Titel: | Ueber die Centrifugal-Kraft eines Körpers, der sich in einem gegebenen Kreise bewegt. |
Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LXVII., S. 344 |
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LXVII.
Ueber die
Centrifugal-Kraft eines Koͤrpers, der sich in einem
gegebenen Kreise bewegt.
Aus dem Franklin
Journal im Repertory of
Patent-Inventions. December 1832. S.
359.
Ueber die Centrifugal-Kraft eines
Koͤrpers.
In einem fruͤheren Bande des Franklin Journal wurde die Frage aufgestellt:
„Welches ist die absolute Centrifugal-Kraft
eines gegebenen Koͤrpers, der sich mit einer
bestimmten Geschwindigkeit in einem gegebenen Kreise
bewegt?“ Die eben daselbst gegebene Antwort
hierauf ist beinahe richtig; nur ist statt 16 1/12 die Zahl 16
1/2 angegeben. Fuͤr den gewoͤhnlichen, mit der
Algebra nicht vertrauten Arbeiter duͤrfte jedoch
folgende Methode die Centrifugal-Kraft zu bestimmen weit
verstaͤndlicher seyn.
Es ist in der Mechanik erwiesen, daß wenn sich ein Koͤrper
mit einer Geschwindigkeit von 16 Fuß in der Secunde in einem
Kreise von 16 Fuß im Durchmesser bewegt, seine
Centrifugal-Kraft genau seiner Schwere oder seinem
Gewichte gleich ist. Ebenso ist bekannt, daß sich die
Centrifugal-Kraft gerade wie das Quadrat der
Geschwindigkeit und umgekehrt wie der Durchmesser des Kreises
verhaͤlt, in welchem sich der Koͤrper bewegt. Aus
diesen Grundsaͤzen ergibt sich nun folgende einfache
Regel:
„Man multiplicire das Gewicht des Koͤrpers in
Pfunden mit dem Quadrate der Zahl der Fuße, durch welche der
Koͤrper in einer Secunde laͤuft, und dividire
dann das erhaltene Product mit dem 16 Mal genommenen
Durchmesser des Kreises in Fußen; der erhaltene Quotient
wird die absolute Centrifugal-Kraft in Pfunden
geben.“
Gesezt z.B. eine der Kugeln des Leiters einer Maschine wiege 30
Pfund, und diese Kugel bewege sich in einer Secunde durch einen
Kreis von 3 Fuß im Durchmesser. In diesem Falle erhaͤlt
man nun zuerst die Zahl der durchlaufenen Fuße, indem man den
Durchmesser mir 3,1416 multiplicirt, da der Umfang eines jeden
Kreises 3,1416 Mal groͤßer ist, als dessen Durchmesser.
Drei Mal 3,1416 ist nun aber 9,42, welches die Geschwindigkeit
in Fußen per Secunde ist. Erhebt man
diese 9,42 zum Quadrate, so erhaͤlt man 88,54, und
multiplicirt man dieses Quadrat mit 30, dem Gewichte der Kugel,
so erhaͤlt man 2656,2. Diese lezte Zahl durch den
16maligen Durchmesser, 16 × 3 = 48, getheilt, gibt als
Quotienten 55,33, und dieser Quotient ist die
Centrifugal-Kraft.
Wer sich mit den Gesezen der Centrifugal-Kraft vertraut
machen will, der stelle sich selbst mehrere, nach folgendem
Muster eingerichtete Fragen, wobei er anfangs eine constante
Geschwindigkeit, z.B. 16 Fuß per
Secunde annimmt. Er stelle sich z.B. die Fragen: Wie groß ist
die Centrifugal-Kraft obiger, 30 Pfund schweren Kugel in
Kreisen von 16,32 und 64 Fuß? Als Antwort hierauf wird sich im
ersten Falle 30, im zweiten 15, im dritten 7 1/2 ergeben. Dann
wechsle man die Geschwindigkeit, waͤhrend man einen
gleichen Durchmesser, z.B. 16 Fuß, beibehaͤlt, und frage
z.B.: Wie groß ist die Centrifugal-Kraft, wenn die
Geschwindigkeit 16,32 oder 64 Fuß per Secunde betraͤgt? Als Antwort hierauf
werden sich nach obiger Berechnungsmethode 30, 120 und 480
Pfunde ergeben. Endlich wechsle man sowohl den Kreis als die
Geschwindigkeiten, z.B. wenn der Durchmesser 4 Fuß und die
Geschwindigkeit 8 Fuß ist, so ist die Centrifugal-Kraft
gleichfalls gleich 30 Pfunden oder gleich der Schwere der Kugel.
Betraͤgt der Durchmesser einen Fuß und die
Geschwindigkeit 4 Fuß per Secunde,
so betraͤgt die Centrifugal-Kraft gleichfalls 30
Pfunde; betraͤgt der Durchmesser einen Fuß und die
Geschwindigkeit 8 Fuß, so ergeben sich 120 Pfunde als
Centrifugal-Kraft u.s.f.
Bei Betrachtung der Geschwindigkeiten, mit welchen sich die
Pendel an ihren tiefsten Punkten bewegen, in Verbindung mit den
oben entwikelten Grundsaͤzen kam ich auf folgendes
sonderbare Gesez:
„Wenn sich ein Pendel in einem Kreisbogen schwingt,
dessen Sehne den Radius in zwei gleiche Theile theilt, so
ist die Centrifugal-Kraft des tiefsten Punktes
desselben gerade seiner Schwere gleich.“
D.h. mit anderen Worten, wenn ein Pendel so weit aus der
Directionslinie gezogen wird, daß dessen senkrechte Hoͤhe
uͤber seinem tiefsten Punkte die Haͤlfte seiner
eigenen Laͤnge betraͤgt, so wird die Spannung der
Sehne, durch welche dasselbe an diesem tieferen
Oscillationspunkte aufgehaͤngt ist, gerade zwei Mal so
groß seyn, als sie ist, wenn das Pendel ruhig haͤngt. Man
kann dieses Gesez durch eine beliebige Anzahl von Beispielen
bewaͤhren; ich will hier deren nur zwei anfuͤhren.
Man seze ein Pendel von 2 Fuß Laͤnge sey an dem Bogen
seines eigenen Kreises so weit emporgezogen, daß dessen
senkrechte Hoͤhe nur die Haͤlfte seiner eigenen
Hoͤhe betrage, so wird es bei den Schwingungen um einen
Fuß senkrechter Hoͤhe herabsinken. Nun ist aber aus den
Gesezen des Falles bekannt, daß wenn ein Koͤrper entweder
in der Directionslinie, oder in einer schiefen Ebene, oder in
einer krummen, wie z.B. jene eines Pendels, um einen Fuß
senkrechter Hoͤhe frei herabfaͤllt, der
Koͤrper eine Geschwindigkeit von 8 Fuß per Secunde annehme. Wenn nun aber
dieß der Fall ist, so ist nach den oben gegebenen Gesezen die
Centrifugal-Kraft eines Koͤrpers, der sich in
einem Kreise von 4 Fuß Durchmesser mit einer Geschwindigkeit von
8 Fuß per Secunde bewegt, genau der
Schwere dieses Koͤrpers gleich. Denkt man sich ferner
z.B. ein Pendel von 8 Fuß Laͤnge, welches so weit
aufgezogen ist, daß es sich 4 Fuß uͤber einer horizontal
durch den tiefsten Punkt der krummen gezogenen Linie befindet,
so wird sich dieses Pendel in einem Kreisbogen von 16 Fuß
Durchmesser bewegen, und zwar an seinem tiefsten Punkte nach
obigen Gesezen mit einer Geschwindigkeit von 16 Fuß per Secunde. Sei einer solchen
Geschwindigkeit und einem solchen Kreise wird sich aber, nach
den Gesezen der Centrifugal-Kraft, diese
Centrifugal-Kraft der Schwere des Pendels gleich
zeigen.