Titel: | Ueber das Bauholz zu Mastbäumen für Schiffe. Von Hrn. Johann Fincham Esq., Superintendanten der Schiffbau-Schule an der königl. großbritannischen Schiffswerfte zu Portsmouth. |
Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LXXV., S. 365 |
Download: | XML |
LXXV.
Ueber das Bauholz zu
Mastbaͤumen fuͤr Schiffe. Von Hrn. Johann
Fincham Esq., Superintendanten der
Schiffbau-Schule an der koͤnigl. großbritannischen
Schiffswerfte zu Portsmouth.
Aus dem National
Magazine im Repertory of
Patent-Inventions. Dec. 1832, S.
345.
Fincham, uͤber das Bauholz zu
Mastbaͤumen fuͤr Schiffe.
Das Bauholz, dessen man sich zu den Masten der Schiffe bedient,
kommt entweder von den Fichten oder Foͤhren, welche sich
bekanntlich sowohl durch ihre Nadeln als durch ihre Zapfen von
einander unterscheiden. Die Mastbauer unterscheiden und
bezeichnen das Holz, dessen sie sich zu denselben bedienen,
jedoch hauptsaͤchlich durch die Namen der Orte, von
welchen her sie eingefuͤhrt werden. Sie unterscheiden
naͤmlich hiernach norwegische Fichten,
Riga-Fichten, rothe und weiße canadische Foͤhren
etc.
Das beste Holz fuͤr Mastbaͤume gibt die Pinus sylvestris genevensis vulgaris
(die gewoͤhnliche Foͤhre oder Kiefer) aus dem
noͤrdlichen Europa, aus den ausgebreiteten
Waͤldern Norwegens, Rußlands und Polens. Am
hoͤchsten schaͤzt man jenes der ukrainischen und
lieflaͤndischen Waͤlder, welches auf der Dwina
herabgeschafft und zu Riga verschifft wird, woher es denn auch
gewoͤhnlich unter dem Namen
Rigaer-Foͤhrenholz bekannt ist. Aus demselben
Grunde nennt man das Fichtenholz, welches an dem adriatischen
Meere verladen wird, auch adriatisches Fichtenholz.
Der große Preis des Rigaer-Fichtenholzes und die
Schwierigkeit sich dasselbe in Kriegszeiten zu verschaffen,
veranlaßte sowohl England als andere Staaten darauf zu denken,
sich in ihrem eigenen lande oder ihren Colonien jenes Holz zu
verschaffen, dessen sie zur Bemastung ihrer Schiffe
beduͤrfen.
Die verschiedenen Arten von Fichten- und
Foͤhrenholz, deren man sich außer den genannten
nordlaͤndischen Holzarten zur Bemastung der
koͤnigl. großbritannischen Marine sowohl, als zur
Bemastung von Handelsschiffen bedient, kommen
hauptsaͤchlich aus Canada, einige auch aus
Neu-Schottland, und noch wenigere aus Schottland. Das
canadische Bauholz besteht hauptsaͤchlich aus dem Holze
der weißen oder gelben Foͤhre, Pinus Strobus welche gewoͤhnlich unter dem
Namen der Weymouth's-Kiefer oder der weißen
Mast-Kiefer bekannt ist, und aus dem Holze der weißen,
rothen und schwarzen Tanne oder Fichte, Pinus canadensis.Hr. Fincham wirft hier mehrere
Holzarten zusammen, welche nicht nur der Botaniker,
sondern auch der Holzhaͤndler und der Amerikaner
wohl unterscheiden; so gehoͤren die weiße und
gelbe Foͤhre nicht beide zur sogenannten
Weymouth's-Kiefer, Pinus
Strobus L., sondern nur die weiße Kiefer (white pine) ist Pinus Strobus L., die gelbe
Kiefer (yellow pine) der
Amerikaner hingegen ist Pinus
palustris
Lamb. Ebenso
gehoͤren die weiße, rothe und schwarze
amerikanische Tanne oder Fichte nicht zu Pinus canadensis, sondern
erstere ist Pinus alba
Lamb., die zweite Pinus rubra
Lamb., und die dritte
Pinus nigra
Lamb. A. d. Ueb. Die schottische Foͤhre, Pinus sylvestris, waͤchst nicht nur in den
schottischen Hochlaͤndern, sondern auch in Norwegen,
Schweden und Daͤnemark (so wie auch in dem
groͤßten Theile Deutschlands).
Die stehenden Maste werden meistens aus dem Holze der gelben
Foͤhre, die Topmaste hingegen aus jenem der rothen
Foͤhre erbaut; das weiße, roͤche und schwarze
Fichten- oder Tannenholz kommt nur selten in Anwendung,
ausgenommen zu kleineren Sparren. Obschon naͤmlich das
rothe und gelbe Foͤhrenholz nicht so gut ist, als das
nordeuropaͤische, so ist dasselbe, und besonders das
rothe, doch von solcher Guͤte, daß es dem Zweke, zu
welchem es verwendet wird, hinreichend entspricht.
Das adriatische Fichtenholz wird haͤufig zu Masten
fuͤr Kutter und andere kleine Schiffe verwendet, besizt
aber keine besonders guten Eigenschaften.
Die Holzarten, deren man sich zum Theil zu Mastbaͤumen
bediente, sind das ostindische Poon-(Pune)-Holz
und das Cowrie-Holz. Das Poonholz wird zum Bemasten der
in Indien gebauten Schiffe verwendet; das Cowrieholz wird von
Neu-Seeland gebracht und zu kleinen stehenden Masten, so
auch zu Topmasten von Fregatten und selbst von Fregatten erster
Groͤße benuzt. Das Cowrieholz hat mehrere der
vorzuͤglichsten Eigenschaften fuͤr
Mastbaͤume, und duͤrfte sich daher sehr gut zu
diesem Zweke eignen. Der Baum, von welchem es herstammt,
naͤhert sich der Fichte; er traͤgt wie diese
Zapfen, und enthaͤlt auch eine bedeutende Menge Harz,
welches sehr oft von selbst ausschwizt.
Die Franzosen erhalten nach Forfait, le
Ray, De Castries und Anderen aus Corsica, aus den
Pyrenaͤen und den Alpen eine bedeutende Menge Holz
fuͤr Mastbaͤume, und scheuen leine Muͤhe,
um dieses Holz aus den Waͤldern der Berge
herauszuschaffen. Auch Catalonien, Savoyen und die in der
Naͤhe des Montblanc, des Puy de Dome und des Cantal
gelegenen Departements liefern Frankreich einen bedeutenden
Vorrath. Dieses Fichten- und Foͤhrenholz ist
jedoch nicht sehr reich an Harz; sein Kern oder Herz ist
poroͤs, sein Korn grob, seine Biegsamkeit gering, so daß
es durch Verduͤnstung seiner harzigen Bestandtheile bald
so troken wird, daß es schon bei geringer darauf wirkender
Gewalt bricht.
Auch das pyrenaͤische Foͤhrenholz ist schlechter,
als das nordeuropaͤische, indem es nur eine geringe Menge
harziger, schnell vertroknender Bestandtheile besizt; doch ist
dessen Guͤte nach der Natur des Bodens, auf welchem es
wuchs, verschieden; manches ist daher von sehr feinem Korne und
von bedeutender Staͤrke und Elasticitaͤt, bis es
endlich troken wird. Das corsicanische Foͤhrenholz,
welches von Pinus halepensis kommt,
und welches auch am mittellaͤndischen Meere in
Frankreich, Spanien, Klein-Asien und Afrika
waͤchst, enthaͤlt etwas mehr Harz, und ist daher
haͤrter und weit besser, als das pyrenaͤische.
Die Tuͤrken beziehen von den Kuͤsten des schwarzen
Meeres, vom Bosphorus bis Sinope vortreffliches Holz, welches
meistens von der Pineole, Pinus
pinea, und dem Lerchbaume, Pinus
larix, gewonnen wird, und welches dem russischen Holze
nur wenig nachsteht. Diese Baͤume wachsen auch am Olymp
und im Inneren von Klein-Asien in bedeutender Menge, und
liefern ganz gerade Staͤmme von bedeutender Hoͤhe
und Dike. Die Tuͤrken benuzen dieselben nicht bloß zu
Masten, sondern auch zum Bau des Koͤrpers der
Schiffe.
Man muß bei der Auswahl des Holzes zu Mastbaͤumen sowohl
das Klima, als den Boden, auf welchem es wuchs, und das Aussehen
desselben beruͤksichtigen. Der Zustand des Baumes kann,
wenn er noch ungefaͤllt steht, großen Theils aus der
Ueppigkeit seiner oberen Aeste erkannt werden; sind diese Aeste
naͤmlich abgestorben, oder nicht in einem
blaͤhenden Zustande, so kann man schließen, daß der Baum
gleichfalls im Absterben begriffen ist. Die Beurtheilung der
Guͤte der Staͤmme auf dem Stoke ist
uͤbrigens die Sache des Forstmannes; der Mastbauer hat
nur gefaͤlltes Holz zu untersuchen.
Es erfordert große Uebung, genaue Beobachtung und eine
gehoͤrige Bekanntheit mit dem Aussehen des Holzes bei
gewissen Eigenschaften, wenn man mit den verschiedenen Arten und
Qualitaͤten des Fichten- und Foͤhrenholzes
ganz vertraut werden will. Am besten ist jenes Holz, welches ein
feines und dichtes Korn besizt, dessen Holzlagen fest
zusammengewoben, dessen Jahresringe fest mit einander verbunden
sind, und von Innen oder dem Herzen nach Außen zu
allmaͤhlich abnehmen. Je naͤher die concentrischen
Lagen Kreisen oder Ellipsen kommen, um so weniger wahrscheinlich
ist es, daß das Holz einen Fehler hat, indem ploͤzliche
Anschwellungen haͤufig durch Verlezungen der Rinde
hervorgebracht werden. Die Staͤmme sollen sehr viel Harz
enthalten, weil ihnen dieses nicht nur groͤßere
Staͤrke und Elasticitaͤt gibt, sondern well es
dieselben auch gegen Insecten, gegen Gaͤhrung und
Verderben schuͤzt. Ihre Farbe soll ein blasses und helles
Gelb seyn, zwischen welchem sich abwechselnd dunklere Stellen
befinden. Der Geruch des Riga-Foͤhrenholzes und
anderer aͤhnlicher Holzarten muß stark harzig seyn, und
dieser Geruch muß sich besonders aͤußern, wenn man das
Holz der Sonne oder einer anderen Hize aussezt, oder wenn man
dessen Spaͤne zwischen den Fingern reibt. Wenn die
Holzschichten im Gegentheile von einander getrennt,
poroͤs und offen sind, wenn die Farbe in der Naͤhe
des Herzens oder Kernes blaßroth und mit weißen Punkten gemischt
ist, oder wenn man dunkelrothe Fleken mit schwaͤrzlichen
Harztheilchen gemengt, bemerkt, so befindet sich das Holz in
einer anfangenden Zersezung oder Zerstoͤrung. Eben dieß
ist auch der Fall, wenn das Holz, wenn man es quer
durchschneidet, keine gleichfoͤrmige, sondern mit Adern
durchzogene Farbe zeigt, und wenn der Geruch, der sich beim
Durchsaͤgen entwikeln soll, ganz verschwunden ist, oder
wenn sich gar ein uͤbelriechender Geruch dabei entwikelt.
Bei der gelben und rothen Foͤhre, welche keinen so
starken harzigen Geruch besizen, erkennt man die Gesundheit des
Holzes hauptsaͤchlich an dem guten oder uͤblen
Geruche desselben; uͤbrigens hat auch dieses Holz, so wie
anderes Foͤhrenholz, wenn es verdorben ist, abwechselnde
Schichten von fuchsbrauner oder rother
Farbe. Solches Holz bricht auch leicht aus, selbst wenn man es
mit dem schaͤrfsten Hobel bearbeitet.
Der erfahrene Mastverfertiger urtheilt uͤbrigens nicht
bloß nach der Farbe, dem Geruche und dem Aussehen des Kernes von
der Guͤte eines Musterstuͤkes, sondern auch nach
der Bearbeitung desselben; denn in dem Maße, als ein Holz
zaͤhe oder bruͤchig ist, in demselben Maße trennen
sich die einzelnen Theile beim Behauen mehr oder weniger leicht.
Wenn das Holz gut ist, so sehen die auseinander gehauenen Theile
desselben faserig aus, und leisten bedeutenden Widerstand beim
Trennen. Die Hobelspaͤne eines solchen Holzes
muͤssen sich auch 2–3 Mal um die Finger wikeln
lassen, waͤhrend die Spaͤne eines schlechten oder
der Zersezung nahen Holzes, welches den groͤßten Theil
seiner harzigen Bestandtheile verloren hat, kurz und
bruͤchig sind, und sich viel leichter
abloͤsen.
Der Verfasser stellte folgende Versuche an, um die relative
Guͤte der Holzarten, deren man sich zum Erbauen der Maste
bedient, auszumitteln. Er machte diese Versuche in einem etwas
groͤßeren Maßstabe, als sie gewoͤhnlich gemacht
werden, so daß kleinere Fehler, welche hierbei unvermeidlich
sind, keinen großen Einfluß auf die Endresultate haben konnten.
Die Versuche wurden mit aller Sorgfalt angestellt.
Erste Tabelle.
Versuche mit Stuͤken Holz von 3
Zoll im Gevierte und 2 Fuß Laͤnge uͤber den
Stuͤzpunkt hinaus. Die Stuͤke waren an dem
einen Ende befestigt; die Gewichte wirkten in einer
Entfernung von 2 Fuß.
Textabbildung Bd. 48, S. 369
Nummer; Namen
des Holzes; Biegung; bei; Ctr.; Gewicht, bei welchem die
Stüke brachen; Specifisches Gewicht; Bemerkungen; Zoll; Qrs;
Pfd.; Riga-Föhrenholz von der Spize; do. von der
Basis; Rothe Föhre von der Spize; Amerikanische Fichte von
der Spize; Norwegische von der Spize; Adriatische von der
Spize; Alle zu diesen Versuchen verwendeten Stuͤke
waren troken; Die Basen dieser Stuͤke waren sehr
zäh
Textabbildung Bd. 48, S. 370
Nummer; Namen
des Holzes; Biegung; bei 5 Ctr.; bei 10 Ctr.; bei 12 1/2
Ctr.; bei 15 Ctr.; Gewicht, bei welchem die Stüke brechen;
Specifisches Gewicht; Bemerkungen; Gelbe sechszöllige von
der Spize; do. von der Basis; Schottische Föhre von der
Spize; Cowrie-Holz von der Spize; Pune-Holz
von der Spize von Außen; do. vom Kerne do. von der Basis von
Außen; do. vom Kerne; Der Kern d. Puneholzes war in allen
Fällen bedeutend weicher, als die äußeren Theile
desselben
Zweite Tabelle.
Versuche mit Stuͤken Holz von 3
Zoll im Gevierte, welche von 2 vier Fuß weit von einander
entfernten Stuͤzen getragen wurden, und wobei man die
Gewichte auf deren Mitte wirken ließ.
Textabbildung Bd. 48, S. 370
Nummer; Namen
der Holzarten; Biegung bei 15 Ctr.; Betrag d. Zurükspringens
nach Entfern. d. Gewichtes; Biegung bei 22 1/2 Ctr.; Betrag
d. Zuruͤkspringens nach Entfern. d. Gewichtes;
Biegung n. einem einstündigen Druke von 22 1/2 Ctr.;
Gewicht, bei welchem die Stuͤke berachen;
Specifisches Gewicht; Bemerkungen; Riga-Föhrenholz
von der Spize; do. von der Basis; Rothes Foͤhrenh.
von der Spize; Amerik. Fichtenh. von der Spize; Adriat v. d.
Sp; Gelbes Foͤhrenh. von der Spize; Schott. Fichtenh.
von der Spize; Cowrieh. v. d. Sp; All zu diesen Versuchen
verwendeten Stüke waren grün; Die meisten dieser Stüke
brachen, nachdem der Druk 5 Minuten lang angedauert
hatte
Dritte Tabelle.
Versuche mit Stuͤken Holz von 3 Fuß
im Gevierte, welche von 2 vier Fuß weit von einander
entfernten Stuͤzen getragen wurden, und wobei man die
Gewichte auf deren Mitte wirken ließ.
Textabbildung Bd. 48, S. 371
Nummer; Namen
der Holzarten; Biegung bei 15 Ctr.; Betrag d. Zurükspringens
nach Abnahme des Gew.; Biegung bei 22 1/2 Ctr.; Biegung n.
einem einstündigen Druke von 22 1/2 Ctr.; Gewicht, bei
welchem die Stuͤke brachen; Specifisches Gewicht;
Bemerkungen; Riga-Föhrenholz von der Spize; do. von
der Basis; Rothes Foͤhrenh. von der Spize; Amerik.
Fichtenh. von der Spize; Norweg. von der Spize; Adriat. von
der Spize; Gelbes Foͤhrenh. von der Spize; Schott.
Fichtenh. von der Spize; Cowrieholz von der Spize; Puneholz
von der Spize; Alle zu diesem Versuchen verwendeten
Stuͤke waren troken; Sehr gute Stuͤke
Vierte Tabelle.
Versuche mit Stuͤken Holz von 3 Fuß
im Gevierte, welche von 2 vier Fuß weit von einander
entfernten Stuͤzen getragen wurden, und wobei man die
Gewichte auf deren Mitte wirken ließ.
Textabbildung Bd. 48, S. 372
Nummer; Namen
der Holzarten; Biegung bwei 15 Ctr.; Betrag d.
Zurükspringens nach Abnahme des Gew.; Biegung beui 22 1/2
Ctr.; Biegung nach einstündigem Druke; Gewicht, bei welchem
die Stüke brachen; Specifisches Gewicht; Bemerkungen;
Riga-Föhrenholz; Rothes Foͤhrenh; Gelbes
Foͤhrenh; Norw. Fichtenholz; Schott. Fichtenh;
Cowrieholz; Alle zu diesen Versuchen verwendeten
Stuͤke waren sehr troken u. von vorzuͤglicher
Guͤte. Der Bruch erfolgte, nachdem der Sruck 15 Min.
angedauert hatte
Fuͤnfte Tabelle.
Specifische Schwere, relative
Staͤrke, Biegsamkeit und Elasticitaͤt der
verschiedenen zu Mastbaͤumen verwendeten
Holzarten.
Textabbildung Bd. 48, S. 372
Nummer; Namen
der Holzarten; Mittleres specifisches Gewicht, in grünem
Zustande; Relative; Stärke; Biegung; Elesticität oder
Zuruͤkspringen; Mittleres specifisches Gewicht, im
trokenen Zustande; Riga-Foͤhrenh. von der
Spize; do. von der Basis; Rothes Föhrenholz von der Spize;
Amerikan. Fichtenh. von der Spize; Norweg. von d. Sp.;
Adriat von d. Sp.; Gelbes Foͤhrenh. von der Spize;
Schott. Foͤhrenh. von der Spize; Cowrieh. v. d. Sp.;
Puneh. von d. Sp
Die in diesen Tabellen angegebenen Daten sind nicht das Resultat
einzelner Versuche, sondern sie sind der mittlere Durchschnitt
einer groͤßeren Anzahl von Versuchen, die mit einer und
derselben Art von Holz angestellt wurden. Die Fehler oder
Unrichtigkeiten, welche sich bei derlei Versuchen mit
verschiedenen Holzarten gewoͤhnlich dadurch ergeben, daß
die Faserreihen durchkreuzt werden, oder daß dieselben nicht
fest an einander haͤngen, machen es nicht nur
noͤthig, daß man die Versuche mit groͤßeren
Stuͤken vornehme, sondern sie erfordern auch, daß man
eine groͤßere Anzahl derselben anstelle, und zwar mit
Stuͤken, die von verschiedenen Baͤumen
herruͤhren. So fand sich z.B. bei den angestellten
Versuchen, daß ein sehr harziges Stuͤk
Riga-Foͤhrenholz von 821 specifischem Gewichte nur
15 Ctr. trug, waͤhrend ein Stuͤk gelbes
Foͤhrenholz von gleicher Laͤnge und Dike, dessen
specif. Gewicht aber nur 527 betrug, 25 Ctr. zu tragen im Stande
war. Ebenso trug ein Stuͤk rothes Foͤhrenholz,
welches ein specif. Gewicht von 527 zeigte, nur 18 Ctr.,
waͤhrend ein gleich großes Stuͤk schottisches
Fichtenholz, dessen specif. Gewicht doch nicht hoͤher als
450 war, 25 Ctr. zu tragen im Stande war. Wuͤrde man nun,
da der Versuch gut angestellt wurde, und da die dem Experimente
unterworfenen Stuͤke vollkommen gut aussahen, nach diesen
Resultaten einen Vergleich angestellt haben, so haͤtte
sich daraus ergeben, daß das gelbe Foͤhrenholz weit
staͤrker sey, als das Rigaer, und das schottische
staͤrker, als das rothe Foͤhrenholz, was doch
offenbar unrichtig ist. In aͤhnliche Fehler
koͤnnte man uͤbrigens auch auf der
entgegengesezten. Seite verfallen, wenn man die relative
Staͤrke zweier oder mehrerer Holzarten nur nach einem
einzigen Versuche beurtheilen wuͤrde; denn so trug z.B.
ein Stuͤk Riga-Foͤhrenholz 42 Ctr.,
waͤhrend ein Stuͤk gelbes Foͤhrenholz schon
bei 12 Ctr. brach; ein Stuͤk rothes Foͤhrenholz
trug 33 Centner, waͤhrend ein gleich großes Stuͤk
schottisches Fichtenholz nur 9 Ctr. trug. Nur aus einer
groͤßeren Anzahl von Versuchen laͤßt sich also auf
die relative Staͤrke der Holzarten schließen, und
hiernach ergibt sich, daß das Riga-Holz im Durchschnitte
zwischen 32 und 36, das gelbe Foͤhrenholz zwischen 24 und
26, das rothe Foͤhrenholz zwischen 27 und 30 und das
schottische Fichtenholz zwischen 13 und 17 Centner tragen kann.
Eben dieselbe Ungenauigkeit, die sich in Hinsicht auf die
Staͤrke des Holzes aus einzelnen Versuchen ergeben
wuͤrde, wuͤrde auch in Hinsicht auf specifisches
Gewicht, Biegung und Elasticitaͤt zum Vorschein
kommen.
In der 5ten Tabelle sind die verschiedenen Holzarten nach ihren
relativen Eigenschaften geordnet, wobei das Riga-Holz zu
1000 angenommen ist. Diese Eigenschaften sind uͤbrigens
nicht aus den in den vorhergehenden Tabellen angegebenen
Versuchen allein, sondern aus einer regelmaͤßigen Reihe
von Versuchen gezogen, welche eigens zur Ausmittelung des
mittleren Durchschnittes angestellt wurden, und wobei die
Extreme, die sich bei allen Holzarten finden, als solch nicht in
Anschlag kamen.
Das Riga-Holz und andere sehr harzreiche Holzarten, wie
die rothe Foͤhre, behalten wegen der Feinheit und
Dichtheit ihres Kornes, und der Festigkeit, mit welcher ihre
Fasern an einander haͤngen, nicht bloß ihre
Elasticitaͤt, sondern auch ihre Staͤrke und
Biegsamkeit weit laͤnger, und selbst bis zu einem hohen
Grade von Trokenheit.
Das Cowrie-Holz hat wegen der Festigkeit seines Kornes und
der Gleichfoͤrmigkeit seines Gewebes vor den meisten
anderen Holzarten einige Vortheile voraus. Bei allen Versuchen,
die sowohl mit gruͤnem als troknem Cowrie-Holze
angestellt wurden, zeigte sich, daß es fast immer 36 und nie
unter 30 Centner trug. Auch fand sich, daß das Herz oder der
Kern eben so stark ist, als die aͤußeren Theile. Die
Versuche, die mit dem Cowrie-Holze, im Vergleiche mit dem
Rigaer und Danziger Foͤhrenholze und anderem Nadelholze
angestellt wurden, bewiesen, daß dasselbe zu allen Zweken, zu
welchen man sich dieser Holzarten bedient, eben so gut taugt,
wie diese selbst. Es scheint außerdem, dem Wetter ausgesezt,
weit weniger zu schwinden, und sich uͤberhaupt viel
weniger zu veraͤndern. Ein Stuͤk
Cowrie-Holz von 1 Zoll Dike und beilaͤufig 1 Fuß
Breite, an dessen einem Ende sich eine Windverlezung befand, die
sich eine Streke weit hinein erstrekte, wurde uͤber 18
Monate lang allen Unbilden der Witterung ausgesezt, und zeigte
nach Ablauf dieser Zeit auch nicht die geringste andere
Veraͤnderung, als daß der Saft an dem einen Ende
desselben etwas verschwunden war. Die meisten der
Cowrie-Sparren, welche bisher nach England gebracht
wurden, scheinen bloß von kleinen Baͤumchen
herzuruͤhren. Die ausgewachsenen Baͤume sollen
mehr als 30 Fuß im Umfange haben, und bis zu einer Hoͤhe
von 60 Fuß gleich dik seyn; der gewoͤhnliche Durchmesser
dieser Staͤmme soll 3 bis 6 Fuß betragen, wobei sie bis
zu einer Hoͤhe von 90 bis 100 Fuß ganz ohne Aeste
sind.
Aus den Versuchen, welche mit den verschiedenen Holzarten, deren
man sich zu Mastbaͤumen bedient, angestellt wurden, und
deren Resultate durch die Erfahrung bestaͤttigt werden,
geht offenbar hervor, daß jedes Bauholz, dessen specifische
Schwere jene des Rigaer Foͤhrenholzes nicht
uͤbersteigt, und dessen Staͤrke der Art ist, daß
es bei Versuchen, welche auf dieselbe Weise wie die angegebenen
angestellt werden, 24 Centner zu tragen vermag, und dabei
dieselbe Biegsamkeit und Elasticitaͤt besizt, in diesen
Beziehungen zum Baue von Masten geeignet ist; waͤhrend
sich die Dauerhaftigkeit des Holzes aus einer
genauen Beobachtung des Gewebes der Holzfasern, der
Gleichfoͤrmigkeit des Wachsthumes des Holzes, und des
Gehaltes an harzigen Bestandtheilen ergibt.