Titel: | Ueber die sogenannten Geheimnisse der Töpfer. Von einem Hrn. Friar Bacon mitgetheilt. |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XXVIII., S. 143 |
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XXVIII.
Ueber die sogenannten Geheimnisse der
Toͤpfer. Von einem Hrn. Friar Bacon mitgetheilt.
Aus dem Mechanics' Magazine, N. 503. S.
433.
Bacon, uͤber die Geheimnisse der Toͤpfer.
Ich theile hiermit allen Toͤpfern mehrere Recepte zur Zusammensezung ihrer
sogenannten Geheimnisse, d.h. der Massen und Glasuren mit, unter denen, wie ich
glaube, saͤmmtliche Vorschriften von einigem Rufe vorkommen
duͤrften.
Milchfarbene Waare (cream
colour). (Alle diese Substanzen sind in schlammartigem Zustande
angenommen.)
Textabbildung Bd. 49, S. 144
No.; Blauer Thon (blue clay);
Schwarzer Thon (black clay); Kaolin (China clay); Kiesel- oder
Flindenstein; Verwitterter Granit (Cornwall-Stone); Theile
Alle diese Thonarten beziehen die englischen Steingutfabrikanten in
Staffordshire aus dem suͤdlichen Theil von Devonshire. Der blaͤulich aussehende Thon wird durch's
Brennen weiß, ist sehr fett, enthaͤlt 24 Thonerde auf 76 Kieselerde,
und erfordert einen betraͤchtlichen Zusaz von Kieselerde.
A. d. R.
Dieser schwarze Thon bekommt beim Brennen leicht Riffe, wenn er nicht mit der
gehoͤrigen Menge Kieselerde vermengt wird.
A. d. R.
Dieser Kaolin entsteht aus zerseztem Feldspath des Granits von Cornwallis;
man sezt im Folgenden immer voraus, daß er gepocht, auf das feinste
geschlaͤmmt, und an der Luft getroknet ist.
A. d. R.
Im Folgenden wird unter Granit immer der
verwitterte Granit aus Cornwallis verstanden.
A. d. R.
No. 1 ist eine gute Masse, die besonders auf dem amerikanischen Markte sehr beliebt
ist; sie erfordert ein starkes Feuer. No. 2 ist gut zum Emailliren. No. 5 ist R. Stephenson's Masse fuͤr den Continent; sie eignet
sich fuͤr den Kupferdruk; eine Glasur fuͤr sie ist die Glasur No. 13.
No. 6 ist das Recept von Rivers und Clowes, welches sehr geschaͤzt ist. Die Verhaͤltnisse
fuͤr den Kugelthon (die in Ballen an der Luft getroknete Thonmasse, ball-clay) sind: 20 blauer, 5 schwarzer, 2 1/2
brauner Thon;Der braune Thon brennt sich ebenfalls weiß, verursacht aber leicht
Spruͤnge in der Glasur.A. d. R. fuͤr No. 7 3 1/2 blauer, 1 Kaolin, 1 Kiesel, 1/2, verwitterter
Granit; fuͤr No. 8 15 blauer, 5 schwarzer, 1 berstender Thon (cracking clay). 14 ist von King und Stilt, durch ein Beuteltuch 6 gesiebt;
15 von Pegs.
Gewicht per Pinte Ale und
Bestandtheile der geschlaͤmmten Koͤrper.Alle anzuwendenden Koͤrper werden naͤmlich auf
Quetschmuͤhlen mittelst zwei Steinen (von 5 Fuß Durchmesser auf 12
Zoll Breite) auf einer eisernen Bahn zerdruͤkt, fein gesiebt, und auf
anderen Steinen nochmals mit Wasser gemahlen und dann in schlammartigem
Zustande in eigenen Behaͤltern aufbewahrt.A. d. R.
Unz.
Drachm.
Unz.
Thonschlamm
26
5
6
trokener Thon
Kaolinschlamm
26
5
Kiesel- und
Granit-Schlamm
32
12
22
trokener Kiesel
120 Mezen (pecks) Kiesel- oder Feuersteinschlamm
(32 Pfund der Peck) erhaͤlt man aus 1 Tonne rohem Kiesel- oder
Feuerstein.
E. Wood's milchfarbene Waare.
Textabbildung Bd. 49, S. 145
Frischer Thon (New clay).
Gewoͤhnlicher Thon. Kaolin. Kiesel. Verwitterter Granit. Theile
Der Thon- und Granitschlamm enthaͤlt 24, der Kieselschlamm 30 Unzen
trokene Substanz in der Pinte.
Rodgers's milchfarbene Waare.
Textabbildung Bd. 49, S. 145
Schwarzer Thon. Brauner Thon.
Blauer Thon. Kaolin. Kiesel. Verwitterter Granit. Theile
Diese Zusammensezungen dienen auch zum Kupferdruk, und No. 9 ist, wenn es durch ein Beuteltuch von No. 12
gelaufen, zu bedruktem Theegeschirr sehr geeignet. Der Thouschlamm enthaͤlt
in der Pinte 24 Unzen, der Granitschlamm 21 Unzen und der Kieselschlamm 30 Unzen
trokene Substanz.
Glasuren fuͤr milchfarbene Waaren.
Textabbildung Bd. 49, S. 145
Glas. Bleiweiß. Granit. Trokner
Kiesel. Borax.
No. 2 ist Wedgwood's Glasur;
No. 7 gehoͤrt fuͤr sogenannte braune
Waare (Brown Ware); No. 8
und 11 sind Wilson's, 10 Toft's, 13 Stevenson's, 27 River's, 37 Spode's, 14 St.
Amand's Glasuren. Die meisten derselben sind
fuͤr gewisse Waaren vortrefflich. Das Mittel der fuͤnf besten ist:
Bleiweiß 65, Granit 24, Kiesel 11.
Waare fuͤr den blauen Druk (blue printing). Schlammartiger Zustand.
Textabbildung Bd. 49, S. 146
Blauer Thon. Schwarzer Thon.
Brauner Thon. Kaolin. Kiesel. Granit. Theile
Der Thonschlamm enthaͤlt 24 Unzen, der KieselschlammOder Kobaltoxyd (Smalte).A. d. R. 32 Unzen, der Granitschlamm 28 Unzen trokene Substanz in der Pinte. No. 12 ist Hrn. Spode's
Recept.
Glasuren fuͤr den blauen Druk No. 1 und 2.
Fritte
Glas
16
16
Mennig (red
lead)
5
4
Arsenik
1
1
Salpeter
1
1
Blauer Kalk (blue
calx)
1 1/2 Unz.
1
Glasur.
Glas
–
35
Bleiweiß
42
28
Granit
33
14
Kiesel
4
3
Fritte
21
20
No. 3. (Meigh's Recept.)
Fritte.
Glas
18
Pfd.
oder
Glas
45
Mennig
2
–
Perlasche
3
Arsenik
1
–
Blauer Kalk
3 1/2 Unz.
Salpeter
1
–
Blauer Kalk
3
Unz.
Glasur.
Fritte
20
Bleiweiß
46
Granit
29
Kiesel
5
No. 4. (Meigh's Recept.)
Fritte.
Glas
20
oder
Glas
50
oder
50
Arsenik
1 1/2
Mennig
6
6
Salpeter
1 1/2
Blauer Kalk
7 Unz.
7 Unz.
Borat
1
Glasur.
Fritte
12
Bleiweiß
50
Granit
26
Kiesel
12
No. 5. (W. Moore's
Recept.)
Fritte.
Glas
20 Pfd.
Bleiweiß
1 1/2
Salz
1
Arsenik
4 Unz.
Blauer Kalk
4 Unz.
Glasur.
Bleiweiß
50
Granit
26
Trokner Kiesel
12
Fritte
10
Borax (calcinirter)
2
No. 6. (Wilson's Recept.)
Fritte.
Glas
24 Pfd.
Bleiweiß
5
Arsenik
1
Salpeter
2
Fritte dieß in einem Glasirofen (gloss oven) und seze
dann zu:
Glas
130
Blauer Kalk
9 Unzen.
Mahle dieß auf der Muͤhle zusammen.
Glasur.
Fritte
12
Bleiweiß
50
Granit
24
Kiesel
6
Glas
8
No. 7. (Spode's Recept.)
Fritte
Glas
20
Kiesel
6
Salpeter
4
Borax
1
Blauer Kalk
4 Unz.
Glasur
Fritte
12
Bleiweiß
50
Granit
24
Kiesel
6
Glas
8
No. 8. (Spode's Recept.)
Fritte.
Glas
34 Pfd.
oder:
Kiesel
16 Pfd.
Arsenik
2
Salpeter
4
Salpeter
2 Pfd.
oder:
Mennig
4 Pfd.
Mennig
10
Borax
8
Blauer Kalk
1
Glasur.
Trokne Fritte
20
oder:
18 Pfd.
Kiesel
6
5
Granit
30
28
Bleiweiß
50
49
Mahle dieß mit 100 Pfd. Glas auf einer Muͤhle. Bei jedem Eintrage seze man vor
dem EintauchenMan taucht naͤmlich die Biscuitwaare in die Fluͤssigkeit, worin
die feingepulverten Bestandtheile der Glasurmasse schwebend erhalten werden,
ein, zieht sie nach einigen Augenbliken heraus, schwenkt sie, um die
Glasurmasse uͤberall gleichfoͤrmig zu zertheilen und
traͤgt dann mit dem Pinsel an den Stellen, wo die Waare angefaßt
wurde, die Glasur nachtraͤglich auf.A. d. R. ein Paar Unzen geschmolzenen Salpeter zu.
No. 9. (Spode's Recept.)
Man calcinire, zerstoße, mahle und siebe in 6 Saggers;Diese Saggers sind Kapseln von verschiedener Groͤße, aus feuerfestem
Thon und gebrannten gepulverten Kapselscherben verfertigt. In ihnen werden
die geformten Gegenstaͤnde gebrannt, um Asche, Rauch und Flamme von
ihnen abzuhalten.A. d. R.
Man roͤste:
Granit
60 Pfd.
Borax
30
Troknen Kiesel
30
auf dem Boden eines Glasirofens. Hinreichend fuͤr 3
Portionen Glasur.
2 Saggern seze man auf 1 Glasur zu:
Pfd.
oder:
Bleiweiß
340
54
Granit
160
26
Glas
56
10
Trokner Kiesel
28
6
Perlasche
15
3
Salmiak
4 1/2
1
–––––
100.
No. 10. (J. Yates's
Recept.)
In 2 mit Kiesel ausgestrichene Saggers gebe man:
Granit
53 Pfd.
Kochsalz
2
Borax
2
In 1 detto Sagger gebe man:
Troknen Kiesel
30 Pfd.
Borax
4
In 1 detto einen halben Zoll dik:
Weißes Glas
34 Pfd.
Salpeter
1
Bleiweiß
4
Dieß roͤste man auf dem Boden eines Glasirofens, zerschlage, mahle, und siebe
es; mahle es ganz fein auf der Muͤhle, und vermenge es mit 5 1/2 Pfd. des
spaͤter unter No. 2 beschriebenen Anstriches. Dann mahle man 113 Pfd.
Bleiweiß gut; seze die Fritte zu, mische Alles gut durch einander und lasse es durch
ein Beuteltuch von No. 16 gehen.
No. 11, eine Abaͤnderung von
No. 10, (nach J. Clowes).
Man gebe in den einen Sagger:
Weißes Glas
34 Pfd.
Bleiweiß
4
Salz
2
Salpeter
1
In einen anderen:
Troknen Kiesel
30
Borax
6
Man stoße, puͤlvere und siebe dieß durch ein 3/16 Sieb, mische es gut, und
fritte es in einem Glasirofen (Einbrennofen); dann zerstoße, mahle und siebe man es
neuerdings und mische es mit 53 Pfd. calcinirtem Granit, und mahle es auf einer
Muͤhle, um es dann mit 113 Pfd. des besten Bleiweißes und 5 1/2 von dem unter
No. 2 der rohen Glasuren angegebenen Anstrich zu vermengen. Bei jeder Bereitung
werden nach diesem Verfahren 17 Shill. 6 Den. erspart; auch versichert Hr. J.
Clowes, daß diese Glasur viel besser sey.
No. 12.
Man mische gut:
Glas
32 Pfd.
Granit
10
Bleiweiß
4
Perlasche
4
Borax
4
Ferner:
Salpeter
1 Pfd.
Soda
1
Mennig
2
Blauer Kalk
2 Unz.
Man fritte dieß in einem Glasirofen, und mahle es mit 48 Pfd. Glas.
Glasur. (Blaue).
Bleiweiß
41
Granit
27
Kiesel
10
Glas
4
Fritte
8
No. 13.
Man calcinire in einem Glasirofen:
Bleiweiß
12 Pfd.
Borax
6 Pfd.
Soda
4
Blauer Kalk
4 Unz.
und seze dann zu:
Glas
60 Pfd.
Alles dieß mahle man gut zusammen.
Glasur.
Fritte
4
Bleiweiß
50
Granit
28
Kiesel
12
Flintglas
6
Rohe Glasuren. (Raw
Glazes.) – (Blauer Druk.)
No. 1. (Davenports
Recept.)
Bleiweiß
49
Granit
22
Kiesel
7
Glas
22
––––––
=
100 Theilen.
Fluß der nicht gefrittet wird.
Salz
14
Unz
Borax
12
–
No. 2. (J. Barlow's
Recept.)
Bleiweiß
49
Verwitterter Granit
24
Trokner Kiesel
14
Glas
10
Anstrich (Stain)
3
–––––
=
100 Theilen.
Seze geschmolzenen Borax zu:
3 Unzen.
Anstrich (Stain).
Bleiweiß
2
Salpeter
1/2
Salz
1
Glas
30
Blauer Kalk
10 Unz.
Borax
1 Pfd.
Man fritte dieß im oberen Theile eines Steingut- oder Biscuitofens,
zerschlage, puͤlvere, siebe und mahle es.
No. 3. (Recept von W.
Moore.)
Bleiweiß
52
Granit
24
Kiesel
12
Flintglas
12
–––––
=
100 Theilen.
Blauer Fluß 7 1/2 Unz.
1/2 Fluß auf 1 Blauen.
Ohne zu fritten:
Bleiweiß
51
Granit
25
Kiesel
12 1/2
Flintglas
11
Potasche
1/2
–––––
=
100 Theilen.
1 Unze Blauer Kalk in 4 Unzen Steinsalz.
Glasuren fuͤr Schmelz (Enamel oder Blue Edge
).
No. 1.
Man reibe 24 Stunden lang:
Kiesel
20
Glas
20
Granit
60
Dann loͤse man es in heißem Wasser auf und seze zu:
40
Unzen
Borax
24
–
Zinnoxyd
8
–
Salpeter
16
–
Salz
100
Pfd.
Bleioxyd.
Wenn dieß gesiebt worden, sende man es zur Muͤhle, und seze 3 Unzen blauen
Kalk zu, jedoch ehe es sich sezen kann, weil es sonst gern blaue Fleken gibt.
No. 2.
Man fritte in einem Glasirofen ein Sagger:
Kiesel
25 Pfd.
Borax
5
Dann reibe man es mit 57 Pfd. Granit zusammen und seze 117 Pfd. Bleiweiß zu.
1 Sagger, (mit Kiesel ausgestrichen):
Glas
22 Pfd.
Salz
1
Bleiweiß
2
Salpeter
0 1/2
Roher
Glasuranstrich
No. 2
1/2 Pfd.
oder mit
–
–
2 1/2 – fuͤr eine ganz
vorzuͤgliche Schmelzglasur.
Der Anstrich muß 2 Mal gemahlen und gesiebt werden.
No. 3.
Fritte.
Glas
50 Pfd.
Mennig
3 1/2
Knochenmehl (Bone)
50
Salz
2
Blauer Kalk
5 Unz.
oder:
Glas
10 Pfd.
Mennig
1
Arsenik
8 Unz.
Salpeter
1 Unz.
Blauer Kalk
3 Unz.
Glasur.
Fritte
10
Bleiweiß
50
Granit
26
Kiesel
14
No. 4 und 5.
Glas
17
6
Bleiweiß
55
54
Granit
21
28
Kiesel
7
12
Blauer Kalk
1 Unz.
1 1/2 Unz.
N. 6.
Fritte der Blaudruk-Glasur No.
1.
13
Bleiweiß
52
Granit
23
Kiesel
12
–––––
=
100 Theilen
Schmelze es mit:
Salz
6
Salpeter
4Ueber
die Fabrikation der englischen Toͤpferwaaren findet man
ausfuͤhrlichere Angaben in Brongniart's Abhandlung im Dictionnaire technologique Bd. XVII. S.
279, in Dumas's Handbuch der angewandten Chemie uͤbersezt
von Engelhart Bd. II. S. 677, und
vorzuͤglich in Schubarth's Elementen der technischen Chemie Bd.i.
S. 439. Man vergleiche auch die Beschreibung der Verfahrungsarten
und Apparate zur Fabrikation aller Sorten von Toͤpferwaare,
Steingut, Fayence und Porcellan nach englischer Art, von Boudon de Saint-Amand, im polytechnischen Journal
Bd. XLI. S. 206.A. d. R.