Titel: | Verbesserungen in dem Baue der Schienen (rails) oder der Tram-Eisenbahnen und der Eisenbahnen überhaupt, auf welche sich Richard Badnall der jüngere, Gentleman zu Douglas, Isle of Man, am 8. Septbr. 1832 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XIX., S. 82 |
Download: | XML |
XIX.
Verbesserungen in dem Baue der Schienen (rails) oder der Tram-Eisenbahnen und der Eisenbahnen
uͤberhaupt, auf welche sich Richard Badnall der juͤngere, Gentleman zu Douglas, Isle of Man,
am 8. Septbr. 1832 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. April 1833, S.
177.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Badnall, Verbesserungen im Baue der Eisenbahnen.
Die Erfindungen und Verbesserungen, welche der Patenttraͤger an den
Rail- oder Tram-Eisenbahnen anbrachte, lassen sich am besten durch die
Betrachtung der Schwingungen eines Pendels versinnlichen. Wenn ein mittelst einer
Schnur von dem Punkte z, Fig. 12,
herabhaͤngendes Blei aus der senkrechten Linie bis zu dem Punkte a gezogen und daselbst ausgelassen wird, so wird
dasselbe in Folge seiner eigenen Schwere in dem Bogen ab bis zu dem Punkte b fallen; es wird aber
bei diesem Falle zugleich auch ein solches Bewegungsmoment erlangt haben, daß es
durch dieses auf der entgegengesezten Seite eben so hoch, d.h. bis zum Punkte c, getrieben wird. Sezt man nun, daß von den Gipfeln
zweier Berge herab durch ein Thal ein Schienenweg oder eine Eisenbahn auf solche
Weise gefuͤhrt sey, daß der Abfall von dem Gipfel a, Fig.
13, bis in das Thal b denselben Winkel mit einer horizontalen
Linie bilde, wie ihn die auf der anderen Seite von b bis
c emporsteigende Bahn bildet, so wird ein Wagen d, der sich auf dem Scheitel des Abhanges bei a befindet, bloß durch seine eigene Schwere auf dem
Schienenwege oder der Eisenbahn bis zu dem Punkte b
hinablaufen und dadurch nach den Gesezen der Pendelschwingungen ein solches
Bewegungsmoment erlangen, daß er, ohne daß irgend eine Kraftanwendung noͤthig
ist, auf der anderen Seite bis zu dem Scheitel des Huͤgels c, dessen Hoͤhe jener des Huͤgels a gleich ist, hinauf laͤuft.
Dieß wuͤrde den allgemein bekannten physikalischen Gesezen gemaͤß ganz
zuverlaͤssig geschehen, wenn das Bewegungsmoment nicht durch die Reibung der
Wagenraͤder an ihren Achsen und an den Schienen, auf denen sie laufen, ein
Hinderniß erfuͤhre. Zieht man nun diese Reibung als aufhaltende Kraft von dem
Bewegungsmomente ab, welches der Wagen durch das Herablaufen von a bis b erhielt, so wird man
finden, daß dieses Bewegungsmoment den Wagen nicht von b
bis c, sondern bloß bis z
treiben wird.
Der Patenttraͤger druͤkt sich hieruͤber folgender Maßen aus:
„man wird hieraus sehen, daß der Wagen d
nicht bloß in Folge feiner eigenen Schwere von a bis
b herabgelangen wird, sondern daß er durch das
Bewegungsmoment, welches er durch dieses Herabrollen erhaͤlt, auf der
entgegengesezten Seite ohne alle Mithuͤlfe irgend einer Triebkraft bis zu
dem Punkte z emporgetrieben werden wird. Um daher
den Wagen vollends bis auf den Gipfel des zweiten Huͤgels, d.h. bis c, zu treiben, habe ich bloß eine solche Triebkraft
noͤthig, welche den Wagen von z bis c zu treiben im Stande ist, so daß also auf diese
Weise all die Kraft erspart wird, die zum Treiben des Wagens von a bis z erforderlich
waͤre.“
„Wenn ich nun eine geringe oder schwache Triebkraft anwende, um meinen
Wagen von a bis b zu
schaffen, so erziele ich auf diese Weise ein groͤßeres Bewegungsmoment,
als sich aus dem Herabrollen des Wagens in Folge seiner eigenen Schwere ergeben
wuͤrde, und ich bin daher im Stande den Huͤgel bc zu erreichen, nachdem ich die ganze Streke
von b bis c auf der
wellenfoͤrmigen Eisenbahn mir Huͤlfe einer weit geringeren
Triebkraft zuruͤkgelegt habe, als noͤthig waͤre, um den
Wagen auf einer vollkommen horizontalen Flaͤche eine gleiche Streke weit
zu treiben.“
„Ich habe nach dieser Auseinandersezung der Grundsaͤze, auf welchen
meine Verbesserung in dem Baue der Rail- oder Tram-Bahnen beruht,
nur noch zu bemerken, daß ich die Bildung der Trams oder der ebenen Schienen
(rails) oder der Rail- oder
Tram-Bahnen in solchen wellenfoͤrmigen Kruͤmmen, daß ich
dadurch in Stand gesezt werde, die Vortheile des Bewegungsmomentes, welches
ein herabrollender Wagen erhaͤlt, mit der Kraft der Maschinen, durch die
sie getrieben werden, zu verbinden, als mein ausschließliches Patentrecht in
Anspruch nehme. Ich beschraͤnke mich hiebei auf keine Ausdehnung oder
Form der Kruͤmme, sondern behalte mir es vor, dieß Kruͤmmen der
Oberflaͤche des Bodens oder den sonstigen Localverhaͤltnissen
anzupassen.“
Anhang.
Die in dem vorausgeschikten Patente beschriebene, ganz paradox scheinende,
wellenfoͤrmige Eisenbahn des Hrn. Badnall hat, wie
sich wohl erwarten ließ, unter den Mechanikern und Nichtmechanikern Englands großes
Aufsehen erregt, so zwar, daß die meisten in England erscheinenden Blaͤtter
und Zeitschriften bereits den einen oder den anderen Artikel dafuͤr und
dawider aufzuweisen haben. Besonders hat das Mechan.
Magaz. in N. 504, 505, 506 und 508 eine Reihe
von Artikeln mitgetheilt, auf die wir hier lediglich nur verweisen koͤnnen,
da dieselben noch durchaus keine gruͤndliche und wissenschaftliche,
guͤnstige oder unguͤnstige Beleuchtung dieses Gegenstandes
enthalten.
Hr. Badnall selbst hat die Theorie seiner Eisenbahn und
einige Versuche, die er an einem kleinen Modelle anstellte, in einer eigenen,
kuͤrzlich erschienenen SchriftDer Titel dieser bei Sherwood und Comp. in London
erschienenen Schrift ist: „A Treatise on
Railway Improvements, explanatory of the chief difficulties and
inconveniences, which at present attend the general adoption of
Railways and the means, by which these objections may be overcome,
as proved by a series of interesting experiments etc. By Richard Badnall Esq. 8.
ausfuͤhrlich abgehandelt, und aus dieser wollen wir, obschon auch wir
bisher zu jenen gehoͤren, die diese Eisenbahn fuͤr praktisch
untauglich halten, unseren Lesern den im Mechan. Magaz.
N. 509 enthaltenen Auszug mittheilen, um denselben wenigstens die Daten zu
liefern, deren sie zu ihrer eigenen Beurtheilung dieser Sache beduͤrfen.
Hr. Badnall beginnt seine Abhandlung mit einer
Auseinandersezung der Vortheile des Transportes auf Eisenbahnen und mit einer
Untersuchung der Ursachen, die sich einer allgemeinen Einfuͤhrung derselben
entgegenstemmen. Unter diesen Hindernissen steht seiner Meinung nach die
Schwierigkeit, die sich beim Erklimmen schief geneigter Flaͤchen mittelst
Dampfwagen zeigt, oben an. Die Anwendung von stationaͤren Maschinen oder von
Dampfwagen mit Zahnraͤdern ist, wie er sagt und beweist, mit beinahe
unuͤbersteiglichen Schwierigkeiten verbunden. Alles dieß fuͤhrte ihn
auf die Erforschung irgend eines zwekdienlicheren Mittels, und endlich auf die Idee, daß vielleicht
durch das Herabgleiten eines Koͤrpers auf einer schiefen Ebene so viel Kraft
gewonnen werden koͤnnte, als zur Compensation der Schwierigkeit, die er auf
der anderen Seite in Folge seiner Schwere beim Emporsteigen erfaͤhrt,
noͤthig seyn duͤrfte, und daß also, wenn dieß wirklich der Fall ist,
statt der gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen, theilweise horizontalen,
theilweise geneigten Eisenbahnen, fuͤglich und mit Ersparniß an Kraft eine
wellenfoͤrmige Eisenbahn angebracht werden koͤnnte.
„Ich kam am 7. Junius 1832, sagt der Verfasser, auf diese Erfindung. Die
ersten Gedanken, die ich mir, bevor ich noch Versuche hieruͤber
angestellt hatte, von dieser Idee machte, waren die, daß eine
wellenfoͤrmige Eisenbahn der Kraft des Dampfes mehr Widerstand
entgegenstellen muͤßte, als eine horizontale; daß jedoch, wenn man die
Schwerkraft, die bergab erzeugt wird, mit einer wirklichen Kraft vermehren
wuͤrde, viel an Kraft gewonnen werden koͤnnte, und daß folglich
ein Dampfwagen von irgend einer gegebenen Kraft auf einer solchen
wellenfoͤrmigen Bahn schneller fahren oder eine groͤßere Last
ziehen muͤßte, als auf einer horizontalen. Ich war uͤbrigens auch
der Ansicht, daß der vermehrte Widerstand, der durch den herabsteigenden Theil
einer jeden Kruͤmme dargeboten wuͤrde, und der Vortheil, der durch
die Schwerkraft, vermehrt mit der arbeitenden Kraft, gewonnen wuͤrde,
vollkommen hinreichen koͤnnte, um die Dampfwagen mit mehr Erfolg zu
treiben, als dieß bisher auf den geneigten oder abhaͤngigen Eisenbahnen
der Fall war.“
Hr. Badnall beschreibt nach einigen allgemeinen
Bemerkungen uͤber die Reibung und das Gesez der Schwere mehrere Versuche, die
nach seiner Ueberzeugung die Richtigkeit seiner Ansichten außer Zweifel sezen, und
von denen wir hier einige ausheben wollen.
„Ich ließ mir eine kleine, auf die Grundsaͤze der Uhrwerke
begruͤndete Maschine verfertigen, an welcher eine starke Feder und eine
Schneke von solcher Groͤße in einem Gehaͤuse oder einer Trommel
angebracht war, daß die Maschine 50 bis 60 Fuß weit zu laufen im Stande war,
wobei ich vorzuͤglich auch dafuͤr sorgte, daß die Kraft der Feder
eine solche war, daß sie den Druk der Maschinenraͤder auf die
Flaͤche zu uͤberwinden im Stande war. Da ich die Versuche so
geheim, als moͤglich, zu halten wuͤnschte, so erbaute ich mir zu
Douglas, auf der Insel Man, eine gekruͤmmte und eine horizontale
Eisenbahn, von denen eine jede 32 Fuß lang war, indem ich keinen
laͤngeren freien Raum hiezu finden konnte. Die Laͤnge der
auf- und absteigenden Seiten einer jeden Kruͤmme oder Wellenlinie
betrug einen Fuß, die Hoͤhe und Tiefe einer jeden Kruͤmme vom Mittelpunkte an einen
halben Zoll, oder einen Zoll von dem Gipfel der Convenxitaͤt bis zur
Basis der Concavitaͤt der Kruͤmme. Ich ließ mir ferner auch einen
kleinen Wagen verfertigen, den ich im Nothfalle an der Maschine anhangen, und
auf vier Raͤdern, die an Durchmesser den Raͤdern der Maschine
gleichkamen, laufen lassen konnte.
„Am 23. Julius erhielt ich die Maschine und den Wagen von Liverpool. Die
Maschine wog 9 Pfd. 6 Unzen, der Wagen 3 Pfd. 10 Unzen; der Durchmesser der
Raͤder betrug 3 Zoll, und die Breite des Umfanges derselben 3/8 Zoll.
„Als ich die Staͤrke der Feder untersuchte, fand ich leider, daß
sie nicht im Stande war die Raͤder zu drehen, wenn ich den Wagen auf eine
ebene glatte Oberflaͤche stellte und dessen Fortrollen hinderte; d.h.,
sie hatte nicht die von mir gewuͤnschte und noͤthige Kraft, um die
Adhaͤsion oder Reibung zwischen den Raͤdern des Wagens und der
Oberflaͤche der Ebene zu uͤberwinden. Ich entschloß mich jedoch
selbst mit dieser Feder einige Versuche anzustellen, und die Maschine dann
spaͤter nach Liverpool zuruͤkzusenden, um eine staͤrkere
Feder in dieselbe einsezen zu lassen.
„Ich sezte daher die Maschine fest nieder, und zwar auf ein Niveau,
welches so eben war, als es die Umstaͤnde erlaubten. Der Raum zwischen
den beiden Eisenbahnen betrug 8 Zoll; die Breite an der Oberflaͤche der
Schienen einen halben Zoll. Die Entfernung der Raͤder der Maschine von
einander bestimmte folglich die Weite zwischen den Eisenbahnlinien. Den Wagen
wurde so viel Spielraum gegeben, daß dieselben nicht durch die Reibung gegen die
Seiten der Schienen gehalten werden konnten. Nachdem ich mich hierauf
uͤberzeugt hatte, daß beide Bahnen gleich und gerade waren, wurde die
Feder aufgewunden, indem ich die Maschine von dem Ende der Bahn
ruͤkwaͤrts bis zum Anfange derselben zog. Als ich nun die Maschine
unbeladen losließ, ergaben sich auf beiden Bahnen folgende Resultate:
Gekruͤmmte oder wellenfoͤrmige
Bahn,
Horizontale
Bahn,
6
Secunden
7
Secunden.
„Ich belastete nun die Maschine selbst mit 7 Pfunden, die ich auf eine
eigens hiezu angebrachte Platform legte, und nun war das Resultat:
Gekruͤmmte Bahn,
Horizontale Bahn,
8
Secunden.
9
Secunden.
„Ich haͤngte hierauf einen kleinen Wagen an die Maschine an, und
fand, daß, wenn derselbe nicht beladen war, die Geschwindigkeit der Fahrt auf
beiden Bahnen dieselben Verhaͤltnisse beibehielt, wie im ersten Falle. Ich
belastete den Wagen ferner mit verschiedenen Gewichten, und immer ergab sich
dabei ein merklicher Vortheil zu Gunsten der gebogenen Bahn. Dieser Vortheil
zeigte sich jedoch besonders bei folgenden Versuchen sehr deutlich:
„Mit 17 Pfunden beladen, lief der Wagen naͤmlich:
Von Norden gegen Suͤden:
auf der gekruͤmmten Bahn in 15 1/2, auf der
horizontalen in 20 1/2 Secunden.
Von Suͤden gegen Norden:
auf der gekruͤmmten Bahn in 17, auf der horizontalen in
22 1/3 Secunden.
Laͤßt man nun die halben Secunden weg, und nimmt man das Mittel, so ergibt
sich folgender Unterschied des Raumes, den die Maschine in der Zeit, die sie
brauchte, um auf der horizontalen Bahn 32 Fuß zu durchlaufen, auf der
gekruͤmmten oder wellenfoͤrmigen Bahn zuruͤkgelegt haben
wuͤrde:
16 : 32 = 21 : 42 Fuß,
so daß sich also ein Unterschied von beinahe 1/3 in der
Geschwindigkeit ergibt.
„Da ich es aus dem Wechsel in der Zeit, die die Maschine brauchte, um die
Bahnen von verschiedenen Seiten her zu durchlaufen, fuͤr wahrscheinlich
hielt, daß dieselben allenfalls nicht vollkommen gleiches Niveau haͤtten,
so untersuchte ich sie neuerdings und richtete sie wiederholt und mit besonderer
Sorgfalt. Als ich nun hierauf wieder mit der Belastung von 17 Pfunden Versuche
anstellte, erhielt ich folgende Resultate:
Von Norden gegen Suͤden und Suͤden gegen
Norden:
auf der gekruͤmmten Bahn 16, auf der horizontalen
hingegen 22 Secunden.
„Diesen lezteren Versuch wiederholte ich oͤfter, ohne daß die
Resultate eine merkliche Abweichung zeigten. Die Zeit wurde von Hrn. J. L. Gardener von Manchester und von mir mittelst einer
Secundenuhr gemessen.
„Obschon ich wußte, daß 17 Pfund eine Last war, die die Maschine auf einer
horizontalen Eisenbahn eben gut fuͤhren konnte, so war ich doch begierig
auch mit einem groͤßeren Gewichte Versuche anzustellen und vermehrte
dasselbe daher bis auf 22 Pfunde, wobei sich folgende Resultate ergaben:
Von Norden gegen Suͤden:
auf der gekruͤmmten Bahn 17 Sec., auf der horizontalen
hingegen 30.
Von Suͤden gegen Norden:
auf der gekruͤmmten Bahn 18 Secunden, auf der
horizontalen aber 28.
„Hieraus erhellte also offenbar, daß die gekruͤmmte oder
wellenfoͤrmige Bahn einen ganz entschiedenen Vortheil darbietet. Dieser
Vortheil war auch schon beim Abfahren merklich; denn auf der horizontalen Bahn
bewegte sich die Maschine sehr langsam und erreichte erst nach einem Laufe von
12 bis 13 Fuß ihre volle Geschwindigkeit, waͤhrend auf der
wellenfoͤrmigen Bahn die Bewegung die ganze Linie entlang eine
gleichmaͤßige war.
„So befriedigend nun diese Versuche auch in Hinsicht auf die
Geschwindigkeit waren, so uͤberraschte es mich doch, daß der Vortheil in
Hinsicht auf die Last, die die Maschine auf den beiden Bahnen zu ziehen im
Stande ist, nicht eben so groß war. Ich habe jedoch deutlich erwiesen, daß sich
auf der gekruͤmmten Bahn ein weit groͤßeres Gewicht fortschaffen
laͤßt, als auf der ebenen; denn wenn sich die Maschine auf dem
horizontalen Wege auch gar nicht mehr bewegte, so wuͤrde sie sich auf der
gekruͤmmten doch noch ohne Schwierigkeit bewegen. Ganz außerordentlich
ist es, daß beim Fortschaffen irgend eines Gewichtes von 15 Pfund an
aufwaͤrts, auf lezterer Bahn die hiezu noͤthige Zeit nur sehr
unbedeutende Abweichungen zeigte. Dieselben vergleichsweisen Resultate ergaben
sich auch auf einer Bahn, die eine Neigung von 1 in 144 hatte.“
Hr. B. errichtete hierauf eine zweite wellenfoͤrmige Eisenbahn, welche so
gebaut war, daß die abfallende und aufsteigende Linie der Kruͤmme 5 Fuß,
deren ganze Hoͤhe oder Tiefe hingegen 2 Zoll maß. Auf dieser Bahn stellte er
dann, nachdem er auch an der Maschine einige Veraͤnderungen angebracht hatte,
in Folge deren sie staͤrker und doch dabei leichter wurde, folgende
nachtraͤgliche Versuche an:
Textabbildung Bd. 49, S. 88
Secunden. Horizontale Flaͤche. Kruͤmme
von 1 Fuß. Kruͤmme von 5 Fuß. Die Maschine allein, welche 9 Pfd. 4 Unzen
wog, und an der die hinteren und vorderen Raͤder 5/16 Zoll weit von
einander entfernt waren. Dieselbe und der Wagen, zusammen im Gewichte von 12
Pfd. 14 Unz. Dieselbe mit 5 Pfd. im Wagen. Dieselbe mit 10 Pfd. im Wagen.
Dieselbe mit 15 Pfd. im Wagen. Dieselbe mit 20 Pfd. im Wagen. Dieselbe mit 25
Pfd. im Wagen
Textabbildung Bd. 49, S. 89
Secunden. Horizontale Flaͤche. Kruͤmme
von 1 Fuß. Kruͤmme von 5 Fuß. Dieselbe mit 30 Pfd. im Wagen. Dieselbe 35
Pfd. im Wagen. Dieselbe mit 40 Pfd. im Wagen. Dieselbe mit 45 Pfd. im Wagen
Nachdem Hr. B. diese Versuche mehrere Male mit gleichem Resultate wiederholt hatte,
baute er eine Bahn, an der die Laͤnge eines jeden Abfalles 8 Fuß, die
Laͤnge eines jeden Aufsteigens 2 Fuß, und die ganze Laͤnge der Bahn 32
Fuß betrug. Die ganze Bahn bestand naͤmlich aus drei Abfaͤllen und
drei aufsteigenden Stellen, und an jedem ihrer Enden befand sich eine Platform von 1
Fuß, bereit Scheitel genau so hoch waren, als die Scheitel der Erhoͤhungen
der Bahn. Die Tiefe des Herabsteigens bis auf den tiefsten Punkt betrug 2 Zoll von
der groͤßten Hoͤhe an, wie bei der Bahn, deren Kruͤmme 5 Fuß
hatte. Zu bemerken ist, daß die Abfalle an dieser Bahn uͤberall, ausgenommen
einen Fuß von deren tiefsten Punkten entfernt, regelmaͤßig geneigte schiefe
Flaͤchen waren, die sich am Grunde aufbogen, um den aufsteigenden Stellen
mehr Regelmaͤßigkeit zu geben, und daß diese aufsteigenden Stellen
gleichfalls gekruͤmmt waren. Auf dieser Bahn ergaͤben sich nun
folgende Resultate:
Textabbildung Bd. 49, S. 89
Zahl der Secunden. Vollkommene Ebene. Horizontale
Flaͤche; Kruͤmme von 5 Fuß. Lange u. kurze Kruͤmme. Neigung
von 1 in 42 2/3. Horizontale Flaͤche. Kruͤmme von 5 Fuß. Lange u.
kurze Kruͤmme. Die Maschine allein. Dieselbe mit dem Wagen. Dieselbe mit
5 Pfd. Dieselbe mit 10 Pfd. Dieselbe mit 15 Pfd. Dieselbe mit 20 Pfd. Dieselbe
mit 25 Pfd. Dieselbe mit 30 Pfd. Dieselbe mit 35 Pfd. Dieselbe mit 40 Pfd.
Dieselbe mit 45 Pfd.
Textabbildung Bd. 49, S. 90
Zahl der Secunden.; Vollkommene
Ebene.; Neigung von 1 in 42 2/3.; Horizontale Flaͤche.; Kruͤmme
von 5 Fuͤß.; Lange u. kurze Kruͤmme.; Gewichte.; Dieselbe mit;
Pfd.; dtto.; mit großer Schwierigkeit
Hr. Badnall sagt, daß, als er die Maschine auf dieser
Eisenbahn mit langen und kurzen Kruͤmmungen in umgekehrter Richtung, d.h. so
probirte, daß er sie zuerst die kurze Kruͤmme herabrollen ließ, das Resultat
der Versuche ein und dasselbe war. Man konnte bei diesen Versuchen die Bemerkung
machen, daß, wenn schwere Lasten auf den Bahnen liefen, dadurch ein bedeutendes
Schwingen in denselben veranlaßt wurde. Um nun auch diesem Umstande, der allerdings
zu Irrthuͤmern verleiten konnte, abzuhelfen, wurden die verschiedenen
Eisenbahnen fest auf 3zoͤllige Bohlen aufgenagelt, wo dann in Gegenwart des
Hrn. Gill von Manchester, eines der Direktoren der
projectirten Manchester-Leeds-Eisenbahn, folgende Versuche darauf
angestellt wurden.
Versuche auf einer vollkommen ebenen Flaͤche.
Textabbildung Bd. 49, S. 90
Zahl der Secunden.; Horizont.
Bahn.; Kruͤmme von 5 Fuß Steigen, 1 Zoll.; Unregelmaͤßige
Kruͤmme, Steigen, 2 Zoll.; Die Maschine und der Wagen ohne Belastung.;
dtto.; mit; Pfd.
Versuche auf einer schiefen Ebene mit einer Neigung von 1 in
96.
Textabbildung Bd. 49, S. 91
Zahl der Secunden.; Horizont.
Bahn.; Kruͤmme von 5 Fuß Steigen, 1 Zoll.; Unregelmaͤßige
Kruͤmme, Steigen, 2 Zoll.; Die Maschine und der Wagen ohne Belastung.;
dtto.; mit; Pfd.
Man wird bemerken, daß der Grad der Geschwindigkeit an allen diesen Eisenbahnen bei
diesen Versuchen groͤßer ausfiel, als bei irgend welchen der vorhergehenden.
Hr. B. schreibt dieß dem Umstande zu, daß die Schnur auf dem Federgehaͤuse
brach, und daß er daher gezwungen war, sie wieder anzumachen und die Kraft der Feder
darnach zu reguliren. Ein anderer Umstand, der dem Leser auffallen wird, ist der,
daß bei den fruͤher angestellten Versuchen 30 Pfunde die hoͤchste Last
waren, welche auf der horizontalen Bahn fortgeschafft werden konnten,
waͤhrend bei den lezteren Versuchen selbst noch 42 1/2 Pfd. gefahren wurden.
Diesen Unterschied schreibt Hr. B. theils der erneuten Kraft der Feder, theils dem
Mangel an Schwingung zu, indem lezterer durch das Befestigen der Bahnen an den
dreizoͤlligen Bohlen abgeholfen wurde. Eine weit merkwuͤrdigere
Abweichung ergab sich aber an den beiden gekruͤmmten Eisenbahnen in Hinsicht
auf die Geschwindigkeit, welche bei den verschiedenen Reihen von Versuchen Statt
fand. Bei dem ersten, mit der Bahn mit langen und kurzen Kruͤmmen auf einer
ebenen Flaͤche angestellten Versuche waren z.B. die Verhaͤltnisse der
Geschwindigkeit bei allen unter 20 Pfd. betragenden Gewichten um 1 bis 1 1/2''
geringer, als an der Bahn mit einer Kruͤmme von 5 Fuß; waͤhrend bei
den lezten Versuchen kaum irgend ein Unterschied zwischen denselben Statt hatte. Bei
allen uͤber 20 Pfd. betragenden Lasten belief sich bei den ersten Versuchen
der Vortheil zu Gunsten der Bahn mit langen und kurzen Kruͤmmen in einigen Faͤllen bis
auf 3'', waͤhrend dieser Vortheil bei lezteren Versuchen fast nie
uͤber eine, und in mehreren Faͤllen selbst nur eine halbe Secunde
betrug. Hr. Badnall gesteht, daß sich diese Abweichungen
nicht so leicht erklaͤren lassen, wie die anderen. „Ich gestehe,
sagt er, daß ich mich hieruͤber in Noͤthen befinde; ich kann mich,
um dieselben zu erklaͤren, hoͤchstens auf einen Unterschied in der
Schwingung der beiden Eisenbahnen, oder auf eine Ungenauigkeit im Nivelliren
beziehen, besonders da die Tiefen der Kruͤmmen einander gleich
waren.“
Dieser Unterschied zwischen den beiden gekruͤmmten oder wellenfoͤrmigen
Eisenbahnen mag nun aber herruͤhren wovon er will, so glaubt Hr. Badnall wenigstens davon uͤberzeugt seyn zu
duͤrfen, daß sie beide sowohl auf ebenen, als auf schiefen Flaͤchen
unbezweifelbare und unwandelbare Vorzuͤge vor den horizontalen Bahnen
voraushaben. Er schaͤzt den angestellten Versuchen nach den Gewinn an Zeit
auf die Haͤlfte und jenen an Gewicht auf das Doppelte der Kraft.
Die theoretische Darlegung der Vortheile dieser Art von Eisenbahnen gibt Hr. B. auf
folgende Weise:
„Es sey die Linie EA in Fig. 14 eine
horizontale, AB eine bergabsteigende und BE eine bergansteigende Eisenbahn, auf welchen
Bahnen sich die drei Raͤder WWW
befinden.
1) „Der Betrag der Reibung, die durch den Druk des Rades W auf die Flaͤche EA hervorgebracht wird, steht nun in genauem
Verhaͤltnisse mit dessen Gewicht, oder mit dem Gewichte irgend eines auf
demselben ruhenden Fuhrwerkes; und von diesem Gewichte haͤngt auch der
Betrag der Abreibung ab, welche durch die Umdrehung der Achse innerhalb der Nabe
oder innerhalb des Cylinders, in welchem sie sich bewegt, bewirkt wird. Die
Ursache, warum der Betrag der Reibung oder Abreibung mit dem Gewichte des
Fuhrwerkes im Verhaͤltnisse steht, beruht darauf, daß, wenn C die Achse oder der Mittelpunkt des Rades ist, die
senkrechte Linie CG die Schwerlinie vorstellt.
An einer horizontalen Eisenbahn stimmen also, obschon sie davon
abhaͤngen, der Druk auf die Schienen und der Betrag der durch diesen Druk
erzeugten Achsenreibung genau mit dem Gewichte der Wagen und der Last
uͤberein; und wird zur Ueberwaͤltigung dieses Drukes und dieser
Reibung eine Triebkraft angewendet, und dadurch ein Maximum von Geschwindigkeit
erreicht, so bleibt diese Geschwindigkeit (wenn die Kraft unterhalten wird)
durch Raͤume und Zeiten gleich, und der Druk und die Reibung bilden eine,
gleichfoͤrmig Widerstand leistende Kraft. Ueberdieß stimmt der Betrag
einer Last, die irgend ein locomotives Fuhrwerk fortzuschaffen im Stande ist,
genau mit dem Betrage seines Drukes auf die Schienen oder Achsen, oder mit anderen Worten,
mit der Achsenreibung uͤberein.“
2) „Sezen wir nun das Rad W soll von A nach B gelangen. Von
dem Punkte A aus bis T
wuͤrde ein Koͤrper offenbar nach den Gesezen fallen, nach welchen
Koͤrper senkrecht fallen; zieht man aber auf die Linie AB die Senkrechte VT, so wird der Koͤrper in derselben Zeit auf der schiefen
Ebene von A bis V
hinabgelangen, in der er senkrecht von A bis T fallen wuͤrde. Die Schwerkraft, in Folge
der der Koͤrper dieß vollbringt, wird, indem sie (praktisch gesprochen)
auf dem ganzen Abfalle von A bis B gleichmaͤßig wirkt, eine
gleichfoͤrmig beschleunigte Bewegung hervorbringen, und in Folge dieser
wird bei der Ankunft des Wagens an dem Punkte B die
Geschwindigkeit (den Unterschied der Reibung in Anschlag gebracht) mathematisch
genau so groß seyn, als sie seyn wuͤrde, wenn derselbe senkrecht von A bis T gefallen
waͤre. Was nun die Groͤße der Schwerkraft oder die Ursache
betrifft, durch welche das Rad W auf der schiefen
Flaͤche AB herabgetrieben wird, so wird
sich dieselbe leicht aus einem Blike auf das Parallelogramm DCPG ergeben. Hier ist naͤmlich die
Diagonale CG die Schwerlinie, CP die Linie, die den Grad des Drukes auf die
Schiene vorstellt, und CD die Bewegungslinie;
d.h. die Linie oder die Schwerkraft CG wird,
statt daß sie senkrecht und mit voller Intensitaͤt auf die Schiene, wie
auf die Linie EA wirkt, in zwei getrennte und
verschiedene Kraͤfte, naͤmlich in CD und CP getheilt, von denen, wenn
ich mich so ausdruͤken darf, leztere das Rad in seinem Gange aufzuhalten
sucht, waͤhrend erstere dasselbe mit aller Gewalt vorwaͤrts zu
treiben strebt. So wie sich nun CD zu CP verhaͤlt, eben so verhaͤlt
sich die eine dieser Kraͤfte genau zur anderen; und wenn daher der Wagen
oder das Rad W 5 Tonnen wiegt, waͤhrend CD ein Fuͤnftel der Kraft
betraͤgt, so wird CP, der Druk auf die
Schienen, von 5 Tonnen bis auf 4 Tonnen vermindert, und zwar nicht bloß
vermindert, sondern die auf diese Weise ersparte oder gewonnene Kraft wird sogar
thaͤtig zur Ueberwindung des von CP
geleisteten Widerstandes verwendet.“
„Unter diesen Umstaͤnden wird die Bewegung eines Wagens, der durch
seine eigene Schwere auf der schiefen Ebene AB
herabrollt, beginnen, bis derselbe, wie bereits bemerkt worden, wenn er in B anlangt, dieselbe Geschwindigkeit erreicht hat,
die er erreicht haben wuͤrde, wenn er senkrecht von A bis T herabgefallen
waͤre. Wird nun aber zur Unterstuͤzung der Schwerkraft
fortwaͤhrend eine Triebkraft angewendet, so wuͤrde das
Herabgleiten eines Koͤrpers auf diesem Abhange das Resultat dieser beiden
vereinigten Kraͤfte seyn, so daß die Bewegung also auf diese Weise gleichmaͤßig
beschleunigt werden wuͤrde. Obschon nun die Geschwindigkeit im
Verhaͤltnisse zu der erhoͤhten angewendeten Kraft vermehrt werden
wuͤrde, so wuͤrde das Herabgleiten doch in Bezug auf Raͤume
und Zeiten mit den Gesezen des Falles in uͤbereinstimmendem
Verhaͤltnisse stehen.“
3) „Sezen wir nun aber, es soll ein bei B
stillstehender Wagen W an die Stelle getrieben
werden, auf welcher er in der Zeichnung auf der schiefen Flaͤche BE abgebildet ist, so wird, da der Winkel FEB dem Winkel FAB gleich ist, und da nach Ziehung der Schwerlinie CG das Parallelogramm CDGP genau jenem gleich ist, welches auf der
nebenstehenden absteigenden Flaͤche beschrieben ist, CP die Linie seyn, die den Druk auf die
Schienen, und CD jene Linie, die die Kraft
ausdruͤkt, welche diesem Druke widerstrebt. Hieraus erhellt also
offenbar, daß der Wagen gegen B zuruͤkrollen
wird, ausgenommen dieß wird durch eine groͤßere Kraft, als CD ist, verhindert; daß er aber, wenn ihm
irgend eine regelmaͤßige und groͤßere Kraft, die wir die
Triebkraft nennen wollen, entgegengesezt wird, nothwendig allmaͤhlich und
mit gleichfoͤrmiger Geschwindigkeit auf der Flaͤche BE emporsteigen muß, und zwar in gleichen
Zeiten durch gleiche Raͤume. Denn, da der Kraft CD, die einen Theil der durch CG dargestellten Schwerkraft ausmacht, eine
Kraft entgegenwirkt die groͤßer ist, als sie selbst, so wird dieselbe in
diesem Falle nicht als eine gleichmaͤßig aufhaltende oder
verspaͤtende, sondern bloß als eine gleichmaͤßig entgegenwirkende
Kraft wirken. Man wird ferner sehen, daß der Druk auf die Schienen und folglich
der Betrag der Reibung die ganze aufsteigende Flaͤche entlang, genau eben
derselbe ist, wie auf der absteigenden Flaͤche AB d.h. um so viel geringer als auf der
horizontalen Linie EA, als das
Verhaͤltniß der Linie CD zu DG betraͤgt.“
4) „Um jedoch den Vortheil, der sich aus der Annahme einer
wellenfoͤrmigen Eisenbahn ergeben wuͤrde, zu beweisen,
duͤrfen wir nicht annehmen, daß der Wagen bei B stillstehe, sondern vielmehr, daß derselbe, bloß in Folge seiner
Schwere allein, so weit auf der wellenfoͤrmigen Linie ABE fortrollt, als es moͤglich
ist.“
„Der Wagen wird also, wie bereits oben gesagt worden, nach den Gesezen der
Schwere von A bis B
herabgelangen, und an diesem Punkte seine groͤßte Geschwindigkeit und
folglich sein groͤßtes Bewegungsmoment erlangt haben. Er wird mithin an
der aufsteigenden Flaͤche BE offenbar
so lang aufwaͤrts rollen, als die Kraft des Bewegungsmomentes
groͤßer ist, als die Kraft CD. So wie aber diese Kraft des
Bewegungsmomentes, welche in diesem Falle eine gleichfoͤrmig aufhaltende
oder verspaͤtende Kraft ist, geringer wird, als die Kraft CD, wird leztere wieder die wirksamere seyn, so daß der Wagen
W wieder zuruͤk herabrollen und endlich
an dem Punkte B stillstehen wird.“
„Gesezt jedoch das durch das Herabgleiten auf B gewonnene Bewegungsmoment sey hinreichend, um den Wagen auf der
aufsteigenden Flaͤche bis zu dem Punkte H
hinauf zu treiben, so ist offenbar, daß, wenn dann eine solche Kraft angewendet
werden koͤnnte, die CD zu
uͤberwinden im Stande waͤre, die aufsteigende Streke HE in viel kuͤrzerer Zeit, mit weniger
Umdrehungen der Raͤder und der Achsen und mit viel geringerem
Kraftaufwande zuruͤkgelegt werden koͤnnte, als erforderlich
waͤre, wenn die ganze aufsteigende Flaͤche BE nach der in 3 angegebenen Weise erklimmt
werden muͤßte.“
„Wir wollen nun annehmen, daß eine der Kraft CD gleichkommende Aushuͤlfkraft angewendet wird, um den Wagen
W durch die Wellenlinie ABE zu treiben, und daß diese Kraft an dem
Punkte B entzogen wird.“
„Hieraus folgt also offenbar, daß, da die Schwere allein schon den Wagen
auf der aufsteigenden Flaͤche bis H, d.h. bis
uͤber die Mitte derselben emportrieb, nun, wo eine doppelte Kraft
angewendet wird, bei dem Punkte B auch ein doppeltes
Bewegungsmoment als Resultat zum Vorscheine kommen muͤsse, so daß die
ganze aufsteigende Flaͤche BE entlang
der Kraft CD hinreichender Widerstand
entgegengesezt wird. Wenn nun dieß richtig ist, um wie viel leichter wird diese
Kraft CD noch uͤberwunden werden, wenn
die Aushuͤlfkraft auf der ganzen aufsteigenden Flaͤche BE unterhalten wird!“
„Es scheint mir also durch dieses Raisonnement eben so unbestreitbar, wie
durch die angestellten Versuche erwiesen, daß jede gegebene Last auf einer
gekruͤmmten oder wellenfoͤrmigen Bahn nicht nur in weit
kuͤrzerer Zeit, als auf einer horizontalen, oder daß eine weit
groͤßere Last nicht nur innerhalb derselben Zeit fortgeschafft werden
kann, sondern daß selbst Lasten, welche auf der horizontalen Flaͤche EA durch keine Triebkraft bewegt werden
konnten, durch ihre eigene Schwere und mit Huͤlfe einer anderen Kraft mit
Leichtigkeit auf der Flaͤche AB
hinabgleiten und auf der Flaͤche BE
wieder emporsteigen koͤnnen. Eben so offenbar wird es ferner aber auch
seyn, daß, welche Kraft auch bei der Ankunft an dem Punkte E uͤbrig bleiben wird, diese Kraft zum
Erklimmen der weiteren schiefen Flaͤche CD verwendet werden wird, und daß zu diesem Ueberschusse auch die
fortwaͤhrend zur Ueberwindung von CD
angewendete Kraft hinzugezaͤhlt werden muͤsse.“
5) „Zu bemerken ist, daß, obschon sich die verfuͤgbare Schwerkraft
im Gegensaze gegen den Druk, nur wie CD zu CP verhaͤlt, dieß doch kein Criterium der
Groͤße des Gewinnes an Schnelligkeit abgibt. Man kann in der That auch
eben so gut sagen, daß CD die Ersparniß an
Reibung vorstelle; in welchem Lichte dieß uͤbrigens auch betrachtet
werden mag, so ist so viel gewiß, daß es den ganzen Abhang entlang eine
constante und gleiche Kraft vorstellt. Die Raͤume, uͤber die der
Wagen in Folge dieser Kraft den Abhang hinab durchlaͤuft, sind jedoch in
gleichen Zeitraͤumen nicht gleich, sondern sie verhalten sich wegen der
vermehrten Geschwindigkeit wie die Quadrate der Zeiten. Sezen wir z.B. AV betrage 10 Yards, der Wagen brauche 1
Secunde, um V zu erreichen, und derselbe Raum
wuͤrde auf der horizontalen Bahn von dem Wagen bei dem Maximum der
Geschwindigkeit innerhalb ebenderselben Zeit durchlaufen, so wird der Wagen auf
lezterer Bahn in 3 Minuten 30 Yards zuruͤklegen, waͤhrend er die
Linie AB hinab 90 Yards in 3 Minuten
durchlaufen wird; denn 3 × 3 × 10 = 90. Und diese Geschwindigkeit
wird, obschon sie auf der aufsteigenden Bahn retardirt, wenn sie durch eine
Kraft unterstuͤzt wird, die der auf der horizontalen Bahn angewendeten
gleich ist, doch so unterhalten werden, daß der Wagen in weit kuͤrzerer
Zeit in einer gegebenen Entfernung anlangt als er diese Entfernung auf der
horizontalen Bahn, mit einer Durchschnittslast beladen, zu erreichen im Stande
gewesen waͤre. Gesezt z.B. die horizontale Linie EA sey 175, der Abhang AB 90 und die aufsteigende Flaͤche
wieder 90, die ganze wellenfoͤrmige Bahn also 180 Yards lang; gesezt
ferner die angewendete Triebkraft sey hinreichend, um auf beiden Bahnen die
Reibung und den Widerstand der Atmosphaͤre zu uͤberwinden, und um
den Wagen auf der Bahn EA mit einem Maximum
der Geschwindigkeit von 10 Yards in der Secunde zu bewegen, so ist offenbar, daß
der Wagen 17 1/2 Secunde brauchen wird, um von E bis
A zu gelangen; denn 175/10 = 17 1/2. Wendet man
ebendieselbe Kraft auf den Wagen an, der die wellenfoͤrmige Bahn ABE zu durchlaufen hat, und nimmt man 10 Yards
als den Raum an, den der Wagen in der ersten Secunde auf dem Abhange AB durchlaͤuft, so ist offenbar, daß er
in 3 Secunden bei B anlangen, oder mit anderen
Worten, die durch AB bezeichneten 90 Yards
zuruͤkgelegt haben wird, indem den Gesezen des Falles gemaͤß 3
× 3 × 10 = 90 ist. Dieß nun zugegeben, und angenommen, die auf dem
aufsteigenden Theile der Wellenlinie angewendete Kraft sey eben hinreichend, um
die Reibung und den Widerstand der Atmosphaͤre zu uͤberwinden, so
wird der Wagen natuͤrlich, wie dieß durch die Pendelbewegung erwiesen
ist, die aufsteigende Flaͤche BE genau
in ebenderselben Zeit zuruͤklegen, die er brauchte, um von Anach B zu gelangen. Wird
daher eine gegebene Kraft angewendet, die nicht nur die Reibung und den
Widerstand der Atmosphaͤre zu uͤberwinden vermag, sondern die auch
eine Last mit einer Geschwindigkeit von 10 Yards in der ersten Secunde zu
treiben im Stande ist, so wird, wenn diese Kraft fortwaͤhrend
gleichmaͤßig unterhalten wird, die 180 Yards lange, wellenfoͤrmige
Bahn ABE in weniger dann 6 Secunden
durchlaufen werden. Wird hingegen auf der horizontalen Bahn eine Kraft
angewendet, die die Reibung und den Widerstand der Luft zu uͤberwinden,
und außerdem eine Last mit einem Maximum der Geschwindigkeit von 10 Minuten in
der ersten Secunde fortzuschaffen vermag, so wird der Wagen zum
Zuruͤklegen dieser horizontalen Bahn EA
von 175 Yards Laͤnge nicht weniger als 17 1/2 Secunde brauchen. Wenn man
daher das Maximum der Geschwindigkeit kennt, mit welcher ein Koͤrper auf
einer horizontalen Bahn und auf dem absteigenden Theile einer gegebenen
Kruͤmme hinab in der ersten Secunde getrieben werden kann, und wenn die
Kraft in beiden Faͤllen zur Ueberwaͤltigung des Widerstandes
hinreicht, so laͤßt sich die Zeit, innerhalb welcher jede der beiden
Entfernungen durchlaufen werden wird, leicht bestimmen; wobei der Unterschied
zum Vortheile der Wellenlinie im Vergleiche mit der Laͤnge der
horizontalen Linie ausfallen wird.
Man darf jedoch bei diesen Betrachtungen nicht vergessen, daß auf einer
wellenfoͤrmigen Bahn eine weit groͤßere Last fortgeschafft werden
kann, als auf einer horizontalen. Die zu uͤberwindende Achsen- und
rollende Reibung ist auf ersterer nothwendig geringer, als auf lezterer, und der
Stuͤzpunkt, welcher auf dem absteigenden Theile jeder Wellenlinie der
effektiven Dampfkraft dargeboten wird, ist ein sehr wichtiger und vortheilhafter
Umstand. Man wird sehen, daß ich bei dieser Auseinandersezung die
Geschwindigkeit eines durch eine Kruͤmme laufenden Koͤrpers nach
den Gesezen berechnet habe, nach welchen das Herabgleiten derselben auf einer
regelmaͤßig geneigten Flaͤche geschehen muß; es wird sich mithin
nothwendig einiger Unterschied ergeben, der jedoch keineswegs so wesentlich seyn
kann, als daß ich denselben hier naͤher beschreiben
muͤßte.“
In einem Anhange zu seiner Abhandlung theilt Hr. Badnall
endlich zwei Schreiben des bekannten Mechanikers Robert Stephenson d. aͤlteren mit, in denen dieser der
wellenfoͤrmigen Eisenbahn unumwunden den Vorzug vor der horizontalen
einraͤumt, und nur bedauert, eine solche Bahn nicht gleich praktisch in
Ausfuͤhrung bringen zu koͤnnen. Er schließt seinen Brief damit, daß er
sich dahin aͤußert, „daß eine laͤngere Bahn, als jene
zwischen Liverpool und Manchester, nothwendig seyn duͤrfte, um den vollen Werth der
wellenfoͤrmigen Eisenbahn gehoͤrig schaͤzen und
wuͤrdigen zu lernen.“