Titel: Ueber eine Dampfmaschine mit kreisender oder rotirender Bewegung, von Hrn. Joseph Graham, Seiler zu Durham.
Fundstelle: Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LXVI., S. 342
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LXVI. Ueber eine Dampfmaschine mit kreisender oder rotirender Bewegung, von Hrn. Joseph Graham, Seiler zu Durham. Aus dem Mechanics' Magazine N. 502. Mit Abbildungen auf Tab. V. Graham, uͤber eine Dampfmaschine. Eine große Menge von Methoden wurde bereits seit Watt's großer Verbesserung an den Dampfmaschinen in Vorschlag gebracht, um endlich ein Mal zu einer Dampfmaschine zu gelangen, an welcher der Dampf durch eine kreisende Bewegung und nicht durch eine Hin- und Her-Bewegung wirkt, und an der man folglich weder des Winkelhebels, noch des Flugrades beduͤrfte. Beinahe alle die verschiedenen Erfinder dieser Methoden glaubten, man koͤnne diesen Zwek erreichen, wenn man ein Rad, dessen Theile so in ein aͤußeres Gehaͤuse eingepaßt sind, daß kein Dampf entweichen kann, zu Umdrehungen veranlaßt. Die große Schwierigkeit bei den rotirenden Dampfmaschinen liegt jedoch in der Erzeugung einer Basis, auf die der Dampf beim Umdrehen des Rades wirken kann, und in der bisherigen Unmoͤglichkeit die Theile dampfdicht schließend zu erhalten. Ich theile nun hier den Grundriß einer von mir erfundenen, rotirenden Dampfmaschine mit, die, wie ich glaube, die gehoͤrigen Erfordernisse hat, und welche ohne allen Verlust an Dampf arbeiten duͤrfte, indem die Kolben abwechselnd die Beweger und die Basis fuͤr den Dampf bilden, und dabei mit einer Liederung versehen werden koͤnnen, welche durchaus keine groͤßere Reibung erzeugt, als sie an der Maschine mit abwechselnder Bewegung Statt findet. In Fig. 45 sind A und B die beiden Kolben, welche man in dem Gehaͤuse oder Cylinder, dessen Ende abgenommen ist, sieht. Die dunkel gehaltenen Theile stellen die Liederungsplatte vor, an der sich eine Liederung von Filz befindet, die etwas groͤßer als die Platte ist, und uͤber das Gefuͤge an der Achse hinausreicht. Jeder Kolben nimmt mit seiner Liederung den dritten Theil des Cylinders ein, die Weite eines Dampfweges abgerechnet. Solcher Dampfwege befinden sich drei an der Maschine; sie sind mit C, D, E bezeichnet. Die Kolben passen, wie aus Fig. 46 erhellt, zusammen; man sieht hier auch die Liederungsplatten und Schrauben, und einen starken Zapfen F, von welchem die eine Haͤlfte in die Achse des einen, die andere in die Achse des anderen Kolbens eindringt, so daß sich der eine bewegen kann, waͤhrend der andere still steht. An den Enden der Kolben-Achsen befinden sich zwei starke, mit GH. bezeichnete Sperrraͤder, von denen man das eine in Fig. 47 mit 3 Ausschnitten versehen und so dargestellt sieht, als waͤre der Sperrkegel eben in einen dieser Ausschnitte gefallen. Dieser Sperrkegel faͤllt, wenn einer der Kolben sich um den dritten Theil des Cylinders gedreht hat, in einen der Ausschnitte, und verhindert so, daß derselbe nicht wieder zuruͤkgeht, waͤhrend sich der andere Kolben bewegt u.s.f. Sezen wir z.B. die Kolben stehen so, wie sie in Fig. 45 dargestellt sind, so ist E fuͤr den Austritt des verbrauchten Dampfes, und C fuͤr den Zutritt des Dampfes aus dem Kessel geoͤffnet; der Dampf dreht dann den Kolben A bis dessen Liederungsplatte den Dampfweg D passirt hat, wo dann der Sperrkegel in einen Ausschnitt des Sperrrades faͤllt, und auf diese Weise das Zuruͤkweichen des Kolbens verhindert. Ist dieß geschehen, so wird der Dampfweg C fuͤr den entweichenden, und der Weg E fuͤr den eintretenden Dampf geoͤffnet seyn, wo dann der eintretende Dampf den Kolben B so weit umdreht, bis er an dem Wege C voruͤbergegangen, worauf der Sperrkegel neuerdings in einen Ausschnitt des Sperrrades faͤllt, so daß nun B die Basis wird u.s.f. Dieß ist das Princip der Maschine, und bis hieher kann dieselbe auch wohl eine mit abwechselnder Bewegung genannt werden. Ich will nun aber gleich eine Methode beschreiben, auf welche aus dieser abwechselnden Bewegung eine continuirliche geschaffen werden kann. JK, Fig. 46, sind zwei an den Kolbenstangen angebrachte, 24zaͤhnige Raͤder; diese Raͤder greifen in zwei andere Raͤder, welche an der Treibwelle irgend einer Maschine angebracht sind, und deren Groͤße nur 2/3 der Groͤße der an der Kolbenstange befindlichen Raͤder betraͤgt. Diese lezteren Raͤder sollten also 16 Zaͤhne haben; sie haben deren aber nur 8, indem die andere Haͤlfte weggeschnitten ist. Die eine Reihe von diesen 8 Zaͤhnen greift in das Rad J, die andere hingegen in das Rad K, so daß J die Treibwelle zur Haͤlfte umdreht, und sie dabei gerade in eine Stellung bringt, bei welcher sie durch das Rad K um die andere Haͤlfte und so gedreht wird, daß dann neuerdings wieder das Rad J in Thaͤtigkeit kommen kann. Fig. 48 und 49 geben vergroͤßerte Ansichten einer Vorrichtung, die ich einen dreigaͤngigen Hahn (three-way cock) nennen will. a ist der Gang, der in den Cylinder fuͤhrt, und zwei Mal groͤßer ist, als die beiden uͤbrigen; b ist der in den Kessel, und c der in den Verdichter fuͤhrende Gang. Befindet sich dieser Hahn in der in Fig. 48 gezeichneten Stellung, so wird der Dampf in den Austrittsgang gelangen; dreht man ihn aber um 1/3 weiter, wie in Fig. 48 ersichtlich, so tritt der Dampf bei b aus dem Kessel ein, und durch a in den Cylinder, und dreht man denselben noch um 1/3 weiter, so sind alle drei Gaͤnge verschlossen. Drei solcher Haͤhne bringe ich, wie Fig. 45 zeigt, bei L, L, L an. Dreht man nun einen dieser Haͤhne in die durch den Buchstaben s bezeichnete Stellung, so bedeutet dieß, daß der Dampf aus dem Kessel in den Cylinder tritt, waͤhrend der unter dem mittleren Hahne befindliche Buchstabe q ausdruͤkt, daß der Weg fuͤr den Austritt in den Verdichter geoͤffnet ist, und waͤhrend durch f die vollkommene Verschließung des Hahnes bezeichnet ist. Die an den Gaͤngen befindlichen Zahlen 1, 2, 3 stellen die Austrittsroͤhren vor. Die Umdrehung dieser drei Haͤhne vollbringe ich mittelst dreier an der Flaͤche eines kleinen zahnlosen Rades befindlichen Stifte. Die Haͤhne sind so gestellt, daß die drei Stifte an dem Rade jeden Hahn zugleich drehen; sie koͤnnen uͤbrigens auch durch Getriebe, die sich an deren Welle befinden, von dem ersten aus gedreht werden. Das Rad, welches dieselben treibt, muß sich jedes Mal, so oft die Kolben eine Umdrehung gemacht haben, ein Mal umdrehen. Man wild ferner auch sehen, daß die beiden Raͤder JK die Treibwelle jedes Mal 1 1/2 Mal umdrehen, waͤhrend sie selbst eine Umdrehung in dem Cylinder vollbringen. In Fig. 50 ersieht man einen der Haͤhne mit unregelmaͤßig dreiekigen Fluͤgeln ausgestattet, damit der Hahn um 1/3 gedreht werde; die Stifte wuͤrden denselben naͤmlich ohne diese Einrichtung nur um 1/4 drehen. Der Stift ist an der Seite ausgedruͤkt, an der er den Hahn Fig. 50 zu drehen beginnt.

Tafeln

Tafel Tab. V
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