Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. XL., S. 230 |
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XL.
Miszellen.
Miszellen.
Wie von der Akademie der Wissenschaften zu
Paris einem Franzosen ein Preis fuͤr eine Erfindung
zuerkannt wird, welche ein Deutscher acht und vierzig Jahre
fruͤher angegeben und bekannt gemacht hat.
Die Academie des Sciences zu Paris
hat in ihrer Sizung am 19. November 1832, nach dem Berichte des
Hrn. Navier, welchen er im Namen
einer Zur Pruͤfung mehrerer neuen fuͤr den
Akerbau, die mechanischen Kuͤnste und die Wissenschaften
nuͤzlichen Erfindungen ernannten Commission erstattete,
einen von Hrn. von Montyon
gestifteten Preis dem Hrn. Thilorier
fuͤr eine von ihm erfundene neue Luftpumpe zuerkannt,
deren Construction von den gewoͤhnlichen Maschinen dieser
Art gaͤnzlich verschieden ist, und alle Schwierigkeiten
entfernt, mit welchen die Hervorbringung eines, vollkommen
leeren Raumes durch diese lezteren verbunden ist. Das Princip
dieser Erfindung beruhet auf der Anwendung des Toricellischen
Vacuums, welches durch das Niedersinken einer
Queksilbersaͤule in einem verschlossenen
(glaͤsernen oder eisernen) vertikalen Cylinder unter die
barometrische Hoͤhe bewirkt wird, in welchem Cylinder das
Queksilber als der vollkommenste und dichteste Kolben ohne alle
merkliche Reibung functionirt. Der Berichterstatter bemerkte,
daß diese Idee nicht neu sey, indem solche schon im Jahre 1787
von Hrn. Cazalet, Professor der
Physik zu Bordeaux (Journal de physique,
tome 34) und spaͤter in England von Hrn. Edelkrantz (Nicholson's journal, tome XVI. 1808) vorgeschlagen
worden sey. Bei den Vorrichtungen dieser beiden mußten jedoch
mehrere Pipen oder Hahnen nach einander geoͤffnet werden,
um das Queksilber unten ausfließen zu lassen, und oben wieder
einzuschuͤtten; wodurch die Behandlung dieser Pumpen
unbequem, und bei der Schwierigkeit, die (eisernen oder
staͤhlernen) Hahnen immerwaͤhrend in gutem und
brauchbarem Stande zu erhalten, sehr unsicher wurde: Bei der
Anordnung des Hrn. Thilorier hingegen verschwinden alle diese
Unbequemlichkeiten, indem das Queksilber bestaͤndig im
Apparate bleibt, und das abwechselnde Sinken und Steigen des
selben durch das Niederlassen und Aufrichten von (an einem
Gelenke beweglichen) Roͤhren bewirkt, und so das Spiel
der Maschine weder durch Hahnen, noch durch Ventile complicirt
wird.
Waͤren Hr. Navier und seine Collegen mit der deutschen
Literatur in diesem wissenschaftlichen Zweige einiger Maßen
bekannt gewesen, so haͤtten sie gefunden, daß die Ehre
der Prioritaͤt dieser Erfindung weder dem Franzosen Cazalet, noch dem Schweden Edelkrantz, sondern unserm Landsmanne
Joseph von Baader gebuͤhrt, welcher die erste Vorrichtung
einer Queksilber-Luftpumpe
bereits im Jahre 1783, als er an der Universitaͤt zu Wien
studirte (also 4 Jahre vor Cazalet) angegeben, und in Huͤbner's physikalischem
Taschenbuch fuͤr Freunde
der Naturlehre, I. Jahrgang,
4tes Viertel, Salzburg 1784, Seite
650, mit einer beigefuͤgten Zeichnung deutlich
beschrieben, dann spaͤter in Gren's
Journal der Physik, II. Band, S. 326, von 1790, dieselbe Verbesserung dieses Apparates, welche jezt
dem Herrn Thilorier zugeschrieben wird, bekannt gemacht hat.
Auch hat der selige Professor Hindenburg in Leipzig diese Erfindung des Hrn. von Baader in einem besondern Programm: Hindenburg Programma de antlia
Baaderiana hydrostatico-pnevmatica, Lipsiae,
1787, 4. umstaͤndlich beschrieben. Eine
vollstaͤndige Beschreibung und Abbildung der Baader'schen
Luftpumpe befindet sich auch im Vten Bande, 2ten Stuͤk
des Gotha'schen Magazins fuͤr das
Neueste aus der Physik und Naturgeschichte, S. 91, von
1788.
Riesenhafte Dampfmaschine zu
South-Hetton.
Hr. Oberst Braddyll ließ in seinem
neuen Steinkohlen-Bergwerke zu South-Hetton bei
Durham eine, Dampfmaschine errichten, deren Aufgabe darin besteht, das Wasser aus einer Tiefe von 876 Fuß
heraufzupumpen. Diese Dampfmaschine hat nun einen Cylinder von
84 Zoll im Durchmesser; die Laͤnge des Hubes in dem
Cylinder betraͤgt beinahe 10 1/2 Fuß, jene in den Pumpen
hingegen 8 1/2 Fuß, der Durchmesser der Pumpen betraͤgt
gegen 18 1/2 Zoll. Wenn die Maschine mit gewoͤhnlicher
Geschwindigkeit arbeitet, so foͤrdert sie
stuͤndlich 55,000 bis 60,000 Gallons Wasser aus dem
Bergwerke. Ihre Kraft wird auf 240 Pferdekraͤfte
angegeben; sie kann jedoch selbst eine Kraft von 300 Pferden
ausuͤben. Die Times halten
diese Maschine fuͤr die groͤßte auf der Welt; dem
ist aber nicht so, denn in Cornwallis allein befinden sich zwei
Maschinen, welche groͤßer sind als diese, und die
Consolidated Mining Company besizt eine, deren Cylinder 90 Zoll
im Durchmesser hat, und welche das Wasser aus einer Tiefe von
beinahe 1200 Fuß heraufpumpt. (Mechanics'
Magazine No. 500. S. 384.)
Williams's Verbesserungen an den
Dampfmaschinen.
Die Erklaͤrung des Patentes, welches Hr. Richard Williams, Mechaniker zu
College Wharf, Grafschaft Surrey, am 28. Februar 1831 auf
gewisse Verbesserungen an den Dampfmaschinen nahm, besteht nur
in einigen wenigen Zeilen, denen nicht ein Mal eine Zeichnung
beigefuͤgt ist. Er sagt naͤmlich nichts weiter,
als daß er durch seine Erfindung eine regelmaͤßigere
Bewegung einer durch Dampf getriebenen Maschine bezwekt, und daß
er zu diesem Behufe ein belastetes Flugrad anwende, welches sich
mit zwei Mal groͤßerer Geschwindigkeit umdreht, als sich
der Kolben bewegt, so daß es den Kolben sowohl beim Auf-
als Abwaͤrtssteigen in seiner Bewegung
unterstuͤzt. (London Journal of
Arts, Conjoined Series, Februar 1833. S. 63.)
Eine durch Dampf getriebene fliegende
Bruͤke.
Man wuͤnschte schon lange eine Bruͤke uͤber
den sogenannten Saltash-Ferry; zahlreiche
Vorschlaͤge wurden bereits zu einer solchen gemacht,
allein alle zeigten sie sich unausfuͤhrbar. Ja man gab
sogar alle Hoffnung auf, eine solche Land-Communication
zwischen den beiden gegenuͤberliegenden Grafschaften
herzustellen, die der Schifffahrt keinen Eintrag
braͤchte, bis endlich auch hier die Wissenschaft in
Verbindung mit den Kuͤnsten den Sieg davon trug. Die
gegenwaͤrtig in Gang befindliche Faͤhre ist ein
Parallelogramm von 50 Fuß Laͤnge auf 30 Fuß Breite,
welches an beiden Enden offen ist, und in dessen Mitte sich zwei
Dampfmaschinen, jede zu 6 Pferdekraͤften, befinden. Diese
Maschinen treiben zwei Raͤder, auf denen zwei Ketten
ruhen, die von dem einen Ufer zum anderen, und zwar durch die
Maschinen-Gehaͤuse gezogen sind. An jeder Seite
des Maschinen-Hauses befindet sich ein Raum von 50 Fuß
Laͤnge auf 10 Fuß Breite, auf welchem die Wagen, die
Reisenden, die Pferde, das Rindvieh etc. Plaz finden. Wagen
aller Art koͤnnen, ohne ausgespannt zu werden, auf die
Faͤhre gebracht werden. Der Platformen zum Aus-
und Einschiffen sind vier, zwei an jedem Ende, und zwar jede von
21 Fuß Laͤnge auf 10 Fuß Breite, angebracht; sie neigen
sich sanft gegen die Ufer, so daß alle Fuhrwerke leicht auf die
Faͤhre gelangen koͤnnen. (Aus dem Devonport Telegraph im Mechanics' Magazine No. 498. S.
351.)
Ueber die Verbreitung der
Dampf-Dreschmaschinen in England.
Es gereicht uns zu großer Freude, sagt der Scotsman, unsern
Lesern sagen zu koͤnnen, daß die Dampfmaschinen in
East-Lothian immer allgemeiner und haͤufiger zum
Treiben der Dreschmaschinen benuzt werden. Die in lezter Zeit zu
diesem Behufe erbauten Dampfmaschinen arbeiten meistens mit
hohem Druke, und eignen sich ganz vorzuͤglich fuͤr
solche Gegenden, in welchen kein Ueberfluß an Wasser vorhanden.
Die Kolben haben meistens eine metallische Liederung, und sind
groͤßten Theils nach dem Principe erbaut, auf welches
sich Hr. Cartwright bereits im Jahre
1798 ein Patent ertheilen ließ, und welches in Kuͤrze auf
folgende Weise beschrieben ist. Die Liederung des Kolbens
besteht aus einer Reihe von Messing-Stangen, deren
Woͤlbungen genau dem Umfange der Cylinder entsprechen.
Diese messingenen Bogen werden so an die Kolben-Stange
gelegt, daß sie eine ganze Scheibe bilden, und solcher Scheiben
bringt man so viele auf einander, als es die Dike des Kolbens
erfordert. Um nun die Stuͤke, aus denen der Kolben
besteht, bestaͤndig gegen die
Cylinder-Waͤnde zu treiben, sind an dem innern
concaven Rande Federn angebracht, die sie bestaͤndig
gegen den Cylinder andruͤken. Obschon nun dieser Kolben
bereits vor 26 Jahren erfunden wurde, so kommt er doch erst jezt
allgemein in Anwendung; wie man versichert, eignet er sich ganz
vorzuͤglich fuͤr Hochdruk-Dampfmaschinen.
(Galignani's Messenger No.
5587.)
Die
Midland-Counties-Eisenbahn in England.
Die Eigenthuͤmer der Kohlenbergwerke in Nottinghamshire
und Derbyshire, welche bisher den Markt von Leicester zu Wasser
mit Steinkohlen versahen, wurden, da sie die
Schifffahrts- und Canal-Compagnien zu keiner
niedrigeren Fracht und zu keinen ermaͤßigten
Zoͤllen bringen konnten, genoͤthigt, auf die
Errichtung einer Eisenbahn von Pinxton nach Leicester zu denken,
um mit den Steinkohlenwerken in Leicestershire, die bereits von
Swannington nach Leicester eine Eisen, bahn besizen, Concurrenz
halten zu koͤnnen. Die Bahn von Swannington nach
Leicester betraͤgt zwar nur 16 englische Meilen,
waͤhrend jene von Pinxton nach Leicester eine doppelt so
große Laͤnge haben wird; allein erstere ist eine der
unebensten, die es gibt, und steigt mit einer Neigung von 16 und
selbst von 29 Fuß in der Meile bis auf eine Hoͤhe von 370
Fuß, waͤhrend leztere hoͤchstens eine Neigung von
12 Fuß per Meile erhalten, und
großen Theils in einem beinahe ebenen Thale fortlaufen wird. Der
groͤßeren Entfernung ungeachtet wird naͤmlich der
Transport auf lezterer nicht hoͤher zu stehen kommen, als
auf ersterer, indem aus den Versuchen, welche Macneil anstellte, hervorgeht, daß
die Kosten des Transportes einer Tonne auf ebener Bahn mehr als
verdoppelt werden, wenn die Neigung der Bahn so groß ist, wie
jene der Swannington-Eisenbahn. Hr. Jessop hat einen Voranschlag und Plan zu dieser neuen
Eisenbahn bekannt gemacht, der manche interessante Daten
enthaͤlt, wie schon aus der im Mechanics' Magazine No. 498. S. 346 enthaltenen Notiz
erhellt. Sehr merkwuͤrdig ist z.B. folgende
Zusammenstellung der Kosten, auf welche an vier verschiedenen
Eisenbahnen die Errichtung per
englische Meile zu stehen kommt.
Textabbildung Bd. 48, S. 232
Liverpool-Manchester Bahn; London- und
Birmingham-Bahn; Manchester- u.
Sheffield-Bahn; Midland-Counties-Bahn;
Wege, Dämme und Bildung der Eisenbahn-Linie; Brüken,
Wölbungen und Mauerwerke; Tunnels, Schienen, Piedestals,
Keile und Bolzen; Vlöke und Querhölzer; Verballasten der
Bahn und Legen der Schienen; Maschinen an gewissen Orten;
Umzäunungen und Schranken; Grund und Boden; Zufällige
Kosten; Durchschnittskosten per Meile
Die Art und Weise, auf welche Hr. Jessop die Bahn erbaut haben will, erhellt aus
folgender Aeußerung desselben: „Ich habe bei dem
Voranschlage der Kosten der
Midland-Counties-Eisenbahn eine Bahn im Auge
gehabt, welche sowohl in Hinsicht auf deren ganze Linie, als
in Hinsicht auf die Staͤrke, Dauerhaftigkeit und
fortwaͤhrende Genauigkeit derselben allen, bei dem
gegenwaͤrtigen Stande der Kunst erreichbaren
Anforderungen Genuͤge leistet. Die Breite fuͤr
eine doppelte Bahn ist zu 9 Yards berechnet, und die
Oberflaͤche soll, der Annahme gemaͤß, mit
einer 8 Zoll diken Schichte Kies, zerschlagener Steine oder
Asche, in welche die steinernen
Bloͤke, die die Schienen tragen, eingebettet sind,
uͤberschuͤttet werden. Die Weite der Bahn
selbst, oder der Raum zwischen den beiden Schienen, wird
eben so groß seyn, wie an den uͤbrigen
oͤffentlichen Eisenbahnen, d.h. 4 Fuß 8 1/2 Zoll, und
der Raum zwischen den beiden Bahnen, der gewoͤhnlich
eben so groß ist, wird auf 6 Fuß erhoͤht werden,
indem ein geringerer Zwischenraum nicht fuͤr
zwekmaͤßig befunden wurde. Die Schienen sollen aus
parallelen Staͤben Schmiedeisen von gehoͤriger
Form bestehen; ihre Laͤnge wird 15 Fuß betragen, und
in Entfernungen von je 3 Fuß sollen sie von gußeisernen
Piedestals getragen werden. Das Gewicht der Schienen
schaͤze ich auf 40 Pfund per Yard, und jenes eines jeden Piedestals mit
einem gußeisernen Keile auf 16 Pfund. Ich ziehe die
parallelen Staͤbe der gewoͤhnlich
gebraͤuchlichen elliptischen oder parabolischen Form
vor, indem man dadurch, daß das Piedestal sowohl eine
Stuͤze als ein Traͤger wird, eine
groͤßere Staͤrke erreicht. Um auch bei der
Verbindung der Stabe denselben Vortheil zu erzielen, sollen
dieselben durch groͤßere und staͤrkere
Piedestals mit einander verbunden werden.“
Außer Hrn. Jessop hat auch noch Hr.
Glynn einen Bericht uͤber
die neu zu errichtende Eisenbahn erstattet, woraus das Mechanics' Magazine folgenden Auszug mittheilt: „Seit
der Verwendung von schmiedeisernen Staͤben zum Baue
der Eisenbahnen haben die fortwaͤhrenden
Verbesserungen an deren Verfertigung und Form, die
bestaͤndige Erhoͤhung ihres Gewichtes, und der
verminderte Preis des Eisens dieselben auf einen Grad von
Vollkommenheit gebracht, den man vor wenigen Jahren noch
kaum fuͤr erreichbar hielt. Die an der
Darlington-Eisenbahn benuzten Schienen wogen 28 Pfund
per Yard, jene der
Liverpool-Bahn 35, und jene der gegenwaͤrtig
in Ausfuͤhrung begriffenen Eisenbahn von Carlisle
nach Newcastle werden 45 bis 50 Pfund per Yard waͤgen. Ja man ist
gegenwaͤrtig allgemein der Ansicht, daß man zu
oͤffentlichen Eisenbahnen nur Schienen von 12 bis 15
Fuß Laͤnge und von wenigstens 40 Pfund Schwere per Yard benuzen, und dieselben
in Entfernungen von 3 Fuß durch gußeiserne Piedestals von 12
bis 14 Pfund Schwere benuzen soll. Diese lezteren Piedestals
sollen auf großen und breit basirten, steinernen
Bloͤken, welche fest in gute Materialien eingebettet
wurden, ruhen.“
Die Eisenbahn zwischen Dundee und
Newtyle
ist nun vollendet, und wird bereits zum
Transporte von Menschen und Guͤtern haͤufig
benuzt. Die Leistungen derselben boten jedoch, was die
Geschwindigkeit der Fahrt betrifft, bisher noch nicht viel
Merkwuͤrdiges dar, indem die Dampfwagen 75 bis 85 Minuten
brauchen, um diese Streke, welche nur 11 engl. Meilen
betraͤgt, zuruͤkzulegen. Dessen ungeachtet scheint
sie sich aber auch gegenwaͤrtig schon als sehr
vortheilhaft zu bewaͤhren. (Mechanics' Magazine No. 497. S. 336)
Der zweite Ungluͤksfall auf der
Liverpool-Manchester-Eisenbahn.
Am 1sten Februar bemerkte der Maschinist, der die
Dampf-Karawanen auf ihrem Wege von Liverpool nach
Manchester leitete, in einiger Entfernung auf derselben Bahn,
auf der er fuhr, einen stillstehenden Pakwagen. Er war so
gluͤklich seine Karawane noch anzuhalten, bevor sie auf
den stillstehenden Wagen rannte; allein sein Wagen war kaum 2
oder 3 Minuten stillgestanden, als eine der Siedroͤhren
zersprang, so daß Alles in der Nahe der Maschine befindliche mit
einem diken Dampfnebel umgeben wurde. In Folge dieses
Ereignisses stiege einige Passagiere ab, und stellten sich
ungluͤklicher Weise auf die daneben laufende Eisenbahn,
auf welcher eben ein Kohlen-Transport von Bolton
angefahren kam, den sie nicht bemerkten. Die Kohlenwagen liefen
unaufhaltsam uͤber 4 dieser Ungluͤklichen, von
denen drei augenbliklich todt blieben, waͤhrend der
vierte spaͤter starb! Jenen Reisenden, welche im Wagen
sizen geblieben waren, widerfuhr nicht das geringste
Ungluͤk. (Aus dem Liverpool
Chronicle in Galignani's Messenger No. 5588.)
Englische Straße mit chinesischen und
ostindischen Steinen gepflastert.
Es ist eine gewiß sonderbar klingende Thatsache, daß die erste
Meile der Straße von Shoreditch nach Newington vor kurzer Zeit
mit schwarzem, chinesischen Porphyr (der nach Telford das beste unter allen
Gesteinen zum Straßenbau ist), die zweite hingegen mit Granit
von Bombay ausgebessert wurde. Die Sache klaͤrt sich
leicht dadurch auf, daß sowohl der chinesische Porphyr als der
ostindische Granit als Ballast nach England kam, und daselbst
ausgeleert wurde. (Mechanics' Magazine
No. 439. S. 368.)
Unterhaltungs-Kosten der
Menai-Ketten-Bruͤke.
Aus dem neuesten Berichte der fuͤr die Verbesserung der
Straße von London nach Holyhead niedergesezten Commission geht
hervor, daß die beruͤhmte
Menai-Ketten-Bruͤke nun nach 6 Jahren nicht
die geringste Veraͤnderung erlitten hat, und daß deren
Unterhaltungskosten sich lediglich auf die Auslagen fuͤr
Anstreichen, Beleuchtung, Bewachung und Unterhaltung des
Fahrweges beschraͤnkten. (Mechanics' Magazine No. 299)
Wettrennen in Ostindien.
Ein Hr. Rawlinson wettete mit einem
englischen Capitaͤn C., daß er im Stande sey, innerhalb 4
Stunden und 10 Minuten von Poona nach Pauwell, eine Streke von
70 engl. Meilen (beinahe 35 Stunden), zu reiten, wenn man ihm
gestatte, nach Belieben Pferde zu wechseln. Er gewann auch
wirklich seine Wette, welche 1000 Rupien galt; denn er legte die
70 englischen Meilen in 3 Stunden 17 Minuten zuruͤk,
obschon er ein Mal mit dem Pferde gestuͤrzt war.
Waͤhrend des ganzen Rittes wechselte er 11 Mal sein
Pferd; die Straße war in schlechtem Zustande. (Galignani's Messenger No. 5588).
De Coninck's
Verbesserungen an den Signal- und
Verdek-Laternen.
Hr. de Coninck, Capitaͤn in der
koͤnigl. daͤnischen Marine, hat eine
Signal-Laterne erfunden, welche ein weit
glaͤnzenderes Licht geben soll, als alle uͤbrigen,
bisher zu diesem Behufe gebraͤuchlichen Laternen. Das
Licht wird an derselben nach dem Argand'schen Principe ohne
Anwendung von Glas, dadurch erzeugt, daß ein Luftstrom durch die
Laterne geleitet wird. Die Lampe kann so viel Oehl fassen, daß
sie mehrere Stunden lang andauert; auch ist sie durch die ganze
Einrichtung gegen die Einwirkung der Witterung geschuͤzt,
so daß sie den angestellten Versuchen zu Folge auch bei heftigem
Winde vollkommen gute Dienste leistet. Außer dem
glaͤnzenden Lichte, welches die Laterne schon in Folge
der Anwendung des Argand'schen Brenners gibt, hat Hr. de Coninck dieses Licht auch noch
durch einen kreisfoͤrmigen Reflector bedeutend
verstaͤrkt. Ebenso hat er dasselbe Princip auch auf die
Einrichtung und den Bau der Verdeks-Laternen angewendet,
so daß 8 bis 10 solcher, in der Mitte des Schiffes angebrachter
Laternen hinreichen, um die auf dem Verdeke des groͤßten
Linienschiffes befindlichen Kanonen gehoͤrig zu
beleuchten. Das Acht dieser Lampen ist so gut gegen die
aͤußeren Einwirkungen geschuͤzt durch das Abfeuern
der Kanonen entsteht, und welche die gewoͤhnlichen
Laternen so haͤufig ausloͤscht, keinen Einfluß auf
dieselben hat. Man machte den Versuch und haͤngte
dergleichen neue und altere Laternen an die Muͤndungen
von Kanonen, welche man dann abfeuerte; die alten Laternen
erloͤschten jedes Mal im Augenblike des Abfeuerns, die
neuen hingegen blieben selbst bei 14 auf einander folgenden
Schuͤssen brennend, wo sie dann endlich auch in Folge der
großen Erschuͤtterung und der verschiedenen vibrirenden
Bewegungen erloͤschen. (Repertory
of Patent-Inventions. Maͤrz 1833 S.
179.)
Ueber die Anwendung von beleuchtetem Kalke
zur Verfertigung des kraͤftigsten Mikroskopes.
Lieutenant Drummond's Entdekung des
intensiven Lichtes, welches eine beleuchtete und erhizte
Kalkkugel gibt, wurde in neuester Zeit von dem Chemiker Cooper und dem Optiker Carey bei mikroskopischen
Untersuchungen benuzt, und mit wahrhaft wundervollem Erfolge in
Anwendung gebracht. Diese beiden Herren haben naͤmlich
einen Apparat erfunden, dem sie den Namen
Hydro-Oxygen-Mikroskop beilegen, und mittelst
welchem ein Strom Saͤuerstoff- und ein Strom
Wasserstoffgas auf ein Stuͤk Kalk geleitet wird.
Hierdurch soll ein so glaͤnzendes Licht entstehen, daß
Gegenstaͤnde, die man unter die Linse des Mikroskopes
bringt, vom Zehntausendfachen bis zu einer halben Million Mal
vergroͤßert erscheinen! Das Haar eines Kindes erscheint
unter einem solchen Mikroskope als eine Roͤhre von zwei
Zoll im Durchmesser; der Stachel einer Biene sieht wie eine
monstroͤse 4 Fuß lange Waffe aus, und ein Wurm, der mit
freiem Auge kaum sichtbar, wird unter der Linse zur wahren Boa Constrictor! Welches weite Feld
bietet sich bei solchen Mitteln wieder fuͤr
mikroskopische Untersuchungen dar; welche Augen werden dieselben
aber auch auszuhallen im Stande seyn! (Mechanics' Magazine No. 498. S. 352.)
Die chemische Harmonica zu einem
musikalischen Instrumente benuzt.
Hr. H. W. Dewhurst, Prof. der Zoologie
und Anatomie, schlaͤgt im Mechanics' Magazine No. 499. S. 364 vor, die bekannte
chemische Harmonica (d.h. den
Ton, der sich vernehmen laͤßt, wenn man Wasserstoffgas
durch eine enge Roͤhre austreten laͤßt, es
entzuͤndet, und wenn man dann, uͤber diese Flamme
eine etwas weite Rohre stuͤrzt) zu einem musikalischen
Instrumente zu benuzen, mit welchem er es so ernstlich meint,
daß er bereits den Namen Hydrogaseon
dafuͤr erfunden hat. Nach seiner Meinung sollte man
mehrere verschieden gestimmte glaͤserne Roͤhren in
einem Rahmen anbringen und in diese dann Gasstroͤme von
verschiedenem Durchmesser leiten. Wir glauben der Hr. Professor
wird mit seinem Instrumente in keiner Beziehung Gluͤk
machen, und durch seine Musik kein zweiter Orpheus werden.
Verfahren zum Ausbessern von
Gemaͤhlden, an denen die Leinwand schadhaft ist.
Der Recueil industriel, Februar 1833,
S. 159 empfiehlt folgendes, so viel wir wissen, noch nicht sehr
bekanntes Verfahren, um Oehl Gemaͤhlde, an denen die
Leinwand abgenuͤzt oder verdorben ist, auf neue Leinwand
aufzutragen, und um auf diese Weise manches Kunstwerk vor dem
gaͤnzlichen Untergange zu schuͤzen. – Man
uͤberziehe das Gemaͤhlde zuerst mit einer Schichte
Leim, und spanne dann ein Stuͤk Leinwand daruͤber,
mit der Vorsicht jedoch, daß diese Leinwand uͤberall auf
der Oberflaͤche des Gemaͤhldes aufliege. Dann
bringe man das ganze Gemaͤhlde umgekehrt auf einen Tisch,
an weichem man dasselbe wohl befestigt. Ist dieß geschehen, so
gieße man vorsichtig kupferhaltiges Scheidewasser (eau seconde) auf den Ruͤken
des Gemaͤhldes, und fahre so lange fort dieses damit zu
befeuchten, bis es gelungen ist, die alte Leinwand mit leichter
Hand in Stuͤken und fadenweise von dem Koͤrper des
Oehlgemaͤhldes abzunehmen. Nach Vollendung dieser
Operation nimmt man dann die neue Leinwand, und leimt auf diese
das abgenommene Gemaͤhlde. Mit dem Umkehren der auf diese
Weise neu aufgeleimten Mahlerei muß man dann so lange warten,
bis die neue Leinwand vollkommen troken geworden. Ist dieß der
Fall, so kehrt man das Gemaͤhlde um, nimmt die zuerst auf
die vordere Flaͤche aufgetragene Leinwand durch derselben
mit Wasser wieder ab, und waͤscht endlich auch den Leim
von der Mahlerei ab. Bei gehoͤriger Vorsicht und
Gewandtheit gelingt dieses Verfahren vollkommen; sollten jedoch
einige Stellen dabei schadhaft geworden seyn, so muͤssen
diese spaͤter von einem Mahler wieder ausgebessert
werden.
Verfahren rothen Krapplak zu
bereiten.
Man bringt zwei Unzen guten und fein gemahlenen Krapp in einen
baumwollenen Sak, der groß genug ist, um das Vierfache dieser
Quantitaͤt zu fassen; dieser Sak wird in einem steinernen
Moͤrser mit zwei Pfund Flußwasser stark geknetet. Das
Wasser nimmt den Faͤrbestoff des Krapps auf, und
erhaͤlt dadurch eine dunkle Farbe. Man gießt es ab,
bringt frisches in den Moͤrser und faͤhrt auf
diese Art fort, bis es sich nur mehr schwach faͤrbt. Dazu
sind beilaͤufig zehn Pfund Wasser erforderlich.
Die gefaͤrbte Fluͤssigkeit wird dann in einem
zinnernen Kessel zum Sieden erhizt, und hierauf in einer
Porzellanschale mit einer Unze Alaun, der in Wasser
aufgeloͤst ist, versezt, gut umgeruͤhrt, und
darauf mit so viel Potaschenaufloͤsung versezt, als
noͤthig ist, um den Alaun zu saͤttigen; es
entsteht ein starkes Aufbrausen, waͤhrend eine
schoͤne rothe Farbe niederfallt; das Wasser bleibt
falbgelb gefaͤrbt.
Ist die Aufloͤsung erkaltet, so gießt man die klare gelbe
Fluͤssigkeit von dem rothen Ruͤkstand ab, den man
mit kochendem Wasser auswascht und langsam troknet. Die auf
diese Art erhaltene rothe Farbe wiegt beilaͤufig den
vierten Theil des angewandten Krapps.
Mit frischen Krappwurzeln erhaͤlt man eine
schoͤnere Farbe als mit troknem Krapp; man
verfaͤhrt mit denselben folgender Maßen:
Man zerstoͤßt acht Unzen frischer Krappwurzeln in einem
messingenen Moͤrser mit einer hoͤlzernen Keule zur
Breiconsistenz. Dieser fluͤssige Teig wird in einem
baumwollenen Sak so lange mit Wasser geknetet, bis aller
Faͤrbestoff ausgezogen ist. Die gefaͤrbte
Fluͤssigkeit behandelt man dann auf oben angegebene Weise
mit einer Unze Alaun und der noͤthigen Menge Potasche.
Der rothe Lak muß mit Wasser ausgesuͤßt werden, worauf
man ihn troknet. (Journal des
connaissances usuelles. Febr. 1833, S. 116.)
Die Lithographie zur Verhinderung der
Verfaͤlschung von Banknoten angewendet.
Der Steindruk wurde bekanntlich bereits oͤfter von den
Faͤlschern zum Nachmachen von Banknoten benuzt, indem die
mit oͤhlhaltiger Schwaͤrze gedrukten
Schriftzuͤge leicht auf gehoͤrig zubereitete
Steine uͤbergetragen werden koͤnnen, mit denen
sich dann taͤuschend aͤhnliche Abdruͤke
verfertigen lassen. Die HH. Franz
Peabody und Joseph Dixon zu
Salem in Massachusetts wollen nun aber den Steindruk gerade zum
Gegentheile, d.h. zur Verhuͤtung der Faͤlschung
von Banknoten und dergleichen benuzt wissen, und ließen sich am
20sten April 1832 ein Patent auf ihre sogenannte Erfindung
geben, welche kuͤrzlich in Folgendem besteht. Sie geben
den Banknoten etc. naͤmlich mit einer Oehl-Farbe
einen rosenfarbenen, blauen oder sonstigen lichten Grund, und
druken dann mit gewoͤhnlicher Buchdrukerschwaͤrze
auf diesen Grund. Will Jemand eine auf diese Weise gedrukte
Banknote auf den Stein uͤbertragen, so erhaͤlt er
nur sehr verworrene Zuͤge, oder eine ganz undeutliche
Copie, indem alle Theile des Papieres mit Oehlfarbe
impraͤgnirt sind, so daß sie saͤmmtlich mehr oder
weniger auf den Stein wirken. (Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Februar 1833,
S. 82.)
Bogle's neue
Druker-Presse.
Wir sahen kuͤrzlich, sagt der Perth
Advertiser, eine kleine, sehr zierliche und sehr
merkwuͤrdige Druker-Presse, welche Hr. J. Bogle zu Perth nach einem ganz neuen
Principe erbaut bat. Die neue Maschine kommt in Hinsicht auf
Geschwindigkeit der Bewegung der beruͤhmten Cowper'schen
Buchdrukerpresse gleich; sie bewegt sich aber so wicht, daß
selbst ein Knabe im Stande ist, sie mit einer Hand in
Thaͤtigkeit zu sezen. Die Maschine kann daher von einem
einzigen Individuum, wenn es die Geschwindigkeit der Bedienung
erfordert, aber eben so gut auch von mehreren, versehen werden.
Sie ist so eingerichtet, daß sie die Schwaͤrze auf die
Walzen auftraͤgt, die Papier-Bogen
eintraͤgt, bedrukt und in demselben Augenblike
wieder abgibt; sie steht vollkommen unter dem Willen und
Commando des Arbeiters, und gibt auch uͤber die von ihr
gelieferte Arbeit Rechenschaft, so daß der Arbeiter der
Muͤhe des Zaͤhlens der Bogen uͤberhoben
ist. Es befindet sich nicht ein einziges Rad an dieser
schoͤnen Maschine, und besonders sinnreich und
ausgezeichnet ist die Vorrichtung, durch welche die Bogen
eingelegt und wieder abgegeben werden; ja wunderbar
moͤchte man es nennen, wie durch so einfache und
scheinbar unpassende Mittel so richtige und genaue Resultate
hervorgebracht werden. Die Bogle'sche
Presse drukt jede Art von Druk mit groͤßter Leichtigkeit,
und der von derselben gelieferte Druk ist eben so schoͤn
und von gleichmaͤßiger Farbe, als ihn irgend eine andere
Presse zu liefern vermag; sie erfordert keine
Schmuz-Blaͤtter, und dabei ist das zulezt
abgedrukte. Blatt eben so rein, wie das erste. Sie hat ferner
die gute und empfehlende Eigenschaft, daß sie ruhig und still
arbeitet, und dabei weniger Raum einnimmt, als die
gewoͤhnlichen Pressen. Die Formen koͤnnen in einer
Minute eingesezt werden, und ein Auswechseln der keltern kann
eben so leicht geschehen, wie an den besten Pressen. –
Der Erfinder dieser Presse, Hr. J. Bogle, ist zwar ein Tischler, er hat, jedoch alle die
einzelnen Theile seiner Maschine, welche großen Theils aus
Messing und Eisen bestehen, selbst verfertigt, was seiner
manuellen Geschiklichkeit gewiß eben so viel Ehre bringt, als
die ganze Maschine seinem Erfindungsgeiste. (Mechanics' Magazine No. 496. S. 320.)
Eine neue Maschine zum Behauen der
Steine.
Die Zahl der Maschinen zum Behauen der Steine blieb bisher, so
langweilig und langsam die gewoͤhnliche
Steinmez-Arbeit auch ist, aus Gruͤnden, die sich
auf den ersten Blik von selbst ergeben, sehr beschraͤnkt.
In neuerer Zeit erhielt dieselbe jedoch auch von Amerika aus
einen Zuwachs durch die Maschine, welche die HH. Larman Z. Parke und Iram Brewster aus
dem Staate New-York am 10ten October patentiren ließen.
Diese Maschine nun, welche wenigstens die rohere Behauung der
Steine mit ziemlicher Vollkommenheit veruͤbt, und welche
daher ihrem Zweke ziemlich entsprechen soll, besteht aus
mehreren Reihen von Meißeln, die in einem gehoͤrigen
Rahmen aufgezogen sind, und gleichzeitig auf den Stein
einwirken. Der Steinblok, welcher behauen werden soll, wird auf
einen Wagen oder auf eine Platform gebracht, die auf Walzen
ruht, und die mittelst Schrauben oder anderer Vorrichtungen
gehoben oder gesenkt werden kann. Die Meißel werden durch
bewegliche Boͤke oder Stuͤzen in ihrer Stellung
erhalten, und durch Federn, welche in eine an ihrem oberen Ende
befindliche Auskerbung eingreifen, von dem Steine wieder
emporgehoben. Die Haͤmmer, welche auf die Meißel
schlagen, werden durch Muschel- oder Klopfraͤder,
die an einer Welle aufgezogen sind, gehoben. Die Schwere der
Haͤmmer, die Hoͤhe der Hebung derselben, die Form
der Meißel etc. kann nach Umstaͤnden abgeaͤndert
werden. (Aus dem Franklin Journal im
Repertory-Inventions. Maͤrz 1833, S.
150.)
Wieder eine Hobel-Maschine.
Hr. Ebenezer Lane zu Cincinnati, Ohio,
ließ am 26sten October 1831 eine Maschine zum Hobeln von
Brettern und Dielen patentiren, die uns weder an Tauglichkeit
die bereits bekannten Maschinen dieser Art zu
uͤbertreffen, noch auch an Neuheit besonders
ausgezeichnet zu seyn scheint. Die 2 1/2 Zoll breiten Hobeleisen
werden naͤmlich in Entfernungen von zwei Zoll von
einander in Reihen aufgezogen, und in einem gußeisernen Balken
oder Stoke so befestigt, daß sie saͤmmtlich in einer und
derselben Flaͤche liegen, und daß sie nicht wie in einem
gewoͤhnlichen Hobel, sondern so gestellt sind, daß die
Eisen gegen eine Seite des Balkens gekehrt oder gerichtet sind.
Hinter diesem ersten Balken befindet sich ein zweiter, dessen
Hobeleisen so gestellt sind, daß sie gerade in die zwischen den
Hobeleisen des ersten Balkens bleibenden Luͤken passen;
und auf ebendieselbe Weise koͤnnen dann noch mehrere
aͤhnliche, mit Hobeleisen ausgeruͤstete Balken
angebracht, und in einem starken, hoͤlzernen oder
eisernen Gestelle hinter einander befestigt werden. Die Bewegung
der Maschine kann auf zweierlei Art Statt finden; d.h. entweder
es bleibt das Gestell mit den Hobelbalken staͤtig, und es
bewegen sich die abzuhobelnden Bretter und Dielen;
oder leztere werden fixirt, waͤhrend erstere auf irgend
eine geeignete Weise in Bewegung gesezt werden. (Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. Maͤrz 1833, S.
155.)
Zubereitung der Eisenfeilspaͤne und
anderer Eisenabfaͤlle, um sie wieder einschmelzen zu
koͤnnen.
Die Abfaͤlle, welche man beim Feilen, Drehen, Bohren und
anderen Bearbeitungen des Eisens in manchen Fabriken in großer
Menge erhaͤlt, lassen sich bekanntlich nicht so leicht
wieder auf Eisen verwenden, indem das Einschmelzen derselben
seine Schwierigkeiten hat. Um nun dieses Einschmelzen zu
erleichtern oder die Eisen-Abfaͤlle wieder
brauchbar zu machen, empfiehlt Hr. Magnadier Mason zu George Town in der Provinz
Columbia, Ver. Staaten, folgendes Verfahren, welches auch am
8ten November 1831 patentirt wurde. Man bringe, heißt es
naͤmlich in der Patenterklaͤrung, die
verschiedenen Feil-, Bohr- und
Dreh-Abfaͤlle in einem Behaͤlter oder Model
unter eine kraͤftige Presse, oder lasse wiederholte
Schlaͤge eines Hammers, einer Ramme oͤder irgend
einer andern aͤhnlichen Maschine darauf einwirken, so daß
die einzelnen Theilchen fest zusammengedruͤkt und in
Klumpen geformt werden. Diese Klumpen soll man dann in einen
Schmelz-Ofen bringen, und auf dieselbe Weise behandeln,
auf welche man Roheisen oder anderes Eisen behandelt, wenn man
dasselbe schmelzen oder weiter brauchbar machen will. (Repertory of
Patent-Invention. Maͤrz 1833, S.
152.)
Goddard's tragbarer Bak- und
Brat-Ofen.
Ein Hr. William Goddard zu Portsmouth
in New-Hampshire erhielt am 12ten October 1831 ein Patent
auf einen tragbaren Bak- und Brat-Ofen, den er auf
folgende Weise eingerichtet haben will. Der ganze Ofen besteht
aus drei Platten Eisenblech, und hat die Form eines
Cylinder-Segmentes. Man nimmt naͤmlich ein
Stuͤk Eisenblech von gehoͤriger Groͤße,
kruͤmmt dieses so, daß es 3/4 eines Kreises bildet, und
verbindet die beiden Enden dann durch ein flaches Stuͤk,
welches den Boden dieses aͤußern Gehaͤuses bildet.
Dann kruͤmmt man ein zweites, etwas kleineres
Stuͤk auf dieselbe Weise, so daß wenn dieses zweite
Gehaͤuse in das erste geschoben wird, zwischen beiden ein
Raum von einem Zolle bleibt. Dieses zweite Gehaͤuse wird
an den Boden des erstern angenietet, und ist dieß geschehen, so
wird an dem hintern Ende beider eine Platte, an dem vordern Ende
hingegen ein Ring angebracht, der den Zwischenraum zwischen
beiden Gehaͤusen verschließt. Dieser Zwischenraum kann
mit Holzkohle oder irgend einem andern schlechten
Waͤrmeleiter gefuͤllt, oder auch leer gelassen
werden. Durch beide Gehaͤuse muß gegen jedes Ende hin am
Scheitel ein Loch fuͤr den Durchgang der
Feuerzuͤge angebracht werden, und diese Feuerzuͤge
muͤssen zu einer gemeinschaftlichen, mit einem
Daͤmpfer versehenen Roͤhre fuͤhren. Eine
andere Oeffnung muß als Austritts-Stelle fuͤr den
Dampf angebracht werden. Geheizt wird der Ofen durch einen
mitten unter demselben befindlichen Herd, indem in den Boden des
Gehaͤuses eine Oeffnung gemacht wird, welche so groß ist,
daß der Herd hinein paßt, und in deren Naͤhe, um ihr die
gehoͤrige Staͤrke zu geben, auch noch ein
gußeiserner oder schmiedeiserner Ring an dem Boden angenietet
ist. Der eigentliche Ofen besteht endlich aus einem
Gehaͤuse von der Form der beiden ersteren, und von
solcher Groͤße, daß, wenn er in das zweite
Gehaͤuse geschoben wird, zwischen ihm und diesem, so wie
auch an dem vordern und hintern Ende desselben so viel Raum
bleibt, daß der Rauch und die erhizte Luft frei um den Ofen und
in die Feuerzuͤge ziehen kann. Der Boden dieses leztern,
zum Baken und Braten dienenden Gehaͤuses wird durch die
in dem aͤußern Gehaͤuse befindliche Oeffnung
geheizt, und wenn Alles in gehoͤrige Stellung gebracht,
wird der Ofen vorne auf die gewoͤhnliche Weise durch ein
Ofenthuͤrchen verschlossen. – Wir koͤnnen
an diesem Ofen weder etwas besonders Empfehlenswerthes, noch
etwas Neues entdeken. (Aus dem Repertory
of Patent-Inventions. Maͤrz 1833, S.
150.)
Ueber den Seidenbau zu Pondichery.
Die Administration der franzoͤsisch-indischen
Colonien hatte, von den Rathschlaͤgen tuͤchtiger
Maͤnner geleitet, wohl erkannt, daß diese Colonien durch
die Einfuͤhrung der Rohzuker-Fabrikation, der
Baumwollspinnerei und des Seidenbaues ihre eigenen materiellen
Interessen eben so sehr foͤrdern wuͤrden, wie jene
des Mutterlandes. Sie ließ es sich aus diesem Grunde auch sehr
angelegen seyn, diese Industriezweige theils durch
Vorschuͤsse, die sie den Unternehmern gewaͤhrte,
theils durch andere Aufmunterungen, die sie ihnen zu Theil
werden ließ, daselbst zu schaffen und emporzubringen. Ganz
besondere Aufmerksamkeit widmete sie jedoch dem Seidenbaue,
indem dieser nicht nur wegen einiger, der Auffuͤhrung der
noͤthigen Bauten und, der Anlegung, Duͤngung, und
Waͤsserung der Maulbeerbaum-Pflanzungen sehr
guͤnstigen Local-Verhaͤltnisse, sondern
hauptsaͤchlich auch aus folgenden Ursachen ganz
besonderen Erfolg und Gewinn versprach. 1) Die zu Pondichery
gezogenen Seidenraupen verwandeln sich in 21 Tagen in Cocons,
und erzeugen innerhalb 35 Tagen immer wieder ihres Gleichen, so
daß man jeden Tag eine bestimmte, dem Ertrage der Pflanzung an
Maulbeerblaͤttern angemessene Quantitaͤt Cocons,
zu erzielen im Stande ist. 2). Die daselbst gewonnene Seide ist
von vorzuͤglicher Guͤte. 3) Die in Gehauen
gezogenen Maulbeerbaͤume geben dort jaͤhrlich
wenigstens 6 reichliche Ernten. 4) Der Arbeitslohn steht sehr
niedrig, und die Materialien zu den noͤthigen Bauten
lassen sich zu sehr geringen Preisen anschaffen. Unter diesen
guͤnstigen Umstaͤnden veranlaßte die
Administration im J. 1829 in der Naͤhe von Pondichery die
Anlage von Maulbeerpflanzungen und die Errichtung der zur Zucht
der Raupen und zum Abhaspeln der gewonnenen Cocons
noͤthigen Bauten; leider wurde sie aber durch die
Hungersnoth, welche im J. 1831 eintrat, gezwungen, ihre
Geldmittel anderweitig zu verwenden und die unter ihren
Auspicien gegruͤndete Anstalt sich selbst zu
uͤberlassen. Der Hauptunternehmer und eigentliche
Gruͤnder derselben sah sich hierdurch genoͤthigt,
an den Industrie-Sinn und das Interesse seiner Landsleute
zu appelliren: er that dieß, indem er sich nach Frankreich
begab, und daselbst den Plan zu einer Actien-Gesellschaft
bekannt machte, welche unter dem Namen der Société anonyme den
weiteren Betrieb der Seidenzucht zu Pondichery sichern und
uͤbernehmen sollte, und uͤber deren Einrichtung
wir in Kuͤrze nur Folgendes mittheilen wollen. Die
Gesellschaft wuͤrde durch 800 Actionnaͤre
begruͤndet, von denen jeder eine Actie zu 1000 Fr. nimmt,
und fuͤr die Haͤlfte dieser Actien wuͤrden
die bereits bestehenden Pflanzungen, Bauten, Maschinen etc. das
Eigenthum der Gesellschaft. Die Actionnare wuͤrden nach
den Berechnungen des Gruͤnders der Gesellschaft im ersten
Jahre 6, und im zweiten 8 Procent Interessen beziehen; außerdem
wuͤrden sich aber noch Dividenden ergeben, welche im
drillen Jahre die Interessen auf 12, im vierten auf 16, im
fuͤnften auf 24, und im sechsten und den folgenden Jahren
selbst auf 24 bis 50 Procent bringen muͤßten. Diese
Berechnungen gruͤnden sich auf folgende Daten. Nach den
in den Jahren 1829 und 1830 angestellten Versuchen gaben 36
Quadratfuß guten Bodens, der nach der einen Richtung in
Entfernungen von 6, nach der anderen hingegen in Entfernungen
von 2 Fuß von einander mit Maulbeerbaͤumen bepflanzt war,
bei jeder Ernte im Durchschnitte 6 Pfund Blaͤtter, und
also bei allen 6 Ernten 18 Pfund, so daß mithin jeder große
Canis (d.h. ein Flaͤchenraum von 90,000 Quadratfuß)
40,000 Pfunde Blaͤtter lieferte. Die Erfahrung hatte
uͤbrigens gezeigt, daß die Seidenzucht nicht wohl
laͤnger als 8 Monate im Jahre betrieben werden kann, weil
man die Maulbeerbaͤume die uͤbrigen 4 Monate
hindurch ruhen lassen muß, wenn man sie nicht zu sehr
erschoͤpfen will. Was nun den Ertrag an Cocons selbst
betrifft, so hat sich ergeben, daß man zu Pondichery mit 20
Pfund Maulbeerblaͤtter 1 Pfund Cocons erzielen kann,
waͤhrend man in Frankreich zu einer gleichen Ernte Cocons
nur 15 Pfunde Blaͤtter bedarf. Die Cocons selbst waren
uͤbrigens dessen ungeachtet nicht reicher an Seide, als
die franzoͤsischen Cocons zu seyn pflegen; denn man
braucht, um ein Pfund Seide zu erzielen, 12 bis 18 Pfunde
Cocons, waͤhrend in Frankreich schon 12 Pfunde Cocons ein
Pfund Selbe liefern. – Der Gruͤnder der
Actien-Gesellschaft hat nun nicht nur alles dieß
beruͤksichtigt, sondern er hat auch die geringe Uebung,
welche die in den Spinnmuͤhlen beschaͤftigten
Arbeiter in den ersten Jahren besizen wuͤrden, in
Anschlag gebracht, und hiernach bei einen Berechnungen
angenommen, daß man im ersten Jahre bei der Erzielung jedes Pfundes Seide um zwei, und im zweiten Jahre um ein Pfund
Cocons mehr brauchen wuͤrde, als im dritten und den
folgenden Jahren, und daß die in dem ersten Jahre gewonnene
Seide um 4 1/2 Franken wohlfeiler verkauft werden muͤßte,
als die in spaͤteren Jahren erzielte. Alles dieß nun
angenommen, wuͤrde sich ergeben, daß die Pflanzungen der
Gesellschaft im ersten Jahre 1,800,000 Pfund gute
Maulbeerblaͤtter liefern, womit man, auf 18 Pfund
Blaͤtter ein Pfund Cocons gerechnet, innerhalb 210 Tagen
90,000 Pfund Cocons erzielen wuͤrde, und daß diese
Quantitaͤt Cocons, 10 Pfund Cocons auf ein Pfund Seide
gerechnet, 5600 Pfund Seide geben muͤßten, welche, das
Pfund Seide im Preise zu 19 Fr. 20 Cent. angenommen, 107,904 Fr.
abwerfen wuͤrden. Im zweiten Jahre wuͤrden die
Pflanzungen 3,150,000 Pfd. Maulbeerblaͤtter liefern,
womit man 157,000 Pfund Cocons oder 10,500 Pfd. Seide erzielen
koͤnnte, welche sich, das Pfund zu 21 Fr. 60 Cent.
angeschlagen, um 225,800 Fr. verwerthen ließen. Im dritten Jahre
wuͤrde der Ertrag an Blaͤttern schon auf 4,500,000
Pfd. steigen, und damit koͤnnte man in diesem, so wie in
den naͤchstfolgenden Jahren 225,000 Pfd. Cocons oder, 14
Pfd. Cocons auf ein Pfund Seide gerechnet, 16,000 Pfd. Seide
erzeugen, welche, das Pfund zu 24 Fr. angenommen, einen Werth
von 384,000 Franken darstellen. Wie groß nun ein solcher Ertrag
auch scheinen mag, so wuͤrde derselbe doch in den
naͤchstfolgenden Jahren gewiß noch mehr wachsen, und
daher den Actionnaͤren ganz zuverlaͤssig die oben
erwaͤhnten hohen Interessen und Dividenden sichern. Diese
Interessen wuͤrden uͤbrigens in kurzer Zeit auch
dadurch noch anwachsen, und bis auf 50 Procent oder selbst
daruͤber steigen, daß die Einwohner der Colonie, durch
das Gedeihen der Gesellschaft ermuntert, in den
guͤnstigeren Monaten gleichfalls auf ihrem eigenen Grund
und Boden Seidenbau treiben, und die erzielten Cocons dann an
die Gesellschaft, welche im Besize der Abhaspelungs- und
Spinnmaschinen ist, verkaufen wuͤrden. – Bei der
Mittheilung dieses kurzen Auszuges drangt sich uns der sehnliche
Wunsch auf, daß sich auch bei uns eine solche
Actien-Gesellschaft erheben moͤchte, um der
Seidenzucht in unserem Vaterlande ein schnelleres Gedeihen zu
sichern, als sie troz mannigfacher Bemuͤhungen
erfaͤhrt. Denn leider fehlt bei allen unseren
Unternehmungen mehr oder weniger der Gemeinsinn oder das
Zusammenwirken mehrerer zu einem gemeinschaftlichen Zweke; es
fehlt jener Geist fuͤr die Bildung von Compagnien oder
Gesellschaften, dem England, Frankreich und Holland einen großen
Theil ihrer besten, schoͤnsten und nuͤzlichsten
Unternehmungen und Anstalten verdanken; uͤber
Bruderschaften hinaus ist es bisher bei uns nur an wenigen Orten
gediehen. Moͤchte doch einer oder der andere unserer
Oekonomen, der der Sache gewachsen ist, und dessen Name und
Charakter einige Garantie gewaͤhrt, mit einem Plane zu
einer auf Actien gegruͤndeten
Seidenbau-Gesellschaft fuͤr Deutschland
hervortreten; vielleicht gelingt es doch, einer
gehoͤrigen Anzahl von Capitalisten die Ueberzeugung
beizubringen, daß auch auf diesem Wege auf eine schoͤnere
Weise mehr zu gewinnen und mehr zu nuͤzen sey, als auf
dem Wege der Geld-Maͤklerei. – Weitere
Aufschluͤsse uͤber die Statuten der Société anonyme
fuͤr Pondichery ertheilen Hr. Notar Frémyn zu Paris, rue de
Seine St. Germain No. 53, Hr. Cabasse, ehemaliger General-Procurator zu
Paris, rue de Verneuil No. 26 und
der Recueil industriel, Oktober
1832, S. 24.