Titel: | Ueber die Kapellenprobe des Goldes und Silbers vermittelst der Aeolipile, von Ch. F. Oechsle, großherzoglich badischer Gold-Controleur und Mechanikus in Pforzheim. |
Autor: | Christian Ferdinand Oechsle [GND] |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XXIII., S. 122 |
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XXIII.
Ueber die Kapellenprobe des Goldes und Silbers
vermittelst der Aeolipile, von Ch. F.
Oechsle, großherzoglich badischer Gold-Controleur und Mechanikus
in Pforzheim.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Oechsle, uͤber die Reinigung des Goldes und
Silbers.
Es erregt doch in der That Bewunderung, daß bei dem allgemeinen Fortschreiten unserer
Zeit in Kuͤnsten und Wissenschaften, noch kein einfacheres Verfahren
ausgemittelt wurde, nach welchem der Feingehalt der edlen Metalle genau bestimmt
werden kann, als der Probirofen. Unter hundert Gold- und Silberarbeitern wird
man kaum einen finden, der eine Kapellen- oder sogenannte Feuerprobe machen
kann. Das hauptsaͤchliche Hinderniß mag wohl darin bestehen, daß die
Anschaffung eines vollstaͤndigen Probirapparates, wie man ihn in
Muͤnzwerkstaͤtten hat, fuͤr einen Privatmann zu kostbar ist,
indem eine Probirwage, ein Kapellenofen, Kapellenform und die uͤbrigen
kleinen Geraͤthschaften nicht unter 100 bis 150 fl. angeschafft werden
koͤnnen. Unter solchen Umstaͤnden mußten die Gold- und
Silberarbeiter sich auf die Strichprobe beschraͤnken, die aͤußerst
mangelhaft und unzuverlaͤssig ist. Wollte man den Feingehalt des Goldes oder
Silbers genau wissen, so war man genoͤthigt, eine Feuerprobe von einem
Muͤnzwardein oder Goldscheider machen zu lassen, wozu man nicht in jeder
Stadt Gelegenheit findet.
Diesem Beduͤrfniß abzuhelfen, ging ich seit mehreren Jahren darauf aus, eine Methode, die mit den
einfachsten Mitteln ausgefuͤhrt, große Genauigkeit gewaͤhrt,
aufzufinden.
Durch viele Versuche bin ich nun so weit gekommen, daß ich zu einer Goldprobe nur ein
gutes Loͤthrohr und eine kleine Probirwage bedarf und mit 1 1/2 Gran Gold den
Feingehalt auf 1/12 Karat bestimme. Auf wenigere Huͤlfsmittel wird wohl diese
Kunst nicht zuruͤkzufuͤhren seyn. Bei Silberproben muß das
Loͤthrohr ausgeschlossen bleiben, weil keiner es dahin bringen kann, die
Hize, die dasselbe hervorbringt, so zu regeln, daß kein Silber verfluͤchtigt
wird. Die Aeolipile allein gewaͤhrt die
erforderliche Gleichfoͤrmigkeit der Hize und auch bei dieser ist große
Vorsicht noͤthig, wenn man eine fehlerfreie Probe machen will. Befolgt man
aber meine angegebenen Handgriffe und Verhaͤltnisse des Bleizusazes zu dem
Silber, so wird man nie um 1/8 Loth in der Mark, oder um 1/128 des Ganzen irren. Ich
glaube daher, daß ich durch meine Methode den Gold- und Silberarbeitern einen
wesentlichen Dienst geleistet habe, und daß sie in wenigen Jahren so
gebraͤuchlich werden wird, als es bisher die Strichprobe war.
Beschreibung der Werkzeuge.
Die Probirwage
befindet sich in einem eleganten Etuis. Der Wagebalken von
englischem Stahl 3 1/2 Zoll lang, wird von einem Stativ getragen und ist fuͤr
1/300 Gran empfindlich. Die verjuͤngten Gewichte sind in folgendes System
eingetheilt, als in
12
Mark.
16
Loth.
8
–
8
–
4
–
4
–
2
–
2
–
1
–
Das Loth ist wieder in 18 Theile (Gran) getheilt; diese kleinen Gewichtchen sind von
Knittergold, 1 Mark oder 16 Loth hat ungefaͤhr die Schwere eines
Medicinalgrans.
Die Kapellen werden auf folgende Weise bereitet. Man brennt Knochen in einem
Windofen, bis sie ganz weiß sind und bei dem Zerbrechen innerhalb keine schwarzen
Stellen mehr zeigen. Diese werden fein gepuͤlvert, durch ein Haarsieb
geschlagen und zum Gebrauch aufbewahrt.
Will man eine Kapelle formen, so fuͤllt man das eiserne Schuͤsselchen
Fig. 5
d mit Knochenpulver, druͤkt dieses mit dem Finger
fest, sezt den sogenannten Pfaffen f auf die Kapelle und
gibt ihr durch sanftes Reiben eine glatte Vertiefung. Diese geformte Kapelle wird
nun auf das Traͤgerchen (Stativ) e gestekt und an
der Loͤthrohrflamme gegluͤhet, damit alle Feuchtigkeit ausgetrieben
wird, welche das
Knochenpulver enthalten koͤnnte. Bei Unterlassung dieser Vorsicht sprizen die
aufgetragenen Proben gewoͤhnlich und sind somit verdorben.
Die Aeolipile ist Fig. 5 in halber
Groͤße abgebildet. Beide Behaͤlter werden auf 2/3 mit Alkohol
gefuͤllt und das Sicherheitsventil wieder aufgeschraubt. Nun zuͤndet
man den Docht c an und wartet ab, bis der Alkohol im
Gefaͤß x zu sieden anfaͤngt, was man an
dem durch die Loͤthrohrspize entweichenden Dampfe wahrnimmt. Nun
zuͤndet man auch den etwas vorwaͤrts geruͤkten Docht b an, worauf der ausstroͤmende Alkoholdampf sich
ploͤzlich mit Geraͤusch entzuͤnden und eine große Flamme bilden
wird.
Sollte sich durch irgend einen Zufall die Oeffnung der Dampfroͤhre verstopfen,
so blaͤst man die Flamme b aus und faͤhrt
mit einem duͤnnen Draͤhtchen in die Dampfroͤhre und entfernt
somit das Hinderniß, welches dem Ausstroͤmen des Dampfes im Wege war.
Von der Kapellation uͤberhaupt.
Durch diese Operation sollen alle fremden Metalle, die dem Golde oder dem Silber
beigemischt sind, abgeschieden werden.
Um diesen Zwek zu erreichen, nimmt man eine angemessene, genau gewogene Menge des zu
pruͤfenden Metalles, woruͤber in den verschiedenen Laͤndern
besondere Geseze bestehen. In Frankreich ist ein Gramm, der in 1,000 Theile
(Milligrammen) eingetheilt ist, vorgeschrieben. Eine solche kleine Menge Gold oder
Silber wird mit reinem Blei auf die Kapelle gebracht, auf dieser saͤngt das
Blei zuerst zu schmelzen an und durchdringt die anderen Metalle. Bei zunehmender
Hize verkalkt sich das Blei und mit diesem alle verkalkbaren Metalle, die dem Golde
oder Silber beigemischt waren, und schluͤpfen mit der sich bildenden
Bleiglaͤtte in die lokere Kapelle. Die Kapelle wirkt hier wie ein Schwamm und
schlukt die wasserduͤnne Glaͤtte gierig ein.
Je mehr das Gold oder das Silber mit Kupfer versezt war, desto mehr muß Blei zugesezt
werden. Die Erfahrung hat hierin einen genauen Maßstab hervorgebracht, der bei der
Kapellation des Silbers angegeben ist.
Von der Kapellation des Silbers.
Ich werde mich am verstaͤndlichsten mittheilen koͤnnen, wenn ich
beispielweise die Kapellation des sechsloͤthigen Silbers, mit ihren
eigenthuͤmlichen Erscheinungen beschreibe.
Man wiege eine Probirmark oder 16 Loth Silber genau ab, lege es auf die Kapelle und
seze ihm 4 Mark Blei zu. Nun seze man die Kapelle mit ihrem Inhalt der Alkoholflamme
aus, so wie es die Abbildung zeigt, wo bloß die Spize der Flamme die Kapelle umspielt und nur wenige
Strahlen uͤber die Kapelle hinweg streichen; in dieser Stellung wird das Blei
mit dem Silber zusammenschmelzen und zu treiben anfangen, was man an der lebhaften
Bewegung des Bleies erkennt. Die ganze Masse wird immer kleiner werden, weil das
Blei sich in Glaͤtte verwandelt, das Kupfer verschlakt und mit diesem in die
Kapelle verschluͤpft.
In einigen Minuten wird alles Blei verschwunden seyn, die Bewegung oder das Treiben
wird aufhoͤren, das Silberkorn wird rund, mit einem braunen Fluß
uͤberzogen, glaͤnzend dastehen. In wenigen Augenbliken wird der Glanz
und die Kugelform des Silberkornes verschwinden, und dieses eine
plattgedruͤkte Form und eine rauhe Oberflaͤche annehmen. Nun seze man
dem Silber noch 2 Mark Blei auf der naͤmlichen Kapelle zu und verfahre wie
das erste Mal, jedoch gegen das Ende des Abtreibens seze man die Kapelle etwas
niedriger, damit das Silber mehr erhizt werde. Wuͤrde das Silberkorn eine
schoͤne Kugelform bekommen, in schoͤnen Regenbogenfarben
glaͤnzen, nach deren Verschwinden erstarren und eine glaͤnzende
Silberfarbe annehmen, so waͤre die Kapellation beendigt. Waͤre aber
das Silber plattgedruͤkt und haͤtte einen scharfen Rand und graue
Fleken auf der Oberflaͤche, so beweist dieß, daß noch nicht alles Kupfer
abgetrieben ist. Man mache eine neue Kapelle und treibe das Silber noch mit 1 Mark
Blei ab, alsdann werden obige Kennzeichen der vollstaͤndigen Entfernung des
Kupfers vom Silber sich einstellen.
Hat man die Regenbogenfarben wahrgenommen und das Silberkorn ist erstarrt, so
entferne man die Kapelle nicht zu schnell aus der Flamme, sonst laͤuft man
Gefahr, daß das Silberkorn durch zu schnelle Abkuͤhlung sprizt und verdorben
wird, sondern stelle die Kapelle nur aus der Flammenspize, daß sie noch vom heißen
Dunste getroffen wird und langsam erkaltet.
Das Silberkorn wird mit einer Kornzange von der Kapelle abgenommen, mit einer
Flachzange etwas gedruͤkt, damit anhaͤngende Glaͤtte oder
Knochenpulver sich abloͤsen und auf die Probirwage gebracht, welche den
Feingehalt des Silbers angeben wird. Um sich von der Richtigkeit einer Silberprobe
zu versichern, ist es noͤthig, sie zwei bis drei Mal zu wiederholen. Wenn die
Differenzen von zwei bis drei Proben nicht 1/6 Loth oder 3 Gran
uͤberschreiten, so kann man sie fuͤr gut annehmen. Man wiegt alsdann
alle drei Proben zusammen und zieht durch Division die Mittelzahl heraus, so wird
man nie um 1/8 Loth im Feingehalt fehlen.
In folgender Tabelle ist angezeigt, wie viel Blei und in welchen Abtheilungen es dem
Silber zugesezt werden muß.
In der zweiten Spalte der Tabelle ist die Bleimenge so angegeben, wie sie der
Reihenfolge nach angewendet werden muß, damit man nicht in den Fehler
verfaͤllt, zu viel Blei anzuwenden, was einen Silberverlust
herbeifuͤhren wuͤrde.
Silber
Mark Blei
zu 6 loͤthigem
1ste Mal
2te Mal
3te Mal
–
7 –
4
2
1
–
8 –
4
2
1/2
–
9 –
4
1
1
–
10 –
3
1 1/2
–
11 –
3
1
–
12 –
2
1
–
13 –
2
1 1/2
–
14 –
2
1
–
15 –
1
1/2
–
16 –
1/2
Die Kapellation des Goldes
erfordert zwar Aufmerksamkeit, aber sie ist viel weniger
schwierig, ertraͤgt eine groͤßere Hize, so wie auch mehr Blei, ohne
daß man einen Goldverlust zu befuͤrchten hat. Um Goldproben zu machen, muß
man einen staͤrkeren Feuergrad anwenden, als bei dem Silber, besonders wenn
die Probe bald abgetrieben ist, muß die Hize verstaͤrkt werden. Nachdem man
24 Theile Gold mit dem erforderlichen Silber und Blei gewogen und auf die Kapelle
gebracht hat, faͤngt das Blei zu schmelzen und zu treiben an, mit denselben
Erscheinungen, die bei der Kapellation des Silbers beschrieben wurden. Jene
Vorsichtsregeln, welche bei der Kapellation des Silbers empfohlen wurden, sind hier
nicht so noͤthig. Man darf das abgetriebene Goldkorn schon schneller erkalten
lassen, als ein Silberkorn.
Jeder Goldprobe muß so viel feines Silber zugesezt werden, bis sich das feine Gold zum Silber verhaͤlt, wie 1 zu 3, oder
wenigstens wie 1 zu 2 1/2. Man muß daher den muthmaßlichen Gehalt des Goldes durch
die Strichprobe suchen und nach hier folgender Tabelle das Silber und das Blei
abwiegen und zusezen. Damit man aber mit dem Abwiegen des Bleies keine Zeit
verliert, habe ich das Blei in duͤnnen Draht gezogen, wovon 4 Mark abgewogen
wird. Nach der Laͤnge dieser 4 Mark schneidet man den ganzen Vorrath in
Stuͤkchen und hebt sie zum Gebrauch auf. Gebraucht man 1 bis 2 oder 3 Mark,
so zertheilt man das Bleidraͤhtchen in diese Theile, somit wird das fernere
Bleiabwiegen erspart.
Goldgehalt
Silberzusatz
Bleizusaz
Karat.
Karat.
Mark.
6
12
12
8
18
11
10
25
10
12
30
9
14
35
8
16
42
7
18
45
6
20
55
5
22
64
4
24
70
2
Eine meiner kleinen Kapellen vermag nur 8 Mark Blei zu verschluken oder einzuziehen;
wenn man nun 12 Mark Blei zuzusezen hat, so theile man die Kapellation in zwei
Theile und treibe nur mit 6 Mark Blei ab, formire eine neue Kapelle, bringe das Gold
mit den lezten 6 Mark Blei auf dieselbe und treibe es vollends rein ab.
Nun nimmt man das Korn auf den Ambos, schlaͤgt es so duͤnn als ein
Kartenblatt, gluͤhet es aus und bringt es vermittelst einer Zange in ein
Roͤllchen und gluͤhet es nochmals.
Hierauf bringt man es in das Scheidkoͤlbchen, gießt eine Salpetersaͤure
(Scheidewasser) von 26 Grad Beaumé oder 32 Grad
Beck daruͤber, etwa das Koͤlbchen halb
voll, haͤlt es vermittelst einer besonderen Zange, wie Fig. 8 zeigt, uͤber
eine kleine Weingeistlampe und bringt es zum Kochen. In diesem Zustande
erhaͤlt man es so lange, als noch braune Daͤmpfe entweichen, was in
den meisten Faͤllen in 6 bis 8 Minuten bewerkstelligt seyn wird. Um
versichert zu seyn, daß alles Silber ausgeschieden wird, gießt man das Scheidewasser
ab, huͤtet sich aber, daß das Roͤllchen nicht herausgleite, gibt ihm
einen zweiten Aufguß von Scheidewasser und laͤßt es noch einige Minuten
aufkochen; aber man hat sich sehr in Acht zu nehmen, daß man es nicht zu schnell
erhize, weil das Scheidewasser gern stoßweise in die Hoͤhe huͤpft und
das Roͤllchen herauswirft, wenn es wenig oder kein Silber mehr zum
Ausloͤsen findet.
Nachdem auch das zweite Scheidewasser abgegossen, spuͤlt man das
Goldroͤllchen einige Mal mit reinem Fluß- oder Regenwasser ab,
laͤßt es einen Augenblik damit aufkochen und gießt es sammt dem
Roͤllchen in ein Uhrglas, faßt es mit einem duͤnnen Eisendraht auf und
haͤlt es uͤber die Spiritusflamme und laͤßt es gluͤhen.
Es wird sich stark zusammenziehen und eine schoͤne Goldfarbe erhalten;
hierauf bringt man es auf die Probirwage und wiegt es ab; haben zwei Proben genau
ein gleiches Gewicht, so darf man sie fuͤr richtig halten. Zeigt sich aber eine
Differenz, so muß die Probe wiederholt werden.
Bei den Goldproben hat man sich vor zwei Fehlern zu huͤten, die bei dem
Silberzusezen begangen werden koͤnnen. Sezt man zu viel Silber zu, so
verliert das Goldroͤllchen seinen Zusammenhang und zerfaͤllt zu
Pulver, so, daß das Sammeln und Waͤgen nicht nur sehr beschwerlich, sondern
auch hoͤchst unzuverlaͤssig wird, da leicht ein Staͤubchen Gold
verloren gehen kann.
Sezt man zu wenig Silber zu, so kann das Scheidewasser nicht alles Silber
ausscheiden, das viele Gold schuͤzt das Silber vor dem Angreifen des
Scheidewassers, es bleibt immer noch ein Ruͤkstand vom Silber in der Probe
steken und die Probirwage wird einen groͤßeren Feingehalt anzeigen, als das
Gold eigentlich hat.
Lezteren Fehler erkennt man bei dem Kochen der Proben im Scheidewasser. Der braune
Dampf wird nur schwach entweichen, aber nicht ganz aufhoͤren, wenn man auch
einen zweiten Aufguß von Scheidewasser gibt.
Diesen Fehler kann man dadurch wieder gut machen, wenn man das Roͤllchen
gluͤhet und mit dem dreifachen Gewicht feinen Silbers auf der Kapelle mit
wenig Blei abtreibt und wieder ausscheidet.
Proben mit goldhaltigem Silber oder sogenanntem
Guͤldisch.
Bisher betrachteten wir nur zwei Faͤlle, die aber auch am
gewoͤhnlichsten vorkommen, naͤmlich die Versezung des Silbers mit
Kupfer und die des Goldes mit Silber und Kupfer. Es kommt aber auch zuweilen vor,
daß sich unter vielem Silber nur wenig Gold befindet. Waͤre in einer solchen
Mischung gar kein Kupfer enthalten, so duͤrfte man nur eine kleine, genau
abgewogene Menge in reinem Scheidewasser aufloͤsen, den Bodensaz vorsichtig
auswaschen, ihn gluͤhen und zulezt wiegen, so wuͤrde man den
Goldgehalt genau finden. Da aber solchem Guͤldisch gewoͤhnlich noch
ein kleiner Theil Kupfer beigemischt ist, so muß die Kapellation damit vorgenommen
werden.
In den meisten Faͤllen wird man zu einer Probirmark Guͤldisch mit 4
Mark Blei ausreichen, wuͤrde aber das abgetriebene Korn noch schwarze Fleken
auf der Oberflaͤche behalten, so muͤßte man es nochmals mit wenig Blei
abtreiben.
Man strekt es alsdann unter dem Hammer zu einer duͤnnen Platte und bringt es
in das Scheidekoͤlbchen, uͤbergießt es mit Scheidewasser und bringt es
auf der Alkohollampe zum Kochen, wo sich das Silber schnell aufloͤsen und das
wenige Gold, als braunes oder schwarzes Pulver, auf dem Boden liegen lassen wird.
Man gießt das
Scheidewasser vorsichtig ab, damit kein Goldstaͤubchen herausgleite,
uͤbergießt es mehrere Male mit Wasser, endlich laͤßt man es einen
Augenblik mit Wasser aufkochen, damit alle Saͤure entfernt wird. Zulezt
fuͤllt man das Scheidekoͤlbchen ganz mit Wasser, stuͤrzt ein
Silbertiegelchen daruͤber, wie Fig. 6 zu sehen, kehrt es
um und stellt das Ganze in eine mit Wasser gefuͤllte Kaffeetasse Fig. 7. In
diesem Zustande erhaͤlt man es so lange, bis alles Pulver sich auf den
Tiegelboden gesezt hat, was man durch leichtes Klopfen mit dem Finger an dem
Scheidekoͤlbchen beschleunigen kann. Hat sich alles Pulver zu Boden gesezt,
so hebe man das Scheidekoͤlbchen aus dem Tiegel, aber ja nicht uͤber
den Wasserspiegel der Tasse, sondern noch unter denselben und ziehe das
Koͤlbchen am Rand der Tasse heraus. Das Wasser wird nun eben so vorsichtig
aus dem Tiegel gegossen, dieser vor dem Loͤthrohr gegluͤhet und das
Goldpulver auf der Wage gewogen. Wenn man auf diese Weise verfaͤhrt, so wird
man kein Staͤubchen Gold verlieren und eine richtige Probe erhalten.
Von der Reinigung des Scheidewassers zum Abscheiden des
Goldes.
Das im Handel vorkommende Scheidewasser ist selten chemisch rein und immer mit mehr
oder weniger Salzsaͤure verunreinigt. Da es zu obigem Gebrauche 26 Grad
Beaumé haben soll, so lasse man es in einer Apotheke auf diesen Grad
stellen.
Ist seine Staͤrke berichtigt, so nehme man circa 1 Loth von diesem
Scheidewasser, loͤse 1/4 Loth feines Silber in demselben auf und gieße von
dieser Aufloͤsung etwa 1/3 in den Scheidewasservorrath und schuͤttle
es um. Enthielte das Scheidewasser etwas Salzsaͤure, so wird es sich
truͤben und milchigt aussehen. Man lasse es so lange ruhig stehen, bis es
wieder klar und hell geworden, dann gieße man noch etwas von der
Silberaufloͤsung hinzu, truͤbt es sich nicht mehr, so ist die
Reinigung vollendet, im entgegengesezten Falle muß mit dem Zugießen von
Silberaufloͤsung so lange fortgefahren werden, bis keine Truͤbung mehr
erfolgt. Ist dieses erreicht, so gieße man das Scheidewasser von seinem Bodensaze
vorsichtig ab, und hebe es zum Gebrauche auf.