besser, wenn man die Ausdehnung eines jeden Registers durch einen
eigenen Versuch bestimmt.
Fuͤnf und zwanzigster Versuch. Ein Kupferstab
wurde in eines der Register gebracht, und dann auf die fruͤher beschriebene
Weise siedendem Queksilber ausgesezt. Der an der Scala gemessene Bogen betrug
4° 10', was einer Ausdehnung von 0,03633 gleich
ist.
Dieses Resultat will ich nun mit der Bestimmung der HH. Dulong und Petit vergleichen, so wie ich es
fruͤher bei der Ausdehnung der Platinna und des Eisens that.
Ausdehnung des Kupfers.
Laͤnge des Stabes.
Von 32° bis
212° = 0,0017182 × 6,5
=
0,01116830
Von 392° bis 572° = 0,0018832
× 6,5
=
0,01224080
––––––––––
0,02340910
Von 212° bis 392° = dem
Mittel des Obigen
=
0,01170455
––––––––––
Total-Ausdehnung von 32° bis
572
=
0,03511365
Dazu rechne man fuͤr die Ausdehnung
von 572° bis 660°, die Temperatur des siedenden
Queksilbers, nach dem hoͤchsten Verhaͤltnisse berechnet:
180° : 0,0018832 = 88° : 0,00920675
=
0,00920675
––––––––––
0,04432040
Davon ziehe man die Ausdehnung fuͤr
32° ab, da der Versuch mit dem Pyrometer bei 64°
begann
=
0,00305457
––––––––––
Nach dem niedrigsten Verhaͤltnisse
berechnet: 180° : 0,0017182 = 32° : 0,00305457
Wirkliche Ausdehnung des Stabes nach Dulong
und Petit
=
0,04126583
––––––––––
Wenn man von der auf diese Weise
erhaltenen, wirklichen Ausdehnung von
0,04126
die scheinbare durch den Pyrometer
erhalteneAusdehnung von
0,03633
–––––––
abzieht, so erhaͤlt man als
Rest
0,00493
womit die Ausdehnung des Graphits gegeben ist.
Hiedurch erhaͤlt man als Ausdehnung einer Graphitstange von 6,5 Zoll,
bei 64° bis 660°
mit einem Platinnastabe
0,00421
mit einem Eisenstabe
0,00457
mit einem Kupferstabe
0,00493
–––––––
Mittlerer Durchschnitt
0,00457
wobei die aͤußersten Resultate nicht um 0,0004 Zoll
oder um 1/14 von dem Ganzen abweichen.
Bringt man den großen Unterschied, welcher zwischen der Total-Ausdehnung
dieser drei Metalle Statt findet, so wie die Unterschiede zwischen den
Verhaͤltnissen von deren Zunahme und der Zunahme der Temperatur in Anschlag,
so glaube ich, daß ein so genaues Zusammentreffen einen vollkommen schlagenden
Beweis fuͤr die Genauigkeit des Pyrometers geben duͤrfte.
Ich halte es nicht fuͤr noͤthig, die Gesellschaft noch mit den Details
der Versuche, durch welche ich die Ausdehnung verschiedener anderer Metalle beim
Siedepunkte des Queksilbers bestimmte, zu belaͤstigen; es mag
genuͤgen, wenn ich die Resultate derselben in einer Tabelle vorlege. Ich
glaubte, daß die Bestimmung der Total-Ausdehnung bis zu den Schmelzpunkten
ein viel hoͤheres Interesse gewaͤhren wuͤrde, wenn man vorher
die Ausdehnung eines jeden einzelnen beim Siedepunkte des Wassers und des
Queksilbers bestimmte, um jede Abweichung in den Verhaͤltnissen der
Ausdehnung zwischen diesen beiden Punkten entdeken zu koͤnnen. Ich muß jedoch
vorher einige Bemerkungen uͤber die allgemeine Methode, welche ich zur
genauen Bestimmung des ersteren annahm, vorausschiken.
Sechs und zwanzigster Versuch. Nach der Ausdehnung des
Pyrometers bei niedrigeren Hizgraden schließend, erwartete ich, daß der Zeiger durch
die progressive Ausdehnung irgend eines Metallstabes so lange vorwaͤrts
getrieben werden wuͤrde, bis sich der Cohaͤsions-Zustand des
Metalles verminderte, und bis dasselbe zu schmelzen begoͤnne, so daß ich
folglich auf diese Weise ein Register von der groͤßten Ausdehnung erhielte.
Allein hiebei zeigte sich eine große Schwierigkeit, und diese bestand darin, die
Hize so gleichmaͤßig einwirken zu lassen, daß kein einzelner Theil vor einem
anderen schmelzen koͤnnte, sondern daß sie saͤmmtlich zugleich
schmelzen muͤßten. Ich nahm jedoch zulezt zur sicheren Erreichung dieses
Zwekes folgende Methode
an, die mir auch, wie sich durch Versuche zeigte, vollkommen entsprach. In dem
Laboratorium der Royal Institution befindet sich ein
vortrefflicher Windofen, von welchem ein seitlicher, horizontaler Feuerzug
auslaͤuft, durch den man die Flamme mit jedem beliebigen oder erforderlichen
Grade von Kraft treiben kann. In diesen Feuerzug oͤffnen sich zwei
Muffel-Oeffnungen, durch welche man das Innere vollkommen zu sehen und zu
leiten im Stande ist. Bei der Gleichheit des Zuges, der durch ein Register regulirt
wird, und bei gehoͤriger Unterhaltung des Brennmateriales in dem
Koͤrper des Ofens, kann man diese ganze Kammer in einer bestaͤndigen
Roth- oder Weiß-Gluͤhhize erhalten.
Die Register des Pyrometers zu diesem Versuche bereitete ich nun so zu, daß ich in
deren hintere Seiten drei Loͤcher bohrte, welche mit den Furchen oder
Aushoͤhlungen, in die die Metallstaͤbe gebracht werden, communicirten.
Eines dieser Loͤcher brachte ich in der Mitte und die beiden uͤbrigen
an den beiden Enden an. Diese Einrichtung traf ich, um dem geschmolzenen Metalle
einen Abfluß zu gestatten, und um durch die Zeit, zu welcher das Metall bei den
verschiedenen Oeffnungen ausfloß, eine Art von Kriterium fuͤr die Gleichheit
der Hize zu erhalten. Nachdem nun der Metallstab auf geeignete Weise in das Register
gebracht worden, wurde dieses sorgfaͤltig in die heiße Luftkammer gesezt, und
zwar in horizontaler Richtung und so, daß es an beiden Enden von einem kleinen
Stuͤke Bakstein getragen wurde. Die Entfernung desselben von dem
Brennmateriale richtete sich nach dem groͤßeren oder geringeren, zum
Schmelzen erforderlichen Hizgrade. Nachdem dieß geschehen, verschloß ich die
Muffel-Oeffnungen bis auf eine kleine Spalte, durch welche ich den Vorgang
beim Erhizen und Schmelzen des Metalles beobachten konnte. Die Gleichheit der Hize
ließ sich ziemlich genau aus der gleichfoͤrmigen Farbe des Registers
abnehmen, und jede Ungleichheit oder Unregelmaͤßigkeit ließ sich leicht
dadurch verbessern, daß ich das eine oder das andere Ende desselben dem
Brennmateriale naͤher brachte. Auf diese Weise gelang es mir, sehr
genuͤgende Resultate zu erreichen; nur bei dem Golde war ich nicht so
gluͤklich. Da dieses Metall naͤmlich zum Schmelzen einen
groͤßeren Grad von Hize fordert, als ich in der Kammer hervorzubringen im
Stande war, so legte ich das Register auf das Brennmaterial im Ofen selbst, wobei
das Gold nur zur Haͤlfte schmolz und zur Haͤlfte in festem,
stabfoͤrmigen Zustande blieb. Der fuͤr das Gold in der Tabelle
angegebene Grad von Ausdehnung ist daher offenbar fehlerhaft, und aus der Tabelle zu
streichen. Ein aͤhnlicher Zufall ergab sich ein Mal bei einem Versuche mit
Messing; diesen konnte ich jedoch durch spaͤter angestellte Versuche
corrigiren.
Ich will nun die Resultate meiner Versuche in zwei Tabellen bringen, von denen die
erste die Ausdehnung der reinen Metalle von 62° F. bis zu 212°,
662° F. und ihren Schmelzpunkten in Bogen der Scala zeigt, waͤhrend
man aus der zweiten die Ausdehnung gewisser Legirungen bei denselben Hizgraden
ersieht.
Die Staͤbe waren saͤmmtlich und in allen Fallen 6,5 Zoll lang.
Tabelle uͤber die fortschreitende oder progressive
Ausdehnung folgender reiner Metalle bis zu ihren Schmelzpunkten.
Von 62°
bis 212°
bis 662°
bis zum Schmelzpunkte.
Zinn
0° 55'
–
2° 30'
Blei
0 33
–
6 17
Zink
1 40
5 50'?
8 44
Silber
0 59
4 9
13 45
Kupfer
0 45
4 10
16 0
Gold
0 35
3 11
(7 51 falsch)
Gußeisen
0 29
2 25
9 17
Tabelle uͤber die fortschreitende Ausdehnung folgender
Legirungen bis zu deren Schmelzpunkten.
Von 62°
bis 212°
bis 662°
bis zum Schmelzpunkte.
Messing, gemeines
0° 54'
4° 42'
(8 41'
unrichtig)
Messing, aus 3/4 Kupfer und 1/4 Zink
1 9
4 51
13 39
Messing, aus 1/2 Kupfer und 1/2 Zink
1 27
5 3
15 34
Bronze, aus 15/16 Kupfer und 1/16
Zinn
0 52
3 37
9 49
Bronze, aus 7/8 Kupfer und 1/8 Zinn
0 54
4 11
10 16
Bronze, aus 3/4 Kupfer und 1/4 Zinn
0 58
4 44
10 55
Bronze, aus 1/2 Kupfer und 1/2 Zinn
1 0
4 7
4 7?
Pewter, aus 4/5 Blei und 1/5 Zinn
1 5
–
2 28
Schriftmetall aus Blei und
Spießglanz
1 5
–
3 13
Ich will nun einige Bemerkungen uͤber diese Tabellen beifuͤgen, und
zwar zuerst uͤber die Schmelzpunkte der reinen Metalle. Nachdem fuͤr
jedes dieser Metalle die Ausdehnung, welche durch bestimmte Erhoͤhungen der
Temperatur entstehen, und die groͤßte Ausdehnung, die sie bis zu ihrem
Schmelzpunkte erleiden, bestimmt worden, erhellt klar, daß ich, wenn deren
Ausdehnung bei gleicher Erhoͤhung der Temperatur ebenfalls gleich
waͤre, aus diesen Daten die richtige Temperatur ihrer Schmelzpunkte
haͤtte bestimmen koͤnnen. Wenn wir nun aber gleich Einiges
uͤber den Irrthum, der durch das vermehrte Verhaͤltniß der Ausdehnung
bei dem oberen Theile der Scala in eine solche Berechnung kommen kann, und
uͤber die Richtung wissen, in welcher das Resultat dadurch veraͤndert
werden muß, so lassen sich doch einige wichtige Schluͤsse in Hinsicht auf die
Richtigkeit der auf andere Weise erlangten Bestimmungen daraus ziehen. Folgende
Tabelle enthaͤlt die Resultate einer solchen Berechnung im Vergleiche mit
anderen vorher bestimmten Schmelzpunkten.
Schmelzpunkte der Metalle nach deren Ausdehnungen bei 212 und
662° Graden, – diese Ausdehnungen als gleichmaͤßig
angenommen, – berechnet.
Nach dem Verhaͤltnisse
von
212°
Nach dem Verhaͤltnisse
von
662°
Wirkliche
Temperatur.
Zinn
471°
–
442° nach dem
Thermometer
Blei
670
–
612 nach dem Thermometer
Zink
848
960?
773 nach dem Pyrometer
Silber
2159
2049
1875 nach dem Pyrometer
Kupfer
3262
2366
1996 nach dem Pyrometer
Gußeisen
3096
2489
2786 nach dem Pyrometer.
Aus dieser Tabelle ergibt sich nun die Genauigkeit der Pyrometer gleichfalls wieder,
und zwar auf eine Weise, welche zur Zeit, als die Versuche angestellt wurden, gar
nicht vorhergesehen wurde.
1) haben wir hier zwei Metalle, Zinn und Blei, deren Schmelzpunkte, da sie unter dem
Siedepunkte des Queksilbers stehen, durch das gewoͤhnliche Thermometer genau
bestimmt wurden. Berechnet man aber dieselben Punkte aus deren verschiedenen, mit
dem Pyrometer gemessenen Ausdehnungen im siedenden Wasser, in der Voraussezung daß
sie bis zu ihrem Schmelzpunkte dasselbe Verhaͤltniß beibehalten, so wird die
Temperatur des ersteren um 29° und jene des zweiten um 58°
hoͤher herauskommen; d.h. das Verhaͤltniß, in welchem sich diese
beiden Metalle ausdehnen, nimmt mit der Zunahme der Temperatur gleichfalls zu, wie
dieß nach den Versuchen der HH. Dulong und Petit
auch bei der Platinna, beim Eisen und Kupfer der Fall ist. Bemerkenswerth ist
uͤbrigens, daß diese Zunahme des Ausdehnungsvermoͤgens beim Zinn in
beilaͤufig 200° uͤber dem Siedepunkte ein Aequivalent von
29°, und beim Blei in 400° ein Aequivalent von 58° ist. Diese
Resultate zeigen mithin, daß die Angaben des Thermometers und jene des Pyrometers
ziemlich genau zusammentreffen.
2) Der Schmelzpunkt des naͤchsten Metalles, des Zinkes, wurde durch Eintauchen
des Pyrometers in dasselbe, waͤhrend des Actes des Schmelzens bestimmt. Die
auf diese Weise bestimmte Temperatur faͤllt um 75° hinter den
naͤmlichen, aber nach der gleichmaͤßig angenommenen Ausdehnung
berechneten, Punkt. Dieß beweist neuerdings, daß die Ausdehnung beinahe in demselben
Verhaͤltnisse (von 75° in 560°), wie in den vorhergehenden
Faͤllen beim Zinn und Blei zunahm. Ich uͤbergehe einstweilen das
Resultat, welches ich durch Berechnung des Schmelzpunktes aus der Ausdehnung beim
Siedepunkte des Queksilbers erhielt, indem sich hiebei eine Abweichung ergab,
uͤber welche ich einige Bemerkungen machen werde.
3) Der Schmelzpunkt des Silbers, der auf gleiche Weise durch Eintauchen des
Pyrometers in das geschmolzene Metall bestimmt wurde, weicht gleichfalls von dem aus
der Ausdehnung berechneten Schmelzpunkte ab, und zwar in derselben Richtung. Der
Unterschied hiebei findet fast in demselben Verhaͤltnisse Statt, denn er
betraͤgt in 1660° 286°. Die Berechnung desselben aus dem
Verhaͤltnisse der Ausdehnung beim Siedepunkte des Queksilbers kommt aber dem
direct bestimmten Schmelzpunkte viel naͤher, und weicht nur um 176°
von demselben ab; zum Beweise, daß das Verhaͤltniß der Ausdehnung mit der
Zunahme der Temperatur gleichfalls zunimmt.
4) Eine aͤhnliche, mit dem Kupfer angestellte Vergleichung zeigte, daß das
Verhaͤltniß der Ausdehnung hier weit schneller zunimmt, als in den
vorhergehenden Faͤllen, so daß der, aus der Ausdehnung im siedenden Wasser
berechnete Schmelzpunkt von dem wahren Schmelzpunkte um nicht weniger als 1266 Grade
abweicht. Berechnet man den Schmelzpunkt hingegen aus dem Verhaͤltnisse der
Ausdehnung beim Siedepunkte des Queksilbers, so vermindert sich der Unterschied bis
auf 370°. Zur Bestaͤtigung dieses Resultates verweise ich hier
gleichfalls auf die Versuche der HH. Dulong und Petit; denn auch diese fanden, daß die durch die
Ausdehnung eines Kupferstabes angedeutete Temperatur bei 572° F. um
50° F. hoͤher war, als die wirkliche Temperatur.
5) Die interessanten Resultate, welche ich mit dem Eisen erhielt, und die besonderen
Schwierigkeiten, die sich bei der Anstellung der Versuche mit demselben ergaben, moͤgen mich
entschuldigen, wenn ich hieruͤber in weitere Details eingehe, als ich dieß in
den vorhergehenden Faͤllen that. Ich habe bereits die Ausdehnung des
Schmiedeisens beim Siedepunkte des Wassers und jenem des Queksilbers angegeben, und
gezeigt, daß die mit dem Pyrometer erhaltenen Messungen im Wesentlichen mit jenen
Messungen uͤbereintrafen, welche die HH. Dulong
und Petit auf ganz verschiedene Weise erhielten. Ich habe
ferner gezeigt, daß die durch die Ausdehnung eines und desselben Eisenstabes
bestimmten Schmelzpunkte des Goldes und Silbers ziemlich genau mit denselben, aus
der Ausdehnung der Platiana bestimmten Punkten uͤbereintrafen. Ich ließ es
mir nun sehr angelegen seyn, diese Reihe von Versuchen durch Messungen der
Ausdehnung des Eisens bis zu seinem Schmelzpunkte zu vervollstaͤndigen. Ich
nahm zu diesem Zwek einen kleinen Stab Gußeisen von dem besten grauen Eisen,
reinigte denselben von allem Oxyde und feilte ihn bis zur Groͤße der
Staͤbe, welche ich sonst anwendete, zu. Beim Messen der Ausdehnung dieses
Stabes bei der Temperatur des Siedepunktes des Wassers und jenem des Queksilbers
fand ich nun die Bogen an der Scala zu 0° 29' und
2° 25'. Da dieses Resultat aber bedeutend
niedriger war, als jenes, welches ich mit dem Stabe aus Schmiedeisen erhielt, so
wiederholte ich den Versuch mit lezterem in demselben Register, dessen ich mich bei
dem Versuche mit dem Gußeisen bedient hatte, und erhielt hierbei 0° 35' und 2° 44', was
beinahe mit der fruͤheren Bestimmung uͤbereintraf. Es unterliegt daher
keinem Zweifel mehr, daß sich das Gußeisen in geringerem Grade ausdehnt, als das
Schmiedeisen, obschon das Verhaͤltniß der Zunahme der Ausdehnung bei
hoͤheren Temperaturen in beiden gleich zu seyn scheint.
(Die Fortsezung folgt im
naͤchsten Hefte.)