Titel: | Notiz über die Steinkohlen-Bergwerke zu Epinac, Dept. de Saone et Loire. Vorgetragen in der Société industrielle de Mulhausen. |
Fundstelle: | Band 46, Jahrgang 1832, Nr. LXXXVII., S. 338 |
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LXXXVII.
Notiz uͤber die
Steinkohlen-Bergwerke zu Epinac, Dept. de Saone et
Loire. Vorgetragen in der Société industrielle de
Mulhausen.Wir geben diese Notiz, theils weil dieselbe wirklich sehr viel Interessantes
enthaͤlt, theils um unsere Landsleute neuerdings wieder darauf aufmerksam
zu machen, von welcher hohen Wichtigkeit ein Steinkohlenbergwerk ist, und was es
fuͤr dessen Eigenthuͤmer sowohl, als fuͤr das ganze Land
werden kann. Wir haben noch in jedem Jahrgaͤnge unseres Journales mehrere
Male auf die Schaͤze verwiesen, welche auch in dieser Hinsicht in dem
schoͤnen Boden unseres Vaterlandes verborgen liegen; wir haben aber
leider nicht nur tauben Ohren gepredigt, sondern mußten sogar die bereits
begonnenen Arbeiten wieder aufgeben sehen. Wozu auch Steinkohlenbergwerke in
einem Lande, in welchem nur wenige Industrie kuͤmmerlich vegetirt, und in
welchem nicht viel zur Emporbringung derselben gethan wird! Der freie Handel,
mit dem uns einige Staaten, denen unsere sonstige Freiheit so sehr viel zu
verdanken hat, wird uns ja Alles gewaͤhren, was uns nuͤzen und
frommen kann! Bei solchen Aussichten und Ansichten muͤssen wir leider
darauf verzichten, unsere Steinkohlenlager zum Vortheile des Landes benuzt zu
sehen, obschon dieselben auf das Guͤnstigste gelegen sind, so daß die
Kohlen beinahe an den Gruben selbst zu Wasser verladen, und nach Muͤnchen
und Augsburg geschafft werden koͤnnten, und obschon, wie man uns an Ort
und Stelle versicherte, deren Gestehungspreis aͤußerst niedrig kam.A. d. Ueb.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen N. 23. S. 251.
Ueber die Steinkohlen-Bergwerke zu Epinac.
Die Steinkohlenbergwerke von Epinac liegen in einer Entfernung von 4 Stunden von
Autun, von 6 Stunden von Beaune und von 7 Stunden vom Canal de Bourgogne, mit
welchem sie durch eine Eisenbahn in Verbindung gesezt werden sollen. Bei dieser
gluͤklichen Lage im Mittelpunkte der wichtigsten Consumtionspunkte, und bei
der Leichtigkeit des Transportes, die sich nach allen Richtungen herstellen lassen
duͤrfte, laͤßt sich mit Zuversicht erwarten, daß deren Betrieb in
Kurzem eine außerordentliche Ausdehnung erreichen wird.
Die Steinkohlen, welche diese Bergwerke liefern, sind so verschiedenartig, daß man
beinahe zu jedem Behufe taugliche finden kann; ihre Menge ist den einstimmigen
Berichten mehrerer Bergmaͤnner zu Folge buchstaͤblich
unerschoͤpflich.
Die Ausbeutung der Werke hat bisher nicht die geringsten Schwierigkeiten dargeboten,
und aus der Natur des Bodens laͤßt sich schließen, daß auch die Zukunft deren
nicht viele mit sich bringen duͤrfte. Hauptvortheile bei denselben sind die
geringe Menge Grubenwassers und der Umstand, daß die Stollen nur aͤußerst
wenig Zimmerung beduͤrfen.
Von den entdekten und ausgebeuteten Lagern ist das eine 33 Fuß maͤchtig; drei
andere sind 7 bis 8 Fuß maͤchtig; alle stehen sie von einem Schachte zum
anderen durch Stollen mit einander in Verbindung.
Der Eigenthuͤmer dieser Bergwerke hat zum Betriebe derselben eine Aktiengesellschaft
gegruͤndet, und zwar unter dem Namen der Steinkohlen-,
Bergwerk- und Eisenbahn-Compagnie von Epinac. Die Zahl der
ausgegebenen Actien, jede Actie zu 10,000 Franken, betraͤgt 600, was zusammen
ein Capital von 6,000,000 Fr. gibt.
Fuͤr dieses Capital hat der Eigenthuͤmer der Compagnie, die dadurch
Eigenthuͤmerin des Ganzen wird, Folgendes ausgeliefert:
1) Eine Domaͤne von beilaͤufig 80 Hectaren Wald, Wiesen und Aekern.
2) Die Erlaubniß des Betriebes von Steinkohlenbergwerken in einem Umfange von 40
Quadratkilometern.
3) Die Erlaubniß der Eisenbahn, die von Epinac an den Canal de Bourgogne
fuͤhrt, fuͤr alle Ewigkeit, und das Recht von allen Waaren und
Gegenstaͤnden, welche von Epinac nach dem Canal geschafft werden, von den
1000 Kilogrammen einen Zoll von 3 Frank. 64 Cent., und von jenen, die von dem Canale
zu den Steinkohlenbergwerken zuruͤkkehren, einen Zoll von 3 Franken zu
erheben.
4) Macht er sich anheischig, auf seine Kosten und Gefahr alle die Laͤndereien
anzukaufen, durch welche die Eisenbahn laufen wird, und dieselbe gleichfalls auf
seine Kosten und Gefahr so herzustellen, daß die Gesellschaft dieselbe nur zu
uͤbernehmen braucht.
5) Endlich macht er sich verbindlich der Compagnie, im Maße als sie es zum Betriebe
der Steinkohlenbergwerke bedarf, ein bewegliches Capital von 600,000 Franken zu
liefern.
Die drei ersten dieser Bedingungen sind bereits vollkommen erfuͤllt; die
vierte und fuͤnfte sind es zum Theile, und als Garantie fuͤr deren
vollkommene Leistung wurden auf dem Sekretariate der Gesellschaft fuͤr
2,000,000 Actien hinterlegt.
Bei dem Grade der Ausdehnung, den die Bergwerke jezt schon erreicht haben, lassen
sich jaͤhrlich leicht 800,000 bis 1,000,000 Hectoliter Steinkohlen ausbeuten.
Es sind gegenwaͤrtig vier Schachte vorhanden, von denen zwei mit
Dampfmaschinen, jede zu 28 Pferdekraͤften versehen sind; zwei neue Schachte
sind aber bereits begonnen, und wenn diese vollendet seyn werden, laͤßt sich
die jaͤhrliche Ausbeute leicht auf 1,600,000 bis 1,700,000 Hectoliter
treiben.
Die Eisenbahn ist in einer Streke von 2 3/4 Stunden gaͤnzlich vollendet; eben
so ist es auch eine Dampfmaschine von 25 Pferdekraͤften, welche die Wagen und
Karren auf die Hoͤhe des Huͤgels von Yvry zu schaffen hat.
Der bereits fertige Theil der Eisenbahn reicht bis Yvry, einem großen Marktfleken an
der Heeresstraße zwischen Paris und Lyon.
Diese Verbindung verschafft der Compagnie Gelegenheit, jaͤhrlich 350 bis
400,000 Hectoliter Steinkohlen und vielleicht noch mehr abzusezen, so daß sie bereits am Schlusse
des Jahres 1832 ihren Actionaͤren eine Dividende wird ausbezahlen
koͤnnen.
Ist die Eisenbahn aber ein Mal bis zum Canal de Bourgogne vollendet, so wird sich der
Absaz und mit ihm der Vortheil der Gesellschaft von Jahr zu Jahr mehren und
steigern. Die Eisenbahn koͤnnte in weniger als einem Jahre vollendet seyn,
und zu deren Vollendung moͤgen wohl 600,000 Franken hinreichen. Nach dieser
Vollendung kann die Gesellschaft gewiß auf einen jaͤhrlichen Absaz von mehr
als einer Million Hektoliter rechnen; er duͤrfte sich sogar auf zwei
Millionen steigern, wenn ein Mal der Canal de Bourgogne fertig seyn wird, so daß
sich alle Huͤttenwerke Burgunds, und alle von Montbard bis Paris an diesem
Canale gelegenen Orte von Epinac aus mit Steinkohlen zu versehen im Stande sind.
Paris selbst wird seinen Bedarf dann leichter von Epinac, als von
Saint-Etienne und Belgien aus, beziehen, woher es sich denselben bisher
verschaffen mußte. Paris verbraucht gegenwaͤrtig bereits jaͤhrlich
eine Million Hectoliter Steinkohlen, und in wenigen Jahren wird man sich nicht bloß
in den meisten Fabriken, sondern auch in den Privathaͤusern der Steinkohlen
als Heizmittel bedienen, so daß sich deren Verbrauch in Kurzem verdoppeln
duͤrfte.
Zur Vollendung des Canales von Burgund, und um denselben von der Saone bis zur Yonne
schiffbar zu machen, braucht nur mehr die kurze Streke von Montbard bis Pouilly
ausgefuͤhrt zu werden, und auch hier werden gegenwaͤrtig die Arbeiten
auf's Lebhafteste betrieben, da die Regierung kuͤrzlich neuerdings 1,000,000
Franken dafuͤr bewilligte. Es laͤßt sich daher mit Grund erwarten, daß
der ganze Canal bis zum 1. Januar 1833, wie es auch das Gesez fordert, vollendet
seyn wird.
Mit der Beendigung dieses Canales wird von Muͤlhausen bis Paris eine
ununterbrochene Wasserstraße hergestellt seyn. Schon gegenwaͤrtig kann man zu
Wasser von Pont-Douche nach Muͤlhausen und Gray fahren, und dieß sind
zwei der wichtigsten Absazpunkte, welche schon ihrer Lage nach ausschließlich von
den Bergwerken zu Epinac mit Kohlen werden versehen werden muͤssen. Am besten
wird man alle die Vortheile, welche diese Bergwerks-Unternehmung
gewaͤhren duͤrfte, jedoch aus folgender Uebersicht ersehen.
Wenn man bloß eine Ausbeutung von 500,000 Hectoliter annimmt, und wenn man auf den
Hectoliter außer den Gewinnungskosten und außer den Transportkosten bis zum Canale
noch 10 Centimen fuͤr verschiedene allgemeine Kosten schlaͤgt, so kann
die Gesellschaft 13 Hectoliter Steinkohlen fuͤr 7 Franken nach
Pont-Douche stellen.
Der Transport von da bis nach Pain
betraͤgt auf den Canaͤlen
17 Fr.
Mithin kommen 13 Hectoliter Steinkohlen,
welche 15 Pariser Maß geben, nach Charenton
gestellt,
–––––
in Summa auf
24 Fr.
zu stehen.
13 Hectoliter Kohlen von Angin kosten aber noch gegenwaͤrtig, nach Killette
gestellt, von den sogenannten groben Kohlen, 50 Frank., und von den kleinen Kohlen
(charbon galeteux menu) 39 Fr. 50 C. bis 40 Fr. Die
Kohlen von Saint-Etienne kommen noch hoͤher zu stehen.
Dabei darf man aber nicht vergessen, daß die Kosten des Transportes von
Pont-Douche nach Paris bei 1000 Kilogrammen um 3 bis 4 Frank. geringer werden
duͤrften, wenn die Schifffahrt auf dem Canale von Burgund ein Mal
gehoͤrig geregelt seyn wird, so daß auf diese Weise der Vortheil auf Seite
der Kohlen von Epinac noch groͤßer seyn wird.
Da 13 Hectoliter Steinkohlen nach
Pont-Douche gestellt auf
7 Fr.
zu stehen kommen, und da der Transport
hievon auf den Canaͤlen von Burgund und dem Rhone und auf
dem Rheine bis Muͤlhausen.
14 –
betragen wird, so werden die 13 Hectoliter,
welche mehr
–––––
als 1100 Kilogr. wiegen, zu
Muͤlhausen nicht mehr als
21 Fr.
kosten, waͤhrend daselbst 1000 Kilogr. Kohlen von
Saint-Etienne selbst gegenwaͤrtig noch, wo Alles so niedrig im Preise
steht, 40 Fr. gelten.
Zu Gray werden 13 Hectoliter, da der Transport von Pont-Douche bis Gray auf
dem Canale und auf der Saone nur 8 Fr. betraͤgt, 15 Fr. kosten. Dieß verdient
vorzuͤglich deßwegen Beruͤksichtigung, weil Saint-Etienne die
Kohlen fuͤr saͤmmtliche Haͤmmerwerke der Champagne nach Gray
liefert, und weil der Hectoliter Steinkohlen von Saint-Etienne zu Gray auf 2
Fr. 25 Cent. zu stehen kommt.
Die Vortheile, die sich aus diesen Vergleichungen ergeben, sind so offenbar und
einleuchtend, daß sie den Actionaͤren unmoͤglich entgehen
koͤnnen. Es gibt deren jedoch noch mehrere, deren Fruͤchte sie in
Baͤlde ernten duͤrften. Darunter gehoͤrt z.B. vor Allem die
Errichtung von Hochoͤfen zu Epinac, in denen man das Eisen mit Kohks
ausschmelzen koͤnnte. Bei dem hoͤchst guͤnstigen gleichzeitigen
Vorhandenseyn von Steinkohlen, Eisenerzen und Flußmitteln (die man in sehr großer
Menge und von vorzuͤglicher Guͤte uͤberall in der Naͤhe
der Eisenbahn
findet), bei dieser vortheilhaften Vereinigung aller guͤnstigen
Umstaͤnde an Einem Orte, laͤßt sich nicht zweifeln, daß an diesem Orte
mehrere Hochoͤfen erstehen werden und muͤssen. Es ist dieß um so
wahrscheinlicher, als sich unter den Steinkohlen von Epinac eine befindet, die sich
ganz vorzuͤglich zur Verwandlung in Kohks eignet. Ein Hochofen braucht des
Jahres 150,000 Hectoliter Steinkohlen, und zwar groͤßten Theils kleine
Steinkohlen.
In der Gegend von Epinac befinden sich ferner alle Materialien zur Glasfabrikation in
großem Ueberflusse und von gehoͤriger Guͤte, so daß daselbst bald auch
Glasfabriken erstehen duͤrften, welche sowohl Burgund als Paris mit ihren
Fabrikaten versehen koͤnnten. Jede Glasfabrik verbraucht des Jahres 25 bis
30,000 Hectoliter Steinkohlen.
Die Errichtung einer Eisenbahn von Saint-Léger uͤber den Canal
du Centre nach Epinac wuͤrde der Gesellschaft gleichfalls unendliche
Vortheile zufuͤhren. Diese Eisenbahn, welche nur vier Stunden lang zu seyn
brauchte, und welche mit jener von Epinac zusammentreffen wuͤrde,
wuͤrde Epinac zum Vereinigungspunkte der Rhône, der Loire, des Rheins
und der Seine machen. Epinac koͤnnte auf diese Weise nicht nur seine Kohlen
auch auf der Loire absezen, sondern seine Eisenbahn wuͤrde auch zum
Transporte einer großen Menge von Waaren, von denen die Compagnie einen Zoll von 3
Fr. 64 C. fuͤr die Tonne zu erheben berechtigt ist, benuzt werden. Der
Compagnie erwuͤchse hieraus eine bedeutende Vermehrung ihres Einkommens, und
der Handel koͤnnte auf diesem Wege seine Waaren weit schneller beziehen und
versenden. Die Regierung wurde bereits vor einem Jahre um die Erlaubniß zur
Errichtung einer Eisenbahn von St. Léger nach Epinac angegangen, und bei dem
großen Nuzen, den diese Eisenbahn dem Lande gewaͤhren wuͤrde,
laͤßt sich nicht zweifeln, daß die Regierung endlich auch hier den Interessen
einer großen Menge von Menschen und eines der schoͤnsten Theile Frankreichs
entgegen kommen duͤrfte.