Titel: | Verbesserungen an den zur Papierfabrikation gehörigen Apparaten, auf welche sich Joseph Amies, Papierfabrikant zu Loose in der Grafschaft Kent, am 9. September 1832 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XXXVIII., S. 199 |
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XXXVIII.
Verbesserungen an den zur Papierfabrikation
gehoͤrigen Apparaten, auf welche sich Joseph Amies, Papierfabrikant zu
Loose in der Grafschaft Kent, am 9. September 1832 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Mai 1833, S.
216.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Amies, Verbesserungen an den zur Papierfabrikation
gehoͤrigen Apparaten.
Meine Erfindungen, sagt der Patenttraͤger in seiner Patenterklaͤrung,
bestehen in einer eigenen Bauart des Bodens des Siebes, und in der
zwekmaͤßigen Anwendung dieser Siebe, um mit deren Huͤlfe alle
Knoͤtchen und Kluͤmpchen aus dem Zeuge, der zur Papierfabrikation
dienen soll, zu entfernen.
Es ist allgemein bekannt, daß kleine Theilchen Mist, Kluͤmpchen oder
Knoͤtchen, oder andere zufaͤllig mit dem Zeuge vermengte
Unreinigkeiten dem Papier, welches daraus verfertigt werden soll, fehl nachtheilig
werden. Man hat daher bereits verschiedene Siebe angewendet um zu verhindern, daß diese
Unreinigkeiten nicht mit den seinen Zeugfaͤserchen in die Buͤtte
gelangen, aus der das Papier geschoͤpft wird. Die Boden dieser Siebe waren
jedoch bisher unvollkommen: sie bestanden naͤmlich aus Metallstaͤben,
welche an ihren beiden Enden in den Rahmen befestigt waren, so daß sie folglich,
wenn die Siebe in Thaͤtigkeit gesezt wurden, nicht unbedeutende Schwingungen
zuließen. In Folge dieser Schwingungen wurden die Stangen mit der Zeit nothwendig
mehr oder weniger gekruͤmmt oder lose, so daß dann die Knoͤtchen und
anderen Unreinigkeiten zugleich mit dem Zeuge durch dieselben entweichen konnten.
Durch meine Erfindung soll nun diesem Uebelstande abgeholfen werden.
Ich verfertige die Boden meiner Siebe naͤmlich aus Messing- oder
anderen Metallplatten, und erzeuge in diesen die zum Durchtritte der feinen
Zeugfaͤserchen noͤthigen Oeffnungen dadurch, daß ich kleine Spalten
oder Rizen in dieselben schneide, und zwar in der Art, daß zwischen den Enden einer
jeden dieser kurzen Spalten so viel Raum bleibt, als noͤthig ist, um dem
Siebe die gehoͤrige Festigkeit und Staͤrke zu geben. Ich finde es am
besten, diese Spalten so anzubringen, daß das Ende der einen der Mitte der beiden
naͤchstgelegenen Spalten gegenuͤber zu stehen komme, d.h., daß die
Spalten, wie man zu sagen pflegt, im Verbande, stehen. Alles dieß traͤgt sehr
zur Festigkeit der Siebe bei, und gehoͤrt mit zu meinen Erfindungen.
Fig. 55, 56, 57 stellen
einen Theil des Bodens eines Siebes vor, in welchen auf die angegebene Weise kurze
Spalten geschnitten sind. Fig. 55 zeigt
naͤmlich die obere und Fig. 56 die untere
Flaͤche oder den Ruͤken eines solchen Bodens, waͤhrend Fig. 57 einen
Querdurchschnitt derselben vorstellt. Um nun Siebe dieser Art zu verfertigen, ziehe
ich, nachdem ich mir vorher eine Messing- oder andere Metallplatte von 1/2
Zoll Dike so zubereitet habe, daß deren Oberflaͤche glatt und eben ist, eine
Reihe paralleler Linien quer uͤber diese Platte, und zwar in Entfernungen von
1/4 Zoll von einander. In die untere Flaͤche dieser Platten schneide ich dann
mir Huͤlfe eines Hohlhobels oder irgend eines anderen Instrumentes nach der
Richtung dieser Linien Furchen, mit der Vorsicht, daß das Ende jeder abwechselnden
Furche bis zur Mitte der beiden benachbarten Furchen reicht. Ist dieß geschehen, so
schneide ich mittelst einer kreisfoͤrmigen Saͤge schmale Spalten von
beilaͤufig 1/30 Zoll Weite durch den Grund dieser Furchen, so daß auf diese
Weise laͤngliche Oeffnungen in den Platten erzeugt werden, durch welche wohl
die zarten Zeugfasern, keineswegs aber Knoͤtchen oder sonstige Unreinigkeiten
dringen koͤnnen. Dadurch, daß an den Enden der Spalten Theile der Platte
undurchschnitten bleiben, und daß diese undurchschnittenen Theile mit anderen gleichfalls soliden,
zwischen den mittleren Theilen der benachbarten beiden Spalten befindlichen
Stuͤken der Platte zusammenhaͤngen, erhaͤlt die ganze Platte
die gehoͤrige Festigkeit, so daß sich Siebe dieser Art gewiß weniger
schwingen und biegen, als jene, die aus langen, bloß an den Enden festgemachten
Staͤben bestehen, oder als jene, an denen die Laͤngenspalten durch die
ganze Platte laufen.
Das auf diese Weise verfertigte Sieb ziehe ich in einem Rahmen auf, dem ich, um den
Durchgang der zarten Zeugfasern durch die Spalten zu befoͤrdern, eine
schaukelnde oder schuͤttelnde Bewegung mittheile. Fig. 58 ist eine
horizontale Ansicht oder ein Grundriß eines solchen gehoͤrig aufgezogenen
Siebes; in Fig.
59 hingegen sieht man dasselbe in senkrechtem Durchschnitte. a, a, a, a ist naͤmlich ein rechtekiger,
hoͤlzerner Rahmen, welcher am Scheitel und am Grunde offen ist. b, b ist die bereits beschriebene durchloͤcherte
Metallplatte, welche beilaͤufig 2/3 von dem Scheitel des Rahmens entfernt
quer durch denselben laͤuft, und welche durch die Bolzen c, die senkrecht durch den hoͤlzernen Rahmen und
durch die Metallplatte gehen, festgehalten wird. Der gehoͤrig zubereitete
Zeug gelangt durch eine Roͤhre bei d in das Sieb,
welches sich in einem Behaͤlter oder Troge eee befindet, und von den gegliederten Armen f,
f und dem Stuͤke g getragen wird. Wenn
der Zeug nun, wie aus Fig. 59 ersichtlich ist,
in das Sieb gegossen worden, so laufen die fluͤssigen und zartfaserigen
Theile desselben durch die in dem Boden des Siebes befindlichen Spalten in den
unteren Theil des aͤußeren Behaͤlters oder Troges ee, und aus diesem durch den Trichter h und die Roͤhre i in
die Buͤtte oder in den sonstigen Behaͤlter, aus welchem das Papier
geschoͤpft, oder auf eine sonstige Weise geformt wird. Die Hoͤhe des
Standes des Zeuges in dem Behaͤlter e wird durch
Umdrehen des am Halse des Trichters h befindlichen
Schraubenringes k regulirt. Dieser Ring hat außen eine
kegelfoͤrmige Gestalt, und bestimmt, indem er in einer am Boden des
Gefaͤßes befindlichen Oeffnung angebracht ist, die Hoͤhe des
Abfluß-Niveau's.
Um nun den Durchgang der feinen Zeugfasern durch das Sieb zu erleichtern, wird
dasselbe in eine schaukelnde und zugleich etwas schuͤttelnde Bewegung
versezt, die durch mannigfaltige Vorrichtungen erzeugt werden kann. Ich fand die in
Fig. 58
und 59
abgebildete Methode am zwekmaͤßigsten. Nach dieser wird naͤmlich das
Sieb auf die bereits erwaͤhnte Weise an den Hebeln oder gegliederten Armen
ff aufgehaͤngt, welche Arme an dem
hoͤlzernen Rahmen des Siebes angebracht sind, und sich mit Zapfen in
Zapfenlagern drehen, die sich am Ruͤken des Gefaͤßes e befinden. Quer uͤber den mittleren Theil des
Siebes laͤuft ein Arm l, welcher mittelst Bolzen
daran befestigt ist; mit diesem Arme steht ein zweiter Arm m in Verbindung, der auch als eine Verlaͤngerung des ersteren betrachtet werden
kann, und an welchem das Stuͤk g mit seinem Zahne
oder gebogenen Ende n angebracht ist. Es erhellt
hieraus, daß die Stuͤke l, m, g und n, wenn sie fest an einander und an das Sieb a selbst gebolzt sind, einen Hebel bilden, mit dessen
Huͤlfe das Sieb in dem Behaͤlter e gehoben
werden kann. An der horizontalen, durch irgend eine geeignete Triebkraft in Bewegung
gesezten Welle oo ist ein Klopf- oder
Stirnrad p befestigt, welches, indem es sich unter dem
Zahne n umdreht, den Hebel und folglich auch das Sieb
jedes Mal emporhebt, so oft das Rad um einen Zahn vorwaͤrts schreitet. Der an
dem Ende des Hebels befindliche Zahn n veranlaßt, daß,
wenn er von einem Zahne des Klopf- oder Sperrrades herabfallt, der Theil g auf den Scheitel des Pfostens q schlaͤgt. Wenn nun diese Bewegungen schnell auf einander folgen
(z.B. 200 Mal in einer Minute), so werden dadurch leichte Schwingunzen und
Erschuͤtterungen entstehen, die den Durchgang der Zeugfasern durch das Sieb
sehr beguͤnstigen werden.
Ich beschraͤnke mich jedoch durchaus auf keine bestimmte Laͤnge und
Breite der Spalten, welche in die den Boden der Siebe bildenden Platten geschnitten
werden sollen, noch auch auf irgend eine Entfernung derselben von einander, oder auf
eine bestimmte Dike der Platten, da alles dieß eigentlich von der Beschaffenheit des
Zeuges, mit welchem man arbeitet, von der Geschwindigkeit, mit der die Siebe bewegt
werden, so wie von deren Dimensionen abhaͤngt. Nur so viel bemerke ich, daß
die Spalten nie der ganzen Quere nach durch die Platten gehen duͤrfen, und
daß es am besten ist, wenn die Spalten in dem angegebenen Verhaͤltnisse zu
einander stehen, obschon dieselben uͤbrigens auch in unterbrochenen Linien
angebracht werden koͤnnen.
Was die Erzeugung der Bewegung der nach meiner Methode verfertigten Siebe betrifft,
so beschraͤnke ich mich gleichfalls nicht auf die Anwendung des Hebels und
des Klopfrades, in dem zu diesem Behufs eben so gut auch jede andere taugliche,
mechanische Vorrichtung angebracht werden kann.