Titel: | Verbesserungen an den Schienen der Eisenbahnen, worauf Sherman Converse von New-York in den Vereinigten Staaten von Amerika, gegenwärtig in London, welchem diese Verbesserungen von einem im Auslande wohnenden Fremden mitgetheilt worden, am 29. September 1822 sich ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XLVII., S. 251 |
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XLVII.
Verbesserungen an den Schienen der Eisenbahnen,
worauf Sherman Converse
von New-York in den Vereinigten Staaten von Amerika,
gegenwaͤrtig in London, welchem diese Verbesserungen von einem im Auslande
wohnenden Fremden mitgetheilt worden, am 29. September
1822 sich ein Patent ertheilen ließ.
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions, vom
Monat April 1833).
Converse, Verbesserungen an den Schienen der
Eisenbahnen.
Das große Uebel der Eisenbahnen besteht in ihrer bestaͤndigen Abnuͤzung
– ihren unaufhoͤrlich noͤthigen Reparaturen. Da nun jedes
Mittel, wodurch die Schienen langer in ihrer gehoͤrigen Stellung erhalten
werden koͤnnen, nicht nur zum Vortheile der Actionnaͤre, sondern auch
zur Verhuͤtung von Ungluͤksfaͤllen dienen muß, so wird dasselbe
eine oͤffentliche Angelegenheit, und das Publikum ist in dem Projecte des
Hrn. Converse auf eine
doppelte Art interessirt. Sein Plan besteht darin, die Schienen, die
Stuͤhlchen oder Untersazstoͤkel (chairs)
Im Original steht: Chains, Ketten, statt Chairs, Stuͤhlen, was offenbar ein
Drukfehler ist. sowie sie gegenwaͤrtig sind, unveraͤndert zu lassen, die
Schienen in den Stuͤhlchen, und diese lezteren auf den Steinbloͤken
eben so zu befestigen und mit einander zu verbinden. Zur groͤßeren Sicherheit
aber soll an dem Theile der Schiene, welche im Stuͤhlchen stekt, und darin
durch Keile oder Bolzen befestigt ist, eine lange Stange von geschmiedetem Eisen in
senkrechter Richtung so befestigt werden, daß sie durch ein im Mittelpunkte des
Stuͤhlchens gemachtes Loch geht, und die Schiene mit dem Stuͤhlchen
zusammenhaͤlt. Ferner soll in der Mitte zwischen zwei Stuͤhlchen an
jeder Schiene ein Band oder eine Klammer angebracht werden, worin die Enden zweier
Stangen sich vereinigen, deren andere Enden an den Enden der Schiene befestigt
werden. Auf diese Art wird jede Schiene an ihren beiden Enden durch die senkrechten
Stangen und in ihrer Mitte durch Diagonalstangen festgehalten, welche da, wo sie mit
der Schiene verbunden sind, aufwaͤrts, und an den Stuͤlchen
niederwaͤrts stehen.
Da es aber auch noͤthig ist, die beiden Schienen der Bahn in ihrer richtigen
(parallelen) Lage gegen einander zu erhalten, so soll dieses durch andere
hinlaͤnglich starke Stangen von geschmiedetem Eisen bewirkt werden, welche
(in horizontaler Richtung) an den Baͤndern der Schienen von einer Seite zur
anderen festgemacht, beide Schienen mit einander verbinden. Oder die beiden gegen
einander befindlichen Stuhlchen selbst koͤnnen durch solche Stangen verbunden
werden.
Das ganze System dieser Baͤnder, Klammern und Stangen bildet, was wir eine
combinirte Eisenbahn (a compound railroad) nennen; und
obwohl hiedurch anfaͤnglich die Kosten der Anlage vermehrt werden, so
muͤssen wir doch, da hiedurch die Nothwendigkeit von Reparaturen beseitigt,
und die Sicherheit, Dauer und Brauchbarkeit der Bahn in einem hohen Grade
befoͤrdert wird, diesen Vorschlag fuͤr wichtig halten.
Hr. Converse nimmt bloß die
Klammern und Stangen als seine Erfindung in Anspruch, nicht aber die Art ihrer
Verbindung, noch ihre Form oder ihren Stoff. Alles kann bleiben wie es ist, und
diese Stangen und Klammern oder Baͤnder koͤnnen an jeder vorhandenen
Eisenbahn als eine gruͤndliche und dauerhafte Reparatur angebracht
werden.
Bemerkung des Uebersezers.
Wir sind mit der Redaction des Repertory of
Patent-Inventions, von welcher wir die vorstehende, nicht sehr
deutliche Beschreibung woͤrtlich uͤbersezt haben, vollkommen
daruͤber einverstanden, daß ein großes Uebel der Eisenbahnen, nach ihrer gegenwaͤrtigen Bauart, im Mangel an
hinlaͤnglicher Festigkeit bestehe, wodurch unaufhoͤrliche Reparaturen
und Flikereien noͤthig gemacht, und nicht selten Ungluͤksfaͤlle
verursacht werden. Wir haben uͤber das Fehlerhafte und Ungereimte dieser,
seit 60 Jahren mit einer unbegreiflichen (fast religioͤsen)
Anhaͤnglichkeit an einen alten Schlendrian beibehaltenen, Bauart schon bei
mehreren Gelegenheiten und neuerlich im 1sten Heft des XLVIII. Bandes des polyt. Journ. in einer Note, S. 19–21, auf eine bestimmte und
deutliche Art uns ausgesprochen, und muͤssen uns nur daruͤber wundern,
daß die Redaction des Repertory und die englischen
Mechaniker uͤberhaupt noch immer nicht auf den einfachen Gedanken gekommen
sind, jene laͤngst erkannten und gefuͤhlten Maͤngel durch eine
zwekmaͤßigere Bauart der Schienen und ihrer Unterlagen gruͤndlich zu
beseitigen, statt dieselben durch eine complicirte und kostbare Flikerei einiger
Maßen zu verbessern oder unschaͤdlich zu machen.
Das von Hrn. Converse hier
vorgeschlagene System ist eigentlich nichts anderes als eine kuͤnstliche
Armatur oder Befestigung einer schwachen und schlechten Construction, durch welche zwar
der Zwek gewisser Maßen erreicht werden kann, die aber zu den vielen senkrechten,
schraͤgen, horizontalen und diagonalen Verbindungsstangen, Baͤndern
und Klammern mehr Eisen und Arbeit erfordern wird, als die Schienen selbst, und
welche jedenfalls weniger leisten und weit mehr losten wird, als die von mir schon
langst vorgeschlagene und empfohlene Bauart von zwei massiven, ununterbrochen neben
einander fortlaufenden und zusammenhangenden Unterlagmauern, auf welchen die
eisernen Schienen, ohne die gewoͤhnlichen Stuͤhlchen und ohne alle
andere Kuͤnstelei, auf die solideste und dauerhafteste Art, und mit einer
bedeutenden Ersparung an dem kostbarsten Material, dem Eisen, befestigt werden
koͤnnen.
J. v. Baader.