Titel: | Einiges über die Theorie der weinigen oder geistigen Gährung, und Anleitung zu einer Methode, nach welcher man immer schäumenden und nie schmierigen Wein erhält. Von Hrn. M. T. L. |
Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LXXVII., S. 386 |
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LXXVII.
Einiges uͤber die
Theorie der weinigen oder geistigen Gaͤhrung, und Anleitung
zu einer Methode, nach welcher man immer schaͤumenden und nie
schmierigen Wein erhaͤlt. Von Hrn. M. T. L.
Im Auszuge aus dem Journal des
connaissances usuelles. Febr. 1833, S.
88.
Ueber die Theorie der geistigen Gaͤhrung
der Weine.
Unter allen Arten von Weinen ist der schaͤumende
Champagner dem haͤufigsten Mißlingen ausgesezt. Die ganze
Welt weiß dieß, und doch beschaͤftigte man sich bisher
nur sehr wenig mit der Erforschung der Ursachen dieses
Mißlingens; man begnuͤgte sich im Gegentheile meistens
mit der Angabe der Statt findenden Erscheinungen, ohne sich die
Muͤhe zu nehmen, sie auch zu untersuchen. So weit die
Weinbereitung im Allgemeinen, und vorzuͤglich jene der
rothen Weine, durch die Arbeiten der HH. Parmentier, Chaptal und Cadet de
Vaux u.a. gefoͤrdert wurde, beinahe eben so weit
ist man noch in der Bereitung der schaͤumenden Weine
zuruͤk.
Wir wollen hier weder alle die einzelnen, bei der Weinbereitung
noͤthigen Arbeiten, noch die saͤmmtlichen
verschiedenen Veraͤnderungen, denen die Weine ausgesezt
sind, durchgehen, sondern uns lediglich auf die Ursachen, welche
auf das Schaͤumen und die Bildung des sogenannten Schmers
(graisse) einen Einfluß haben,
und auf eine Untersuchung der Mittel beschraͤnken, durch
welche ersteres beguͤnstigt, leztere hingegen vermieden
oder zerstoͤrt werden kann.
Wenn die Gaͤhrung unter freiem Luftzutritte und mit dem
Marke Statt findet, so wird der schleimige oder gummige
Bestandtheil der Trauben in Zuker verwandelt, so daß er auf
diese Weise zur Bildung von Kohlensaͤure und Alkohol
beitraͤgt. Die Weine, deren Gaͤhrung auf irgend
eine Weise unterbrochen wurde, sind es, welche am
haͤufigsten fett werden, waͤhrend jene Weine, die
auf den Trestern stehen blieben, und die die Gaͤhrung
vollkommen durchmachten, nur selten heimgesucht werden, indem
der uͤberschuͤssige Gaͤhrungsstoff
derselben durch den Gerbestoff der Kaͤmme oder Rappen
niedergeschlagen wird, so daß ein solcher Wein, wenn man ihn vom
Bottiche abzieht, beinahe von allen Substanzen, die seiner
Anwendung schaͤdlich werden koͤnnten, befreit
ist.
Ganz anders verhaͤlt sich dieß bei den schaͤumenden
Weinen. Bei diesen sind saͤmmtliche Manipulationen, von
dem Augenblike an, in welchem der Wein aus der Presse kommt, bis
zum Fuͤllen desselben in Flaschen auf eine
Unterdruͤkung der Gaͤhrung berechnet, so daß man
sich also der Ausscheidung und Ablagerung der dem Weine
schaͤdlichen Substanzen, welche die Natur sonst durch die
Gaͤhrung bewirkt, widersezt.
Wenn der Wein vor beendigter Gaͤhrung in Flaschen
gefuͤllt wird, so kann sich unmoͤglich aller in
ihm enthaltene Schleim in Zuker verwandelt haben, indem er der
Einwirkung des Sauerstoffes nicht in hinreichendem Grade
ausgesezt war. Da nun der Wein der Champagne von Natur aus weit
mehr Gaͤhrungsstoff, als Zuker enthaͤlt, so
faͤllt dieser uͤberschuͤssige
Gaͤhrungsstoff, wenn er durch den entwikelten Alkohol
neutralisirt worden, in Verbindung mit der schleimigen Substanz
nieder, und macht auf diese Weise den Wein schmierig. Diesem
unangenehmen Ereignisse laͤßt sich aber durch die
gehoͤrige Anwendung von zwekmaͤßig zubereitetem
Gerbestoffe vorbeugen.
Die auf die Ernte folgende Gaͤhrung geschieht in den
Faͤssern aͤußerst rasch, wenn der Wein weit mehr
Gaͤhrungsstoff, als Zuker enthaͤlt, und wenn die
Temperatur fortwaͤhrend 12 bis 15° uͤber
Null bleibt; sehr langsam findet sie hingegen Statt, wenn
Gaͤhrungsstoff und Zuker in gleichem Verhaͤltnisse
vorhanden sind, oder wenn gar lezterer vorschlaͤgt, und
wenn das Thermometer nur 4 bis 6° uͤber Null
zeigt. Hieraus folgt, daß die Weine, welches
auch ihre Natur seyn mag, in kalten Herbsten weit mehr Anlage
zum Schaͤumen haben, als in warmen. Die Gaͤhrung,
die im ersten Falle in den Faͤssern nicht hinreichend
Statt finden konnte, wird sich naͤmlich in den Flaschen
weiter entwikeln, waͤhrend sie im zweiten Falle, durch
die hoͤhere Temperatur unterstuͤzt, schnell ihre
verschiedenen Perioden durchlaufen wird, so daß, nachdem beinahe
Alles in den Faͤssern gethan wurde, in den Flaschen nur
wenig Thaͤtigkeit mehr Statt finden kann. Man hat daher
bei der Erzeugung der schaͤumenden Weine jeder Zeit wohl
die Temperatur zu beruͤksichtigen, indem sich hiernach
die Zeit, zu welcher man das Abziehen vornimmt, großen Theils
richten muß.
Wenn nun die Gaͤhrung in den Flaschen fortwaͤhrte,
so kann, wenn nicht aller in dem Weine enthaltene
Gaͤhrungsstoff verarbeitet wird, der davon
zuruͤkbleibende Theil dem Weine nur schaden. Die
Erfahrung hat gelehrt, daß es dieser
uͤberschuͤssige Gaͤhrungsstoff ist, dem man
die Bildung jener Substanz, die den Wein schmierig macht,
zuzuschreiben hat. Einen weiteren Beweis fuͤr den großen
Gehalt des schaͤumenden Weines an Gaͤhrungsstoff
gibt der faule Geruch, den eine zerbrochene Flasche solchen
Weines verbreitet, wenn noch etwas Wein in derselben
zuruͤkgeblieben war. Dieser Wein wuͤrde
naͤmlich bei einem geringen Gehalte an
Gaͤhrungsstoff nur in saure Gaͤhrung
uͤbergegangen seyn, und er wurde nur deßwegen faul, weil
er viel Gaͤhrungsstoff enthielt; denn die faule
Gaͤhrung kann nur in animalisirten oder in solchen
Koͤrpern eintreten, die wegen ihres Stikstoffgehaltes
Aehnlichkeit mit denselben haben.
In gut verschlossenen Flaschen entwikelt sich weder die faule,
noch die saure Gaͤhrung, denn beide koͤnnen nur
unter dem Zutritte der Luft Statt finden.
Wenn man schaͤumende Weine zur Bildung einer Buͤtte
mit einander vermengt, so hat man wohl zu
beruͤksichtigen, daß sich diese Weine, wenn sie von
ungleicher Dichtigkeit sind, schwer mit einander vermengen; man
sollte diese Vermengung also in kleinen Quantitaͤten
vornehmen, damit die Mischung so innig als moͤglich
werde. Um nun hiebei nach bestimmten Anhaltspunkten verfahren zu
koͤnnen, sollte man, wenn man Weinmuster nimmt, deren
Dichtigkeiten jedes Mal mittelst der Wein- oder Mostwage
bestimmen. Hieraus wird man lernen, welche Weine sich in Folge
des Unterschiedes ihrer Dichtigkeit schwerer mit einander
vermengen, so daß man, um diese Mischung zu vermitteln, das
Vermengen entweder in geringen Quantitaͤten oder auf
solche Weise vornehmen muß, daß man zwischen den ersten und
zweiten Wein einen dritten bringt, der zwischen beiden an
Dichtigkeit in der Mitte steht.
Beim Schoͤnen darf man nicht vergessen, dem Weine 3/4
Liter Gerbestoff per Stuͤk
zuzusezen. Das Mischen und Schoͤnen soll, so viel als
moͤglich, bei trokener Witterung vorgenommen werden,
indem der Zustand der atmosphaͤrischen Luft einen
außerordentlichen Einfluß auf das kuͤnftige Schiksal
einer Buͤtte ausuͤbt.
Wenn man alte Weine mit jungen Weinen mischen will, so sind dieß
gewoͤhnlich schmierige Weine oder Weine, die wenigstens
schmierig waren. Wenn nun solcher Wein gelingen soll, so muß man
demselben beim Schoͤnen einen Liter Gerbestoff zusezen.
Ohne diese Vorsichtsmaßregel wuͤrde man dem jungen Weine
den Keim zur Krankheit des alten einpflanzen, was noch
uͤbler waͤre. Wir empfehlen einen Zusaz von 1
Liter Gerbestoff per Stuͤk
Wein, weil wenigstens eine solche Quantitaͤt
noͤthig ist, um den Schmer zu zerstoͤren oder ihm
vorzubeugen.
Der Gerbestoff allein ist es, welcher, ohne dem Weine zu schaden,
der Einwirkung des Alkoholes auf den Gaͤhrungsstoff das
Gleichgewicht zu halten, und den schleimigen Bestandtheil, der
sich der Zersezung des Zukerstoffes zum Theil widersezt,
niederzuschlagen vermag. Bei Anwendung dieses Mittels werden die
schaͤumenden Weine nie schmierig werden; sie werden sich
leichter behandeln lassen, und die Weinhaͤndler nie den
Verlusten aussezen, die sie ohne Beruͤksichtigung
desselben nur zu oft zu erleiden haben.
Als wir bereits vor vier Jahren auf das Andringen des Hrn. J. J.
Colsenet die Benuzung des
Gerbestoffes bei der Behandlung der Weine empfahlen, hegten
mehrere Personen Zweifel uͤber dieses Verfahren. Wir
uͤberzeugten sie jedoch von den Vortheilen desselben,
indem wir ihnen sagten: Der Wein, den ihr zu schaͤumendem
Weine verwenden wollt, ist nicht auf den Trestern gestanden; der
in ihm enthaltene schleimige Bestandtheil konnte nicht in
Zukerstoff verwandelt werden; sein
uͤberschuͤssiger Gaͤhrungsstoff wurde durch
den Gerbestoff, der in den Kaͤmmen in bedeutender Menge
enthalten ist, nicht niedergeschlagen; es handelt sich also nur
darum, den Wein dem heilsamen und erhaltenden Einflusse eines
Agens auszusezen, welches ihm gegen seine Natur entzogen wurde.
Die Behandlung mit Gerbestoff ist uͤbrigens um so weniger
nachtheilig, als derselbe nicht in dein Weine bleibt, sondern
mit den Koͤrpern, die er faͤllt, entfernt wird.
Man hat diese Bemerkungen gehoͤrig erwogen, und man hat
denselben zu Folge Versuche im Großen angestellt, die so
guͤnstig ausfielen, daß man gegenwaͤrtig beinahe
allgemein von dem Nuzen der Anwendung des Gerbestoffes beim
Abziehen uͤberzeugt ist.
Wenn man die Flaschen schwach gefuͤllt verpfropft, so
bleibt etwas mehr Luft in den Flaschen, und die Luft, oder
vielmehr deren Sauerstoff ist bekanntlich zur
Gaͤhrung nothwendig; verpfropft man bei noch tieferem
Stande, so hat man einen geringen Verlust durch das Zerspringen
zu ertragen.
Wir sagten, daß man beim Schoͤnen 3/4 Liter, beim Abziehen
hingegen 1/4 Liter Gerbestoff per
Stuͤk jungen Weines zusezen soll. Dieser
Viertel-Liter bringt dem Anscheine nach nur eine geringe
Wirkung auf ein Stuͤk Wein hervor; allein er bewirkt doch
einen leichten Niederschlag in den Flaschen, der, indem er sich
an die ganze untere Wand anlegt, das Ansezen des sogenannten
Zeichens (Marque oder griffe), oder die Bildung der
sogenannten Maske verhindert, welche sich nicht durch
Schuͤtteln losmachen laͤßt, und welche selbst dem
Versenden des klar gewordenen Weines nachtheilig wird.
Dieser leichte Bodensaz, den der Gerbestoff in der Flasche
erzeugt, gewaͤhrt auch noch einen anderen Vortheil: er
beguͤnstigt naͤmlich die Entwikelung der Mousse.
Man hat auch wirklich die Bemerkung gemacht, daß sich die
Gaͤhrung leichter entwikle, und daß dieselbe ihren Lauf
vollkommen beendige, wenn die Flaschen an ihren Wandungen einige
Unebenheiten oder einige hervorragende Punkte darbieten, und
endlich, daß die kleinen Blaͤschen kohlensauren Gases,
die sich in die ganze Masse der Fluͤssigkeit verbreiten,
immer von diesen kleinen Unebenheiten entspringen. Diese
sonderbare Erscheinung scheint es uͤber allen Zweifel zu
erheben, daß das elektrische Fluidum den bei der Gaͤhrung
Statt findenden Erscheinungen keineswegs fremd ist; ja wir
moͤchten behaupten, daß die Gaͤhrung gar nicht vor
sich gehen koͤnne, ohne daß in jeder Flasche elektrische
Stroͤmungen entstehen. Wenn daher die Gaͤhrung
unterbrochen wird, so kann dieß auch nur durch einen negativen
Impuls geschehen.
Waͤhrend die Gaͤhrung vor sich geht, nimmt die
Gaͤhrungsthaͤtigkeit ab; das kohlensaure Gas wird,
in Folge der Compression, in dem Maße aufgeloͤst, in
welchem es gebildet wird, und die aufloͤsende Eigenschaft
des Weines vermindert sich, waͤhrend die Menge des Gases
zunimmt. Je groͤßer leztere ist, um so groͤßer ist
der Druk, und daher zerspringen die Flaschen auch sehr
haͤufig, wenn sie der Expansivkraft des Gases nicht
hinreichenden Widerstand zu leisten im Stande sind. Wir haben
gefunden, daß eine Flasche sehr stark schaͤumenden Weines
6 Cub. Decimeter oder 7 1/2 Mal ihr eigenes Volumen kohlensaures
Gas enthaͤlt, was gewiß einen sehr großen Druk
beurkundet.
Der Einfluß des elektrischen Fluidums auf den in Gaͤhrung
begriffenen Wein aͤußert sich hauptsaͤchlich bei
Gewittern. Bei diesen ist naͤmlich das Zerspringen weit
haͤufiger, indem auch die leichtesten
Erschuͤtterungen, wie z.B. das Fahren von Wagen in der
Naͤhe von Kellern, das Stoßen fester Koͤrper gegen
einander in benachbarten Orten, augenbliklich eine
Gas-Entwiklung bedingen, der die Flasche, wenn sie voll
ist, nicht zu widerstehen vermag.
Der Gerbestoff allein macht nicht schaͤumen; er
befoͤrdert nur die Entwiklung der Mousse, indem er den
Gaͤhrungsstoff und den Zukerstoff von jenen Substanzen
befreit, die der gegenseitigen Einwirkung dieser Substanzen auf
einander nicht zutraͤglich sind, und indem er sich der
Desoxydirung des Gaͤhrungsstoffes durch den Alkohol
widersezt.
Wenn der Wein sehr zukerhaltig (liquoreux) ist, wie z.B. im heurigen Jahre, wo die
Gaͤhrung durch die kuͤhle Temperatur des Herbstes
nicht gefoͤrdert wurde, darf man beim Abziehen nur wenig
Zuker in den Wein geben; so z.B. muß man dem heurigen Weine
weniger Zuker zusezen, als dem vorjaͤhrigen, dessen
Gaͤhrung bei der ersten Gaͤhrung mehr verarbeitet
wurde. Wenn man den Wein abzieht, so weiß man nicht, ob derselbe
schaͤumend werden wird oder nicht, und doch ist es, wie
wir gleich zeigen werden, nicht nur moͤglich immer
schaͤumenden Wein zu erhalten, sondern sogar zu
berechnen, in welchem Grade er es seyn wird, wenn man mit der
Collardeau'schen oder Chevallier'schen Weinwage den Gehalt des
Weines an Zukerstoff bestimmt.
Wir haben naͤmlich oben gesagt, daß eine Flasche stark
schaͤumenden Champagners beilaͤufig 7 1/2, Mal ihr
eigenes Volumen kohlensaures Gas enthaͤlt. Der Wein muß
also beim Fuͤllen desselben in Flaschen so viel Zuker
enthalten, daß er eine solche Menge Kohlensaͤure zu
erzeugen im Stande ist, und sollte ihm diese Menge Zuker nicht
von Natur eigen seyn, so muͤßte man ihm das Fehlende
zusezen.
Da nun 100 Grammen Zuker durch die Gaͤhrung in 51,34
Alkohol und 48,66 kohlensaures Gas verwandelt werden, so wird
der Wein, wenn er per Flasche von
Natur aus oder in Folge eines kuͤnstlichen Zusazes 20
Grammen (5 Quentchen) Zuker enthaͤlt, nach der
Gaͤhrung 10 Gr. 27 Centigr. Alkohol und 9 Gr. 73 Centigr.
kohlensaures Gas enthalten. Da aber ferner ein Liter oder ein
Kubik-Decimeter dieses Gases 1,52 Gr. wiegt, so wird der
Wein nothwendig ein stark schaͤumender seyn, indem jede
Flasche 0,541 Kub. Met. kohlensaures Gas enthaͤlt,
welches 7 1/2 Mal so viel ist, als das Volumen der Flasche,
welches 0,0834 Cub. Met. betraͤgt.
Man soll daher, ehe man dem Weine beim Fuͤllen desselben
in Flaschen Zuker zusezt, immer durch die Weinwage untersuchen,
wie viel Zukerstoff bereits in demselben enthalten ist.
Wir garantiren, daß alle Weine, die man nach diesem Verfahren
behandelt, werden troken bleiben und schaͤumend werden.
Zur Belehrung fuͤr jene, welche das von uns bereits
fruͤher im Journal des
connaissances usuelles, 1831, No. 77 bekannt gemachte Verfahren
noch nicht kennen, wiederholen wir hier dasselbe noch ein
Mal.
Wenn man einen weißen Wein vor dem Schmer schuͤzen will,
so seze man demselben vor dem Fuͤllen in Flaschen per Stuͤk von 1 Hectoliter 80
Liter (Champagner Maß), 3/4 Liter fluͤssigen Gerbestoff
zu; den Tag darauf schoͤne man jedes Stuͤk Wein
nur mit einem halben Quentchen Hausenblase, die mit weißem Weine
und Weinsteinsaͤure zur Schoͤne zubereitet worden.
Diese Quantitaͤt Hausenblase reicht hin; eine große Menge
davon vermehrt das Volumen des Niederschlages ohne den Wein
deßhalb klarer zu machen. Es ist durchaus noͤthig, daß
man den Wein erst einen Tag spaͤter, nachdem man ihm den
Gerbestoff zugesezt, schoͤne, damit der Gerbestoff
hinreichend Zeit habe, seine Wirkung auf die Bestandtheile des
Schmeres auszuuͤben.
Ist die Zeit zum Abziehen des Weines in Flaschen gekommen, so
seze man ihm per Stuͤk 1/4
Liter fluͤssigen Gerbestoff zu; warum dieß zu geschehen
hat, wurde bereits oben angegeben.
Will man schmierig gewordenen Wein in Stuͤkfaͤssern
troknen, so seze man demselben per
Stuͤk einen Liter Gerbestoff zu, und schoͤne ihn
den naͤchstfolgenden Tag mit einem halben Quentchen
Hausenblase; 8 Tage darauf kann man diesen Wein dann
abziehen.
Hr. J. J. Colsenet, Kaufmann und
Eigenthuͤmer zu Epernay, der einzig und allein eine
Niederlage des von uns zubereiteten und in seiner Wirksamkeit
garantirten Gerbestoffes haͤlt, verkauft denselben
fortwaͤhrend zu 4 Franken per
Liter, wenn man uͤber 25 Liter abnimmt, und wenn der
Kaͤufer das Geschirr selbst liefert. Parthien von 25
Liter werden baar bezahlt; groͤßere Parthien werden auf 3
Monate Zeit verkauft. Die zur Zubereitung der Hausenblase
noͤthige Menge Weinsteinsaͤure liefert Hr.
Colsenet seinen Abnehmern gratis.