Titel: | Weitere Versuche mit einem neuer Registerpyrometer zum Messen der Ausdehnung fester Körper. Von Hrn. Friedrich Daniell Esq., F. R. S., Professor der Chemie am Kings College zu London. |
Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. LXIII., S. 242 |
Download: | XML |
LXIII.
Weitere Versuche mit einem neuer
Registerpyrometer zum Messen der Ausdehnung fester Koͤrper. Von Hrn. Friedrich Daniell Esq., F.
R. S., Professor der Chemie am Kings College zu London.
Fortsezung und Beschluß vonS. 182. Bd. XLVI. des
polytechn. Journals.
Daniell, Versuche mit einem neuen Registerpyrometer.
Ich brachte hierauf die beiden Staͤbe in zwei Register, und raͤumte
dann, nachdem ich den Ofen stark erhizt und die Luft- oder Muffelkammer
selbst mit Kohks gefuͤllt hatte, einen Raum aus, in welchen ich diese
Register stellen konnte, ohne daß sie an ihren Seiten mit dem Brennmateriale in
Beruͤhrung kamen. Die beiden Enden der Register ruhten auf
Ziegelstuͤken; das Register mit dem schmiedeisernen Stabe wurde zu Unterst
gelegt und um die Dike des Registers weiter nach Vorn, als der gußeiserne Stab,
welcher sich 2 Zoll hoch uͤber dem schmiedeisernen Stabe befand. Hierauf
wurden alle Oeffnungen geschlossen, und der Luftzug so stark als es nur
moͤglich war, vermehrt. Nach einer Viertelstunde nahm ich das Register mit
dem gußeisernen Stabe mittelst einer Zange heraus; allein, so wie ich dasselbe
aufhob, floß das Metall an beiden Enden aus. Das Register mit dem schmiedeisernen
Stabe wurde dann gleichfalls aus dem Ofen genommen und untersucht: hier konnte ich
jedoch keine Spur von Schmelzung oder Oxydation des Eisens entdeken. Der Bogen beim
Gußeisen maß 9° 47'; jener beim Schmiedeisen hingegen nur 7° 56'.
Ich konnte jedoch mit einigem Grunde vermuthen, daß das Register mit dem
schmiedeisernen Stabe einer etwas geringeren Hize ausgesezt war, als das Register
mit dem gußeisernen Stabe, indem ersteres zwar etwas naͤher gegen den
Koͤrper des Ofens, aber nicht so hoch uͤber den Boden des Feuerzuges
gebracht worden war, als lezteres, und daher, da die Flamme nach Aufwaͤrts
getrieben wurde, nicht so heftig von der Flamme getroffen werden konnte. Ich brachte
daher den schmiedeisernen Stab neuerdings in das Register, und dieses ganz genau an
jene Stelle, welche fruͤher das Register mit dem gußeisernen Stabe
eingenommen hatte. Als dieß geschehen war, bedekte ich das Ganze mit Kohlen, worauf
ich das Feuer neuerdings bis auf den hoͤchsten Grad trieb. Nach 20 Minuten
nahm ich nun das
Register wieder heraus, wobei sich der gußeiserne Stab ganz unveraͤndert, und
weiß metallisch glaͤnzend, ohne alle Oxydation, zeigte nur an den beiden
Endoͤffnungen war es etwas blaͤulich. Der Bogen maß nun aber
11° 16'.
Aus diesen Versuchen laͤßt sich nun die Temperatur, bei welcher das Gußeisen
schmilzt, auf viererlei Weise approximativ bestimmen und zwar
1) Wenn man die Ausdehnung des Gußeisens bei seinem Schmelzpunkte nimmt, und in der
Voraussezung, daß das Verhaͤltniß der Ausdehnung gleich bleibt, nach der
Ausdehnung von 150° beim Siedepunkte des Wassers eine Berechnung anstellt, so
erhaͤlt man, wenn man die anfaͤngliche Temperatur von 60°
hinzuzaͤhlt, 3096°.
2) Wenn man den Schmelzpunkt nach der Ausdehnung desselben Stabes bei 600° dem
Siedepunkte des Queksilbers in der Voraussezung berechnet, daß das
Verhaͤltniß gleich bleibt, so erhaͤlt man 2489°.
3) Wenn man die Ausdehnung eines schmiedeisernen Stabes bei dem Schmelzpunkte des
Gußeisens nimmt, und nach der Ausdehnung desselben Stabes bei 150° dem
Siedepunkte des Wassers eine Berechnung anstellt, so erhaͤlt man
2957°.
4) Wenn man den Schmelzpunkt aus der Ausdehnung desselben Stabes bei 600° dem
Siedepunkte des Queksilbers in der Voraussezung, daß die Ausdehnung in
gleichmaͤßigem Verhaͤltnisse Statt findet, berechnet, so
erhaͤlt man 2533°.
Sehr merkwuͤrdig ist hiebei, daß das Mittel dieser vier Berechnungen
2768° betraͤgt, waͤhrend die corrigirte Temperatur, welche ich
aus der Ausdehnung eines Platinnastabes bei seinem Eintauchen in geschmolzenes
Gußeisen berechnete, wie man sich erinnern wird, 2786° betraͤgt.
Man wird bemerken, daß sowohl beim Schmied- als beim Gußeisen die Berechnung
aus dem Verhaͤltnisse der Ausdehnung beim Siedepunkte des Wassers ein
hoͤheres, die Berechnung aus dem Ausdehnungsverhaͤltnisse beim
Siedepunkte des Queksilbers hingegen ein niedrigeres Resultat gab, als das wahre
Resultat ist. Hieraus ließ sich schließen, daß, obschon das
Ausdehnungsverhaͤltniß uͤber die Temperatur des siedenden Wassers
hinaus offenbar zunimmt, diese Zunahme doch nicht bis an's Ende fortwaͤhrt.
Es ergibt sich uͤbrigens aus diesem Factum noch ein anderer Schluß, welchen
ich lieber anzunehmen geneigt bin.
Bei der Berechnung der Temperatur des schmelzenden Gußeisens aus der Ausdehnung des
Platinnastabes wendete ich, in der Voraussezung, daß das Verhaͤltniß der
Zunahme der Ausdehnung, welches die Platinna zwischen dem Siedepunkte des Wassers und
jenem des Queksilbers zeigte, auch bei hoͤheren Temperaturgraden dasselbe
bleibe, eine Correction an. Dieß ist aber nicht der Fall, sondern es ist sehr
wahrscheinlich, daß dieses Verhaͤltniß steigt, und daß daher (obschon sich
hierdurch beim Silber, dessen Schmelzpunkt in eine viel niedrigere Temperatur
faͤllt, kein wesentlicher Unterschied in dem Endresultate ergeben
duͤrfte) die Berechnung des Schmelzpunktes des Eisens, der um mehr als um den
dritten Theil hoͤher steht, doch merklich dadurch geaͤndert werden
duͤrfte. Ich halte es daher fuͤr sehr wahrscheinlich, daß der wahre
Schmelzpunkt des Gußeisens unter 2786° faͤllt.
Die Gleichmaͤßigkeit in diesen Resultaten wird, wie ich hoffe, alle Zweifel,
welche uͤber die Tauglichkeit meines Pyrometers zur Bestimmung gewisser hoher
Temperaturgrade erhoben werden koͤnnten, heben, und sowohl Chemiker und
Physiker, als Fabrikanten veranlassen sich desselben zur Loͤsung vieler in
theoretischer und praktischer Hinsicht wichtiger Fragen zu bedienen. Die eben
beschriebenen Versuche mit den schmiedeisernen Staͤben heben sogar den
unbedeutenden Einwurf, der sich wegen der Kostspieligkeit eines Platinnastabes gegen
die allgemeinere Einfuͤhrung meines Instrumentes haͤtte machen lassen.
Ein schmiedeiserner Stab wird naͤmlich, wie aus diesen Versuchen erhellt,
fuͤr alle in der Praxis vorkommenden Faͤlle ausreichen, und sogar noch
den Vortheil einer weit deutlicheren Scala gewaͤhren.
Der Zink sowohl als das Eisen scheinen, den Tabellen gemaͤß, eine Ausnahme von
dem Geseze zu machen, nach welchem das Verhaͤltniß der Ausdehnung bei
zunehmenden Temperaturen zunimmt; indem naͤmlich die Ausdehnung bei
600° dem Siedepunkte des Queksilbers nicht vier Mal so groß, als die
Ausdehnung bei 150° dem Siedepunkte des Wassers ist. Einige besondere, bei
dem Versuche eingetretene Umstaͤnde erlauben mir jedoch nicht, in das
Resultat, welches ich erhielt, volles Vertrauen zu sezen. Denn als ich das Register,
nachdem es in Queksilber gesotten worden, oͤffnete, zeigte sich, daß der
Dampf in dasselbe eingedrungen war und auf den Zink gewirkt hatte. Das Metall war
naͤmlich fest in der Hoͤhle angebaken, und konnte nur sehr schwer und
in Stuͤken herausgebracht werden; an dem oberen Ende war der Stab beinahe
zugespizt geworden, waͤhrend das untere Ende bedeutend verdikt, und nach dem
Boden des Registers abgemodelt war, gleichsam als wenn dasselbe zum Theil in Fluß
gerathen waͤre. Zugleich war dasselbe hart und bruͤchig geworden, und
aus allem diesem ließ sich schließen, daß sich der Queksilberdampf wahrscheinlich
bei einer unter dem Siedepunkte des Queksilbers stehenden Temperatur damit verbunden
hatte, daß das hiedurch gebildete Amalgam gegen die Basis des Stabes hinab floß, und daß das Queksilber
spaͤter bei dem Siedepunkte des Queksilbers wieder ausgetrieben wurde.
Ich muß bei dieser Gelegenheit den nicht ganz uninteressanten Umstand bemerken, daß
ich bei allen Versuchen, welche ich anstellte, auch nicht ein einziges Mal
beobachtete, daß der Queksilberdampf auch dann auf die Metalle wirkte, wenn das
Queksilber seine volle Siedehize erreicht hatte. Selbst Gold, welches doch eine so
nahe Verwandtschaft zum Queksilber hat, kam wieder mit seiner schoͤnen gelben
Farbe, und ohne alle Fleken aus demselben; waͤhrend es sogleich
aufgeloͤst wurde, wenn sich das Queksilber bei gleicher Temperatur in
fluͤssigem Zustande befand. Unter diesen Umstaͤnden ist es daher gewiß
zweifelhaft, ob die Ausdehnung des Zinkes bei dem Siedepunkte des Queksilbers in dem
angegebenen Versuche vollkommen richtig aufgezeichnet worden.
Anderer Seits ergibt sich aber zur Unterstuͤzung und Bekraͤftigung des
eben erwaͤhnten Resultates aus der Tabelle der Ausdehnungen der Legirungen,
daß eine Legirung aus gleichen Theilen Kupfer und Zink dieselbe Anomalie darbietet,
d.h. daß die Ausdehnung fuͤr die 600° beim Siedepunkte des Queksilbers
nicht vier Mal so groß ist, als die Ausdehnung fuͤr die 150° beim
Siedepunkte des Wassers. Bei der aus 3/4 Kupfer und 1/4 Zink bestehenden Legirung
nimmt das Verhaͤltniß der Ausdehnung in geringem Grade zu, und bei dem
gewoͤhnlichen Messinge, in welchem eine noch geringere Menge Zink enthalten
ist, ist diese Zunahme noch viel rascher.
Bei den Versuchen, die ich mit den Metall-Legirungen anstellte, hatte ich es
mir hauptsaͤchlich zur Aufgabe gemacht, das Verhaͤltniß zu beobachten,
welches zwischen der Ausdehnung des reinen Metalls und der Ausdehnung dieser
Legirungen besteht; um dieses Verhaͤltniß deutlicher zu zeigen, verfertigte
ich Legirungen aus Kupfer und bekannten Multiplen von Zink und Zinn. Ich will hier
nun in einer Tabelle die Temperaturen ihrer Schmelzpunkte, nach deren Ausdehnungen
bei den Siedepunkten des Wassers und Queksilbers berechnet, angeben. Obschon ich
diese Angaben nicht mit Resultaten, die ich direct durch Untertauchen der Legirungen
erhielt, vergleichen kann, so laͤßt sich doch aus einer Vergleichung mit
einer aͤhnlichen Berechnung fuͤr die reinen Metalle beurtheilen, in
wie weit dieselben irrig seyn koͤnnen.
Schmelzpunkte verschiedener Legirungen nach deren Ausdehnungen
bei 212 und 662°, in der Voraussezung, daß dieselben gleichmaͤßig
sind, berechnet.
Nach dem Verhaͤltnisse
von
212°
Nach dem Verhaͤltnisse
von
662°
Messing.
3/4 Kupfer,
1/4 Zink
1842°
1750°
Messing.
1/2 Kupfer,
1/2 Zink
1672
1910
Bronze.
15/16 Kupfer,
1/16 Zinn
1761
1690
Bronze.
7/8 Kupfer,
1/8 Zinn
1773
1534
Bronze.
3/4 Kupfer,
1/4 Zinn
1755
1446
Pewter.
4/5 Blei,
1/5 Zinn
403
Lettern- oder
Schrift-Metall
507
In dieser Tabelle ist die Legirung aus gleichen Theilen Kupfer und Zinn, deren
Ausdehnung bei dem Siedepunkte des Queksilbers ich in der vorlezten Tabelle angab,
nicht aufgefuͤhrt. Diese Legirung war sehr hart und bruͤchig und glich
dem Metalle, dessen man sich zu den Spiegeln fuͤr Reflectoren oder
Reflections-Teleskope bedient; sie schien bei dem Untertauchen unter
siedendes Queksilber eine theilweise Schmelzung eingegangen zu seyn, denn der Stab
war angebaken, und hatte sich gegen sein unteres Ende hin verdikt. Ich glaube, daß
dieselbe beinahe ihren Schmelzpunkt erreicht hatte; allein der Stab brach mir beim
Herausnehmen, und ich konnte daher keinen neuen Versuch mit demselben anstellen.
Die Versuche, die ich mit diesen Legirungen anstellte, sind jedoch nicht so
zahlreich, daß ich mit einiger Genauigkeit allgemeine Geseze uͤber deren
Ausdehnungen und uͤber deren Schmelzpunkte aus denselben ziehen
koͤnnte; so viel erhellt uͤbrigens daraus, daß dieser Gegenstand
allerdings einer weiteren Erforschung und Untersuchung werth ist. Es scheint:
1) Daß die Ausdehnung der Legirungen nicht dem Mittel der einzelnen Bestandtheile
gleichkommt, sondern daß dieselbe in einem gewissen Verhaͤltnisse zu den
relativen Quantitaͤten steht. So bemerken wir z.B., daß die Ausdehnung des
Messings mit seinem Zinkgehalte zunimmt, so wie jene des Bronze's oder
Glokenmetalles mit dem Zinngehalte zunimmt.
2) Daß die Ausdehnung des Messings so lange in einem steigenden Verhaͤltnisse
zur Zunahme der Temperatur steht, bis der Zinkgehalt beinahe die Haͤlfte
betraͤgt, wo dann das Verhaͤltniß abzunehmen scheint, gleich wie wir
dieß auch bei dem reinen Zinke vermuthen. Aus diesem Grunde erscheinen die aus den
Ausdehnungen bei dem Siedepunkte des Queksilbers berechneten Schmelzpunkte dieser
Legirung sowohl als des Zinkes auch hoͤher, als jene Schmelzpunkte, welche
aus der Ausdehnung derselben bei dem Siedepunkte des Wassers berechnet worden. Diesen Fall
ausgenommen, ist es sehr wahrscheinlich, daß die aus dem hoͤheren
Ausdehnungsverhaͤltnisse berechneten Schmelzpunkte der Legirungen den
wirklichen Temperaturen beim Schmelzen sehr nahe kommen muͤssen.
3) Daß der Schmelzpunkt des Kupfers durch die Beimischung von 1/4 Zink beinahe auf
das Mittel, welches sich aus den Verhaͤltnissen der beiden einzelnen Metalle
ergibt, reducirt wird; waͤhrend bei einer Beimischung einer gleichen Menge
Zinnes eine weit groͤßere Verminderung eintritt. Die aus dem Mittel mit Zink
berechnete Temperatur wuͤrde 1690° betragen, waͤhrend die
entsprechende Temperatur in der Tabelle 1750° betraͤgt. Die aus dem
Mittel mit Zinn berechnete Temperatur waͤre 1607°, waͤhrend die
entsprechende Temperatur bloß 1446° betraͤgt.
4) Daß man an dem Pewter eine aͤhnliche Eigenschaft den Schmelzpunkt eines
anderen Metalles herabzudruͤken findet, wie an dem Zinne; indem sich hier
zeigt, daß eine Beimischung von 1/5 Zinn zu dem Bleie den Schmelzpunkt unter jenen
der beiden reinen Metalle herabdruͤkt. Ich will dabei nur noch bemerken, daß
eine Legirung aus 8 Theilen Wißmuth, der bei 476° schmilzt, aus 5 Theilen
Blei, welches bei 612° fluͤssig wird, und aus 3 Theilen Zinn, dessen
Schmelzpunkt auf 442° faͤllt, – bei 212° fluͤssig
wird!
Ich will hier nun eine Tabelle beifuͤgen, in welcher man die progressive
Linearausdehnung solcher fester Koͤrper, welche ich bei dem Siedepunkte des
Wassers, bei jenem des Queksilbers und bei deren Schmelzpunkten, wenn sie
ausgemittelt werden konnten, so wie ich sie mit dem Pyrometer gemessen habe,
angegeben findet. Ich habe zu deren scheinbaren Ausdehnungen in dem Register die
entsprechenden Ausdehnungen des Graphites hinzugefuͤgt, wobei ich annahm, daß
sich lezterer bei Temperaturen, welche uͤber 662° betragen,
gleichmaͤßig auszudehnen fortfaͤhrt, indem den fruͤheren
Versuchen zu Folge bei dieser Annahme kein wesentlicher Irrthum Statt finden
duͤrfte.
Tabelle uͤber die Linearausdehnungen fester
Koͤrper in der Hize.
Dimensionen, welche ein Stab annimmt, dessen Laͤnge bei 62° 1,000,000
betraͤgt.
Bei
212° (150°)
Bei
662° (600°)
Bei dem Schmelzpunkte.
Graphitwaare
1,000,244
1,000,703
Wedgewood
1,000,735
1,002,995
Platinna
1,000,735
1,002,995
(1,009,926 war das Maximum, aber ohne
Schmelzung.)
Schmiedeisen
1,000,984
1,004,483
(1,018,378 bis z. Schmelzpunkte des
Gußeisens.)
Gußeisen
1,000,893
1,003,943
1,016,389
Dimensionen, welche ein Stab annimmt, dessen Laͤnge bei 62° 1,000,000
betraͤgt.
Bei
212° (150°)
Bei
662° (600°)
Bei dem Schmelzpunkte.
Gold
1,001,025
1,004,238
Kupfer
1,001,430
1,006,347
1,024,376
Silber
1,001,626
1,006,886
1,020,640
Zink
1,002,480
1,008,527
1,012,621
Blei
1,002,323
–
1,009,072
Zinn
1,001,472
–
1,003,798
Messing, 1/4 Zink
1,001,787
1,007,207
1,021,841
Bronze, 1/4 Zinn
1,001,541
1,007,053
1,016,336
Pewter, 1/4 Zinn
1,001,696
–
1,003,776
Schriftmetall
1,001,696
–
1,004,830
Die Regelmaͤßigkeit dieser Ausdehnungen wird Jedermann uͤberraschen. So
lange ein Metall einen festen Zustand beibehaͤlt, schreitet dessen Ausdehnung
ohne alle ploͤzliche Spruͤnge oder Veraͤnderungen nach einem
feststehenden bestimmten Geseze fort; wenn dasselbe aber endlich eine
fluͤssige Form annimmt, so wirkt es auf eine verschiedene Art.
Am Schlusse dieser Beobachtungen erlaube ich mir noch die Resultate einiger Versuche
vorzutragen, die ich anstellte, um wo moͤglich die Ursache zu bestimmen,
welche die Veraͤnderung, die der Platinnastab bei der fruͤher
erwaͤhnten starken Erhizung in dem Register erlitt, bewirkte. Ich zeigte den
auf die beschriebene Weise veraͤnderten Stab mehreren
Sachverstaͤndigen, welche mit der Bearbeitung und dem Verhalten der Platinna
innig vertraut waren, und alle schrieben die Veraͤnderung, die er eingegangen
war, der Einwirkung des Schwefels zu. Niemand konnte mir aber erklaͤren, wie
zu dieser Einwirkung eine so hohe Temperatur noͤthig war, indem derselbe Stab
bei dem Schmelzpunkte des Gußeisens, dem ich ihn wiederholt aussezte, keine
Veraͤnderung erlitt, sondern vollkommen weich und haͤmmerbar
blieb.
Der Bulletin des Hrn. Ferussac
vom November 1830 enthaͤlt einen Auszug aus meiner fruͤheren
Abhandlung, in welchem der Verfasser dieses Auszuges mit der Bemerkung schließt,
„daß ich in den Tiegel, in welchem das Register und der Platinnastab
enthalten war, ungluͤklicher Weise auch einige Stuͤke Eisen
brachte, indem ich wahrscheinlich nicht wußte, daß die bloße Gegenwart von Eisen
hinreicht die Platinna bruͤchig zu machen, wie Jedermann, der mit
Platinna arbeitete, wisse.“
Ich habe viele der englischen Platinna-Arbeiter hieruͤber befragt,
allein keiner wußte etwas von dieser Eigenschaft des Eisens. Wenn ich nun ferner
noch in Anschlag bringe, daß der Platinnastab in dem Register durchaus nicht mit den
eisernen Naͤgeln in Beruͤhrung kam, und daß ich uͤberdies den
Platinnastab in geschmolzenes Eisen untertauchen durfte, ohne daß derselbe auch nur
die geringste Veraͤnderung erlitt, so sehe ich nicht ein, wie die
Veraͤnderung, welche Statt fand, von diesem Umstande herruͤhren
konnte.
Um nun diese Zweifel zu loͤsen, nahm ich 116 Grane der bruͤchig
gewordenen Platinna, welche ich in einem staͤhlernen Moͤrser mit
Muͤhe zu einem feinen Pulver zerrieben hatte, und kochte dieselben so lange
mit Salpetersalzsaͤure, bis sie sich vollkommen aufgeloͤst hatten.
Eine geringe Menge dieser Aufloͤsung erzeugte in einer Aufloͤsung von
salzsaurem Baryte eine kaum merkliche Truͤbung, die, wie ich glaube, bloß von
einer leichten Verunreinigung der Saͤuren herruͤhrte, und keineswegs
von einer in dem Metalle enthaltenen Spur Schwefel. Ich dampfte nun die
Aufloͤsung, die ich erhallen hatte, so weit ab, bis sie eine gallertartige
Consistenz annahm, und goß dann in diesem Zustande Alkohol auf dieselbe, worauf, da
noch uͤberschuͤssige Saͤure vorhanden war, eine heftige
Entwikelung von salpeterigem Gase erfolgte. Den Ruͤkstand dampfte ich bis zur
Trokenheit ein, worauf ich ihn dann so lange erhizte, bis sich das Platinnasalz von
selbst entzuͤndete, und eine schwammige Masse zuruͤkließ. Diese Masse
digerirte ich neuerdings mit Salpetersalzsaͤure, und die Aufloͤsung
dampfte ich neuerdings bis zur Trokenheit ein. Nun loͤste ich die salzsaure
Platinna in Wasser auf, wobei mir ein sandiger Ruͤkstand blieb, der, gut
ausgewaschen und bis zur Rothgluͤhhize erhizt, eine graulich-weiße
Farbe hatte, 3,5 Grane wog, und alle Eigenschaften der Kieselerde besaß. Es
unterliegt daher, wie mir scheint, keinem Zweifel mehr, daß die Platinna bei der
hohen Temperatur, der sie ausgesezt war, 3 Procent Kieselerde, oder vielmehr eine
dieser Quantitaͤt entsprechende Menge Silicium aufnahm, und dadurch auf die
angegebene Weise in ihren Eigenschaften veraͤndert wurde. Zu dieser
Verbindung scheint jedoch ein Hizgrad noͤthig, der weit uͤber dem
Schmelzpunkte des Gußeisens steht; der ganze Proceß scheint einige Analogie mit
jenem zu haben, nach welchem das Eisen bei der Verwandlung in Stahl durch die
sogenannte Cementation eine gewisse Menge Kohlenstoff aufnimmt.Die von Hrn. Daniell beschriebene Verbindung der
Platinna mit der Basis der Kieselerde wurde schon fruͤher von den HH.
Descotils und Chenevix beobachtet, die dieselbe jedoch fuͤr ein
Platinna-Carburetum hielten. Boussingault
untersuchte sie neuerdings, und fand, daß sie wirklich aus Silicium und
Platinna bestuͤnde. Die HH. Descotils und
Chenevix erhielten sie durch Erhizen der
Platinna mit Kohle, so wie sie Hr. Daniell durch
Erhizung der Platinna in Graphitgefaͤßen erhielt. Boussingault fand, daß dieselbe hingegen
keineswegs erzeugt wird, wenn man die Platinna mit Lampenschwarz erhitzt.
(Aus dem Philos. Magaz. and Journ. of Sc.)