Titel: | Ueber das Löschen von Feuersbrünsten mittelst Dampf. Auszug aus zwei Briefen des Hrn. Waterhouse. |
Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. XIV., S. 89 |
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XIV.
Ueber das Loͤschen von
Feuersbruͤnsten mittelst Dampf. Auszug aus zwei Briefen des
Hrn. Waterhouse.
Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. Febr. 1833, S.
90.
Waterhouse, uͤber das Loͤschen
von Feuersbruͤnsten mit Dampf.
Es ist allgemein bekannt, sagt Hr. Waterhouse, daß der Dampf die Eigenschaft besizt,
brennende Koͤrper schnell auszuloͤschen, daß man
ihn in sehr vielen Fabriken selbst bei Nacht in 10 Minuten oder
laͤngstens in einer Viertelstunde in Menge erzeugen kann,
und daß sich derselbe endlich in wenigen Minuten uͤber
irgend einen Raum verbreiten laͤßt. Auf diese Thatsachen
nun baute er folgenden Plan, nach welchem man in Fabriken, in
welchen sich Dampfmaschinen befinden, Feuersbruͤnste, die
daselbst ausbrechen, loͤschen koͤnnte. Man
verbinde mit dem Dampfkessel eine Roͤhre, welche je nach
der Groͤße des Fabrikgebaͤudes groͤßer oder
kleiner seyn soll. Diese Roͤhre fuͤhre man im
Stiegenhause empor, und von ihr leite man in jedes Gemach eine
oder zwei kleinere Roͤhren. Diese kleineren
Roͤhren sollen in jedem Gemache von einem Ende zum
anderen laufen, und in gewissen Entfernungen von einander, wie
z.B. von zwei Fuß zu zwei Fuß mit Oeffnungen versehen seyn. Vor
dem Eintritte einer jeden der Roͤhren in die Zimmer
sollen dieselben mit einem Sperrhahne ausgestattet seyn, und
eben so muͤßte da, wo die Hauptroͤhre aus dem
Kessel austritt, ein solcher Hahn angebracht werden. Wenn man
nun des Nachts in irgend einem der Zimmer Feuer entdekt, so
braucht die Person, welche diese Entdekung macht, nicht erst die
beste Zeit durch Laͤrmschlagen zu verlieren; sie
oͤffne den Hahn der Roͤhre, welche in das
brennende Zimmer fuͤhrt, so wie den an der
Hauptroͤhre befindlichen Hahn, und gebe Feuer unter den
Dampfkessel. Auf diese Weise wird das Zimmer bald mit Dampf
gefuͤllt werden, und das Feuer wird in weniger dann 20
Minuten geloͤscht seyn. Braͤche das Feuer am Tage
aus, wo die Dampfmaschine ohnedieß in Gang ist, so waͤre
dasselbe gewiß in 5 Minuten geloͤscht.
Hr. Waterhouse stellte mehrere
Versuche uͤber diese, von ihm ausgedachte
Loͤschmethode an, uͤber die er Folgendes sagt:
„Wir waͤhlten das Trokenhaus einer Fabrik
zu unseren Versuchen; es schloß einen Raum von 26 Fuß
Laͤnge, 15 Fuß Breite und 12 Fuß Hoͤhe ein. In
die Mitte dieses Raumes brachten wir nun eine große,
eiserne,Anmerkungszeichen zu dieser Fußnote fehlt im Text.Wir haben bereits im Polyt.
Journ. Bd.
XLIII. S. 313 eine kurze Notiz uͤber
die Versuche des Hrn. Waterhouse mitgetheilt, halten dieselben
aber fuͤr so interessant, daß wir auch diese
ausfuͤhrlicheren Daten daruͤber
unseren Lesern vorlegen zu muͤssen glauben.
A. d. R.
auf Ziegeln ruhende Platform, damit der Boden des
Gebaͤudes nicht vom Feuer ergriffen werden konnte,
und eben so schuͤzten wir das Dach oder die Deke
durch ausgebreitete Eisenplatten. Mit einer großen, unter
dem Boden des Trokenhauses weglaufenden Roͤhre
verbanden wir einen beilaͤufig 2 Yards langen Arm von
2 Zoll im Durchmesser, an welchem wir einen Hahn anbrachten.
Die Hauptroͤhre communicirte mit einer anderen, von
dem ziemlich weit entfernten Dampfkessel ausgehenden Rohre.
Nachdem wir hierauf alle Oeffnungen, durch welche Luft in
den Saal eintreten konnte, geschlossen hatten und in die
Roͤhren so lange Zeit uͤber Dampf eingelassen
worden, bis sie gehoͤrig erwaͤrmt waren,
machten wir mitten auf der eisernen Platform, außer der
Stroͤmung des Dampfes, aus Spaͤnen und
oͤhligen Baumwollabfallen ein großes Feuer auf,
drehten den Hahn auf, und verschlossen dann die
Thuͤre. Der Dampf, der beilaͤufig einen Druk
von 4 Pfund auf den Quadratzoll zu erleiden hatte,
stroͤmte mit bedeutender Schnelligkeit in den Saal
und erfuͤllte denselben bald mit dikem Dampfe. Wir
sahen dem ganzen Vorgange durch ein Fenster zu und bemerkten
hiebei, daß die Flamme nach 5 Minuten zu flakern und dann
auszuloͤschen begann, so daß der Saal, da es Nacht
war, ganz, finster wurde. Beim Oeffnen der Thuͤre war
kein Feuer zu bemerken, allein nach einigen
Minuten“ wo der Dampf und der Rauch etwas
verschwunden waren, zeigte sich etwas gluͤhende Asche,
die noch einige Zeit spaͤter, wo die Luft noch reiner
geworden war, zum Theil wieder, aufbrannte. Wir wiederholten
diesen Versuch zwei oder drei Male mit demselben Resultate,
obschon wir bei einem derselben statt der Spaͤne und
Baumwollabfaͤlle Stuͤke Hal angezuͤndet
hatten. Bei dem Versuche mit dem Holze verschlossen wir, als wir
uns uͤberzeugt hatten, daß die Flamme ausgeloͤscht
sey, die Thuͤre wieder, und ließen so das Ganze noch 15
Minuten laͤnger in diesem Zustande. Als wir nun nach
dieser Zeit die Thuͤre neuerdings oͤffneten,
fanden wir daß die Asche noch immer dunkel glimmte, und wieder
neu aufloderte, sobald man frischer atmosphaͤrischer Luft
den Zutritt gestattete.
Wir verschafften uns hierauf einen Ofenrost, zuͤndeten
eine Quantitaͤt Kohks darauf an, brachten dieselben dann
in einer Stellung, in welcher sie sich außer der Richtung der
Muͤndung des Roͤhrenarmes befanden, auf die
eiserne Platform, und ließen Dampf unter einem Druke von 3 1/2
Pfund auf den Quadratzoll in den Saal eintreten. Hier bemerkten
wir, daß das Feuer zwar sehr an Intensitaͤt verlor, daß
sich dasselbe aber dessen ungeachtet nicht ausloͤschen
ließ. Wir brachten den Rost hierauf mit den brennenden Kohlen in
die Stroͤmung des Dampfes, und zwar in eine Entfernung
von beilaͤufig 6 Fuß von der Muͤndung der
Roͤhre; unter diesen Umstaͤnden brannten die Kohks
sehr lebhaft auf, so daß sich sogar eine lodernde
Flamme aus dem Scheitel des Haufens derselben erhob. Bei diesem
Versuche wurde der Dampf offenbar, so wie er mit dem Feuer in
Beruͤhrung kam, zersezt; der Sauerstoff verband sich mit
der kohlenstoffigen Substanz, waͤhrend der Wasserstoff an
der Oberflaͤche brannte, und sich mit dem Sauerstoffe der
Luft zu Wasser verband. Wir nahmen nun die Kohks von dem Roste,
brachten Spane und Baumwollabfaͤlle an deren Stelle,
stellten den Rost hierauf wieder außer die Stroͤmung des
Dampfes, und ließen neuerdings wieder Dampf einstroͤmen.
Die Flamme loͤschte auch dieß Mal, so wie das erste Mal,
in 5 Minuten aus; allein die Asche glimmte noch fort, obschon
nicht so stark, daß sie wieder zum Aufbrennen kommen konnte,
ausgenommen man brachte sie aus dem Saale heraus in die freie
kalte Luft. Auch diesen Versuch wiederholten wir mehrere Male,
und zwar immer mit gleichem Erfolge. Wir nahmen nun eine
Laterne, hingen sie ungefaͤhr 2 1/2 Yards uͤber
der Dampfroͤhre auf, zuͤndeten sie an und ließen
Dampf eintreten, waͤhrend wir die Thuͤre offen
erhielten. In einer Viertelminute war das Licht
ausgeloͤscht. Wir drehten hierauf den Ruͤken der
Laterne gegen die entgegengesezte Wand, und verhinderten durch
deren Thuͤre, daß der zuruͤkprellende Dampf nicht
direct mit dem Lichte in Beruͤhrung kam, so zwar, daß der
Dampf erst dann auf das Licht wirken konnte, nachdem er
allgemein verbreitet war. Bei diesem Versuche erlosch das Licht
nach 35 Secunden. Wir hatten auf diese Weise erwiesen, daß die
Flamme in einem geschlossenen Raume, wenn das Feuer groß ist, in
wenigen Minuten durch Dampf ausgeloͤscht werden kann, und
daß dieß in einem offenen Raume selbst in einigen wenigen
Secunden moͤglich ist, wenn die Flamme klein ist. Es
blieb uns daher nur noch auszumitteln uͤbrig, ob der
Dampf auch dann einen Einfluß auf die Flamme ausuͤben
wuͤrde wenn wir zugleich auch der atmosphaͤrischen
Luft freien Zutritt gestatteten. Dieß erprobten wir dadurch, daß
wir auf dem Roste ein Feuer aus Spaͤnen und
Baumwollabfaͤllen anzuͤndeten, daß wir dieses
Feuer außer die Dampfstroͤmung brachten, und daß wir den
Dampf einstroͤmen ließen, waͤhrend wir die
Thuͤre weit geoͤffnet ließen. Bei diesem Versuche
erlosch die Flamme nach 4 1/2 Minute.
Es ist also durch diese Versuche erwiesen:
1) daß der Dampf in einem verschlossenen Zimmer innerhalb 5
Minuten ein großes Feuer ausloͤscht, wenn derselbe in
bedeutender Quantitaͤt in das Zimmer getrieben wird.
2) daß der Dampf ein schwaches oder langsames Verbrennen, ein
Glimmen, nicht hindert.
3) daß wenn man einen Dampfstrom gegen ein großes Feuer leitet,
dieses auf eine bedeutend merkliche Weise dadurch
verstaͤrkt wird.
4) daß eine kleine Flamme beinahe augenbliklich
ausgeloͤscht wird, wenn man dieselbe in einem offenen
Gemache, in welches eine bedeutende Menge Dampf
einstroͤmt, aufhaͤngt.
5) daß der Dampf die Flamme in einem offenen Raume eben so
schnell ausloͤscht, als in einem verschlossenen.
Ich glaube daher aus allen diesen Thatsachen schließen zu
duͤrfen, daß man sich des Dampfes in Fabriken, und
uͤberhaupt an allen Orten, an welchen er leicht und
in großer Menge erzeugt werden kann, mit sehr gutem Erfolge
zum Loͤschen von Feuersbruͤnsten bedienen
koͤnne, und daß sich dieses Verfahren besonders in
solchen Gebaͤuden oder Niederlassungen, welche weit
von Loͤschanstalten entfernt sind, und an welchen die
Loͤschrequisiten daher nur spaͤt anlangen
koͤnnen, von sehr großem Nuzen bewahren
muͤßte. Der Mann, der die Wache in solchen Anstalten
haͤlt, kann naͤmlich, wenn die Roͤhren
gehoͤrig eingerichtet sind, in 15 bis 20 Minuten
leicht so viel Dampf verbreiten, daß das Fortschreiten des
Brandes dadurch unterbrochen wird. In allen jenen Fabriken,
in welchen die Feuersbruͤnste wegen der großen Menge
von Brennmaterialien, die in denselben angehaͤuft
sind, schnell um sich greifen, wuͤrde sich die
Anwendung des Dampfes zum Loͤschen gewiß sehr
vortheilhaft erweisen, da man dann zum Loͤschen der
glimmenden Kohlen und Asche nur mehr sehr wenig Wasser
braucht.“