Titel: | Ueber die neue, von Hrn. J. J. Grant Esq. erfundene, und zu Weevil errichtete Maschine zum Baken von Zwiebak. |
Fundstelle: | Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LXXXI., S. 420 |
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LXXXI.
Ueber die neue, von Hrn.
J. J.
Grant Esq. erfundene, und zu Weevil errichtete
Maschine zum Baken von Zwiebak.
Aus dem Mechanics'
Magazine, No. 504, S. 14.
Grant, uͤber eine neue Maschine zum
Baken von Zwiebak.
Hr. J. J. Grant Esq., Verwalter an dem
Clarence Victualling Establishment zu Weevil bei Portsmouth, hat
in neuesten Zeiten eine aͤußerst sinnreiche Maschine zum
Baken von Zwiebak erfunden, welche sich bereits an der eben
erwaͤhnten Anstalt in Gang befindet, und fuͤr
welche demselben eine Belohnung von 2000 Pfd. Sterl. von der
koͤnigl. Marine aus zugesichert wurde. Wir beeilen uns
unseren Lesern aus dem United Service
Journal folgende Notiz uͤber diese
hoͤchst wichtige Erfindung mitzutheilen:
„Man sollte glauben, sagt das erwaͤhnte
Journal, daß die erste Operation einer jeden derlei Maschine
in der Vermengung von Mehl und Wasser bestuͤnde; dem
ist aber hier nicht so, denn die Anstalt mahlt vorerst auch
das Mehl selbst auf einer Muͤhle, welche durch eben
dieselben Maschinerien in Bewegung gesezt wird, durch die
die uͤbrigen Theile, welche gleich beschrieben werden
sollen, getrieben werden.
Wir glauben, daß dieser Punkt nichts weniger als unwesentlich
ist, indem dadurch aller Moͤglichkeit des
Verfaͤlschens des Mehles mit ungeeigneten Substanzen
vorgebeugt, und zugleich auch jene Menge von Kleien in dem Mehle
zuruͤkgehalten wird, welche zur Bereitung eines guten
Zwiebaks unumgaͤnglich nothwendig ist. Bemerken
muͤssen wir ferner, daß zu Weevil neben der Muͤhle
4 Kornboͤden angebracht sind, von denen jeder 1500
Quarter, alle mitsammen also 6000 Quarter, Getreide zu fassen
vermoͤgen. Die Muͤhle ist mit 10 Paar Steinen
ausgestattet, welche in jeder Stunde 40 Bushel Mehl zu mahlen
und so zuzurichten im Stande sind, daß es sogleich verbaken
werden kann. Die eigentliche Baͤkerei enthaͤlt 9
Oefen, von denen jeder 13 Fuß Laͤnge, 11 Fuß Breite und
17 1/2 Zoll Hoͤhe hat, und welche so eingerichtet sind,
daß ein Strom von heißer Luft und von Feuer durch dieselben
zieht, und ihnen in unglaublich kurzer Zeit den
gehoͤrigen Grad von Hize mittheilt.
Das eigentliche Baken beginnt nun damit, daß 13 1/2 Gallons
Wasser in einen Trog gebracht werden, in welchen man auch einen
Sak oder 280 Pfund sogenanntes Zwiebakmehl eintreten
laͤßt. Wenn nun alles dieß durch eine Roͤhre,
welche mit einem oberhalb befindlichen Gemache in Verbindung
gebracht werden kann, in den Trog geschafft
worden, so laͤutet eine Gloke, und der Trog wird
geschlossen. So wie dieß geschehen, wird ein eigener Apparat,
welcher mit zwei Reihen sogenannter Messer ausgestattet ist,
durch eine eigene Maschinerie in diesem Wasser und Mehle
umgedreht. Dieses Vermengen dauert 1 1/2 Minuten,
waͤhrend welcher Zeit die zwei Reihen Messer oder
Umruͤhrer 26 Umdrehungen vollbringen. Der auf diese Weise
roh gemischte Teig wiegt 388 Pfunde, und gibt 2 1/2 Ladungen
Brod, welche 250 Pfund wiegen, oder mit anderen Worten 1250
Biscuite, wovon die Ladung 100 Pfund wiegt. Die Teigklumpen
kommen nun zunaͤchst unter die sogenannten Brechwalzen,
d.h. unter große eiserne Walzen, von denen jede 14 Centner
wiegt, und welche durch die Maschinerie laͤngs starker
Tische horizontal bewegt werden. Dadurch wird der Teig in große
Massen von 6 Fuß Laͤnge, 3 Fuß Breite und mehreren Zollen
Dike verwandelt. Der Teig ist in diesem Zustande noch sehr
unvollkommen geknetet, so daß meistens noch viele trokene
Mehlkluͤmpchen darin bemerklich sind; die großen Massen
werden daher nun in mehrere kleine Stuͤke von 1 1/2 Fuß
Laͤnge auf 1 Breite geschnitten, und neuerdings unter die
Walzen gebracht, und dieses Durchgehenlassen durch die Walzen
wird so oft wiederholt, bis der Teig auch nicht die geringste
Spur von Ungleichheit im Gefuͤge zeigt. Dabei steht an
jeder Seite der Walze ein Arbeiter, und diese Arbeiter schlagen
den Teig, so wie er ausgewalzt zum Vorscheine kommt, immer
wieder zusammen, so daß die Walze beim naͤchsten
Durchtritte des Teiges immer wieder neue Theile zusammenbringt
und dieselben zu einer innigeren Verwischung zwingt. Wenn nun
dieser Proceß hinreichend oft wiederholt worden, so wird der
Teig in kleine Stuͤke geschnitten, auf große flache
Bretter gebracht, und dann durch die Maschinerie auf eine sehr
sonderbare Weise von der Mitte der Bakstube an das eine Ende
derselben geschafft, wo die Stuͤke von einem Arbeiter in
Empfang genommen, und schnell unter die sogenannte Blattwalze
gebracht werden. Das Kneten ist hiermit vollendet, und der Teig
zum Einschießen in den Ofen fertig; nur muß er vorher noch in
Biscuits geschnitten werden. Dieß geschieht nun durch die
sogenannte Schneideplatte, welche aus einem Neze von 52
scharfkantigen, sechsekigen Formen von der Groͤße eines
Biscuits besteht. Dieser Rahmen wird von der Maschine langsam
auf und nieder bewegt, so daß der Arbeiter gehoͤrig Zeit
hat, die von der Blattwalze gebildete Teigplatte, welche
beilaͤufig die Groͤße eines Tischplattes hat,
unter denselben zu bringen, ehe er wieder herabsteigt, und den
Teig dann beinahe durchschneidet. Dieses Durchschneiden
geschieht nicht vollkommen, sondern nur so weit, daß der
sogenannte Schießer im Stande ist, die ganze Masse von 52
Biscuiten in den Ofen einzuschießen, ohne daß
sie auseinander brechen. Das Ankleben des Teiges an dem Rahmen
wird durch eine sehr sinnreiche Vorrichtung verhindert. Außer
dem schneidenden Theile eines jeden der beiden Hexagone befindet
sich naͤmlich ein kleiner, flacher, offener, auf und
nieder beweglicher Rahmen daran, auf welchem sich eine eiserne
Kugel von 7 Unzen Schwere befindet. Wenn nun der große Rahmen
auf den Teig herabgelangt, und die 52 Biscuite ausschneidet, so
gibt jeder der kleineren Rahmen dem Druke nach, wo man dann
saͤmmtliche eiserne Kugeln wird emporsteigen sehen;
sobald hingegen der große Rahmen emporsteigt, wirkt das Gewicht
der Kugeln auf die kleinen, uͤber jedem Biscuite
befindlichen Rahmen, so daß folglich das Teigblatt weggestoßen
wird. – Das Baken des Biscuits selbst erfordert nicht
mehr als eine Viertelstunde Zeit; ist dieß geschehen, so wird es
fuͤr drei Tage in eine auf 85 bis 90° erhizte
Trokenstube gebracht, womit der ganze Proceß beendigt ist.
Die 9 Oefen der fraglichen Baͤkerei baken
stuͤndlich eine Tonne Brod oder 10,000 Biscuite;
wuͤrden statt der 9 Oefen deren 10 errichtet, so
koͤnnten, den Berechnungen gemaͤß,
jaͤhrlich 70,000 Centner Brod damit gebaken werden. Den
Berichten zu Folge scheint es, daß in den lezten 5 Jahren zu
Deptford, Portsmouth und Plymouth jaͤhrlich im
Durchschnitte 68,000 Centner verbraucht wurden; wuͤrde
daher die Zahl der Oefen an dem Royal Clarence Victualling
Establishment nur um 3 vermehrt, was keine uͤbrige
Erweiterung der Maschinerie erforderte, so koͤnnte alles
Biscuit, welches die ganze koͤnigl. Marine bedarf,
daselbst allein erzeugt werden.
Was die Kosten der gewoͤhnlichen
Zwiebak-Baͤkerei und jene der
Maschinen-Baͤkerei betrifft, so ergab sich hier
folgender Unterschied:
Die Kosten der Baͤkerei mit der Maschine beliefen sich
auf
1560 Pfd. Sterl.
jene der
Baͤkerei mit der Hand hingegen auf
5260
–
––––––––––––
Dieß gibt also eine
Ersparniß von
3700 Pfd. Sterl.
wovon jedoch ein Theil des Interesses des
auf die Maschine ausgelegten Geldes abgezogen werden muß. Dieser
Theil ist jedoch gering, da dieselbe Dampfmaschine zugleich die
Mahlmuͤhle treibt und Wasser pumpt, und da nur ein
geringer Theil ihrer Kraft eigentlich fuͤr die
Baͤkerei verwendet wird. Sollte man das Mehl nicht selbst
mahlen wollen, und brauchte man die Maschine nicht auch zum
Pumpen von Wasser, so koͤnnte die Dampfmaschine eine weit
kleinere seyn.
Die oben angegebene Leistung von 12 Oefen ist eigentlich nur eine
auf Berechnung gegruͤndete Schaͤzung. Folgende
Daten sind hingegen wirklich aus der Erfahrung genommen.
Innerhalb 116 Tagen, waͤhrend welcher in 68 Tagen nur 7
1/2 und in 48 Tagen nur 5 3/4 Stunden lang gearbeitet wurde, was
also 769 wirkliche Arbeitsstunden oder 77 Tage mit
zehnstuͤndiger Arbeit gibt, wurden in den 9 Oefen des
Royal Clarence Establishment 12,307 Centner Biscuit gebaken,
welche gleich 1,378,400 Pfunden sind. Der Lohn der hiebei
verwendeten Arbeiter belief sich auf 273 Pf. 10 Shill. 9 1/2, D.
Wuͤrde dieselbe Quantitaͤt Biscuit auf die
gewoͤhnliche
Weise mit der Hand bereitet worden seyn, so
wuͤrde der Lohn
933 –
5
–
10
–
–––––––––––––––––––
betragen haben, so daß
also an Arbeitslohn allein
659 Pf.
7 Shill.
0 1/2 D.
erspart wurden.
Bei dieser Berechnung ist kein Interesse des auf die Maschine
ausgelegten Capitals in Anschlag gebracht; allein bei einer so
großen Ersparung wuͤrden die Kosten der Maschine in sehr
kurzer Zeit vollkommen hereingebracht seyn.
Das Maschinen-Brod ist, obschon man sich anfangs von
vielen Leiten dagegen stemmte, gegenwaͤrtig in der Marine
sehr beliebt; denn es ist offenbar besser, als irgend eines,
welches ihr fruͤher geliefert worden. Es scheint sich
auch besser zu halten; und wenn die Aufbewahrung desselben in
eisernen Kisten geschieht, wie dieß empfohlen worden, so
duͤrfte es sich sehr lange aufbewahren lassen; so zwar,
daß der Vorrath, welchen die Seefahrer wieder
zuruͤkbringen, nicht mehr als Synonym von Mist, Staub und
Schimmel zu betrachten seyn wird, wie dieß bisher der Fall
war.