Titel: Verbesserungen an den Dampfmaschinen, auf welche sich William Brown, Kaufmann zu Liverpool, in Folge einer von einem im Auslande wohnenden Fremden erhaltenen Mittheilung am 9. Junius 1832 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XLV., S. 241
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XLV. Verbesserungen an den Dampfmaschinen, auf welche sich William Brown, Kaufmann zu Liverpool, in Folge einer von einem im Auslande wohnenden Fremden erhaltenen Mittheilung am 9. Junius 1832 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. April 1833, S. 169. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Brown's Verbesserungen an den Dampfmaschinen. Die Erfindung des Patenttraͤgers besteht in einer gewissen Vorrichtung, durch welche an dem sich schwingenden Cylinder einer Dampfmaschine ein Schieberventil oder eine Schieberklappe erzeugt wird, mittelst welchem durch die Schwingung dieses Cylinders selbst der Zutritt des Dampfes in den Cylinder abwechselnd gestattet und unterbrochen wird. Fig. 10 zeigt die Maschine im Aufrisse, waͤhrend sie in Fig. 11 im Grundrisse sichtbar ist. Gleiche Buchstaben beziehen sich an beiden Figuren auch auf gleiche Gegenstaͤnde. a ist naͤmlich das Gestell, welches die ganze Maschine traͤgt; b die Maschine oder der Dampfcylinder, welcher sich an den Achsen cc schwingt, die sich an jeder Seite des Cylinders in den Zapfenlagern dd drehen. e ist die Kolbenstange, welche, wie man sieht, durch beide Enden des Cylinders geht, und zwar durch die Schlußbuͤchsen ff, die sich an beiden Enden befinden. Diese Schlußbuͤchsen sind hier viel laͤnger, als sie sonst an feststehenden Dampfmaschinen zu seyn pflegen; der Zwek dieser Einrichtung ist, der Kolbenstange an beiden Enden des Cylinders ein moͤglichst langes Lager zu verschaffen. In die Schlußbuͤchsen wird Hanf, Baumwolle oder irgend ein sonstiges, als Liederung gebraͤuchliches Material gebracht, wodurch die Dekel des Cylinders an den Stellen, durch welche die Kolbenstange geht, dampfdicht verschlossen werden koͤnnen. g ist der Winkelhebel oder die Kurbel, an der die Kolbenstange durch die gewoͤhnlichen Riemen und Schluͤssel angebracht ist. h ist die Hauptwelle, mit welcher irgend ein Muͤhlenwerk oder irgend eine sonstige Maschinerie, die durch die Dampfs Maschine in Thaͤtigkeit gesezt werden soll, verbunden wird. i ist ein an der Hauptwelle aufgezogenes Flugrah; die Hauptwelle selbst dreht sich in den Zapfenlagern, welche oben an das Gestell aa geschraubt sind. Die punktirten Linien in Fig. 10 bezeichnen die Stellungen, in welche der Cylinder o durch seine Schwingungen um seine Achse geraͤth. Man wird hieraus ersehen, daß die Dampfwege oder die an jedem Ende des Cylinders angebrachten Oeffnungen, wie man sie in der Seitenansicht des Cylinders Fig. 12 bei k, l erblikt, bei jeder Schwingung des Cylinders sich durch einen Raum bewegen muͤssen, welcher dem an jedem Ende des Cylinders zwischen den punktirten Linien mm befindlichen Raume gleich ist, so daß diese Oeffnungen abwechselnd an die Eintrittsstelle, d.h. an jenen Punkt, an welchem der Eintritt des Dampfes in dem Cylinder Statt findet, oder an die Austrittsstelle, d.h. an jenen Punct gelangen, an welchem der Dampf, nachdem er auf den Kolben gewirkt hat, aus dem Cylinder in den Verdichter oder in die freie Luft austritt, je nachdem die Maschine eine Verdichtungs- oder eine Hochdrukmaschine ist. In Fig. 11 und 12 sieht man bei nn zwei abgeschliffene Flaͤchen oder Platten an jener Seite des Cylinders befestigt, an welcher die Oeffnungen k, l angebracht sind, durch welche der Dampf an jeder Seite des Kolbens Zutritt hat. Diese beiden Platten schieben oder bewegen sich gegen zwei aͤhnliche abgeschliffene Platten, die sich an der spaͤter zu beschreibenden Dampfbuͤchse oder Roͤhre o und an den Austrittsgaͤngen oder Oeffnungen befinden. In Fig. 10 und 11 ist a eine kreisfoͤrmige, flache Roͤhre oder Buͤchse, welche den Dampf in den Dampfcylinder ein- und austreten laͤßt, und von der man in Fig. 13 einen Grundriß, in Fig. 14 hingegen einen Durchschnitt sieht, aus welchem dessen Einrichtung Jedermann verstaͤndlich werden wird. An der dem Dampfcylinder zunaͤchst gelegenen Seite befinden sich zwei abgeschliffene Platten p, q, deren jede bei r, s und t, u mit zwei Oeffnungen versehen ist, die zum Eintritt und Austritt des Dampfes bestimmt sind. Diese kreisfoͤrmige Roͤhre oder Buͤchse wird durch die Schraube v, welche durch eine in Fig. 15 einzeln dargestellte Klammer w geht, in der Stellung erhalten, die man aus Fig. 10 und 11 ersieht, wobei der untere Theil der kreisfoͤrmigen Roͤhre von dem Gestelle a getragen wird. Aus dem Durchschnitte dieser kreisfoͤrmigen Roͤhre in Fig. 14 wird man sehen, daß sich zwischen den Oeffnungen oder Muͤndungen r, s und t, u zwei Scheidewaͤnde x, x befinden, so daß, waͤhrend der Dampf das untere Fach oder die untere Abtheilung der kreisfoͤrmigen Roͤhre o erfuͤllt, das obere Fach als Austrittsgang des Dampfes an beiden Enden des Cylinders wirkt, und daß, wenn das obere Fach fuͤr den Kessel offen sieht, das untere Fach den Austritt des Dampfes an beiden Enden des Cylinders gestattet. y, Fig. 11, ist eine Roͤhre mit Armen, welche man in Fig. 16 und 17 einzeln fuͤr sich abgebildet sieht, und welche mittelst der Randstuͤke mit Huͤlfe von Schraubenbolzen und Schraubenmuttern an anderen Randstuͤken A, die sich an der kreisfoͤrmigen Roͤhre o befinden, befestigt wird. Vorn an den mit Armen versehenen Roͤhren y ist eine kreisfoͤrmige Platte B angebracht, in der sich vier Oeffnungen C, D und E, F befinden, welche saͤmmtlich in die mit Armen versehenen, und uͤbrigens nicht direct mit einander in Verbindung stehenden Roͤhren y fuͤhren. G ist eine weitere kreisrunde Platte, die man in Fig. 18 einzeln und abgenommen, in Fig. 11 hingegen an ihrer gehoͤrigen Stelle angebracht sieht. Sie wird naͤmlich mittelst der Schraube H an die Platte B geschraubt, und zwar in der Art, daß die Loͤcher oder Ausschnitte I und die Oeffnungen CD und EF verbinden, d.h. daß das Loch I eine Verbindung oder einen Weg fuͤr den Dampf von E nach F, dessen Zwek spaͤter erhellen wird, herstellt. K stellt ein in die Platte G gebohrtes Loch vor, in welches Loch ein Griff oder Hebel eingesenkt wird, wenn der Durchgang durch dasselbe geoͤffnet oder geschlossen werden soll. Die Oberflaͤchen der beißen Platten B und C sind genau abgeschliffen, so daß dieselben, nachdem sie zusammengeschraubt worden, dampfdicht schließen, und daß folglich der Dampf lediglich nur durch die beschriebenen Loͤcher oder Gaͤnge gehen kann. Will man sich nun den Gang dieser Maschine versinnlichen, so muß man sich vorstellen, daß die von einem Dampfkessel herfuͤhrende Dampfroͤhre mit dem Randstuͤk L der armigen Roͤhren in Verbindung steht. Der Dampf wird daher durch die in der Platte L befindliche Oeffnung oder Muͤndung C und durch den Gang D treten, und dann das untere Fach der kreisrunden Roͤhre oder Dampfbuͤchse o erfuͤllen. Aus diesem wird der Dampf in den Dampfcylinder b eintreten, wenn beide Oeffnungen k und l den Muͤndungen oder Oeffnungen u, s gegenuͤber zu stehen kommen, und dafuͤr bei diesen Oeffnungen austreten, wenn sie den Muͤndungen oder Oeffnungen t, r gegenuͤber zu liegen kommen. Wenn die Kurbel oder der Winkelhebel z.B. in der durch den Pfeil angedeuteten Richtung bewegt wird, so wird das aͤußere Ende des Cylinders b herabgedruͤkt, und die Oeffnung k dem unteren Fache der Dampfroͤhre o bei u geoͤffnet werden, so daß der Dampf in den Cylinder eintreten und den Kolben in Thaͤtigkeit sezen kann. Mittlerweile wird aber die Oeffnung l des Cylinders b der Oeffnung r gegenuͤber zu stehen kommen, wodurch der Dampf, nachdem er auf diese Seite des Kolbens gewirkt hat, in das obere Fach der kreisrunden Roͤhre oder Buͤchse o uͤbergehen, und entweder in einen Verdichter oder in die freie Luft gelangen wird. In Folge der fortwaͤhrenden Umdrehung der Kurbel g wird aber dann das entgegengesezte Ende des Cylinders herabgedruͤkt werden, wodurch der Eintritt des Dampfes in die Oeffnung k gehindert, durch die Oeffnung l hingegen gestattet wird, so daß die Oeffnung k dann der Oeffnung t gegenuͤber zu stehen kommt, und daß der Dampf folglich bei dieser Seite des Kolbens austreten kann. Es erhellt von selbst, daß die Oberflaͤchen der Platten und u und p, q sehr genau abgeschliffen, oder mit elastischen Liederungen versehen seyn muͤssen, damit dieselben dampfdicht schließen. Will man diese Maschine bei einer Condensations-Dampfmaschine anwenden, so werden die an den Verdichter fuͤhrende Roͤhre mit dem Randstuͤk M verbunden, und die uͤbrigen erforderlichen Theile angebracht und durch die Maschine in Bewegung gesezt. Soll die Vorrichtung jedoch an einer Hochdruk-Dampfmaschine in Anwendung kommen, so braucht man an dem Randstuͤk M bloß eine Roͤhre an, zubringen, welche den Dampf in irgend einer erforderlichen Richtung von der Maschine wegfuͤhrt. Will man eine Aenderung in dem Gange der Maschine vornehmen, oder will man z.B. veranlassen, daß sich die Kurbel in einer der fruͤheren entgegengesezten Richtung bewegt, so braucht man die Platte G mittelst eines in die Oeffnung k eingesenkten Hebels oder Griffes nur so zu drehen, daß die Loͤcher I und J zwischen (C und E und D und F einen Gang oͤffnen, wodurch das obere Fach der Roͤhre o in das Dampffach, das untere hingegen in den Ausfuͤhrungsgang fuͤr den Dampf, nachdem derselbe den Kolben bewegt hat, verwandelt wird. Als seine Erfindung nimmt der Patenttraͤger nur die Einrichtung der Platten nn an dem Dampfcylinder b, und der Platten p, q an der kreisrunden Roͤhre o in Anspruch, wodurch in Folge der Schwingungen des Cylinders Schieberventile gebildet werden, die den Eintritt des Dampfes abwechselnd gestatten oder verhindern.

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